Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 141, Jahrgang 1856, Nr. , S. 313
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Miscellen. Miscellen. Versuche mit den neuen Centrifugal-Ventilatoren von P. Rittinger. Wir haben bereits die Mittheilung gemacht (polytechn. Journal Bd. CXL. S. 464), daß es dem Hrn. Sectionsrathe Rittinger gelungen sey, eine richtige Theorie aller Arten von Centrifugal-Ventilatoren aufzustellen. Wir sind nunmehr in der Lage, über die beim k. k. Eisengußwerk zu Mariazell abgeführten Versuche mit den ersten nach dieser Theorie construirten Ventilatoren Folgendes mitzutheilen: Die Versuche mit dem saugenden Grubenventilator wurden vollständig durchgeführt und abgeschlossen. Die Resultate derselben stehen ganz im Einklange mit der zu Grunde gelegten Theorie und bestätigen die Richtigkeit derselben. Insbesondere ist durch dieselben die Nothwendigkeit von gegen die Saugöffnung einwärts gekrümmten Flügeln und eines eigenen möglichst erweiterten Auslaufraumes aus eine entschiedene Weise nachgewiesen. Unter den günstigsten Umständen ergab sich der Wirkungsgrad dieser Maschine mit 29 Procent der angewendeten Betriebskraft, eine Leistung, welche mit Centrifugalventilatoren bisher noch nicht erreicht wurde. Das Maximum des Nutzeffectes läßt sich bloß bei jener Windmenge erzielen, für welche der Ventilator berechnet wurde. Die Depression im Saugraume kann jedoch innerhalb weiter Gränzen sich ändern. Um den normalen Effect zu erhalten, ist es erforderlich, die theoretische Zahl der Umgänge um 50 Procent zu vermehren; mit Hülfe dieses Correctionscoëfficienten für jeden gegebenen Fall, d. i. für jede Luftmenge und Depression den entsprechenden Ventilator genau zu berechnen, während in dieser Beziehung bisher bloß empirisch und mit großer Unsicherheit zu Werke gegangen wurde. Der ausübende Ingenieur wird daher für die Folge in die Lage versetzt seyn, den Grubenventilator ganz den gegebenen Bedingungen gemäß zu construiren, der Grubenbesitzer dagegen wird mit weit geringeren Kosten als bisher denselben im normalen Betriebe erhalten können. Sämmtliche Versuche haben dadurch einen besondern Werth, daß dieselben unter vollkommen gleichen Umständen abgeführt wurden, ferner daß dabei die Menge der in Bewegung versetzten Luft vermöge des angewendeten Apparates auf eine sichere Art controlirt werden konnte, endlich aber vorzüglich, weil mittelst des in Anwendung gebrachten Einschaltungs-Dynamometers die jedesmalige Betriebskraft mit einer solchen Sicherheit und Genauigkeit festgestellt werden konnte, wie dieß bei keinem der bisherigen Versuche möglich war. Die Proben mit dem Hochdruckventilator konnten noch nicht beendigt werden, da es sich als nothwendig herausstellte, demselben eine festere Fundamentirung zu geben, welche für den normalen Betrieb unerläßlich ist. Doch ergaben schon die wenigen, mit letzterem Ventilator abgeführten Vorversuche einen nicht gewöhnlichen Erfolg, da bei 940 Umgängen per Minute bereits eine Windpressung von 17 1/2 Wien. Linien (am Quecksilber-Manometer) bei einer Windlieferung von 1400 Kubikfuß per Minute erreicht wurde. (Oesterreichische Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen, August 1856, Rr. 33.) Composition zum Versilbern metallener Artikel; von C. B. Advielle in Paris. Ich löse einerseits 3 1/2 Unzen Silber in 6 1/2 Unzen Salpetersäure auf, um salpetersaures Silber zu erhalten; andererseits löse ich beiläufig 32 Unzen Cyankalium in 25 Pfund (à 16 Unzen) Wasser auf, und gieße diese Lösung in das salpetersaure Silber. Die so