Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 141, Jahrgang 1856, Nr. , S. 392
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Miscellen. Miscellen. Ueber die Ausdehnung der mechanischen Spinnerei. Es sind wenig über 80 Jahre, seit die mechanische Spinnerei erfunden wurde und die Maschinen den ersten Anfang machten, der menschlichen Hand die Lieferung des Garns für die Bekleidungsstoffe abzunehmen. Ueberblickt man die ungeheure Ausdehnung, welche seither die mechanische Spinnerei erlangt hat, so muß man erkennen, daß allein hiedurch eine große Veränderung in den Erwerbsverhältnissen der neueren Zeit gegenüber von früheren Jahrhunderten stattfand, und darum auch Einrichtungen und Gesetzgebungen sich ändern müssen, welche auf die früheren Zustände berechnet waren, jetzt aber an Ausbeutung der neueren Erwerbsverhältnisse hindern, daß dagegen andere Einrichtungen an die Stelle treten müssen, welche, den jetzigen Umständen entsprechend, den früheren Zwecken zu dienen geeignet sind. Die wesentlichen Zwecke, welche man mit den früheren Einrichtungen anstrebte, bleiben für alle Zeiten sich gleich, der Erwerb soll gefördert, ein sittlicher Halt soll den Einzelnen geboten und so ein allgemeiner Wohlstand herbeigeführt werden. Nur die Mittel zu Erreichung dieser Zwecke müssen sich ändern, wenn das Fortschreiten der Industrie die Art der Erwerbsthätigkeit umgestaltet. Noch jetzt wird allerdings Garn durch Handspinnerei erzeugt, allein als Erwerbszweig hat diese zu bestehen fast aufgehört, dagegen ist allenthalben die mechanische Spinnerei in steter Ausdehnung begriffen. Man schätzte nach den Berichten über die Londoner und Pariser Ausstellung die Zahl der mechanischen Spindeln auf etwa 40 Millionen für Baumwolle, nahezu 3 Millionen für Leinen. 8 Millionen für Wolle. Hievon kommen in runden Zahlen auf: Textabbildung Bd. 141, S. 392 Baumwoll-Spindeln; Leinen-Spindeln; Streichwoll-Spindeln; Kammwoll-Spindeln; Großbritannien 1850; Die Vereinigten Staaten Nordamerika's 1849; Frankreich 1854 (nach Pariser Ausstell.-Ber.); Oesterreich 1854 (Pariser Ausstell.-Katalog); Rußland 1852; Schweiz 1851; Zollverein 1854 (Pariser Ausstell.-Ber.); Belgien 1854 (Pariser Ausstell-Ber.); Spanien 1850 Nach dem Berichte der Zollvereins-Commission über die Pariser Ausstellung zeigten die Vorbereitungs-, Spinn-, Webe- und Appretur-Maschinen aus England, Frankreich, Deutschland, Belgien etc., überhaupt aller industrieller Länder, eine überraschende Uebereinstimmung, so daß man wohl sagen kann: die Zeit der Fabrikgeheimnisse ist vorbei! Die sogenannten nationalen Fabrications-Methoden mit den zugehörigen Maschinen eigenthümlicher (Construction, scheinen zur Zeit, das lehrte Paris, in allen großen Industrien einem gemischten Systeme, gegenseitigem Austausch entsprungen, Platz gemacht zu haben, wozu außer dem lebhaften internationalen Verkehre und der daraus entsprungenen gegenseitigen Bekämpfung auf gemeinschaftlichen Märkten die großen Industrie-Ausstellungen der letzten Jahre nicht wenig beigetragen haben mögen. (Württemberg. Gewerbeblatt, 1856, Nr. 35.) Die Eisenproduction. Ueber diesen Gegenstand hat ein Hr. Abraham S. Hewitt in mehreren wissenschaftlichen Vereinen in den Vereinigten Staaten, sehr interessante Vorträge gehalten, welche einerseits