| Titel: | Ueber die Fabrication von Pulverkohle in Cylindern und über die Darstellung derselben durch überhitzte Wasserdämpfe; von Kahl, Lieutenant der Artillerie und Lehrer der Physik und Chemie an der königl. Kriegsschule zu Dresden. | 
| Fundstelle: | Band 141, Jahrgang 1856, Nr. LXVIII., S. 293 | 
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                        LXVIII.
                        Ueber die Fabrication von Pulverkohle in
                           Cylindern und über die Darstellung derselben durch überhitzte Wasserdämpfe; von
                           Kahl, Lieutenant der
                           Artillerie und Lehrer der Physik und Chemie an der königl. Kriegsschule zu
                           Dresden.
                        Aus dem Journal für praktische Chemie Bd. LXVII S. 385,
                           durch das polytechn. Centralblatt, 1856, S. 876.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              IV.
                        Kahl, über die Fabrication von Pulverkohle in Cylindern und durch
                           überhitzte Wasserdämpfe.
                        
                     
                        
                           Zur Fabrication von Kriegspulver verwendet man fast in allen Staaten schwarze Kohle,
                              da Schießpulver, welches rothe Kohle enthält, zerstörende Wirkungen auf die
                              Feuerwaffen ausübt. Um eine Kohle zu erhalten, welche leicht zerreiblich und leicht
                              entzündlich ist, bei der Aufbewahrung wenig Feuchtigkeit aus der Luft anzieht und
                              bei der Verbrennung wenig Asche hinterläßt, verwendet man überall große Sorgfalt auf
                              die Wahl des Kohlenholzes und auf die Fabrication der Kohle selbst. Für das beste
                              Verfahren, um aus geeigneten Hölzern Pulverkohle darzustellen, hat man bisher die
                              trockene Destillation derselben in eisernen Cylindern gehalten. Man erhält bei
                              Anwendung dieser Methode eine von mechanischen Verunreinigungen, wie z.B. Sand,
                              gänzlich freie Kohle, und hat dabei den besondern Vortheil, daß man Theer und
                              Holzessig als Nebenproducte gewinnt. Gleichzeitig sind jedoch mit der Anwendung der
                              Cylinderverkohlung folgende Mängel verbunden: das Holz wird ungleichmäßig in den
                              verschiedenen Theilen des Verkohlungscylinders erhitzt, weßwegen man aus einem und
                              demselben Verkohlungscylinder stärker und schwächer gebrannte Kohlen erhält; auch
                              bleibt ein kleiner Theil der entstehenden flüssigen Destillationproducte im Apparate
                              zurück, welcher durch die fortgesetzte Einwirkung der Wärme in eine glänzende schwer
                              verbrennliche Kohle verwandelt wird, die sich an den Holzkohlenstücken festsetzt
                              (Glanzruß). Mit Glanzruß behaftete Kohlen hält man aber meist für ungeeignet zur
                              Pulverfabrication und
                              scheidet sie deßhalb aus, wodurch ein Verlust am Ertrage entsteht.
                           Den genannten Nachtheilen scheint man entgehen zu können, wenn man, gestützt auf Violette's Angaben,Polytechn Journal Bd. CXXIII S. 117,
                                    185 u. 291; Bd. CXXIX S. 42. das Holz durch überhitzten Wasserdampf in schwarze Kohle verwandelt. Daß der
                              Anwendung der Dampfverkohlungsmethode im Großen keine zu bedeutenden Schwierigkeiten
                              entgegenstehen, geht daraus hervor, daß sie bereits seit längerer Zeit bei der
                              Darstellung von Rothkohle zur Fabrication der feineren Pürschpulversorten auf der
                              Pulvermühle zu Esquerdes gute Dienste geleistet hat. Man verkohlt dort Faulbaumholz
                              (Rhamnus Frangula. L.), indem man Dämpfe von
                              300° C. durch das in einem Cylinder befindliche Holz hindurchleitet, und
                              erhält nach Violette's Angaben aus 100 Kilogr.
                              lufttrockenem Faulbaumholz (Wassergehalt 10–12 Proc.) im Durchschnitt 36,5
                              Kilogr. rothe Kohle, welche frei von Glanzruß und Theer und von durchaus
                              gleichmäßiger Zusammensetzung ist. Man stellte in Esquerdes die Rothkohle zu
                              genanntem Zwecke früher in Cylindern dar, erhielt aber nur 31,99 Proc. Kohle, von
                              welcher nur 14,18 Proc. rothe Kohle, die übrigen 17,81 Proc. schwarze Kohle waren,
                              welche letztere man als sehr geringwerthig betrachtete und nur zur Fabrication der
                              minder feinen Pürschpulversorten anwendete. Eine Kostenberechnung zeigte Violette, daß die Productionskosten für 100 Kilogr.
                              Faulbaumkohle nach dem früheren Verfahren (in Cylindern) 15 Fr., nach dem neueren
                              Verfahren (durch Dampf) nur 8 Fr. 90 Cent, betrugen. Dieß von Violette mitgetheilte Resultat ließ hoffen, daß man auch schwarze Kohle durch überhitzten Dampf in besserer
                              Qualität und mit geringeren Kosten, als in Cylindern, werde darstellen können. Um
                              hierüber Gewißheit zu erhalten, untersuchte der Verfasser im chemischen Laboratorium
                              der Artillerieschule zu Dresden Cylinderkohlen, welche aus Faulbaumholz auf der
                              Dresdner Pulvermühle dargestellt worden waren; ebenso unterwarf er schwarze Kohlen
                              aus gleichem Holze der chemischen Untersuchung, welche er selbst in einem kleinen
                              Apparate mit Hülfe überhitzter Dämpfe gewonnen hatte. Die Ergebnisse dieser
                              Untersuchungen werden im Folgenden auszugsweise mitgetheilt.
                           Material und Producte der Dresdner Pulvermühle. Die Kohle
                              wird in derselben theils aus Faulbaum-, theils aus Erlenholz dargestellt. Die
                              Faulbaumkohle dient zur Darstellung von Kriegspulver, die Erlenkohle zur Fabrication
                              von Exercirpulver (ausschließlich zu blinden Schüssen). Von Faulbaumholz wendet man
                              Stämmchen von 1–2 Zoll Durchmesser an, welche von Rinde und Bast befreit und
                              hierauf 1–2 Jahre in Schuppen aufbewahrt werden, ehe man sie verkohlt. Bei
                              Analysen des bei 150° C. getrockneten Faulbaumholzes erhielt der Verfasser
                              für das von vier Stellen eines Stämmchens entnommene Holz (Sägespane von
                              Querschnitten, ohne Bast und Rinde) folgende Zahlen:
                           