erzeugte Cyansilberlösung versetze ich mit beiläufig 6 1/2 Unzen fein pulverisirter Schlämmkreide, und erhalte dadurch eine Versilberungsflüssigkeit (argentine water), welche in Flaschen von blauem Glas aufbewahrt werden muß, damit sie durch das Licht nicht zersetzt wird. Die zu versilbernden metallenen Artikel tauche ich in ein Bad, welches aus 1 Th. dieser Versilberungsflüssigkeit und 2 Th. Wasser besteht; sollte der Artikel zu groß seyn, so befeuchte ich ihn mit derselben mittelst eines Linnenstückes. Die Flasche muß vorher geschüttelt werden, um die abgesetzte Schlämmkreide aufzurühren. Nachdem der Artikel mit der Flüssigkeit gut imprägnirt worden ist, reibt man ihn mit sehr trockener Schlammkreide, und wenn er einen guten Ueberzug erhalten hat, wird er gewaschen, dann mit einem trockenen Tuch gerieben, er bekommt ein weißes und glänzendes Ansehen. Man erhält eine dauerhaftere Versilberung, wenn man ein kleineres Verhältniß von Wasser anwendet, das Verfahren wird aber dadurch theurer und langsamer ausführbar. – Patentirt in England am 7. November 1855. (Repertory of Patent-Inventions, August 1856, S. 148) Ueber Häuserbau mit Mörtel. Im polytechn. Journal Bd. CXL. S. 101 wurde F. Coignet's Benutzung des geformten und zusammengepreßten Mörtels zum Häuserbau mitgetheilt. Derselbe verwendet eine Mischung von 8 Th. Sand, 1 Th. Lehm, 1 1/2 Th. Kalk und 1 Th. Steinkohlenasche und empfiehlt diese Bauart für Paris, insbesondere aber auch für Festungsmauern, weil die Kugeln in solchen Mauern nicht so leicht Bresche machen, als in denen von natürlichen Steinen. Ob dieser Vorschlag in Frankreich Eingang finden wird, kann nur die nächste Zukunft lehren. In Deutschland besitzen wir seit längerer Zeit Gebäude aus künstlichem Stein von einer viel einfacheren Zusammensetzung, nämlich aus 12 Th. Sand und 1 Th. Kalk. Von dieser Art sind die auf der Fabrik zu Weißenau bei Nürnberg im Jahr 1846 errichteten Gebäude, über welche nach sechsjährigem Bestehen ein den günstigen Erfolg und deren Vortheile besprechender Bericht von dem Erfinder Hrn. Joh. Carl Leuchs veröffentlicht wurde (polytechn. Journal Bd. CXXI V S. 236). Ausführlich ist diese Bauart, welche der Erfinder namentlich den Eisenbahnverwaltungen empfiehlt, in der in zweiter Auflage erschienenen Schrift beschrieben: Der Bau mit künstlicher Steinmasse. Von J. C. Leuchs. 1856.“ Ueber die, der Bogheadkohle ähnliche bituminöse Georgs-Kohle zur Leuchtgasbereitung. Dem nachfolgenden Bericht von Dr. Fyfe erlaube ich mir einige Mittheilungen vorangehen zu lassen. Bald nachdem die Boghead-Kohle ihren bedeutenden Ruf sich erworben hatte, ließ ich es mir angelegen seyn, ein ähnliches derartiges Material für unsere deutschen Gasfabriken auf dem Continent zu fördern. Meine Bemühungen blieben lange ohne Erfolg, denn die in Deutschland gewöhnlich vorkommenden Blätter- und Lias-Schiefer sind durch die Versuche, welche verschiedene Continental-Gas-Anstalten im Großen damit anstellen, als unbrauchbar erklärt, indem diese Schiefer zu viel Sauerstoff und Schwefel enthalten. Meine ferneren Forschungen entdeckten endlich doch in der Grube Georg bei Dierdorf, Kreis Neuwied, was ich zu finden hoffte, und wurde diese Grube von der Commandit-Gesellschaft für Bergbau, Mineralöl und Paraffinkerzen-Fabrication, Firma: Paul Wagenmann und Comp. angekauft. Das in der Grube Georg vorkommende Material ist ein schwefelarmes, sehr wasserstoff- und bitumenreiches Material. Mehrere englische Gascompagnien und englische Gas-Ingenieure sprachen sich bei Ansicht und Untersuchung der Georgs-Kohle