Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 134, Jahrgang 1854, Nr. , S. 433
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Miscellen. Miscellen. Neue Eisenbahnbremse. Hr. Eduard M'Dermott hat eine Verbesserung an den Eisenbahnbremsen vorgeschlagen; sie besteht in einem Apparat, welcher mit den jetzt gebräuchlichen Bremsen verbunden wird. Die Kraft liefert eine eiserne Röhre von z.B. 1 Zoll Durchmesser, welche in dem Kessel unter dem Wasserniveau angebracht wird, und die an ihrem von dem Kessel entferntesten Ende verschlossen ist. Diese Röhre wird mit Wasser angefüllt und hat genau denselben Druck, 100 Pfd. per Quadratzoll ihrer Oberfläche, als das Wasser im Kessel selbst. Durch Anbringung eines Hahns im Kessel kann der Dampfdruck nach Belieben abgesperrt werden. Die eiserne Röhre läßt man in einen Cylinder an der einen Seite desselben eintreten und an seiner andern Seite austreten, so daß der Cylinder einen Theil der Röhre bildet. In diesem Cylinder von z.B. 4 1/2 Zoll Weite und 3 Zoll Hubhöhe, ist ein fester Kolben angebracht; die Röhre tritt unter dem Kolben in den Cylinder. Da nun der Druck im Kessel und im Cylinder 100 Pfund per Quadratzoll und die Oberfläche des Kolbens 15,904 Quadratzoll beträgt, so wirkt auf den Kolben ein Druck von 1500 Pfund. Letzterer wird mit seiner Stange aufwärts getrieben, und da er mit den Hebeln der gewöhnlichen Bremse verbunden ist, so kommen sie zusammen in Berührung mit der Peripherie der Räder und werden auf derselben so lange zurückgehalten, als die Röhre in Communication mit dem Kessel bleibt. (Civil Engineer and Architect's Journal, Nov. 1854, S. 398.) Ruffan's Ventilirung der Eisenbahnwagen. Man hat mit dem von Hrn. Ruffan zu Coburg in Nordamerika zu diesem Zweck erfundenen Apparat im Monat März 1854 bei einem Waggon der New-York-Erie-Eisenbahn Versuche angestellt. Der Erfinder sucht die Luft im Waggon dadurch zu erneuern, daß er sie oben auf dem Kasten oder an dessen Seiten mittelst einer conischen Oeffnung schöpft; er läßt sie unter dem Boden des Wagens durchgehen, führt sie in einen Wasserbehälter, in welchem sie gewaschen und von dem Staub der Bahn und der Flugasche der Kohks befreit wird und läßt sie dann in den Wagen einströmen, nämlich im Winter mittelst eines Mantel-Ofens und im Sommer durch ein Fußgestell. Die warme Luft zieht unter den Füßen der Reisenden durch den ganzen Wagen und strömt hinter demselben in die Atmosphäre aus. Der Versuch fiel sehr genügend aus; alle Conducteure äußerten sich sehr günstig darüber und die Reisenden stimmten überein, daß die Einrichtung angenommen werden sollte. Die Temperatur in dem Wagen gab der Thermometer zu 14 1/2° R. an; dieselbe war sehr gleichförmig, und der Geruch in dem Wagen, obgleich alle Sitze besetzt waren, rein, während man ihn in den andern, gewöhnlichen Wagen sehr unangenehm fand. (Aus dem Scientific American, März 1854.) Ueber das Rauhen in der Tuchappretur und die Geßner'sche neue Rauhmaschine. Das Rauhen ist ein der Tuchappretur ganz eigenthümliches und von alter Zeit her angewandtes Verfahren zu dem Behufe, bei wollenen Zeugen, nachdem sie vorher dem Walkproceß unterworfen gewesen sind, die Wollhaare aus der durch die Walke entstandenen Filzdecke hervorzuziehen und sie regelmäßig nach dem Strich zu legen, wo sie dann später durch das Scheren bei Tuchen gleichmäßig gekürzt, bei Musterstoffen, wie Buckskin etc. ganz entfernt werden. Es wird also tuchartigen Stoffen durch das Rauhen ihre von anderen Geweben abweichende, eigenthümliche, weiche, wollige Decke gegeben. Von der Fülle und vollständigen gleichmäßigen Ausarbeitung des Haares beim Rauhen hängt nun hauptsächlich die Schönheit der Tuchappretur ab. Denn bei mangelhafter Rauherei fällt das Tuch leer, dünnhaarig, fadenscheinig aus, während in Musterstoffen