Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 136, Jahrgang 1855, Nr. , S. 391 |
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Miscellen.
Miscellen.
Ueber ein neues Abdampfverfahren mittelst einer und derselben
Wärmemenge, welche durch Wasserkraft in ununterbrochenen Kreislauf versetzt wird;
vom Oberbergrath Rittinger in Wien.
Unter dem Titel: „Theoretisch-praktische Abhandlung über ein für
alle Gattungen von Flüssigkeiten anwendbares neues Abdampfverfahren mittelst
einer und derselben Wärmemenge, welche zu diesem Behufe durch Wasserkraft in
ununterbrochenen Kreislauf versetzt wird; mit specieller Rücksicht auf den
Salzsiedeproceß dargestellt von Peter Rittinger, k.
k. Sectionsrath (Oberbergrath) in Wien, mit 1 Figurentafel, Wien 1855, Verlag
von Friedrich Manz“ erschien vor kurzem
eine Broschüre, welche Vorschläge enthält, durch Benutzung der bei Salinen häufig
zum Ueberfluß vorhandenen Wasserkräfte eine bedeutende Ersparniß an Brennmaterial
(80 bis 85 Procent) zu gewinnen. Wir theilen hier die Theorie dieses Abdampfsystems
mit, müssen aber, was die specielle Beschreibung des Apparats betrifft, auf die
bezeichnete Broschüre selbst verweisen.
„Man denke sich eine gewöhnliche Soolpfanne, oben ganz geschlossen und mit
einem doppelten Boden versehen; ferner stehe der über der Soole befindliche Raum
mit dem hohlen Boden mittelst Röhren in Verbindung, zwischen welche eine
gewöhnliche doppelt-wirkende Luftpumpe eingeschaltet ist; endlich sey der
ganze Apparat nach allen Seiten mit schlechten Wärmeleitern umgeben. Füllt man
nun alle inneren Räume des Apparats aus einem benachbarten Dampfkessel mit Dampf
von z.B. 100° C. aus, bis die Soole selbst die Temperatur des Dampfes angenommenangenommeu hat, und läßt durch irgend eine mechanische Kraft den Kolben der
Luftpumpe einige Hin- und Hergänge verrichten, so zwar, daß Dampf aus dem
oberen Raume der Pfanne ausgesogen und in den Raum des hohlen Bodens mit Gewalt
getrieben wird, so entsteht einerseits über der Soole in der Pfanne ein
dampfverdünnter Raum, anderer seits wird der Dampf zwischen den Wänden des doppelten
Bodens zusammengedrückt. Wäre die obere Wand des letzteren Raumes, das ist der
Pfannenboden, auch ein schlechter Wärmeleiter, so würde der darin
eingeschlossene Dampf weder von seiner freien, noch von seiner gebundenen Wärme
nach einer Seite etwas abgeben können. er müßte also in einen verdichteten Dampf übergehen und eine mit der
Verdichtung allmählich zunehmende höhere Temperatur annehmen. Dabei würde er
aber im Zustande seiner größten Dichte (im gesättigten Zustande) bleiben, und
nach dem Watt'schen Gesetze immerfort eine gleich
große Summe an freier und gebundener Wärme beibehalten, die für jede
Gewichtseinheit des Dampfes 650 Wärmeeinheiten beträgt. Die gesättigte
Dampfmenge, welche ursprünglich 100° Temperatur, also 100 freie und 550
gebundene Wärmeeinheiten in jedem Pfunde enthielt, wird daher bei der
Verdichtung successive eine Temperatur von 105°, 110°,
115°, 120°... annehmen, während die gebundene Wärmemenge von 550
auf 545, 540, 535, 530... Wärmeeinheiten pro Pfund
fällt; dabei ist stets vorausgesetzt, daß nach keiner Seite weder Wärme nach
außen abgegeben werden kann, noch Wärme von außen hinzukommt. Da jedoch im
vorliegenden Falle, in welchem der Pfannenboden aus einem guten Wärmeleiter
besteht, an die über demselben befindliche Soole Wärme übergehen kann, da ferner
vermöge des von oben verminderten Dampfdruckes auch die Bildung und Entwickelung
des Dampfes aus der Soole nicht bloß ermöglicht wird, sondern sogar nothwendiger
Weise vor sich gehen muß, so wird ein Theil des im Bodenraume zusammengedrückten
und angehäuften Dampfes in Wasser übergehen und dabei seine gebundene Wärme fahren lassen, welche gleichzeitig an
neuen, aus der Soole sich entwickelnden Dampf übertritt.
Der Pfannenboden als guter Wärmeleiter vertritt hier gleichsam die Stelle eines
Filtrums, welches nur die Wärme des Heizdampfes, nicht aber seine Substanz,
nämlich das Condensationswasser, passiren läßt. Durch fortgesetzte Bewegung des
Kolbens der Luftpumpe, oder richtiger der Dampfpumpe,
wird ein gewisser Beharrungszustand eintreten, während dessen sich ein
constanter Unterschied zwischen der Temperatur des im hohlen Boden
zusammengedrückte: Dampfes und jener der darüber befindlichen Soole einstellt.
Dieser Unterschied muß um so größer ausfallen, je schneller der Kolben umgeht,
das ist, eine je größere mechanische Kraft zu seiner Bewegung verwendet wird.
Während des Beharrungszustandes gibt sodann der im Bodenraume condensirte Dampf
in derselben Zeit eben so viel Wärme ab, als der im Pfannenraume entwickelte
Dampf zu seiner Bildung benöthigt.
