Titel: Maaßanalytische Bestimmungen des Kupfers; von Carl Mohr in Coblenz.
Fundstelle: Band 135, Jahrgang 1855, Nr. XIV., S. 44
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XIV. Maaßanalytische Bestimmungen des Kupfers; von Carl Mohr in Coblenz. Aus den Annalen der Chemie und Pharmacie, Octbr. 1854, S. 97. Mohr's maaßanalytische Bestimmung des Kupfers. Zu den vielen bereits bekannten maaßanalytischen Bestimmungsarten des Kupfers möge die folgende, die in einzelnen Fällen sehr bequem ist, noch hinzutreten. Die bekannte Thatsache, daß Kupferoxydsalze von metallischem Eisen gefällt werden und dieses in Oxydul übergeht, liegt dem Verfahren zu Grunde. Die Menge des Eisenoxydulsalzes wird durch übermangansaures Kali bestimmt. Man bringt das gelöste Kupfersalz mit einigen Tropfen Salzsäure und etwa 1/4 reinem Kochsalz in ein mit einem eingeriebenem Stöpsel gut schließendes Glas und dazu eine Anzahl weicher Eisendrähte. Es tritt sogleich die Reduction ein, die durch eine gelinde Wärme von 25 bis 30° R. beschleunigt wird. In dem Maaße, als die Ausscheidung des Kupfers vor sich geht, wird die Oberfläche der Reduction größer, so daß in einer Zeit von 1 bis 2 Stunden alles Kupfer metallisch ausgeschieden ist. Es läßt sich alsdann durch Schwefelwasserstoff in der sauren Lösung keine Spur Kupfer nachweisen. – Es ist dabei Folgendes zu beachten. Die Lösung darf nicht zu sauer seyn, indem alsdann sich neben der Reduction noch Eisen auflöst. Auch ist es gut, keine zu starke Wärme einwirken zu lassen, indem dadurch ein basisches Eisenoxydsalz als ein flockiger Niederschlag sich ausscheidet, der auf Chamäleon ohne Wirkung ist. – Nach vollendeter Reduction, was man an der hellen Farbe der Flüssigkeit erkennt, hat man an der Stelle des Kupferoxydsalzes ein Eisenoxydulsalz, nach der Formel CuO + SO₃ + Fe = FeO + SO₃ + Cu. Es folgt jetzt die Titrirung mit übermangansaurem Kali. Man verdünnt die Flüssigkeit zu 300 oder 500 Kubikcentimeter mit dem ausgeschiedenen pulverigen Kupfer, von der man 50 Kubikcent. mit der Pipette herauszieht und mit Chamäleon titrirt. Dadurch ist es möglich, mehrere Controlanalysen mit derselben Flüssigkeit zu machen, um ein richtigeres Resultat zu erhalten. Das Cementkupfer setzt sich leicht ab und wird von der Pipette nicht aufgesogen. Die geringe Menge Kochsalz und die freie Säure befördern durch vermehrte Leitungsfähigkeit die Zersetzung. Es mögen hier einige Analysen folgen: 1,120 Grm. krystallisirter Kupfervitriol wurden so behandelt. 50 Kubikcentimeter von der zu 300 Kubikcent. verdünnten Flussigkeit forderten 5 Kubikcent. Chamäleon, also die ganze Menge 30 Kubikcent. Die Stärke des Chamäleons war für 1/2 Grm. Eisen zu 60 Kubikcentimeter gefunden worden. Man berechnet nun erst das metallische Eisen, welches den 30 Kubikcentimetern entspricht, welches hier einleuchtend 0,25 Grm. ist, und es verhält sich das Atomgewicht des metallischen Eisens zu dem des krystallisirten Kupfervitriols wie 0,25 : x also x = (0,25 × 125)/28 = 1,116 Grm. Wir haben also diese Zahl statt der angewandten gefunden. 1 Grm. Kupfervitriol verbrauchte 28,2 Kubikcentimeter Chamäleon, von dem 29,9 Kubikcentimeter = 1/4 Grm. Eisen waren. Man erhält 1,004 Grm. statt 1 Grm. 1,4627 Grm. Kupfervitriol brauchten 44,1 Kubikcentimeter Chamäleon, von dem 33,5 Kubikcentimer = 1/4 Grm. Eisen waren. Es ergibt dieß 1,468 Grm. Reiner Rothkupferdraht wurde derselben Behandlung unterworfen. In der salpetersauren Lösung wurde die Salpetersäure durch Kochen mit Salzsäure zerstört und um ein Bedeutendes eingedampft. Der Ueberschuß an Säure wurde durch kohlensaures Natron bis zur geringen sauren Reaction abgestumpft, wodurch zugleich die nöthige Menge Kochsalz gebildet wurde. 