Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 140, Jahrgang 1856, Nr. , S. 233 |
Download: | XML |
Miscellen.
Miscellen.
Bonelli's
Locomotivtelegraph.
C. Couche hat über die vielbesprochene Bonelli'sche Erfindung einen Aufsatz in den Annales des mines veröffentlicht.Seitdem wurde auch Bonelli's Patentbeschreibung veröffentlicht und im
polytechn. Journal Bd. CXXXIX S. 167
mitgetheilt. Er beurtheilt in demselben den praktischen Werth der fraglichen Erfindung
und beschäftigt sich mit der Erörterung der Frage, welcher Vortheil daraus als
Sicherheitsmittel im Bahnbetriebe zu ziehen sey. Die Schrift gibt von dem Apparate
folgende allgemeine Beschreibung: Die telegraphische Leitung, in der Achse des
Geleises angebracht, wird gebildet durch ein aufrechtstehendes eisernes Band, dessen
Querschnitt von der Länge der Leitung bedingt ist. Bei dem Versuchstelegraphen
nächst Paris ist das Band von 0,02 Meter Höhe und 0,004 Meter Dicke angewendet,
welche Dimensionen für eine Länge von 40–80 Kilometer ausreichen sollen,
jedoch auch für kürzere Strecken nicht vermindert werden dürfen, damit es nicht an
der nöthigen Steifigkeit fehle. Das Band ist in auf die Querschwellen festgemachten
Isolatoren von Porzellan festgehalten, welche zu diesem Zwecke mit Einschnitten
versehen sind. Von Distanz zu Distanz ist das Band der Ausdehnung halber
unterbrochen und es liegen die zusammenstoßenden Enden auf 3–4 Centimeter
Länge über einander, um durch den reibenden Contact die Continuität der Leitung zu
sichern, wozu außerdem eine seitwärts angebrachte Feder dient. Der
Telegraphenapparat für das Geben und Empfangen von Depeschen ist der Wheatstone'sche mit einfacher Nadel; zur Erzeugung des
Stromes dient eine Sandbatterie. Der Draht des Elektromagnets ist mit der Leitung
mittelst eines unterhalb des Wagens befindlichen Armes von Metall verbunden, welcher
unten mit drei Federn auf das Eisenband drückt; die Erdverbindung wird hergestellt
durch den eisernen Unterbau der Wagen und die Schienen. Die dreifache Berührung, die
Breite der Federn und ihre Elasticität sichern auch bei den unregelmäßigen
Bewegungen der Wagen einen ununterbrochenen Contact. Bei Wegübergängen und
dergleichen ist die Fortsetzung der Leitung durch einen unterirdischen Draht
bewerkstelligt.
Bei ruhendem Apparate sind, wie bei dem stationären Telegraphen, die Dispositionen
der Art, daß nach der einen oder der anderen Richtung telegraphirt werden kann. Die
Errichtungskosten des Versuchstelegraphen beliefen sich auf 400 Francs pro Kilometer (macht also 800 Fr. für ein Doppelgeleis).
Für eine definitive Einrichtung berechnet Bonelli die
Anlagekosten für ein Geleis wie folgt:
Flacheisen für die Leitung
250 Fr.
1000 Stifte für Isolatoren
130 „
1000 Stück Isolatoren von
Porzellan
100 „
52
Stoßverbindungen
12 „
Befestigen der Isolatoren
5 „
Befestigen des Bandes
50 „
Regulirung
15 „
––––––
Zusammen pro
Kilometer
562 Fr.
Atmosphärische Einflüsse, Regen u.s.w. scheinen die Leitungsfähigkeit nicht
wesentlich zu beeinträchtigen. Gegen Schnee will man eine Vorrichtung anbringen, die
denselben vor den Contactfedern abkehrt Ueberdieß sey derselbe, wenn trocken, wenig
leitend, und wenn er naß wird, so macht er sich vom Leitungsbande von selbst los. Zu
erheblicheren Bedenken gibt der Umstand Anlaß, daß die Leitung der Zerstörung durch
einen Unfall am Zuge zu leicht ausgesetzt ist, so daß der Telegraph gerade dann
unbrauchbar wird, wenn er am nothwendigsten ist. Nach Bonelli's Idee könnte der Bahntelegraph zugleich
für die gewöhnliche Correspondenz eingerichtet werden, indem dieselben Isolatoren mehrere
Bänder aufnehmen können, wovon dann nur die nicht für den Bahndienst bestimmten
niedriger befestigt zu seyn brauchen, um nicht von den Federn berührt zu werden, die
den Contact für den Bahntelegraph herstellen. Obiger Umstand tritt aber dieser
erweiterten Anwendung ebenfalls hindernd entgegen.