das Bild des Gewebes trüb, ohne Klarheit und Ausdruck bleibt. Das Rauhen kann daher füglich als die Grundlage der Appretur gewalkter Zeuge betrachtet werden. Man benützt hierzu die bekannte Kardendistel (dipsacus fullonum) als das zweckmäßigste Material. Früher, und hie und da im Kleinen heute noch, gab es nur Handrauherei, die, in zunftmäßigem Gewerbe von den Tuchscherern ausgeübt, sehr einträglich war und die Hauptbeschäftigung bei der Tuchappretur ausmachte. Jene Handrauherei wurde aber zum Theil, namentlich als sie schon zu verschwinden begann, der Art unreell ausgeführt, daß das Fabricat der meisten deutschen Tuchbezirke auf den verschiedenen Meßplätzen Deutschlands in argen Mißcredit kam. Das Tuch erhielt nämlich gegen das Schlag-Ende hin eine sorgfältigere Bearbeitung als im Innern. Dadurch wurde eine Täuschung im Handel ermöglicht. Denn brachte der Käufer das oft zu hohem Preise bezahlte Tuch nach Hause, so fand er bei genauerer Untersuchung sich hintergangen. Jene Sorgfalt nämlich, die man auf die Appretur am Schlag-Ende verwendet hatte, war eben nur da bemerkbar, während sich das Tuch inwendig noch in höchst unsauberem, halbrohen Zustande mit einer Menge ungleicher, schlechter Stellen behaftet zeigte, daher auch unter den Käufern noch heute oft der Glaube herrscht, daß der Schlag des Tuches besser als die Mitte ausfallen müsse, während auf den jetzigen Rauhmaschinen die Enden des Tuches im Gegentheil einer schlechteren Bearbeitung unterliegen. Die Uebelstände, welche der deutschen Tuchfabrication verhängnißvoll zu werden drohten, vermehrten sich unter den geschilderten Umständen, bis endlich die unvollkommene Handarbeit einer verbesserten gleichmäßigeren Bearbeitung mit Hülfe von Maschinen Platz machte. Es war die Rauhmaschine welche erfunden wurde, und die „bekanntlich als Hauptbestandtheil eine hohle hölzerne Walze besitzt, deren Umkreis mit mehreren Doppelreihen von Karden besetzt ist, welche auf geraden, parallel zur Trommelachse angebrachten eisernen Stangen befestigt sind. Diese Trommel dreht sich mit großer Geschwindigkeit um ihre waagerechte Achse, während das Tuch an den Leisten von zwei Arbeitern mit den Händen der Breite nach ausgespannt, langsam an dem Umkreise vorübergeht und etwa ein Sechstel desselben berührt.“ So beschreibt Karl Karmarsch in seinem Handbuch der mechanischen Technologie, zweite Auflage 1852, die gewöhnliche Rauhmaschine, indem er noch am Schlusse hinzufügt: „Man hat auch Rauhmaschinen mit zwei Trommeln gebaut, auf welchen das Tuch zwei, sogar vier Trachten gleichzeitig bekommt“ , ohne aber eine Beschreibung beizufügen. Die Rauhmaschine ist beinahe in ihrer ersten Ursprünglichkeit und Einfachheit noch heute allgemein in Gebrauch. – So sehr man auch ihre Mangelhaftigkeit empfand, ihren ungenügenden Leistungen manchen Uebelstand zuschreiben mußte und die mannigfachsten Versuche schon gemacht hat die Maschine zu verbessern, so konnte sich doch kein Neubau oder Umbau zur allgemeinen Einführung in die Praxis erheben. Denn die erwarteten und vielleicht auch erreichten Vortheile wurden durch eben so viele mitgeführte Nachtheile wieder aufgewogen, und man blieb allgemein der Ansicht, daß die allbewährte überall eingeführte einfache Raubmaschine immer noch die beste sey. So hat man z.B. früher schon Doppelrauhmaschinen einzuführen versucht (worauf eben Karmarsch hindeutet), und noch steht das Modell einer solchen im Gewerbeinstitut zu Berlin. Auch sind wirklich einige Maschinen darnach gebaut worden. Man kam jedoch sehr bald wieder davon ab, verwarf sie als unpraktisch, und hie und da wurden Doppelrauhmaschinen wieder zu einfachen umgeändert. Selbst in dem verbesserungseifrigen England und Frankreich findet man noch heute allgemein die nur wenig umgestaltete einfache Rauhmaschine im