bedeutende Kenntnisse und andererseits eine gewandte Darstellung verrathen. Wir entnehmen das Nachstehende dem Civil Engineer and Architect's Journal, Juni 1856, S. 194. In Beziehung auf die Neilson'sche Erfindung, vom Jahre 1830, den Gebläsewind zu erhitzen, bemerkt Hewitt, daß ihr Einfluß auf die Produktion aus den nachstehenden Zahlen hervorgehe: in England habe 1836 die Production bestanden in 1,000,000 Tonnen 1839   „      „      „ 1,248,781    „ 1840   „      „      „ 1,396,400    „ 1845   „      „      „ 1,512,500    „ 1847   „      „      „ 1,969,607    „ 1852   „      „      „ 2,701,000    „ 1854   „      „      „ 3,585,906    „ Diese wurden in 599 Hohöfen producirt, d.h. durchschnittlich in jedem Hohofen 6000 Tonnen, nämlich 2 1/2 Mal so viel als 1825 jeder Hohofen zu erzeugen im Stande war. Diese unglaubliche Produktion wurde durch die directe Arbeit von 238,000 Menschen und 2120 Dampfmaschinen mit einer Gesammtkraft von 242,000 Pferden erreicht, und der Werth dieser Production betrug 125 Millionen Dollars (à 1 Rthlr. 14 Sgr. oder 2 fl. 31 kr. rhein.). Um diese ungeheure Production zu bewirken und mehr als die Hälfte davon in Stabeisen zu verwandeln, mußten den Eingeweiden der Erde enthoben und verbraucht werden: Eisenerze 21,346,000 Tonnen Kalkstein   2,458,000     „ Steinkohlen    20,942,000     „ ––––––––––––––– Summa 44,746,000 Tonnen. Eine Totalsumme, bei deren Betrachtung, wie Hr. Hewitt sehr treffend bemerkt, der Verstand still steht. Aber alle diese Summen sind noch geringfügig gegen die Schätzung des zukünftigen Eisenbedarfs. Die jetzige jährliche Production auf der ganzen Erde übersteigt 7,000,000 Tonnen nicht, wovon Großbritannien mehr als die Hälfte liefert. Nehmen wir die Gesammtbevölkerung der Erde zu 900,000,000 Menschen und die Production und folglich auch den Verbrauch zu 17 Pfd. auf den Kopf an; setzen wir voraus, daß die Bevölkerung der Erde sich in hundert Jahren verdoppelt habe, so muß im J. 1956 der jährliche Verbrauch 200,000,000 Ton. betragen. Von 1840 bis 1855 stieg die Production um das 70fache; stiege sie nun in demselben Verhältniß fort, so würde sie in 115 Jahren jährlich 490,000,000 Ton. betragen. Von 1806 bis 1824 wurde die Production in Großbritannien verdoppelt; 1836 hatte sie sich wieder verdoppelt, d.h. in einer um 6 Jahr kürzern Periode als vorher. 1855 war sie in einer Periode von acht Jahren von 2 auf 3 1/2 Millionen Tonnen gestiegen, so daß sie sich in zehn Jahren verdoppelt haben wird. Hr. Hewitt nimmt daher an, daß sich die Roheisenproduction auf der ganzen Erde jede zwanzig Jahre verdoppelt, und gibt uns dafür nachstehende ungeheure Ziffern: Im Jahre 1875 würde die Production betragen   14,000,000 Tonnen  „    „ 1895      „   „        „       „   28,000,000      „  „    „ 1915      „   „        „       „   48,000,000      „  „    „ 1935      „   „        „       „   96,000,000      „  „    „ 1955      „   „        „       „ 192,000,000      „ Es scheint dieß eine wilde Rechnung zu seyn, allein Hr. Hewitt zeigt, daß diese staunenswerte Menge auf der Erde auch benutzt werden wird. Den Bedarf an Eisenbahnen allein schätzt er auf folgende Weise: In Großbritannien kommt auf acht (engl.) Quadratmeilen Boden 1 (engl.) Meile Eisenbahnen. Im Connecticut ist das Verhältniß etwa