Ueber die Art und Weise, wie der Bahntelegraph zur Communication zwischen den Zügen
unter einander und mit den Stationen zu benutzen sey, hat Bonelli keine genauen Angaben gemacht, was zu bedauern ist, da gerade die
Art der Anwendung genau bekannt seyn muß, wenn über den Werth der Erfindung ein
richtiges Urtheil gefällt werden soll. Nach der Ansicht des Hrn. Couche ist kein großer Werth darauf
zu legen, daß die Bahnzüge auf einem Geleise fortwährend mit einander und mit den
Stationen verkehren können. Da die geführte Correspondenz gleichzeitig von allen
durch die Leitung verbundenen Zügen und Stationen gelesen wird, so könne dieß leicht
zu gefährlichen Irrungen Anlaß geben. Dagegen wäre es von Werth, daß zwei, einander
in kurzer Entfernung folgende Züge mit einander verkehren können in dem Falle, wo
(in Curven) der eine Zug von dem anderen nicht gesehen werden kann. Eine
Hauptbedingung für die Sicherheit des Betriebes sey, daß ein Zug ein deutliches
Zeichen seiner Fahrt hinter sich zurücklasse, auf eine Entfernung, hinreichend, jede
Gefahr eines Zusammenstoßes abzuwenden, jedoch auch nicht zu groß, um dem Verkehre
unnöthige Hindernisse zu bereiten. Hier könnte Bonelli's Telegraph vortheilhafte Anwendung
finden. Es wäre nur jede Curve, auf welcher keine Fernsicht möglich, mit dem
Leitungsbande zu versehen, welches noch eine Strecke weit auf die gerade Linie sich
verlängert. Jeder Zug, der in eine solche Curve gelangt, würde augenblicklich
wahrnehmen können, ob ein ihm vorangehender noch auf derselben Curve sich befindet,
und es würde dieses gegenseitige Avertiren so lange, als beide Züge die Curve
befahren, stattfinden. (Eisenbahnzeitung, 1856, Nr. 10.)
Mittel zum Beobachten sehr kleiner Zeiten, von Sang.
Der Genannte hat der schottischen Gesellschaft der Wissenschaften eine Uhr vorgelegt,
welche er mit dem Namen „Chronophor“ bezeichnet, und welche
dazu dient, einestheils Uhren oder Chronometer unter einander zu vergleichen und
anderntheils kleine Bruchtheile einer Secunde zu beobachten. Die Einrichtung dieses
Chronophors beruht auf dem Princip des Berniers. Derselbe besteht nämlich aus einem
Chronometer, welches bei seinem Normalgange in derselben Zeit einen Schlag mehr oder
weniger macht, als ein gewöhnliches Chronometer; es würde also z.B. zur Vergleichung
mit einem Chronometer, welches halbe Secunden angibt und dessen Sperrrad mithin in
der Minute 120 Schläge macht, ein Chronometer zu construiren seyn, dessen Sperrrad
in derselben Zeit 119 Schläge macht. Vermittelst dieser Anordnung kann man die
Bruchtheile einer Secunde genau beobachten, und, da die Theilung willkürlich ist,
die Genauigkeit so weit treiben, als es das Gehör gestattet. Diese Methode soll die
für die chronometrischen Beobachtungen auf den Schiffen nothwendige Zeit bedeutend
abkürzen und für die Schifffahrt also von großem Nutzen seyn. (Bullet. de la Société d'Encouragement,
durch polytechn. Centralblatt, 1856, S. 568.)
Ueber das Schweißen des englischen Gußstahls; von Th. Rust, k. b. Salineninspector in Dürkheim.
Man bereitet zum Schweißen von Gußstahl auf Eisen ein
Schweißpulver, indem man in feingepulvertem Zustande zusammenmengt
35,6
Loth
Borsäure,
30,1
„
trockenes Kochsalz,
26,7
„
Cyaneisenkalium (Blutlaugensalz),
7,6
„
Colophonium.