Das in der Soole aufgelöste Salz wird also durch diesen Vorgang von seinem Wasser
befreit und in krystallisirter Gestalt am Boden der Pfanne zurückbleiben, das
entfernte Wasser dagegen wird sich im Raume des hohlen Bodens ansammeln. Zur
Hervorbringung dieser Wirkung ist außer der anfänglichen Erwärmung der Soole auf 100° und außer der anfänglichen Ausfüllung aller Räume mit Dampf, ohne
Rücksicht auf die später zu erörternden Verluste, keine weitere Wärmezuführung
nothwendig, sondern die Verdampfung wird lediglich mittelst der vorhandenen Wärme dadurch bewerkstelligt, daß
letztere durch mechanische Mittel zur Circulation
gezwungen wurde.
Zu demselben Resultate gelangt man auch durch die Betrachtung, daß jede Kraftmaschine, welche durch Wasser-,
Wind- oder Dampfkraft in Bewegung gesetzt wird, durch Umkehrung in eine
Arbeitsmaschine verwandelt werden könne, und eben
so umgekehrt. So erhält man durch Umkehrung der Bewegung aus dem Wasserrade ein
Schöpfrad, aus der Wassersäulenmaschine eine Pumpe, aus dem Windrade einen
Ventilator u.s.w. Da nun durch Verdampfung des
Wassers in einem Dampfkessel mittelst einer Dampfmaschine eine mechanische Arbeit hervorgebracht wird, so muß es auch umgekehrt
thunlich seyn, durch die an einen Dampfmaschinenkolben angebrachte mechanische
Arbeit eine Verdampfung des Wassers zu Stande zu bringen, wobei man den
Dampfkolben bloß verkehrt, also nicht als Treib-, sondern als Pumpenkolben
wirken lassen muß.
Eine nähere Betrachtung des in seinen Hauptumrissen so eben dargestellten
Abdampfungsprocesses durch Vermittlung einer mechanischen Kraft, führt noch zu
nachstehenden Folgerungen: Es ist nicht absolut
nothwendig, der Soole eine anfängliche Temperatur von 100° C. zu
ertheilen, und dieselbe von außen und von innen mit Dampf von gleicher
Temperatur zu umgeben; es unterliegt vielmehr keinem Anstande, den ganzen
Abdampfungsproceß durch Vermittlung einer mechanischen Kraft selbst bei gewöhnlicher Temperatur durchzuführen, wenn nur für
eine Umhüllung des Apparats durch schlechte Wärmeleiter Sorge getragen wird.
Denn setzt man bei gewöhnlicher Temperatur den Kolben
der Dampfmaschine in Bewegung, so entsteht über der Soole ein luftverdünnter
Raum, es beginnt die Entwickelung von Dämpfen aus der Soole, jedoch mit dem
Unterschiede, daß die Spannung dieser Dämpfe, also auch ihre Dichtigkeit und
Temperatur, bedeutend geringer seyn wird, als im vorhergehenden Falle. Im hohlen
Pfannenboden dagegen erfolgt gleichzeitig ein Anhäufen und Zusammendrücken der
Dämpfe, also eine Steigerung ihrer Temperatur. Die gebundene Wärme dieser
gespannten Dämpfe findet jedoch alsbald Gelegenheit, durch den Pfannenboden, der
ein guter Wärmeleiter ist, an die Soole überzugehen. Sie wird dort sogleich an
neu sich entwickelnden Dampf gebunden, und der im Bodenraume comprimirte Dampf
geht in Folge des Verlustes an gebundener Wärme in Wasser über, welches sich im
Raume des hohlen Bodens ansammelt. Es wird auch hier bald eine constante
Differenz der Temperaturen des comprimirten Dampfes und der Soole, und damit ein
Beharrungszustand des Processes sich einstellen, sobald die Menge der
Wärmeeinheiten, welche z.B. ein Pfund des comprimirten Dampfes an die Soole
abgibt, gleich ist der Wärmemenge, welche zur Entwickelung von einem Pfund Dampf
aus der Soole während derselben Zeit erforderlich ist. Wird z.B. die Verdampfung
bei einer Temperatur der Soole von 10° C. vorgenommen, so wird anfänglich
ihre Temperatur z.B. bis 0° C. sinken, weil die Wärme durch den
Pfannenboden wegen der geringeren Temperaturdifferenz nicht schnell genug
nachfolgen kann; allmählich wird aber die Temperatur im Bodenraume durch die
daselbst stattfindende Zusammendrückung des Dampfes gesteigert, die Wärme wird
in größerer Menge durch den Pfannenboden der Soole zuströmen und daher die
Temperatur derselben erhöhen. Nimmt man an, daß der comprimirte Dampf im
Beharrungszustande eine constante Temperatur von z.B. 40° annehme, so
gibt jedes Pfund Heizdampf bei seiner Umwandlung in Wasser von 40° C. 650
– 40 = 610 Wärmeeinheiten ab, und jedes Pfund Wasser der Soole nimmt bei
seiner Verdampfung 650 – 40 = 610 Wärmeeinheiten wieder auf.
