| Titel: | Photographie auf trockenem Collodium. | 
| Fundstelle: | Band 135, Jahrgang 1855, Nr. LXXX., S. 374 | 
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                        LXXX.
                        Photographie auf trockenem Collodium.
                        Aus dem Cosmos Februar
                              								1855, S. 146.
                        Ueber Photographie auf trockenem Collodium.
                        
                     
                        
                           Der Artillerie-Hauptmann Caron hat der Société d'Encouragement zu Paris folgendes
                              									Verfahren zum Photographiren auf trocknem Collodium mitgetheilt.
                           Bei der Anwendung von trocknem Collodium sind die Manipulationen dieselben wie für
                              									feuchtes Collodium; der Unterschied besteht bloß darin, daß man das Jodsilber,
                              									welches beim Austrocknen seine Empfindlichkeit für das Licht verliert, durch
                              									Chlorsilber ersetzt. Das Chlorsilber ist im trocknen Zustande so empfindlich wie im
                              									feuchten; und obgleich seine Empfindlichkeit nicht so groß ist, wie diejenige des
                              									feuchten jodhaltigen Collodiums, so bleibt sie doch noch größer als diejenige eines
                              									Collodiums das mittelst Zucker, Honig, hygroskopischen Salzen etc. conservirt wurde,
                              									welches überdieß durch den Staub leicht beschmutzt wird. Caron's Verfahren ist folgendes:
                           
                           Man nimmt von chemisch reinem Collodium 100 Kubikcentimeter, setzt 10 oder 12 bis 15
                              									Tropfen Chlorjod zu, und breitet auf dem Glase aus; man taucht die Platte in ein Bad
                              									welches 1 Th. salpetersaures Silber auf 14 Th. Wasser enthält; man wascht die Platte
                              									mit gewöhnlichem Wasser, läßt sie abtropfen und trocknen. Wegen der sehr feuchten
                              									Witterung hat sie Hr. Caron immer am Ofen rasch
                              									getrocknet, er weiß aber nicht, ob dieß nothwendig geschehen muß. Man nimmt nun das
                              									Bild in der Camera obscura oder hinter einem negativen
                              									Bild. Hierauf passirt man die Platte wieder einige Secunden durch das Bad von
                              									salpetersaurem Silber. Man entwickelt das Bild mit Pyrogallussäure, wie für feuchtes
                              									Collodium; das Bad besteht nämlich aus: Pyrogallussäure, 1 Gramm; Wasser, 300
                              									Grammen; Essigsäure, 10 Grammen. Mit folgendem Bad kommt das Bild langsamer, aber
                              									besser zum Vorschein: Pyrogallussäure, 1 Gramm; Wasser, 1000 Gramme; Essigsäure, 10
                              									Gramme. Man fixirt mit Cyankalium, wovon man 5 Th. in 1000 Th. Wasser auflöst. Man
                              									wascht und trocknet. Wenn lang genug exponirt worden ist, muß das Bild durch
                              									Pyrogallussäure roth zum Vorschein kommen.
                           Dieses Verfahren ist offenbar außerordentlich einfach und wenn es gute Bilder
                              									liefert, dürfte es allgemein angenommen werden. Wir haben es durch die HHrn. Dubosq und A. Tuvernier prüfen
                              									lassen; die Resultate dieser Probe versprechen viel. Das so aufgetragene Collodium
                              									hat die Vorzüge des Eiweißes, und das Trocknen am Ofen scheint sehr vortheilhaft zu
                              									seyn.