Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 134, Jahrgang 1854, Nr. , S. 393
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Miscellen. Miscellen. Die Seidenabfall-Spinnerei von Emil Weber-Blech in Guebwiller. Die erste Seidenabfall-Spinnerei im Elsaß wurde im Jahre 1852 von Emil Weber-Blech in Guebwiller errichtet und im April 1853 in Gang gesetzt. Gegenwärtig sind in derselben 2000 Spindeln im Gange, welche Nr. 30 bis 70, nach der bei der Baumwolle üblichen Bezeichnung, spinnen. Die Seidenabfälle, welche Weber anwendet, sind unter dem allgemeinen Namen der Galletseide bekannt und werden hauptsächlich aus Frankreich und Italien bezogen. Auch verspinnt er Abfälle aus seinem eigenen Etablissement. Die Abfälle unterliegen der in der Schweiz allgemein gebräuchlichen Behandlung, d.h. sie werden vor dem Verspinnen einem eigenthümlichen Proceß unterworfen, durch welchen die Fäden, die bekanntlich von einer ihnen während der Coconbildung vom Thiere mitgetheilten Leimsubstanz durchdrungen sind, von einander gelöst werden. Dieser Proceß ist unerläßlich für das Kämmen der Abfälle und besonders der Flockseide, weil dieselbe außerordentlich hart und voll Knoten ist und die einzelnen Fäden zusammengeklebt sind. Andere Abfälle sind die unvollendeten und löcherigen Cocons, die Abfälle vom Mouliniren u.s.w. Die Flockseide aber bildet den wichtigsten Artikel und eignet sich, weil sie in der größten Menge vorhanden ist, am besten zur Bearbeitung im Großen. Die Operation, vermittelst welcher man die Fäden von einander löst, ist nicht überall dieselbe. So unterwirft man sie in der Schweiz und in Italien einem Gährungsproceß (chapage), während man sie in Frankreich und England mit Seifenwasser kocht. Dieser letztere Proceß ist der einfachste und schnellste, allein er führt den Uebelstand mit sich, daß die Seide ihren Glanz zum Theil verliert. Er besteht darin, daß man die Seide längere oder kurzere Zeit, je nach dem angewendeten Material, in Seifenwasser kochen läßt. Die Seide geht aus der Flüssigkeit vollkommen losgelöst, weiß und mit einem schönen Glanze hervor, den sie aber beim Färben verliert. Hierauf kämmt man sie leicht mit der Hand vermittelst Kratzen, welche auf hölzernen Platten befestigt sind, und erhält hierbei mehrere Züge von verschiedener Länge, welche man in fünf Abtheilungen classificirt. In Frankreich geschieht das Kämmen, wie es eben beschrieben wurde, allgemein mit der Hand. In England dagegen, namentlich in Halifax, wo sehr bedeutende Etablissements dieser Art sind, ist die Verarbeitung eine andere. Hier wird die Seide nach dem Seifenbade in Stücke von gleicher Länge, etwa der Faserlänge der langen Georgia entsprechend, geschnitten und dann mechanisch gekrempelt, wie die Baumwolle, und versponnen. Alle Gespinnste, welche man aus gekochter Seide herstellt, sind ohne Rücksicht auf die Weiterverarbeitung beim Kämmen und Spinnen allgemein unter dem Namen der Fantasieseide bekannt und zeichnen sich leicht durch ihre Farbe aus, welche sehr schön weiß ist. Man verwendet dieselbe zu Strumpfwirker- und Posamentierarbeiten, bei der Fabrication von Shawls und gedruckten Taschentüchern u.s.w. Die kurze Fantasie, welche hauptsächlich zur Shawlfabrication dient, wie etwa Kette Nr. 100 gezwirnt, ist unter dem Namen der englischen Fantasie bekannt. In Italien, und namentlich in der Schweiz, wo zahlreiche Etablissements dieser Art bestehen, nach deren System auch das Weber'sche Etablissement eingerichtet ist, bedient man sich anderer Processe, als der eben beschriebenen. Hier wird die Seide nicht gekocht, sondern eingeweicht (chapée). Diese Operation