bei mir darüber aus, daß dieselbe mit der Boghead-Kohle in ihren ausgezeichneten Eigenschaften viele Aehnlichkeit zeige. Wenn in dem nachstehenden Berichte die Quantität und das specifische Gewicht des Gases etwas niedrig erscheint, so liegt es daran, daß bei der Probe noch zu viel der Kohle Nr. 1 beigemischt war, welche beim regelmäßigen Betriebe der Grube ganz verschwinden wird; diese Kohle Nr. 1 ist braunkohlenartig und enthält wenig Bitumen und glaube ich die Hoffnung aussprechen zu dürfen, daß sich die Qualität unserer Georgs-Kohle bei regelmäßiger Förderung so heraustellen wird, daß sie der Boghead-Kohle (Torbane) auch in Quantität und spec. Gewicht des Gases, welches sie liefert, gleichkommt. Es steht so zu sagen schon fest, daß keine bis jetzt bekannte derartige Grube in Deutschland ein so vorzügliches Material fördert, wie das der Grube Georg, und ist demnach nicht zu zweifeln, daß dasselbe sich in kurzer Zeit Eingang auf den Weltmarkt verschaffen wird. Ich stehe zu jeden näheren Aufschlüssen gerne bereit, und hoffe bald die Resultate der Versuche, welche augenblicklich in verschiedenen Londoner Gasfabriken gemacht werden, veröffentlichen zu können. Bonn, Juli 1856. Paul Wagenmann, Civilingenieur. Nachdem ich die bituminöse Georgs-Kohle einer chemischen Untersuchung zur Bestimmung ihres Werthes für die Gaserzeugung unterworfen habe, kann ich folgenden Bericht darüber erstatten: Die Stücke haben sehr verschiedenes Ansehen und Structur, einige gleichen dem Torf, sind leicht zu brechen und können mit dem Messer geschnitten werden, andere sind viel härter und dunkler, lassen sich in dünne Lagen spalten und eben so leicht mit einem Messer schneiden und zeigen dann eine glänzende Oberfläche. Außerdem finden sich Stücke von blasser Farbe, gewissen Thonarten ähnlich, auch spaltbar, leicht schneidbar und eine glänzende Oberfläche zeigend; diese letzteren haben wenig Aehnlichkeit mit den ersteren; ich benenne die verschiedenen Sorten 1, 2, 3, übereinstimmend mit der ersten, zweiten und dritten Sorte. Das spec, Gewicht der verschiedenen Stücke variirt beträchtlich. Das von Nr. 1 variirt zwischen 940 und 1120, Wasser zu 1000 angenommen, das von Nr. 2 von 960 bis 1056, das von Nr. 3 von 816 bis 985. Die beiden ersten schwimmen auf dem Wasser, sinken aber leicht unter; Nr. 3 bleibt schwimmend. Die Stücke sind nicht sehr verschieden in den flüchtigen Bestandtheilen, welche sie liefern, aber die Zusammensetzung der Kohks differirt beträchtlich in Betreff ihres Gehaltes an Kohlenstoff und Asche. Folgendes sind die Resultate der Untersuchung: Nr. 1. Flüchtige Bestandtheile    62,4    FeuchtigkeitGasige Producte   2042,4 Kohks 37,6 KohleAsche 30,6  7 Nr. 2. Flüchtige Bestandtheile 66,7 FeuchtigkeitGasige Producte 16,250,5 Kohks 33,3 KohleAsche   9,324 Nr. 3. Flüchtige Bestandtheile 71,4 FeuchtigkeitGasige Producte 1952,1 Kohks 28,9 KohleAsche 1018,9 Die Quantität des Schwefels überschreitet etwas diejenige, welche gewöhnlich in schottischer bituminöser Kohle vorhanden ist. Bei der Durchschnitts-Untersuchung sind annähernd 2 Proc. gefunden worden. Abgesehen von der verschiedenen Zusammensetzung der Stücke, sind die Resultate, welche in Beziehung auf die Bestimmung des Werthes dieses Artikels für die Gaserzeugung sich ergeben haben, sehr befriedigend. Die Versuche wurden bei Anwendung verschiedener Hitzegrade und unverändertem Gebrauch der verschiedenen Stücke gemacht. Bei einer Temperatur unter derjenigen, welche gewöhnlich in Gaswerken angewendet wird, war die Gasmenge zwischen 9 bis 10000 Kubikfuß per