Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 139, Jahrgang 1856, Nr. , S. 459
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Miscellen. Miscellen. Der Treppenrost als rauchverzehrender Feuerungsapparat und zur Anwendung der Steinkohlenfeuerung bei Locomotiven. In der Versammlung des Vereins der Civilingenieure in Paris am 17. August v. J. wurde ein Vortrag des Ingenieurs Chobrzynski über die Anwendung der Treppenroste für Steinkohlenfeuerung verlesen, aus welchem Folgendes ein kurzer Auszug ist: Bekanntlich hat die Regierung die Fabrikbesitzer aufgefordert, rauchverzehrende Feuerungsanlagen für Steinkohlen einzurichten oder Kohks zur Feuerung zu verwenden. In Folge hiervon wurden zahlreiche Versuche mit verschiedenen Einrichtungen angestellt, welche zu günstigen Resultaten bei Anwendung eines sogenannten Treppenrostes (grille à gradnis) führten, dessen flache breite Stäbe nach Art der Treppenstufen disponirt sind, sich gegenseitig überdecken, und hinter welchen einige Stäbe auf die gewöhnliche Art gelegt sich befinden. Zahl und Abstand dieser Stäbe richten sich nach der Beschaffenheit und Reinheit des angewendeten Brennmaterials.Man vergl. polytechn. Journal Bd. CXXXVI S. 447. Der fragliche Rost ist anwendbar für Dampfkessel, Locomotiven, überhaupt für alle Feuerungen, welche eine bedeutende Hitzeentwickelung verlangen. Zahlreiche Versuche mit Dampfkesselfeuerungen unter Anwendung des genannten Rostes gaben ein sehr günstiges Resultat und gestatteten die Aufstellung praktischer Regeln für die Einrichtung dieser Roste. Insbesondere sind über die Anwendung des Treppenrostes bei Locomotiven Versuche in großem Maaßstabe auf der französischen Nordbahn angestellt worden, deren Ergebnisse die vollkommene Anwendbarkeit der Steinkohlenfeuerung bei Maschinen mit großen Feuerbüchsen herausstellten. Es zeigte sich auch, daß die gleichen Maschinen mit dem neuen Roste weniger Brennmaterial verbrauchten, als mit dem gewöhnlichen Roste. Alle Maschinen mit großer Feuerbüchse verzehrten bei Anwendung des Treppenrostes ihren Rauch vollständig. Die Furcht, daß durch die Steinkohlenfeuerung die Röhren und Feuerbüchsen mehr angegriffen werden könnten, als bei der Kohksfeuerung, erwies sich als ungegründet. Der Treppenrost zeigt sich besonders vortheilhaft für die Verwendung von trocknen mageren Steinkohlen; bei sehr fetten und sehr bituminösen Kohlen ist die Rauchverzehrung nicht vollständig; es bedarf in diesem Falle noch der directen Zuführung von erwärmter Luft. (Polytechnisches Centralblatt, 1856, S. 186.) Ueber gespaltene Lampencylinder, von Hrn. Jobard. Die Idee, die Zuggläser für Lampen mit einem Längsspalt zu versehen, ist nicht neu: man hat stets eingesehen, daß die partielle Erhitzung und der rasche Temperaturwechsel, welchen sie ausgesetzt sind, die Hauptursachen ihres so häufigen Zerspringens bilden, und man hatte empfohlen, sie am unteren Ende mittelst des Diamants zu ritzen, um dadurch die Richtung des bei ihrer Benutzung etwa entstehenden Risses zu bestimmen. Nachdem zahlreiche Versuche die Unsicherheit dieses Verfahrens gezeigt hatten, suchte Jobard die Wirkungen der ungleichmäßigen Ausdehnung bei den Lampencylindern dadurch zu beseitigen, daß an denselben der ganzen Länge nach ein Spalt oder Sprung angebracht wird, so daß die Continuität der Glasmasse dadurch ganz aufgehoben wird (polytechn. Journal Bd. CXXXVII S. 235). Den Spalt oder Sprung kann man nach demselben durch folgende Mittel, die einzeln oder combinirt angewendet werden können, hervorbringen: 1) Durch plötzliche Erhitzung, indem man den Cylinder im Innern mit einer glühenden Eisenstange berührt und dieselbe über der Linie, längs deren der Spalt entstehen soll, hinführt, wie man es beim Spalten der Cylinder für die Anfertigung von Tafelglas macht. Diese Manier veranlaßt aber unvertilgbare Roststecken und ist für enge Röhren von wechselndem Durchmesser nicht anwendbar. 