Titel: | Notiz über John Jones' Versuche über den Kraftbedarf zum Lochen von Kesselblechen; von C. R. Bornemann. |
Fundstelle: | Band 140, Jahrgang 1856, Nr. LXXIV., S. 327 |
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LXXIV.
Notiz über John Jones' Versuche über den Kraftbedarf zum
Lochen von Kesselblechen; von C.
R. Bornemann.
Aus dem Civilingenieur, neue Folge, Bd. I S.
216.
Bornemann, über den Kraftbedarf zum Lochen der
Kesselbleche.
Im polytechnischen Centralblatt, Jahrgang 1854 S. 9, fand sich eine interessante
Tabelle über den Kraftbedarf beim Lochen von Kesselblechen nach den Versuchen des
Engländers John Jones. Da dieselbe wohl einige
Berücksichtigung verdient, lassen wir sie hier vereinfacht und anders arrangirt
folgen, um einige Betrachtungen daran knüpfen und interessante Resultate daraus
ableiten zu können.
Die Maaße und Gewichte nachstehender Tabelle sind englische. Unter Schnittfläche wird
hier verstanden das Product aus dem Umfange des gestoßenen Loches (oder des
Stempels) in die Blechstärke, und in der vierten Rubrik ist unter der Aufschrift
„Belastung pro Quadratzoll“ das
Gewicht angegeben, welches pro Quadratzoll Schnittfläche
nöthig war, um die Durchlochung zu bewirken. Nach den ursprünglichen Angaben betrug
z.B. der erforderliche Druck, um ein 1/8 Zoll starkes Blech mit einem 1/4 Zoll
starken Stempel zu durchlochen, 3 Ton. 7 Cntr. 2 Quarters und 26 Pfd. oder 6802 Pfd.
Da nun der Umfang des Stempels 0,7854 Zoll, also die Schnittfläche 1/8 . 0,7854 =
0,9082 Quadratzoll beträgt, so ist die Belastung pro
Quadratzoll = 6802/0,0982 = 69284 Pfd.
Textabbildung Bd. 140, S. 328
Stempeldurchmesser; Blechstärke;
Querschnitt der Shnittfläche; Belastung pro
Quadratzoll; Mittelzahlen; Querschnitt; Belastung;
Zoll; Quadratzoll; Pfund; Der Stempel zerbrach; Gesenke und Stempel zerbrachen;
Das Gesenke zerbrach; Zum Versuche wurde ein sehr weiches, 7/8zölliges Stabeisen
benutzt, das zum richtigen Lochen zu schmal war; Die Maschine gestattete das
Lochen stärkerer Bleche nicht
In vorstehender Tabelle sind in der 5ten und 6ten Columne Mittelzahlen aus den durch
Klammern zusammengefaßten Beobachtungen gegeben, deren Abgränzung allerdings
willkürlich ist, welche aber geeigneter sind, um die Abnahme des Kraftaufwandes bei
steigenden Querschnitten erkennen zu lassen, als die Haupttabelle.
Bei näherer Betrachtung dieser Tabelle zeigt sich, daß der Kraftaufwand einfach dem
Producte aus der Lochweite und Blechstärke proportional ist oder der Schnittfläche,
und nicht, wie vielleicht zu erwarten gewesen wäre, einer höheren Potenz der
Blechstärke. Dieser Widerstand nähert sich also hierin der absoluten Festigkeit.
Indessen zeigen die Zahlen der 4ten Columne ziemliche Verschiedenheiten und lassen
im Allgemeinen eine Abnahme bemerken, wie namentlich aus den Mittelwerthen in der
6ten Columne hervorgeht. Die Verschiedenheiten sind sehr erklärlich durch die
Verschiedenheiten in der Qualität der Bleche und die Unsicherheiten solcher
Versuche, bei denen sogar noch die Zeit, wie lange die Belastung gewirkt hat, mit
angemerkt werden möchte; die beobachtete Verminderung des Widerstandes möchte aber
der allgemeinen Beobachtung zu subsumiren seyn, daß die Festigkeit bei größerem
Querschnitte stets etwas geringer ist, als bei geringerem, namentlich bei
Schmiedeisen.
Will man von dieser Abnahme abstrahiren, so erhält man als Mittelwerth aus
sämmtlichen Versuchen 59948 Pfd. engl. pro Quadratzoll
oder circa Kilogramme pro
Quadratmillimeter.
Nimmt man aber die Mittelzahlen der 5ten und 6ten Columne zum Anhalten, so läßt sich
mittelst der Methode der kleinsten Quadrate eine Formel finden, welche diese Werthe
besser repräsentirt. Man findet, wenn F den Querschnitt
des Schnittes in Quadratzollen, K den Kraftaufwand pro Quadratzoll in Pfunden bedeutet:
K = 62725 – 2822,34 F
oder für Metermaaß, wenn F in
Quadratmillimetern, K in Kilogrammen gegeben wird:
K = 44,102 – 0,003076 F.
Der Kraftaufwand, welcher zur Durchstoßung eines runden Loches vom Durchmesser d in ein Blech von der Stärke s (beides in engl. Zollen gegeben) verlangt wird, ist also ausgedrückt
durch
Kπds = (62725 – 2822,34 πds) πds
Pfunde = (197056 – 27857 ds) ds.
Cresy citirt in seiner Encyclopedia of Civil-Engineering Vol. II. ältere Versuche mit
Durchstößen, wonach zum Durchdrücken eines Stempels von
0,5'' Durchmesser
durch ein Blech von
0,08'' Stärke
6025 Pfd.
0,5'' „
„
„ „ „
0,17'' „
11950 „
0,5'' „
„
„ „ „
0,24'' „
17000 „
Belastung erforderlich gewesen sind. Derselbe Durchstoß von
1/2 Zoll Durchmesser verlangte zum Lochen von Kupferplatten von 0,08 und 0,17 Zoll
Stärke Belastungen von resp. 3983 und 7883 Pfd. engl.
