| Titel: | Maschine zum Formen oder Streichen der Ziegel aus trockenem Thon, von Hrn. M. A. Jullienne, Ingenieur zu Paris. | 
| Fundstelle: | Band 135, Jahrgang 1855, Nr. LVII., S. 259 | 
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                        LVII.
                        Maschine zum Formen oder Streichen der Ziegel aus
                           								trockenem Thon, von Hrn. M. A. Jullienne, Ingenieur zu
                           								Paris.
                        Aus Armengaud's
                              								Génie industriel, December 1854, S. 281.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									IV.
                        Julliene's Maschine zum Formen der Streichen der Ziegel aus
                           								trockenem Thon.
                        
                     
                        
                           Die trefflichen, mit dieser Maschine erlangten Resultate, haben ihr eine rasche
                              									Verbreitung gesichert. Dieselbe hat eine sehr einfache und sehr feste Construction,
                              									ist wohlfeil in der Anlage, wird von einem einzigen Mann in Betrieb gesetzt und
                              									arbeitet dennoch mit großer Geschwindigkeit. Ein Mann und ein Kind sind im Stande
                              									täglich, in einer zehnstündigen Schicht, 4000 Stück Ziegel zu streichen.
                           Da die Zusammendrückung weit stärker ist, als bei dem Formen mit der Hand, oder bei
                              									fast allen bis jetzt angewandten Ziegel-Streichmaschinen, so erhält man weit
                              									vollkommenere, gleichartigere und nach dem Brennen auch festere Producte.
                           Ein anderer wesentlicher Vortheil ist der, daß man mit diesem Apparat den Thon fast
                              									ganz trocken formt; seine natürliche Feuchtigkeit ist mehr als hinreichend, um durch
                              									den starken Druck, dem er unterworfen wird, den erforderlichen Zusammenhang zu
                              									erzielen. Man vermeidet auf diese Weise jede Vorbereitung, d. d. die Vermengung mit
                              									Wasser und das Einmengen von Sand.
                           Man kann diese Ziegel zu allen Jahreszeiten fabriciren; einige Tage sind zu ihrem
                              									Trocknen hinreichend, daher sich die großen Trockenhäuser der Ziegeleien durch
                              									kleine Schoppen ersetzen lassen, welche mit Stroh oder Schilf gedeckt sind.
                           Die auf diese Weise mechanisch verfertigten Ziegel erlangen nach dem Brennen die
                              									hydraulische Eigenschaft, im Wasser oder in der Feuchtigkeit zu erhärten.
                           Die Erfahrung hat die niedrigen Gestehungskosten und die bessere Beschaffenheit
                              									dieser Ziegel hinlänglich bewiesen.
                           Die Maschine ist in Fig. 13 bis 16 abgebildet.
                           Fig. 13
                              									stellt einen Längendurchschnitt der Maschine dar;
                           Fig. 14 einen
                              									der Fig. 13
                              									entsprechenden Grundriß;
                           Fig. 15 ist
                              									ein Querdurchschnitt durch die Hauptachse und durch die Ziegelformen, nach der
                              									gebrochenen Linie 1, 2, 3, 4, 5 in Fig. 13.
                           
