Titel: | Die Fischdünger-Fabrication, ein neuer Industriezweig; von Professor A. Payen. |
Fundstelle: | Band 139, Jahrgang 1856, Nr. XVII., S. 58 |
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XVII.
Die Fischdünger-Fabrication, ein neuer
Industriezweig; von Professor A.
Payen.
Aus der dritten Auflage seines Précis de Chimie
industrielle, Paris 1855.
Mit einer Abbildung auf Tab. I.
Payen, über die Fischdünger-Fabrication.
Fabrication eines neuen Fischdüngers. – Die von
Hrn. Démolon in dieser Beziehung vorgenommenen
Arbeiten gehen bis auf fünf Jahre zurück. Er hatte zu wiederholtenmalen auf seinen
Besitzungen im Depart. Finistére die von der Zubereitung der Sardellen an der
Küste von Bretagne herrührenden Ueberreste als Dünger verwendet. – Durch die
erhaltenen Resultate überzeugte er sich, daß diese Ueberbleibsel und eine Menge
Seefische welche keinen Handelswerth haben, der Landwirthschaft einen schätzbaren
Dünger liefern können. Aus dieser, in den Ländern wo der große Fischfang ein
beständiger Industriezweig ist, längst beobachteten Thatsache, konnte aber bisher
nur die Landwirthschaft der Küstenländer Nutzen ziehen, weil die Fische oder ihre
Ueberreste mit Vortheil nicht weit verführt, überdieß, da sie bald in Fäulniß
übergehen, nicht aufbewahrt werden können, sondern sogleich verbraucht werden
müssen.
Hr. Démolon dachte daher, daß aus diesem
unerschöpflichen Reichthum, welchen das Meer der Landwirthschaft darbietet, ein weit
größerer Nutzen gezogen werden könnte, wenn es gelänge, die Ueberreste des großen
Fischfangs und die
ungeheuren Quantitäten gemeiner Fische, welche den Fischern gar keinen Nutzen
abwerfen, in einer Weise zu behandeln, daß ihre Erhaltung gesichert wird und sie
sich leicht auf große Entfernungen versenden lassen, wie der peruanische Guano,
welcher mit so großem Vortheil uns zugeführt wird.
Die Behandlung, bei welcher Hr. Démolon stehen
blieb, war, den Fisch zu kochen, das Wasser und das Oel (den Thran) möglichst
auszuziehen, ihn dann zu trocknen und in Pulver zu verwandeln. Das so erhaltene
trockene Pulver ließ er zu Nantes von Hrn. Moride, zu
Rennes von Hrn. Malagutti und endlich von dem Verfasser
im Conservatorium für Künste und Gewerbe zu Paris analysiren.
Diese Analysen ergaben folgende durchschnittliche Zusammensetzung in 100 Theilen:
Wasser
1,00
stickstoffhaltige organische
Substanzen
80,10
auflösliche Salze, vorzüglich aus
Chlornatrium, kohlensaurem Ammoniak und
Spuren von schwefelsaurem
Ammoniak bestehend
4,50
phosphorsaurer Kalk und phosphorsaure
Magnesia
14,10
kohlensaurer Kalk
0,06
Kieselerde
0,02
Magnesia und Verlust
0,22
––––––
100,00
Nach diesen Analysen enthält also das getrocknete Fischpulver:
12
Procent Stickstoff,
14,1
„ phosphorsaure
Salze,
ein größerer Gehalt als derjenige des Guano's, welcher im
Mittel nur 10 Proc. Stickstoff und 14 Proc. phosphorsaure Salze enthält.
Hr. Démolon wollte nun die wissenschaftliche Analyse auch durch die Praxis
bestätigt sehen; er verwendete per Hektare für Weizen
400 Kilogr. Fischpulver, von welchem die Hälfte im Herbste und die andere Hälfte im
Frühling durch Aufstreuen verbreitet wurde. Seitdem von der Nützlichkeit des
Unternehmens überzeugt, trachtete er die Fabrication dieses Düngers, welcher dem
peruanischen Guano Concurrenz machen sollte, vortheilhaft zu bewerkstelligen.
