| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 135, Jahrgang 1855, Nr. , S. 459 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Versuche mit dem Black'schen
                              									Sicherheitsapparat für Dampfkessel.
                           Das königl. preußische Ministerium für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten hat
                              									dem Verein zur Beförderung des Gewerbfleißes einen Bericht des königl. Hüttenamtes
                              									zu Königshütte über die Versuche mit dem Black'schen
                              									Apparat mitgetheilt, welchen wir den Verhandlungen des genannten Vereins, 1854,
                              									Liefer. 6 entnehmen. Er lautet:
                           
                              „Es wurde der Black'sche Sicherheitsapparat
                                 										(beschrieben im polytechn. Journal, 1853, Bd. CXXVIII S. 161) auf Grund der
                                 										beiden ersten in unserm Bericht vom 15. Febr. 1854 beschriebenen Versuche vor
                                 										etwa zwei Monaten mit der beim zweiten Versuche angewandten Rohrlänge, mithin
                                 										mit dem zulässigen niedrigsten Wasserstande abschneidend, dem Betriebe übergeben
                                 										und in dieser Zeit viermal zufällig, zweimal absichtlich, also im Ganzen
                                 										sechsmal in Thätigkeit versetzt. Läßt sich nun auch nicht verkennen, daß bei
                                 										jedesmaligem Ertönen des Apparats das Wasser im Kessel sich nie über dem
                                 										mittleren, oder 3 Zoll über dem zulässigen tiefsten Wasserstande befunden hat,
                                 										daher im Allgemeinen Wirksamkeit dem Apparate nicht absprechen, so hat sich
                                 										dieselbe doch von so vielen Nebenumständen abhängig gezeigt, daß es gewagt wäre, den
                                 										Apparat unter allen Umständen als Sicherheit-Apparat anzuwenden.
                              
                           
                              Von großem Einfluß auf die Wirksamkeit des Apparats haben sich nämlich
                                 										hauptsächlich erwiesen und ihre Einwirkung theils durch zu frühes, theils durch
                                 										zu spätes Schmelzen des Pfropfens und Ertönen der Pfeife geäußert:
                              
                           
                              1) die Wallungen des Wassers im Kessel,
                              
                           
                              2) das in den Kessel eintretende Speisewasser,
                              
                           
                              3) die plötzliche Verminderung des Dampfverbrauchs durch Stillstand einer der
                                 										bedeutenden Dampf-Consumenten.
                              
                           
                              Zu 1. Die Wallungen und Schwankungen des Wassers äußern ihren Einfluß auf den
                                 										Apparat auf zweierlei und zwar entgegengesetzte Weise, nämlich:
                              
                           
                              a) dadurch, daß das Wasser meistens höher gehalten wird, als es im ruhigen
                                 										Zustande ist, weßhalb der Apparat oft zu spät in Wirksamkeit tritt;
                              
                           
                              b) dadurch, daß die Mündung des Kupferrohrs im
                                 										Kessel, auch wenn der zulässige tiefste Wasserstand noch nicht erreicht ist,
                                 										momentan sich über dem Wasserspiegel befindet, weßhalb ein momentaner
                                 										Dampfzugang zu dem schmelzbaren Pfropfen erfolgt, wodurch, wenn nicht bald, so
                                 										doch im Wiederholungsfalle, ein Schmelzen des Pfropfens und zu frühes Ertönen
                                 										des Apparates herbeigeführt wird.
                              
                           
                              Die zu späte Wirksamkeit des Apparates wird durch die folgenden
                                 										Auseinandersetzungen zu 2 und 3 bewiesen.
                              
                           
                              Die zu frühe Wirksamkeit wird dagegen dadurch bestätigt, daß ein zwei Tage lang
                                 										im Gebrauch gewesener Pfropfen bei seiner Herausnahme merklich angeschmolzen
                                 										war, so daß auf einen stattgefundenen momentanen Dampfzutritt und ein
                                 										allmähliches Schmelzen des Pfropfens geschlossen werden kann, welches ein
                                 										Ertönen des Apparates bei noch mittlerem Wasserstande, also eine verfrühte
                                 										Wirksamkeit desselben möglich macht.
                              
                           
                              Zu 2. Das in den Kessel eintretende Speisewasser äußert seinen Einfluß auf den
                                 										Apparat dadurch, daß, wenn sich auch das Wasser im Kessel, vor Zutritt des
                                 										frischen Speisewassers, über dem zulässigen tiefsten Stand im Kessel befand,
                                 										nach wenigen Minuten die Schwankungen und Wallungen des Wassers so verringert
                                 										werden, daß der Wasserspiegel im Kessel unter die Mündung des Kupferrohrs kommt,
                                 										daher erst während der Kessel schon gespeist wird, also schon zu spät, der
                                 										Apparat in Wirksamkeit tritt.
                              
                           
                              Zu 3. Die plötzliche Verminderung des Dampfverbrauchs durch Stillstand eines der
                                 										bedeutendsten Dampf-Consumenten, im vorliegenden Fall der sehr viel Dampf
                                 										erfordernden 120pferdigen Walzwerks-Maschine, übt, in ähnlicher Weise als
                                 										das zutretende Speisewasser, feinen Einfluß auf den Apparat aus. Während nämlich
                                 										beim Gange der Maschine im Kessel das Wasser vom abziehenden Dampfe fortgerissen
                                 										und in Schwankungen erhalten wird, kommt dasselbe beim Stillstande der Maschine
                                 										so in Ruhe und fällt so herunter, daß wenn es sich auch vorher 2 bis 3 Zoll über
                                 										dem zulässigen tiefsten Stande im Kessel befand, die Mündung des dem Apparate
                                 										angehörigen Kupferrohres sehr oft frei wird, und der Apparat in Wirksamkeit
                                 										tritt.
                              
