Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 137, Jahrgang 1855, Nr. , S. 315
Download: XML
Miscellen. Miscellen. Capitän Ericsson über die calorische Maschine. Nachdem die amerikanischen Zeitungen wiederholt behaupteten, daß in dem Schiff „Ericsson“ die calorische Maschine durch eine Dampfmaschine ersetzt worden ist, veröffentlicht Capitän Ericsson folgenden Brief an Lieut. Gov. H. J. Raymond in den zu New-York erscheinenden Daily Times. New-York, den 24. Mai 1855. Die Behauptungen meiner Gegner, daß die calorische Maschine ein verfehltes Project war und von mir aufgegeben wurde, ferner daß das Schiff „Ericsson“ mit „einer neuen Dampfmaschine“ versehen wurde, sind ganz ungegründet. Jeder Versuch hat die Richtigkeit des Princips der calorischen Maschine bewiesen, denn jeder stellte eine außerordentliche Brennmaterial-Ersparniß heraus. Ich hielt es jedoch für klug, gewisse Thatsachen, welche den endlichen Erfolg entscheidend sichern, nicht zu veröffentlichen, weil dadurch viele Ingenieure aufgemuntert worden wären mir „verbessern“ zu helfen, und mich wo möglich um die Früchte meiner Arbeit und meines Kostenaufwands zu bringen. Die erste Maschine des calorischen Schiffes wurde ungeachtet ihrer Brennmaterial-Ersparniß beseitigt, weil sie bezüglich des ausgeübten Nutzeffects sich als nicht genügend erwies – mit andern Worten, weil die Kraftdifferenz des Arbeitskolbens und Speisekolbens in der Praxis nicht realisirte was die Berechnung versprach – indem die Verluste durch Undichtheiten, Reibung etc. über alle Erwartung groß waren. Die zweite calorische Maschine, womit das Schiff versehen wurde, sollte diesem Fehler abhelfen, indem ich durch Anwendung comprimirter Luft eine größere Kraft hervorzubringen suchte; es zeigte sich jedoch, daß die Verbindungen der Röhren von den sogenannten Heizern nicht dicht genug gemacht werden konnten, um mehr als ein Drittel des beabsichtigten und erforderlichen Drucks auszuhalten. Aus diesem Grunde konnte mit der abgeänderten Maschine keine größere Geschwindigkeit des Schiffes, als sieben Meilen per Stunde erzielt werden. Abgesehen von der Unvollkommenheit in Folge der erwähnten Undichtheiten, arbeitete die Maschine zur Bewunderung aller derjenigen welche sie im Gang sahen. Dagegen konnte allerdings Dampf in den Röhren der Heizer zurückgehalten werden, welcher daher, anstatt Luft, in überhitztem Zustande angewendet wurde. Mit solchem überhitztem Dampf wurde die Maschinerie an dem Tage betrieben, wo unglücklicherweise (wie die Zeitungen berichtet haben) das Schiff versank. Die plötzliche Abkühlung des Ofens, der Röhren etc. beim Untersinken, zerstörte leider einen wesentlichen Theil der Maschinerie, und nach fruchtlosen Versuchen dem Schaden abzuhelfen, blieb mir nichts anderes übrig, als gewöhnliche Kessel anzuwenden. Die Maschinen sind jedoch jetzt unverändert dieselben wie früher bei Anwendung von comprimirter Luft. Die Behauptung, daß das Schiff neuerlich mit von mir zu dem Zweck construirten „neuen Dampfmaschinen“ versehen wurde, ist eine reine Erdichtung. Als ich den Eigenthümern des Schiffes vorschlug, die ursprüngliche calorische Maschine zu beseitigen, versprach ich denselben, die zweite Maschine auf solche Weise zu bauen, daß wenn uns die Anwendung von Luft mißlingen sollte, Dampf benutzt werden kann, indem man die Luft-Heizer durch Dampfkessel ersetzt. Was man bisher über das Durchbrennen der gewölbten Heizer-Boden der ursprünglichen calorischen Maschine in die Zeitungen geschrieben hat, glaubte ich unberücksichtigt lassen zu können, weil sich diese Schwierigkeit offenbar durch verschiedene praktische Mittel überwinden läßt; jeder Ingenieur wird zugeben, daß das „unvermeidliche Durchbrennen der Boden“ keine Sache von Belang ist. Die