Tonne. Dasselbe war der Fall, wenn die Temperatur durchschnittlich höher war. Mit einer Hitze, welche gewöhnlich angewendet wird, um schottische Cannelkohle zu verarbeiten, blieb sich die Quantität ziemlich gleich. Ein Gemisch der verschiedenen Stücke bei mehreren Versuchen gab im Durchschnitt 10563 Kubikfuß per Tonne (20 Cntr.). Nach der Reinigung auf dem gewöhnlichen Wege gab die Tonne 640 Pfd. Kohks. Das spec. Gewicht bei gewöhnlichem Druck und Temperatur war 516, die Luft gleich 1000 angenommen. Der Betrag des durch Chlor condensirten Gases war 12,75 in 100 Theilen. Die Brennzeit des Gases, d.h. die Zeit, um einen Kubikfuß durch einen 1/33 Zoll breiten Brenner und mit einer 5 Zoll langen Flamme zu consumiren, war 61 Minuten 20 Secunden. Bei einem Argand'schen Brenner, welcher 4,6 Kubikfuß gewöhnliches Kohlengas per Stunde consumirt, zeigte sich eine bedeutend günstigere Brennzeit. Die Lichtstärke ist gleich 11,23 Wallrathkerzen, wovon jede per Stunde 120 Gran consumirt. Demnach ist das Licht, welches erzeugt wird durch Verbrennung von einem Kubikfuß Gas, gleich 1419,6 Gran Wallrath. Eine Tonne der bituminösen Georgskohle, welche 10563 Kubikfuß Gas liefert, würde, zu Gas verarbeitet, so viel Licht geben, wie 2140,7 Pfd. Wallrath. Folgendes ist eine tabellarische Uebersicht der Resultate: Textabbildung Bd. 141, S. 316 Kubikfuß Gas per Tonne; Pfund Kohks p. Tonne; Spec. Gewicht des Gases; Condensation durch Chlor; Brennzeit von 1 Kubikfuß; Leuchtkraft von 1 Kubikfuß = Lichtern; 1 Kubikfuß = Gr. Wallrath; Gas per Tonne = Pfd. Wallrath Wenn man das Licht betrachtet, welches bei Verbrennung des aus einer Tonne dieser Georgs-Kohle erzeugten Gases entsteht, und das gleich 2140,7 Pfd. Wallrath ist, so findet man den Werth der Georgs-Kohle zur Erzeugung von Gas, verglichen mit den englischen Back- und englischen und schottischen bituminösen Kohlen, welche im Handel vorkommen, in folgender Tabelle, welche aus den Resultaten meiner Untersuchungen dieser Kohlen zusammengestellt ist. Textabbildung Bd. 141, S. 316 Kohlen. (1 Tonne.) Pfund Kohks. Kubikfuß Gas. Specifisches Gewicht des Gases. Brennzeit Min. Sec. Leuchtkraft von 1 Kubikfuß = Licht. 1' gleich Gran Wallrath. Relativer Werth von 1' Gas. Werth der Kohle in Pfund Wallrath. Relativer Werth der Kohle.; Englische Backk.; Englische Cannelk.; Ramsay Cannelk.; Donibristle; Lesmahago; Capeldrae I.; Capeldrae II.; Georgs-Bitum.; Torbane (Boghead) Der Kohks der bituminösen Georgs-Kohle ist härter als der von Torban, brennt aber schneller im Ofen. Zu beachten und merkwürdig ist, daß die bituminöse Georgs-Kohle in ihrem spec. Gewichte und der Quantität Wasser, die sie enthält, von anderen abweicht. Zur Gaserzeugung ähnelt sie in ihrem Werthe der schottischen Cannel-, vorzüglich der Torban-Kohle, welcher sie sehr nahe steht. Die Quantität des Gases ist weniger, die Qualität aber besser; ich trage daher kein Bedenken zu bestätigen, daß die Georgs-Kohle von sehr hohem Werthe für die Gaserzeugung ist, und bemerke noch, daß der Theer und das Ammoniak-Wasser nicht in Rechnung gebracht sind. Dr. A. Fyfe,              Professor der Chemie zu Aberdeen. Zur Paraffinfabrication. Das in diesem Bande des polytechn. Journals S. 136 von Hrn. C. M. empfohlene Verfahren zum Klären einer trüben Paraffinmasse, durch Zusammenschmelzen derselben mit 1 Proc. Stearin, welches dann mittelst Aetznatronlauge verseift wird, ließ sich der Ingenieur Hr. Paul Wagenmann zu Bonn bereits am 20. Decbr. 