Aus diesen Versuchen folgt also ebenfalls eine Abnahme des Widerstandes bei
wachsender Schnittfläche und zwar beträgt der Widerstand für die Eisenbleche pro Quadratzoll
bei
0,1256
0,2675
0,377 Quadratzoll
Schnittfläche
47970
44673
45093 Pfund,
also bedeutend weniger als nach den Versuchen von John Jones.
Für Kupferblech ergibt sich
bei einer Schnittfläche von
0,1256
0,2675 Quadratzoll
der Kraftaufwand pro Quadratzoll
31712
29469
Die Mittelwerthe sind also
für Eisenblech
44434 Pfund
für
Kupferblech
30590 „
und hiernach würde der Kraftaufwand bei Kupferblech zu 0,688
von demjenigen zum Lochen von Eisenblech anzusehen seyn; nimmt man aber den
Mittelwerth aus den Jones'schen Versuchen zur Basis, so
wäre er nur circa halb so groß.
Cresy leitet aus obigen Versuchen die Vorschrift ab, daß
man den Kraftbedarf zum Lochen von Eisenblech und Kupferblech erhalte, wenn man das
Product aus dem Durchmesser in die Blechstärke in Zollen mit den Zahlen 150000 und
96000 multiplicire. Eigentlich würde nach den Mittelwerthen folgen:
Kπds
=
44334 πds = 139592
ds für Eisenblech
und
30590 πds = 96102
ds für Kupferblech.
Die Versuche von Jones ergaben aber nach dem Mittelwerthe
für Eisenblech
Kπds = 188400 ds
Pfund.
Es ist nun noch interessant zu vergleichen, in wie weit diese Festigkeit mit anderen
Festigkeiten übereinstimmen dürfte.
Nach Jones beträgt, um es zu wiederholen, im Mittel beim
Durchstoßen die Festigkeit 42 Kilogr., nach Cresy 31
Kilogr. pro Quadratmillimeter; die Fairbairn'schen Versuche über die Festigkeit der Kesselbleche gegen das
Zerreißen ergeben dagegen nach Morin
„Leçons de mécanique pratique,
4. partie. Paris 1853“ nahe 37 Kilogr.,
sonach findet zwischen
diesen beiden Festigkeiten kein zu großer Unterschied statt, doch erscheint es
räthlich, die Angaben von Jones anzunehmen, wonach der
Widerstand beim Durchstoße das 1,135fache der Zugfestigkeit beträgt.
Die meiste Aehnlichkeit dürfte übrigens zu dem Widerstande beim Durchstoße der
Widerstand gegen das Abscheren oder Zerschneiden von
Nieten, Bolzen und dergl. haben. Hierüber sind Versuche angestellt worden von Fairbairn, die aber mehr den Zweck gehabt zu haben
scheinen, die Festigkeit der verschiedenen Methoden der Vernietung zu prüfen, als
den Widerstand zu ermitteln, welchen die Niete dem Abscheren entgegenstellen. Die
Angaben wenigstens, welche das Werkchen von Tate
„Die Festigkeit eiserner Balken und Träger“ enthält, genügen
nicht, um letzteren zu berechnen.
Neuere Versuche über diesen Gegenstand theilt dagegen Morin in dem oben citirten Werke mit, welche von Gouin und Comp. in der Art angestellt wurden,
daß eiserne cylindrisch abgedrehte Bolzen zwischen stählernen Gabeln gefaßt, und
durch angehängte Gewichte zerrissen wurden. Hierbei ergab sich: daß
bei Durchmessern von
8
10
12
16 Millim.
die Bruchbelastung
betrug
3270
3155
3148
3183 Kilogr.
pro Quadratcentimeter, und daß derselbe sich, wenn die
Bolzen heiß vernietet wurden, statt 3183 Kilogr. bis auf 3255 Kilogr. belief, also
um 2 1/4 Proc. vermehrt war.
Zunächst bemerkt man auch bei diesen Versuchen die Abnahme der Festigkeit bei
wachsendem Querschnitte; doch sind die Versuche nicht zahlreich genug, um das Gesetz
dieser Abnahme daraus ableiten zu können. Vergleicht man dann den Mittelwerth,
welcher aus diesen Versuchen resultirt, und zu 31,89 oder 32 Kilogr. pro Quadratmillimeter anzunehmen ist, mit dem
Mittelwerthe der Versuche von Jones über das Lochen der
Bleche, den wir zu 42 Kilogr. fanden, so zeigt sich, daß der Widerstand gegen das
Abscheren etwa nur 0,8 von letzterem Widerstande beträgt. Die angewendeten
Eisensorten lassen übrigens eine Vergleichung zu, obgleich die Versuche in
verschiedenen Ländern und also wahrscheinlich auch mit verschiedenen Eisensorten
vorgenommen wurden. Denn die Gouin'schen Versuche wurden
mit einem Eisen angestellt, welches unter 40 Kilogr. Belastung riß, und bekanntlich
beträgt auch die mittlere Zugfestigkeit der englischen Bleche nach Fairbairn 22,5 Ton. pro
Quadratzoll oder 40 Kilogramme pro
Quadratmillimeter.
Sonach hat man denn schließlich folgende Coefficienten über die drei verglichenen
Widerstände:
Widerstand
gegen das Lochen
42 Kilogr. pro
Quadratmillimet.
„ „ „
Zerreißen
40
„ „ „
„ „ „
Abscheren
32
„ „ „
wozu wir noch den
Widerstand
gegen das Zerdrücken
25
„ „ „
hinzufügen wollen.