positive Behauptung, daß ich die calorische Maschine gänzlich aufgegeben habe, ist eine reine Verleumdung. Der Gegenstand wurde von mir ununterbrochen verfolgt. Ich stellte Versuch auf Versuch an, und war fortwährend bemüht, die Mechanismen zu vervollkommnen, wodurch sich das Princip dieser Maschine, welches auf unbestreitbaren physikalischen Gesetzen beruht, zur Herstellung eines wohlfeilen und ungefährlichen Motors benutzen läßt. Wie weit mir endlich die praktische Lösung des großen Problems gelungen ist, wird sich bald zeigen, da ich jetzt mit dem Bau einer Maschine von beträchtlicher Größe beschäftigt bin. Vielleicht (possibly) wird die Ausführung dieser Maschine beweisen, daß die Verfasser mehrerer theoretischen Schriften über die calorische Maschine eben so im Irrthum sind wie es einmal Sir Humphrey Davy war, als er den Vorschlag London mittelst Gas zu beleuchten, lächerlich fand. Ich füge noch bei, daß wenn nach der Ausführung der genannten Maschine wegen irgend einer unerwarteten Schwierigkeit die Leistungsfähigkeit des neuen Systems nicht vollkommen realisirt seyn sollte, dieß mich keineswegs abhalten wird den Gegenstand weiter zu verfolgen; keine mechanische Schwierigkeit kann mich veranlassen jemals einen Plan aufzugeben, welcher so ganz und gar auf physikalische Wahrheit gegründet ist und dessen Durchführung die größten Vortheile gewähren würde. Es wäre sehr zu bedauern, wenn eine so wichtige Sache durch die störende Einmischung von Leuten verzögert würde, welche nicht Kenntnisse genug besitzen, um einzusehen, daß unser gegenwärtiger Motor, die Dampfmaschine, welche innerhalb sehr beschränkter Temperaturgränzen betrieben wird und bei welcher der Wärmestoff beständig verloren geht, niemals ein ökonomisches Mittel abgeben kann, um die Kraft des Wärmestoffs als Bewegung zu übertragen. Glücklicherweise unterstützen gerade die höchsten Autoritäten der Wissenschaft die gute Sache. Bei der letzten Versammlung brittischer Naturforscher (in England) wurde der Gegenstand gründlich erörtert und die Unzulänglichkeit der Leistung unserer jetzt gebräuchlichen Dampfmaschinen vollkommen nachgewiesen. Der berühmte Regnault – unter den lebenden Physikern hinsichtlich des Wärmestoffs die größte Autorität – sagt in einer der französischen Akademie der Wissenschaften übergebenen Abhandlung,Polytechn. Journal Bd. CXXVIII S. 285. nachdem er die von den bisherigen Dampfmaschinen mittelst der verbrauchten Wärmemenge erzeugte Triebkraft besprochen hat: „da aber bei Ericsson's System die Wärme, welche die austretende Luft besitzt, sich auf Körpern ablagert, denen die neue eintretende Luft sie entzieht um sie wieder in die Maschine zu übertragen, so sieht man, daß bei letzteren Maschinen alle aufgewendete Wärme für die Triebkraft benutzt wird, während bei der besten Dampfmaschine die für die mechanische Arbeit benutzte Wärme kaum den zwanzigsten Theil der aufgewendeten Wärme beträgt.“ Ich werde daher fernere Angriffe unberücksichtigt lassen und fortfahren an der Vervollkommnung der calorischen Maschine zu arbeiten, bis ich meinen Zweck erreicht habe. Ich verbleibe etc. J. Ericsson. (Mechanics' Magazine, Juli 1855, Nr. 1665.) Ueber barometrische Höhenmessungen. In der Sitzung der mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe der kaiserl. Akademie der Wissenschaften am 18. Mai d. J. überreichte Hr. Director v. Littrow eine Abhandlung des Hrn. A. Pick, Assistent der Wiener Sternwarte: „Ueber die Sicherheit barometrischer Höhenbestimmungen.