2) Durch plötzliche Abkühlung, indem man den noch rothglühenden Glascylinder auf einen kalten Eisencylinder legt. Das Spalten nach dieser Manier ergab dem Verfasser indeß bei Versuchen in der Glashütte zu Herbatte 55 Proc. Abgang. Besser gelang die Arbeit durch Einführung einer kalten Eisenstange in den heißen Cylinder; der beste Erfolg wurde aber durch Anwendung einer Art Kamm mit eisernen Zähnen, die zwischen zwei Leisten beweglich sind, so daß sie sich allen Ungleichmäßigkeiten des Glases anschmiegen, erlangt, 3) Durch Sprengkohle; dieses bekannte Mittel fördert nicht schnell genug und ist deßhalb für die technische Anwendung nicht brauchbar. 4) Durch den Diamant, aber es ist schwer, ihn ohne Schleifen das Glas gleichmäßig angreifen zu lassen, und es ist unmöglich, einen wirklichen Spalt, in welchem das Glas ganz getrennt ist, damit hervorzubringen, wenn der Cylinder dick im Glase und von geringem Durchmesser ist. 5) Man bedeckt den Cylinder mit einer ziemlich dicken Schicht von mit Wasser zu einem Schlamm angerührtem Thon. legt, wenn der Ueberzug trocken ist, mittelst einer Nadel oder eines spitzen Stiftes die Linien, nach denen der Sprung entstehen soll, bloß, und bringt den Cylinder dann auf ein Bad von geschmolzenem Blei, welches, indem es mit den entblößten Stellen des Glases in Berührung kommt, hier die beabsichtigten Sprünge hervorbringt. 6) Durch Anzünden eines mit einer geeigneten brennbaren Substanz imprägnirten Fadens; dieses bekannte Verfahren gelingt aber selten. 7) Durch Anwendung eines Platindrahtes, den man durch den Strom einer starken galvanischen Batterie glühend hält. 8) Durch anhaltendes Reiben eines Holzes oder Bindfadens auf der Linie, längs welcher der Sprung entstehen soll. 9) Durch ein Zerreißen des Glases, hervorgebracht mittelst einer Schraube, welche ein in den Cylinder geführtes Ausweitungsinstrument (élargissoir) ausdehnt, wobei die Stelle des Sprunges durch einen schwachen Feil- oder Diamantstrich bestimmt wird. Man sieht, daß nichts versäumt wurde, um die Theorie in der Praxis sich realisiren zu lassen. Die gespaltenen oder vielmehr gesprengten Lampencylinder kommen gegenwärtig im Handel vor: eine Bestellung von 40,000 solcher Cylinder wurde in Belgien für ein Haus in Havanna gemacht, die Firma Beudot et Comp., Faubourg St. Denis 103 in Paris, läßt täglich 1500 Lampencylinder zur Ausfuhr nach allen Ländern spalten, ohne weiteren Abgang als 1 oder 2 von 1000, welche Form und Dicke die Gläser auch haben mögen. Die Reinigung der gespaltenen Lampencylinder geschieht ganz gefahrlos mittelst eines aus runden Lederscheiben gebildeten Cylinders, den man, indem man den Lampencylinder mit der linken Hand hält, ebenso anwendet, wie die gewöhnlichen runden Lampencylinderbürsten. Die Anwendung der gespaltenen Lampencylinder wird, wie Jobard meint, das Zerspringen der Lampencylinder um 9/10 vermindern und manchen Schaden durch fortgeschleuderte Scherben derselben verhüten. (Polytechnisches Centralblatt. 1856, S. 187). Ueber die Dehnbarkeit des Zinks. Die Dehnbarkeit des Zinks soll bekanntlich am größten seyn in einer Temperatur zwischen 100 bis 150° Cels., unter und über dieser Temperatur ist es spröde. Indessen ist nach Prof. Bolley (Annalen der Chemie und Pharmacie Bd. XCV S. 294) die Temperatur, bei welcher dieses Metall verarbeitet wird, keineswegs der einzige Grund für Dehnbarkeit oder Sprödigkeit, wie dieß ja auch aus dem Verfahren auf guten Zinkhütten einleuchtet. Nach Menßel wird das in großen Kesseln geschmolzene Zink vor dem Ausgießen mit einigen Stücken festen Zinks versetzt und das dann erhaltene Gußstück ist weich und dehnbar, ohne vorher noch einmal bis 100° oder 150° C. erwärmt werden zu müssen. Prof. Bolley überzeugte sich durch directe Versuche, daß die Dehnbarkeit des Zinks wesentlich von der Temperatur abhängt, die es beim Ausgießen hatte. Er goß Wieslocher Zink eben über der Schmelzhitze auf eine Steinplatte, erhitzte den andern Theil desselben bis zum Glühen und goß ihn ebenfalls aus; die erstere Probe war