Verfahren beim Schweißen. Man heftet die zu vereinigenden
Stücke provisorisch zusammen, mit Häkchen, Klammern, durch Einschieben und dergl.
wie sonst üblich, bei kleinen Stücken auch durch feinen Binddraht, und sucht
sogleich anfangs den Sinter von den Berührungsflächen – etwa durch Abfeilen
– möglichst zu entfernen; man erhitzt nun bis zur Kirschrothglühhitze,
streut, nachdem man den Gegenstand aus dem Feuer genommen, eine Portion
Schweißpulver auf die Schweißstelle, so viel eben daran haften bleibt, bringt den
Gegenstand wieder ins Feuer, gibt nöthigenfalls noch etwas Schweißpulver zu, sodann
etwas guten Schweißsand, den man wie beim gewöhnlichen Schweißen auftragt, und
schweißt dann bei angehender Weißglühhitze, wo der Stahl, ohne zu bersten, die
Hammerschläge, welche man anfangs etwas vorsichtig anwendet, noch gut erträgt. Bei
der Behandlung im Feuer trachtet man zur möglichsten Schonung des Stahls die größte
Hitze hauptsächlich auf das Eisen zu bringen, was man, da letzteres gewöhnlich die
größere Masse bildet, und sohin nicht sobald durchgewärmt wird, am besten auf die
Weise ermöglicht, daß man vor der provisorischen Zusammenfügung das Eisen schon
stark kirschrothwarm macht, etwa mit ein paar Feilstrichen den Sinter schnell
entfernt, und dann den noch kalten bereits vorgerichteten Stahl unverweilt daran
heftet.
Als ein Beweis von der Güte des neuen Schweißmittels ist anzuführen, daß, wenn man
aus Versehen die Erhitzung zu weit getrieben hat, und der Stahl unter dem Hammer
(wie halb erhärteter Mörtel) auseinander geht, die Theile desselben durch
vorsichtiges Zusammendrücken auf dem Amboß und eine nachherige richtig geleitete
saftige Schweißung unter Anwendung des Pulvers recht gut sich wieder vereinigen
lassen, ohne daß die Qualität merklich leidet.
Für das Zusammenschweißen von Stahl mit Stahl wird ein etwas anderes Schweißpulver angewendet;
man mengt nämlich in fein gepulvertem Zustande gut untereinander
41 1/2
Loth
Borsäure,
35
„
trockenes Kochsalz,
15 1/2
„
Cyaneisenkalium (Blutlaugensalz) und
8
„
wasserfreies kohlensaures Natron.
Mittelst dieses Pulvers erreicht man beim Zusammenschweißen
von Stahl mit Stahl einen sicheren Erfolg. (Bayer. Kunst- und Gewerbeblatt,
1856, S. 89.)
Darstellung von reinem Silber aus kupferhaltigem; von Dr. Wilhelm Wicke.
Die Legirung wird in Salpetersäure gelöst, die überschüssige Säure abgeraucht, mit
Wasser verdünnt und beide Oxyde durch einen Ueberschuß von kohlensaurem Natron in
der Wärme gefällt. Die beiden kohlensauren Salze werden dann unter Erhitzen durch
eine Traubenzuckerlösung reducirt, das Kupferoxyd zu Oxydul, das Silberoxyd zu
Metall. Die Reduction beginnt sofort, das Kochen muß aber, um sicher alles
kohlensaure Silber zu reduciren, eine Zeit lang fortgesetzt werden. Der Niederschlag
wird filtrirt und noch feucht mit kohlensaurem Ammoniak in der Wärme behandelt. Das
Kupfer löst sich auf, das Silber bleibt rein zurück. Die Behandlung mit kohlensaurem
Ammoniak wird so oft wiederholt, als sich die Lösung noch blau färbt. Das Auswaschen
geschieht durch Decantiren.
Ist das Silber nicht vollständig reducirt, so wird sich in dem kohlensauren Ammoniak
auch Silber auflösen Bei dem von mir angestellten Versuch fand sich kein Silber im
Filtrat. Das Kochen mit Traubenzucker war beiläufig 10 Minuten unterhalten
worden.
Statt des kohlensauren Natrons wird man beide Metalle auch durch Kali in der Wärme
fällen und dann mit den Oxyden die Reduction vornehmen können.
Das Verfahren ist einfach und in kürzester Zeit auszuführen. (Annalen der Chemie und
Pharmacie, April 1856, S. 143)
Ueber Basaltglas; von C. Stickel.
Der Verfasser empfiehlt die Anwendung des Basaltes zur Glasbereitung. Die
Anwendbarkeit des Basaltes zur Glasfabrication ist im Glashüttenbetriebe bekanntlich
schon längst gebräuchlich; da der Verfasser indessen einige bestimmte Verhältnisse
angibt, in denen Gläser von gewissen Eigenschaften erhalten werden, so lassen wir
hier einige seiner Angaben folgen:
1) Basalt
10 Quentchen
– Gran
ungelöschter
Kalk
1 „
12 „
Potasche
2 „
48 „
Boraxsäure
– „
10 „
Das Glas ist schwarz, metallähnlich schwer, nicht schön, eignet sich aber zu
Verzierungen, z.B. an Denkmälern, Oefen und dergl.