In theoretischer Beziehung wäre es gleichgültig, ob die Abdampfung nach dem neuen
Verfahren, nämlich durch Vermittlung einer mechanischen Kraft, bei höherer oder bei niederer
Temperatur veranstaltet wird, Inwiefern eine absolut höhere Temperatur
bei gleicher Temperaturdifferenz auf Beschleunigung des Processes Einfluß nehmen
würde, muß durch Versuche vorher festgestellt werden. Die Manipulation mit
Dämpfen von niedrigerer Temperatur hat aber den
wesentlichen Nachtheil, daß sie bei gleicher Leistung der Pfanne eine Dampfpumpe
von verhältnißmäßig sehr großen Dimensionen
erfordert, da durch dieselbe eine gleich große Gewichtsmenge Dampf in Bewegung
gesetzt werden soll, welcher wegen seiner geringen Spannung ein sehr großes
Volumen einnimmt. Werden zur Abdampfung heiße Dämpfe
ins Spiel gesetzt, so genügen hierzu compendiösere
Apparate.
Es versteht sich von selbst, daß die mechanische Kraft, durch welche die
Circulation der Wärme veranlaßt wird, nicht selbst durch Verdampfung erzeugt werden dürfe, weil hierdurch nicht nur nichts an
Brennmaterial erspart sondern vielmehr wegen der vielen Zwischenglieder noch
verschwendet würde. Die angewendete mechanische Kraft muß eine bedeutend wohlfeilere seyn, als die Dampfkraft, und als solche
bietet sich offenbar die Wasserkraft dar, die zum
Glück fast bei den meisten Salinen im Uebermaaß vorhanden ist, und auf welche
bei neuen Anlagen von Abdampfungsapparaten insbesondere reflectirt werden
müßte.
Die dargestellte Idee der Abdampfung mittelst einer und
derselben, durch mechanische Kraft in Circulation versetzten Wärmemenge
scheint für den ersten Augenblick unpraktisch; denn sie verlangt die luftdichte
Bedeckung der Pfanne, dann eine leichte Handhabung des Deckels, behufs der
Beseitigung der abgesetzten Krystalle, womit überdieß immerwährende
Unterbrechungen des Betriebes verbunden wären. Aber trotzdem könnte das neue
Verfahren wegen der bedeutenden Ersparung an Brennmaterial, welche sich hiervon
mit Grund erwarten läßt, schon in der Art, wie es in seinen Grundprincipien
dargestellt wurde, mit pecuniärem Vortheil angewendet werden. Immerhin muß man
es aber als eine Hauptaufgabe bezeichnen, den Proceß der Verdampfung ohne alle
Unterbrechung, also mit continuirlicher Wirkung
durchzuführen, und hierin liefert die vom Verf. bei der nassen Aufbereitung in Anwendung
gebrachte Idee des Spitzkastenapparats
Der Spitzkastenapparat von P. Rittinger,
Freiberg, bei Craz und Gerlach, 1849. ein sehr bequemes und sicheres Mittel.
Es ist Erfahrungssache, daß die aus der Soole während des Abdampfungsprocesses
sich ausscheidenden Krystalle auf einer in die Soole eingetauchten und
schiefstehenden Blechtafel sich nicht anlegen, sondern herabrutschen, wenn der
Neigungswinkel der Tafel nicht unter 40°
beträgt. Gibt man daher der Pfanne statt eines horizontalen einen über
40° geneigten Boden, der in eine Spitze
zuläuft, so werden die auf der ganzen Oberfläche der Soole sich ausscheidenden
Salzkrystalle in der Spitze des kegelförmig gestalteten Bodens sich
ansammeln.
Bringt man nun an dieser Spitze ein Ausflußröhrchen an, welches sich in gewissen
Zeitintervallen öffnet und wieder schließt so werden die an der Spitze
angelangten Salzkrystalle mit einem kleinen Antheile von Soole heraustreten. Auf
empirischem Wege wird man bald die gehörige Bohrung der Ausflußöffnung, sowie
die Zahl der Oeffnungen pro 1 Minute finden, bei
welchen keine Anhäufung der Salzkrystalle in der Pfannenspitze eintritt, sondern
gerade so viele hiervon zum Austritte gelangen, als sich gebildet haben. In
Folge dieser Einrichtung der Pfanne, die wegen ihrer Gestalt „Spitzpfanne“ heißen soll, fällt die
Arbeit des Auskrückens (Auspehrens) ganz weg, und das luftdichte Schließen der
Pfanne von oben unterliegt sodann keinem Anstande mehr, weil das zeitweise
Beseitigen des Deckels nicht mehr nothwendig ist.
Der continuirliche Betrieb einer solchen Pfanne
erfordert demnach:
1) Das intermittirende Abzapfen der gebildeten
Salzkrystalle durch Bewegung der Bodenklappe.
2) Das continuirliche Ablassen des im Raume des hohlen
Bodens sich ansammelnden condensirten Wassers durch
einen gehörig gestellten Hahn.
3) Das gleichförmige Nachfüllen von Soole in die
geschlossene Pfanne mittelst einer Speisepumpe oder mittelst eines Apparats, wie
solcher bei den Niederdruckdampfkesseln üblich ist, und wobei das Speisen aus
einem höher liegenden Bassin in Folge des hydrostatischen Druckes bewerkstelligt
wird.
4) Einen kleinen Dampfkessel, aus welchem Dampf in den
Raum des hohlen Bodens zu dem Ende zugeleitet wird, um die unvermeidlichen
Wärmeverluste zu ersetzen, welche theils in Folge der unvollkommenen
Leitungsunfähigkeit der Umgebungen des Apparats sich ergeben, theils durch den
Abgang jener Wärmemenge verursacht werden, welche das aus dem Bodenraume
abfließende condensirte Wasser frei mit sich führt. Letzterer Verlust läßt sich
aber bedeutend ermäßigen, wenn man das condensirte Wasser auf eine schickliche
Weise mit der kalten Soole. bevor diese in den Kessel geschafft wird, in
Berührung bringt und letztere auf diese Weise vorwärmt.