hat den Zweck, die Fäden von einander loszulösen, aber ohne daß dieselben ihren Glanz verlieren. Zu diesem Zwecke läßt man die Seide mehrere Tage lang in Kübeln liegen, welche mit warmem Wasser gefüllt sind, damit sie in einen Zustand der Gährung oder Zerlegung übergeht. Manche Fabrikanten unterstützen diese Gährung noch durch auflösliche Salze, welche sie dem Wasser zusetzen. Die so behandelte Seide zeichnet sich durch einen sehr starken Geruch aus. Hierauf kommt sie zum Kämmen, was zum Theil vermittelst großer mit Häkchen besetzter Trommeln und zum Theil vermittelst Handkratzen bewirkt wird. Zur vollständigen Reinigung und Entfernung der Knoten sind die letzteren unentbehrlich. Das Kämmen gibt zwei bis drei Züge, von denen der erste als der längste der werthvollste ist, weil die Gespinnste aus demselben den meisten Glanz haben. Vermittelst einer Anlegemaschine nimmt die gekämmte Seide die Form von Bändern an und wird dann weiter wie die Fantasteseide versponnen. Diese letztere Operation erfolgt auf Spinnmaschinen, wie man sie zum Spinnen der Baumwolle anwendet. Diese Gespinnste finden, sowohl in einfachen Fäden, als gezwirnt, ihren Absatz bei Modewaaren- und Damastfabrikanten, überhaupt für alle Gewebe, in welchen die Seide mit Wolle und Baumwolle zusammen verwebt wird. Der hohe Preis der Seidenabfälle hat zur Folge gehabt, daß dieselben auch aus entfernten Ländern, unter anderen aus China, in Europa eingeführt werden. Die Levante, Syrien, Kleinasien schicken dieselben bereits seit mehreren Jahren nach Marseille. Alle diese Stoffe lassen sich, statt mit der Hand, mit der Heilmann'schen Kämmmaschine kämmen. Weber hat die Maschinenkämmerei in seinem Etablissement eingeführt und kann vermittelst derselben nicht nur die langen Fasern, sondern auch die kürzeren verwerthen. Ungeachtet aller Vorzüge, welche die Maschinenkämmerei hat, haben die Fabrikanten dieselbe doch bis jetzt nur in sehr geringer Zahl in ihren Etablissements eingeführt. (Aus dem Bulletin de la soc. industr. de Mulhouse, 1854, Nr. 126. durch das polytechn. Centralblatt Liefer. 22.) Löthen des Rothkupfers; von Hrn. Domingo. Derselbe ließ sich am 9. April 1850 in Frankreich eine Legirung patentiren, welche man zum Hartlöthen des Rothkupfers anwenden kann, indem sie dieselbe Farbe wie dieses Metall hat und die Beihülfe des jetzt gebräuchlichen Borax zu unterlassen gestattet. Sie kann gefeilt und geschmiedet werden, ist sehr schmelzbar, und wird mit Blei und Kupfer in folgenden Verhältnissen dargestellt. 100 Theile Kupfer und 25 Theile Blei geben eine Legirung von genügend schöner rother Farbe; sie ist schmelzbar, fest und weich. Mit 100 Theilen Kupfer und 20 Theilen Blei erhält man ein sehr festes Metall, welches schmelzbar und lebhaft roth ist. Eine Legirung von 100 Theilen Kupfer mit 16 bis 18 Theilen Blei besitzt ziemlich dieselben Eigenschaften. Um ein gutes Loth für Rothkupfer zu erhalten, muß man 100 Gewichtstheile Kupfer auf 20 Theile Blei anwenden. Man schmilzt das Kupfer in einem Tiegel, und wirft von Zeit zu Zeit eine kleine Menge Weinstein hinein, um seine Dehnbarkeit zu erhöhen; in dem Augenblick wo es flüssig wird, setzt man das Blei zu, mischt durch limrühren und gießt die Legirung zu Stäben. Dieses Loth wird dann in Grana-Uen verwandelt, nach demselben Verfahren wie das jetzt gebräuchliche Loth für Messing. (Brevets d'invention, t. XVI p. 336.) Verfahren zur Fabrication von Glaubersalz, Salzsäure und Salpetersäure; von den HHrn. Pelouze und Kuhlmann. Da die Schwefelsäure oft in hohem Preise steht, so versuchten wir behufs der Zersetzung der salzsauren und salpetersauren Salze