1854 als einen Theil seines Verfahrens zur Paraffinfabrication patentiren; man sehe die Patentbeschreibung im polytechn. Journal Bd. CXXXV S. 138. Die Redaction. Anwendung des borsauren Manganoxyduls beim Firniß der Buchdruckerschwärze. Thomas De la Rue wendet das borsaure Manganoxydul auf folgende Weise zur Verbesserung der Buchdruckerschwärze an, insbesondere damit dieselbe leichter austrocknet: 100 Gewichtstheile der gewöhnlichen Materialien werden mit 1 Gewichtstheil trockenem borsaurem Manganoxydul, als feines Pulver, durch Mahlen innig verbunden. Ehe man die Schwärze anwendet, muß man sie beiläufig einen Monat lang stehen lassen, damit das Mangansalz seine Wirkung auf den Firniß ausüben kann. – Man kann, anstatt auf angegebene Weise zu verfahren, das Mangansalz auch dem Firniß zusetzen; in diesem Falle werden 50–60 Gewichtstheile des Firnisses, nachdem derselbe auf beiläufig 315° Celsius erhitzt worden ist, mit 1 Gewichtstheil des Mangansalzes versetzt und 3–4 Stunden lang gut umgerührt. Das borsaure Manganoxydul erhält man bekanntlich, wenn man eine kalte Auflösung von salzsaurem Mangan mit einer kalten Auflösung von Borax fällt. Der Niederschlag wird gut ausgewaschen, getrocknet und vor der Anwendung pulverisirt. – Patentirt in England am 24. August 1855. (London Journal of arts, August 1856, S. 80.) Wir verweisen auf die Versuche, welche von Barruel und Jean, dann von Schubert über die Eigenschaft des borsauren Manganoxyduls, den Oelen den höchsten Grad der Trockenfähigkeit zu ertheilen, angestellt wurden; im polytechn. Journal Bd. CXXVIII S. 374 und Bd. CXXXII S. 77. Die Redact. Das Gerben des Klavierhammer-Leders wurde lange Zeit als tiefstes Geheimniß betrachtet. Hr. Carl Deninger in Mainz theilt folgendes Verfahren mit. Ein Hirschfell wird, ohne die Narbe von ihm abzustoßen, in Thran gewalkt, in Lauge gewaschen und auf der Narben- oder Haarseite an der Sonne weiß gebleicht. Dann kommt es in eine auf Handwärme abgekühlte Abkochung von Fichtenlohe, worin es so lange verbleibt, bis das Leder, ursprünglich weiß, eine vollständige Lohfarbe angenommen hat, die man beliebig noch dunkler dadurch machen kann, daß man das aus der Lohe kommende Fell in eine schwache laugenhaltige Flüssigkeit taucht und dann ähnlich wie anderes sämischgares Leder fertig stellt. (Bayer. Kunst- und Gewerbeblatt, 1856, S. 252.) Ueber die Mittel, welche die Verflüchtigung des Ammoniaks aus dem Guano verhindern; von Dr. Heidepriem in Breslau. Einem Jeden, welcher Gelegenheit gehabt hat Räume zu betreten, in denen sich Peru-Guano einige Zeit auf Lager befand, wird der eigenthümliche, pikante Geruch bekannt seyn, der dort herrscht. Durchdringend ist dieser Geruch, wenn das Aufbewahrungslocal eine feuchte Lage hat und kein oder nur ein geringer Luftwechsel stattfindet; auch ist hier der specifische Geruch des Ammoniaks gar nicht zu verkennen. Daß die Wirkung des Guano nach dem Aufbringen auf den Ackerboden sehr alterirt, ja bis auf ein Drittheil seiner vollen Kraft reducirt werden kann, sobald nach dem Aufbringen trockene Witterung anhaltend eintritt, ist durch die Erfahrung hinreichend constatirt, und es unterliegt keinem Zweifel, daß der Grund dieser Calamität in den meisten Fällen in dem Entweichen von Stickstoff in der Form von Ammoniak zu suchen ist. Also auch das Vermischen mit einer großen Menge Erdboden vermag den Guano nicht vor dem Verlust dieser seiner wirksamsten Bestandtheile zu schützen. Die Chemiker haben daher die Aufmerksamkeit der Landwirthe schon häufig auf diesen Uebelstand gelenkt, doch erst in neuester Zeit hat man, und zwar in England, auf Mittel gesonnen, demselben vorzubeugen