                           Fig. 16
                              									endlich ist ein Horizontaldurchschnitt durch die Haupt-Treibwelle, nach der
                              									Linie 6–7 in Fig. 15.
                           Der Apparat besteht aus einem starken hölzernen Gerüst A,
                              									welches eine Art Tafel bildet, in die ein gußeiserner Rahmen B, B' eingelassen ist, mit welchem die verschiedenen Theile des
                              									Mechanismus verbunden sind. Der Rahmen besteht aus zwei Längenstücken B, welche durch Bolzen b mit
                              									dem Gerüst und unter einander durch die Querstücke B'
                              									verbunden sind, zwischen denen die Formen liegen.
                           Die Formen bestehen aus einem doppelten hölzernen Rahmen C, welcher zwei länglich-viereckige Oeffnungen von der Länge und
                              									Breite, die man den Ziegeln geben will, bildet. Diese länglich-viereckigen
                              									Formen sind oben und unten offen und im Innern mit Kupferblech bekleidet.
                           Senkrechte Säulen D sind mit den Balken B des Rahmens aus einem Stück gegossen; in ihnen liegen
                              									zwei horizontale Wellen E und F und zwar mittelst ihrer Zapfen in Ausschnitten der Säulen D, worin sie durch Bügel G
                              									festgehalten werden.
                           Am Ende der Welle E ist mittelst einer gußeisernen Büchse
                              										H ein großer Hebel I
                              									angebracht, mittelst dessen man sie einen Theil von einer Umdrehung machen läßt.
                           Dieselbe Welle ist mit zwei angeschmiedeten kleinen Hebelarmen K versehen; an diesen Hebeln sind zwei Ketten k angebracht, deren unteres Ende durch Bolzen mit einem senkrechten Stück
                              										L verbunden ist; letzteres bildet an seinem obern
                              									Theile zwei länglich-viereckige Kolben L', welche
                              									mit Holz und Kupferblech überzogen sind und genau in die beiden Ziegelformen passen.
                              									Beide Kolben sind durch einen Ausschnitt I getrennt.
                           Sobald man die Welle E dreht, werden durch den Zug der
                              									kleinen Hebel K auf die Ketten k die Kolben L' in die Formen erhoben. Bei
                              									dieser senkrechten Bewegung wird das Stück L oben durch
                              									die Formen selbst, und unten durch eine Querplatte M
                              									gehoben, durch welche es mittelst einer Oeffnung von geeigneter Gestalt geht, und
                              									die zugleich zur untern Verbindung der Säulen D
                              									dient.
                           Ein Knaggen V, welcher mit dem Stück L verbunden ist, beschränkt dessen Niedergang, indem er
                              									gegen eine mit Mutter und Gegenmutter versehene Schraube v stößt, welche dazu dient, es in seiner Stellung zu erhalten.
                           Ueber dem Apparat ist ein Stück N angebracht, welches der
                              									Erfinder Schwanenhals nennt und das an seinem vordern
                              									Theil mit zwei hölzernen Platten N' versehen ist, womit
                              									der obere Theil der Formen verschlossen wird. Zu dem Ende ist das Stück N an einer Welle O
                              									angebracht, deren Zapfen in Lagern P liegen, welche an
                              									die gußeisernen Stücke 
                              									B angegossen sind. Wenn man den Schwanenhals N in der in den Figuren dargestellten Stellung erhalten
                              									will, so bringt man unter seinem hintern Ende N²
                              									ein Stück Q an, welches sich um die Zapfen q in den Lagern R dreht und
                              									das man durch den Griff r bewegen kann. Wenn sich
                              									dagegen das Stück Q in der Stellung befindet, die in
                              										Fig. 13
                              									mit punktirten Linien bezeichnet ist, so wird der befreite Schwanenhals N durch sein Gewicht gezogen und nimmt die Stellung ein,
                              									welche in derselben Figur ebenfalls durch punktirte Linien N³ bezeichnet ist.
                           Ist der Schwanenhals gehoben, und sind folglich die Formen offen und ist zu gleicher
                              									Zeit der Hebel I in einer senkrechten Stellung und gegen
                              									den Arm i (Fig. 15) gestützt, so
                              									befinden sich die Kolben L' unter den Formen und man
                              									füllt letztere mit Thon an. Ist dieß geschehen, so nimmt man den überschüssigen
                              									Thon, welcher über die Formen hinausreicht, weg, senkt dann den Schwanenhals,
                              									welcher die erwähnten Formen schließt und erhält ihn in dieser Stellung mittelst des
                              									Aufhalters Q.
                           Man zieht nun den Hebel, welchen man in die Stellung I,
                              										Fig. 13,
                              									bringt, was, indem man die Kolben L' bis zu der Stellung
                              										L² gelangen läßt, die Wirkung hat, den Thon
                              										T in den Formen um soviel zusammen zu drücken. Da
                              									diese Pressung nur durch den Widerstand des geformten Ziegels begränzt ist, so
                              									begreift man, daß die Länge des Hebels I die Ausübung
                              									einer bedeutenden Kraft gestattet.
                           Es müssen hierauf die Ziegel aus den Formen genommen werden. Zu dem Ende genügt es,
                              									nachdem man den Schwanenhals N gelöst und gehoben hat,
                              									den Kolben eine weitere Bewegung bis zu dem obern Theil der Formen zu geben, wodurch
                              									die geformten Ziegelsteine aus denselben herausgehoben werden.
                           Man könnte diese Bewegung mittelst desselben Hebels I
                              									hervorbringen; es ist aber vorzuziehen, sie mittelst einer kleinen Welle F zu bewirken, an deren Ende der mit der Hand zu
                              									ergreifende Hebel S angebracht ist, und in ihrer Mitte
                              									ein kleiner Hebel S', an welchem entweder eine Kette
                              									oder eine Lenkstange t befestigt wird, die ihrerseits
                              									mit dem untern Ende des Stücks L verbunden ist, welches
                              									die Kolben trägt.
                           Man dreht also die Welle F mittelst ihres großen Hebels,
                              									den man unter eine Feder u legt. Durch diese Bewegung
                              									geht der Kolben L' bis zu dem obern Rande der Formen in
                              									die Höhe und man kann die Ziegel wegnehmen.
                           Dann drückt man auf die Feder u, um den Hebel S zu befreien, welchen das Gewicht der Kolben in seine
                              									erste Stellung zurückführt, und man beginnt nun die Operation von Neuem.
                           
                           Sobald die Arbeiter in der Bedienung der Maschine einige Uebung erlangt haben, kann
                              									das Streichen der Ziegel sehr schnell ausgeführt werden.
                           Will man den Ziegeln oder Ziegelsteinen eine andere Gestalt geben, so braucht man nur
                              									die Formen C und das Holz der Kolben L' zu wechseln.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
