Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 140, Jahrgang 1856, Nr. , S. 314
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Miscellen. Miscellen. Ueber eine, lange Zeit wirksam bleibende, besonders für telegraphische Zwecke sich eignende Volta'sche Batterie; von Prof. Rud. Böttger. Läßt man eine aus mehreren Elementen bestehende, mit Bunsen'schen Kohlencylindern und amalgamirtem Zink combinirte Batterie (worin beide Elektricitätserreger durch mattgebrannte Thonzellen von einander getrennt, in verdünnter Schwefelsäure stehen, wie solche gegenwärtig auf den meisten Telegraphenlinien in Anwendung sind) längere Zeit geschlossen, so bemerkt man schon nach wenigen Tagen (ob in Folge eines Schwefeleisengehaltes der Kohle, oder einer Zersetzung der Schwefelsäure, lasse ich zur Zeit dahin gestellt seyn) einen auffallenden Geruch nach Schwefelwasserstoffgas, und gleichzeitig eine ungemeine Schwächung des Stroms. Mochte ich nun statt der Bunsen'schen, aus der Fabrik des Hrn. Greßler in Erfurt bezogenen Kohlencylinder, reine Kohksstücke oder auch die sogenannte Gaskohle (die in den Gasretorten sich ablagernde steinharte Kohle) in Anwendung bringen, – stets machte sich nach einiger Zeit Geschlossenseyns der Kette, dieser auffallende Geruch nach Schwefelwasserstoff bemerklich, und in Folge dessen allemal auch eine bedeutende Abnahme der Stromstärke Ebenso bemerkte ich schon nach wenigen Tagen eine ähnliche Schwächung des Stroms bei geschlossener Batterie, wenn die Kohlencylinder, statt mit Bleistreifen, mit Kupferbändern leitend versehen waren, und zwar lediglich in Folge einer endosmotischen Ueberführung und Ablagerung von partiell gelöstem Kupfer auf die in den mattgebrannten Thonzellen befindlichen Zinkplatten. Dagegen erwies sich eine nur mit 5 Proc. Schwefelsäure haltigem Wasser erregte Batterie, deren Kohlencylinder zuvor in concentrirte Salpetersäure eingetaucht und dann an der Luft etwa einen halben Tag stehen gelassen worden waren, lange Zeit hindurch äußerst wirksam, und vermochte ich bei so behandelten Kohlen oder Kohks, in der geschlossenen Kette, niemals eine Entwickelung von Schwefelwasserstoffgas wahrzunehmen. (Jahresbericht des physikalischen Vereins zu Frankfurt a. M. für 1854–1855.) Ueber einen Ersatz der Statham'schen Zünder; von Prof. Rud. Böttger. Unter einem Statham'schen Zünder versteht man bekanntlich einen mit geschwefelter Gutta-percha überzogenen Kupferdraht, der an irgend einer Stelle, zur Hälfte seines Ueberzugs heraubt, hier auf etwa 1/4 Zoll durchschnitten, nur noch mit einer ganz dünnen, an der Innenseite des stehengebliebenen Gutta-percha-Ueberzugs befindlichen Schwefelkupferschicht zusammenhängt. Legt man an diese durchschnittene Stelle des Drahts etwas Schießpulver, so läßt sich unter Mitwirkung einer kräftigen Intensitätsbatterie, in Folge des ins lebhafte Glühen gerathenden Schwefelkupfers, das Schießpulver mit Leichtigkeit entzünden. Da eine solche Vorrichtung indeß nur zur Anstellung eines einzigen Versuchs sich eignet und außerdem auch wohl nicht überall zu haben seyn dürfte, so schlage ich als Ersaß derselben ein aus gleichen Gewichtstheilen fein gepulvertem Schwefelantimon und chlorsaurem Kali bestehendes Gemisch vor, welches an irgend einer Stelle eines durchschnittenen Leitungsdrahts schicklich angebracht, mit der allergrößten Leichtigkeit unter Anwendung einer kaum einen halben Quadratfuß Oberfläche bietenden Leidner Flasche oder mittelst des Ruhmkorff'schen Inductionsapparates sich entzünden läßt, und daher ein weit geeigneteres Mittel zur sicheren Entzündung von Sprengminen und derleichen abgibt, als der Statham'sche Zünder. (A. a. O.) Benutzung