2) Basalt
5 Quentchen
– Gran
Glasscherben
10 „
– „
Soda
10 „
– „
Asche
5
„
– „
Braunstein
– „
5 „
Schön helles, bouteillengrünes, während des Schmelzens leicht in Fäden sich ziehendes
Glas. Unter allen Versuchen des Verfassers der gelungenste. (Archiv der Pharmacie
Bd. LXXXV S. 19.)
Metallisirung des Hornes, nach Meunier.
Die Gegenstände aus Horn werden erst wie gewöhnlich fertig gemacht, indem man jede
Färbung vermeidet, und dann mit einem der folgenden Stoffe überzogen: Chlorzink,
durch Eintauchen oder mittelst einer Bürste angebracht, gibt gelbe Bronzefarbe,
chromsaures Zinkoxyd eine grüne Farbe, Chlorkupfer im flüssigen Zustande eine
schwarze Bronzefarbe, flüssiges chromsaures Kupferoxyd eine braune Bronze, und
Jodkalium, auf diesen Farben angebracht, verwandelt sie in Roth. Die mit diesen
Stoffen behandelten Gegenstände werden einer Temperatur von etwa 68° C.
ausgesetzt, bis sie trocken sind. Das Trocknen kann auch an freier Luft geschehen,
wenn es warm genug ist.
Die gut getrockneten Gegenstände reibt man mit einer Masse, die aus 5 Theilen
Quecksilber, 15 Th. Zinn, 3 Th. Schwefel und 5 Th. Salmiak gemacht wird. Quecksilber
und Zinn verbindet man erst mit einander in einem heißen Tiegel zu einem Amalgam,
welches man nach dem Erkalten pulverisirt, durchsiebt und mit den beiden anderen
Stoffen vermischt. Das Gemisch wird in einem Kolben im Sandbade erhitzt, wobei das
Quecksilber verdampft und die Masse gelb wird. Diese Masse (Musivgold) gibt den
Gegenständen ein schönes Ansehen. (Technologiste, durch
polytechn. Centralblatt, 1856, S. 574)
Verfahren zur Hervorbringung gepreßter Muster auf gewebten
Stoffen mittelst Dampf; von J. Vigoreux in Reims.
Der Zweck dieser Erfindung ist: Reliefmuster nach Art der durch die Jacquardmaschine
gewebten, oder auch Moiré und dergl. auf wollenen Geweben, als Tuch, Merino
etc. durch ein dem Dekatiren verwandtes Verfahren herzustellen. Der Erfinder bedient
sich dazu angemessen durchbrochener oder gravirter (gaufrirter) Metallplatten oder
Pappbogen. Der Apparat besteht wesentlich aus einem Tische, dessen Blatt ein
niedriger gußeiserner Kasten mit siebartig durchlöcherter Kupferblechdecke ist. Auf
dieser letztern wird zunächst der gewebte Stoff ausgebreitet, darüber legt man die
Musterplatte oder Pappe, ferner einen schlichten Pappbogen, eine mehrfache Lage
dicken Zeuges um den Dampf zusammenzuhalten, endlich eine starke Holztafel. Nachdem
alle diese Theile
durch eine hydraulische oder eine Schraubenpresse scharf zusammengepreßt sind,
leitet man Wasserdampf in den Tischkasten, von wo derselbe durch die Löcher der
kupfernen Decke austritt, den Stoff durchdringt und die den Löchern oder
Vertiefungen der Musterplatte entsprechenden Stellen desselben (welche allein dem
Drucke nicht unterworfen sind) aufschwellt. Nachdem der Dampf einige Minuten gewirkt
und den Stoff genügend imprägnirt hat, schließt man den Dampfhahn und verstärkt den
Druck. Nach Ablauf einer angemessenen Zeit wird die Presse geöffnet und die Waare
herausgenommen. Die so hervorgebrachten Reliefmuster sind in solchem Grade
dauerhaft, daß man, ohne sie zu beeinträchtigen, den Stoff nöthigenfalls noch
färben, auch in einem Walzwerke (Kalander) glänzen kann. (Mittheil. des hannov.
Gewerbe-Vereins, 1855, S. 309)
Verfahren zur Darstellung von Krappextract für den Zeugdruck;
von J. H. Woolbert in
Brüssel.
Das auf nachstehende Weise erzielte Krappextract läßt sich leicht mit Dextrin etc.
verdickt auf Zeuge aufdrucken, welche vorher für Roth oder Rosenroth mit essigsaurer
Thonerde, für Violett oder Schwarz mit essigsaurem Eisen gebeizt worden sind.