jene Säure durch solche schwefelsaure Salze zu ersetzen, welche unter gewissen Umständen ihre Säure fahren lassen, die dann gerade so wirkt wie wenn sie frei wäre. Unser Patent betrifft speciell die Zersetzung der salzsauren und salpetersauren Salze durch den aus der Alaunlauge abgeschiedenen Schlamm, oder direct durch geröstete Alaunschiefer. Damit die Salzsäure nicht mit schwefliger Säure verunreinigt wird und damit sich die Salpetersäure nicht theilweise in Untersalpetersäure umwandelt, muß das Eisen des Vitriols auf das Maximum der Oxydation gebracht seyn. Um Salzsäure zu fabriciren, lassen wir die schwefelsaure Thonerde und das schwefelsaure Eisen, einzeln oder gemengt, auf die Chloride wirken, namentlich das Kochsalz, Chlorkalium, Chlormangan (den Rückstand von der Chlorbereitung), Chlormagnesium und Chlorcalcium. Die Zersetzung findet schon bei einer der Dunkelrothglühhitze nahen Temperatur statt; um sie vollständig zu machen, bewirken wir sie unter dem Einfluß des Wasserdampfs. Wir benutzen auch die Beihülfe des Wasserdampfs bei der Zersetzung der salpetersauren Salze. Wenn unser Verfahren zur Zersetzung des Kochsalzes angewandt wird, so liefert es Glaubersalz, gemengt mit Thonerde und Eisenoxyd; von den beiden letzteren trennt man es durch Auflösen in Wasser; man kann aber auch das ganze Gemenge zur Fabrikation von künstlicher Soda anwenden. Die Grundlage unseres Verfahrens bildet die technische Anwendung der sehr merkwürdigen Thatsache, daß die salzsauren und salpetersauren Salze leicht durch gewisse schwefelsaure Salze unter dem Einfluß des Wasserdampfs zersetzt werden; wir halten es für unnöthig, die zu seiner Ausführung geeigneten Apparate zu beschreiben. (Patentirt in Frankreich am 11. April 1850. – Brevets d'invention, t. XVI p. 321.) Der Holzgeist als Brennmaterial statt des Weingeistes; nach Professor Bolley. Wenn vielleicht in mehreren Laboratorien schon längere Zeit Holzgeist anstatt Weingeist in den Lampen gebraucht wird, so ist ersterer doch bis jetzt nie recht zur Anwendung gekommen. Man hört gegen denselben sagen er verbreite einen unangenehmen Geruch, er liefere nicht Hitze genug, und anderes mehr. Weil der letzte Vorwurf fast zu sagen traditionell geworden, es aber immerhin eine Frage von einiger, wenn auch untergeordneter, ökonomischer Bedeutung für chemische Laboratorien, pharmaceutische Officinen u.s.w. ist. hat der Verfasser vergleichende Versuche über die Heizkraft des Holzgeistes und Weingeistes anstellen lassen. Solche Versuche können nur dann einigen Werth haben, wenn die Eigenschaften des fraglichen Products etwas näher angegeben sind. Die zu den Versuchen dienende Flüssigkeit war begreiflich der rohe Holzgeist. Er war schwach gelblich von Farbe, hatte geistigen schwach brenzlichen Geruch, begann zu sieden bei 68° C., der Siedepunkt stieg indeß bei fortgesetztem Kochen fortwährend. Das specifische Gewicht desselben war 0,81. Er zeigte schwach saure Reaction, färbte sich mit Aetznatronlauge gemischt dunkler und wurde trübe, auch Schwefelsäure färbte ihn stark dunkel. Zu dem vorliegenden Zwecke möchte überflüssig seyn, weitergehende Charaktere dieser Flüssigkeit aufzusuchen; sie ergibt sich als das gewöhnliche Gemenge von essigsaurem Methyloxyd mit Aceton, Xylit, Mesit, Spuren von Pyrorantogen und öligen Substanzen u.s.w. Der Weingeist hatte das spec. Gewicht von 0,845. Der Apparat, womit die Versuche angestellt wurden, bestand in einer Fuchs'schen Weingeistlampe, die bei jedem neuen Versuch bis auf gleiche Höhe mit der Flüssigkeit gefüllt wurde. Docht und Zugrohr behielten während der Versuche die gleiche Lage. Zur