wie 1 : 6, in New-York etwa wie 1 : 20. Es würde daher der bewohnbare Theil nicht zu überflüssig mit Eisenbahnen versehen seyn, wenn auf jede zehn Quadratmeilen 1 Meile von diesen jetzt so unumgänglich nöthigen Vehikeln des Reifens und des Transports käme. – Nun umfaßt nach sichern Berechnungen der bewohnbare Theil der Erde 20,000,000 engl. Quadratmeilen, welche demnach 2,000,000 engl. Meilen Eisenbahnen erfordern würden. Zur Herstellung und zum Betrieb dieser sind 600,000,000 Tonnen Eisen erforderlich, deren jährliche Abnutzung zu 10 Procent, zu 60,000,000 Tonnen anzunehmen seyn würde. Der Verbrauch der Eisenbahnen beansprucht jetzt etwa ein Drittel der ganzen Eisenproduction, und da die übrige Benutzung des Eisens sich nothwendig ebenfalls noch steigern wird, indem jedes Jahr noch neue Benutzungen bringt, so gibt es gar keine praktischen Gränzen für die Anwendung des Eisens. Die zunächst auszuwerfende Frage ist: wie und wo, geographisch betrachtet, diese ungeheure Menge, oder die Hälfte, oder das Viertel derselben erzeugt werden kann? Dieß führt Hrn. Hewitt zuvörderst zur Betrachtung der elementaren Bedingungen einer großen Eisenproduction; es bestehen dieselben: 1) in einer verhältnißmäßigen Lieferung der erforderlichen Rohstoffe: Erzen, Zuschlagskalkstein und Steinkohlen, da Holzkohlen nur in verhältnißmäßig geringer. Menge auf einmal und niemals viele Jahre hintereinander an einer Localität dargestellt werden können; 2) diese Materialien zur Eisenerzeugung müssen eine solche geographische Lage haben, daß sie wohlfeil zu den Hütten geschafft werden können; denn der Werth der Rohstoffe besteht vielmehr in dem Wo als in dem Wie seines Vorkommens; ein Umstand, der jetzt bei vielen Bergwerksunternehmungen ganz übersehen, oder nicht gehörig berücksichtigt wird; 3) die Producte müssen durch wohlfeile Transportmittel zum Markte gebracht werden können; 4) die Bevölkerung muß dicht genug seyn, um hinreichende und wohlfeile Arbeitskräfte erlangen zu können? 5) es müssen hinreichende (Kapitalien zur Anlage und zum Betriebe der Werke vorhanden seyn; 6) die Arbeiterbevölkerung und die Beamten der Anlagen müssen hinreichende Geschicklichkeit und Kenntnisse besitzen, um den Betrieb nach den Regeln der Kunst und eines guten Haushaltes führen zu können; 7) das Eisenhüttengewerbe kann nur da mit gutem Erfolg und nach einem großen Maaßstabe geführt werden, wo eine recht steißige und kräftige, intelligente und keine großen Ansprüche machende Bevölkerung existirt. Alle diese Bedingungen sind, wie Hr. Hewitt (und mit ihm gewiß alle Sachkundigen) behauptet, in Großbritannien in einem großartigen Maaßstabe vereinigt. Allein es gibt eine natürliche Gränze, über welche hinaus die verhältnißmäßig erforderliche Menge der Rohmaterialien nicht mehr beschafft werden kann. Eben so wenig können die Vorzüge, welche England in Beziehung auf Kapitalien besitzt, immerwährend dauern. Es muß ein Zeitpunkt eintreten, dem seine Hülfsquellen in Beziehung auf Rohstoffe nicht mehr genügen, und wo die Productionskosten für Eisen höher zu stehen kommen als jetzt. Während England jetzt im Stande ist die ganze Erde mit Eisen zu versehen, wird die Steigerung der Produktion des Inselreichs um 1 Million Tonnen den Preis verdoppeln und eine zweite Million des Bedarfs muß