Von der Spannung des Dampfes in dem Reservekessel hängt sodann die Schnelligkeit
der Abdampfung in der Spitzpfanne ab; je größer nämlich die Spannung, mithin
auch die Temperatur des Dampfes in dem Bodenraume ist, desto größer ist sodann
die Differenz zwischen den Temperaturen in und außer der Spitzpfanne, und desto
größer folglich die durch 1 Quadratfuß Pfannenheizoberfläche pro 1 Secunde durchdringende Wärmemenge, mithin
desto rascher die Abdampfung. Aber in demselben Maaße steigt sodann die Größe
der mechanischen Arbeit zur Bewegung der Dampfpumpe. Diese Betriebskraft muß
daher in demselben Verhältniß größer seyn, je schneller die Abdampfung vor sich
gehen soll.
Wollte man die Abdampfung in der oben angedeuteten Weise, nämlich mit Dampf von
niedriger Temperatur vornehmen, so würde wegen
des geringeren Dampfdruckes im Innern der Pfanne gegenüber dem atmosphärischen
Drucke, welcher an der Bodenöffnung nach aufwärts wirkt, der Salzbrei beim
Oeffnen der Klappe nicht vonvou selbst heraustreten, sondern vielmehr durch die äußere Luft
zurückgedrängt und der ganze Abdampfungsproceß in Folge dieses Umstandes
vereitelt werden. In diesem Falle müßte mit der Ausflußöffnung eine Saugpumpe in Verbindung gesetzt werden, welche in
abwechselnden Zügen kleinere Partien des Salzbreies aufnimmt und an einen
beliebigen Punkt absetzt. Dagegen würde man die Soolenpumpe ersparen, und eben
so die Speisepumpe für den Dampfkessel, weil die Speisung bloß durch den
atmosphärischen Luftdruck vermittelt würde. Deßgleichen wäre eine zweite Pumpe
zum Beseitigen des in den hohlen Pfannenwänden condensirten Wassers nothwendig,
so lange die Temperatur des condensirten Dampfes unter 100° C.
fällt.“
Ueber Trennung des Arsens von Metallen im Großen.
Eine von Wöhler vorgeschlagene Methode, das Arsen von den
Metalloxyden zu trennen, besteht darin, daß man die Arsenverbindung mit dem
vier- bis fünffachen Gewichte eines Gemenges von kohlensaurem und
salpetersaurem Alkali mengt und dann schmelzt. Wasser löst aus der geschmolzenen
Masse arsensaures Natron auf und läßt die Metalloxyde zurück. Durch dieses Verfahren
bekommt man die Metalloxyde vollkommen frei von Arsen.
So vortrefflich diese Methode bei der Analyse ist, so ist sie bei einem fabrikmäßigen
Betriebe zu theuer; da es aber in einem solchen Falle nicht auf vollständige
Gewinnung, sondern nur auf vollständige Entfernung des Arsens ankommt, so kann man
diese Methode so modificiren, daß man alle Vortheile derselben mit einer bedeutenden
Billigkeit vereint. Ich hatte Arsen vom Uran zu trennen.
Zu diesem Zweck wurde die feingepulverte, mit Kohlenstaub gemengte Arsenverbindung
im Flammofen geröstet, wodurch ein großer Theil des Arsens verflüchtigt wurde. Das
so geröstete noch arsenhaltige Pulver wurde mit 15 Proc. entwässerter Soda und 1
Proc. Natron-Salpeter innig gemengt und nochmals im Flammofen bei Luftzutritt
geglüht. Die geglühte Masse wurde mit Wasser ausgelaugt, welches arsensaures Natron
auflöste. Die Uranverbindung war nun vollkommen frei von Arsen. Ich machte denselben
Versuch mit arsenhaltigem Uranerz mit demselben guten Erfolge.
Die Anwendung dieses Verfahrens bei der Fabrication des
Nickels wird große Vortheile gewähren, denn bei der Verarbeitung der
Nickelspeise (Ni³ As²) kann man durch anhaltendes heftiges Rösten mit
Kohle zwar den größten Theil des Arsens entfernen, ein Theil jedoch bleibt
hartnäckig beim Nickel, und Jeder, der in diesem Fache gearbeitet hat, wird wissen,
wie ungemein schwierig es ist, das Nickel vollkommen frei von Arsen zu machen. Auf
diese einfache und billige Weise muß es aber sicher gelingen, ein vollkommen
arsenfreies Product darzustellen. Adolph Patera, k. k.
Assistent in Joachimsthal. (Oesterreichische Zeitschrift für Berg- und
Hüttenwesen, 1855, Nr. 22.)
Notiz über Metallochromie oder Metallfärbung; von Prof. Dr. Wagner in
Nürnberg.
Es gelang mir, auf Stahl die bekannten Regenbogenfarben
(mit Anwendung des Apparates von Hrn. Oechsle in
Pforzheim) vermittelst folgender Flüssigkeit auf die ausgezeichnetste Weise
hervorzubringen. Man löst 4 Loth Kupfervitriol und 6 Loth weißen Candiszucker in 18
Loth Wasser und versetzt die Lösung mit so viel concentrirter Kalilauge, bis der
anfangs sich bildende Niederschlag wieder aufgelöst worden und die Flüssigkeit eine
dunkelblaue Farbe angenommen hat. Auch auf Glockenmetall bringt die Flüssigkeit
einzelne Farben, besonders Blau und Violett, so schön hervor, wie es bei Anwendung
anderer Flüssigkeiten wohl kaum noch je erreicht worden ist; die Farbe ist aber
nicht so haltbar als die mit Bleioxyd-Natronlösung hervorgebrachte.