Vermeidung des Seitenzugs wurde der Brenner in die Mitte einer 3/4 Fuß weiten Röhre gebracht. Ueber die Flamme wurde eine dünne Messingschale gestellt, in welcher eine abgewogene Menge Wasser war, von welchem das verdampfende in regelmäßigen Pausen ergänzt wurde. Jeder Versuch dauerte ungefähr 2 Stunden. Die Dauer des Versuchs, die Menge verdampfenden Wassers und die Menge verbrannten Heizmaterials wurden genau notirt. Das in der Schale rückständige auf 100° C. erwärmte Wasser wurde ebenfalls in Rechnung gebracht. Es wurde aus demselben die Dampfmenge berechnet, die sich aus der gebrauchten Wärmemenge hätte ergeben müssen, und diese zu der erzeugten Dampfmenge addirt. Ein Theil der Leistung ist in der nachfolgenden Tabelle unbeachtet, die Wärmemenge, die nöthig war, um das in Dampf verwandelte Wasser zuerst von 19° C. auf 100° zu bringen. Da die Aufnahme dieser Leistung das wechselseitige Verhältniß der Gesammtleistungen nicht ändern würde, diese Versuche aber kaum werden dienen können, um die Leistungen der hier untersuchten Stoffe mit anderen Brennmaterialien zu vergleichen, so hätte die Einführung dieses Factors der Gesammtleistung wenig Werth.     Nummerdes Versuchs.   Verbrauch anBrennmaterial   in Grammen.    Gewichtverdampften   Wassers in  Grammen.       Auf1. Brennstoff    verdampfte    Wasser.Wie oben bemerkt, ist hier mit zugerechnet, was noch an Dampf gebildet worden seyn würde durch die Wärme, die dem Wasserrückstande beim Abbrechen des Versuchs mitgetheilt war. Dauer des Versuchs.  Minuten. Holzgeist.         1        2        3        4        98     133     124     198       514°      697      597      782       5,25      5,25      4,81      3,95      101     149     138     165 Weingeist.         5        6        7        8      160     178     188     159       680      781      590      687       4,25      4,38      4,43      4,32      104     148     119     170 In Versuch 1, 2, 3 und Versuch 6, 7, 8 war die Entfernung des Schalenbodens von dem Niveau des Dochtes gleich. Um den Einfluß eines höheren Stellens zu ermitteln, wurde der Kessel in Versuch 4 und 5 um etwa 3/4 Zoll mehr von der Flamme entfernt; das Resultat war ungünstig, wie die Tabelle ausweist. Die ersten drei und letzten drei Versuche zeigen alle nur wünschenswerthe Uebereinstimmung. Nach diesen verhält sich die Heizkraft des Weingeistes zu der des fraglichen Holzgeistes wie 43: 50, nahezu wie 6: 7. Die Preise waren aber wie 8: 6. Die Kosten, um eine gewisse Menge Wasser in Dampf zu verwandeln, werden daher mit Weingeist 56 betragen, wenn sie mit Holzgeist 36 ausmachen, oder der Holzgeist ist unter gegebenen Umständen das um 9/14 wohlfeilere Brennmaterial. Der Geruch, welchen der brennende Holzgeist verbreitet, ist höchst unbedeutend und kaum beachtenswerth; mehr fühlbar wird er, wenn die Flüssigkeit in offenen Gefäßen dasteht, aber auch so in einem Laboratorium nicht lästig. Von einer stärkeren Corosion des Metalls der Lampe wurde bisher nichts bemerkt. Es geht jetzt sehr viel Holzgeist unbenutzt verloren; ehe eine andere nützlichere Verwendung für denselben gefunden ist, möchte seine Anwendung in der Spirituslampe die beste Aufforderung an die Holzeisigfabrikanten seyn, das Product aufzufangen und in den Handel zu bringen. (Schweiz. Gewerbeblatt, Juni 1854.) Verfahren zum Wiederbeleben der Knochenkohle; von Hrn. Pelouze. Dieses Verfahren gründet sich auf die Eigenschaft der ätzenden oder kohlensauren Alkalien, die Farbstoffe aufzulösen, welche die zur Fabrication oder Raffination des Zuckers benutzte Knochenkohle enthält. Die mehr oder weniger mit diesen Farbstoffen