Nachdem er seine Berechnungen gemacht hatte, reflectirte er zuvörderst auf die Insel
Neufundland in Nordamerika, wo der Kabliaufang jährlich über 1 Million Tonnen dieser
Fische, im frischen Zustande gewogen, liefert.
Vor dem Einsalzen und Trocknen wird der Kabliau zugerichtet, d.h. es werden der Kopf,
die Eingeweide und die Gräte im Rückgrat entfernt, welche etwas über die Hälfte
seines ganzen Gewichts betragen. Diese Abfälle, welche wenigstens 700,000 Tonnen
ausmachen, werden in das Meer geworfen und gehen so ohne allen Nutzen verloren.
Hr. Démolon rüstete nun ein Schiff aus, womit sein
jüngerer Bruder im J. 1851, versehen mit den zur Fabrication des Fischpulvers
erforderlichen Gerätschaften und mit dem Material zur Erbauung einer Fabrik und der
Wohnungen für 150 Arbeiter, welche er mitnahm, nach Neufundland abreiste. Er
errichtete das Anwesen zu Kerpon, am Ende der Insel, in der Nähe der Meerenge
Belle-Isle, in einer Bucht, worin jährlich eine große Menge Fischerschiffe
einfährt und deren Ufer sehr fischreich sind. Gegenwärtig ist dieses Etablissement
in regelmäßigem Betrieb und es wird im October (1855) ein beträchtliches Quantum
Fischdünger nach Frankreich versenden.
Der Unternehmer wollte auch in Frankreich eine solche Fabrik haben, wo er unter
seiner Aufsicht Versuche im Großen behufs der Verbesserung des Verfahrens anstellen
könnte.
In Verbindung mit Hrn. Thurneysen errichtete er diese
Fabrik zwischen Lorient und Brest, zu Concarneau (Finistère), dem
Bezirkshauptort, ungefähr 1 Kilometer von Quimper entfernt.
Dieser Ort ist beinahe nur von Fischern bewohnt. – 300 bis 400 Fahrzeuge
werden hier jährlich zum Sardellenfang bestimmt. Die Zubereitung dieses Fisches
bildet fast den einzigen Industriezweig des Landes.
Das Etablissement wurde am innersten Theil des Hafens errichtet; die Fahrzeuge laden
unter den Mauern der Fabrik ein und aus.
Folgendes sind die darin zur Fabrication des Fischdüngers enthaltenen Apparate:
Eine Dampfmaschine von 10 Pferdekräften und ein Dampfkessel von 18 Pferdekräften;
zwei Kippkessel mit doppelten Wänden zum Kochen der Fische im Wasserbad; 24 Pressen
zum Auspressen der Masse nach dem Kochen; eine Reibe, wie in den
Rübenzuckerfabriken; ein großer Trockenraum; ein Chaussenot'scher Röhrenofen zum Heizen dieses Raumes; eine conische,
cannelirte Mühle, wie die Kaffeemühlen.
Die Fische und Abfälle werden oben, nach abgenommenem Deckel D, D, in den Kessel (Fig. 9) gebracht.
Nachdem der Kessel, je nach seiner Größe, mit 50 bis 100 Kilogr. beschickt ist, wird
durch eine Röhre F zwischen den Kessel und seinen Mantel
C, C, C ein Dampfstrahl von 3 1/2 Atmosphären Druck
(also ungefähr 140° C. Temperatur) eingelassen. Der Dampf circulirt zwischen
den beiden, nur 5 Centimeter von einander abstehenden Wänden des Kessels und seines
Mantels, sowie in einer Röhre B, B von 20 Cent. Durchmesser, die einen
Theil des Kessels bildet, dessen Wände sie fortsetzt. Am verschlossenen Ende dieser
Röhre ist ein Hahn g angebracht, um die von dem Dampf
vertriebene Luft entweichen lassen zu können, bevor man den Deckel D, D', D aufsetzt. Eine Stunde genügt zum Auskochen;
alsdann läßt man den Dampf durch den Hahn h entweichen
(welcher auch zum Ablassen des Condensationswassers dient); hierauf kippt man den
Kessel durch eine leichte Bewegung um seine Schwungzapfen E,
E' und die gekochte Fischmasse fällt, wenn der Deckel abgenommen wurde, auf
den Boden heraus.