des Lichtes von in Sauerstoffgas verbrennendem Schwefel oder Phosphor zur Erzeugung von Photographien; von Prof. R. Böttger. Wegen der in dem Lichte von in Sauerstoffgas verbrennendem Schwefel oder Phosphor in ungewöhnlich großer Menge vorkommenden Strahlen von hoher Brechbarkeit, versuchte ich dasselbe zur Erzeugung von Lichtbildern, sowohl auf abwechselnd mit Jod und Bromkalk präparirten silberplattirten (Daguerre'schen) Kupferplatten, wie aus präparirten Collodiumplatten, und hatte die Freude, unter Anwendung des Phosphorlichts, und zwar nach einem aufeinanderfolgenden dreimaligen Abbrennen von Phosphor in großen mit Sauerstoffgas gefüllten Glasflaschen, ein in meinem Hörsaale hängendes Porträt Liebig's mit großer Schärfe photographisch copiren zu können. – Deßgleichen gelang es, auf einer für das Licht bekanntlich noch weit empfindlicheren präparirten Collodiumplatte, und zwar bei dem mattbläulichen Schimmer von im Sauerstoffgase brennendem Schwefel, augenblicklich, d.h. in einer fast unmeßbar kurzen Zeit, ein in allen seinen Theilen wohl gelungenes Bild hervorzurufen. (A. a. O.) Neue Methode, die Bilder in Relief zu sehen; von Prof. Zinelli. Die hier zu beschreibende Methode wendet Prof. Zinelli seit mehreren Jahren an, um irgend ein photographisches Bild in dem Effecte eines stereoskopischen Bildes zu sehen. Das zu betrachtende Bild soll in senkrechter Stellung etwa 3 bis 4 Meter von einem Fenster entfernt auf einem Gestell angebracht werden, damit das Licht diagonal, also mehr von oben herab auf selbes falle. Man betrachtet das Bild sodann durch ein Theater-Doppelperspectiv, indem man hierbei durch Versuche bestimmt, welche die geeignetste Entfernung zur Betrachtung ist, denn erstere variirt nach dem Perspectiv und den Eigenschaften der Augen, weßhalb man sich die Mühe nicht verdrießen lassen soll, den geeigneten Standpunkt aufzusuchen, denn man wird hiefür dann reichlich belohnt, wenn man das Bild den Charakter eines stereoskopischen Bildes mit dem Relief und der Perspective der Natur annehmen sieht. Man kann auf dieselbe Weise Gemälde und Zeichnungen betrachten; wenn sie gut gemacht sind, ist die Erscheinung dieselbe, im Gegentheil zeigen sich die Fehler im Bilde ganz deutlich. Große Negativs auf diese Weise betrachtet, erzeugen einen imposanten Effect, namentlich Gebäude, weil selbe der lichten Fenster wegen im Innern erleuchtet zu seyn scheinen. Es ist hierbei immer gut, die Bilder mit einem dunklen Nahmen zu umgeben oder selbe gleich in der camera so zu erzeugen. (Aus La Lumière durch Horn's photographisches Journal, 1856, Nr. 10.) Ueber Kalkmörtel und Gypsmörtel. Aus einem Berichte des Hrn. Architekten Chailly über den Besuch der Pariser Industrie-Ausstellung. Kalkmörtel. – Das Erdgeschoß der Pariser Wohnhäuser wird gewöhnlich mit Mörtel aus fettem Kalk, Keller und Souterrain mit solchem aus magerem (hydraulischem) Kalk gemauert. Viele Architekten verbannen aber den fetten Kalk gänzlich vom Bauplatz Aller Sand, den ich sah, war von ausgezeichneter Eigenschaft, sehr rein und scharf. Mörtelbereitung mit der Mörtelhaue durch einen Arbeiter sah ich gar keine, sondern nur mechanische; entweder drei von einem Pferde getriebene Mühlsteine, welche die Mörtelmaterialien in einer steinernen kreisrunden Rinne mischten, oder ein Faß, in welches die Materialien geschüttet, und wo sie durch eiserne an einer Achte befestigte Gabeln gemengt werden Der fertige Mörtel läuft unten zu einer Oeffnung des Fasses heraus; die Achse mit den Gabeln wird durch ein Pferd in Bewegung gesetzt. Dadurch, daß den Arbeitern genau das Maaß des Kalkes, des Sandes und des Wassers angegeben ist, ebenso wie die Zeit