gesättigte Knochenkohle, welche dieselben weder an Wasser, noch an Kalk, noch an Säuren abgibt, tritt sie dagegen sehr leicht, besonders in der Wärme, an eine sehr schwache Auflösung von ätzendem oder kohlensaurem Kali oder Natron ab; die alkalische Lösung färbt sich stark gelb, und die Kohle hat ihre entfärbenden Eigenschaften wieder erlangt. Diese Reinigungsart der alten Knochenkohle und das nachher erfordeliche Waschen können in Kesseln oder Pfannen, in hölzernen Gefäßen mittelst des Dampfs etc. ausgeführt werden. Zum Wiederbeleben der pulverförmigen oder gekörnten Knochenkohle genügen einige Procente von kohlensaurem oder durch Kalk ätzend gemachtem Natron. Die mit kohlensaurem oder ätzendem Alkali behandelte Knochenkohle muß aber mit großer Sorgfalt ausgewaschen werden. Man beginnt mit kochendem Wasser und endigt am besten mit Wasser welches ein wenig Säure enthält, um die letzten Spuren von Alkali zu neutralisiren, welche, wenn sie in der Knochenkohle zurückblieben, deren Entfärbungsvermögen beträchtlich schwächen würden In gewissen Fällen, wenn nämlich die erschöpfte Knochenkohle zu viel atzenden oder kohlensauren Kalk enthält, muß man das Verhältniß der Säure im Waschwasser vergrößern. Die alkalischen Flüssigkeiten, welche die der alten Knochenkohle entzogenen Farbstoffe aufgelöst enthalten, kann man abdampfen und den erhaltenen Rückstand calciniren. um die Potasche oder Soda wieder zu gewinnen. (Description des brevets, t. XVI.) Der Holzkohle-Respirator von Dr. Stenhouse. In einer Mittheilung im Journal of the Society of arts sagt Dr. Stenhouse: „Viele Personen tadelten die Unförmlichkeit des von mir construirten Holzkohle-Respirators (polytechn. Journal Bd. CXXXIII S. 28 u. 398), bei welchem die Luft durch die Nasenlöcher und den Mund eingeathmet wird; ich ließ daher unlängst einen solchen Respirator anfertigen, bei welchem die Luft bloß durch den Mund eingeathmet wird. Er unterscheidet sich im Ansehen nicht von einem gewöhnlichen Respirator, ist aber nur halb so schwer. Man läßt die Luft durch eine Sch grobgepulverter Holzkohle einziehen, welche einen Viertelzoll dick ist; mittelst derselben wird ihre Temperatur nicht unbedeutend erhöht. Ein solcher Holzkohle-Respirator besitzt mehrere Vortheile vor den gebräuchlichen Respiratoren: 1) wenn der Athem in Folge von Brustkrankheiten ganz stinkend ist, so werden die unangenehmen Effluvien von der Kohle absorbirt, so daß bloß eine ziemlich reine Luft eingeathmet wird. Dieß dürfte bisweilen einen wohlthätigen Einfluß auf Krankheiten des Halses und der Lungen äußern; 2) der Holzkohle-Respirator, bei welchem die Luft bloß durch den Mund eingeathmet wird, dürfte sich höchst nützlich in einer Luft erweisen, welche durch Miasmen vergiftet ist, wenn man nur die einfache Vorsicht beobachtet, die Luft durch den Mund einzuathmen und sie durch die Nasenlöcher auszuathmen. Der Holzkohle-Respirator zum Einathmen durch den Mund ist vielwohlfeiler als jede andere wirksame Form des gewöhnlichen Respirators; so liefert W. B. Roof in Willow-walk, Nr. 8, Kentish-town, einen solchen für 4 Shilling das Stück. Zur Bieruntersuchung. In einem in diesem Bande (1stes Octoberheft 1854) S. 48 des polytechn. Journals veröffentlichten Aufsatze über den Grad der Genauigkeit der hallymetrischen Methode zur Bieruntersuchung habe ich der Vergleichung wegen neben dem Ergebniß der gewöhnlichen analytisch-chemischen und der hallymetrischen Methode auch das Resultat angeführt, welches die zur Prüfung der verschiedenen Bierproben niedergesetzte Commission mittelst der saccharometrisch-aräometrischen Probe des Hrn. Prof. Balling in Prag erhalten hat. Die dieses Resultat ausdrückenden Zahlen mußten dem von Hrn. Prof. Schafhäutl im Kunst- und Gewerbeblatte des polytechnischen Vereins für Bayern (Maiheft von 1848 S. 277) mitgetheilten Aufsatze Untersuchungen und Betrachtungen über die Fuchs'sche hallymetrische Vierprobe etc.