dehnbar, die zweite nicht. Eine gleiche Ursache der Sprödigkeit mag bei sonst sehr dehnbaren Metallen in manchen Fällen zu Grunde liegen, denn das reine ostindische Zinn kann oft nicht zu Stanniol gebraucht werden, und jeder Goldarbeiter weiß, daß manchmal das Arbeitsgold aus unbekannten Gründen beim Umschmelzen spröde wird. Zur Geschichte der Gußstahl-Glocken. Das 1. Heft des Jahrgangs 1855 der Mittheilungen des hannoverschen Gewerbevereins hat (S. 58–61) verschiedene Nachrichten in Betreff der von Mayer und Kühne auf ihrem Stahlwerke bei Bochum in Westphalen fabricirten Gußstahl-Glocken gebracht. Man kann aus den dort abgedruckten Actenstücken ersehen, welchen Anzweiflungen die Natur dieser Glocken unterliegen mußte indem von scheinbar völlig kompetenter Seite ihr Material kurzweg für Gußeisen erklärt wurde; wie aber durch entscheidende Versuche diese Angabe widerlegt worden ist. Bevor ich weiter gehe, erlaube man mir die Bemerkung einzuschalten, daß mir die Besitzer und Leiter des Bochumer Stahlwerks persönlich völlig fremd sind, daß ich in keinerlei Weise bei dem Rufe dieses Werkes anders interessirt bin, als wie jeder Freund industrieller Fortschritte und jeder Verfechter der Wahrheit es seyn kann. Als Mitglied der Preis-Jury bei der Pariser allgemeinen Industrie-Ausstellung fand ich durch die von Bochum ausgestellten gußstählernen Thurmglocken meine besondere Aufmerksamkeit in Anspruch genommen, und es wird mir für alle Zeit eine angenehme Erinnerung seyn, daß ich in meiner eben genannten Eigenschaft Gelegenheit gehabt habe, zu der dem Bochumer Werke gewordenen wohlverdienten AuszeichnungDieses Werk erhielt die goldene Medaille; der Director Jacob Mayer außerdem das Ehrenlegionskreuz. meine geringe Stimme mit geben zu können. Als Jury-Mitglied habe ich aber auch einige interessante Thatsachen erfahren, welche ich nicht gerne verloren gehen lassen möchte, da sie in ihrem Endergebnisse zu der unzweifelhaftesten Gewißheit über eine vielbesprochene technische Frage geführt haben. Die verdächtigende Nachrede, daß die Bochumer Glocken aus Eisen und nicht aus Stahl gegossen seyen, hatte ihren Weg auch nach Paris gefunden, und suchte dort an einflußreicher Stelle sich Geltung zu verschaffen, ungeachtet sie am deutschem Boden bereits genugsam widerlegt zu seyn schien. Ich meines Orts wenigstens erachtete durch die veröffentlichten praktischen Versuche verschiedener zuverlässiger Sachkenner den Beweis vollgültig geführt, daß das Material der fraglichen Glocken wirklich Stahl sey, und mußte – übereinstimmend mit den übrigen (deutschen, französischen und belgischen) Mitgliedern meiner Jury-Classe in der Herstellung dieser Glocken einen Fortschritt erkennen, würdig, zur höchsten Auszeichnung empfohlen zu werden. Indessen wurde von außen her (zu meinem Bedauern muß ich sagen: aus Deutschland!) eine Summe von 2000 Franken zu dem Zwecke angeboten, daß die Jury dafür eine der Bochumer Glocken ankaufe, dieselbe zerschlage, und die Schmiedbarkeit der Bruchstücke untersuche. Diese erneuerte Prüfung, an sich schon überflüssig, wurde noch mehr entbehrlich, als im September 1855 eine fernere Glocke von Bochum ankam, woran sich noch der Anguß befand, welcher zur Hälfte ausgestreckt, gehärtet und abgeschlagen war, und guten Stahlbruch zeigte. Der immer mehr in seinen letzten Verschanzungen bedrängte Unglaube der Gegenpartei dachte nun einen Hauptschlag auszuführen; man brachte einen etwa 2 1/2 Fuß langen, 3 Zoll breiten und 1 1/2 Zoll dicken Stab zum Vorschein; an einem Ende graues Roheisen, am andern Ende ausgeschmiedeter feiner Stahl, in der Mitte vom Stahl ins Roheisen übergehend. Zugleich wurde behauptet, die neue Bochumer Glocke sey wieder nur Gußeisen, beim Gießen derselben aber zuletzt ein Tiegel voll Stahl in den Anguß geschüttet. Daß Stahl und Gußeisen auf solche Weise sich verbinden lassen, war nun allerdings durch das erwähnte Probestück bewiesen, daneben aber das Bochumer Stahlwerk auf unzweideutige Weise des Betruges angeklagt. Hr. Mayer aus Bochum war sofort bereit, die letzteingesandte Glocke, den unmittelbaren Gegenstand der Beschuldigung, zur Untersuchung zu opfern. Diese Glocke wurde von der Ausstellung in eine benachbarte Werkstätte gebracht, in Gegenwart des königl. würtembergischen Hrn. Ober-Reg.