Titel: Prüfung einiger Sorten käuflichen gepulverten Braunsteins; von Ed. Schreiner.
Fundstelle: Band 140, Jahrgang 1856, Nr. XXIV., S. 105
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XXIV. Prüfung einiger Sorten käuflichen gepulverten Braunsteins; von Ed. Schreiner. Aus Wittstein's pharmaceutischer Vierteljahresschrift, 1856, Bd. V S. 236. Schreiner, Prüfung einiger Sorten käuflichen gepulverten Braunsteins. Außer dem Braunstein in ganzen Stücken wird bekanntlich auch ein solcher im bereits gepulverten Zustande von den Gewinnungsorten aus in den Handel gebracht. Schon der Umstand, daß dieser gepulverte Braunstein zu niedrigeren Preisen notirt ist, als der ganze, muß zu dem Schlusse führen, jener sey von geringerer Qualität als dieser. Eine nähere Prüfung war aber doch wünschenswerth, und zu diesem Zwecke übergab mir Hr. Dr. Wittstein drei Sorten, welche von Ilmenau in Thüringen bezogen waren. Diese drei Sorten, welche ich mit A, B, C bezeichnen will, stellten grobe eisenschwarze Pulver dar, in welchen sich durch das bloße Auge nichts Fremdartiges entdecken ließ. Sie wurden zunächst durch längeres Reiben in möglichst feine Pulver gebracht, wobei ihre Farbe einen deutlichen Stich ins Braune annahm. Man pflegt die Güte des Braunsteins durch den darin befindlichen Procentgehalt an Mangansuperoxyd = MnO₂ auszudrücken, und ich will diese Bezeichnungsweise hier beibehalten, obgleich sie nicht immer richtig ist, denn es gibt auch niedrigere, in den Braunsteinen vorkommende Oxydationsstufen des Mangans, welche activen Sauerstoff enthalten, nämlich das Oxyd = MnO₃ und das Oxyduloxyd = Mn₃O₄. Der Unterschied liegt nur darin, daß im Superoxyde schon auf 1 Aeq. Mn, im Oxyde erst auf 2 Aeq. Mn, und im Oxyduloxyde sogar erst auf 3 Aeq. Mn 1 Aeq. activer Sauerstoff kommt. Allerdings ist es für die Praxis gleichgültig, in welcher Form ich den activen Sauerstoff ausdrücke, ob als Super-Oxyd, oder als Oxyd oder als Oxyduloxyd, d.h. ob ich sage, 1 Aeq. activer O sey im Braunstein als MnO₂, oder als Mn₂O₃ oder als Mn₃O₄ enthalten; man hat dafür den Ausdruck MnO₂ gewählt, weil unter den Oxydationsstufen des Mangans das Super-Oxyd am reichsten am activen Sauerstoff, gleichsam die concentrirteste Form desselben ist. Wenn daher z.B. von einem Braunstein angegeben wird, er enthalte 50 Proc. Superoxyd, so soll damit nicht behauptet werden, es seyen darin wirklich 50 Proc. Mn O₂, sondern es soll damit nur gesagt werden, der in 100 Theilen des Braunsteins befindliche active Sauerstoff beträgt 9,17 Theile, denn diese 9,17 Theile activer Sauerstoff entsprechen 50 Theilen Mangansuperoxyd (MnO₂). 9,17 Theile activer Sauerstoff entsprechen aber 90,78 Theilen Manganoxyd (Mn₂O₃), und 131,58 Theilen Manganoxyduloxyd (Mn₃O₄). Braunsteine, welche den activen Sauerstoff bloß in der Form von Mn O₂ enthalten, wird es nur wenige geben; die meisten enthalten neben Mn O₂ auch Mn₂O₃ oder Mn₃O₄. – Aus diesen Gründen möchte es wohl am zweckmäßigsten seyn, wenn man sich dahin vereinigen wollte, die Güte des Braunsteins durch den Procentgehalt des darin befindlichen activen Sauerstoffs auszudrücken. Zur Bestimmung des activen Sauerstoffs oder, um bei der bisher üblichen Ausdrucksweise zu bleiben, des Superoxyds in obigen drei Sorten Braunstein, bediente ich mich des reinen krystallisirten Eisenvitriols. Da nach der Formel: 1 Aeq. MnO : 2 Aeq. FeO + SO₃ + 7 HO = MnO : FeO + SO₃ + 7 HO       545 :                3475 =   10 :          63,7 10 Gr. reines Mangansuperoxyd 63,7 Gr. reinen krystallisirten Eisen, Vitriol in Oxydsalz verwandeln, so löste ich je 63,7 Gr. des letztern in einem Kölbchen in ein wenig Wasser auf, setzte noch 1/2 Unze Salzsäure hinzu, erhitzte bis zum Kochen und brachte so lange von dem gepulverten Braunstein hinein, bis alles Eisenoxydul vollständig oxydirt war, d.h. bis ein herausgenommener Tropfen durch Kaliumeisencyanid nicht mehr blau oder grün, sondern braun gefärbt wurde. Dieser Punkt wurde bei der Sorte A durch 34 Gr., bei B durch 28,5 Gr. und bei C durch 27,4 Gr. erreicht. Diese verschiedenen Mengen verbrauchten Braunsteins enthielten also je 10 Gr. Superoxyd oder 1,834 Gr. activen Sauerstoff, und es berechnen sich hiernach für 100 Theile der Sorte A : 29,4 Theile Superoxyd oder 5,394 Theile activer Sauerstoff.   –    –    – B : 35,0 Theile Superoxyd oder 6,422 Theile activer Sauerstoff.   –    –    – C : 36,5 Theile Superoxyd oder 6,697 Theile activer Sauerstoff. Daß diese Braunsteine den activen Sauerstoff nicht ausschließlich in der Form von Superoxyd, sondern auch in der Form von Oxyd oder Oxyduloxyd enthielten, ergab sich schon deutlich aus dem braunen Stich der feinen Pulver. Was die übrigen Bestandtheile dieser Braunsteine betrifft, so will ich nur der bedeutenden unlöslichen Rückstände erwähnen, welche sich bei den obigen Prüfungen sofort ablagerten, zwischen 40 und 50 Procent betrugen und aus Kieselerde bestanden. Diese Kieselerde scheint mir nicht absichtlich zugesetzt zu seyn, sondern den Erzen natürlich anzuhängen. Ich denke mir nämlich, der bei Ilmenau brechende Braunstein sey hie und da stark mit Quarz durchsetzt; diejenigen Partien des geförderten Erzes, welche von dem anhängenden Quarze durch Handscheidung nicht getrennt werden können, werden, um ihnen ein besseres Ansehen zu geben, d.h. den eingesprengten Quarz zu verdecken, gepulvert in den Handel gebracht, aber dieser starken Verunreinigung wegen billiger abgelassen als das ungepulverte Erz.