                           
                              Nächst vorbenannten Einflussen auf die Wirksamkeit des Apparats, welche denselben
                                 										nur da brauchbar erscheinen lassen, wo sehr große Dampfräume im Verhältniß zum
                                 										Dampfverbranche sind, und wo nicht so viele und verschiedenartige
                                 										Dampf-Consumenten als in der Alvenslebenhütte aus vielen mit einander
                                 										verbundenen Kesseln arbeiten, besitzt der Apparat noch zwei Mängel, welche seine
                                 										Anwendbarkeit sehr beeinträchtigen dürften.
                              
                           
                              Erstens besitzt der Apparat den Fehler, daß er den Wassermangel sehr plötzlich
                                 										erst dann anzeigt, wenn wirklich schon Gefahr vorhanden ist, was um so
                                 										nachtheiliger ist, da der Apparat, um nicht wegen vorstehend aufgeführten
                                 										Einflussen zur Ungebühr in Wirksamkeit versetzt zu werden, nicht mit dem
                                 										mittleren, sondern mit dem tiefsten Wasserstande
                                 										eingestellt werden muß.
                              
                           
                              Wir halten dagegen für einen Sicherheitsapparat die Bedingung nothwendig, daß
                                 										derselbe den Wassermangel nicht plötzlich, wenn schon Gefahr für den Kessel da
                                 										ist, sondern mit dem Sinken des Wassers allmählich anzeige, wie dieß z.B. die
                                 										auf den Dampfkesseln der hiesigen Kohksofen-Anlage angebrächten, mit sehr
                                 										großen und zuverlässigen Schwimmern verbundenen Signal-Pfeifen
                                 									thun.
                              
                           
                           
                              Zweitens besitzt der Apparat den Fehler, daß, wenn der Pfropfen geschmolzen ist,
                                 										durch den auf der Oeffnung der Pfeife ausströmenden Dampf, besonders wenn die
                                 										Dampfe sehr hoch gespannt sind, so viel Wasser mit fortgerissen wird, daß nicht
                                 										allein dadurch der Wassermangel im Kessel, mithin die Gefahr noch zunimmt,
                                 										sondern auch das Schließen des Apparats nur unter der Gefahr, verbrüht zu
                                 										werden, möglich ist. Da nun diese Fehler des Apparats überdieß nachtheiliger und
                                 										fühlbarer werden. je mehr Kessel in einem Raume aufgestellt und nur einem Wärter
                                 										zur Ueberwachung übergeben sind, so können wir uns für eine weitere Anschaffung
                                 										von dergleichen Apparaten zu den neun Stück Dampfkesseln im Anbau der
                                 										Alvenslebenhütte nicht aussprechen, sondern glauben uns, wie bisher, auch ferner
                                 										auf die Aufmerksamkeit der Wärter verlassen zu müssen, welchem wir jedoch die
                                 										Bewartung der Kessel durch Anbringung eines dritten auf den niedrigsten
                                 										Wasserstand gerichteten und leicht zugänglichen Wasserstands-Hahnes
                                 										bedeutend erleichtert haben.“
                              
                           
                        
                           Zusammensetzung verschiedener Kohlenarten.
                           Man hatte früher angenommen, daß beim Verbrennen von brennbaren Körpern die erzeugte
                              									Wärmemenge sich verhalte wie die zum Verbrennen nöthige Sauerstoffmenge. Genauere
                              									Untersuchungen haben die Unrichtigkeit dieser Ansicht bewiesen, die gleiche Menge
                              									Sauerstoff kann unter verschiedenen Umständen verschiedene Wärmemengen erzeugen. Man
                              									darf aber wohl annehmen, daß bei ähnlichen Brennstoffen aus der Zusammensetzung
                              									derselben sich ein Resultat ziehen läßt, das, wenn auch nicht absolut genau, doch
                              									für die Praxis hinreichende Anhaltspunkte gibt. Als es sich daher um Prüfung des
                              									relativen Werths verschiedener Kohlen handelte, wurden diese der Elementaranalyse
                              									unterworfen, in der gleichen Weise wie diese bei organischen Körpern ausgeführt
                              									wird. Die Analysen sind von A. Faißt angestellt.
                           In 100 Theilen sind enthalten:
                           
                              
                                 
                                 Wasser.
                                 Asche.
                                 Kohlenstoff.
                                 Wasserstoff.
                                 Sauerstoff    
                                    											mit Stickstoff.
                                       
                                    											Zur Verbrennungvon 100
                                    											Kohle    nöthiger  Sauerstoff.
                                 
                              
                                 Torfkohle Nr. I.
                                   4,90
                                   6,49
                                     67,54
                                       4,39
                                    16,68
                                     198,54
                                 
                              
                                 Torfkohle Nr. II.
                                   6,94
                                 10,33
                                     61,39
                                       4,03
                                    17,31
                                     178,56
                                 
                              
                                 Torfkohle Nr. III.
                                   6,18
                                   9,43
                                     71,20
                                       3,85
                                      9,34
                                     211,32
                                 
                              
                                 Buchenkohle    (Meilerkohle)
                                   7,23
                                   3,02
                                     85,89
                                       2,41
                                      1,46
                                     2466
                                 
                              
                                 Harte Holzkohle (v.
                                    											d.    Holzessigfabrication)
                                   6,04
                                   2,46
                                     85,18
                                       2,88
                                      3,44
                                     246,70
                                 
                              
                                 Leichte Holzkohle (v.
                                    											d.    Holzgasfabrication)
                                   8,21
                                   1,56
                                     87,43
                                       2,26
                                      0,54
                                     250,68
                                 
                              
                                 Steinkohlen v. d.
                                    											Ruhr    Nr. I.
                                   0,73
                                   3,91
                                     86,06
                                       4,16
                                      5,14
                                     257,63
                                 
                              
                                 Steinkohlen v. d.
                                    											Ruhr    Nr. II.
                                   0,91
                                   1,65
                                     86,85
                                       4,37
                                      6,22
                                     260,34
                                 
                              
                                 Steinkohlen v. d. Saar
                                   3,59
                                   6,80
                                     74,49
                                       4,54
                                    10,58
                                     224,38
                                 