Krappextract. – Man läßt 1 Kilogr. Krapp, welcher
in ein unfühlbares Pulver verwandelt worden ist, 24 Stunden in einem Lösungsmittel
maceriren, welches aus 1 Kilogr. Netzammoniak von 22° Baumé und 100
Grammen Alkohol besteht. Dieses Gemisch verdünnt man mit 1 Kilogr. Wasser und bringt
das Ganze 30 bis 40 Minuten lang auf ein mäßiges Feuer, indem man es fortwährend gut
umrührt. Dann nimmt man es vom Feuer und setzt 100 Gramme Alkohol zu; nachdem dieses
Gemisch durch Umrühren gleichförmig geworden ist, bringt man das Ganze in einen
leinenen Sack, um durch die Einwirkung einer Presse den Farbstoff auszuziehen. Der
im Sack zurückbleibende Krapp kann nochmals auf beschriebene Weise behandelt, wieder
in einen Sack gebracht und ein zweites Mal ausgepreßt werden.
Nachdem der Krapp so behandelt worden ist, bringt man ihn für 12 Stunden in 1 Kilogr.
Ammoniakwasser und preßt ihn dann ein drittes Mal aus. Dieses dritte Extract enthält
eine kleine Menge Farbstoff und wird in der Folge anstatt des Wassers verwendet, mit
welchem bei der ersten oder zweiten Behandlung des Krapps das Gemisch von Krapp,
Ammoniak und Alkohol verdünnt wird.
Verwendung des rückständigen Krapps. – Der
ausgezogene Krapp läßt sich auf folgende Weise wieder zum Färben verwendbar machen.
Man gibt ihn in eine mit Blei gefütterte Kufe, vermischt ihn darin mit seinem
gleichen Gewicht Schwefelsäure von 8° Baumé und kocht das Ganze eine
Stunde lang (mittelst Wasserdampf, welcher in einem Bleirohr circulirt). Dann bringt
man das Gemisch in einen mit zwei Hahnen versehenen Bottich, um ihn auszuwaschen,
bis das Wasser rein ablauft; endlich wascht man ihn noch mit kaltem Wasser, worin
per Liter 20 Gramme kohlensaures Natron (calcinirte
Soda) aufgelöst sind, um die etwa zurückgebliebene Säure vollständig zu entfernen.
(London Journal of arts, April 1856, S. 215.)
Conservirung des Runkelrübensafts durch Kalk; von Hrn.
Maumené.
Um die Arbeiten in den Rübenzuckerfabriken auf das ganze Jahr ausdehnen zu können,
hat Hr. Maumené,
Professor der Chemie in Reims, den Vorschlag gemacht, so viel Rübensaft
auszupressen, daß er für das ganze Jahr hinreicht, und ihn sogleich mit so viel Kalk
zu versetzen, daß aller Zucker in Zuckerkalk umgewandelt wird, die Läuterung würde
so in der Kälte vorgenommen und die klare Flüssigkeit dann in dem Maaße, als man sie
verarbeiten kann, mit Kohlensäure behandelt werden, damit der Saft bis zu dieser
Zeit gegen Veränderung geschützt bleibt (polytechn. Journal Bd. CXXXVIII S. 320).
Prof. Dumas hat in diesem
Betreff der franz. Akademie der Wissenschaften folgende Erfahrungen des Hrn.
Maumené aus einem
Schreiben desselben mitgetheilt:
„Ich habe mich durch Versuche, welche vor 2 1/2 Monaten im Großen mit 800
Hektolitern Runkelrübensaft angestellt wurden, überzeugt, daß sich derselbe
mittelst Kalk gegen Gährung schützen läßt; er conservirt sich nicht nur
vollkommen, sondern läutert sich auch in der Kälte. Die Läuterung wird durch
Anwendung der Kohlensäure vervollständigt, und man kann dann den Saft sehr wohl
an freier Luft abdampfen, selbst im Großen, ohne daß er sich färbt; es läßt sich
daher die Knochenkohle ersparen, es sey denn daß man ältere Rüben verarbeitet.
Ich habe eine Läuterung bei den HHrn. Bonzel zu Haubourdin mit einem Saft vorgenommen, welcher in den
letzten Tagen des Januar ausgepreßt und dann acht Tage lang aufbewahrt worden
war. Derselbe fiel zur allgemeinen Befriedigung aus; man erhielt eben so viel
Product als wenn man den Saft sogleich nach dem Pressen behandelt hätte; die
Syrupe färbten sich nicht, obgleich keine Knochenkohle angewendet wurde, der
Schaum setzte sich in 4 Secunden, während bei den Syrupen der Fabrik von
gleichem Grade (35° B.), welche mit Kalk und Kohlensäure behandelt
werden, dazu 90 Secunden erforderlich sind. Endlich war die Krystallisation gut.