der Mengung, ist allen Willkürlichkeiten von dieser Seite gesteuert; diese Willkürlichkeiten von Seiten der Arbeiter, welche hauptsächlich immer ein Uebermaaß von Wasser der leichteren Arbeit wegen zusetzen, sind es bekanntlich, welche den schlechten Mörtel erzeugen. Es wird aber auch durch Anwendung der Maschine die Mörtelbereitung wohlfeiler. Ein Pariser Maurermeister, Laroque, berechnet die Kosten der Bereitung des Mörtels: 1 Kubikmeter (= 42 1/2 Kubikfuß württ.) Mörtel von Hand 2 Fr. 53 C. 1 ditto durch die Mühle 1  „ 24  „ 1 ditto durch das Faß 1  „   –  „ Hierbei ist der Taglohn eines Handlangers nach Pariser Maaßstab zu 2 Frs. 50 C. (1 fl 10 kr.) angenommen. Das Faß ist der Mühle nicht nur in ökonomischer, sondern auch in jeder andern Hinsicht vorzuziehen. Der gewöhnlich für Souterrains angewendete hydraulische (magere) Kalkmörtel wird ebenso bereitet, wie der aus fettem Kalk. Gypsmörtel. – Bei uns, wo der gebrannte Gyps sehr billig ist, wird er gleichwohl nur zu Verputzarbeiten angewendet, während er in Paris ganz allgemein und schon von Alters her zu allen Mauern über dem ersten Stockgebäude als Mörtel benützt wird. Außerdem werden davon leichte Scheidewände und ganze Decken, sowie äußerer Façadenverputz mit architektonischen Gliederungen, Gesimsen, Säulen etc. hergestellt. Zu den rauheren Verputz- und zu den Maurerarbeiten wird der Gyps so angewendet, wie er aus der Mühle kommt, und nur zu feineren Verputzarbeiten, wie zum letzten Auftrage, wird er vorher gesiebt, wobei sich herausstellt, daß der gesiebte Gyps 30 Theile Wasser auf 25 Theile Gyps zum Löschen braucht, der ungesiebte aber nur 18 Theile Wasser auf dasselbe Maaß Gyps. Je nach der Art der Arbeit wird übrigens der Gyps bald etwas fester, bald etwas flüssiger angewendet; aber nie wird er mit Kalk, Sand oder irgend einem fremden Bestandtheil gemengt; auch der letzte Auftrag bei Verputzen ist reiner, ziemlich flüssig angemachter Gyps. Dadurch erhält man eine spiegelglatte Fläche, welche zugleich so hart ist, daß sie weiter gar keiner Bearbeitung als eines Firnisses bedarf, um in den schönsten Salons als Wand von unten bis oben zu dienen; es werden zur Verzierung nur gemalte oder vergoldete Holzleisten nach architektonischer Zeichnung darauf genagelt. Am auffallendsten ist die Herstellung reicher Façaden auf rauhes Mauerwerk aus reinem Gyps, welche sich sehr gut halten; es werden zwar häufig auf die obersten vorspringenden Gesimsplatten Zink- oder Cementstreifen zum Schutz gegen den Regen gelegt, aber diese Vorsichtsmaßregel wird auch gar häufig unterlassen. Zur Beurtheilung ähnlicher Umstände kann vielleicht die Bemerkung von Nutzen seyn, daß die Pariser Gypsbrecher verschiedene Bänke unterscheiden, welche sehr verschiedene Qualitäten Gyps geben sollen und von welchen die schlechteren Sorten nicht gebrannt werden. (Württembergisches Gewerbeblatt, 1856, Nr. 16.) Ueber die gewalzten Bitume und Asphalte. Unter den zu Paris ausgestellt gewesenen Producten, welche eine besondere Beachtung verdienen, gehören auch die ausgewalzten Bitume und Asphalte. Die Aussteller derselben, die HHrn. Auméteyer und Comp. haben gezeigt, daß Bitumen und Asphalt als ausgewalzte Platten das Blei und Zink bei der Dachbedeckung und bei Dachrinnen sehr vortheilhaft und mit bedeutender Ersparung ersetzen können, und ein sehr wirksames Mittel darbieten, um die Feuchtigkeit zu vermindern und feuchte Orte abzutrocknen. Besonders wirksam werden solche Platten als Unterlagen für die Fußböden der Erdgeschosse seyn, deren Feuchtigkeit so große Nachtheile verursacht, besonders den ärmeren Classen, welche die Kellerräume bewohnen müssen. Die bisherige Anwendungsweise