                              
                                  
                                 Kohlenstoff.
                                 Wasserstoff.
                                 Sauerstoff.
                                  Asche.
                                 
                              
                                 
                                      50,27
                                       5,60
                                     43,58
                                   0,55
                                 
                              
                                 
                                      50,98
                                       6,29
                                     42,23
                                   0,50
                                 
                              
                                 
                                      48,40
                                       5,36
                                     45,64
                                   0,60
                                 
                              
                                 
                                      48,88
                                       6,08
                                     44,41
                                   0,63
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 Mittel:
                                      49,63
                                       5,83
                                     43,97
                                   0,57
                                 
                              
                           Der Wassergehalt des lufttrocknen Faulbaumholzes wurde (durch
                              Trocknen in einem Luftstrome bei 150°) = 11,75, der des lufttrocknen
                              Erlenholzes = 11,7 Proc. gefunden. Das spec. Gewicht des ersteren ergab sich im
                              Mittel = 0,489, das des letzteren = 0,542.Zur Bestimmung des spec. Gewichts der Hölzer wendete der Verfasser folgendes
                                    Verfahren an, welches er für ganz geeignet fand: Aus dem von Bast und Rinde
                                    befreiten lufttrocknen Holzflämmchen wurden durch zwei Querschnitte mit der
                                    Säge Stücke von 20–43 Grm. Gewicht herausgetrennt, an einem Ende
                                    keilförmig zugespitzt und an dasselbe mittelst eines Pferdehaares ein
                                    kleines vergoldetes Messinggewicht von bekanntem Rauminhalt befestigt.
                                    Hierauf senkte man dieselben vorsichtig in einen in halbe Kubikcentimeter
                                    eingetheilten Glascylinder (das keilförmige Ende mit Gewicht nach unten
                                    gekehrt) ein, welcher so weit mit (durch Alkanna) roth gefärbtem Spiritus
                                    gefüllt war, daß das Holz gänzlich untertauchte. Durch Ablesung vor und nach
                                    dem Einsenken fand man dann das Volum des vorher gewogenen lufttrocknen
                                    Holzstückes. Die Oberfläche des Holzes zeigte nach dem Einsenken in den
                                    Spiritus keine anhaftenden Luftblasen; die Ablesung geschah mit Hülfe eines
                                    kleinen verschiebbaren Maaßstabes bis auf Zehntelkubikcentimeter. Diese
                                    Methode wurde auch zur Bestimmung des spec. Gewichts der Kohlen
                                    angewendet
                              