Gebrauch, wie wir sie auch in Deutschland kennen und überall eingeführt sehen. Man wird daher wohl die außerordentliche Bewegung begreifen, welche sich in neuester Zeit auf dem Felde der Tuchmanufactur kund gab, als von wichtigen Verbesserungen in Rauhmaschinen verlautbarte. Mit ungemeinem Interesse verfolgten einestheils die Tuchfabrikanten, anderntheils die Maschinenbauer die Sache, um nach Umständen Theil zu nehmen an den Vortheilen, die sich hier zu entwickeln schienen. Die ersten Anregungen zu Verbesserungen erfolgten im vorigen Jahre von zwei Seiten ziemlich gleichzeitig, nämlich einerseits von Frankreich aus durch die Maschine der HHrn. Peyre und Dolgues in Lodère unter dem Namen Appreteuse,“ andererseits in Deutschland durch die neue Rauhmaschine des Hrn. Ernst Geßner in Aue bei Schneeberg, die man, weil sie das zu rauhende Zeug ohne Ende aufgelegt erhält, „endlose Rauhmaschine“ (laineuse continue) nennen könnte. Diese beiden Systeme, wie wir hören, den Erfindern auch bereits in allen größeren Staaten durch Patente geschützt, waren beide in München vertreten, neben noch mehreren anderen von sehr untergeordneter Bedeutung, die theilweise als Nachahmungen jener anzusehen sind, daher wir darauf näher einzugehen unterlassen und uns hier nur obige beiden Hauptsysteme, als die auch an sich vollkommensten, in weitere Betrachtung ziehen wollen. Die Appreteuse der HHrn. Peyre und Dolgues besteht in der Zusammenstellung einer verbesserten Rauhmaschine mit dem bekannten Langschercylinder, um das Rauhen und Scheren gleichzeitig bei dem endlosen Gang des Tuches in steter Abwechslung auszuführen. Dadurch sollen Lohnersparnisse und besseres Fabricat erzielt werden. Nicht läugnen läß es sich, daß die Verbindung zweier so verschiedenen Behandlungen der Zeugoberfläche in einer Maschine, wie das Rauhen und Scheren, eine neue und kühne Idee ist, um so mehr, wenn man berücksichtigt, daß bislang das Rauhen im nassen, das Scheren aber im trockenen Zustande des Tuches vorgenommen wurde. Wir wollen nicht in Abrede stellen, daß es für einzelne Sorten Tuche im besonderen, auch in der ersten Periode des Rauhens überhaupt zweckmäßig seyn mag. das bis jetzt hier und da gebräuchliche Verscheren (das sogenannte Bärteln oder aus den Haaren scheren) vortheilhaft zu ersetzen; doch werden damit immer mehrfache Uebelstände verknüpft bleiben, die bei so zusammengesetzten Maschinen schwer zu beseitigen seyn dürften. Wir können uns auch kaum des Zweifels erwehren, daß das Tuch darauf vollkommen gut ausgeschoren werden kann, sind vielmehr der Ueberzeugung, daß die letzten Schnitte immer noch auf dem Schercylinder gegeben werden müssen. Auch wird, so vermuthen wir, das feine Schneidezeug, worüber das Tuch in feuchtem Zustande geht, schwerlich auf die Dauer den nachtheiligen Einwirkungen der Nässe widerstehen können. Endlich aber tritt uns das Bedeuten entgegen, daß, weil die Maschine zu viel mit Einemmale thun will, sie das Viele nicht richtig und gut thun wird. Das Scheren allein fordert schon eine sehr aufmerksame Bedienung, nicht minder aber das Rauhen. Nie schwierig ist es daher, eine derartig schwer zusammengreifende Maschine mit den passenden tüchtigen Arbeitern zu besetzen. Nur ganz vorzügliche Leute können dabei angestellt werden, und trotzdem werden öftere Fehler nicht zu vermeiden seyn. Eine kostspielig zu beaufsichtigende Maschine ist aber dadurch schon theuer. Ohne vorgefaßte Meinung dürfte es Jedem klar seyn, daß die gerühmten Vortheile der Appreteuse nicht sowohl in ihrer Zusammenstellung mit einem Langschercylinder, als vielmehr darin zu suchen sind, daß die Rauherei eine weit zweckmäßigere und bessere ist. als auf den alten Maschinen. – Es wirken hier zwei Tamboure gleichzeitig, mit Verstellung zum Vor- und Rückwärts-Rauhen. Das Tuch bleibt in