– Durch dieses Verfahren verschwindet wenigstens die Differenz des
Ertrags, welche man vom Anfang bis zum Ende der Campagne beobachtet; sie beträgt
1 1/2 bis 2 Procent des Safts.“ (Comptes
rendus, April 1856, Nr. 14)
Ueber Seifenpreise.
Gegenwärtig, wo eine allgemeine Theuerung aller Lebensbedürfnisse herrscht, muß es
befremden, daß gerade ein in sehr bedeutenden Quantitäten consumirter Artikel, die
Seife, an derselben nicht Theil nimmt. Und doch ist
das Material zu ihrer Bereitung in den letzten Jahren wesentlich theurer geworden;
Talg, aus welchem die gesuchtesten Seifen dargestellt werden, ist von 15 auf 20
Thlr. gestiegen, Palmöl, seit dem Kriege mit Rußland immer mehr als Ersatzmittel des
Talges in Aufnahme, von 11 auf 16 Thlr.; Potasche, zur Schießpulverbereitung
ungewöhnlich in Anspruch genommen, sogar von 6 1/2 auf 12 1/2 Thlr.
Man könnte fragen, war etwa in früheren Jahren der Nutzen der Fabrikanten an ihrer
Seife so bedeutend, daß der Preis des Rohmaterials noch beträchtlich erhöht werden
konnte, ohne daß sie sich dadurch beeinträchtigt fanden? oder hielten dieselben das
Steigen der Fettpreise nur für vorübergehend und änderten aus diesem Grunde ihre
Seifenpreise nicht ab? Die Antwort ist aber vielmehr in andern Verhältnissen zu
suchen und ergibt sich einfach aus der Vergleichung der heutigen mit den früheren
Seifen. Eine Kernseife, wie sie gegenwärtig jede Materialhandlung führt,
unterscheidet sich äußerlich von der ehemaligen nicht, demungeachtet ist sie eine
durchaus verschiedene Waare, welcher der Name Kernseife nicht einmal zukommt; denn
dieser Ausdruck bedeutet, daß die Seife nach Scheidung aus ihrer Lösung durch
Kochsalz „zum Kern“ gesotten wurde. Aber bei den heutigen
sogenannten Kernseifen ist keine solche Scheidung bewirkt, der Käufer bekommt die
ganze Unterlauge als Zugabe. Da diese aber zumeist aus Wasser besteht, so ist mithin
Wasser derjenige Körper, dessen sich der Seifensieder bedient, um sich dadurch für
den hohen Preis seines Rohmaterials zu entschädigen. Diese Art Seife, nach dem Ort
ihrer ersten Erscheinung von den Seifensieder „eschweger“
genannt, hat, wie gesagt, das Ansehen und die herkömmliche Marmorirung der
Kernseifen, erscheint in ihrem frischen, wasserreichen Zustande vollkommen trocken
und hart, und hat durch die geringere Quantität der verwendeten Fette einen im
Vergleich mit den wirklichen Kernseifen niedrigen Werth, Umstände, welche ihr
Eingang verschafften und bewirkten daß man sie der ächten substituirte. Als
Anhaltspunkt darf man annehmen, daß bei vollkommen guter Beschaffenheit beider die
letztere ungefähr um die Hälfte theuerer seyn muß, daß, wenn man 8 Pfund sogenannter
Kernseife für einen Thaler erhält, man von der wirklichen für dasselbe Geld nur 5
1/2 Pfund erwarten kann; oder daß 8 Pfund von jener nicht mehr leisten, als 5 1/2
Pfund von dieser, doch
wie gesagt, unter Voraussetzung, daß beide von untadelhafter Beschaffenheit
sind.
Eine zweite allgemein im Handel vorkommende Seifenart ist die seit langer Zeit
bekannte pomeranzengelbe, nach Terpenthin riechende „englische“
Seife. Sie entsteht durch Vermischung von wirklicher Kernseife mit der seifenartig
wirkenden Verbindung von Natron und Harz; 7 1/3 Pfd. für 1 Thlr. ist bei richtiger
Beschaffenheit und wachsartiger Consistenz gegenwärtig der angemessene Preis.