der Bitume, besonders zu flachen Dächern von Gebäuden, war mit Uebelständen verbunden, welche durch die gewalzten Platten verhindert werden, da die Substanzen alsdann kalt benutzt werden können und man sie nicht da, wo sie angebracht werden sollen, zu schmelzen braucht. Einen wesentlichen Fortschritt bildet namentlich der Umstand, daß die Asphaltplatten in senkrechter Richtung angebracht werden können, wodurch sie zu vielen neuen Zwecken verwendbar werden. So würde es z.B. höchst wichtig seyn, wenn man die Asphaltplatten zu Schiffsbeschlägen anwenden könnte, dieß wagen wir jedoch nicht zu hoffen; immerhin können diese Platten aber dem Seewesen große Dienste leisten, indem man sie zu Gefäßen zur Aufbewahrung des Trinkwassers benutzt, da ihre Tauglichkeit dazu erwiesen ist, und sie viel leichter und wohlfeiler als die blechernen Gefäße sind. (Armengaud's Génie industriel, October 1855, S. 182.) Der Zuckerrübenbau auf Kämmen in Lens bei Lille. Eine der berühmtesten Wirthschaften Frankreichs ist gegenwärtig die Decrombecque'sche in Lens. Dieselbe wurde in neuerer Zeit von ausgezeichneten Landwirthen besucht und beschrieben, namentlich hat Hr. v. Gasparin vor einigen Monaten die von Decrombecque eingeführte und in großem Maaßstab betriebene Mastmethode des Rindviehs und der Schafe als Muster aufgestellt. Die Abhandlung über diesen Gegenstand hat große Sensation erregt und die Runde in allen wissenschaftlichen Blättern gemacht. Außerdem bietet in Lens die Anwendung der neuesten vollkommensten Ackerwerkzeuge Englands, die in großer Anzahl vorhandenen Thiere der edelsten Racen, die eigenthümlichen Stalleinrichtungen, die großartige Zuckerfabrik und Rübenbrennerei u.s.w. besonderes Interesse. Hr. v. Decrombecque bebaut jährlich 350 bis 400 Morgen mit Zuckerrüben und erntet gewöhnlich 320 bis 340 Zollcentner per Morgen (württemb. Maaß), es dürfte daher seiner Culturmethode ziemliches Vertrauen geschenkt werden, was auch von Seiten seiner Landsleute und seiner Nachbarn, der Belgier, geschieht. Kürzlich veröffentlichte derselbe seine Erfahrungen im Gebiete des Zuckerrübenbaues in dem Journal des belgischen landwirthschaftlichen Centralvereins, und ich denke es dürfte eine Uebersetzung dieses Artikels manchen Landwirth interessiren. „Ich baue,“ sagt Hr. v. Decrombecque, „die Zuckerrüben auf folgende Weise: Nachdem der Boden kurz vor der Saat zubereitet wurde, um das Austrocknen zu verhüten, werden sogleich Kämme mit dem Häufelpflug gezogen, welche 21'' (württemb. Maaß) von einander zu liegen kommen. Hierauf folgt eine steinerne oder hölzerne Walze (je nach dem Feuchtigkeits- und Lockerungsgrade des Bodens), welche gerade so lang ist, daß drei Kämme auf einmal gewalzt werden. Die Samenkörner werden stellenweise auf die abgeplatteten Kämme eingelegt. Zu diesem Behufe zieht ein Arbeiter einen zweirädrigen Karren über die Kämme. Auf beiden Rädern desselben sind Zapfen in einer Entfernung von 8 1/2'' von einander angebracht, wodurch die Stellen markirt werden, in welche ich die Körner mit der Hand einlegen lasse. Das Bedecken derselben geschieht ebenfalls mit der Hand. (Man würde diese Operation schneller und billiger vermittelst der Maschine des Hrn. H. Ledocte oder des Hrn. v. Chestret, welche beide auf der Pariser Ausstellung figurirten, bewerkstelligen, besonders wenn noch Guano oder Knochenmehl mit dem Samen ausgestreut werden soll.) Die auf diese Weise gesäeten Rüben befinden sich gleich auf dem ihnen angewiesenen Platz, widerstehen besser dem zerstörenden Angriff der Insecten, überdieß hat man die Wahl beim Auslichten, und kann also immer nur die schönste Pflanze stehen lassen. Sobald der Same