“ entlehnt werden, weil, wie ich in meinem Aufsatze ausdrücklich bemerkt habe, mir damals die im Protokoll der Commission enthaltenen detaillirten Aufschreibungen nicht mehr zu Gebot stunden. Diese Zahlen sind aber nicht richtig, wie ich erst durch Hrn. Prof. Balling erfahren habe. Es ist mir früher entgangen, daß Steinheil im polytechn. Journal, Bd. CIX S. 294, diesen in Schafhäutl's Abhandlung eingeschlichenen Fehler berichtigte, und daß darauf Schafhäutl selbst sein Versehen öffentlich in demselben Bande S. 464 dieses Journals bekannte. Der mittelst der saccharimetrischen Vierprobe ermittelte Alkoholgehalt ist nämlich nicht 3,15, sondern 3,775 und der Extractgehalt nicht 6,27. sondern 5,715, welche gefundenen Zahlen allerdings mit dem Resultat der Destillations- und Abdampfungsmethode, so wie mit demjenigen der hallymetrischen Probe besser übereinstimmen, als die in meinem Aufsatz irrthümlich angeführten. München, am 10. December 1854. L. A. Buchner. Ueber den Schmelzpunkt des chemisch-reinen Stearins; von H. Heintz. Schon im J. 1849 ist der k. preußischen Akademie der Wissenschaften die Beobachtung des Verfassers mitgetheilt worden, daß das aus Hammeltalg dargestellte Stearin bei 51° bis 52° C. durchsichtig wird, diese Durchsichtigkeit aber bei erhöhter Temperatur wieder verliert und endlich bei 62° C. wirklich schmilzt. Hr. Heintz hielt früher das erste Durchsichtigwerden für kein wahres Schmelzen, hat sich aber später überzeugt, daß das Stearin in kleinen Mengen bis 51–52° C. erhitzt wirklich flüssig wird, wie dieß zuerst von P. Duffy behauptet worden ist. In größeren Mengen erhitzt, ist in jedem Zeitmomente nur eine sehr kleine Menge des Stearins wirklich flüssig, da das flüssige eben so schnell wieder fest wird. – Hr. Heintz hat die Ursache dieser Erscheinung durch lange Zeit vergebens zu erforschen gesucht. Zunächst mußte nämlich dargethan werden, daß das chemisch reine Stearin ebenfalls zwei Schmelzpunkte besitzt. Dieß aus den natürlichen Fetten zu gewinnen ist nicht möglich. Neuerdings hat die Methode von Berthelot, künstlich die Fette aus den fetten Säuren und Glycerin zu reconstituiren, uns dazu ein Mittel an die Hand gegeben. Das nach dieser Methode gewonnene chemisch reine Stearin besitzt ebenfalls zwei Schmelzpunkte. Zuerst nämlich wird es bei 55° C. flüssig, dann erstarrt es wieder und schmilzt von Neuem erst bei 71,6° C. Hieraus folgt, daß diese Eigenthümlichkeit des Stearins nicht abhängig davon ist, daß es mit einem andern Fett, etwa Palmitin gemischt ist, welches in dem aus Hammelfett dargestellten Stearin noch vorhanden ist, sondern daß zwei Modificationen des Stearins existiren, die sich durch ihren Schmelzpunkt unterscheiden und leicht in einander übergeführt werden können, nämlich durch eine bestimmte Temperatur. Die, welche den höhern Schmelzpunkt besitzt, entsteht zwischen 55 bis 60° C., die mit dem niedrigen, wenn über 71,6° C. erhitztes Stearin rasch erkaltet wird. Hr. Heintz hat ferner das chemisch reine Stearin analytisch untersucht, aber nicht durch die Elementaranalyse, sondern durch die Zerlegung in Stearinsäure und Glycerin. Er fand, daß 100 Theile Stearin 95,50 Theile Stearinsäure und 10,22 Theile Glycerin lieferten. Letzteres durfte jedoch nur unter der Luftpumpe getrocknet werden, da sich ergab, daß das Glycerin bei 100 