                              
                                 Kohks v. d. Saar
                                   3,94
                                   8,26
                                     83,03
                                       1,90
                                      2,87
                                     233,74
                                 
                              
                                 Kohks v. d. Ruhr
                                   3,81
                                   9,29
                                     82,93
                                       0,95
                                      3,02
                                     225,72
                                 
                              
                           Die Zusammensetzung, das Mittel von mehreren nahe übereinstimmenden Analysen, läßt
                              									vermuthen, daß die angeblichen Ruhr-Kohks auch Saar-Kohks waren.
                           Annähernd repräsentiren die Zahlen der letzten Reihe den Brennwerth der Kohle. Bei
                              									der technischen Verwendung derselben kommt aber natürlich nicht allein die Heizkraft
                              									derselben in Betracht, sondern wesentlich auch ihre sonstige Beschaffenheit; so z.B.
                              									bei den Torfkohlen ihre lockere Beschaffenheit, welche macht daß sie sich leicht
                              									entzünden und schnell verbrennen, während dagegen die Kohks schwieriger entzündlich
                              									sind und langsam verbrennen, daher eine länger anhaltende Hitze liefern. Die leichte Zerreiblichkeit,
                              									welche namentlich die Torfkohlen in hohem Grade haben, macht sie für den Transport
                              									wenig geeignet. (Württembergisches Gewerbeblatt, 1855, Nr. 5.)
                           
                        
                           Einfaches Verfahren, goldene, silberne, messingene und
                              									stählerne Hals- und Uhrketten schön zu poliren; von H. Wernei.
                           Es ist bekannt, daß alle Metalle, außer dem Golde, durch den Gebrauch ihre frühere
                              									glänzende Oberfläche verlieren, matt und unscheinbar werden; vorzüglich leiden die
                              									Stahlwaaren sehr durch den Rost, der sie, auch bei der möglichsten Schonung, leicht
                              									angreift und sie oft in sehr kurzer Zeit so verdirbt, daß sie für den ferneren
                              									Gebrauch fast verloren gehen; es kommt dieses auch bei den Stahlketten besonders
                              									häufig vor. Durch das Verfahren aber, welches ich hier mittheilen will, kann man in
                              									wenigen Stunden ohne erhebliche Anstrengung und ohne die mindeste Kunstfertigkeit in
                              									mechanischen Arbeiten zu besitzen, einer auch schon sehr verrosteten Stahlkette ihre
                              									vorige Politur wiedergeben.
                           Zu dem Ende nimmt man einige Messerspitzen voll fein gestoßenes und gebeuteltes
                              									Bimssteinpulver in die hohle Hand, legt die Stahlkette, welche man Poliren will,
                              									darauf, und besprengt beides hinreichend mit Wasser; hierauf reibt man mit beiden
                              									Händen die Kette mit dem Bimssteinpulver in immer kreisförmiger Bewegung stark
                              									über- und auf einander herum. Fängt die Bimssteinmasse, welche nun die Kette
                              									von allen Seiten gleichsam einwickelt, an trocken zu werden, so gießt man wieder
                              									etwas Wasser in die eine hohle Hand und fängt aufs neue an auf die vorige Art zu
                              									reiben. Diese erste Arbeit setzt man, wenn die Kette nicht gar zu sehr verrostet
                              									war, gegen eine Viertelstunde, oder wenigstens so lange ununterbrochen fort, bis das
                              									Bimssteinpulver schwarz zu werden anfängt; dann wäscht man die Kette in reinem
                              									Wasser ab, um zu sehen, ob die Rostflecke überall verschwunden sind, welches sich
                              									daraus beurtheilen läßt, wenn sie durchgängig ein mattes Ansehen bekommt und keine
                              									schwarzen Pünktchen oder Striche, welches noch Vertiefungen von dem eingefressenen
                              									Roste sind, auf den einzelnen Gelenken mehr sichtbar sind. Wird man davon nichts
                              									mehr gewahr, so ist die erste Arbeit mit dem Bimsstein beendigt, außerdem muß man
                              									solche auf die vorbeschriebene Art nochmals beginnen.
                           Ehe man nun zur zweiten Arbeit übergeht, müssen Kette und Hände mit Wasser wohl
                              									gereinigt werden, damit nirgends etwas von dem Bimssteinpulver in den Kettengelenken
                              									oder an den Händen zurückbleibe. Es erfolgt nun weiter dasselbe Reiben der Kette
                              									zwischen den Händen, jedoch statt des Bimssteins mit einer kleinen Quantität Zinnasche (Zinnoxyd). Zur Anfeuchtung derselben und der
                              									Kette kann man einige Tropfen Baumöl nehmen, jedoch das
                              									Reiben auch eben so gut mit Wasser fortsetzen.
                           Nachdem man mit diesem zweiten Reiben wieder eine Viertelstunde angehalten hat und
                              									die Zinnasche dunkelgrau oder schwarz zu werden beginnt, so wird die Kette abermals
                              									mit Wasser abgespült, um zu sehen, ob sie glänzend zu werden anfängt. Nahm man Oel
                              									statt des Wassers zur Anfeuchtung, so muß man zum Abspülen Seife mit Wasser
                              									anwenden, weil sonst das Oel den Gegenstand immer matt erhält, wenn er auch auf
                              									seinen Flächen schon vollständig polirt wäre.
                           Bemerkt man nun, daß die Oberfläche der Gelenke zu glänzen anfängt, so ist auch diese
                              									zweite Arbeit beendigt; wo nicht, so wird sie mit einem nochmaligen Zusatz von Oel
                              									oder Wasser und etwas Zinnasche noch einige Zeit fortgesetzt.
                           Hierauf wird die Kette wieder nebst den Händen mit Wasser und Seife vollkommen
                              									gereinigt und abgespült und nun die dritte Arbeit vorgenommen, indem man eine kleine
                              									Portion Polirroth (Eisenoxyd) in die Hand thut und abermals, nach vorgängiger
                              									Anfeuchtung mit Oel oder Wasser, das Reiben der Kette nach allen Richtungen, aber
                              									immer in kreisförmiger Bewegung wiederholt. Das Eisenoxyd gibt dem Metalle die
                              									letzte und feinste Politur, und man fährt mit der Arbeit so lange fort, bis die
                              									Kette jene feine Politur erhalten hat, was man nach erfolgtem Reinwaschen derselben
                              									sehen kann.
                           