Sie wird nun von den Arbeitern sogleich mittelst Körben unter die neben den Kesseln
befindlichen Pressen gebracht.
Unter jeder Presse steht ein Cylinder aus Eisenblech von 60 Centimeter Höhe und 33
Centimeter Durchmesser, welcher durchlöchert und mit vier eisernen Reifen verstärkt
ist. In diese Cylinder wird das gekochte Fleisch gebracht, welches man auf zweimal
mit zwei dicken hölzernen Scheiben beschwert, die dem innern Umfang des Cylinders
angepaßt sind. Auf die obere Platte oder Scheibe legt man 2 bis 4 Klötze; sobald
alle diese Cylinder gefüllt sind, setzt ein Mann abwechselnd die Schraube jeder
Presse in Bewegung; in dem Maaße als die Pressung vor sich geht, sieht man aus den
durchlöcherten Wänden jedes Cylinders einen großen Theil des in der Fischmasse
enthaltenen Wassers und Oels hervortreten. Diese Flüssigkeiten laufen in die dazu
vorhandenen Rinnen ab und sammeln sich in einem allgemeinen Reservoir, nächst
welchem Fässer staffelförmig so aufgestellt sind, daß das Ueberflüssige, durch eine
vom Boden des ersten Fasses ausgehende Röhre, auf den obern Theil des zweiten Fasses
fällt u.s.f. Nach einiger Ruhe schwimmt das Oel (der Thran) obenauf; es wird in
Fässer gefüllt und in den Keller gebracht. – Die Menge des auf diese Weise
gewonnenen Thrans beträgt im Durchschnitt 2 bis 2 1/2 Procent vom Gewicht der
frischen Fischmasse.
Nachdem das gekochte Fischfleisch genugsam ausgepreßt ist, werden die Pressen wieder
aufgeschraubt, die Cylinder weggenommen und beim Reservoir umgestürzt, um die in
ihnen allenfalls wieder an die Oberfläche gelangten flüssigen Theile ablaufen zu
lassen; durch Schläge auf die untere Platte wird dann das gepreßte Fleisch
herausgeschafft, welches in Gestalt zweier festen Preßkuchen von beiläufig 10
Centimeter Dicke aus den Cylindern kommt.
Diese Preßkuchen trägt ein Arbeiter sogleich in den Trichter einer Reibmaschine,
welche durch die Dampfmaschine in Bewegung gesetzt wird und den Preßkuchen in einen
dicken Brei verwandelt, den dann Kinder in den Trockenraum bringen.
Der im ersten Stock befindliche Trockenraum ist äußerlich 20 Meter lang und 5 Meter
breit; er ist in fünf Gänge von 85 Centimeter Breite abgetheilt.
Jeder solche Gang enthält in seiner Länge zwanzig Rahmen von 1 Meter Länge und 85
Centimet. Breite, mit Boden von grober Leinwand. Fünf Rahmen werden in jedem Gange
übereinander gesetzt, was 100 Rahmen per Gang macht; 500
Rahmen füllen den ganzen Trockenraum.
Einer jeden der fünf übereinander befindlichen Reihen des Ganges entspricht an jedem
Ende des Trockenraums eine durch ein bewegliches Brettchen verschlossene Oeffnung;
und innerhalb des Trockenraums ist jede dieser übereinander gesetzten Reihen von
Schubrahmen auf Rollen angebracht.