ihn noch mehr steigern, dann muß aber ein Zeitpunkt eintreten, wo Britannien den Bedarf nicht mehr liefern kann. Aus welchem Theil der Erde soll dann der Mangel ersetzt werden? Hr. Hewitt antwortet sehr entschieden: aus den Vereinigten Staaten Nordamerika's. Es würde uns zu weit führen, die Erörterungen verfolgen zu wollen, die er in dieser Beziehung macht) wir müssen uns darauf beschränken seine praktischen Folgerungen mitzutheilen, welche nachstehende sind: 1) die Vereinigten Staaten haben größere natürliche Quellen zur Eisenerzeugung als irgend ein anderes Land auf der Erde, und zwar wegen der unbegränzten Steinkohlenflötze, der vielen und reichen Eisenerze, und wegen des ausgedehnten Systems natürlicher und künstlicher Straßen, welche das Land durchschneiden; 2) die Schwierigkeiten einer großen Production sind nur socialer und künstlicher Natur. Die Theuerung des (Kapitals und der Arbeit, für jetzt sehr wesentliche Hindernisse, werden gewiß nach und nach durch die Fortschritte des Landes und durch den Umstand überwunden werden, daß die Zunahme des Verbrauchs der Erde in gar nicht langer Zeit die Eisenproduction Großbritanniens in seine äußersten Gränzen zurückweisen, nämlich die Productionskosten und die Verkaufspreise steigern wird; 3) daß die Vereinigten Staaten keine andere Concurrenz als Großbritannien, wie im Welthandel, so auch hinsichtlich des Eisens haben; sie müssen den Mehrbedarf liefern, welchen England nicht beschaffen kann; es ist daher von der Nationalregierung nicht klug gehandelt, daß sie Particularinteressen begünstigt und Differentialzölle im Eisengeschäft anbahnt. Ein solches Verfahren muß die Fortschritte des Gewerbes hemmen und für diejenigen sehr nachtheilig seyn, welche Capitalien in diesem bedeutenden Industriezweig anlegen wollen, zumal es erwiesen ist, daß in Amerika Eisenbahnschienen im Durchschnitt eben so wohlfeil erzeugt werden können als im Ausland; 4) daß die Steigerung des Gewerbes die entsprechende in Großbritannien überstiegen hat; obgleich Nordamerika fünfzig Jahre später begonnen hat, so ist es jetzt doch nur um neunzehn Jahre gegen England zurück, und es ist Grund zu der Annahme vorhanden, daß es die brittische Production noch überflügeln wird; 5) daß es wegen des höhern Eisengehalts der amerikanischen Erze möglich seyn dürfte, mit der unmittelbaren Reduction der Erze zu Stabeisen so weit zu kommen, daß dieser jetzt noch unvollkommene Proceß die wohlfeilere brittische Production schon in der nächsten Zukunft ausgleicht. –––––––––– Der deutsche Referent bemerkt hierzu, daß wenn Hr. Hewitt um fünfzig Jahre vorgeht, er Recht haben mag, daß dieß aber nicht der Fall ist, wenn er von der nächsten Zukunft, nämlich den nächsten zehn bis zwanzig Jahren redet. Obgleich die Steinkohlengebirge westlich und östlich von den Alleghanis, in Pennsylvanien, Ohio, Tenessee, Virginien, Alabama etc. mächtige Lager von sehr guten Sphärosiderit und Kohleneisenstein enthalten, die viel und gutes Eisen geben; obgleich auch noch viele andere Arten von Eisenerzen in der Nähe der Steinkohlenformation und von ausgedehnten Waldungen vorkommen, kurz, obgleich alle diese Verhältnisse einer weitern Entwickelung des Eisenhüttengewerbes sehr günstig sind: so stehen derselben in der nächsten Zukunft doch sehr große