endlosem Gang, und ist im Gegensatz zu dem zeitherigen Verfahren mit der Rechtseite nach außen gekehrt. Dieß sind wesentliche Verbesserungen, wodurch sowohl Lohnersparniß als auch bessere Rauherei erzielt werden muß. – Diese offene Anerkennung sind wir der Appreteuse schuldig, ohne aber unsere günstigere Ansicht über die Geßner'sche endlose Rauhmaschine zu verhehlen. Denn wir müssen letzterer unbedingt den Vorzug einräumen, und zwar aus folgenden Gründen. Nicht allein sind bei der Geßner'schen Rauhmaschine ganz dieselben Verbesserungen, die wir oben zugegeben haben, in mehr vervollkommneter Ausführung vorhanden, sondern die Maschine zeigt weitere Vorzüge, durch die noch anderen, großen Mängeln bei der jetzigen Rauherei abgeholfen ist. Legt man aber einen Werth auf eine unmittelbare Verbindung, so zu sagen Zusammenarbeit der Rauherei mit der Schererei, so kann auch mit Geßner's Maschine jeder Langschercylinder in Zusammenhang gebracht werden. Daß dieß sich in Wirklichkeit so verhält, wird sich aus nachstehenden Betrachtungen ergeben, welche freilich, weil wir zur Zeit noch nicht in der Lage sind, Zeichnung und nähere Beschreibung zu geben, mehr die Natur von Behauptungen an sich tragen, sich aber sicher bewahrheiten dürften. Bevor wir jedoch zu näherer Besprechung des Geßner'schen Systems schreiten, sehen wir uns erst nochmals die alte Rauhmaschine recht an, um darüber klar zu werden, welche Uebelstände bei ihrem Gebrauche namentlich fühlbar sind und wie Geßner dieselben erfaßt und zu beseitigen gesucht hat. Die alte eintambourige Rauhmaschine, wie sie überall bekannt und eingeführt ist, zeigt sich besonders verbesserungsbedürftig wegen folgender Mängel: wegen der geringen und langsamen Förderung; wegen der bei ihrer Bedienung noch nöthigen Arbeitskräfte und daraus entspringender Verausgabung hoher Löhne; wegen der umständlichen, ungleichen, mangelhaften Arbeit; wegen der unsicheren und unbequemen Handhabung der Maschine. Die unteren Räumlichkeiten einer größeren Tuchfabrik sind in der Regel mit Rauhmaschinen und der dabei nöthigen großen Anzahl Arbeiter angefüllt. Das kostet viel Geld, so daß die Rauherei einen der bedeutendsten Ausgabeposten bei der Tuchfabrication abgibt. Wie wäre eine schnelle Förderung bei der einfachen Rauhmaschine auch möglich? Der große, umfängliche Rauhtambour wirkt auf das Tuch nur an einer Stelle in der Breite von einigen Zollen, während der ganze übrige Umfang der Trommel unbenutzt bleibt. – Dieser Uebelstand ist auch an der Appreteuse noch nicht abgestellt. – Man veranschlage ferner den Aufenthalt, der durch Stillstand der Maschine während des Wendens oder Stürzens des Tuches entsteht, um es nach beiden Seiten hin zu bearbeiten, was um so öfter wiederholt werden muß, je sorgfältiger die Ausarbeitung des Haares geschehen soll. Hierbei wirkt die Unsicherheit bei Handhabung der Bremse von Seiten des Arbeiters immer nachtheilig auf die Egalität des Rauhens, wie dieß an der unvollkommenen Ausarbeitung der beiden Enden eines jeden Tuches sichtbar ist. Ferner wird die Rauh- oder Kardentrommel durch das Tuch vollständig verdeckt. Dasselbe liegt demnach mit der Rechtseite nach innen, so daß. während die Maschine in Thätigkeit ist, keine Beobachtung der Rauhfläche stattfinden kann. In Folge davon wird es einestheils zur Unmöglichkeit, den etwaigen Ungleichheiten oder auch Beschädigungen in der Waare, welche durch die Rauhkarden bisweilen verschuldet werden, rechtzeitig abzuhelfen, anderentheils ist das Wechseln der Kardenstäbe mit der Unbequemlichkeit und dem Zeitverluste verknüpft, die dadurch entstehen daß der Tambour zuvor vom Tuche freigemacht werden muß, ehe jenes Wechseln geschehen kann. Endlich ist, während die Maschine arbeitet, immer die thätige Mitwirkung zweier Leute erforderlich, welche, an die