-Raths Dr. v. Steinbeis (Präsidenten der XVI. Jury-Classe) so wie anderer Zeugen zerschlagen, und auf die Schmiedbarkeit des Materials geprüft: alle Bruchstücke konnte man mit der größten Leichtigkeit schmieden, und dann nach dem Härten weiter abgeschlagen, boten dieselben den vollkommensten Gußstahlbruch dar. So endete die hartnäckige Verfolgung mit dem Triumph der neidisch angefochtenen Sache. Zwar wurde zu allerletzt noch das Anerbieten gemacht, 6000 Fr. zum Ankauf der übrigen ausgestellten Glocken zu widmen, damit diese ebenfalls amtlich zerbrochen und geschmiedet werden sollten; auf die Anheimgabe jedoch, den Kauf und die Prüfung selbst zu bewerkstelligen, fand der Proponent es am gerathensten, das Geld in der Tasche zu behalten. So handeln Deutsche gegen ihre eigenen Landsleute, wenn sie denselben auf fremdem Boden begegnen; erfreuliches Zeichen nationalen Gemeinsinus, und vortreffliches Mittel, den deutschen Namen im Auslande geachtet zu machen. K. Karmarsch. (Mittheilungen des hannoverschen Gewerbevereins, 1856, Heft 1. S. 60.) Nachschrift. Die in der Kölnischen Zeitung und anderen öffentlichen Blättern bezüglich der Gußstahl-Glocken der HHrn. Mayer und Kühne zu Bochum erschienenen Artikel, wurden bekanntlich dadurch hervorgerufen, daß der ausgezeichnete Gußstahl-Fabrikant Hr. Alfred Krupp, Chef der Firma „Friedrich Krupp“ in Essen, das Material jener Glocken (im August 1854) als Roheisen erklärte. Ich habe unter den Miscellen des polytechn. Journals, Bd. CXXXIII S. 397, einen Artikel über Gußstahl-Glocken mitgetheilt, zunächst veranlaßt durch ein mir behufs der Prüfung des Materials zugekommenes ansehnliches Stück einer von der Bochumer Fabrik gekauften kleinen Gußstahl-Glocke (sie wog mit dem Klöppel nach der Original-Rechnung 45 1/4 Pfd.). Die Versuche, welche in der hiesigen Maschinenfabrik nach dem üblichen Verfahren des Glühens und Hämmerns angestellt wurden, erwiesen das fragliche Material nicht im geringsten schmiedbar; in seinem Verhalten und in seinen Eigenschaften stimmte es mit Roheisen vollkommen überein. In dem erwähnten Artikel habe ich auseinandergesetzt, daß der Gußstahl gemäß seiner (jedem Techniker bekannten Natur als ein für den Glockenguß nicht geeignetes Material zu betrachten ist; ich sagte daselbst: „kein Cylinder, kein Körper von abwechselnden Dimensionen kann aus Gußstahl compact gegossen werden; nur in massiven einförmigen Blöcken gießt man ihn compact und brauchbar, und das Fabricat ist erst dann verwendbar, wenn es durch Schmieden oder Walzen die erforderliche innige Verbindung und Verdichtung erlangt hat.“ Wie man aus vorstehendem Aufsaß ersieht, erwiesen sich die in Paris von der Bochumer Fabrik ausgestellten Glocken als aus schmiedbarem Stahl gegossen. Die Prüfungs-Commission scheint aber nicht untersucht zu haben, ob der Guß compact (nicht stellenweise blasig oder schwammig) ist, denn der Hr. Verfasser sagt über diesen Punkt nichts. Niemand wird bestreiten, daß ungewöhnliche Erfahrung und Geschicklichkeit erforderlich sind, um aus Stahl haltbare und dauerhafte Glocken zu gießen; aber den Leistungen selbst des geschicktesten Fabrikanten sind durch die Natur des Materials, welches er verarbeitet, bestimmte Gränzen gesetzt, die er nicht zu überschreiten vermag. Es ist einleuchtend, daß ein schmiedbarer Stahl, aus welchem sich Glocken oder überhaupt nicht massive Gegenstände compact (in allen ihren Theilen) gießen ließen, nicht derselbe Körper seyn könnte, welchen man bisher mit dem Namen „Gußstahl“ bezeichnet hat. E. Dingler. Ueber die Anwendung der Phosphorsäure als Löthmittel; von Dr. Alexander Müller. Das allgemeinst angewendete Löthmittel (für Weichloth) ist