und schließlich als das tauglichste eine Behandlung des Guano mit Schwefelsäure vorgeschlagen. Bei einem so präparirten Guano ist allerdings, wie ich mich überzeugt habe, der Verflüchtigung von Ammoniak vollständig vorgebeugt, andererseits ist aber auch nicht zu übersehen, daß die Ausführung dieser Methode sehr lästig und kostspielig ist. Lästig wegen der ätzenden Eigenschaften der Schwefelsäure, und kostspielig, da die Schwefelsäure zwar ein nothwendiger Pflanzennahrungsstoff ist, aber in andern Substanzen, wie Gyps, Salinenabfälle u. dergl. dem Erdboden, wenn es nöthig, billiger zugeführt werden kann. Es schien mir deßhalb von praktischem Interesse zu seyn, eine andere Substanz aufzufinden, mit welcher man denselben Zweck erreicht, deren Anwendung weniger umständlich ist und die zugleich als ein kräftiges und unentbehrliches Düngemittel betrachtet werden muß. Bevor ich die Versuche mit den dazu mir tauglich scheinenden Substanzen anstellte, überzeugte ich mich nochmals, daß der zu den Versuchen zu verwendende peruanische Guano sowohl für sich im trockenen und angefeuchteten Zustande, als auch mit einer großen Quantität milden Lehmbodens gemischt, an der Luft Ammoniak aushauchte. Zu dem Ende wurde der Guano, resp. die Mischung desselben mit Erdboden, in flachen Porzellanschalen unter tubulirten Glasglocken aufgestellt, welche einen vollständigen Abschluß gegen die äußere Luft gewährten und in denen Streifen von angefeuchtetem rothem Lackmuspapier aufgehängt waren. Darauf wurde beobachtet, ob und in welcher Zeit eine Veränderung des Lackmuspapieres eintrat. Die später angeführten Versuche sind in derselben Weise angestellt worden. Zu jedem Versuche verwandte ich ein Quentchen Guano (nur bei den Mischungen mit Erdboden weniger), welcher vorher so weit pulverisirt war, wie man dieß durch Stampfen, Dreschen, Sieben etc. bei größeren Quantitäten leicht erreichen kann. Die vorkommenden Mischungen geschahen in einer der Ausführung im Großen möglichst entsprechenden Weise. Bei dem mit Masser angefeuchteten Guano zeigte sich das Lackmuspapier nach fünf Minuten vollständig durch das entwichene Ammoniak gebläut; bei trockenem Guano trat diese Veränderung erst nach 20 Minuten ein. 10 Gran Guano mit 400 Gran etwas feuchtem Erdboden gemischt gaben bald eine, wenn auch nur sehr schwache, Reaction. Derselbe Erdboden bewirkte erst nach Verlauf mehrerer Stunden eine wahrnehmbare Veränderung des Lackmuspapieres. Der mit 35 Procent seines Gewichtes Schwefelsäure vermischte Guano hatte, nachdem bereits acht Tage verflossen waren, das Lackmuspapier nicht verändert. Die weiteren Versuche wurden nun mit Düngergyps, Knochenmehl und Kalksuperphosphat (mit Schwefelsäure präparirtes Knochenmehl) angestellt. Der Gyps vermochte durchaus nicht den Guano gegen Ammoniakverlust zu schützen, selbst wenn von demselben eine zwölfmal so große Menge, als die des Guano war, genommen wurde. Auch die mit Wasser zu einem Brei angefeuchteten Mischungen gaben kein anderes Resultat. Ebenso wenig war das reine Knochenmehl, obwohl dasselbe von der feinsten Beschaffenheit war, im Stande, das frei werdende Ammoniak des Guano zu binden. Anders verhielt es sich dagegen mit dem Kalksuperphosphat. Dieses, aus der Breslauer Dampf-Knochenmehl-Fabrik bezogen, war allerdings von vorzüglicher Beschaffenheit; es stellte ein gleichmäßig feines, ganz trockenes, grauweißes Pulver dar und war durch Vermischen des reinen Knochenmehls mit einigen zwanzig Procenten Schwefelsäure bereitet worden. Nachdem ich anfänglich auf 1 Theil Guano 4 Theile des