                           Man hat nicht zu besorgen, daß die Politur nur theilweise auf der Oberfläche der
                              									Gelenke erscheinen werde; der schöne helle Glanz, wenn das Reiben in der angegebenen
                              									Weise verrichtet wurde, wird sich allen Theilen der Kette gleichmäßig mitgetheilt
                              									haben.
                           Nach dem Abspülen und Reinigen der Hände trocknet man zuerst die Kette mit einem
                              									Tuche ab, nimmt dann eine kleine Quantität feiner Sägespäne in die Hand. und reibt
                              									sie mit diesen vollends ganz trocken.
                           Wenn man dieses Verfahren nach der gegebenen Anweisung durchgängig beobachtet, so
                              									wird man sich gewiß des besten Erfolges zu erfreuen haben, und man wird finden, daß
                              									eine auf diese Art polirte Kette eine weit reinere und feinere Politur, als sie beim
                              									Ankauf hatte, erhalten hat.
                           Goldene Ketten reibt man auf eben diese Weise zwischen
                              									den Händen, jedoch weder mit Bimssteinpulver, noch mit Zinnasche, sondern bloß mit
                              									einer kleinen Portion Eisenoxyd, und zwar nur trocken und kurze Zeit, wäscht sie
                              									darauf ebenfalls in Wasser rein ab, trocknet sie mit einem feinen Tuche und zuletzt
                              									noch mit durchgesiebten Sägespänen vollends ab.
                           Zu silbernen Ketten nimmt man, wenn sie sehr matt und
                              									abgetragen aussehen, bei der ersten Reibung präparirtes
                                 										Hirschhorn, unter Beibehaltung des übrigen Verfahrens; dann zur zweiten
                              									Reibung Eisenoxyd. Zu beiden Arbeiten ist das Anfeuchten mit Wasser nöthig, und
                              									zuletzt kommt noch das Abreiben mit trockenem Eisenoxyd, endlich das letzte
                              									Abwaschen und Trocknen derselben ganz auf die vorbeschriebene Art. Ketten von Messing, welche bisweilen, besonders wenn sie nicht immer
                              									gebraucht werden, einen Ansatz von Grünspan bekommen, kann man zum erstenmal auch
                              									mit Bimssteinpulver so lange reiben, bis sie von allem Roste befreit sind; dann
                              									nimmt man, wie beim Silber, etwas präparirtes Hirschhorn und, nach der gehörigen
                              									Reibung damit, zuletzt ebenfalls Eisenoxyd. Bei allen diesen drei Reinigungs-
                              									und Polirmitteln geschieht die Anfeuchtung mit Wasser, das letzte Reiben trocken und
                              									das übrige Verfahren bleibt dem, wie beim Poliren der Ketten von den übrigen hier
                              									genannten Metallen, in allem gleich.
                           Es wird dieses einfache, noch wenig bekannte Verfahren solchen Ketten einen hohen
                              									Grad der Schönheit und die feinste Politur wiederzugeben, gewiß überall die
                              									freundlichste Aufnahme und ungetheilten Beifall finden, da zu allen dabei
                              									erforderlichen Arbeiten gar nichts weiter, als das fortwährende einförmige Reiben
                              									des Gegenstandes erfordert wird, welches auch der Ungeübteste gleich bei dem ersten
                              									Versuch wird erlernen und sich zu eigen machen können. (Aus des Verfassers:
                              										„Technologisches Allerlei“ S. 30.)
                           
                        
                           Ueber eine Masse zu Luxusartikeln, die von Frankreich aus in
                              									den Handel gebracht werden; von Dr. Lüdersdorff.
                           Diese Masse stellt sich als eine Nachahmung entweder von Schildpatt oder von
                              									Perlmutter dar, läßt sich schleifen und poliren, und die daraus gefertigten
                              									Gegenstände haben ein sehr hübsches Ansehen. Die Versuche, welche der Verfasser in
                              									Betreff der Herstellung dieser Masse anstellte, ergaben, daß dieselbe bei beiden
                              									Imitationen identisch, und daß sie nur in der Färbung verschieden sey, die Masse
                              									selbst ist Gelatine (weißer Knochenleim). Wird dieselbe warm in 4 1/2 Theilen Wasser
                              									aufgelöst, filtrirt und dann auf eine mit einem Rande versehene Glasplatte gegossen,
                              									so erstarrt sie. Da nun die Färbung bei den französischen Gegenständen nicht aus
                              									einer Seite, sondern in der Mitte liegt, so wurde auch
                              									hier die Farbe auf die erste Lage aufgetragen und dann eine zweite Lage auf dieselbe
                              									gegossen. Die Glasplatte wird zuvor mit etwas Schweinefett angerieben. Ist die
                              									zweite Lage erstarrt, so behandelt man, nachdem die doppelte Lage auf der Platte
                              									getrocknet und von derselben abgenommen ist, dieselbe mit einer Auflösung von 1
                              									Theil Alaun in 18 Theilen Wasser, bis die Masse aufgeschwollen, spült sie mit einer
                              									verdünnten Lösung von kohlensaurem Kali ab und läßt sie zum zweitenmale trocknen,
                              									indem man die Ränder auf Rahmen festklebt. Die so erhaltenen Platten lassen sich zu
                              									verschiedenen Zwecken verarbeiten, schleifen und Poliren.
                           