Hindernisse entgegen. Dahin gehören die Höhe der Arbeitslöhne, der Mangel brauchbarer Hüttenarbeiter und geschickter Beamten, welches bei so schwierigen Betriebszweigen doppelt nachtheilig ist und auch noch lange fortdauern wird, da die Löhne bei der täglich größern Entwickelung aller Industriezweige, für die Arbeiter so specieller Fächer, noch immer steigen werden. Deßhalb kann die amerikanische Production, obgleich sie vollkommen ein Drittel der englischen, d.h. etwa 20,000,000 Centner beträgt, unerachtet der Schutzzölle, noch nicht mit der brittischen concurriren, und die Vereinigten Staaten sind daher noch immer die besten Abnehmer des englischen Roh- und Stabeisens, während die Ausfuhr desselben nach Deutschland sich immer mehr und mehr vermindert, wegen der großartigen Entwickelung des preußischen Eisenhüttengewerbes, insbesondere in Westphalen und am Rhein. Was endlich die Behauptung Hewitts betrifft, als könne durch directe Darstellung des Stabeisens aus Erzen die Production desselben wohlfeiler gemacht werden, so vermögen wir dieser Meinung nicht beizustimmen. Nach dem jetzigen Stande der Eisenhüttenkunde ist, unerachtet neuerlich viel über den Gegenstand geschrieben wurde, nicht daran zu denken, direct aus guten Erzen wohlfeileres Stabeisen als durch die gewöhnlichen Processe darzustellen. H. Entzündung von Bohrlöchern durch den elektrischen Funken. Hr. Ritter v. Zepharovich hatte, einer Einladung des Hrn. A. Magistris folgend, dessen Kalksteinbrüche am Hundskogel in der Hinteren Brühl nächst Mödling besucht, und war daselbst Zeuge der großartigen Wirkung der durch Hrn. Magistris hier zuerst in Anwendung gebrachten Sprengungsmethode, nämlich der Entzündung einer großen Reihe von Minen zu gleicher Zeit durch den elektrischen Funken. Die Tiefe der Bohrlöcher beträgt bei einem Durchmesser von 2 Zoll 6 Fuß, die Pulverladung beiläufig 1 Pfd. im Gewichte. Unmittelbar auf letztere wird der Zünder mittelst einer Stange eingeführt. Derselbe besteht aus einer Hülse von starker Pappe, mit einem leicht entzündbaren Stoffe gefüllt, in welche von beiden Seiten Drähte derart eingebracht werden, daß sie durch die Füllung unterbrochen sind. Schlägt der elektrische Funke hindurch, so wirkt der Zünder nach abwärts in die Pulverkammer. Auf den Zünder wird noch etwas Pulver aufgeladen, dann die Einführungsstange herausgezogen und das Bohrloch, während zwei Arbeiter die Drähte so halten, daß sie diametral gegenüber an der Wand des Bohrloches anliegen, fest mit Letten verstaucht. Sind alle Bohrlöcher auf diese Weise vorbereitet, so werden sie durch die Drahtenden der Zünder unter sich verbunden und der Draht von der ersten Mine durch die Erde, von der letzten frei über Stangen zu dem elektrischen Apparate geleitet. Als solcher dient eine von Hrn. Carl Winter eigens für solche Zwecke construirte, äußerst zweckmäßige Elektrisirmaschine. Durch Ladung der mit ihr verbundenen, auf dem Princip der Leidner Flasche beruhenden Verstärkung mit 1 Quadratfuß Belegung, wird ein Funke bis 2 Zoll lang hervorgebracht, welcher vollkommen hinreicht, um eine große Zahl von Minen in einem Augenblicke zu entzünden. Der ganze Apparat ist in einem Holzkästchen von 1' im Quadrat und 3 Zoll Tiefe eingeschlossen und kann so ungemein leicht und sicher transportirt