aufgegangen und die jungen Pflänzchen soweit gediehen sind, daß sich die Reihen bemerklich machen, wird ein Wühlpflug (Untergrundpflug) zwischen den Kämmen durchgezogen, und zwar das erstemal sehr seicht, damit die Rüben nicht mit Erde bedeckt werden. Durch diese Operation werden die Keime der Unkräuter zerstört und die Insecten verjagt. Der befruchtende Einfluß des Lichtes und der Wärme, welcher durch diese Lockerung veranlaßt wird, erstreckt sich auf die jungen Pflanzen und bewirkt große Fortschritte im Wachsthum derselben. Einige Zeit nachher werden die Reihen durch Taglöhner mit der Handhaue gehackt, worauf später das Auslichten vorgenommen wird, was mit Leichtigkeit geschieht, indem die schönste Pflanze mit der einen Hand beschützt, und alle andern mit der andern Hand ausgezogen werden. Nach dem Auslichten wird noch mehrmals der Untergrundpflug zur Lockerung und Reinigung des Raums zwischen den Linien und die Handhacke zur Nachhülfe in den Linien angewendet, bis die Pflanzen so weit erstarkt sind, daß sie den Boden beschatten. Der Untergrundpflug muß immer tiefer gerichtet werden, je mehr die Pflanzen erstarken. Den Schluß der Arbeiten während der Vegetationsperiode bildet das Behäufeln, welches mit dem Häufelpflug verrichtet werden kann, indem durch die Anwendung des Wühlpfluges die Kämme verschwinden, die Oberfläche des Feldes also wieder eben geworden ist. Durch dieses System bietet man der Rübe alle Mittel die höchste Entwicklung, deren sie fähig ist, zu erreichen und zugleich ihren Zuckerreichthum zu vermehren. 1) Durch die Anfertigung von Kämmen vermehrt man die Tiefe der Ackerkrume an derjenigen Stelle, auf welcher die Pflanze wächst. Dieser Punkt ist hauptsächlich da von Wichtigkeit, wo die Krume seicht oder naß ist. 2) Der außerhalb der Erde wachsende Theil der Pflanze befindet sich auf einer Höhe und hat auf beiden Seiten Vertiefungen, welche eine fortwährende Erneuerung der Luft bewirken. Es folgt hieraus, daß die Pflanze besser den wohlthätigen Einfluß des Lichts und der befruchtenden Gasarten, welche in der Atmosphäre sich befinden, sich zu Nutzen machen kann. 3) Diese Methode ist mehr, als jede andere, für alle Arten von Bodenverhältnissen geeignet. In steinigem Boden z.B. ist die Anwendung der Säemaschine und der Pferdehacke häufig sehr schwierig. In feuchtem Boden kann sich die Rübe des überflüssigen Wassers schneller durch die nebenliegenden Furchen und durch die größere Oberfläche, welche dem abtrocknenden Einfluß der Sonne und des Windes ausgesetzt ist, entledigen. 4) Durch dieses System wird die reine Brache nachgeahmt, indem Reinigung, Lockerung, Zerkrümelung des Bodens dadurch erzielt wird, daß eine größere Oberfläche des Bodens den atmosphärischen Einflüssen ausgesetzt wird. 5) Das Ausziehen der Wurzeln ist leichter. 6) Die Bearbeitung während der Vegetation ist weniger kostspielig und kann namentlich leichter bei feuchtem Wetter ausgeführt werden.“ Soweit der Artikel des Hrn. v. Decrombecque. Bei Aufzählung der verschiedenen wesentlichen Vortheile, welche der Bau der Rüben auf Kämmen bietet, hat er einen für viele Landwirthe wichtigen Punkt vergessen, nämlich die Ersparniß von Dung. Hr. v. Decrombecque weiß freilich nichts von Dungmangel. Meine eigenen Erfahrungen stimmen mit denen vieler Landwirthe, welche den Rübenbau im Großen treiben, darin überein, daß das stellenweise Einlegen des Samens große Vortheile im Vergleich mit der Reihensaat hat, und ich habe deßwegen auch, wie manche andere, eine ganze Sammlung der neuesten Säemaschinen unter dem Schuppen stehen lassen und den Rübensamen mit der Hand eingelegt, bis endlich die Pflanzmaschine des Hrn. H. Ledocte bekannt