                           Von besonderem Interesse ist die Herstellung der erforderlichen Färbung der Platten.
                              									Der Verfasser fand, daß zu der braunen Farbe für die Nachahmung des Schildpatts eine
                              									aus Torf dargestellte die geeignetste sey, da sie intensiv und zugleich durchsichtig
                              									ist. Die Farbe wird durch Ammoniak aus Torf extrahirt, eingedickt und mit etwas
                              									Knochenleim versetzt. Für die Herstellung einer Nachahmung der Perlmutter bediente
                              									derselbe sich des Fischschuppenweißes, und erhielt in beiden Fällen, wie vorgelegte
                              									Proben erwiesen, sehr gute Resultate, welche die Beachtung der Fabrikanten von
                              									Luxusartikeln in hohem Grade verdienen. (Verhandlungen des Vereins zur Beförderung
                              									des Gewerbfleißes in Preußen, 1854, S. 54.)
                           
                        
                           Neue Methode zum Präpariren der halbwollenen Mousselines de
                              									laine vor dem Drucken, von W. Grüne.
                           Von dem Vorbereiten oder Präpariren der weißen Mousselines de laine hängt
                              									hauptsächlich die Lebhaftigkeit und Gleichmäßigkeit der später darauf gedruckten
                              									Farben ab, da jenes diesen zu Hülfe kommen muß, um die in ihrem Verhalten zu den
                              									Farbstoffen so verschiedenen Stoffe, wie Baumwolle und Wolle, aus welchen der Zeug
                              									besteht, auf einmal ganz gleichmäßig zu färben. In der Regel besteht diese
                              									Präparation in dem Niederschlagen von Zinnoxyd auf die Faser, und wird dadurch der
                              									Baumwolle namentlich eine größere Affinität zu den Farbstoffen ertheilt. Von den
                              									verschiedenen, zur Erreichung dieses Zweckes einzuschlagenden Wegen ist wohl der,
                              									die Stücke durch die Lösung von Präparirsalz, Zinnoxydnatron, zu klotzen und dann
                              									zur Fällung des Zinnoxydes durch ein Säurebad zu nehmen, der jetzt allgemein
                              									gebräuchlichste. Von Broquette wurde vor einigen Jahren
                              									eine Vorbereitung der Baumwolle vorgeschlagen, welche derselben die der Wolle
                              									eigenthümliche Anziehungskraft zu den Farbstoffen ertheilen sollte, eine sogenannte
                              									Animalisation, die in dem Niederschlagen von Caseïn auf die Faser bestand. Es
                              									wurde dadurch möglich, den Farbstoff der Orseille auf Baumwolle zu fixiren, was auf
                              									andere Weise nicht auszuführen war. – Das neue Verfahren besteht zum Theil in
                              									der Vereinigung der beiden angeführten: Man klotzt die Stücke durch eine Mischung
                              									von Präparirsalzlösung und Milch, passirt sie dann aber nicht durch eine Säure,
                              									sondern durch eine Alaunlösung, wobei durch die Doppelzersetzung Zinnoxyd,
                              									Caseïn und Thonerdehydrat auf die Faden niedergeschlagen wird. So behandelte
                              									Waare zeichnet sich ganz besonders durch Frische und Gleichmäßigkeit des
                              									Cochenilleroth und Rosa aus. (Deutsche Musterzeitung, 1854, Nr. 9.)
                           
                        
                           Anwendung des künstlichen Ultramarins zur Darstellung von
                              									Waschblau.
                           Wenn man das im Wasser suspendirte Ultramarin zum Blauen von Garnen und Geweben
                              									benutzt, so ballt es sich leicht theilweise zusammen und veranlaßt auf den
                              									Gespinnsten oder Geweben Flecken von verschiedenartigem Farbenton. Um diesen
                              									Nachtheil zu vermeiden, verarbeitet A. J. Hoffstaedt das
                              									künstliche Ultramarin in folgender Weise (wofür er sich am 17. Novbr. 1853 in
                              									England patentiren ließ) zu Waschblau:
                           Man vermischt 2 Gewichtstheile Walkerde mit soviel Wasser,
                              									daß sie darin suspendirt bleiben kann; dazu gibt man 4 Theil käufliches Ultramarin,
                              									entweder im trockenen Zustande oder mit Wasser gemischt, und rührt das Ganze recht
                              									gut zusammen. Man läßt nun die Flüssigkeit in Ruhe, und bald wird sich das innige
                              									Gemenge von Walkerde und Ultramarin auf dem Boden abgesetzt haben. Dann läßt man die
                              									überstehende Flüssigkeit ablaufen und versetzt den Niederschlag mit einem kleinen
                              									Quantum Leim oder Gummi, in warmem Wasser aufgelöst (beiläufig 1 Unze des Klebmittels auf 1
                              									Pfd. Niederschlag); nachdem dieses gut eingerührt worden ist, verdampft män das
                              									Wasser aus dem Niederschlag, bis er Teigconsistenz erlangt hat. Man kann denselben
                              									nun zu Kugeln oder Täfelchen formen; nach dem Trocknen sind diese zum Gebrauch
                              									fertig. (Repertory of Patent-Inventions, Januar
                              									1855, S. 27.)
                           
                        
                           Analyse der Bierasche; von Wilhelm Martius.
                           Es wurde dazu Erlanger Lagerbier verwendet. Die Asche wurde gewonnen, indem man eine
                              									größere Quantität Bieres verdampfte und den Rückstand in kleinen Partien in einen
                              									rothglühenden hessischen Tiegel eintrug; die so erhaltene Bierkohle wurde im
                              									hessischen Tiegel bei mäßiger Rothglühhitze allmählich verbrannt, und die Asche bei
                              									möglichst ungehindertem Zutritte der Luft auf einem Eisenbleche unter zeitweiligem
                              									Umrühren mit einem Glasstabe so lange erhitzt, bis sie eine grauweiße Farbe
                              									angenommen hatte. Eine einigermaßen kohlenfreie Asche zu gewinnen, war wegen der
                              									leichten Schmelzbarkeit derselben nicht wohl möglich.
                           Die qualitative Analyse der Asche ergab: Kali, Natron, Bittererde, Kalkerde,
                              									Phosphorsäure, Chlor, Schwefelsäure, Kieselerde und Spuren von Eisen und
                              									Kohlensäure. Der größte Theil derselben war in Wasser löslich; der wässerige Auszug
                              									reagirte stark alkalisch.
                           Die quantitative Analyse wurde nach den von Will und Fresenius angebenen Methoden der Analyse von
                              									Pflanzenaschen, bei denen der größere Theil der Basen an Phosphorsaure gebunden ist,
                              									ausgeführt.
                           Nach Abzug der Kohle waren in 100 Theilen Bierasche enthalten:
                           