Endlich ist noch eine Classe von Seifen zu betrachten, welche man die
„chemischen“ nennt, weil sich ihre Darstellung auf die
Handhabung der Aequivalente der Chemiker stützt. Zu diesen gehören sowohl die am
nachlässigsten gearbeiteten und deßwegen verwerflichsten Seifen, von denen man 12
Pfund für 1 Thlr erhält, als auch die feinsten und kostbarsten, welchen aus diesem
Grunde zum Toilettengebrauch die lieblichsten Wohlgerüche beigemischt werden. Es
gehören auch die unter dem Namen von „Wachsseifen“ bekannten
zwei Präparate hierher, welche mit einem gefälligen Aeußern sehr gute Eigenschaften
verbinden; für die in der Lindener Fabrik dargestellten sind für den Thaler 6 Pfund
von der einen und 6 3/4 Pfund von der andern Sorte die ihnen richtig zukommenden
Preise.
Es geht aus dieser Zusammenstellung deutlich hervor, daß beim Kaufe von Seife gerade
wie bei dem von jeder anderen Waare die Qualität ins Auge gefaßt werden will, indem
es klar ist, daß sogenannte Kernseife bei einem Preise von 6 Pfund für den Thaler
theurer ist als wirkliche Kernseife bei 5 1/2 Pfund für den Thaler; oder daß man 7
Pfund englische Seife mit 1 Thlr. theurer bezahlt als 6 3/4 Pfd. der zweiten Sorte
von Lindener Seife.
Die Seife gehört bis jetzt nicht zu denjenigen Waaren, welche nach Gehaltsprocenten
verkauft werden, wie dieß mit Soda, Sprit oder Indig der Fall ist, doch läßt sich
voraussehen, daß es sich in nicht sehr entlegener Zeit zwischen Käufer und Verkäufer
ebenfalls nur um den wirklichen Seifengehalt in Procenten ausgedrückt handelt, wenn
nämlich die Abneigung vor dem Gebrauch von Waage und Thermometer und vor der
Ausführung einiger geringfügiger Operationen durch die zunehmende Erschwerung der
Existenz überwunden seyn wird. (Mittheilungen des hannoverschen Gewerbevereins.
1856, S. 51.)
Ueber die Löslichkeit der Knochen in Wasser, bezüglich ihrer
Anwendung als Düngmittel.
Läßt man Knochenpulver, wie es als Düngmittel für die Landwirthschaft auf den
Knochenmühlen bereitet wird, einige Zeit lang mit Wasser in Berührung und filtrirt
das letztere dann ab, so findet man in demselben eine leicht nachweisbare Menge von
phosphorsaurem Kalk und phosphorsaurer Magnesia aufgelöst. Man erhält dasselbe
Resultat, wenn man ein durch langes Kochen von aller Kohlensäure befreites Wasser
anwendet. Als durch eine und dieselbe Menge von Knochenpulver mehrere Monate lang
Wasser hindurchfiltrirt wurde, ließ sich fortwährend ein Gehalt an jenen
phosphorsauren Erdsalzen darin nachweisen, ja ihre Menge schien sogar zuzunehmen in
dem Maaße, wie die organische Materie der Knochen während dieser langen Berührung
mit Wasser und Luft in Fäulniß überging und das abfließende Wasser trübe und
übelriechend wurde. Diese Thatsache scheint nicht ohne praktischen Werth für die
Landwirthschaft zu seyn, denn sie zeigt, daß aus den Knochen,
ohne alle künstliche Zubereitung, die phosphorsauren Erdsalze ausgezogen und im
gelösten Zustand in den Boden übergeführt werden können, vielleicht gerade
in der, für die Funktionen, für die sie bestimmt sind, erforderlichen Menge, und daß
bei der Anwendung von Knochenpulver als Düngmittel einfach vielleicht die
Präparation hinreicht, daß man es während der Sommerzeit in Haufen fortwährend
benetzt und feucht erhält. Prof. Fr.
Wöhler. (Annalen der Chemie und Pharmacie, April 1856, S. 143.)
Neue Einrichtung der Abtrittsgruben in Paris.