wurde. Was das Anlegen der Kämme betrifft, so mußte diese Methode trotz ihrer Vorzüge in Abnahme kommen, weil das für den Zuckerreichthum nöthige Häufeln nicht ausgeführt werden konnte. Durch die Anwendung des Wühlpfluges ist nun aber dieses Hinderniß beseitigt, und es wird daher das Decrombecque'sche System jedem praktischen Landwirth einleuchten. Heilbronn. F. Bertrand. (Württemberg. Wochenblatt für Landwirthschaft, 1856, Nr. 18.) Analysen einiger Obstsorten; von Prof. C. Wolff in. Hohenheim.Aus der neu erschienenen Schrift: Die Obstbenutzung, eine gemeinfaßliche Anleitung zur wirthschaftlichen Verwendung unsererer wichtigeren Obstsorten. Aus Auftrag der k. Centralstelle für die Landwirthschaft von Garteninspector Eduard Lucas. Mit 4 Tafeln Abbildungen und 22 Holzschnitten. 1856. Franz Köhler'sche Buchhandlung in Stuttgart. Preis 2 fl. 12 kr. Apfelsorten. Wasser. TrockeneSubstanz.  UnlöslicheSubstanzen  (Treber).    Im Saft   gelösteSubstanzen. Zucker.   Pectin,   Eiweißund Salze.    Freie   Säure, Apfelsäure   Proc.    Proc.     Proc.     Proc.   Proc.     Proc.     Proc. 1) Goldparmäne   83,58    16,12     2,75     13,67   7,91     5,26     0,50 2) Sommerrabau   83,06    16,94     2,45     14,49   7,28     6,24     0,97 3) HerbstealvillDie Zusammensetzung von gut ausgebildeten Aepfeln dieser Sorte wird wohl eine bessere seyn; das analysirte Exemplar war noch nicht völlig lagerreif.   82,76    17,24     4,01     13,23   6,16     6,12     0,95 4) Fleiner   83,75    16,25     2,67     13,58   7,15     5,39     1,04 5) Luiken   85,97    14,03     1,97     12,06   7,90     3,06     1,10 6) Backapfel   85,95    14,05     2,79     11,26   7,41     2,92     0,93 7) Rosenapfel   86,27    13,73     2,46     11,27   8,04     2,57     0,66 8) Cyderapfel   86,60    13,40     2,95     10,45   7,81     2,26     0,38 –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Durchschnitt   84,74    15,26     2,76     12,25   7,46     4,23     0,82 Birnsorten. 1) Dechantsbirn   76,02    23,98     8,51     15,47   9,23     5,69     0,55 2) Grumkowerbirn   79,47    20,53     6,79     13,74   9,68     3,24     0,82 3) Sommerdorn      –       –       –        –   9,38       –     0,05 4) Forellenbirn   83,95    16,05     3,38     12,67   8,02     4,53     0,12 5) Wildling v. Einsiedel   77,55    22,45     8,88     13,57 10,88     1,83     0,86 6) Echte Bratbirn   79,30    20,70     7,37     13,37   8,60     3,94     0,83 7) Wolfsbirn   80,12    19,88     6,28     13,60   9,16     3,69     0,83 8) Bogenäckerin   82,31    17,69     4,24     13,45   9,86     2,98     0,61 9) Hangelbirn   81,45    18,55     6,82     11,73   8,50     2,72     0,51 –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Durchschnitt   80,02    19,98     6,53     13,43   9,26     3,01     0,58 Die hier in ihren Resultaten mitgetheilten Analysen einiger in Württemberg theils allgemein, theils ziemlich verbreiteten Obstsorten genügen, wie ich glaube, um zunächst den allgemeinen chemischen Charakter der Apfel- und Birnsorten zu bezeichnen. Die Aepfel enthalten unter gleichen äußeren Verhältnissen stets mehr Wasser und weniger Trockensubstanz, als die Birnen, welche letztere aber auch an im Safte unlöslichen und daher auch wenig nahrhaften Substanzen beträchtlich reicher sind, als die ersteren; die Birnen hinterlassen bei dem Auspressen zur Mostbereitung eine doppelt so große Menge an trockenen Stoffen, als die Aepfel. Der Werth der verschiedenen Obstsorten als Nahrungsmittel ist nur nach der Menge und Beschaffenheit der in Wasser löslichen Bestandtheile zu bestimmen, da die unlöslichen Stoffe fast ausschließlich aus einer sehr schwer