Titel: Ueber die Anfertigung von Schreibfedern aus Gold in Amerika.
Fundstelle: Band 135, Jahrgang 1855, Nr. LXXV., S. 358
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LXXV. Ueber die Anfertigung von Schreibfedern aus Gold in Amerika. Nach dem Canadian Journal, durch den Bulletin de la Société d'Encouragement, Septbr. 1854, S. 563. Ueber die Anfertigung von Schreibfedern aus Gold in Amerika. Das zur Verfertigung der Federn bestimmte Gold wird zuvörderst zu dünnen Streifen von etwa 1/32 Zoll Dicke ausgewalzt. Die Oberfläche derselben ist schwärzlich und gleicht der von Messingblech. Man zerschneidet diese Streifen mittelst eines Durchschnitts in Stücke, welche an dem einen Ende spitzwinkelig und an dem andern quadratisch abgeschnitten sind. Diese aus dem Groben bearbeiteten Federn gelangen zu einer Maschine, welche an das spitzwinkelige Ende die Spitze schneidet, die den Schnabel der Feder bilden muß. Nun löthet man in einen Einschnitt an der Spitze ein kleines Stückchen Rhodium.Das Rhodium, welches hauptsächlich in Rußland bei der Verarbeitung des Platinerzes gewonnen wird, kommt im Handel von sehr verschiedener Güte vor; von der besten Sorte kostet der Gramm bis 22 Fr. 80 Cent.; von dem unreineren Product kostet der Gramm nur 7 Fr. 60 Cent., 5 Fr. 70 C., 3 Fr. 80 C. und sogar nur 2 Fr. 30 C. – Früher benutzte man das Iridium für die Spitzen der Goldfedern; das Rhodium, obgleich theurer, ist aber vorzuziehen. Das Loth besteht fast gänzlich aus Gold, denn wenn man ein anderes oxydirbareres Metall anwenden wollte, so würde die Dinte die gelöthete Stelle angreifen und die Rhodiumspitze ablösen, was bei Federn von mittelmäßiger Güte, welche von minder geübten Arbeitern angefertigt wurden, häufig vorkommt. Nachdem die Spitzen gelöthet sind, walzt man den Schnabel der Federn zu der gehörigen Länge und Dicke aus, zwischen kleinen Walzen die mit Vertiefungen versehen sind, welche die Rhodiumkügelchen aufnehmen und schonen. Durch dieses Walzen erhält auch das Gold die erforderliche Elasticität und Federung, welche zum Schreiben unerläßlich ist und die ohne ein Strecken durch Walzen oder Hämmern, nicht zu erreichen ist. Nach dem Walzen müssen die Federn noch gehämmert werden, denn wenn man diesen Proceß unterläßt, so fallen sie weniger gut aus. Die Federn gelangen nun zu einem andern Durchschlag, mittelst dessen sie die definitive Form erhalten; sie werden mit dem Namen des Fabrikanten gestempelt und dann in Röhrenform gebogen. Endlich wird die Spalte gemacht; zum Zerschneiden des Rhodiums wendet man eine kleine und sehr dünne kupferne Scheibe an, welche sich mit einer so großen Geschwindigkeit dreht, daß das weiche Kupfer das viel härtere Rhodium zerschneidet. Die Spalte im Golde wird durch eine andere Maschine hergestellt. Es sind also zur Spalte einer Feder zwei Operationen erforderlich. Hierauf wird die aus Rhodium bestehende Spitze an einer, mit großer Geschwindigkeit umlaufenden kupfernen Scheibe geschliffen. Diese Arbeit ist sehr schwierig und erfordert daher geschickte Arbeiter. Die Federn werden nun auf der inneren und äußeren Oberfläche abgezogen, was mit der Hand und mittelst der feinen sogenannten Water-of-Ayr-Steine geschieht. Diese Steine sind abgerundet, lang und dünn und auf einem Tischchen in einem Wasserkasten angebracht. Man muß bei diesem Abziehen darauf bedacht seyn, den Federn stellenweise eine ungleiche Dicke zu geben, damit sie hinreichend elastisch werden. Dann werden die Federn auf schnell umlaufenden kupfernen Walzen polirt und mit einem auf Gemsenleder verbreiteten feinen Pulver abgerieben. Zur Verfertigung einer solchen Feder sind zwölf Operationen erforderlich, jedoch werden bei geringeren Sorten einige derselben abgekürzt oder ganz unterlassen.