                           Die Verkohlung des Holzes erfolgte in der Dresdner Pulvermühle im Allgemeinen nach
                              dem bekannten Verfahren in Cylindern von Schwarzblech. Man steigert die Temperatur
                              sehr allmählich und heizt so lange, bis Theer und Holzessig ziemlich aufhören zu
                              fließen, die abziehenden Gase von weißer Farbe sind und mit weißer Farbe brennen.
                              Dieß tritt nach 6–7 Stunden, vom Beginn der Verkohlung an gerechnet, ein; man
                              entfernt dann das Feuer vom Roste, schließt die Zugöffnungen und läßt die Kohle je
                              nach Maaßgabe der Witterung noch 16–24 Stunden im Cylinder, worauf sie
                              gänzlich abgekühlt ist. Die den Cylindern entnommene Kohle bildet lange
                              stumpfeckige, feste, glatte Stücke von dunkler Schieferfarbe, ist mit vielen
                              Querrissen versehen, aber ohne Längsrisse, bricht ohne zu splittern und zeigt auf
                              dem Bruche noch deutlich das Fasergewebe des Holzes, ist leicht zerreiblich und gibt
                              auf blauem Papier einen dunkelschwarzbraunen Strich, sie brennt ruhig und ohne Rauch
                              mit einem sehr kleinen
                              blauen oder gelblichen Flämmchen. Der Ertrag des lufttrocknen Faulbaumholzes an
                              Kohle schwankt zwischen 26,4 und 28,5 Proc. und beträgt im Mittel 27,4 Proc.
                           100 Theile der frischen Faulbaumkohle nehmen an der Luft (in 2–4 Tagen, wo die
                              Absorption beendet ist) bei sehr trockner Witterung 7 1/2, bei sehr feuchter 10
                              Theile Gase auf. Eine Kohle, die in 100 Theilen 6,98 Theile aus der Luft
                              aufgenommene Gase enthielt, verlor, im trocknen Luftstrome bis 150° C.
                              erhitzt, 4,85 Procent Wasser, hielt also dabei noch 2,11 Proc. andere Gase (wohl
                              hauptsächlich Sauerstoff) zurück, nahm aber aus dem trocknenden Luftstrome überdieß
                              noch 0,69 Proc. auf, so daß nachher auf die vorhandenen 93,02 Theile Kohle noch 2,82
                              Theile Gase vorhanden waren, die selbst bei 270° nicht ausgetrieben werden
                              konnten. Der Verfasser hat die (an der Luft mit Gasen gesättigte, vor der Analyse
                              bei 150° getrocknete) Faulbaumkohle analysirt und dabei folgende Resultate
                              erhalten:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 141, S. 295
                              Ort, woher die Kohlen entnommen;
                                 Zusammensetzung; Kohlen von vorn und oben im Verkohlungscylinder,
                                 Verkohlungstemperatur gering; Kohle aus der Mitte des Cylinders; Kohle von
                                 hinten und unten im Cylinder, Verkohlungstemperatur am stärksten; Mitlere
                                 Zusammensetzung; Kohlenstoff; Wasserstoff; Sauerstoff; Asche; Gesammtmittel
                              
                           
                           Die hieraus ersichtliche ungleiche Zusammensetzung der von einem Brande herrührenden
                              Kohlen übt auf die Beschaffenheit des Schießpulvers, zu welchem man sie verwendet,
                              keinen nachtheiligen Einfluß aus. Man mengt nämlich die Kohlen von verschiedenen
                              Stellen des Cylinders gut unter einander und führt dadurch in das Schießpulver eine
                              Kohle von immer gleicher mittlerer Zusammensetzung ein.
                           Die Bestimmung des spec. Gewichts der an der Luft mit Gasen gesättigten Faulbaumkohle
                              ergab Zahlen, welche zwischen 0,206 und 0,260 variiren, und als Mittel die Zahl
                              0,230, welche aber für die von absorbirtem Wasser befreit gedachte Kohle (unter der
                              Annahme, daß die Kohle bei der Absorption von Feuchtigkeit keine Volumänderung
                              erleidet) auf 0,219 zu reduciren ist. Aus diesem spec. Gewicht, dem spec. Gewicht
                              des Holzes und dem Ertrage an Kohle von 27,4 Proc. berechnet sich der Volumertrag an
                              Kohle zu 60,9 Procent. Die Entzündungstemperatur wurde in einem Probirgläschen (Figur 39)
                              bestimmt. Dasselbe wurde zu 1/3 mit Kohlen gefüllt, dann der Kork mit den beiden
                              Röhren luftdicht eingesetzt und das Probirglas bis zur Hälfte in ein Metallbad
                              eingetaucht. Die Temperatur des Metallbades, durch ein neben dem Probirglase
                              eingesenktes Thermometer bestimmt, wurde in der Nähe der Entzündungstemperatur der
                              Kohlen sehr allmählich, jedoch immer erst nachdem die Temperatur längere Zeit
                              constant geblieben war, durch Zulegen glühender Kohlen unter dasselbe gesteigert und
                              häufig am Ende a mittelst eines Aspirators ein sehr
                              langsamer Luftstrom hindurchgesaugt. Hierbei wurde nachgesehen, ob die am Ende b einströmende, sich unten auf die Kohlen ergießende
                              Luft die Kohlen entzündete. Dieß Ansaugen wurde ungefähr von 5° zu 5°
                              C. wiederholt und die niedrigste Temperatur, bei welcher die Entzündung erfolgte,
                              als Entzündungstemperatur angemerkt. Die gefundene Entzündungstemperatur schwankte
                              bei Kohlen verschiedener Beschaffenheit (theils hart und klingend, theils weich)
                              zwischen 320 und 360° und betrug im Mittel 340° C.
                           Aus lufttrocknem Erlenholz gewinnt man durchschnittlich 26,2 Proc. Kohle. Das spec.
                              Gewicht der an trockner Luft aufbewahrten Erlenkohle variirte von 0,244 bis 0,396
                              und betrug im Mittel 0,315, welche Zahl, den Wassergehalt der Kohle zu 4 Proc.
                              angenommen, für dieselbe im wasserfreien Zustande auf 0,302 zu reduciren ist.
                              Hiernach würde der Volumertrag des Erlenholzes an Kohle 47 Proc. betragen. Der
                              Aschengehalt der bei 150° getrockneten Erlenkohle wurde im Mittel = 1,145
                              Proc., die Entzündungstemperatur von 333 bis 360° schwankend und im Mittel zu
                              352° C. gefunden.
                           