Colorirung der photographischen Bilder, von Giov. Minotto, Vicedirector der elektrischen Telegraphen in
Piemont.
Man gibt bekanntlich den daguerreotypirten oder photographirten Porträts oft einige
Farbentöne, indem man auf das fertige Bild die Farben mittelst des Pinsels aufträgt.
Hierbei aber wird leicht der Effect verdorben, die Aehnlichkeit beeinträchtigt, ja
wohl gar ein schlecht gelungenes Bild derartig retouchirt, daß man nicht mehr das
Werk der Lichtstrahlen, sondern eine vom Lichte gleichsam nur skizzirte, dagegen vom
Maler vollendete Arbeit vor sich hat. Was man nicht mit darübergesetzten Farben
erlangen kann – nämlich Conservirung aller feinen Details und
Schattenabstufungen – das erreicht Minotto durch
das umgekehrte Verfahren, indem er die Farben unter dem Bilde anbringt. Es ist die
vor 30 Jahren zum Coloriren von Kupferstichen und Steindrücken unter dem Namen Oleochalkographie und Lithochromie benutzte, seitdem wieder vergessene Methode, welche in einer
neuen Anwendung hier wieder auftritt. Sie taugt nur für Lichtbilder auf
transparenten oder nachträglich transparent zu machenden Stoffen, also namentlich
auf Papier, kann übrigens auf verschiedene Weise ausgeführt werden.
Erstes Mittel. Man stellt das Papierblatt, worauf die zu
colorirende Photographie sich befindet, gegen das Licht; bezeichnet auf der
Rückseite mit Bleistift die Umrisse der verschiedenen Farbentöne (z.B. bei einem
Porträt die Umrisse des Haars, der Fleischtheile, des Kleides, des Weißen im Auge
etc.); und gibt endlich – immer auf der Rückseite – jeder dieser
Partien die ihr zukommende Farbe mittelst Wasser-, Oel- oder
Firnißfarben. Nach dem Trocknen bestreicht man das Papier mit einem Firniß, der es
sehr durchscheinend macht: man sieht das Bild sich coloriren und, wenn alles gut
gelungen ist, das Ansehen eines Miniatur- oder selbst eines Oelgemäldes
gewinnen.
Zweites Mittel. Man kann auch mit dem Firnissen des
Papiers den Anfang machen, und nach dem Trocknen das Ausmalen auf der Rückseite
vornehmen, wozu aber Farben nöthig sind, die auf dem Firniß haften. Der Vortheil
dieser Methode besteht darin, daß das Vorzeichnen mit Bleistift erspart wird und
– da man sofort den Effect der Farbenauftragung wahrnehmen kann – die
Colorirung nach Belieben zu corrigiren ist. Wenn das Papier dünn ist, so scheinen
auch Wohl ohne Firniß die Umrisse deutlich genug durch, um das Malen auf der
Rückseite ohne Bleistift-Vorzeichnung zu gestatten, so daß in diesem Falle
das Firnissen zuletzt geschehen kann wie oben.
Drittes Mittel. Man kann die Umrisse des Bildnisses auf
ein besonderes Blatt Papier oder auf eine Leinwand durchzeichnen, in dieser Skizze
die Farben eintragen, sie auf die Rückseite der (mittelst Firniß transparent
gemachten) Photographie legen und scharf damit zusammenpressen. Dieses Verfahren
gewahrt folgende Vortheile:
1) Die Photographie, wiewohl freilich gefirnißt, bleibt an sich ohne Farbe; alle beim
Coloriren möglichen Unfälle thun ihr also keinen Schaden.
2) Die Colorirung ist leicht nachzubessern, indem man neue Farbenschichten auf die
vorhandenen aufträgt; bei den vorstehenden zwei Methoden ist es immer die erste
Farbenlage, welche sichtbar wird, und um sie zu verändern muß sie weggenommen
werden.
3) Man kann einer und derselben Photographie verschiedene Colorirungen geben, indem
man mehrere gemalte Hinterblätter anfertigt und eins oder das andere derselben
anlegt: so würde man z.B. an einem menschlichen Bildnisse die Farbe des Kleides, zum
Scherze wohl gar die der Augen, des Haares, der Haut, verändern können.
Obschon die Ausführung der verschiedenen angezeigten Verfahrungsarten an sich eine
einfache Sache ist. und nur Geschick und Behutsamkeit erfordert; so wird es doch gut
seyn, einige Andeutungen darüber noch folgen zu lassen.
Zu den Photographien, welche man auf diese Art coloriren will, muß ein Papier von
sehr gleichförmigem Zeuge gewählt werden; solches, das beim Hindurchsehen ungleich,
wolkig oder fleckig erscheint, ist zu verwerfen. Man thut gut, einige Probestückchen
des Papiers zu firnissen, um es zu prüfen.
Anlangend die Dicke des Papiers, so muß dasselbe in gewissem Grade dünn seyn, damit
es nicht zu sehr die Umrisse verschleiert. Doch würde andererseits ein gar zu dünnes Papier große
Uebelstände herbeiführen: die Schatten würden nicht kräftig genug erscheinen; die
geringste Unregelmäßigkeit in der Farbenauftragung würde auffallend hervortreten,
der Uebergang von einem Farbentone zum andern zu bemerkbar seyn, und nicht jene
Weichheit der Tinten entstehen, welche – eine Folge von der Verschmelzung
durch den Papierschleier – ein Hauptverdienst dieser Erfindung, namentlich in
Ansehung der Fleischpartien, begründet.