“ Eine die meteorologischen Beobachtungen der Wiener Sternwarte speciell betreffende Untersuchung führte auf das ungewöhnlich reiche Material, welches sich in Wien zur Beantwortung der Frage über die Sicherheit barometrischer Höhenmessungen vorfindet, und forderte so zu einem Beitrage für die Entscheidung der bisher bald in diesem, bald in jenem Sinne über diesen Gegenstand abgegebenen Meinungen auf. Seit September 1852 nämlich, wo die meteorologische Centralanstalt ihre Thätigkeit begann, besitzt man in Wien selbst zwei völlig verlässige Beobachtungsstationen, überdieß geben nahezu dreißigjährige Beobachtungen zu Krakau, Kremsmünster und Prag Stoff zu Vergleichungen mit Wien, wie man denselben in gleicher Brauchbarkeit bisher nur an wenigen Orten antreffen dürfte. Das Resultat, zu welchem Hr. Pick durch die umständliche Discussion dieser Grundlagen gelangt, ist den barometrischen Messungen keineswegs günstig. Bei mittleren Höhen von etwa 6000 Fuß kommen bekanntlich in einzelnen barometrischen Bestimmungen Unterschiede von 1000 und mehr Fuß nicht eben selten vor, Differenzen von etwa 100 Fuß gehören zur Regel; aus der vorliegenden Arbeit aber ergibt sich, daß selbst Monat- und Jahresmittel, ja Mittel vieler Jahre sehr bedeutende Unsicherheiten (von etwa 2 auf 4, 10 auf 8, 12 auf 15, 14 auf 101 Toisen Höhendifferenz) zurücklassen, und daß man sogar nicht einmal sagen könne, eine barometrische Höhenbestimmung sey immer desto sicherer, auf je zahlreichere Beobachtungen sie sich gründet, indem sehr häufig durch das Hinzutreten neuer Daten das Resultat sich von der Wahrheit entfernt. Alle Ursachen, denen man bisher solche Incongruenzen zuschrieb, reichen, wie Hr. Pick zeigt, zur Erklärung derselben nicht aus, und augenscheinlich bedarf hier noch die Theorie einer wesentlichen Ergänzung, bis die auf diesem Wege gewonnenen Ergebnisse sich den trigonometrischen zur Seite stellen dürfen; denn diese haben bisher vor jenen nicht nur den Vorzug weit größerer Genauigkeit, sondern entsprechen überdieß einer Hauptforderung heutiger Wissenschaft dadurch, daß man hier aus der Operation selbst immer auf den Grad der erreichten Genauigkeit schließen kann, wozu bei barometrischen Bestimmungen jetzt noch alle Anhaltspunkte fehlen. Ueber die Anfertigung des Bromammoniums für photographische Zwecke; von Dr. Emil Riegel. Die Anwendung des Bromammoniums statt des Jodammoniums in der Photographie soll nach Moigno den Vortheil bieten, daß die verschiedenen Farben einen ihrer Intensität proportionalen Lichteindruck liefern, so daß man eine wahre Copie der colorirten Bilder durch entsprechende helle oder dunkle Tinten oder Halbtinten erhält. Zur Darstellung des Bromammoniums haben Barreswil und Davanne drei verschiedene Verfahrungsweisen angegeben, welche im polytechn. Journal Bd. CXXXII S. 75 mitgetheilt wurden. Der Zeitaufwand, der dazu erforderlich ist, ließ mich ein bei der Bereitung des Jodammoniums vielfach mit Vortheil benutztes Verfahren auch hier bei der Darstellung des Bromammoniums versuchen. Dasselbe besteht in der Zersetzung von Schwefelammonium durch Brom, wobei sich Bromammonium bildet, das in der Flüssigkeit gelöst bleibt, und Schwefel, der sich ausscheidet. Zu dem Ende setzt man zu einer in einem geräumigen Glase befindlichen Quantität Brom, welches mit einer mindestens gleich großen Menge Wassers bedeckt ist, langsam und vorsichtig frisch bereitetes Schwefelammonium unter öfterem Umschütteln so lange zu, bis alles Brom verschwunden, der ausgeschiedene Schwefel eine graue Farbe und die Flüssigkeit ein milchiges Ansehen angenommen oder farblos geworden. Hierauf wird bis zum Kochen erhitzt, der Schwefel abfiltrirt, gehörig ausgesüßt und die klare farblose Flüssigkeit im Wasserbade zur Krystallisation oder Trockne verdampft. Sollte sich während des Abdampfens (in Folge überschüssig angewandten Schwefelammoniums) Schwefel ausscheiden, so muß vor dem völligen Abdampfen dieser abfiltrirt oder die ganze Flüssigkeit durch Abdampfen zur