                           Darstellung schwarzer Kohlen durch überhitzten Wasserdampf und
                                 Eigenschaften derselben. Der von dem Verfasser angewendete Apparat ist
                              durch Figur
                                 40 dargestellt. Zu demselben gehört ein (nicht mit nachgebildeter)
                              cylindrischer, 40 Dresdner Kannen Wasser fassender, mit Sicherheitsrohr, Fülloch und
                              Dampfrohr von 7/8 Zoll im Lichten versehener Dampfkessel. In demselben werden Dämpfe
                              gewöhnlicher Spannung entwickelt, welche durch das Dampfabzugsrohr in ein mit
                              glühenden Kohlen umgebenes Schlangenrohr geführt werden. B ist das kupferne Schlangenrohr mit Ofen, dessen vordere Hälfte in der
                              Figur weggelassen ist. Der Ofen ist aus starkem Eisenblech, der Raum zwischen
                              Ofenwand und Schlangenrohr und der innere Raum des spiralförmig gewundenen
                              Schlangenrohres dienen zur Aufnahme von Holzkohlen, die von oben hereingeworfen
                              werden, der Zug wird durch die Stellung von Schiebern regulirt, welche in die
                              Oeffnungen o am Rande des Aschenraumes beliebig weit
                              eingeschoben werden können. Der Dampf aus dem Dampfzuleitungsrohre tritt bei a unten in das glühende Schlangenrohr ein, durchläuft
                              dessen Windungen, nimmt dabei von den glühenden Wänden des Schlangenrohres Wärme
                              auf, verläßt das Schlangenrohr oben bei b und tritt
                              hierauf in das Rohr z ein, welches ihn in den
                              Verkohlungscylinder führt. Auf das horizontale Rohr z
                              ist eine verticale Kupferröhre t aufgelöthet, in welche
                              vermittelst durchbohrten Korkes ein Quecksilberthermometer eingesetzt oder ein
                              Metallthermometer eingeschraubt werden kann; man beobachtet an diesen die Temperatur
                              der aus dem Schlangenrohre austretenden Dämpfe. C ist
                              der Verkohlungscylinder. Er besteht aus einem äußersten Hüllcylinder von Eisenblech
                              e, so wie dergleichen Deckel d, dessen innerer in der Figur grobpunktirter Theil mit schlechtleitendem
                              Material (Bimssteinstücken) ausgefüllt ist. Im Innern des Cylinders e befindet sich ein System concentrischer Cylinder f, g, h, i, in deren innerstem i sich das zu verkohlende Holz befindet. Der in der Figur grobpunktirte
                              Zwischenraum zwischen e und dem Cylindersystem f, g, h, i ist ebenfalls zum Schutz gegen Abkühlung mit
                              Bimssteinstückchen gefüllt. Der aus x ausströmende Dampf
                              gelangt in ein angeschobenes, mit Sieblöchern versehenes Rohr z'. Zwischen z' und dem Mantel von i liegt das Holz; der aus den Sieblöchern von z' ausströmende Dampf durchdringt das Holz und geht
                              hierauf in Richtung der in der Figur befindlichen Pfeile, den Cylinder i vor Abkühlung schützend, durch die Zwischenschräume
                              der Cylinder i, h, g, f und strömt dann in das
                              Abzugsrohr z''. Aus dem Rohre z'' strömt der Dampf in einen Liebig'schen
                              Kühlapparat mit innerem Rohr von Kupfer, der in der Figur nicht angegeben ist. Um
                              den Apparat zu entleeren, zieht man den Deckel d ab, schraubt hierauf den
                              Deckel d' ab, zieht den Deckel d'' vom Cylinder h weg und zieht den inneren
                              Cylinder i mit dem an denselben angelötheten Rohre z' heraus. Die Entleerung des herausgenommenen Cylinders
                              i findet statt, nachdem der Deckel d''' von demselben entfernt worden ist. Beim Füllen
                              verfährt man in umgekehrter Ordnung.
                           Die Temperatur der in den Verkohlungscylinder einströmenden Dämpfe wurde durch
                              Zulegen und Wegnehmen in den und aus dem Ofen B
                              regulirt. Zur Messung der Temperatur der Dämpfe wendete der Verfasser bis
                              350° C. ein Quecksilberthermometer, für höhere Temperatur ein aus zwei
                              vereinigten Lamellen, die eine von Stahl, die andere von Messing, bestehendes
                              Metallthermometer an. Der aus diesen Lamellen bestehende Streifen wurde
                              schraubenförmig gewunden, das eine Ende an dem Boden eines kleinen cylindrischen
                              Gehäuses angelöthet, das andere Ende an ein Hebel- und Räderwerk befestigt,
                              welches die Ausdehnung des Streifens bei der Erwärmung vergrößert durch Umdrehung
                              eines Zeigers auf einem Zifferblatte darstellte. Durch Vergleichung dieses Apparates
                              mit einem Quecksilberthermometer fand der Verfasser, daß die Ausdehnung des