Wäre dagegen das Papier zu dick, so liefe man mehr Gefahr, Ungleichheiten in der
Masse desselben anzutreffen, und die Farben würden zu wenig hervortreten. Gutes,
starkes Velin-Schreibpapier eignet sich im Allgemeinen am besten.
Die Photographie muß scharf und durchweg deutlich, auch von einem der beabsichtigten
Colorirung entsprechenden Farbentone seyn. Es ist höchst wichtig, daß die weißen
Stellen ganz rein und auf der Rückseite des Papiers keine Flecken vorhanden
seyen.
Die aufgetragenen Farben müssen stets kräftig gehalten werden; denn der Schleier,
welchen das photographische Papier darüberzieht, dampft und schwächt sie. Man muß
sich hierin nach der Dicke und der größern oder geringern Durchsichtigkeit des
Papiers richten. Andererseits ist es nöthig, die Farben dort blässer zu halten, wo
schwache Schatten in dem Bilde vorkommen.
Schlichte farbige Flächen ohne Tonverschiedenheiten und Schatten muß man so
gleichmäßig al möglich anlegen; doch kommen geringe Fehler gegen diese Regel nicht
in Betracht, weil das darübergelegte Papier eine Verschmelzung und Milderung der
Ungleichheiten bewirkt.
Daß man mit keiner Farbe die ihr zugehörigen Gränzen überschreiten dürfe, versteht
sich ohne Erinnerung.
Der Firniß muß farblos seyn, nach dem Trocknen das Papier durchsichtig erhalten und
nicht etwa mit der Zeit dasselbe gelb färben. Der gewöhnliche Mastixfirniß eignet
sich sehr gut. Man könnte auch den Firniß gebrauchen, dessen man sich bei der oben
erwähnten Oleochalkographie bediente, und welcher mit
1 Theil Mastix bester Sorte,
7 Theilen rectificirtem Terpenthinöl,
3
„ venetianischem
Terpenthin,
10
„ gestoßenem weißem Glase
nach bekannter Weise bereitet wird. (Nach Armengaud's Génie
industriel, Juni 1854, durch die Mittheilungen des hannoverschen
Gewerbevereins; 1855, Heft 2.)
Die beste Collodiumwolle zu photographischem Gebrauch.
Hr. Ed. Ash. Hadow behandelte Baumwolle mit einem Gemisch
von 1 Aequivalent Salpetersäure (Nr. 5) und 2 Aequivalenten Schwefelsäurehydrat
(SO₃ + HO). Dieses Gemisch wurde behufs der einzelnen Proben mit 1–5
Aequivalenten Wasser versetzt. Die Gewichtszunahme und Eigenschaften des Productes
sielen je nach diesen Mischungen verschieden aus. Man erhielt Producte, die in einer
Mischung von 1/8 Alkohol und 1 Theil Aether löslich oder unlöslich waren, nämlich
von 100 Theilen Baumwolle folgende:
Gewichtstheile.
Mit NO₅ HO + 2 (SO₃
HO)
–
– 177,0 unlöslich.
„
„
„ „ „ „
+ 2
HO
–
176,0 „
„
„
„ „ „ „
+ 3
HO
– 171,7 wenig löslich.
„
„
„ „ „ „
+ 3 1/2 HO
– 166,4 völlig löslich.
„
„
„ „ „ „
+ 3 2/3 HO
– 160,5 völlig löslich.
„
„
„ „ „ „
+ 4
HO
– 157 leicht
löslich.
„
„
„ „ „ „
+ 5
HO
– 140 reichlich
löslich.
Die Verhältnisse bleiben sich aber nicht immer gleich. Die Mischung von NO₅HO
mit 2 (SO₃HO) + 3HO gibt bei 15° C. ein in Aether-Alkohol lösliches, bei 55° ein unlösliches Product. Die
mehr als 3 HO enthaltenden Gemenge erzeugen bei
15° C. wie 55° C. lösliche Verbindungen.
Die Lösungen der bei 15° oder 55° bereiteten Baumwolle unterscheiden
sich aber sehr von einander. Löst man 6 Gran in der Unze Aether-Alkohol. so
bildet die bei 15° bereitete dicke leimähnliche Lösungen, während die bei
55° bereitete ein dickflüssiges, zu photographischem
Gebrauch besonders geeignetes Product liefert. Die beste Collodiumwolle
liefert NO₅HO, 2 (SO₃HO) mit 3 1/2 Aequivalenten Wasser (= HO). Dieß ist die Mischung von 89 Theilen Salpetersäure von
1,424 spec. Gewicht und 104 Theilen Schwefelsäure von
1,833 spec. Gewicht bei 55°. Die stärkeren Säuren
liefern leicht ein unlösliches Product. (Aus einer
Abhandlung des Verf. im Quaterly Journal of the chemic. Soc.
vol. VII pag. 200 durch das
chemisch-pharmaceutische Centralblatt, 1855, Nr. 13.)
Menge des Chlorsilbers, welche im photographischen Papier
zurückbleibt.