bis 110° C. langsam verdunstet. (Berichte der Berliner Akademie.) Ueber die Erzeugung inländischen Opiums; von Hrn. Decharmes. Bekanntlich hängt die Wirksamkeit des Opiums von seinem Morphingehalt ab. Die besten Opiumsorten, welche uns im Handel von Smyrna, Constantinopel etc. zukommen, enthalten nur 5–9 Procent Morphin. Der im nördlichen Frankreich (unter der Benennung oeillette) gebaute Mohn liefert das morphinreichste Opium, denn es enthält von diesem Alkaloid nie unter 13, manchmal aber fast 18 Procent. Bisher wurde jedoch die Production desselben für zu unbedeutend gehalten, als daß sein Handelswerth die Erzeugungskosten decken könnte. Dieß ist aber ein Irrthum, welchen nachfolgende genaue Zahlenangaben widerlegen. Die betreffenden Versuche wurden (im J. 1854) von Hrn. Apotheker Bénard in Amiens angestellt und ergaben, daß eine Hektare Mohn, welche, gut bestellt, etwa 1 Million Köpfe enthält, zur Gewinnung des Opiums aus jedem Kopfe (jeder Kapsel) 408 Arbeitstage (zu 12 Stunden) erheischt, wodurch 28,800 Kilogr. opiumhaltigen Milchsafts erhalten werden, der, vollkommen ausgetrocknet, 13,698 oder wenigstens 13,500 Kil. Opium liefert. Da man aber jeden Kopf zweimal einschneiden und, ohne dem Samen zu schaden, noch einmal eine eben so große Quantität Opium gewinnen kann, so läßt sich die Anzahl der Arbeitstage per Hektare Mohn auf 816 steigern; das Product dieser beiden Operationen betrüge 27 Kilogr. Opium, welche, das Kilogramm ungeachtet der viel bessern Qualität, nur zum Preise des orientalischen Opiums, also zu 50 Francs angenommen, einen Werth von 1350 Francs hätten. Die Kosten von 816 Taglöhnen zu 1 1/4 Francs würden 1020 Francs betragen und folglich ein reiner Nutzen von 330 Francs sich ergeben, welcher sich noch steigern ließe. (Comptes rendus, Octbr. 1854, Nr. 16.) Bereitung eines wohlfeilen Brodes. Domänenpächter Aldinger auf dem Burgholzhof bei Canstatt hat zum Zweck der Erzeugung eines schmackhaften, kräftigen, dabei möglichst wohlfeilen Hausbrods eine Backprobe angestellt, deren Ergebniß auch in weiteren Kreisen bekannt zu werden verdient. Es wurden verwendet: 2 Scheffel Roggen zum dermaligen Preis à 19 fl. 38 fl.   – kr. 2 Scheffel Gerste à 13 fl. 30 kr. 27   –   „ 1/2 Scheffel Ackerbohnen à 17 fl. 30 kr. per Scheffel   8 45   „ ––––––––––                            Mithin Gesammtwerth der Früchte 73 fl. 45 kr. Das Gewicht dieser Früchte betrug 1188 Pfund. Davon wurde an brauchbarem Mehl gewonnen 1044 Pfund und kommen als Kleie, Nachmehl, Verstaubung   144   „ oder 12 Procent in Abzug. –––––––––– 1188 Pfund Obige 1044 Pfund Mehl gewährten an Brod 1725 Pfund, mithin 100 Pfund Mehl = 165 Pfund Brod. Der Gesammtaufwand für das erzeugte Brod beträgt: für Früchte, wie oben 73 fl. 45 kr. fürs Mahlen   4  „ 36  – fürs Backen, Mühe und Holz (1 1/2 kr. per 6 Pfund   7  „  –  – –––––––––––                                                            Zusammen 85 fl. 21 kr. Mithin kommen 6 Pfund des aus obiger Mischung bereiteten Brods auf 18 kr. zu stehen, während überdieß Kleie und Nachmehl dem Backunternehmer zu Fütterungszwecken verblieben sind. (Wochenblatt für Land- und Forstwissenschaft, 1854, Nr. 48.) Ueber das in England patentirte Verfahren, Schlachtvieh zu tödten, und das darnach genannte „Patentfleisch.