beiden Seiten des Tambours gestellt, das Tuch in der Richtung seiner Breite fortwährend ausziehen und glatt halten müssen, damit nicht Falten im Tuche entstehen. Bei mangelnder Aufmerksamkeit kommt dieß jedoch öfters vor und verursacht natürlich ungleiche, schadhafte Stellen im Tuch. Namentlich kommen ordinäre Tuche, die ohnedem in der Walke stark einlaufen, in schmalem Zustande auf die Rauhmaschine, und gehen auch hier in ihrer Breite noch mehr zurück, anstatt daß sie, wie es höchst wünschenswerth wäre, zu ihrer gehörigen Breite ausgespannt bearbeitet würden. Eine schöne Fülle und Dichtigkeit des Haares ist daher auf diesem Wege nicht zu erreichen. – Wie außerordentlich mangelhaft diese alte Einrichtung war und noch ist, da wir sie auch noch bei der Appreteuse wahrnehmen, muß selbst der Laie einsehen. Auf die Abstellung der Nöthigung, durch Arbeiter das zu rauhende Zeug breit halten zu lassen, mußte daher hauptsächlich auch die Aufmerksamkeit bei Verbesserung der Rauhmaschine mit erstreckt werden. Wir hatten Gelegenheit, die Rauhmaschine des Hrn. Ernst Geßner, außer in München, kürzlich auch in mehreren Tuchfabriken in Arbeit zu sehen und sie darin näher zu prüfen. Wir sind mit Bewunderung über ihre Leistungen erfüllt. Sie haben selbst unsere kühnsten Erwartungen übertroffen. – Mit wahrer Befriedigung dürfen wir die Behauptung aussprechen, daß mit Hülfe jener Maschine das Rauhen der Zeugoberflächen zu einer Vollkommenheit gebracht werden kann, die auch den strengsten Anforderungen des Fachs genügen wird. – Alle die Mängel, welche wir an der alten Rauhmaschine eben erörterten, haben durch Geßner's System vollständige Abhülfe gefunden. Die Maschine arbeitet ganz selbstthätig, liefert dabei eine vorzüglich schöne Rauherei, fördert bedeutend mehr und verbindet damit eine weit größere Sicherheit und Bequemlichkeit bei ihrer Bedienung. Die Schwierigkeit, das Tuch auf mechanischem Wege nach der Breite hin vollständig ausgedehnt und straff gespannt durch die Maschine zu führen, hat der Erfinder durch einfache, eigenthümliche Vorrichtungen vollständig überwunden, so daß sie jede Beihülfe während ihrer Arbeit überflüssig macht, und das Haar weit kräftiger durcharbeitet als es zeither möglich war. Denn das Tuch erreicht während der Bearbeitung diejenige Ausdehnung, welche die Elasticität der Waare nach der Breite hin zuläßt. Das Tuch in endlosem Gang, mit der Rauhfläche nach außen zugekehrt, die auch bei voller Thätigkeit der Maschine fortwährend einer genauen Prüfung unterworfen werden kann, wird gleichzeitig rück- und vorwärts und endlich im Strich gerauht, ohne es aus seiner Lage zu bringen. Eine durchgehends egale fehlerfreie und schöne Rauherei ist daher auf das Vollkommenste erreicht. Mit der Führung des Tuches, die rechte Seite nach außen, ist gleichzeitig der Vortheil verbunden, daß der Rauhtambour vorne hinreichend frei vom Tuche bleibt, um den Kardenwechsel leicht und rasch bewerkstelligen zu können, ohne das Tuch irgendwie aus seiner Lage zu bringen. Hierdurch wird eine schnelle Förderung der Arbeit und so bequeme Bedienung der Maschine ermöglicht, wie dieß bei keinem anderen System der Fall ist. Dadurch daß zwei Tamboure gleichzeitig an mehreren Stellen auf das Tuch wirken, und der Umfang der Kardentrommel folglich eine größere Benutzung als mit jedem anderen Systeme zuläßt, erklärt sich unschwer die weit größere Leistungsfähigkeit der Maschine, die der Erfinder bis auf das Vierfache einer alten Maschine gesteigert hat. Die an der alten Maschine angewandte Bremse ist ganz beseitigt. Ohne die Spannung des Tuches zu verändern, kann es vom Tambour ringsum abgestellt werden, um es erst nach Ingangsetzung der Maschine auf die zarteste Weise nach und nach zum Anstrich zu bringen, der beliebig so weit gesteigert werden kann, als