Der Bulletin, welchen die französische Gesellschaft für Photographie in monatlichen
Heften zu Paris herausgibt, enthält eine Abhandlung von Hrn. Davanne, worin derselbe folgende Satze nachweist: 1) ein ganzes Blatt
gewöhnlichen Papieres für positive Bilder von 0,44 Met. Breite und 0,57 Met. Höhe,
nimmt auf dem Bad von salpetersaurem Bilder 5,20 Kubikcentimeter Flüssigkeit auf,
und behält auf seiner Oberfläche die in letztern enthaltene Quantität Silbersalz; 2)
auf dem Silberbad bildet sich eine Quantität Chlorsilber, welche dem Gewicht jenes
Salzes äquivalent ist, und man muß daher, um das Silberbad auf constanter
Zusammensetzung zu erhalten, ihm dieses Aequivalent an salpetersaurem Silber
zusetzen; 3) höchstens 5 Procent des angewendeten Silbers bleiben auf den Bildern
fixirt, und 95 Procent gehen also in das unterschwefligsaure Natron und das
Waschwasser über. (Cosmos, Mai 1855, S. 515.)
Reinigung des rohen Naphthalins.
Nach J. Otto (Annalen der Chemie und Pharmacie Bd. XCIII
S. 383) gewinnt man reines farbloses Naphthalin am bequemsten auf folgende Art: Etwa
1/2 Pfd. des rohen Naphthalins gibt man in eine große Porzellanschale, dreht einen
Bogen Fließpapier darüber und stellt die Schale in ein Sandbad. Nach einigen Stunden
findet man die Schale mit den schönsten weißen Krystallen von Naphthalin
ausgekleidet, die entfernt werden. Bei weiterer Fortsetzung der Sublimation ist es
dann zweckmäßig, die am Boden der Schale befindliche schwarze Masse mit einigen
Scheiben Fließpapier, welche das Oel einsaugen, zu bedecken. Die letzten
Sublimationsproducte sind gelblich.
Weder die Sublimation in Glasgefäßen, noch die im Mohr'schen Benzoesäure-Apparat ergaben so befriedigende Resultate, als
die angeführte Methode.
Anwendung des Steinkohlentheers zur Fabrication von
Schwärze.
Man rührt 200 Pfd. gelöschten Kalk (Kalkhydrat) mit 160 Pfd. Steinkohlentheer (aus
Gasanstalten) an, setzt dann 18 Pfd. Alaun (Kali-Alaun) zu, und bildet aus
dem Ganzen einen gut gemischten Teig. Dieser Teig wird bei ausgeschlossener Luft
stark erhitzt, entweder in irdenen Tiegeln oder in eisernen Cylindern, wie man sie
zur Fabrication von Beinschwarz anwendet.
Nach beendigter Verkohlung zieht man das Feuer aus dem Ofen und läßt das Product in
dem geschlossenen Behälter abkühlen, worauf es gemahlen werden kann.
Durch Abänderung der Verhältnisse von Theer und gelöschtem Kalk kann man auch alle
Nuancen von Braun und Grau ohne Schwierigkeit hervorbringen.
W. E. Newton in London ließ sich dieses Verfahren, welches
ihm von einem Ausländer mitgetheilt wurde, am 20. Juni 1854 für England patentiren.
(Repertory of Patent-lnventions, April 1855,
S. 358.)
Wohlfeiler Kitt für Wasserleitungsröhren, von Hrn. Chatigner zu Paris (patentirt in
Frankreich am 8. März 1854).
Die Wichtigkeit eines völlig dichten Verschlusses an den Fugen der Röhrenleitungen
für Dampf, Wasser, Gas etc. ist allgemein bekannt. Die Substanzen, welche man in
diesen verschiedenen Fällen anwendet, besonders bei Dampfleitungen, müssen eben
sowohl der Hitze als der Nässe widerstehen. Man bedient sich verschiedener Kitte,
worunter der aus Mennige und Leinöl bereitete gegenwärtig am meisten gebraucht
wird.
Chatigner ist es nun gelungen, einen sehr geschmeidigen
Kitt zusammenzusetzen, welcher, der feuchten oder trockenen Wärme ausgesetzt, eine
außerordentliche Härte und Festigkeit annimmt, indem er zugleich die Fugen
vollkommen verstopft. Dieser durch die Erfahrung bewährte Kitt dichtet besser und
dauerhafter als der Mennigkitt, und ist daneben viel (beinahe um die Hälfte)
wohlfeiler. Seine Zusammensetzung ist folgende:
Man nimmt gleiche Gewichte von
gebranntem Kalk,
Roman-Cement,
Töpferthon und
Ziegelthon (Lehm).
Diese vorläufig getrockneten Materialien werden sorgfältig
gemahlen und gesiebt, dann aufs Vollständigste vermengt, endlich mit Leinöl (besser
ohne Zweifel Leinölfirniß) so viel als nöthig (ungefähr 1 Pfd. auf 6 Pfd. Kitt)
angeknetet.
Wenn der Kitt zur Verbindung von Wasserleitungsröhren dienen soll, zieht der Erfinder
vor, ein größeres Verhältniß Roman-Cement anzuwenden) die Masse widersteht
dann besser der Einwirkung des Wassers. (Aus Armengaud's
Génie industriel, Juni 1854, durch die
Mittheilungen des hannoverschen Gewerbevereins, 1855, Heft 2.)
Vorrichtungen zum Conserviren des Getreides.
Conservirender Speicher des Hrn. Mauß zu Vertou (untere
Loire.) – Derselbe besteht im Wesentlichen in einem Cylinder,
welcher aus Holz und aus Drahtgewebe angefertigt ist; der innere Raum des Cylinders
ist in vier Fächer abgetheilt, die mittelst Thüren gefüllt und entleert werden,
welche auf dem ganz aus Drahtgewebe bestehenden Umfang angebracht sind. Oeffnungen,
ebenfalls mit Drahtgewebe überzogen, befinden sich an den Seiten des Cylinders,
damit die Luft im Innern desselben circuliren kann.
