Titel: Apparat zur Gewinnung der Kohlensäure aus der Feuerluft einer Esse, und zur Anwendung derselben beim Bleichen mittelst Chlorkalk; von Hrn. Paul Firmin Didot zu Paris.
Fundstelle: Band 139, Jahrgang 1856, Nr. XCI., S. 390
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XCI. Apparat zur Gewinnung der Kohlensäure aus der Feuerluft einer Esse, und zur Anwendung derselben beim Bleichen mittelst Chlorkalk; von Hrn. Paul Firmin Didot zu Paris. Aus dem Technologiste, November 1855, S. 83. Mit Abbildungen auf Tab. V. Didot's Apparat zur Gewinnung der Kohlensäure aus der Feuerluft einer Esse. Im polytechn. Journal Bd. CXXXVII S. 376 wurde Didot's Vorschlag mitgetheilt, die Zersetzung des Chlorkalks mittelst Kohlensäure zur Beschleunigung des Bleichprocesses (insbesondere für den Papierzeug) zu benutzen. Zu diesem Zweck wendet er aber nicht reine Kohlensäure an, sondern er benutzt dazu die kohlensäurehaltige Feuerluft aus einer Esse. Fig. 7 zeigt die allgemeine Einrichtung seines Apparats. Ein Rohr a mündet mit seinem einen Ende in der Esse eines stets geheizten Feuerraums und saugt die in derselben aufsteigende Feuerluft in sich ein; das andere Ende dieses Rohres geht in ein Gefäß b, welches Wasser enthält. Indem die Feuerluft durch dieses Wasser zieht, wird sie gewaschen und sättigt sich zugleich mit Wasserdampf, sie mag heiß oder kalt seyn. Ein verticales Glasrohr b', welches oben und unten mit dem Gefäß b communicirt, zeigt den Stand des Wassers an, um letzteres nöthigenfalls ergänzen zu können. Am untern Theil des Gefäßes befindet sich ein Hahn b'', um das Wasser ausfließen zu lassen, wenn es zu sehr verunreinigt ist. Von b aus passirt die Feuerluft durch das Rohr c in ein Schlangenrohr d, um sich abzukühlen, wenn sie warm seyn sollte. Das Schlangenrohr befindet sich in einem Kühlfasse g, welches durch h frisches Kühlwasser empfängt und bei i das warm gewordene ausfließen läßt. Aus dem Kühlrohre gelangt das Gas (die Feuerluft) in einen mit Entleerungshahn f versehenen Kasten e, in welchem sich das in dem Kühlrohre verdichtete Wasser ansammelt. (Wenn das Gas schon hinreichend kalt ist, so läßt man das Schlangenrohr mit Zubehör weg.) Mit dem geschlossenen Kasten e ist oben ein Rohr j verbunden, welches sich bei k gabelförmig theilt, so daß man es nach Belieben mit dem untern Theil des einen Reinigungsgefäßes I oder des andern l' in Verbindung setzen kann, indem man den Hahn m oder m' (Fig. 8) öffnet. Diese Reinigungsgefäße sind von Holz oder Metall und haben die Form eines abgestumpften Kegels; im Innern desselben befinden sich Horden von Korbgeflecht oder andere siebartige Flächen n, n', n'' u.s.w., welche etwa 7 1/2 Zoll von einander entfernt sind und die man mit Moos, Wolle etc. bedeckt, welche man nöthigenfalls befeuchtet. Statt dieser Horden kann man in den Reinigungsgefäßen auch Rahmen anbringen, die mit einem Gewebe überzogen sind, welches locker genug ist, um das Gas durchzulassen, aber Aschen- und Rußtheile zurückhält; diese Gewebe werden nöthigenfalls auch befeuchtet. Die beiden Reinigungsgefäße können, wie Fig. 9 zeigt, durch die Röhren o und o' mit einander communiciren, von denen jede von dem obern Theil des einen Bottichs ausgeht und in den untern Theil des andern ausmündet. Wenn man nun das Gas aus e in l treten läßt, so öffnet man den Hahn p' an dem Rohre o' und schließt den Hahn p. Das Gas geht dann erst durch! aufwärts, tritt darauf durch o' in den untern Theil von l', durchströmt l' ebenfalls von unten nach oben, und zieht durch ein von dem obern Theile von l' ausgehendes Rohr q' weiter fort, während der Hahn r des Rohres q geschlossen ist. Tritt das Gas aus e in l', so strömt dasselbe in entsprechender Weise erst durch l' und dann durch l, und geht durch q fort, während der dem Hahne r entsprechende Hahn des Rohres q' geschlossen ist. Wenn es nöthig wird das Material, durch welches das Gas in den Reinigungsgefäßen hindurchgeleitet wird, in dem einen derselben zu wechseln, weil es zu sehr verunreinigt ist, so läßt man während der Zeit, wo dieß geschieht, das Gas bloß durch ein Reinigungsgefäß gehen, indem man die entsprechenden Hähne schließt. Nachher setzt man dieses wieder mit dem andern frisch gefüllten in Verbindung, so daß das Gas zuletzt durch dieses hindurchgeht. Fig. 10 zeigt die Pumpen, durch deren Spiel das Gas aus der Esse angesaugt und durch die Reinigungsapparate getrieben, deßgleichen nach der Reinigung dahin gepreßt wird, wo es benutzt werden soll. Zu diesem Zwecke steht jede Pumpe durch ein Rohr t (Fig. 8) mit dem Rohre u in Verbindung, und an diesem Rohre sind Röhren v, v', v'' angebracht. Diese Röhren communiciren mit durchlöcherten Spiralröhren auf dem Boden der Kufen x, x', x'', oder mit Holländern, in denen man das Bleichen des Papierzeugs mit Chlorkalk ausführen will. Ist der beim Bleichen benutzte Apparat ein um eine horizontale Achse sich drehender Cylinder, so leitet man das Gas in die hohle Achse ein, die innerhalb des Cylinders mit Löchern versehen ist. Diese Achse hat nahe dem andern Ende eine Scheidewand, und jenseits derselben wieder Löcher in ihrem Umfange. Durch diese Löcher tritt das Gas wieder aus, nachdem es auf die zu bleichende Masse gewirkt hat. Man kann das Gas auch in die über der Holländerwalze befindliche Haube leiten. Das Rohr u ist an seinem Ende mit einem Sicherheitsrohr y verbunden, welches so tief in Wasser taucht, daß durch dasselbe ein wenigstens doppelt so großer Druck hervorgebracht wird, als in den verschiedenen Bleichgefäßen entstehen kann. Bei dieser Einrichtung ist, wenn auch die Röhren v verstopft oder deren Hähne verschlossen seyn sollten, keine Gefahr vorhanden, denn das Gas entweicht dann durch das Sicherheitsrohr. Um den Gasstrom constanter zu machen, kann man zwischen der Pumpe und dem Rohre u einen Regulator anbringen. Das Waschgefäß b ist hauptsächlich dazu da, um das Gas mit Feuchtigkeit zu sättigen, damit es die in den Reinigungsgefäßen l und l' angebrachten Stoffe nicht austrocknet.Der beschriebene Apparat ist in den Papierfabriken zu Mesnil-sur-l'Estrée (Eure) und Sorel-Moussel (Eure und Loire) in Anwendung

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