Titel: Neues System elektrischer Uhren, die sich von selbst nach dem Gang der Sonne reguliren; von Th. Du Moncel.
Fundstelle: Band 140, Jahrgang 1856, Nr. C., S. 426
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C. Neues System elektrischer Uhren, die sich von selbst nach dem Gang der Sonne reguliren; von Th. Du Moncel. Aus den Comptes rendus, März 1856, Nr. 13. Du Moncel's neues System elektrischer Uhren. Der hohe Preis der chronometrischen Regulatoren und die Schwierigkeit die Uhren an Orten, wo solche Regulatoren fehlen, zu reguliren, veranlaßten mich ein Mittel zu erforschen, mit dessen Hülfe der Ganz einer gewöhnlichen Uhr von dem Gang der Sonne abhängig gemacht werden kann. Kurz, ich suchte die Zeitangabe der Sonnenuhr mit derjenigen einer gewöhnlichen Uhr zu verbinden. Um dieses Problem zu lösen, war die Erfüllung mehrerer Bedingungen unumgänglich nothwendig: 1) die Wirkung der Sonne mußte in einem gegebenen Momente einen hinreichend starken elektrischen Effect ausüben, um auf ein Uhrwerk zu reagiren; 2) das zur elektrischen Uebertragung des Einflusses der Sonne angewandte System mußte zu jeder Zeit in gleichem Zustande sich befinden; 3) das elektrische System mußte nur auf die Zeiger der Uhr wirken, ohne den Gang des Mechanismus zu stören; 4) der Apparat mußte einfach, nicht kostspielig, und leicht anzubringen seyn. Dieses Problem habe ich nun auf folgende Weise gelöst. Ich brachte auf demselben Brete zwei Thermometer mit offener Röhre an, welche so genau wie möglich eines nach dem andern regulirt waren. Das eine dieser Thermometer hat die nämliche Construction, wie dasjenige welches ich zu meinem Wärmeregulator angewendet habe, und trägt einen gläsernen Schwimmer, an welchen ein Platindraht befestigt ist. Dieser Draht ist zweimal rechtwinkelig umgebogen und zeigt sein freies Ende in gleichem Niveau mit dem Quecksilber des Thermometers; er wird durch ein Gegengewicht gehalten, welches an das Ende eines um eine Rolle geschlagenen Seidenfadens befestigt ist. Das zweite Thermometer, von gleichem Durchmesser wie das vorhergehende, ist so angeordnet, daß das freie Ende des erwähnten Platindrahtes in seine Röhre tauchen kann, und daß das Quecksilber beider Thermometer in gleichem Niveau steht. Ein in die Kugeln dieser Thermometer eingeschmolzener Platindraht gestattet eine elektrische Verbindung mit dem Quecksilber. An der Vorderseite der oblongen Kugel des zweiten Thermometers, welches wir den Uebertrager nennen wollen, ist unter einem geeigneten Winkel eine Linse von kurzer Brennweite befestigt. Der ganze Apparat ist gegen Mittag gestellt, so daß eine durch die Achse der Linse und des Thermometers gelegte Ebene genau mit der Ebene des Meridians zusammenfällt. So ist der Apparat eingerichtet, welcher die Bestimmung hat auf das elektrische Organ der Uhr einzuwirken. Um nun die Wirkungsweise des Apparates zu verstehen, genügt die Bemerkung, daß jeden Tag, und zwar am Mittag, die Sonnenstrahlen auf der Kugel des Thermometers concentrirt werden und deßhalb das Quecksilber desselben bedeutend ausdehnen. Dieses kommt mit dem von dem andern Thermometer ausgehenden Platindraht in Berührung und bewirkt dadurch den Schluß eines durch einen Elektromagneten gehenden galvanischen Stroms. Man begreift, daß es zur Vermeidung jeder Störung wesentlich ist, die Kugeln beider Thermometer zu verhüllen und vor jeder derselben nur eine schmale Ritze zu lassen, welche bei dem übertragenden Thermometer der Ebene der Focallinie der Linse entspricht. Das Ende des Platindrahtes muß so weit abgekürzt seyn, daß die kleinen Schwankungen, welche im Gang beider Thermometer stattfinden möchten, keinen unzeitigen Schluß der galvanischen Kette veranlassen können. Der elektromagnetische Mechanismus, mit dessen Hülfe die Uhrzeiger jeden Tag um die Mittagszeit unter den Einfluß eines elektrischen Stroms gelangen, besteht in einem über der Uhr angeordneten Elektromagneten, dessen Armatur einen Hebel in Gestalt einer doppelten Gabel trägt, die sich um die beiden Achsen der Zeiger legt. Diese Zeiger stecken auf ihren Achsen, wie der Kopf eines Bréguet'schen Uhrschlüssels mit Gesperre, nur daß ihre Sperrzahne viel feiner sind. An den Zeigern befinden sich ferner kleine Gegengewichte, durch welche sie jedesmal, wenn sie sich selbst überlassen, d.h. vom Uhrwerk ausgelöst sind, vertical gestellt werden. Wenn der Apparat nicht arbeitet, so bringt der Gabelhebel, dem Einfluß der Gegenfeder der Armatur nachgebend, die Uhrzeiger mit dem Uhrwerk in Verbindung; sobald aber die Kette geschlossen wird, löst die Gabel des Elektromagneten die Zeiger aus und die Gegengewichte stellen dieselben vertical. In diesem Augenblick wird die Kette durch einen Stromunterbrecher geöffnet, worauf die Uhr wieder wie gewöhnlich fortgeht. Um nach den Anzeigen einer solchergestalt eingerichteten Uhr die mittlere Zeit zu erhalten, muß man zu den astronomischen Tafeln seine Zuflucht nehmen, oder mit dieser Uhr ein zweites Zifferblatt in Verbindung bringen, durch welches die Verwandlung der wahren Zeit in die mittlere selbst bewerkstelligt wird.