das sogenannte Löthsalz, die Verbindung des Chlorzinks mit Salmiak; in ziemlicher Ausdehnung wird auch bloß Salzsäure zum Löthen benutzt – beiderlei Substanzen sind aber nur dann anwendbar, wenn entweder die zu verbindenden Metalle durch Salzsäuredämpfe nicht angegriffen werden oder wenn eine nachfolgende Waschung statthaft ist. Sie sind deßhalb unbrauchbar bei Herstellung der eisernen Weberblatter und ähnlicher Gegenstände. In diesem Falle kenne ich kein besseres Mittel, als weingeistige Phosphorsäurelösung. Man löse in bekannter Weise Phosphor in Salpetersäure, verdampfe die Flüssigkeit bis zur starken Syrupsconsistenz und vermische je nach Bedarf mit einem bis zwei Volumen Alkohol von 80 Procent. Für manche Gegenstände genügt einfaches Eintauchen in die Phosphorsäurelösung; den Weberblättern dagegen gibt man vortheilhafter mittelst eines Pinsels einen dünnen Ueberzug an den freistehenden Enden der Eisenrohre, worauf die Blätter einen Augenblick in das geschmolzene Weichloth eingesenkt werden. Die Löthung ist eine vollkommen gute; sie nimmt, ohne Dämpfe zu verbreiten, Platz und läßt ohne nachfolgende Reinigung die Eisenrohre so blank und rein, als ob sie von jeder Berührung mit einer Säure frei geblieben wären. (Polytechnisches Centralblatt, 1856. S. 321.) Mittel zum Aufeinanderkitten kleiner dünner Blechplättchen. Hr. Professor Altmütter in Wien theilt mit, daß in einem Falle, wo es sich darum handelte, kleine Blechflächen haltbar und unkenntlich auf einander zu befestigen, er sich mit gutem Erfolge einer Hausenblase-Auflösung bediente, der etwas Salpetersäure beigemischt war. Dieser Leim, welcher an den (mittelst seines Säuregehalts oxydirten) Metallflächen fest haftet, trocknet indessen langsam. Um ihn zu bereiten, wird die geklopfte und klein zerschnittene Hausenblase mit wenig Wasser bei gelinder Wärme (ohne Kochen) aufgelöst, dann die Salpetersäure (doppeltes Scheidewasser) zugesetzt. Von letzterer muß man die richtige Menge durch Versuche treffen; zu viel macht, daß der Leim Wochen zum Trocknen erfordert; zu wenig, daß er nicht gut haftet. Hausenblase ohne Säurezusatz trennt sich beim Trocknen ohne Weiteres wieder von den blanken Blechoberflächen. (Mittheilungen des hannoverschen Gewerbevereins, 1856, Heft 1.) Legirung zu Kolbenringen bei Locomotiven. Ein Stück eines Kolbenringes von einer in Newcastle von R. Stephenson gebauten Locomotive, das Hr. Merbach, Ingenieur an der Chemnitz-Riesaer Eisenbahn, aus England mitgebracht und dessen Metall sich für Kolbenringe als ganz besonders geeignet bewährt hat, ist in Schnedermann's Laboratorium zu Chemnitz von dem Assistenten Mittenzwei analysirt worden. Es gab die Analyse: Zinn   2,94 Blei   4,31 Kupfer     84,01 Zink   8,29 Eisen   0,35 ––––– 99,90 (Polytechnisches Centralblatt, 1856, S. 256.) Ueber eine Art der Anfertigung von Smirgelpapier. Um die allerfeinsten, auch zum Poliren anwendbaren Sorten von Smirgelpapier zu erhalten, verfährt man in England auf folgende Weise: In einem verschließbaren Zimmer werden die mit Leimwasser bestrichenen Papierbogen auf Bindfäden gehängt, die in verschiedenen Höhen ausgespannt sind, in der Art, wie die Buchbinder ihre Papierbogen zum Trocknen aufhängen. Ist so das Zimmer von unten bis oben angefüllt und darauf verschlossen, so wird der zermahlene Smirgel mittelst eines kleinen Ventilators in das Zimmer hineingeblasen. Der Staub verbreitet sich nun im ganzen Raume des Gemachs, die schwereren, also gröberen Theile steigen aber nicht so hoch wie die feineren, und die nahe an der Decke aufgehängten Bogen werden nur mit dem allerfeinsten Staube des Smirgels bedeckt. Nach dem Trocknen nimmt man sie ab und erhält so viele Sorten, wie die Bogen in verschiedenen Höhen aufgehängt werden. (Polytechnisches Centralblatt, 1856, S. 255.) Verfahren, die Baumwolle der gemischten Gewebe zu zerstören, um die Wolle oder thierische Faser abzusondern; von Felix Leloup, Ingenieur zu Paris. Ein Bad, welches aus einem Theil