Titel: Galvanisches Gravirverfahren, zur Darstellung von Stereotypplatten etc.; von Hrn. G. Devincenzi.
Fundstelle: Band 138, Jahrgang 1855, Nr. XCI., S. 368
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XCI. Galvanisches Gravirverfahren, zur Darstellung von Stereotypplatten etc.; von Hrn. G. Devincenzi. Aus den Comptes rendus, Nov. 1855, Nr. 19. Devincenzi's galvanisches Gravirverfahren zur Darstellung von Stereotypplatten etc. Der Verfasser, dessen Abhandlung Hr. Becquerel der französischen Akademie der Wissenschaften übergab, stellte seit einigen Jahren eine Reihe von Untersuchungen bezüglich der Buchdruckerkunst an, in der Absicht die Zeichnungen und Lettern durch erhabene Gravirung (Aetzung) darzustellen. Er beschreibt seine Methode folgendermaßen. Das geeignetste Metall für diese Art von Gravirung ist der Zink. Man wendet ihn in gewalzten Platten an, welche man mit gesiebtem Sand körnt, und zeichnet darauf mit der Tinte und der Kreide der Lithographen. Nachdem die Zeichnung ausgeführt ist, präparirt man die Platte wie zum lithographischen Druck. Man taucht sie nämlich eine Minute lang in einen Galläpfel-Absud; man wascht sie dann in reinem Wasser und gummirt sie mit einer schwachen Auflösung von arabischem Gummi. Man befeuchtet die Platte mit einem Schwamm, verlöscht die Zeichnung mit Terpenthinöl und rollt über ihre Oberfläche eine mit einem Firniß überzogene lithographische Walze. Dieser Firniß bedeckt genau alle von dem Zeichner gemachten Striche und muß folgende Eigenschaften haben: 1) er darf die Zeichnung nicht verändern oder verderben; 2) er muß der Platte fest anhaften; 3) er darf von den zur Gravirung verwendeten chemischen Agentien nicht angegriffen werden. Der in England unter dem Namen Brunswick black (Braunschweiger Schwarz) bekannte Firniß, mit Lavendelöl vermischt, ist allen anderen vorzuziehen. Dieser Firniß besteht aus Asphalt, mit Bleiglätte gekochtem Leinöl und Terpenthin. Nachdem der Firniß trocken ist, setzt man die Zinkplatte durch einen Kupferstreifen mit einer 5 Millimeter von ihr entfernten Kupferplatte in Verbindung; hernach taucht man die Platten in eine Auflösung von Kupfervitriol, welche 15º Baumé zeigt; man hat nun ein galvanisches Paar; die bei der Zersetzung des Kupfervitriols frei werdende Schwefelsäure löst den Zink überall auf wo er nicht überzogen ist. Man kann auf diese Weise die Gravirung (Aetzung), je nach der Art des Dessins, mehr oder weniger tief werden lassen. Die mit der lithographischen Kreide gemachten Zeichnungen sind in der Regel in vier bis fünf Minuten gravirt (erhaben geätzt), und die mit der Feder gemachten in sieben bis zehn Minuten. Der Kupfervitriol verändert selbst die zartesten Dessins durchaus nicht, und greift den Firniß nicht an. Man kann diese Gravirmethode bei allen Verfahrungsarten anwenden, mittelst deren man eine Zeichnung vervielfältigt; z.B. auf Papier zeichnen und hernach die Zeichnung auf eine Zinkplatte übertragen; oder Abdrücke von lithographischen Steinen, Kupfer- oder Stahlplatten auf Zinkplatten überdrucken. Dieses Verfahren ist auch für Buchdruckerlettern anwendbar; nachdem man eine Seite von einem Buch auf eine Zinkplatte übergedruckt hat, kann man dieselbe sofort zu einer Stereotypplatte machen. Diese Art zu graviren (erhaben zu ätzen) könnte die gewöhnliche Stereotypie ersetzen. Nach diesem Verfahren kann man die Seiten eines Buchs, wenn man druckt, auf sehr dünne Zinkbleche übertragen, und von letztern auf stärkere Tafeln, welche man jedesmal gravirt (erhaben ätzt), wenn wieder Abdrücke gemacht werden sollen. Es ließe sich dadurch an den Kosten für Satz und Papier viel ersparen, weil man keine große Auflage von einer Druckschrift zu machen braucht. Ein Abdruck auf sehr dünne Zinkblätter kostet nicht mehr, als ein auf gutes Papier abgezogenes Exemplar. Man kann auf diese Weise selbst von alten Büchern sich Stereotypplatten anfertigen.