Titel: Verfahren um die Collodiumschicht mit dem Bilde ohne Glasplatte aufzubewahren; von Fr. Scott Archer.
Fundstelle: Band 139, Jahrgang 1856, Nr. XLIV., S. 193
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XLIV. Verfahren um die Collodiumschicht mit dem Bilde ohne Glasplatte aufzubewahren; von Fr. Scott Archer. Aus Horn's photographischem Journal, 1856, Nr. 1. Archer's Verfahren um die Collodiumschicht mit dem Bilde ohne Glasplatte aufzubewahren. Früher pflegte ich auf Reisen die Collodiumschicht mit dem Bilde von den Glasplatten abzulösen, sie dann zwischen Bögen von Fließpapier aufzurollen und sie neuerdings auf Glastafeln auszubreiten, wenn ich nach Hause kam; diese Operation erheischt aber viel Zeit und kleinliche Vorsichten. Diese Unannehmlichkeiten veranlaßten mich verschiedene Substanzen zu versuchen, welche die Eigenschaft haben, die Zartheit des Collodiumbildes nicht zu beeinträchtigen und der Collodiumschicht hinreichende Festigkeit zu verleihen, damit sie bei den photographischen Manipulationen angewendet werden kann. Nach vielen Versuchen habe ich meinen Zweck erreicht und ließ mir im August v. J. (für England) ein Verfahren patentiren, welches, wie ich hoffe, das einzige Hinderniß der allgemeinen Anwendung des Collodiums in der Photographie, nämlich das Gewicht der Glastafeln und deren Zerbrechlichkeit, beseitigt. Ich hätte diese Vervollkommnung früher veröffentlicht, ich wünschte mich aber auch während der heißen Tage eben so wie in den übrigen Jahreszeiten von dem Nutzen meines Verfahrens zu überzeugen und habe immer vortreffliche Resultate erhalten. Die angewendete Substanz ist eine Auflösung von Gutta-percha in Benzin. Man kann auch andere Auflösungsmittel anwenden, aber ich ziehe Benzin vor. Es gibt zwei verschiedene Arten diese Auflösung von Gutta-percha anzuwenden. Erste Methode. Ich gieße auf die gereinigte Glasplatte eine gewisse Menge der Gutta-percha-Auflösung, gerade so, wie wenn man die Collodiumschicht aufträgt; wenn dieser Ueberzug trocken ist, gießt man das jodirte Collodium darauf, sensibilisirt wie gewöhnlich, belichtet, ruft das Bild hervor und fixirt. Sodann wird das Glas, welches nun die beiden Schichten von Gutta-percha und Collodium hat, in ein Gefäß mit kaltem Wasser getaucht, und alsogleich lösen sich die beiden zusammenklebenden Schichten vom Glase ab. Zweite Methode. Sie besteht darin, das Glas mit Collodium zu überziehen, wie gewöhnlich das Bild zu erzeugen, die Schicht sodann trocknen zu lassen, und auf selbe die Gutta-percha-Lösung aufzugießen. Man halte sodann die Platte beiläufig eine Minute horizontal, damit die Gutta-percha consistenter werde, lege die Platte mit einer Ecke auf einen in einem Fläschchen stehenden Trichter und erhebe nach und nach die Platte, bis sie vertical steht, um so die überflüssige Gutta-percha-Lösung ablaufen zu lassen. Das Benzin verflüchtigt sich hierbei schnell und läßt eine Gutta-percha-Schicht auf dem Collodium zurück, die mit letzterm innig verbunden ist. Man führt die Platte sodann über einer Spirituslampe herum, um durch Erwärmung der Rückseite der Glastafel die Gutta-percha schneller zu trocknen und zugleich das Rissigwerden derselben zu verhindern. Wenn die Platte abgekühlt ist, wird sie in kaltes Wasser getaucht und die beiden verbundenen Schichten lösen sich vom Glase. Bei der zweiten Methode ist das Benzin mit dem Glase in keiner Berührung und man kann die Glastafel auf ganz gewöhnliche Weise wieder putzen, um sie neuerdings anzuwenden. Eine große Unannehmlichkeit bei der ersten Methode ist, daß, wenn das Bild nicht gelungen ist, der Gutta-percha-Ueberzug ohne Zweck verloren geht, während man nach der zweiten Methode denselben erst auftragen kann, wenn man sieht, daß das Bild gelungen ist. – Eine zweite Schwierigkeit bei der ersten Methode ist auch die, eine ziemlich gleichförmige Schicht auf dem Glase zu erzeugen, um auf derselben die Collodiumschicht aufzutragen.