Salzsäure auf drei bis vier Theile Wasser besteht, gibt man in ein (hölzernes) Gefäß, welches von der Säure nicht angegriffen wird. Diese Flüssigkeit wird (am besten mittelst Dampf, welcher in ein in diesem Gefäße angebrachtes kupfernes Gehäuse strömt) auf 72° R. (90° C.) erwärmt und die Temperatur so regulirt, daß sie niemals den Siedepunkt erreicht. Das zu behandelnde Material wird nun in das Bad getaucht und darin beiläufig 25 Minuten (bis 1 Stunde) gelassen, nämlich so lange, bis die Baumwollfasern zerstört und die thierischen Fasern (Wolle oder Seide) in einem solchen Zustand sind, daß sie leicht, ohne Kraft anzuwenden, von einander getrennt werden können. Letztere werden dann aus dem sauren Bad genommen und in eine Presse gebracht, um die Flüssigkeit auszudrücken, welche man in das Bad zurückgießen und wieder anwenden kann Die erhaltenen faserigen Substanzen werden nun in ein alkalisches Bad getaucht, bis die zurückgebliebene Säure vollständig gesättigt ist. Hierauf bringt man sie in einen hölzernen Bottich, durch welchen man beständig fließendes Wasser laufen läßt und worin sie durch eine Rührvorrichtung in Bewegung erhalten werden. In sehr kurzer Zeit können die ziemlich langen Fasern herausgenommen werden, von Schmutz und fremdartigen Substanzen ganz gereinigt; sie werden zunächst in lauwarmes Seifenwasser getaucht, um sie zu erweichen, und endlich getrocknet. Bei dieser Methode die thierischen Fasern von den vegetabilischen zu trennen, werden viele Uebelstände des frühern Verfahrens (polytechn. Journal Bd. CXXXVIII S. 74) vermieden, z.B. das Trocknen der mit Säure imprägnirten Gewebe, wobei jedes besonders in einer Trockenkammer ausgebreitet werden mußte. Bei meiner Methode werden sämmtliche im Zeug enthaltenen Baumwollfasern in einer einzigen Operation zerstört und die Ausbeute an nutzbaren Fasern ist eine bei weitem größere. Das Wesentliche meiner Methode besteht darin, die zu behandelnden Fabrikate einer dem Siedepunkt nahe kommenden Temperatur auszusetzen, wobei die Salzsäure bloß die Baumwollfasern angreift. – Als Mittheilung in England patentirt am 14. Juni 1855. (Repertory of Patent-Inventions, Februar 1856, S. 165.) Ueber die Bereitung eines vorzüglichen Essigs; von Dr. C. F. Haenle. Die Selbstbereitung des Essigs geschieht bei mir schon seit 30 Jahren und habe ich während dieser Zeit manchen Versuch der Verbesserung und manchen Apparat dazu gemacht, bis ich endlich auf das einfachste Verfahren gekommen bin, dessen ich mich nun schon seit 10 Jahren bediene und das mir den feinsten Essig liefert, den man dem Geruch nach für den besten Weinessig hält. Man verwende hierzu zwei Fäßchen, das eine zur Bereitung, das andere zur Aufbewahrung. Beide müssen von Buchen- oder Eichenholz seyn und sind mit Eisen beschlagen. Das erste erhält auf der vorderen Seite, oberhalb in gerader Richtung über dem Hahn, 1 bis 1 1/2 Zoll vom Rande entfernt eine Oeffnung, die als Luftloch dient und so gebohrt ist, daß sie 1/2, Zoll Durchmesser hat. Beide Fässer werden in einem Keller, der des Winters warm gehalten werden kann, fest gelagert. Zuerst füllt man das erste mit einem recht guten Essig bis an das Luftloch, wozu etwa 10 Maaß = 15 Liter erforderlich sind. Dieser Essig darf jedoch keinen gereinigten Holzessig enthalten, wie man ihn jetzt häufig damit versetzt findet, denn dieser ist der Essigbildung hinderlich. Man läßt ihn 14 Tage ruhig liegen, damit die Poren des Holzes recht davon durchdrungen werden, dann zieht man 3 Maaß davon ab, die man in das zweite oder Vorrathsfäßchen bringt und ersetzt diese 3 Maaß mit eben so viel kochendem Wasser, dem man 12 Unzen fuselfreien Weingeist zugesetzt hat Nach Verlauf von 14 Tagen bis drei Wochen nimmt man wieder 3 Maaß davon, welche man zu dem im dem Vorrathsfäßchen befindlichen bringt und ersetzt diese auf gleiche Weise mit kochendem Wasser und Weingeist. Man fährt so fort alle 14 Tage die Operation zu wiederholen. Die größere Masse von Essig befördert die