                              Streifens zwischen 0° und 350° C. vollkommen gleichmäßig ausfalle. Der
                              Verfasser benutzte dieses Thermometer bis 440° C., indem er voraussetzte, daß
                              auch bis dahin die Ausdehnung regelmäßig sey.
                           Was das Material zum Apparate anbetrifft, so ist der in Esquerdes aufgestellte von
                              Eisen. Der Verfasser fand, daß man auch dann das Schlangenrohr und den
                              Verkohlungscylinder von Eisen machen lassen darf, wenn man im Apparate schwarze
                              Kohle darzustellen beabsichtigt. Bei zwölf Versuchen, wobei schwarze Kohle durch
                              Dämpfe von 410° dargestellt wurde, wurde der Verkohlungscylinder von
                              Schwarzblech nicht im Geringsten angegriffen. Man kann eiserne Schlangenröhren
                              anwenden, wenn man dieselben nicht so weit erhitzt, daß die Innenfläche eine
                              Temperatur annimmt, bei welcher dieselbe durch die hindurchgehenden Dämpfe oxydirt
                              wird. Diese Temperatur liegt aber nach den Versuchen des Verfassers über 440°
                              C., jedoch noch unter der starken Rothglühhitze. Jedenfalls müssen eiserne Röhren
                              länger seyn als kupferne, welche starke Rothglühhitze recht gut aushalten, obgleich
                              das Schlagloth, womit sie gelöthet sind, allerdings von den Dämpfen angegriffen
                              wird.
                           Das Verfahren bei der Erzeugung von Kohle im Dampfapparat war folgendes: Nachdem de
                              innerste Cylinder i mit Holz gefüllt und in den
                              Verkohlungsapparat eingesetzt war, schloß man die Ausgänge des Apparats durch die
                              Deckel d'', d', d. Hierauf ließ man Dampf von
                              100° C. in den Apparat ein, worauf man die Schlange sofort mit so viel
                              glühenden und frischen
                              Holzkohlen umgab, daß die Temperatur der aus derselben heraustretenden Dämpfe in
                              einer halben Stunde von 100° bis 280° C. stieg. Sobald Dämpfe von
                              280° C. durch das Holz hindurchgehen, beginnen Theer und Holzessig mit dem
                              aus dem Liebig'schen Kühlapparate ausfließenden
                              Verdichtungsapparate zu erscheinen. Die Temperatur der Dämpfe wurde nun von
                              280° C. bis zur eigentlichen Verkohlungstemperatur (350° C. und höher)
                              in 3/4 – 1 Stunde gesteigert; man sorgte hierauf dafür, daß die Dämpfe von
                              der eigentlichen Verkohlungstemperatur 2 1/2 Stunde lang durch das Holz
                              hindurchgingen, worauf der Dampf abgesperrt werden konnte, da Theer und Holzessig
                              dem Verdichtungswasser nicht mehr beigemengt waren. Nach erfolgter Absperrung des
                              Dampfes wurde der Kohleninhalt des Cylinders i in einen
                              Erstickungscylinder entleert, dessen Außenfläche durch Umgebung mit oft gewechseltem
                              kalten Sande abgekühlt wurde. Die erkalteten Kohlen wurden hierauf gewogen. –
                              Erhöht man die Temperatur der Dämpfe langsamer, als vorstehend angegeben ist, bis
                              zur Verkohlungstemperatur, so muß der Dampf nachher viel länger als 2 1/2 Stunden
                              auf das Holz einwirken, um die Verkohlung vollständig zu beendigen, was
                              wahrscheinlich in der Erzeugung von Rothkohle, die durch den Dampf schwerer in
                              schwarze Kohle übergeführt wird, seinen Grund hat.
                           Die aus Faulbaumholz durch Dampf von 350° C. dargestellte schwarze Kohle zeichnet sich durch ihre
                              Weichheit, Zerreiblichkeit und dadurch vor der Cylinderkohle von der Dresdner
                              Pulvermühle aus, daß keine Spur von Glanzruß an derselben sich vorfindet. Das
                              Gewicht derselben betrug 30,2 bis 30,4 Proc. vom Gewicht des lufttrocknen Holzes. An
                              der Luft aufbewahrt und dann in einem trocknen Luftstrome bis 150° erhitzt,
                              verlor sie 6,89 Procent Wasser, absorbirte aber zugleich aus der zum Trocknen
                              dienenden Luft 0,98 Proc. (wahrscheinlich Sauerstoff). Das spec. Gewicht variirte
                              von 0,249 bis 0,287 und betrug im Mittel 0,269, was für trockne Kohlen berechnet auf
                              0,250 zu reduciren ist. Der Volumertrag an Kohle berechnet sich hiernach zu 59,27
                              Proc. Die Analyse der an der Luft aufbewahrten und dann bei 150° getrockneten
                              Kohlen gab folgende Resultate, von denen die unter I verzeichneten auf die Kohle von
                              einem, die unter II auf die Kohle von einem andern Versuche sich beziehen:
                           