                              
                                 Kali
                                 37,12
                                 
                              
                                 Natron
                                   8,04
                                 
                              
                                 Kalk
                                   1,93
                                 
                              
                                 Magnesia
                                   5,51
                                 
                              
                                 Eisenoxyd
                                   Spur
                                 
                              
                                 Kieselerde
                                 10,82
                                 
                              
                                 Schwefelsäure
                                   1,44
                                 
                              
                                 Phosphorsäure      
                                 32,09
                                 
                              
                                 Chlor
                                   2,91
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 99,96.
                                 
                              
                           Die phosphorsauren Salze waren in der Asche als pyrophosphorsaure enthalten.
                           Die Aschenbestimmung von acht Erlanger Lagerbieren ergab für 1000 Theile einen
                              									Mittlern Aschengehalt von 2,88 Theilen bei einem mittleren Extractgehalte (auf
                              									hallymetrischem Wege bestimmt) von 36,93 Theilen. Die Schwankungen in dem
                              									Aschengehalte waren sehr gering und bewegten sich zwischen 2,691 bis 3,033 per tausend Theile.
                           Von den acht untersuchten Bieren gaben nämlich:
                           
                              
                                 
                                   Spec.Gewicht.  
                                 1000 Th.
                                    											Bier:       Extract.
                                 1000 Th.
                                    											Bier:       Asche.
                                 1000 Th.
                                    											Extract:       Asche.
                                 
                              
                                 1.   
                                   1,013
                                      35,509
                                      2,817
                                       
                                    											79,332
                                 
                              
                                 2.
                                   1,010
                                      29,690
                                      2,971
                                      100,067
                                 
                              
                                 3.
                                   1,015
                                      43,830
                                      3,033
                                       
                                    											69,199
                                 
                              
                                 4.
                                   1,010
                                      38,263
                                      2,852
                                       
                                    											74,536
                                 
                              
                                 5.
                                   1,015
                                      35,963
                                      3,165
                                       
                                    											88,007
                                 
                              
                                 6.
                                   1,010
                                      38,326
                                      2,721
                                       
                                    											70,996
                                 
                              
                                 7.
                                   1,015
                                         
                                    											–
                                      2,691
                                           
                                    											–
                                 
                              
                                 8.
                                   1,015
                                         
                                    											–
                                      2,827
                                           
                                    											–
                                 
                              
                           
                           Setzt man das Gewicht einer bayerischen Maaß Bier zu 36 Unzen gleich 1080 Grammen, so
                              									würden in diesen, wenn wir der Berechnung das aus obigen Beobachtungen gezogene
                              									Mittel zu Grunde legen, 3,11 Gramme, gleich 49,76 Gran, Asche enthalten seyn. Da
                              									ferner mit zu Grundelegung des spec. Gewichtes von 1,013 : 1000 Gramme Bier gleich
                              									987,1 Kubikcentimeter sind, so enthalten 1000 Kubikcentimeter – 1 Liter 2,921
                              									Gramme Asche. In 100 Theilen Asche sind 37,22 Procent Kali enthalten; bei zu
                              									Grundelegung dieser Zahl würde sich der Kaligehalt einer bayerischen Maaß Bier zu
                              									1,157 Gramme – 18,512 Gran berechnen. Diese Zahl kömmt derjenigen ziemlich
                              									nahe, welche Buchner
                              									sen. (Annalen der Chemie und Pharmacie. Bd. LVIII S.
                              									113) für eine bayerische Maaß Bier als Durchschnittszahl angibt, nämlich 21,6
                              									Gran.
                           Die vorstehende Arbeit wurde im Laboratorium des Hrn. Professor v. Gorup ausgeführt. (Buchner's
                              									neues Repertorium für Pharmacie, Bd. III Heft 12.)
                           
                        
                           Ueber die Anfertigung binocularer photographischer Bilder;
                              									nach Smee.
                           Alfred Smee, Arzt an dem Centralhospital für Augenkranke
                              									in London, behandelt in einem von ihm herausgegebenen Werke: „The eye in health and disease“ die Frage,
                              									ob ein Maler die Gegenstände binocular, d.h. so, wie man sie mit beiden Augen sieht,
                              									oder bloß monocular, d.h. so, wie sie mit einem Auge gesehen werden, darstellen
                              									könne, und beantwortet diese Frage dahin, daß ersteres allerdings bis zu einem
                              									gewissen Grade möglich und bei vorzüglichen Gemälden auch wirklich der Fall sey, und
                              									daß die Hervorbringung binocularer Bilder, die den Gegenstand möglichst so
                              									erscheinen lassen, wie er sich, mit beiden Augen betrachtet, in natura darstellt, im Wesentlichen darin besteht, daß man in dem Gemälde
                              									gewissermaßen die Ansicht, welche dem rechten, und die, welche dem linken Auge
                              									entspricht, zusammenfallen oder in einander eindringen läßt. Auch mittelst der
                              									Photographie kann man nach Smee Bilder herstellen, die,
                              									ohne Hülfe des Stereoskops, den Gegenstand so erscheinen lassen, wie man ihn in der
                              									Natur mit beiden Augen sieht. Um ein solches binoculares photographisches Bild
                              									entstehen zu lassen, richtet man die Camera obscura wie
                              									gewöhnlich aus den betreffenden Gegenstand; nachdem aber das Bild halb entstanden
                              									ist, verrückt man sie etwas nach einer Seite, so daß die Fläche, auf welcher das
                              									Bild entsteht, wenn deren Lage vorher als der des linken Auges entsprechend
                              									angesehen wird, nunmehr in die Lage kommt, welche der des rechten Auges entspricht,
                              									oder umgekehrt. Die Verrückung der Camera obscura muß
                              									also so geschehen, daß der Mittelpunkt dieser Fläche einen horizontalen Kreisbogen
                              									von etwa 2 1/2 Zoll Länge beschreibt, der die Entfernung der Fläche von dem
                              									abzubildenden Gegenstande zum Radius hat. Nach stattgefundener Verrückung der Camera obscura läßt man die Exposition noch so lange
                              									fortdauern, bis das Bild vollständig entstanden ist. Das so erhaltene Bild, welches
                              									im Uebrigen wie gewöhnlich behandelt wird, ist nun ein binoculares oder
                              									stereoskopisches.
                           Statt das Bild halb in der einen, halb in der anderen Lage der Camera obscura entstehen zu lassen, kann man auch, und sogar mit besserem
                              									Resultat, die Camera obscura während der ganzen Dauer
                              									der Exposition von rechts nach links oder von links nach rechts in solcher Art
                              									gleichmäßig fortbewegen, daß der Mittelpunkt der Fläche, auf welcher das Bild
                              									entsteht, dabei den erwähnten Bogen beschreibt. Smee hat
                              									im Verein mit den Photographen Horne und Thronthwaite in London binoculare Bilder von merkwürdiger
                              									Wirkung erzeugt. (Aus Cosmos, durch polytechn.
                              									Centralbl. 1855, S. 53.)
                           