es für die zu rauhende Waare zweckmäßig befunden wird. Ferner sind auch die verschiedenen Verstellungen rasch und bequem, fast immer von Einem Punkt aus wirkend und während des Ganges der Maschine auszuführen, so daß damit auch die wünschenswerthe Leichtigkeit in Behandlung der Maschine dargeboten ist. Der Nutzen, den dieselbe der Tuchfabrication durch außerordentliche Abminderung der Arbeitslöhne, ohne daß der Lohn des einzelnen Arbeiters erniedrigt würde, durch eine rasch fördernde, sichere und bessere Arbeit darbietet, wird Jedem einleuchtend seyn. Wir hören, daß die Geßner'sche Maschine bereits in 40 Etablissements Eingang gefunden hat. Auch sollen binnen kurzem die ersten Maschinen in Belgien, Frankreich und England, wo die Erfindung bereits großes Aufsehen erregt, zur allgemeinen Einführung gelangen. Häufig ist es in Deutschland schon vorgekommen, daß Erfindungen nur deßhalb mit Mißtrauen zurückgewiesen wurden, weil sie nicht aus England oder Frankreich kamen, sondern weil der Erfinder ein Deutscher war. Nachdem er sich mit seiner Erfindung ins Ausland flüchtete, sie dort rasch und mit aller Energie ergriffen und ausgebeutet worden war, wurde sie schließlich als etwas Neues von England oder Frankreich zu theuren Preisen wieder bei uns eingeführt. Möchte daher die Wichtigkeit der Einführung einer neuen Maschine, wie dieser, von Seiten deutscher Tuchfabrikanten nicht verkannt werden, in deren Händen es liegt, sich die Vortheile derselben zuerst zu sichern. Ihnen wird ja, so lange die Erfindung nicht Gemeingut geworden, deren Nutzen ausschließlich zufließen. (Aus der deutschen Gewerbezeitung.) Ueber die angeblich von Hrn. Preller in London erfundene neue Lederbereitung. Ueber diese neue Lederbereitung (polytechn. Journal Bd. CXXIX S. 305) erlaubt sich der Unterzeichnete, als mit dem Gang der fraglichen Erfindung genau bekannt, im Interesse der Wahrheit und des deutschen Namens einige Berichtigungen zu veröffentlichen. Die fragliche Erfindung, ein in vielfacher Beziehung ausgezeichnetes Leder, dessen Vorzüge im Einzelnen in dem genannten Artikel ganz richtig angegeben sind, ohne Lohsäure mittelst vegetabilischer und animalischer Stoffe in weit kürzerer Zeit, als seither geschah, fertig zu machen, ist, nicht in England, sondern in Deutschland gemacht worden, und der Erfinder ist nicht Hr. C. A. Preller in London, sondern Hr. Theodor Klemm (früher in Stuttgart, jetzt in Pfullingen), Königreich Württemberg. Hr. Klemm, welcher für sein neues Gerbeverfahren schon im J. 1849 ein Erfindungspatent in Württemberg erhielt und bei der Industrie-Ausstellung in London mit Hrn. Preller bekannt wurde, theilte diesem gegen ein entsprechendes Honorar seine Erfindung mit, richtete ihm sodann, nachdem auch ein englisches Patent erlangt worden, die Factorei in Landstreet (Southwark) ein, und hat seit einem Jahr in Pfullingen ein eigenes Etablissement gegründet, in welchem nach noch weiter gemachten Verbesserungen hauptsächlich schwere Zeughäute gegerbt werden. Die von diesem Leder gefertigten Treibriemen erfreuen sich bereits in verschiedenen Fabriken Württembergs und der Nachbarstaaten eines ausgezeichneten Beifalls. Stuttgart, im Juli 1854. Dr. Kapff, Oberstudienrath. Beschreibung der Eigenschaften des von Theodor Klemm erfundenen patentirten Leders. Ueber die Beschaffenheit meines Leders, worüber mir in Folge höchster Entschließung vom 19. Dec. 1849 ein Erfindungspatent verliehen worden ist, erlaube ich mir folgende Notizen zu geben. Durch die HHrn. Professoren Fehling und Reusch an der polytechnischen Schule in Stuttgart, sowie im königl. Arsenal in Ludwigsburg, wurden im Mai 1849 Versuche über die Tragkraft dieses Leders angestellt, aus den Resultaten derselben geht hervor, daß die Tragkraft dieses Leders gegenüber des besten Zeugleders