                              
                                 
                                     I
                                    II
                                 
                              
                                 Kohlenstoff
                                 76,00   
                                 75,06
                                 
                              
                                 Wasserstoff   
                                   3,91
                                   4,09
                                 
                              
                                 Sauerstoff
                                 18,58
                                 19,51
                                 
                              
                                 Asche
                                   1,51
                                   1,34.
                                 
                              
                           Die Entzündungstemperatur schwankte zwischen 300 und
                              340° und betrug im Mittel 325° C.
                           
                           Die durch Dampf von 350° C. aus Erlenholz erzeugte Kohle betrug 29,7 bis 10,3 Proc. vom Gewichte des
                              lufttrocknen Erlenholzes, variirte im spec. Gewichte von 0,356 bis 0,427, ergab im
                              Mittel 1,01 Asche, und ihre Entzündungstemperatur schwankte zwischen 337 und
                              357° C.
                           Faulbaumkohle, bei höherer Temperatur als 350° durch Dampf dargestellt. Durch Dampf von 410°
                              erhielt der Verfasser aus Faulbaumholz von 9 Proc. Wassergehalt 28,8 Proc. schwarze
                              Kohle. Diese bestand aus 79,60 Proc. Kohlenstoff, 3,82 Wasserstoff, 15,06 Sauerstoff
                              und 1,52 Asche. Diese Kohle beendete ihre Gewichtszunahme an der Luft (bei feuchtem
                              Wetter im April) in 18 Tagen. 100 Theile der Kohle enthielten dann 91,51 Theile
                              wirkliche Kohle und 8,49 Theile Luftbestandtheile, wovon 7,77 Theile Wasser waren.
                              – Bei Anwendung von Dampf möglichst hoher Temperatur (die der Verfasser wegen
                              eines Defects nicht bestimmen konnte, aber auf 440° C. schätzt) erhielt man
                              aus dem 9 Proc. Wasser enthaltenden Faulbaumholze 26,6 Proc. schwarze Kohle, die aus
                              84,99 Kohlenstoff, 3,30 Wasserstoff, 10,12 Sauerstoff und 1,59 Asche bestand. Diese
                              Kohle erreichte das Maximum der Gewichtszunahme an der Luft in 20 Tagen. Sie
                              enthielt dann 9,35 Procent Luftbestandtheile, von denen 6,29 Proc. Wasser waren.
                              – Bei einem ferneren Versuche, bei welchem das Metallthermometer ebenfalls
                              nicht angewendet werden konnte, beabsichtigte der Verfasser die gleichmäßige
                              Zusammensetzung der Kohlen zu prüfen, welche von der Eintrittsstelle des Dampfes in
                              den Cylinder i und derjenigen, die von der
                              Austrittsstelle des Dampfes aus dem Cylinder i entnommen
                              waren. Er erhielt folgende Resultate:
                           Zusammensetzung der Kohlen:
                           