                        
                           Ueber die relative Gesundheit der verschiedenen Gegenden einer
                              									Stadt; von Hrn. Junod.
                           Wenn man die Vertheilung der Bevölkerung in den großen Städten studirt, so findet
                              									man, daß überall die wohlhabende Classe sich hauptsächlich gegen Westen ansiedelt, während die östlichen
                              									Bezirke den verschiedenen Industriezweigen überlassen bleiben. So hat sich in Paris,
                              									seit der Gründung dieser großen Stadt, die wohlhabende Classe immer gegen Westen
                              									gerichtet; deßgleichen in London und fast allen Städten Englands, in Wien, Berlin,
                              									St. Petersburg und allen Hauptstädten des Festlandes. Beim Besuch der Ruinen von
                              									Pompeji und anderer alten Städte Italiens habe ich dieselbe Beobachtung gemacht, und
                              									überdieß gefunden, daß sich, wie es heut zu Tage bei uns der Fall ist, die großen
                              									Kirchhöfe im Osten befinden, während gewöhnlich im Westen keiner vorkommt. Bei den
                              									seltenen Ausnahmen von obiger Regel (z.B. in Edinburg, Neufchatel und anderen
                              									Städten der Schweiz etc.), ergibt sich immer, daß die Ausdehnung gegen Westen durch
                              									natürliche oder strategische Hindernisse unmöglich gemacht war.
                           Der Grund dieser so allgemeinen Sitte ist lediglich ein physikalischer, sie hängt mit
                              									dem Luftdruck zusammen. Wenn die Barometersäule steigt, begeben sich der Rauch und
                              									die schädlichen Ausdünstungen rasch in die Höhe und verschwinden in der Atmosphäre.
                              									Im entgegengesetzten Fall sehen wir den Rauch und die schädlichen Dämpfe in den
                              									Zimmern und an der Bodenoberfläche verweilen. Nun steigt aber bekanntlich beim
                              									Ostwind die Barometersäule am höchsten, wogegen sie beim Westwind am tiefsten sinkt.
                              									Wenn daher Westwind weht, so führt er den Bewohnern der östlichen Quartiere einer
                              									Stadt alle schädlichen Gase zu, welche er auf seinem Zuge über die westlichen
                              									Quartiere angetroffen und mitgerissen hat. Daraus folgt, daß die Bewohner des
                              									östlichen Theils einer Stadt zu ihrem eigenen Rauch und ihren Miasmen noch
                              									diejenigen des westlichen Gebietes bekommen, welche ihnen die Westwinde zuführen.
                              									Wenn im Gegentheil der Ostwind herrscht, so reinigt er die Luft, indem er die
                              									schädlichen Ausdünstungen in die Höhe treibt, welche er aber nicht auf den Westen
                              									der Stadt zurückwerfen kann.
                           Die gegen Westen liegenden Wohnungen erhalten also eine reine Luft, von welchem Theil
                              									des Horizonts sie ihnen zukommen mag; da überdieß die Westwinde vorwalten oder
                              									meistens herrschen, so empfangen sie die Landluft zuerst und ganz rein.
                           Aus diesen Thatsachen glaube ich folgende Vorschriften ableiten zu können: 1) bei
                              									freistehender Wahl soll man aus Gesundheits-Rücksichten seine Wohnung im
                              									westlichen Theil einer Stadt nehmen: 2) aus demselben Grunde sind nach Osten alle
                              									diejenigen Gebäude und Anstalten zu verlegen, aus denen sich schädliche Dünste oder
                              									Gase entwickeln) 3) wenn man eine Wohnung in der Stadt oder auch auf dem Lande baut,
                              									so muß man im östlichen Theile die Küchen und diejenigen Räumlichkeiten anbringen.
                              									von denen sich schädliche Ausdünstungen in die Zimmer verbreiten können. (Comptes rendus, Februar 1855, Nr. 9.)
                           