werden. Die Wirkung der auf die angegebene Weise bewirkten Explosion war überraschend. Die Steinbrüche sind am südwestlichen Abhange des Hundskogels angelegt; der den Kössener Schichten angehörige dunkelgraue Kalkstein steht daselbst massig an und enthält nach der im Laboratorium der k. k. geolog. Reichsanstalt vorgenommenen Untersuchung 95 bis 98 Proc. kohlensaure Kalkerde. Bei so großer Reinheit des Steines ist auch der gebrannte Kalk ein vorzüglicher und erfreut sich eines großen Absatzes. Hr. Magistris hatte bisher zwei Kalk-Schachtöfen nach preußischem Muster mit Holzfeuerung im Betriebe; gegenwärtig wird der eine für Feuerung mit Steinkohle eingerichtet. (Oesterreichische Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen, 1856, Nr. 34.) Feuerfester Anstrich auf Eisen- und Thonöfen. Der Maler Karl Mayer und der Ofenfabrikant Karl Uebelen in Stuttgart besaßen ein – nunmehr erloschenes – Erfindungspatent auf folgendes Verfahren. Der Ofen wird zuerst mit der bekannten Schwärze (Graphit), der etwas weniges gebrannte Terra de Siena beigemischt wird, angestrichen und dann gebürstet, bis er einen schönen Glanz hat. Sodann wird der Farbenanstrich aufgetragen. Als Farben können nur solche dienen, die einen bedeutenden Hitzegrad aushalten können, ohne sich zu verändern, z.B. gebrannter Oker, gebrannte grüne Erde, rothe und violette Eisenoxyde, die besseren Sorten künstliches Ultramarin, achtes Chromroth, Chromgrün, gebrannte Eierschalen, Zinkweiß etc., am besten französisches Bronzepulver. Von letzterem wird, um einem Ofen einen Bronzeanstrich zu geben, etwa ein Fingerhut voll mit einer halben Tasse voll Wasserglas, mit 2 Volumtheilen destillirten Wassers verdünnt, angerührt; das rechte Verhältniß für die Mischung findet man durch die Erfahrung. Mit dieser Mischung, die fleißigen Umrührens bedarf, wird der Ofen überstrichen, während er so stark erhitzt ist, daß die Flüssigkeit augenblicklich verdampft; sie darf während des Aufstreichens leicht zischen. Das Aufstreichen geschieht zu wiederholtenmalen, bis die Farbe intensiv genug ist, worauf der Ofen sogleich zum Gebrauch geheizt werden kann. (Württemberg. Gewerbeblatt, 1856, Nr. 32.) Ueber die Gewinnung des Rohsalpeters in einigen Gegenden der westlichen Schweiz. Die nachfolgende Notiz, die wir Hrn. Apotheker Behrens in Château d'Oeux verdanken, mag als Berichtigung und theilweise Ergänzung dessen dienen, was über die Salpetergewinnung in der Schweiz fast in sämmtlichen Lehrbüchern der technischen Chemie angegeben ist. Die Salpetersieder nehmen in den leerstehenden Sommerstallungen die Bodenbreter ab, und füllen mit der darunter befindlichen Erde einige Zuber an, in welchen dieselbe so lange ausgelaugt wird, bis die Lauge nicht mehr salzig schmeckt. Die Lauge wird in einer höchst ärmlichen Hütte, in welcher ein Kessel in einem in die Erde gegrabenen Herde eingesenkt ist, versotten. Die ausgelaugte Erde kommt in die Ställe zurück. Erst nach 7 Jahren soll es sich lohnen, aus dem gleichen Stall den Salpeter zu gewinnen. Trocken gelegene Ställe liefern viel mehr als feuchte; an nassen Orten soll oft gar kein Salpeter gefunden werden. Ein einziger Stall kann 50–200 Pfd. Rohsalpeter liefern. Die Lauge wird mit Asche und Aetzkalk versetzt, vom entstehenden Bodensatz abgezogen, in