Trockne, Auflösen des Rückstandes in Wasser. Filtriren und Wiedereindampfen gereinigt werden. Das schon zu mehreren Malen nach diesem Verfahren dargestellte Bromammonium entspricht aller Anforderung und hat sich zu photographischen Versuchen sehr wirksam erwiesen. Nach mehr denn zweimonatlicher Aufbewahrung hat dasselbe noch keine sichtliche Veränderung erlitten. Demgemäß kann ich zur Darstellung von Bromammonium die Behandlung von Brom mit Schwefelammonium als eine leicht ausführbare, schnelle und ergiebige Methode empfehlen. (Neues Jahrbuch für Pharmacie Bd. III S. 138.) Verfahren, um bei den Lichtbildern auf Papier die ausgebesserten Stellen zu erkennen. Nach dem Bulletin de la Société d'Encouragement, Juni 1855, Nr. 30, übergab Hr. Niepce von Saint-Victor der Gesellschaft zwei mittelst seines photographischen Stahlstichs dargestellte Porträte und theilte zugleich folgendes Verfahren mit, um bei den Lichtbildern auf Papier die ausgebesserten Stellen (retouches) zu erkennen. Man legt das Bild in eine Auflösung von Cyankalium, worin dasselbe, so weit es durch Einwirkung des Lichts hervorgebracht wurde, vollständig verschwindet, während die etwa vorhandenen ausgebesserten Stellen sichtbar bleiben, weil die Tusche, womit sie bemalt wurden, im Cyankalium nicht löslich ist. – Unseres Wissens ist dieses Verfahren in Deutschland wenigstens allen Chemikern und Photographen bekannt. Die Redact. Ueber den Blei- und Zinngehalt des Schnupftabaks; von Carl Lintner. Es ist bekannt, daß der Schnupftabak, in Bleihüllen aufbewahrt, mehr oder weniger bleihaltig wird, da derselbe durch seine Salze und seine Feuchtigkeit oxydirend und auflösend wirkt. An einer Bleihülle, in welcher Schnupftabak verpackt war, sind die Spuren der Oxydation und Auflösung leicht zu sehen. Um dieses zu vermeiden, kommen die besseren Sorten von einigen Fabrikanten in verzinnten Bleihüllen oder mit zwischen die Hülle und den Tabak eingelegtem Papier in den Handel; letzteres aber gewährt, wie unten zu sehen ist, keinen Vortheil. Ich habe nun einige Sorten Tabak, welche noch in Blei verpackt sind, auf ihren Bleigehalt, und einige Sorten in verzinnten Bleihüllen auf Zinn quantitativ untersucht. Die Untersuchung ergab, daß der Zinngehalt dieser letzteren Sorten den Bleigehalt der anderen übersteigt, und ist auch anzunehmen, daß der Zinngehalt nicht so schädlich sey als der Bleigehalt, so ist dieses doch wieder ein neuer Beweis, daß man die edlen Eigenschaften des Zinns zu sehr überschätzt. Obgleich eine verzinnte Bleihülle eine glänzende Oberfläche besitzt, so findet man bei näherer Untersuchung doch, daß sie angegriffen ist. Dieses war besonders der Fall bei den verzinnten Bleihüllen von zwei Tabaksorten, die ich untersuchte; wohl möglich, daß die Verzinnung eine schlechte war, denn es enthielten diese Sorten außer dem Zinn auch Blei, wenn auch in sehr geringer Menge. Beide Sorten Tabak in den verzinnten Bleihüllen berühren das Metall nicht direct, sondern haben eine Zwischenlage von Papier, wie dieses auch beim Marino in der Bleihütte der Fall ist, aber gerade dieser letztere hat den größten Bleigehalt in der Untersuchung gezeigt, der, wie mir scheint, durch diese papierne Zwischenlage hervorgerufen wird, denn diese zieht die Feuchtigkeit so stark an sich, daß sie ganz naß ist, und begünstigt so die Oxydation und Auflösung des Metalls. Es könnte vielleicht diesem Uebelstande abgeholfen werden, wenn wasserdicht gefirnißtes Papier oder Wachszeug als Zwischenlage benutzt würde. In Frankreich besteht schon längere Zeit eine Verordnung, welche den Schnupftabak nur in verzinnten Bleihüllen gestattet; ich glaube aber, daß wenn man diesen Vollzug in Anwendung bringen will, man dabei nicht aus dem Auge zu lassen habe, daß viele