die doppelte ist, weil durch mein Gerbeverfahren die Textur der Häute viel mehr geschont bleibt, und die Gallerte und das natürliche Fett denselben durch keine Lohsäure entzogen wird. Das Riemenleder verdient insbesondere einen Vorzug vor allem anderen dadurch, daß es in der Hitze und Kälte nicht spröde und fleischig wird, und in Beziehung auf Ausdauer viel länger hält, daher es besonders in Fabriken, Kunstmühlen und dergleichen jedes andere Leder übertreffen wird. Als Schuh- und Stiefelleder unterscheidet sich dasselbe hauptsächlich dadurch, daß es viel wasserdichter als jedes bisher bekannte Leder ist, den Fuß warm erhält und demselben wegen seiner Weichheit keinen Druck verursacht, auch in Beziehung seiner Dauerhaftigkeit für diesen Gebrauch sehr zu empfehlen ist. Als Tornisterleder, sowie zu Sattel- und Zeug, Pferdegeschirren u.s.w. würde es sich wegen seiner Geschmeidigkeit und Zähigkeit, die es immer behält, vorzüglich gut eignen. Als besonderes Interesse erregend glaube ich hervorheben zu müssen, daß dieses Leder im Wasser die Hitze bis zum Siedepunkt ohne den geringsten Nachtheil ertragt. Im königl. Arsenal wurde darüber ein Versuch mit Zeugleder, Alaunleder und dem meinigen angestellt, und es hat sich beim Abkochen gezeigt, daß 1) das Zeugleder nach dem Trocknen einer Kohle gleich wird; 2) das Alaunleder sich in Leim verwandelte, und 3) das meinige nach dem Trocknen wieder das gleiche Leder war wie vorher, nur etwas spröder wurde. Ein weiterer von Hrn. Professor Fehling gemachter ähnlicher Versuch hat gezeigt, daß mein Leder nach einem 12stündigen gleichförmigen Abkochen, nachdem es wieder getrocknet war, den ganzen Schnitt vom Leder noch hatte und nur kurzbrüchiger war. Beim Zerreißen meines Leders, womit gleichfalls Versuche gemacht wurden, war der Bruch ganz gleich, langfaserig, bei allen anderen Ledersorten hingegen unregelmäßig, ungleich; woraus hervorgeht, daß die Textur beim Lohgarleder durch das Gerben verdorben ist. Die Haare von den Fellen können, wie beim Loh- und Weißgarleder, benutzt werden, auch hat das Falzleder den gleichen Werth wie vom Lohgarleder; überhaupt ist die Vorarbeit bei meinem Leder die gleiche, wie beim Lohgarleder, nur daß es weniger Kalk bekommt. Die ganze Gerbung und Ausrüstung meines Leders kann in 8 bis 14 Tagen bewerkstelligt werden. Indem ich dieses vortreffliche Leder, welches sich überdieß auch noch durch seine Billigkeit auszeichnet, zu jedem Gebrauche bestens empfehle, bin ich zur Abgabe von Proben stets bereit. Theodor Klemm in Pfullingen. (Aus Böttger's polytechn. Notizblatt, 1854, Nr. 17.) Künstliche Trocknung von Braunkohlen. Auf einem Schienenwalzwerke im Herzogthum Nassau, welches in allen Stücken nur mit Braunkohle betrieben wird, ist die künstliche Trocknung derselben dadurch ausgeführt, daß man durch Ventilatoren heiße Luft schöpfen und durch die schon lufttrocknen Kohlen Hindurchtreiben läßt. Die Kohlen befinden sich in Kammern, welche an der Vorder- und Hinterfront eines langen Gebäudes entlang laufen und einen Gang zwischen sich frei lassen, welcher nur an der einen schmalen Seite des Gebäudes mit der Luft communicirt. An dieser Seite liegt zugleich ein Ofen von bedeutender Fassungskraft, dessen heiße Gase durch zwei ungefähr 1 1/2 Fuß weite eiserne Röhren, die jenen Gang in seiner ganzen Länge durchziehen, dem Schornsteine zugeführt werden. Auf diese Weise wird die ganze Luftmasse in dem Gange erwärmt. An der anderen schmalen Seite des Gebäudes steht der Ventilator, der die Luft aus dem Gange aussaugt und den Kammern, in denen die Braunkohlen sich befinden, zutreibt, durch zwei solcher Apparate beabsichtigt man den zum Betriebe von 16 Puddel- und Schweißöfen erforderlichen Braunkohlenvorrath zu trocknen. (Mittheilungen für den Gewerbeverein des Herzogth. Nassau, 