Nachdem das gekochte, ausgepreßte und zertheilte Fleisch auf einen Rahmen gebracht
ist, wird dieser Rahmen durch die erwähnte Oeffnung in den Trockenraum geschoben;
dann führt man den zweiten Rahmen ein, welcher den ersten weiterschiebt, hierauf den
dritten, welcher den zweiten fortschiebt u.s.f., bis die zwanzig Rahmen in der
ersten Reihe angeordnet sind. Ebenso verfährt man für die zweite Reihe, dann für die
dritte, vierte, fünfte u.s.f. in jedem Gang des Trockenraums. Diese Arbeit dauert 2
1/4 Stunden, um alle 500 Rahmen in den Trockenraum zu bringen.
Ein heißer Luftstrom von 48 bis 56° R., weichender Chaussenot'sche Röhrenofen liefert und der durch einen Zugkamin angesogen
wird, circulirt in umgekehrtem Sinne der Schubrahmenreihen in den fünf Gängen in dem
Maaße als jeder derselben mit den mit Fleisch gefüllten Rahmen besetzt wurde.
Sobald man mit dem Einbringen der letzten Schubrahmenreihe fertig ist, schreitet man
an das Herausnehmen der ersten Rahmen, und bringt sogleich neue Rahmen mit
zerriebenem Fleische an deren Stelle. Die Operation ist sehr einfach: ein am obern
Ende des Trockenraums stehendes Kind führt den frisch gefüllten Rahmen ein, welcher
ohne große Anstrengung die ganze Reihe der auf Rollen angebrachten Rahmen weiter
schiebt, daher am untern Ende der erste der zwanzig Rahmen, worin das Fleisch
bereits ausgetrocknet ist, austritt, welcher von einem andern Kinde in Empfang
genommen wird; es wird ein neuer Rahmen eingeführt, wieder einer herausgezogen, und
so geht es für den ganzen Trockenraum fort; bei fortgesetzter Arbeit ist folglich
der Betrieb des Trockenraums ein ununterbrochener; dieser Raum wird gefüllt und
gleichzeitig entleert, ohne daß die Arbeiter mit der in demselben circulirenden
heißen Luft in Berührung kommen, wobei sie die Einzelheiten der Arbeit mittelst der Gänge, welche ihnen als
Sprachrohr dienen, sich mittheilen können.
100 Kilogr. Kohle reichen täglich zum Heizen des Röhrenofens hin.
Beim Herausnehmen aus den Rahmen wird das getrocknete Fleisch auf einen Bretterboden
geschüttet, von wo aus ein Kind es mittelst einer Schaufel in den Trichter der Mühle
wirft. Diese verwandelt das getrocknete Fleisch in hinlänglich feines Pulver.
Hierauf wird dasselbe in Säcke oder Fässer gefüllt und unter dem Bleizeichen der
Fabrik, zur Verhütung einer Beimengung fremdartiger Substanzen, versendet.
Das Gewicht des trockenen Fischdüngers im pulverigen Zustand beträgt durchschnittlich
22 Proc. der dazu verwendeten frischen Fischmasse.
Zu allen diesen Verrichtungen werden in dem Etablissement zu Concarneau nur sechs
Männer verwendet, welche täglich 1 Fr. 25 Cent. verdienen, und zehn Kinder, wovon
jedes täglich 50–60 Cent. verdient.
Auf diese Weise kann das Etablissement zu Concarneau, ohne des Nachts zu arbeiten,
täglich 4–5000 Kilogr. trockenen Düngers produciren, welche 18–20,000
Kilogr. Fische oder Fischabfälle im natürlichen Zustande repräsentiren. Würde auch
des Nachts gearbeitet, so könnten in 24 Stunden 8–10,000 Kilogr. Dünger
erzeugt werden.