der bezeichneten Siedehütte eingedampft und der Krystallisation überlassen. Die Krystalle läßt man in Körben abtropfen, verpackt sie in Säcke und versendet sie an die Raffiniranstalten der Pulvermühlen. Ein Mann, der mit zwei Knaben von 12–15 Jahren das Geschäft betreibt, macht in der guten Jahreszeit wöchentlich 1 Ctr. Salpeter, den man ihm durchschnittlich mit 45 Fr. an Ort und Stelle genommen bezahlt. Es soll das nöthige Holz sich auf 15 Fr. belaufen undnnd dem Stalleigenthümer ist eine kleine Vergütung zu entrichten. Der Rohsalpeter besteht aus feuchten, braungelb gefärbten säulenförmigen gestreiften Krystallen bis zur Länge eines Zolles und der Dicke eines Strohhalmes. Die Krystalle sind meist hohl. Sie enthalten im Durchschnitt 90 Procent reinen Salpeter, 2 1/2 Proc. salpetersauren Kalk und 7 Proc. Feuchtigkeit, die meist in dem hohlen Raum der Krystalle sich befindet. (Chlorverbindungen? Die Red) Hr. Behrens ist der Meinung, das Raffiniren sollte von den Salpetersammlern selbst vorgenommen werden. Diese bestreiten wir als unstatthaft, und meinen, ein nächster Fortschritt sollte in zweckmäßigern Anlagen zur Gewinnung des Rohsalpeters bestehen. Die Pulvermühlen müssen überall ihren Salpeter selbst raffiniren und so auch hier. Der Beschluß einer neu zu errichtenden Raffinerie wurzelt auch in der Ueberzeugung von dieser Nothwendigkeit. (Schweizerische polytechnische Zeitschrift, 1856, Heft 4.) Ueber eine neue Bildung der Schwefelsäure; von Fr. Kuhlmann. Wenn Terpenthinöl einige Tage der Luft ausgesetzt war und dasselbe mit wässeriger schwefliger Säure in Berührung gebracht wird, so erwärmt sich die Mischung bedeutend, die Temperatur desselben steigt bis 50° Cels. und selbst noch höher. Der Geruch nach schwefliger Säure verschwindet bald, während der des gewöhnlichen Terpenthinöls hervortritt. Bei dieser Reaction, welche, wie es scheint, durch die Einwirkung der Sonnenstrahlen befördert wird, bildet sich Schwefelsäure auf Kosten des Sauerstoffs aus dem ozonisirten Terpenthinöl. Läßt man in einem feucht gehaltenen Ballon, welcher Dampf von ozonisirtem Oel enthält, einen Strom von schwefliger Säure treten, so verschwindet sie allmählich. Läßt man ferner ein Gemisch aus wässeriger schwefliger Säure und ozonisirtem Terpenthinöl an der Luft sich concentriren, so verkohlt die sich bildende Schwefelsäure das Oel, ohne daß es nöthig wäre die Temperatur des Gemisches zu erhöhen. Das ozonisirte Terpenthinöl zeigte dieselbe oxydirende Eigenschaft auch gegen unterschwefligsaure Salze, gegen arsenige Säure u.s.w. (Journal für praktische Chemie Bd. LXVIII S. 129.) Eigenthümliche Reactionen der ätherischen Oele in der Malerei; von Fr. Kuhlmann. Die ätherischen Oele äußern besonders unter dem Einflusse der Wärme und des Lichts ein reducirendes Vermögen, welches sich langsam auf Bleiweiß und die gefärbten Oxyde äußert. Die der Verharzung fähigen Oele besitzen aber auch vorübergehend eine andere entgegengesetzte Eigenschaft, welche Beachtung verdient in Bezug auf die Veränderungen, welche die Oelmalereien erleiden. Diese bestehen darin, daß sie an der Luft Sauerstoff absorbiren. Hieraus folgt, daß diese Oele im Augenblicke ihrer Anwendung eine oxydirende Einwirkung äußern können, vermöge deren sie die vegetabilischen Farben zerstören