1853, Nr. 19.) Einfaches Mittel, das Sandbad für gläserne Kolben und Retorten in chemischen Laboratorien zu ersetzen. Einem Briefe des Hrn. Professor Dr. Schröder entnehmen wir das folgende einfache Mittel, das Sandbad in den meisten Fällen, in welchen dasselbe bisher in den chemischen Laboratorien angewendet wurde, mit Vortheil zu ersetzen. Derselbe schreibt: „Ich nehme ein Drahtnetz, von weiteren oder engeren Maschen, z.B. wie man es zur Construction der Sicherheitslampen anwendet, und schneide daraus ein kreisrundes Stück heraus, je nach der Größe der Retorte oder des Kolbens, welche damit bedeckt werden sollen. Nun mache ich mit einer Schere 6 bis 8 Einschnitte vom Umfang aus in der Richtung des Halbmessers, jedoch nur von der Länge etwa der Hälfte des Halbmessers. Indem sich die Ränder an den Stellen der Einschnitte ganz nach Bedürfniß übereinander schieben, paßt sich eine so einfach vorgerichtete Drahtnetzplatte einer Retorte oder einem Kolben, an welche man sie andrückt, sehr genau an, und leistet nun fast eben so gute Dienste, als wenn ein Drahtnetz eigens um dieselben genau anliegend geflochten worden wäre. Die von einem solchen gut angepaßten Drahtkorb umgebenen Glas-Kolben oder Retorten springen nicht, auch wenn man sie sehr rasch von einer kräftigen Flamme umspülen läßt. Ich habe einen Kolben, der mit einer trocknen Substanz gefüllt war, in ein so kräftiges Feuer gebracht, daß das Glas nach dem Versuche in Folge seiner Erweichung einen vollkommenen Abdruck des Drahtkorbes zeigte, gleichwohl blieb derselbe bei wiederholten Versuchen unversehrt. Die Wärme verbreitet sich durch das Metall fast eben so gleichmäßig, wie im Sandbad, aber viel leichter und rascher und unter großer Ersparung von Brennmaterial. Versuche in einer Fabrik werden zeigen, ob dieß einfache Mittel auch bei Glaskolben von stärkerer Wandung, z.B. bei der Destillation von Salpetersäure, mit ebenso sicherem Erfolge als bei den Operationen im kleineren Maaßstabe, wie sie in einem chemischen Laboratorium vorkommen, angewendet werden kann.“ Mittel gegen Feuersgefahr. Gegen Feuersgefahr ist besonders für Hüttenwerke ein durch Erfahrung bewährtes einfaches Mittel anzuempfehlen, welches die noch in vielen, besonders älteren Hüttenwerken gewöhnlich herrschende Finsterniß, sowie die bei dem ungeschützten Holzwerke der Dachstühle oft nicht geringe Feuersgefahr zu vermeiden geeignet zu seyn scheint. Reinigt man nämlich jährlich ein- bis zweimal das gesammte innere Holzwerk von dem Hüttenstaube, und übertüncht dasselbe mit Kalk, zu dem eine Alaunlösung zugesetzt wird, so hat man nicht nur Licht und Reinlichkeit im Gebäude, sondern auch eine haltbare schützende Decke über dem Holzwerke gewonnen. Für ein weitläufiges Gebäude genügt eine zu einigen Scheffeln Kalk gegebene Lösung von 10 Pfd. Alaun. Dieses so einfache Mittel ist bereits von Moshammer im Jahre 1846 angerathen worden. (Oesterreichische Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen, 1854, Nr. 47.) Ueber die Krankheit des Nußbaums; von Hrn. A. Bazin. Man hat in diesem Jahre in mehreren Gegenden eine Krankheit des Nußbaums beobachtet. Vom Monat Juni an sah man die Blätter fleckig werden, vertrocknen und abfallen. Sogar die Früchte wurden nicht mehr größer und fielen ab. Diese Krankheit wird, wie meine sorgfältige Untersuchung ergab, von einer Blat- aus, Aphis juglandis, verursacht, die sich aber nicht auf der unteren Seite der Blätter, sondern auf der obern aufhält. Man findet sie daselbst in großer Anzahl, in zwei Reihen längs der Mittelrippe; später ziehen sich diese Insecten mehr gegen den Blattstiel. Die durch ihren Stich gebildeten schwarzen Punkte vereinigen sich nach einiger Zeit zu solchen Strichen; das Blatt vergilbt und fällt dann meistens ab. (Comptes rendus, Septbr. 1854, Nr. 11.)