Superphosphats genommen, ging ich allmählich, da der Versuch günstig ausfiel, bis auf gleiche Theile von beiden zurück und hatte die Genugthuung, zu bemerken, daß auch dann noch selbst nach Verlauf mehrerer Wochen, eine Verflüchtigung von Ammoniak nicht stattgefunden hatte. Ein gleiches Resultat wurde erzielt, als die Mischung mit Wasser angefeuchtet worden und als sie, mit dem Zwanzigfachen ihres Gewichts Erdboden vermischt, unter die Glocke gebracht worden war. Berücksichtigt man nun, daß in den meisten Fällen eine gleichzeitige Anwendung des Guano's und des schnell zur Wirkung kommenden Kalksuperphosphates sogar wünschenswerth erscheint, so kann der Landwirth nun sich gegen die aus der beregten Quelle herstammenden unsicheren Wirkungen des Guano's nicht besser, billiger und zweckmäßiger schützen, als wenn er den Guano vor seiner Anwendung mit der gleichen oder doppelten Menge von mit Schwefelsäure präparirtem Knochenmehl mischt. (Agronom. Zeitung.) Erfahrungen über die Anwendung von Reismehl und Zucker als Nothbehelf bei mangelndem Futter für Seidenraupen. Der bekannte Seidezüchter, Hr. Heß jun. in Oehringen, hat schon seit einer Reihe von Jahren mit recht guten Erfolgen bei Futtermangel oder wenn ihm nur nasses Futter zu Gebot stand. neben einer kleinern Quantität Laub den Raupen feines Stärkmehl gereicht, mit dem er die Blätter, welche, wenn sie naß eingebracht waren, vorher abgetrocknet wurden, überstreute. Er versichert namentlich, dadurch dem so nachtheiligen Durchfall der Raupen am besten entgegengewirkt zu haben.Die sehr günstigen Resultate, welche schon vor 20 Jahren Freiherr v. Babo durch die Fütterung der Raupen mit Kartoffelstärke gewonnen hat, finden sich im Hohenheimer Wochenblatt 1837 Nro. 43 angegeben. Der fünfte Jahresbericht des Seidenbauvereins in Hannover enthält über einen ähnlichen Zusatz zum naturgemäßen Futter der Seidenraupen sehr interessante Mittheilungen, die sich auf eine Reihe genauer Erfahrungen und Beobachtungen stützen und welche wir hier im Auszuge uns mitzutheilen erlauben. Der Verein hatte unter 10 Privatraupenpfleger 6 Loth Eier vertheilt und bemerkte erst zu spät, daß zur Fütterung derselben 15–20 Centner Laub fehlten. Es handelte sich hier um die Erhaltung von 120000 schönen Raupen und, was noch mehr war, um die Ehre des Vereins. Man beschloß, nach der Anleitung von Stanisl. Julien Ueber Maulbeerbaumzucht und Erziehung der Seidenraupen; aus dem Chinesischen von St. Julien. Auf Befehl Sr. Maj. des Königs von Württemberg übersetzt von Legationsrath Linder. Stuttgart, J. G. Cotta'sche Buchhandlung, 1837. Vergl. S. 120 u. ff.: „Nach jeder Mahlzeit nimmt man einen Korb voll Blätter und macht die Runde um das Gestell. Wo man eine leere Stelle sieht, bedeckt man sie mit Blätern, woraus Reismehl gestreut wird.“„Zu jedem Korb Blätter braucht man vier Unzen Reismehl“ u.s.w. und Beobachtungen von v. Türk, als Ersatz für die fehlende Futtermenge Reismehl und feingestoßenen Zucker neben dem vorhandenen Laub zu reichen. Es wurden 9 Theile Reismehl und 1 Theil Zucker gemengt und mit dem zu verwendenden, vorher etwas angefeuchteten Laub zur Fütterung gemischt. Anfänglich schienen sich die Raupen an den so bepuderten Blattern zu scheuen, aber bald gewöhnten sie sich daran und, als am dritten Tage ihrer letzten Periode ihre Freßlust begann, fielen sie mit einer wahren Gier über dieses Futter her. Dadurch, daß auf diese Art concentrirtere Nahrungsstoffe den Raupen geboten wurden, ließen sich mehrere Mahlzeiten sparen, und statt deren täglich 6–8 zu reichen, wurden nur 3 