Hr. Démolon schlägt die Anzahl der Tage, an welchen
die Fischer das Jahr hindurch fischen können, zu 200 bis 250 an. Rechnet man nur 200
Arbeitstage, so könnte demnach die Fabrication zu Concarneau 1600 bis 2000 Tonnen
(1,600,000 bis 2 Millionen Kilogr.) Dünger erzeugen, womit 5–6000 Hektaren,
à 300 bis 400 Kilogr. per Hektare, gedüngt werden
könnten.
Dieses Quantum repräsentirt nach dem Verhältniß der Ausbeute an trockenem Dünger (22
Proc. vom Gewicht der frischen Fischmasse) einen jährlichen Fang von 9 bis 10,000
Tonnen (9 bis 10 Millionen Kilogr.) Fischen.
Der Sardellenfang und die ehedem verloren gegangenen Abfälle der Fabriken können
davon beiläufig die Hälfte liefern; eine Thatsache aber macht es wahrscheinlich, daß
man in Concarneau noch größere Fischmengen als die angedeuteten sich wird
verschaffen können.
Zur Zeit der Kriege des Kaiserreichs, während der Blokade, war der Kabliau in
Frankreich außerordentlich selten. Es wurde damals an der Küste der Bretagne der
Wittling, eine andere Stockfischart, gefangen, welchen man zugerichtet und
eingesalzen, in ungeheurer Menge an die im Felde stehenden Armeen verkaufte. Zu
gewissen Zeiten sieht man diesen Fisch an den Küsten der Bretagne in ganzen
Zügen.
Heutzutage befassen sich die Fischer nicht mehr mit demselben, weil sie ihn nicht
verkaufen könnten; gerade deßhalb kann man ihn aber jetzt zu anderen Zwecken
verwenden.Unter den Producten der Fischereien, welche oft mehr betragen als die
Consumtion, oder als Nahrungsmittel nicht benutzt werden, befinden sich 1)
ein zur Gattung des Kabliaus gehöriger Fisch, der Gadus merluccius Lin. (französisch merlus oder merluche, in Marseille merlan genannt), 65 Centim. bis 1 Meter lang,
aus welchem durch Trocknen der Stockfisch
bereitet wird, dessen Name sich durch seine Steifheit erklärt; 2) die Blauhäute (peaux
bleues, welche zwei Arten in sich begreifen, den Wrak (Labrus vetulla Lin), kaum über 25–30
Centimet. lang; die andere Art, welche eine Länge von 60–75
Centimeter erreicht, ist eine Wittlingsorte, der Kohlfisch, Köhler genannt (Gradus
carbonarius), und kommt an unsern Küsten in eben solcher Menge vor,
wie der vorhergehende; endlich die Sprotte, nach Valenciennes
Harangula Sprattus, wegen ihrer Aehnlichkeit mit
einem kleinen Häring. Außer den verschiedenen Fischen und ihren Abfällen
könnte man auch noch viele Crustaceen (Schaalthiere), die Stachelhäute, den
Seeigel, die Seesterne, die weichen Zoophyten und selbst die Weichthiere
(Mollusken), deren Schalen man vorher zerbrechen müßte, zur Düngerbereitung
verwenden. Bekanntlich verwendet man, seitdem in Frankreich genauere
Kenntnisse über die Dünger verbreitet wurden, auf den Colonien mit sehr
großem Vortheil den verdorbenen Kabliau, welcher in Walzenmühlen zertheilt
wird, zum Düngen der Zuckerrohrfelder.
Außer obigem Arbeitslohn verausgabt die Fabrik noch die Kosten für täglich 230
Kilogr. Steinkohlen, wovon 130 Kilogr. die Dampfmaschine verbraucht, welche die
Reibmaschine und die Mühle in Bewegung setzt und den zum Kochen nothwendigen Dampf
liefert, und 100 Kilogr. der den Trockenraum heizende Röhrenofen verzehrt. Wie
bemerkt, wird nebenbei das Fischöl (der Thran) durch Pressen gewonnen.