Seit längerer Zeit schon hat man sich mit der Aufgabe beschäftigt, die Anlage dieser
Gruben und das Räumungsverfahren in Bezug aus Schonung des Geruchfinnes und
Benutzung des düngreichen Inhalts möglichst zu verbessern. Von Zeit zu Zeit erfand
man Verbesserungen, ohne jedoch die Aufgabe vollkommen zu lösen. Im Jahre 1852
endlich stellte die Grubenräumungscompagnie in Paris einen Apparat zur Abscheidung
der Flüssigkeiten von den festen Stoffen auf, den sie grand
diviseur nennt, der allen Anforderungen entspricht und dessen Leistung
durch eine polizeiliche Verordnung anerkannt worden ist. Dieser Apparat besteht in
einem innerhalb oder außerhalb der Grube anzubringenden, beliebig großen Behälter,
der aus Bruchstein mit römischem Cement gefertigt ist und alle festen und flüssigen
Stoffe aus den hineinführenden Abtrittsröhren aufnimmt. Im Innern dieses Behälters
befindet sich ein kreisförmiger, aus Ziegelsteinen und römischem Cement bestehender
Durchschlag, der cylindro-conische Löcher hat, durch welche die Flüssigkeiten
in die unterhalb befindliche Grube ablaufen. Diese schnelle Abscheidung der
Flüssigkeiten von den festen Substanzen verhindert bei den letzteren die
Entwickelung irgend eines mephitischen Geruchs, wie er bei den gewöhnlichen Gruben
durch das fortwährende Zusammenrühren dieser gährungsfähigen Stoffe entsteht.
Die Anlegung dieses Apparats ist möglichst leicht, seine Dauer ist wegen des zu ihm
verwendeten festen Materials unbegränzt, seine Leistungen sind vollkommen gesichert
und die Löcher des Durchschlags können sich niemals verstopfen. Er hat auch keine
Concurrenz zu befürchten, weil die meisten anderseitig aufgestellten Apparate theils
wegen der Natur des dazu verwendeten Materials, theils wegen fehlerhafter
Einrichtung nicht anwendbar sind. Das Grubenräumen ist auf die leichteste Weise
ausführbar. Die von den Flüssigkeiten abgeschiedenen Stoffe bleiben in dem Behälter,
die Flüssigkeiten laufen in die untere Grube ab. Um sie fortzuschaffen, braucht man
nur den Zapfen des Abflußsteines zu ziehen, zu desinficiren und die Pumpe
anzuwenden. Das Ausräumen der festen Stoffe findet je nach der Räumlichkeit des
Behälters alle drei bis vier Jahre statt. Anstatt daß bei gewissen Gruben die
Flüssigkeiten neun Zehntel der Füllung betragen, genügt zu dieser Arbeit ein kleiner
Wagen mit zwei Pferden und drei Menschen, und alles wird ohne Geräusch, geruchlos
und ohne Gefahr der Arbeiter ausgeführt. Also Ersparung in jeder Beziehung,
Sicherheit, Leichtigkeit und schnelle Ausführung der Arbeit, Verschwinden der
beweglichen Tonnen und der ekelhaften Tonnenwagen, denen man täglich auf der Straße
begegnet; Fortschaffung der fast ganz trocken gelegten geruchlosen festeren Stoffe
nach den Orten, wo sie zugleich zu einem kräftigen Dünger umgewandelt werden;
Vortheile für den Hausbesitzer durch Kostenverminderung und für die Compagnie, weil
sie nicht mehr das Material zu bezahlen und keine Harnbehälter einzurichten
braucht.
Wir haben erwähnt, daß die vermittelst des neuen Systems trocken gelegten und aus dem
Behälter entnommenen Stoffe unmittelbar in die Düngerfabrik gebracht werden, wo sie
zugleich durch Anwendung verschiedener Mischungen und ganz einfacher Mittel in einen
von der Landwirthschaft sehr gesuchten Dünger verwandelt werden. Der Director der
genannten Compagnie, A. Duglere, hatte die glückliche
Idee, verschiedene Patente des Chemikers Chevallier
anzukaufen, welche die schnelle Umwandlung aller thierischen Reststoffe, Fleisch,
Blut, Fische, Fette u.s.w. durch chemische Mittel und
physikalisch-mechanische Verfahrungsweisen in einen sehr wohlfeilen,
stickstoffreichen, geruchlosen, würmervertreibenden Dünger zum Gegenstand hatten,
wobei noch zu bemerken ist, daß dieß Verfahren sowohl bei ganz frischen Stoffen, als
auch bei allen Graden ihrer Fäulniß in Anwendung gebracht werden kann. Wir erwähnen
noch, daß der grand diviseur sich jetzt zu einer
Actiencompagnie mit einem Capital von 600000 Francs in 2400 Actien zu 250 Francs
gestaltet, daß die eröffnete Subscription nach wenigen Tagen schon gedeckt ist, und
daß die Actionäre nach den bisherigen Geschäftsergebnissen des Hauses Duglere einen Nutzen von 48 Procent erwarten dürfen.
(Deutsche Gewerbezeitung, 1855, S. 448.)