“ Die Tendenz bei diesem Verfahren ist, um ein recht saftiges, kräftiges Fleisch zu erhalten, das Thier so zu tödten, daß der Strömung des Blutes aus den kleinsten und kleineren Venen in die größeren Aeste und Stämme ein Hinderniß entgegengesetzt werde, damit die feinsten Capillargefäße und auch die Lymphgefäße gefüllt erhalten und so die Entleerung der Theile von ihren Säften verhütet werde. Nun haben aber Versuche gelehrt, daß, je kräftiger und vollständiger die Ausdehnung und Zusammenziehung der Lungen während des Athmungsactes geschieht, und je länger dieses Athmen andauert, desto mehr das Blut aus den feinsten Würzelchen oder Aestchen der Venen in die großen Aeste und Stämme einströme. In den Fällen, wo der Tod bei einem Säugethiere so erfolgte, daß nach dem Tode die Lungen voll, ausgedehnt und von einer bedeutenden Elasticität sich zeigen, findet sich fast die ganze Blutmasse in den großen Aesten und Stämmen des Venensystems zusammengehäuft, während in den Fällen, wo der Tod in der Art stattfand, daß die Lungen zusammengefallen oder zusammengedrückt waren, dieß in bedeutend geringerem Grade der Fall ist. Bei dem neuen patentirten Tödtungsverfahren wird das Thier nicht auf die gewöhnliche Weise geschlachtet, sondern es wird der äußeren Luft ein Eingang in die Brusthöhle verschafft, so daß die Lungen dadurch vollständig comprimirt werden. Das patentirte Verfahren dabei ist folgendes: An einen luftdichten Sack oder eine starke Rindsblase, die wenigstens 3 Kubikfuß Luft aufnehmen kann, wird eine einfache, wenige Zoll lange und wenige Linien im Durchmesser haltende knöcherne, elfenbeinerne oder hölzerne Röhre so genau befestigt, daß an der Seite keine Luft entweichen kann, vorn bleibt das Röhrchen offen. Das Röhrchen hat etwa in der Mitte seiner äußeren Fläche einen erhabenen, nach vorn etwas ausgehöhlten Rand oder Knopf, um zu bezeichnen, bis wie weit das Röhrchen eingesteckt werden soll. Nun wird mittelst eines Blasebalges der luftdichte Sack oder die Rindsblase mit Luft gefüllt und derselbe dicht unter dem Röhrchen zugebunden. Hierauf macht der Fleischer an dem vorher gefesselten Thiere zwischen der fünften und sechsten Rippe, und um zwei Drittheile des Raumes zwischen Brustbein und Wirbelsäule von letzterer entfernt, mit einem kleinen Messer einen nicht über 2 Zoll großen, aber bis in den Lungenfellsack eindringenden Einschnitt. Sowie dieß auf beiden Seiten des Thieres geschehen ist, dringt augenblicklich die äußere Luft ein, die Lungen fallen zusammen und das Thier sinkt. Da aber die Oeffnung nur klein ist, so könnte leicht die Communication mit der äußeren Luft unterbrochen werden. Um dieß zu verhüten und den Tod zu beschleunigen, wird in die eine Oeffnung das Röhrchen des Luftsackes oder der mit Luft gefüllten Blase hineingedrückt, das um den Hals dieser Blase gelegte Band gelöst und die Luft in die Brusthöhle des Thieres hineingepreßt. Ein gänzliches Zusammensinken der Lungen ist die Folge und in 1 bis 4 Minuten ist das Thier vollkommen todt. Resultate dieses neuen Verfahrens sind folgende: 1) das Fleisch wiegt auf diese Weise 7 bis 10 Proc. mehr; 2) das Fleisch hält sich weit länger; 3) das so erlangte Fleisch ist viel ökonomischer (d.h. man gebraucht gegen 20 Proc. weniger, um sich in gewohnter Weise in Fleischspeisen, guter Suppe u.s.w. zu sättigen); 4) das Fleisch alter Thiere wird dabei fast eben so schmackhaft, wie das jüngere, nämlich vollsaftig, zart und angenehm duftend; 5) dagegen wird auch das Fleisch jüngerer Thiere fester und nährender, als wenn diese auf gewöhnliche Weise geschlachtet werden; 6) Kalbfleisch und Lammfleisch sieht allerdings nicht mehr so bleich aus; dagegen wird aber alles andere Fleisch kräftiger und schöner roth; 7) das neue Tödtungsverfahren ist sicherer und weniger schmerzhaft, als der Schnitt durch den Hals, als der Hieb mit der Art auf den Kopf, oder der in manchen Gegenden übliche Stich in der Brust. (Froriep's Hausfreund, 1854, S. 796.)