Der Cylinder ruht auf seiner Achse, um welche man ihn mittelst einer Kurbel drehen
kann, wozu wegen der Vertheilung der Last in den verschiedenen Fächern wenig Kraft
erfordert wird. Indem man diesem Apparat, welcher zur Hälfte mit Korn gefüllt ist,
jeden Tag mehrmals eine schwache Bewegung ertheilt, so daß er täglich einen ganzen
Umgang macht, muß offenbar das Getreide vollkommen conservirt bleiben. Er nimmt in
einem Magazin weniger Platz ein. als das Korn auf einem Boden. Sein niedriger Preis,
seine leichte Behandlung, die Möglichkeit ihn in jeder erforderlichen Größe
herzustellen, machen ihn besonders für Privaten geeignet.
In diesem Apparat, dessen Anwendung sich zu verbreiten beginnt, wird das Getreide auf
die einfachste Weise umgerührt und zugleich gelüftet und durch die Drahtgewebe
gereinigt; er ist daher besonders den Landwirthen, Getreidehändlern etc. zu
empfehlen, während sich
der Huart'sche bewegliche Speicher (beschrieben im
polytechn; Journal Bd. CXXXV S. 99)
besonders für große Verproviantirungen eignet.
Sallaville's Methode. – Das Verfahren des Hrn. Sallaville in Paris, zum Reinigen und Lüften des
Getreides behufs seiner Conservirung, ist so einfach, daß man es nur einmal gesehen
zu haben braucht, um von dessen Nützlichkeit überzeugt zu seyn.
Das Getreide ist gewöhnlich durch verschiedenartige staubförmige Körper verunreinigt;
nämlich durch einen unorganischen Staub, dessendesseu Gegenwart nur die weiße Farbe des Mehls beeinträchtigt; dann durch einen
vegetabilischen Staub (Krytogamen), welcher sich auf Kosten der Substanzen des Korns
zu entwickeln sucht; endlich einen animalischen Staub (Eier, Larven etc.), welcher
auskriechen, sich vervielfältigen und heranwachsen kann, indem er das Getreide,
dessen Oberfläche er bedeckt, zerstört. Nun ist es fast unmöglich, das Getreide von
dieser zerstörenden Schicht zu befreien, indem man die gewöhnliche Methode des
Umschaufelns und der Aufbewahrung in den Speichern anwendet. Man müßte das Korn, um
den ihm anhaftenden Staub zu entfernen, vorher trocknen, damit die Feuchtigkeit die
leichten Körper nicht mehr auf dessen Oberfläche kleben kann; man müßte es hernach
mit einem so nachgiebigen Körper reiben, daß das zarte Gewebe der Keimhülle dabei
nicht verletzt wird.
Alles dieses hat Hr. Sallaville realisirt, dessen
Erfindung darin besteht, das Getreide in einen hohen Behälter zu schütten, dessen
unterer Theil aus Röhren besteht, welche mit zahlreichen kleinen Löchern versehen
sind und horizontal liegen, so daß sie eine Art Boden bilden. Eine Luftkammer, mit
welcher alle diese Röhren in Verbindung stehen, und in welche durch mehrere
Ventilatoren mit Centrifugalkraft Luft gepreßt wird, gestattet einen aufsteigenden
Strom atmosphärischer Luft durch die Millionen kleiner krummer Canäle herzustellen,
welche die im Behälter befindlichen Körner zwischen sich lassen. Die erforderliche
Kraft, um diesen Luftstrom selbst in ununterbrochener Weise herzustellen, ist
unbedeutend; überdieß braucht dieses Lüften nicht beständig vorgenommen zu werden;
nachdem einmal das Getreide gereinigt ist, genügt ein in gewissen Zwischenräumen
wiederholtes Lüften um der Conservirung ganz versichert zu seyn.
Sobald der Luftstrom durch die Masse des Getreides hergestellt ist, besteht seine
erste Wirkung darin, die Körner vollkommen zu trocknen; nach beendigtem Trocknen
derselben entzieht der Luftstrom den unteren Schichten den Staub und zwingt ihn nach
und nach durch die Getreidesäule aufzusteigen; hat dieser Staub die obere Schicht
erreicht, welche mit der Luft in Berührung ist, so wird er weit in die Atmosphäre
hinaus fortgerissen.
Offenbar muß eine solche Operation das Getreide so rein als möglich hinterlassen, und
selbst die Entwickelung derjenigen Wesen (Schmarotzerkeime), welche die Luft nicht
mitgerissen hat, wird beständig verhindert, weil keine Gährung, Erhitzung etc.
stattfinden kann.
Anstatt das Getreide mittelst atmosphärischer Luft zu reinigen, könnte man auch einen
Strom von Wasserstoffgas, Stickgas, schwefliger Säure, Kohlensäure, überhaupt von
jeder Gasart anwenden, welche, ohne das Korn anzugreifen, den Schimmel oder die
Insecten desorganisiren und zerstören kann, um auf solche Weise die Getreidearten
beliebig lange zu conserviren.
Das für den Weizen beschriebene Verfahren läßt sich natürlich auch für den Roggen,
Hafer, Buchweizen, das Türkischkorn, den Reis etc. benutzen, überhaupt für alle
Körper durch deren mehr oder weniger dicke Schichten ein Luftstrom dringen kann.
(Cosmos, Revue encyclopédique, März 1855, S.
292.)