Der Verkaufspreis des trockenen Düngers per 100 Kil. ist
20 Fr., an einem der Einschiffungshäfen gelegt.
Wie oben erwähnt, enthält der Fischdünger:
12 Proc. Stickstoff und 14,1 Proc. phosphorsaure Salze.
Die englischen Agronomen nehmen an, daß der Landwirth den Stickstoff nicht über 5 1/2
Pence das englische Pfund, oder 1 Fr. 25 Cent. das Kilogr. bezahlen soll; ferner die
phosphorsauren Salze nicht über 1 Pence das Pfund oder 23 Cent. das Kilogr.; endlich
die Phosphorsäure nicht über 3 Pence das Pfund oder 69 Cent. das Kilogramm.
Wir wollen nun diese Preise auf den Fischdünger anwenden:
12 Kilogr. Stickstoff à 1 Fr. 26
Cent. das Kilogr.
15 Fr. 12 Cent.
14
„ phosphors. Salz à 23 Cent.
das Kilogr.
3 „
22 „
––––––––––––
Werth
18 Fr. 34 Cent.
Hr. Démolon setzt den Verkaufspreis des
Fischdüngers auf 20 Fr. per 100 Kilogr. fest.
Nach denselben Daten würde sich der Preis eines Centners Guano folgendermaßen
herausstellen:
10 Stickstoff à 1 Fr. 26 Cent. das
Kilogramm
12 Fr. 60 Cent.
14 phosphorsaures Salz à 23 Cent.
das Kilogramm
3
„ 22 „
––––––––––––
15 Fr. 82 Cent.
Demnach sind 100 Kilogr. Guano um 2 Fr. 52 Cent. weniger werth als 100 Kilogr.
Fischdünger, und werden um etwa 8 Fr. theurer verkauft (28 bis 30 Fr. in Havre
gelegt). Mit andern Worten: beim Fischdünger käme dem Landwirth der Stickstoff auf 1
Fr. 26 Cent. per Kilogr. und das phosphorsaure Salz auf
23 Cent. per Kilogr. zu stehen; während in Form von
Guano der Stickstoff mit 2 Fr. 20 Cent. per Kilogr. und
das phosphorsaure Salz mit 50 Cent. per Kilogr. bezahlt
wird.
Die Fabrik zu Concarneau wurde von den HHrn. Démolon und Thurneysen nur als Muster
für ähnliche errichtet, die an andern Punkten der französischen Küste, sowie im
Ausland hergestellt werden könnten. Ihre Fabrik in Neufundland ist schon im Stande
jährlich 8 bis 10,000 Tonnen Dünger zu liefern; sie beabsichtigen aber, sowohl an
dieser Küste als an anderen in den nördlichen Meeren, große Etablissements
herzustellen, welche der französischen Landwirthschaft eben so viel Fischdünger zu liefern vermögen, als der von Peru
bezogene Guano beträgt, nämlich jährlich 300,000 bis 350,000 Tonnen (à 1000
Kilogr.)
Die Quantität von Fischen, welche gewisse Meere zu verschiedenen Jahreszeiten
enthalten, ist so groß daß man, aus Furcht der Uebertreibung beschuldigt zu werden,
sie gar nicht zu veranschlagen wagt; sicherlich aber wollte die Vorsehung die Unzahl
der den unermeßlichen Ocean bewohnenden Thiere dem täglich zunehmenden Bedarf der
Menschheit nicht unzugänglich machen.Der Kabliaufang auf der Insel Neufundland liefert jährlich, die Fische frisch
gerechnet, über 1,400,000 Tonnen, wovon 700,000 Tonnen benutzt und 700,000
ins Meer oder an das Ufer geworfen werden. Würden diese 700,000 Tonnen
Fischabfälle gekocht, ausgepreßt, zertheilt, getrocknet und gepulvert, so
erhielte man damit 150,000,000 Kilogr. eines Düngpulvers, welches dem besten
peruanischen Guano gleich kommt.