Titel: | Ueber C. F. Varley's telegraphische Apparate. |
Fundstelle: | Band 136, Jahrgang 1855, Nr. LXIV., S. 261 |
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LXIV.
Ueber C. F. Varley's telegraphische
Apparate.
Nachtrag zu der im zweiten Decemberheft 1854 des
polytechn. Journals S. 418 enthaltenen Mittheilung über die Vervollkommnungen der
unterseeischen und unterirdischen Telegraphenleitungen.
Aus dem Cosmos, Revue encyclopédique, März 1855, S.
284.
Ueber Varley's telegraphische Apparate.
Wir haben Gelegenheit gehabt, sagt Hr. Moigno, die
Apparate des jungen Ingenieurs C. F. Varley arbeiten zu
sehen, und gefunden daß sie den gehegten Erwartungen vollständig entsprechen und
Vortheile darbieten, welche ohne Zweifel ihre allgemeine Einführung zur Folge haben
werden. Varley's Vervollkommnungen bestehen hauptsächlich
in Folgendem:
1) daß man dem Leitungsdraht bei jeder Bewegung der Taste, bevor das Signal erzeugt
wird, den Inductionsstrom entzieht, welcher dem directen Strom entgegengesetzt ist,
und die Transmission unregelmäßig machen würde;
2) daß man zur Schließung der Kette und zur Herstellung des Contactes die
Elektricität durch die Schwere unterstützen läßt;
3) daß man den Contact des Relais durch eine gleitende Bewegung bewerkstelligt, indem
man die dünne zwischenliegende Luftschicht verdrängt.
Diese Anordnungen haben zur Folge, daß der Telegraph unter den ungünstigsten
Umständen und beim schlechtesten Wetter ununterbrochen arbeitet, selbst dann, wenn
Regen, Schnee oder Reif die Intensität des Stromes schwächen, indem sie längs der
Pfähle zwischen zwei oder mehreren Leitungsdrähten und der Erde eine Verbindung
herstellen, und sogar dann, wenn energische Inductionsströme sich der unterirdischen
Drähte bemächtigt haben.
Seit die Apparate in Lothbury aufgestellt sind, hat man die Anzahl der galvanischen
Elemente, welche sonst über 800 betrug, um ein Drittel vermindern können, wobei die
Transmissions-Geschwindigkeit in einem enormen Verhältniß zugenommen hat; sie
beträgt durchschnittlich 20 bis 25 Worte oder ungefähr 200 Signale per Minute, so daß ein sehr geübtes Auge dazu gehört,
die Signale der Zeiger aufzufassen. Eine so rasche Transmission kann auch nur
dadurch auf die Dauer fortgesetzt werden, daß man die Depesche mittelst eines Bain'schen Apparates durch die chemische Wirkung des
Stroms drucken läßt, indem dieser, durch einen kleinen Eisendraht gehend, Punkte und Linien auf ein
Papier zeichnet, welches mit salpetersaurem Ammoniak und Kaliumeisencyanür präparirt
ist.
Lange Zeit hatte die Gesellschaft zum Behuf der Correspondenz mit dem Continente nur
einen einzigen Kupferdraht zur Disposition: ohne die Relais des Hrn. Varley und die rasche Transmission, welche diese Apparate
gestatten, würde der Dienst bedeutend leiden. – Jedermann weiß, daß in Paris
während der trüben Wintertage die elektrische Correspondenz, besonders bei gewissen
Linien, häufig unterbrochen war, oder unverständliche Nachrichten lieferte, so daß
man ernstlich daran gedacht hat, die billige und bequeme Drahtleitung durch die Luft
aufzugeben und überall die unterirdische Leitung einzuführen. Durch Annahme des Varley'schen Systems entginge man allen diesen
Uebelständen um so mehr, da sich dasselbe für beide Arten der Drahtleitung gleich
gut eignet, und die Widerstände unschädlich macht, sie mögen von abgeleiteten
Strömen oder von Inductionsströmen herrühren.