Umwandlung des Weingeists, ohne daß es nöthig ist, auf eine höhere Temperatur Rücksicht nehmen zu müssen, wie es die Essigfabrikanten nöthig haben. Mein jetziger Essigsatz besteht nun schon seit 5 Jahren, ohne daß ich nöthig gehabt hätte irgend etwas daran zu ändern. Will man diesen Essig dem Weinessig vollkommen gleich machen, so darf man nur etwas Weinstein darin auflösen und ihn mit gebranntem Zucker oder Malven färben. (Neues Repertorium für Pharmacie, Bd. IV S. 557.) Ueber Granat-Guano; von Dr. W. Wicke. Die unter dem Namen Granat oder Garnälen bekannten kleinen Seekrebse werden an der Nordseeküste, namentlich im Oldenburgischen, in großer Menge gefangen und zum Verkauf nach Oldenburg, Bremen, Hamburg verfahren. Gekocht sind sie eine delicate Speise. Doch nur die größeren Thiere, die durch Siebe von den kleineren getrennt werden, kommen in den Handel. Der Abfall wird zum Düngen benutzt oder den Schweinen gegeben. Im erstern Falle säet man die Thiere mit dem Getreide aus. Auch Kartoffelfelder werden damit bedüngt. – Der Fabrikant Dencker in Varel ist nun auf den Gedanken gekommen, die Granat zu einem sogenannten künstlichen Guano zu Präpariren und diesen in den Handel zu bringen. Zu dem Ende werden die Thiere gedörrt, gepulvert und verpackt. Es möchte die wohlfeilste und zweckmäßigste Art seyn so zu verfahren. Deckt der Fang den Bedarf, so kann das Unternehmen von großer Bedeutung werden. Von dem genannten Herrn wurde mir 1 Pfund des neuen Dungstoffes zur Analyse und Werthbestimmung zugestellt. Der Granat-Guano ist ein hellgelbes Pulver, etwas faserig, wie ausgedörrtes Fleisch, mit eingestreuten flimmernden Partikelchen, die von den zerstörten Schalen herrühren. Er hat einen Fischgeruch an sich, ist übrigens von durchaus für den Transport und das Ausstreuen zweckmäßiger Beschaffenheit. Die Analyse, welche ich von Hrn. Hanstein im landwirtschaftlich-chemischen Laboratorium zu Göttingen ausführen ließ, hat folgendes Ergebniß geliefert. Anhaltend bei 100° C. getrocknet, verlor die Substanz nur noch sehr wenig an Gewicht. StickstoffSonstige organische Substanzen     11,23457,971 69,205 organ. Substanz Sand 13,643 Kohlensauren Kalk   6,317 Phosphorsaure Erden   5,263 4,345 phosphors. Kalk0,918       „         Magnesia Chlornatrium   2,117 Chlorkalium   2,102 Schwefelsaures Natron   1,079 Eisenoxyd   0,227 –––––– 99,953 Vergleichen wir mit diesen Zahlen die durchschnittliche Zusammensetzung des guten peruanischen Guano, so enthält dieser: StickstoffSonstige organische Stoffe     10–1549–44 59 Proc. Sand        2 Phosphorsaure Erden      25 Kali- und Natronsalze        4 Wasser      10 –––––   100. Der Granat-Guano kömmt also in seinem Stickstoffgehalt dem besseren peruanischen Guano gleich. Der Gehalt an phosphorsauren Salzen ist weit geringer, ein Mangel, der sich am besten durch Knochenmehl wird ausgleichen lassen. Die große Menge Sand erklärt sich aus dem Fange der Thiere am Strande. Der Preis des Granat-Guano würde sich nach der von Stöckhardt aufgestellten Taxe für die agricultur-chemischen Dungmittel auf circa 3 Thlr. 7 Ggr. berechnen. Dabei ist für den Stickstoff der höchste Werth, den Hr. Stöckhardt sonst nur den fertig gebildeten Ammoniaksalzen beilegt, gesetzt. Ich glaube, daß dieß durch die rasche Fäulniß, deren der Granat-Guano fähig, motivirt ist. Folgender Versuch zeigt dieß. Uebergießt man eine Probe mit Wasser und läßt solche bei mäßiger Zimmerwärme acht Tage lang stehen, so reagirt das Wasser stark ammoniakalisch. Es entwickelt dann einen stechenden Geruch nach Ammoniak. Ein Vortheil möchte noch für den Granat-Guano ins Gewicht fallen. Er ist nicht mit dem urinösen penetranten Geruch des gewöhnlichen Guano behaftet, und er kann, wenn trocken aufbewahrt, nicht durch Verlust an Ammoniak sich verschlechtern. (Annalen der Chemie und Pharmacie, März 1856, S. 344.) Beiträge zur Statistik des Hopfenbaues im Königreiche Bayern in den Jahren 1854 und 1855; von Dr. Rudolph Wagner. Gegenwärtige