                              
                                 a)
                                 von der
                                 Eintrittsstelle     
                                   b)
                                 von der
                                 Austrittsstelle
                                 
                              
                                 
                                   82,95
                                 Kohlenstoff
                                 
                                   82,91
                                 Kohlenstoff
                                 
                              
                                 
                                     3,10
                                 Wasserstoff
                                 
                                     3,26
                                 Wasserstoff
                                 
                              
                                 
                                   12,28
                                 Sauerstoff
                                 
                                   11,98
                                 Sauerstoff
                                 
                              
                                 
                                     1,67
                                 Asche
                                 
                                     1,85
                                 Asche
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                                 
                                 ––––––
                                 
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                 
                                 
                                 100,00
                                 
                                 
                              
                           Die im Vorstehenden angegebenen Eigenschaften von Dampf- und Cylinderkohlen
                              ergeben zu Gunsten der ersteren: 1) daß die Dampfverkohlungsmethode eine vollkommen
                              gleichmäßig zusammengesetzte schwarze Kohle liefert, während die auf der Dresdner
                              Pulvermühle dargestellten schwarzen Cylinderfaulbaumkohlen im Kohlenstoffgehalt
                              schwanken; 2) daß bei Anwendung von überhitztem Wasserdampf zur Darstellung
                              schwarzer Kohle die flüchtigen Destillationsproducte vollständig aus dem Apparate
                              entfernt werden, so daß keine Spur von Theer und Glanzruß in denselben mehr zu finden ist, während bei
                              der Cylinderverkohlung selbst die ausgesuchten Stücke in den Rißflächen noch mit
                              Glanzruß bedeckt sind.
                           Die ungleichmäßige Zusammensetzung der Kohlen hat in Sachsen bis jetzt nicht
                              Veranlassung gegeben, mit dem Cylinderverkohlungsverfahren unzufrieden zu werden.
                              Die stärker gebrannten Kohlen aus den Verkohlungscylindern besitzen noch genug
                              Entzündlichkeit und Verbrennlichkeit, um mit Vortheil zur Pulverfabrication
                              verwendet werden zu können; die am schwächsten gebrannten Kohlen sind immer noch
                              schwarze Kohlen und liefern deßhalb ein Pulver, welches nicht ungewöhnlich
                              zerstörend auf die Geschützrohre einwirkt. Es geht demnach von dem für schwarze
                              Kohle in Sachsen erhaltenen hohen Mittelertrag von 27,4 Procent nichts ab, mit
                              welcher Ertragshöhe man nur zufrieden seyn kann, und fordert dieselbe eher zur
                              Beibehaltung, als zur Abschaffung der Cylinderverkohlung auf.
                           In Frankreich ergab nach Violette's Angaben die
                              Rothkohlenfabrication in Cylindern einen Ertrag von 31,99 Proc. Kohle, der sich aber
                              auf einen Reinertrag von 14,18 Proc. reducirte, da 17,81 Proc. der erhaltenen Kohlen
                              als geringwerthig und unbrauchbar zur Pürschpulverfabrication ausgeschieden werden
                              mußten. Für die Rothkohleerzeugung mußte demnach die Erfindung des
                              Dampfverkohlungsverfahrens ein willkommenes Ereigniß seyn, da es einen Reinertrag
                              von 36,5 Proc. Kohle liefert. Die Fabrication von schwarzer Kohle würde durch
                              Einführung des Dampfverkohlungsverfahrens nicht an Ertragshöhe gewinnen, da man in
                              Cylindern 27,4 Proc. schwarze Kohle (Dresdner Pulvermühle), durch Dampf aber 26,6
                              bis 30,3 Proc., im Mittel also ungefähr eben so viel als in Cylindern erhält. Die
                              ungleichmäßige Zusammensetzung der Cylinderkohlen ist kein Grund, die
                              Dampfverkohlung der Cylinderverkohlung vorzuziehen, man konnte stets durch Mengung
                              stark und schwach gebrannter Cylinderkohlen eine Kohle von immer gleicher mittlerer
                              Zusammensetzung hervorbringen, und man hat sich in Sachsen bis jetzt noch nicht über