                        
                           Die neue chinesische Zuckerpflanze (Holcus saccharatus).
                           Von dieser Pflanze ist derzeit in den französischen Zeitschriften viel die Rede. Sie
                              									ist übrigens schon zu Anfang des gegenwärtigen Jahrhunderts in Italien bekannt
                              									gewesen. Ihre Cultur wurde aber dort wieder aufgegeben. Vor vier Jahren schickte nun
                              									der französische Consul in Schanghai in China Samen davon
                              									nach Frankreich mit der Etikette: Zuckerrohr aus
                                 										Nordchina, und dieser Same wurde von der geographischen Gesellschaft in
                              									Paris weit und breit zu Ackerbauversuchen vertheilt. Nach den Angaben von Vilmorin hat die Pflanze die größte Aehnlichkeit mit dem
                              									Mais und läßt sich auch ebenso cultiviren. Es geben 160 Pfd. Stengel 33 Pfund hellen
                              									klaren Saft vom Geschmack des reinen Zuckerwassers, und der Saft enthält 10 bis 14
                              									Proc. Zucker. Nach seinen Versuchen im Kleinen würde ein württembergischer Morgen
                              									mit dieser Pflanze angebaut ungefähr 20 Centner Zucker liefern, also mehr als den
                              									mittleren Ertrag von Runkelrüben.
                           Hr. Adolph Reihlen in Stuttgart hat auch bereits im
                              									letzten Sommer Versuche damit angestellt und theilt in der Zeitschrift des Vereins
                              									für die Rübenzucker-Industrie Folgendes darüber mit:
                           Im Frühling 1854 bekam ich durch Hrn. L. Vilmorin in Paris
                              									eine kleine Portion dieses Samens, der theils Ende März ins Mistbeet, theils Ende
                              									April und Anfang Mai an
                              									sehr verschiedene Standorte ins Freie gesäet wurde. Sämmtliche junge Pflanzen
                              									zeigten von Anfang an ein sehr gesundes Aussehen, das sogar durch kaltes Regenwetter
                              									im Juni durchaus nicht Noth litt. Die ins Mistbeet gesäeten und am 20. Mai ins Freie
                              									versetzten Pflanzen ertrugen diesen Wechsel sehr gut, trieben 7–8 Fuß hohe,
                              									dem Mais sehr ähnliche Stengel, blühten Mitte August, und lieferten vier Wochen
                              									später reifen Samen in großen Rispen.
                           Die ganz im Freien gezogenen Pflanzen hatten an guten Standorten dickere Stengel als
                              									die versetzten, und zwar gewöhnlich 4–6 aus einem Samenkorn; sie blühten aber
                              									erst Anfangs September, während der Saft der Stengel 8 1/4° Baumé
                              									zeigte. Leider trat um diese Zeit (ungefähr sechs Wochen früher als gewöhnlich) ein
                              									Frost ein, in Folge dessen die unreifen Pflanzen litten und sich später nicht mehr
                              									ganz erholten. Die vollständig reifen Pflanzen dagegen blieben unberührt; es
                              									lieferten 16 solcher Pflanzen, deren je eine 1 Quadratfuß einnahm, genau 63 Stengel
                              									von 5–8 Fuß Höhe und 11 Stengel von 2–5 Fuß Höhe, zusammen 74 Stengel,
                              									im Gewichte von 24 Pfund ohne Blätter. Dieß betrüge per
                              									Magdeburger Morgen nicht weniger als 400 Centner von Blättern befreite Stengel! Nach
                              									vorangegangener Zerquetschung ergab eine gute hydraulische Presse 60 Proc. Saft von
                              									9° Baumé. Der untere Theil der reifsten Stengel wog bis 11°
                              									Baumé, wogegen der obere etwa 2° weniger zeigte. Ueppige unreife
                              									Stengel, an denen die Blüthenrispe erst in zwei bis drei Wochen erschienen wäre,
                              									enthielten bloß 5° Baumé Saftgewicht.
                           Der angenehme Geschmack des Stengels, namentlich aber der Geruch des hellgrünen
                              									Saftes während der Scheidung mit Kalk, erinnerte sehr stark an das indische
                              									Zuckerrohr. Die Polarisation aber schlug meine Hoffnungen auf diese neue
                              									Zuckerpflanze gründlich nieder, indem der Saft bloß
                           
                              
                                   4
                                 Proc.
                                 krystallisirbaren Zucker und
                                 
                              
                                 10
                                    „
                                 
                                    Schleimzucker
                                    
                                 
                              
                           zeigte, nach Untersuchung des Hrn. Prof. Dr. Fehling. Auch blieben,
                              									wie hieraus zu erwarten stand, alle Bemühungen, ein festes Zuckerkorn aus
                              									wohlgereinigter und stark eingekochter Masse zu erhalten, fruchtlos.
                           Diese Pflanze würde also bloß für Brennereien und als Viehfutter vorzüglich dienen;
                              									ich würde keinen Anstand nehmen, sie für diese Zwecke zu empfehlen, wenn unsere
                              									deutschen Sommer länger und warm genug wären, die Menge des mehlreichen Samens (von
                              									der Größe des Hanfsamens) auszureifen. So aber, da sie einen etwas wärmeren Stand
                              									als Mais bedarf, wird ihr praktischer Werth zunächst ein sehr untergeordneter seyn,
                              									so wünschenswerth ihre Akklimatisation bleiben muß. Einige Hoffnung in dieser
                              									Beziehung läßt der Umstand zu, daß eine sehr nahe verwandte Pflanze (Sorghum saccharatum, Besenkorn) von Ostindien nach
                              									Nordamerika eingeführt, allmählich bis nach Canada hinauf mit großem Vortheil
                              									angebaut wird.
                           Durch einen glücklichen Umstand gelangte ich in Besitz einer weißsamigen direct aus Ost-Afrika kommenden Zuckerpflanze, die der
                              									chinesischen (schwarzsamigen) in jeder Beziehung höchst
                              									ähnlich ist. Ein Bericht, ob sie in ihrem Schleimzuckergehalte sich ebenso ungünstig
                              									herausstellt, ist mir Heuer nicht möglich, da ich erst im Juni d. J. den Samen
                              									erhielt und somit keine reife Pflanzen mehr erziehen konnte.
                           Samen der neuen Zuckerpflanze, das Loth zu 12 kr., sind bei Hrn. Handelsgärtner C.
                              										Schickler in Stuttgart zu erhalten. (Wochenblatt für
                              									Land- und Forstwissenschaft, 1855, Nr. 8.)