gegeben. Der Erfolg überstieg alle Erwartungen, das Laub reichte aus, die Raupen blieben gesund, nahmen herrlich zu und spannen vortreffliche Cocons, und es wurden aus 6 3/4 Loth Grains 263 Pfund 18 Loth Cocons geerntet, eine Ernte, die, da die meisten der einzelnen Züchter noch wenig Erfahrung hatten, immerhin recht erfreulich war. Von diesem Ertrag lieferte die Vereinsrauperei aus 1 Loth Grains 51 Pfund 24 Loth Cocons und die übrigen einzelnen Züchter folgende Quantitäten mit dem nebenstehenden Baarerlös. A. aus 1 Lth. Grains   54 Pfd. 28 Lth. Coc. 13 Thlr. 10 Ggr. 6 Pf. B.   „ 3/4 „     „   36   „ 28   „   „ 10    „   3   „ –  „ C.   „ 1/2 „     „   21   „ 24   „   „   5    „ 15   „ 3  „ D.   „ 1/2 „     „   20   „ 16   „   „   5    „   5   „ –  „ E.   „ 1/2 „     „   18   „ 20   „   „   5    „   3   „ 9  „ F.   „ 1/2 „     „   18   „ 10   „   „   4    „ 22   „ –  „ G.   „ 1/2 „     „   13   „   4   „   „   3    „ 22   „ 6  „ H.   „ 1/2 „     „   12   „   –   „   „   3    „ 20   „ –  „ I.   „ 1/2 „     „     8   „ 10   „   „   3    „   2   „ –  „ K.   „ 1/2 „     „     7   „ 14   „   „   3    „   –   „ –  „ ––––––––––––– 263 Pfd. 18 Lth. woraus 20 Pfund Rohseide gehaspelt und 30 Loth Eier gezogen wurden. An Laub wurde im Ganzen gegen 48 Centner consumirt, also 7 Centner auf 1 Loth Eier, statt daß sonst mindestens 9–10 Centner dafür gerechnet werden, und somit 14 Centner Laub durch die Zugabe von Reismehl und Zucker erspart. Es wurden verwendet: 58     Pfd. Mehl à Pfd. 3 Ggr. – Pf. =  7 Thlr.   6 Ggr. – Pf. 6 1/2  „ Zucker     „ 3   „ 4  „ =  –    „ 21   „ 8 „ ––––––––––––––––         Im Ganzen also  8 Thlr.   3 Ggr. 8 Pf. Nimmt man nun an, daß der Centner gereinigte und zur Fütterung abgepflückte Maulbeerblatter durchschnittlich auf 1 Thlr. 16 Ggr. zu stehen kommt, so würde sich das ersparte Laub (14 Centner) berechnen auf 23 Thlr. 8 Ggr.; hievon obige Ausgabe für Mehl und Zucker, bliebe ein Ueberschuß von 15 Thlr. 4 Ggr. 4 Pf., oder bei der Zucht von jedem Loth Eier wurde 2 Thlr. 2 Ggr. (3 fl. 36 kr.) erspart. Besonders interessant sind nun ferner die vergleichenden Versuche, die der Verein in Hannover anstellte mit Fütterung bei reichlicher Laubgabe und mit spärlich zugemessenem Laub und obigen Zusätzen. Eine Züchterin erntete aus 1 Loth Eier: 1850 bei spärlichem Futter und Zugabe von Mehl und Zucker, 54 Pfund 28 Loth Cocons. 1851 bei reichlichem Futter (976 Pfund Blätter) ohne Zugabe, 46 Pfund 8 Loth. Eine andere Züchterin im ersten Fall aus 1 Loth Eier 49 Pfund 3 Loth, im zweiten 37 Pfund Cocons. SehrSebr günstig stellte sich aber die Sache heraus, wenn bei reichem Futter noch eine Zufütterung von Reismehl und Zucker gereicht wurde. Eine Züchterin erhielt bei reichem Futter (975 Pfund) aus 1 Loth Eier mit Zufütterung von Reismehl und Zucker (für 1 1/2 Thlr.) 47 Pfund 18 Loth Cocons, während dieselbe bei spärlichem Futter und Zugabe von jenem Beifutter aus 1 Loth Eier nur 43 1/2 Pfund Cocons erzielte. In der Vereinsrauperei wurden 1850 bei spärlichem Futter und Mehlzugabe erzielt aus 1 Loth Eier 51 3/4 Pfd. Cocons; 1851 bei reichlichem Futter (1076 Pfd.) und mit Zufütterung von Reismehl und Zucker (ebenfalls für 1 1/2 Thlr.) aus 1 Loth Eier 66 3/4 Pfd. Cocons geerntet. Indem wir diese eben so interessanten, als für unsern Seidezuchtbetrieb höchst wichtigen Erfahrungen unsern inländischen Seidezüchtern mittheilen, möchten wir zugleich zu ähnlichen Versuchen und zu gefälliger Mittheilung der Resultate aufmuntern. L. (Württembergisches Wochenblatt für Land- und Forstwissenschaft, 1856, Nr. 23.)