                              die ungleichmäßige Wirkung des Schießpulvers verschiedener Fabricationszeit zu
                              beklagen Ursache gehabt.
                           Es ergibt sich demnach, daß weder der Ertrag noch die Eigenschaften von Dampf-
                              und Cylinderkohlen auffordern, sich für die eine oder andere Art der
                              Fabricationsweise mit Bestimmtheit zu entscheiden, und kann demnach eine solche
                              Entscheidung nur von den Fabricationskosten noch erwartet werden. Die
                              Anschaffungskosten eines Cylinder- und Dampfverkohlungsapparats von gleicher
                              Productionshöhe konnte der Verfasser nicht vergleichen, da er unter Allem, was über
                              dergleichen Apparate bekannt geworden ist, keine vergleichsmäßigen Vorlagen fand.
                              Ueber die Productionskosten läßt sich aber a priori das
                              Urtheil fällen, daß dieselben für Herstellung derselben Menge schwarzer Kohlen bei
                              Anwendung der Dampfverkohlung eben so groß sind, als bei Anwendung der
                              Cylinderverkohlung, wenn man die freie und latente Wärme, welche die aus dem
                              Apparate ausströmenden Dämpfe noch besitzen, nachdem sie auf das Holz eingewirkt
                              haben, nutzbar machen kann. Es geht in diesem Falle also die große Menge latenter
                              Wärme, die das Wasser im Dampfkessel, und die große Menge freier Wärme, die der
                              Dampf im Schlangenrohre aufnimmt, nicht verloren, man verbraucht davon nur den zur
                              Verkohlung unbedingt nöthigen Antheil und erleidet einen kleinen Wärmeverlust durch
                              die Feuerungen und durch Ausstrahlung von den Dampfleitungsröhren. Verkohlt man in
                              Cylindern, so verbraucht man ebenfalls nur die zur Verkohlung unbedingt nöthige
                              Wärme und erleidet einen kleinen Verlust durch die Feuerung. Die beiden genannten
                              Fälle sind also so ziemlich identisch.
                           Wo man den Dämpfen, nachdem sie auf das Holz eingewirkt haben, den großen Ueberschuß
                              von Wärme, den dieselben noch besitzen, zu einer nützlichen Verwendung nicht wieder
                              entzieht, sondern dieselben unbenutzt ins Freie gehen läßt, werden die
                              Productionskosten für Dampfkohle viel beträchtlicher ausfallen, als für
                              Cylinderkohlen, und es ist in diesem Falle die Cylinderverkohlungsmethode der
                              Dampfverkohlungsmethode unbedingt vorzuziehen. Daß der
                              entstehende Wärmeverlust sehr unbedeutend ist, ergibt sich aus Violette's Angaben über die Productionskosten rother Kohle in Esquerdes.
                              Man brauchte dort für die Production von 100 Kilogr. Rothkohle zur
                              Dampfkesselheizung für 6 Fr. 40 Cent. Steinkohlen, während man für 2 Fr. 50 C. Kohks
                              zur Heizung des Schlangenrohres nöthig hatte. Bei Production von schwarzer Kohle
                              würde man wahrscheinlich nicht mehr latente Wärme gebrauchen, als bei
                              Rothkohleproduction; daher würden bei Erzeugung von 100 Kilogr. schwarzer Kohle,
                              wenn man die überschüssige Wärme fortgehen läßt, wenigstens für 6 Fr. 40 Cent. Wärme
                              verloren gehen. Da man in Esquerdes die Dämpfe bis 300° C. erhitzt, bei
                              Schwarzkohleerzeugung sie aber bis 400° C. erhitzen muß, so würde man zu
                              letzterem Zwecke zur Schlangenrohrheizung
                           (400 – 100)/(300 – 100) × 2 Fr. 50 Cent. = 3
                              Fr. 75 Cent.
                           Wärme brauchen. Nimmt man an, daß die letztere an das Holz
                              gerade wieder abgegeben wird, welches sich hierdurch in Kohle verwandelt, so kann
                              man wohl sagen, daß bei Herstellung von 100 Kilogr. schwarzer Kohle durch Dampf ein
                              Wärmeverlust entsteht, welcher doppelt so groß ist, als die zur Verkohlung selbst
                              gebrauchte Wärme, wenn man den Dampf nach der Einwirkung auf das Holz unbenutzt ins
                              Freie gehen läßt. Daß das eben Behauptete auf vollkommene Richtigkeit keinen
                              Anspruch machen kann, sondern nur im Range einer ungefähren Schätzung steht, ist
                              leicht zu ersehen, jedoch dürfte sich dieselbe nicht zu sehr von der Wahrheit entfernen. Hierbei ist
                              übrigens noch nicht berücksichtigt worden, daß man bei der Cylinderverkohlung einen
                              sehr concentrirten Holzessig erhält, welcher gut verwerthet werden kann, während die
                              Verdichtung des Dampfes bei der Dampfverkohlung einen sehr verdünnten,
                              wahrscheinlich nicht verwerthbaren Holzessig liefern würde.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