Arbeit schließt sich unmittelbar an eine frühere, im polytechn. Journal Bd. CXXXII S. 151 über denselben Gegenstand erschienene und ist als deren Fortsetzung zu betrachten. Production des Jahres 1854. In Bayern wurden producirt 38,000 Cntr., davon kamen:   8,000 Cntr. auf Spalt und Umgegend, 18,000    „      „ das übrige Mittelfranken, 12,000    „      „ die oder- und niederbayerischen Hopfenbezirke. ––––––––––––– 38,000 Cntr. Die Preise variirten von 125 bis 230 st. Die Consumtion überstieg die Production um ein Bedeutendes, so daß alle Vorräthe alten, selbst mehr als zehnjährigen Hopfens verbraucht und der bei Weitem größte Theil desselben nach England ausgeführt wurde, wo der jährliche Bedarf von etwa 300,000 Cntr. kaum zum dritten Theile mit eigenem Producte gedeckt werden konnte. In den übrigen Hopfen producirenden Ländern betrug die Gesammtmenge des erbauten Hopfens: in Böhmen 25,000 Cntr. in Baden und Württemberg   8,000    „ in Braunschweig und der Mark   2,000    „ in Elsaß und Lothringen   6,000    „ in anderen kleineren Bezirken Deutschlands       5,000    „ in Belgien 15,000    „ in England 90,000    „ Production des Jahres 1855. Die Hopfenproduction Bayerns betrug 75,000 Cntr. davon kamen: 15,000 Cntr. auf Spalt und Umgegend, 40,000    „     „ das übrige Mittelfranken. 20,000    „     „ die ober- und niederbayerischen Hopfenbezirke. ––––––––––––– 75,000 Cntr. Die Preise des Hopfens bewegten sich zwischen 80 und 20 fl., je nach der Qualität und Sorte ohne besondere Schwankungen. Der überseeische Export war unbedeutend, da fast überall volle Ernten stattgefunden hatten und der Hopfen allenthalben im Ueberflusse vorhanden war. In den übrigen Ländern betrug die Hopfenproduction: in Böhmen   40,000 Cntr. in Baden und Württemberg   25,000   „ in Braunschweig und der Mark   25,000   „ in den übrigen kleineren deutschen Bezirken       10,000   „ in Elsaß und Lothringen   90,000   „ in England 500,000   „ (Kunst- und Gewerbeblatt für Bayern, 1856, S. 82.) Warnung vor dem Ankauf eines absichtlich verfälschten Traubenzuckers; von Dr. Ludwig Gall. Ich bin neuen Umtrieben auf der Spur, welche den schändlichen Zweck haben, die „Weinverbesserung“, durch einen Zucker- und Wasserzusatz, zu untergraben. Zu dem Ende wird durch Geschäftsreisende, angeblich im Auftrag einer renommirten Traubenzuckerfabrik, eine Sorte solchen Zuckers von schönem Ansehen und gutem Geschmack, frei ab Mainz zu 8 Thlr. = 14 fl. per Zollcentner, circa 20 Procent unter dem laufenden Preis, angeboten. Die Bezahlung behält der Reisende sich vor auf der nächsten Rundreise selber in Empfang zu nehmen. Dieser Traubenzucker nun stammt schwerlich aus einer der bekannten Fabriken, jedenfalls ist er umgeschmolzen und absichtlich mit einer Substanz versetzt, welche dem Weine einen übeln Geschmack mittheilt. Glücklicherweise gibt es ein einfaches Mittel, diese bübische Absicht zu vereiteln und empfindlichen Schaden abzuwenden. Man darf bloß, in einem mit einem paffenden Deckel versehenen Gefäße, einige Loth des zu prüfenden Zuckers bei gelinder Wärme in Wasser auflösen, dann das Gefäß gut verschließen und darauf die Lösung rasch bis fast zum Sieden erhitzen. Hebt man dann den Deckel ab, so entwickelt sich aus dem eingeschlossenen Dampf ein sehr widerlicher Geruch, während, wie man sich durch Vergleichungen leicht überzeugen kann, die kochenden Lösungen von reinem Traubenzucker die Geruchsnerven auf keine Weise afficiren. Da man nicht wissen kann, was nach Vereitlung dieses bübischen Anschlags die Gegner der Verbreitung ihrer Weinverbesserungsmethoden noch alles versuchen werden, so ist überhaupt zu empfehlen, keinerlei Zucker zur Most- oder Weinverbesserung zu verwenden, welcher bei seiner Lösung in der Wärme auch nur eine Spur von unangenehmem Geruch verbreitet. Die Redactionen der in den deutschen Weindistricten erscheinenden Blätter werden um die weitere Verbreitung dieser Warnung gebeten. (Böttger's polytechn. Notizblatt, 1856, Nr. 4.)