verdaulichen, holzigen Substanz bestehen. Die Gesammtmenge der löslichen Bestandtheile ist bei den Birnen durchschnittlich nur wenig, nämlich um reichlich 1 Procent höher als bei den Aepfeln. Die wesentlichste Verschiedenheit der chemischen Zusammensetzung beider Obstgattungen liegt in dem abweichenden Zuckergehalt; dieser ist nämlich in den Birnen stets und zwar durchschnittlich um etwa 2 Proc., oder um 1/4 größer, als in den Aepfeln, und ebenso ist das Verhältniß zwischen dem Zucker, als dem vorzugsweise wichtigen Bestandtheile, und den übrigen in Wasser auflöslichen Substanzen bei den Birnen ein günstigeres als bei den Aepfeln; der höhere Zuckergehalt der Birnen ist für den Geschmack um so auffallender, als die Menge der freien Säure meistens eine geringere ist. Um den chemischen Charakter einzelner Obstsorten vollständig festzustellen, sind die bisher angestellten Untersuchungen noch nicht ausreichend; erst weitere chemische Analysen können hiezu die nöthigen Anhaltspunkte liefern. Ich will nur darauf hinweisen, daß die größere Schmackhaftigkeit des Tafelobstes, gegenüber der des Wirthschaftsobstes, auch bei der chemischen Analyse in dem meist größeren Gehalte an Zucker und in der geringeren Menge der freien Säure sich ausspricht, so bei der Goldparmäne und bei dem calvillartigen Winter-Rosenapfel, während in dem Wirthschaftsobst gewöhnlich die Säure in größerer Menge zugegen ist, so bei den Linken und dem gestreiften Backapfel. Der Luikenapfel steht hinsichtlich seines Zuckergehalts dem besten Tafelobst sehr nahe. Die vortrefflichen Tafelbirnen, wie die rothe Dechantsbirn, Grumkower Winterbirn, punktirter Sommerdorn und die Forellenbirn sind ausgezeichnet durch einen hohen Zucker- und einen geringen Säuregehalt, welcher in den zwei zuletzt genannten Sorten fast völlig verschwindet. Aber auch die bekannten Wirthschaftsbirnen, wie die Champagner Bratbirn, die Wolfsbirn, Bogenäckerin und besonders der Wildling von Einsiedel sind gleichfalls reich an Zucker, wodurch sie zur Mostbereitung besonders geeignet erscheinen; der mehr oder weniger herbe Geschmack der zuletzt genannten Obstsorten ist in der größeren Menge der Säure ausgedrückt, welche hier zum Theil in der Form von Gerbstoff oder Gerbsäure neben der Apfelsäure auftritt. Dr. Chr. Heim. Schmidt's Wörterbuch der gesammten Bleicherei, Färberei und Zeugdruckerei. Im Verlag von Bernhard Friedrich Voigt in Weimar ist neulich unter obigem Titel ein Werk erschienen, in welchem nicht weniger als 64 Seiten von den 270 des ganzen Werkes, also genau ein Viertel, wörtlich aus der vor drei Jahren im Verlag der Renger'schen Buchhandlung in Leipzig erschienenen Uebersetzung von Parnell's Färberei und Kattundruckerei von H. Bertsch abgedruckt sind. Nicht weniger als 42 Artikel des genannten Wörterbuchs sind vollständig aus der Uebersetzung von Parnell's Werk entnommen und etwa ein Dutzend andere beinahe vollständig Die Anmerkungen des Uebersetzers sind zum Theil in den Text des Wörterbuchs aufgenommen, zum Theil wieder als Anmerkungen gegeben, und die Gewissenhaftigkeit des Abdruckens geht sogar so weit, daß ein Druckfehler in der Uebersetzung auch in dem Wörterbuche ganz pünktlich wieder vorkommt. Wenn es auch für einen Uebersetzer in hohem Grade schmeichelhaft erscheinen mag, seine Arbeit für so ausgezeichnet, ja unübertrefflich anerkannt zu sehen, daß sie ein Anderer ohne die kleinste Abänderung wieder abdrucken läßt und seinen Namen dazu setzt, so ist doch ein solches Verfahren gewiß verwerflich, und das betreffende technische Publicum vor dem Ankauf solcher Werke zu warnen, mit denen es auf Kosten Anderer betrogen wird. Professor H. Bertsch in St. Gallen.