Kaufleute den Schnupftabak in bleiernen Gesäßen zum Kleinverkauf vorräthig halten. Nach Friedmann erkennt man die Verzinnung der Bleifolien leicht auf folgende Art: man bringe auf die vorher von etwaigen organischen Unreinigkeiten gereinigte Metallfläche mittelst eines dünnen Glasstäbchens Goldauflösung; augenblicklich wird die betupfte Stelle, wenn sie Zinn ist, schwarz und um so stärker, je besser die Verzinnung ist, während eine auf dieselbe Weise betupfte zinnfreie Bleistelle unverändert bleibt, und sich nur allmählich ein weißer Rand und nach freiwilliger Verdunstung der Flüssigkeit ein weißer Fleck bildet. Penny gibt folgende Probe an: in nicht zu sehr verdünnter Salpetersäure wird reiner Stanniol sogleich ganz unter Zurücklassung eines weißen Pulvers zerstört. Von mit Zinn überzogener Bleifolie bleibt bei der gleichen Behandlung das Blei zurück und das weiße Pulver (Zinnoxydhydrat) läßt sich leicht von den noch zusammenhängenden Bleiblättchen abwischen. Zur Untersuchung nahm ich von den aufgeführten Sorten feucht, wie sie im Handel vorkommen, immer 30 Gramme. Der Tabak wurde eingeäschert, der Rückstand in Salpetersäure gelöst und das Blei als schwefelsaures Bleioxyd bestimmt, jedoch auch immer metallisch dargestellt. Um auf Zinn zu prüfen, löste ich den Aschen-Rückstand in Salzsäure, fällte durch Schwefelwasserstoff, trennte den Niederschlag durch Auflösen in Schwefelammonium von den Spuren von Blei u.s.w. und bestimmte endlich das Zinn als Zinnoxyd. Nebenbei sey erwähnt, daß im Marokko fast 1 Procent Sand enthalten war. Tabak in Bleihüllen: 30 Grm. Pariser Nr. 2 enthielten 0,015 Grm., oder 1 bayer. Pfund 4,48 Gran Blei. 30 Grm. Bolongaro enthielten 0,021 Grm., oder 1 Pfund 6,24 Gran. 30 Grm. Marino mit Papierlage 0,031 Grm., oder 1 Pfund 9,12 Gran. Tabak in verzinnten Bleihüllen mit Papierlage: 30 Grm. Marokko enthielten 0,048 Grm., oder 1 Pfund 14,24 Gran Zinn. 30 Grm. St. Omer enthielten 0,068 Grm., oder 1 Pfund 20,16 Gran Zinn. Man sieht aus dieser mit aller Sorgfalt angestellten Untersuchung, daß der Metallgehalt des Tabaks kein geringer ist, jedoch ist derselbe sehr verschieden und richtet sich nach der Sorte und dem Alter des Tabaks, denn ich überzeugte mich, daß dieselbe oben angeführte Sorte Pariser aus einem anderen Pakete, in 30 Gram. 0,03 Gram., also noch einmal so viel Blei enthielt, als zuerst gefunden wurde. (Buchner's neues Repertor. für Pharmacie Bd. IV S. 149) Verfahren den Manilla-Indig zu reinigen; von A. L. Peter zu Lyon. Der Manilla-Indig, von der philippinischen Insel dieses Namens, konnte bisher wegen seines großen Gehalts an kohlensaurem Kalk und erdigen Substanzen zu den meisten Verwendungen die Concurrenz mit den übrigen im Handel vorkommenden Indigsorten nicht bestehen, und wurde namentlich zur Bereitung des Indigcarmins verworfen. Um ihn zu raffiniren, behandle ich ihn in fein gepulvertem Zustande mit Salzsäure, wasche ihn dann gehörig aus und trockne den zurückbleibenden Teig. Die käufliche Salzsäure wird mit ihrem zwei- bis dreifachen Gewicht Wasser verdünnt; 100 Th. guter Manilla-Indig erfordern 50 bis 60 Th. concentrirte Salzsäure, hingegen 100 Th. geringerer Sorte beiläufig 125 Th. Säure. Man verfährt folgendermaßen: der fein gepulverte Indig wird mit soviel Wasser angerührt, daß er einen flüssigen Teig bildet; auf diesen gießt man allmählich die Säure; bei jedem Zusatz entsteht ein starkes Aufbrausen; wenn ein neuer Zusatz von Säure in der Masse keine aufbrausende Bewegung mehr hervorbringt, läßt man das Ganze durch Ruhe sich absetzen und bringt den Niederschlag dann auf Filter, um ihn wiederholt mit heißem Wasser auszuwaschen, welches reines oder alkalisches seyn kann; endlich wird der Teig gepreßt und getrocknet. Der Manilla-Indig verliert