0,5 Grm. Kupferdraht verbrauchten 58,8 Kubikcentimeter Chamäleon, von dem 33,5 Kubikcentimeter = 1/4 Grm. Eisen waren; 0,5001 statt 0,5. 0,5 Grm. desselben Drahtes gaben bei der Wiederholung 0,501 Gramme. Die Analyse des Messings geschieht nach derselben Art, indem das Zink in keiner Weise störend einwirkt. 1) 0,6625 Grm. Messingdraht wurden in Arbeit genommen. Auf die ganze Flüssigkeit wurden nach der Reduction 49,8 Kubikcentimeter Chamäleon gebraucht (0,25 Grm. Fe = 30 Kubikcentimeter Chamäleon). Danach berechnet sich der Kupfergehalt des Messings zu 71,52 Procent. 2) 0,9632 Grm. desselben Drahtes gaben einen Procentgehalt von 71,30 Kupfer. Indem ich es versuchte, dasselbe Verfahren auf andere Legirungen anzuwenden, kam ich zu der Ueberzeugung, daß die dabei vorzunehmenden Operationen das ganze Verfahren sehr umständlich und zeitraubend machten, was gerade bei Titriranalysen ein wohl zu beachtender Punkt ist. Es ist nämlich nöthig, die schweren Metalloxyde auf analytischem Wege zu trennen und nachher durch Eindampfen der Lösung und Zusatz von Salzsäure die Salpetersäure zu zerstören. Diejenigen Metalle, die in chemischer Beziehung dem Eisen sehr nahe stehen, wie Zink, Nickel, Mangan, haben nicht den geringsten Einfluß auf die Reduction und können als Oxyde neben dem Kupferoxyd in Lösung seyn. Nur das Eisen selbst, wenn es als Oxyd vorhanden ist, übt einen entschiedenen Nachtheil aus und macht die Analyse nach diesem Verfahren unausführbar. Ich hatte bei dieser Bestimmung die Gelegenheit gehabt, zu beobachten, daß das ausgeschiedene Cementkupfer allmählich von verdünnter Schwefelsäure und Salzsäure zu einem Kupferoxydsalz auf Kosten des Sauerstoffs der Schwefelsäure aufgelöst wird. Ausgewaschenes Cementkupfer wurde mit viel destillirtem Wasser versetzt und einige Tropfen concentrirter Schwefelsäure zugesetzt. Nach zehn Minuten zeigte die Flüssigkeit mit Schwefelwasserstoff schon eine deutliche Reaction auf Kupfer, und nach einer Stunde machte das durch Schwefelwasserstoff entstehende Schwefelkupfer die Flüssigkeit undurchsichtig. Es lag nun der Gedanke nahe, daß bei der Oxydation sich auch schweflige Säure gebildet habe, und dieselbe ward auch durch das empfindliche Löwenthal'sche Reagens (polytechn. Journal Bd. CXXX S. 398) in der That aufgefunden. Wahrscheinlich hat diese Erscheinung in der großen Oberfläche des metallischen Kupfers ihren Grund. Kerl (polytechn. Journal Bd. CXXXI S. 234) hat eine gewichtsanalytische Bestimmung des Kupfers angegeben, welche darauf beruht, daß das durch metallisches Eisen ausgeschiedene Kupfer dem Gewichte nach bestimmt wird. Dieselbe hat den Vorzug, daß sie auf eine größere Reihe von Verbindungen und Legirungen anwendbar ist, aber in dem schwierigen Trennen des metallischen Kupfers vom Eisen und in der großen Oxydirbarkeit desselben einen nicht geringen Nachtheil. Wenn gleich das angegebene Verfahren ein beschränktes Terrain hat und den anderen vortrefflichen Methoden von Schwarz und der von Streng nicht überall an die Seite gestellt werden kann, so glaube ich doch, daß es in einzelnen Fällen, wie z.B. bei der Analyse des Messings und Neusilbers, wegen seiner Einfachheit und Genauigkeit Anwendung finden kann.