durch diese Reinigung beiläufig 75 Proc. an Gewicht; aber dessenungeachtet gestattet sein Preis, ihn im Vergleich mit den anderen Indigsorten noch mit Vortheil anzuwenden, letztere enthalten bloß Spuren von kohlensaurem Kalk, daher sich obige Behandlung bei ihnen nicht lohnt. – Patentirt in England am 13. Juni 1854. (Repertory of Patent-Inventions, Juli 1855, S. 33.) Verfahren die Wolle aus Geweben wieder zu gewinnen, worin sie mit Baumwolle gemischt ist, indem man letztere mittelst Schwefelsäure zerstört; von James L. Norton. Die Gewebe werden in verdünnte Schwefelsäure (je nach Beschaffenheit der Zeuge von 1 1/2 bis 9° Baumé) eingeweicht (sollten die Gewebe aber fettig seyn, so müßten sie vorher mittelst einer schwach alkalischen Flüssigkeit gereinigt werden). Nachdem die Gewebe mit der verdünnten Säure vollkommen getränkt sind, nimmt man sie heraus und bringt sie in den Centrifugalapparat, um die überschüssige saure Flüssigkeit auszuziehen; sie werden dann bei gewöhnlicher Temperatur oder mittelst künstlicher Wärme allmählich getrocknet und hierauf trockner Wärme ausgesetzt, nämlich in erhitzter Luft von 180° bis 220° Fahr (66° bis 83° Reaumur) so lange aufgehängt, bis die vegetabilische Faser zerstört ist; der höhere Hitzgrad ist erforderlich, wenn man die Zeuge mit einer schwächeren Säure getränkt hatte. Anstatt des Aufhängens in heißer Luft, könnte man auch die trockenen Gewebe in einen geschlossenen Kasten legen und in denselben Dampf leiten, bis die Pflanzenfaser zerstört ist; der Dampf müßte einen solchen Druck haben, daß er die Temperatur auf 220° bis 250° Fahr. (83° bis 97° Reaumur) erhöht. Nachdem die Gewebe in hinreichend heißer Luft aufgehängt waren oder lange genug gedämpft worden sind, so daß die vegetabilische Faser wie Staub aus denselben herausfällt, werden sie mittelst des sogenannten Wolfs aufgelockert und von der staubförmigen vegetabilischen Substanz befreit; diese kann aber auch durch Waschen der Gewebe abgesondert werden, wodurch zugleich die Säure in den zurückgebliebenen Wollfasern neutralisirt wird, welche man dann in den Centrifugalapparat bringt etc. Will man die Wollfasern nicht durch Waschen entsäuern, so breitet man dieselben locker auf Latten in einer geschlossenen Kammer aus, in welche man mittelst einer Röhre Ammoniakgas leitet (durch Zersetzung von Salmiak mit Kalkhydrat entwickelt). Die Kammer hat an der Decke eine kleine Oeffnung, welche man verschließt, sobald das eingeleitete Ammoniakgas die Luft ausgetrieben hat. Nachdem die Wollfasern vollständig mit dem Gas getränkt worden sind, nimmt man sie aus der Kammer und setzt sie der Luft aus, worauf die Wolle weiter verarbeitet werden kann. – Patentirt in England am 16. Januar 1855. (Repertory of Patent-Inventions, August 1855, S. 161.) Neue Holzpolitur. Hr. Malter hat dem Breslauer Gewerb-Vereine eine Vorschrift zu einer neuen Holzpolitur mitgetheilt, welche der Schellackpolitur noch vorzuziehen ist. Dieselbe besteht aus 1/2 (preußischem) Quart gutem Weingeist, 1 Loth Gummilack und 1 Loth Sandarack. Das Ganze wird über ein mäßiges Feuer gestellt und fleißig umgerührt, bis die Gummiharze sich aufgelöst haben. Man nimmt nun eine Rolle von Tuchsalband, legt etwas von der Glätte darauf und bedeckt es mit weicher Leinwand, welche mit kaltem (ohne Hitze ausgepreßtem) Leinöl angefeuchtet worden ist. Dann reibt man das zu polirende Holz in einer kreisförmigen Richtung, bedeckt jedoch nicht zu viel auf einmal. Das Reiben wird so lange fortgesetzt, bis die Poren des Holzes hinlänglich ausgefüllt sind. Endlich nimmt man auch etwas Weingeist und Glätte, reibt eben so wie vorher, und es erfolgt die schönste Politur. Darüber gegossenes Wasser erzeugt weder Flecken noch Risse. (Polytechn. Centralhalle.)