und gewisse Mineralfarben verändern können. Folgende Thatsachen mögen dieß beweisen. Erhitzt man Bleiglätte (Bleioxyd) mit lufthaltigem Terpenthinöl, so bildet sich Bleisuperoxyd. Schüttelt man bei gewöhnlicher Temperatur lufthaltiges Terpenthinöl mit den Oxydulhydraten von Eisen, Zinn oder Mangan, so gehen diese in eine höhere Oxydationsstufe über. Bei Anwendung einer Auflösung von schwefelsaurem Eisenoxydul bildet sich ein Niederschlag von basisch schwefelsaurem Eisenoxyd. Der durch Ferrocyankalium in einer Eisenoxydullösung entstandene weiße Niederschlag wird unter denselben Verhältnissen augenblicklich intensiv blau. Durch schweflige Säure entfärbte blaue und rothe Blumen färben sich wieder in Berührung mit lufthaltigem Terpenthinöl. Frisch destillirtes Terpenthinöl zeigt keine oxydirenden Eigenschaften. Es ist also bei Mischung der verschiedenen in der Oelmalerei angewandten Farben außer der an und für sich dadurch bewirkten Farbenveränderung auch die durch den oxydirenden Einfluß des Terpenthinöls hervorgebrachte zu beachten. (Journal für praktische Chemie Bd. LXVIII S. 129.) Ueber das Siccatif zumatique von E. Barruel in Paris. Dieses in Frankreich patentirte Präparat wird in Paris zu 1 Fr. das Paket von 500 Grammen verkauft. Auf der Etiquette der Pakete heißt es über dieß Präparat: Die Schwierigkeit des Trocknens der Zinkweißölfarben war bisher immer das Haupthinderniß ihrer Anwendung. Das Siccatif zumatique, wofür ein Erfindungspatent genommen wurde, hat diesen Uebelstand gänzlich beseitigt, 2 1/2 Procent dieses Siccatif einer Zinkölfarbe zugesetzt, macht diese in 10–12 Stunden bei gewöhnlicher Temperatur ganz vollständig trocken. Es bietet den Vortheil, daß es ein zartes Pulver darstellt, dessen weiße Farbe weder das Zinkweiß noch Bleiweiß trübt, so daß es als Zusatz zu letzterem der Bleiglätte weit vorgezogen werden muß, obschon es keine Beimengung bleihaltiger Substanzen enthält. Es selbst deckt eben so gutgnt als das Zinkweiß und vermehrt deßhalb durchaus nicht die Kosten des Zinkweißanstrichs. Dieß Präparat wurde im technischen Laboratorium des schweizerischen Polytechnikums untersucht, und gefunden daß es der Hauptsache nach bestehe aus Zinkweiß mit kleinen Spuren von Blei, etwas Gyps, Quarztheilchen und einem Manganoxydulsalz, dessen Säure als Borsäure erkannt wurde. Beim Glühen zeigte sich ein ganz schwacher brenzlich acrolähnlicher Geruch, von einer organischen Substanz herrührend, die jedoch in so geringer Menge darin vorhanden ist, daß sie als zufällige Verunreinigung angesehen werden muß. Es ändert sich die Farbe des Pulvers beim Glühen in ein Helles Graubraun, und wird es nach dem Glühen mit Salzsäure übergossen, so entwickelt es in der Wärme Chlor. Diese beiden Erscheinungen rühren daher, daß das Manganoxydul in Oxydoxydul übergegangen ist. Es ergab die quantitative Bestimmung des bei 100° C. getrockneten Pulvers 91,84 Proc. Zinkoxyd,   2,12   „ Manganoxydul,   4,20   „ Unlösliches in Salzsäure. ––––––– Das zu 100 Fehlende ist der Hauptsache nach Borsäure, die nicht näher bestimmt wurde. Die Zusammensetzung des borsauren Manganoxyduls ist wie die anderer borsaurer, schwermetallischer Salze sehr unconstant, indem je nach den Umständen, unter welchen die Fällung geschieht, sich mehr oder weniger Manganoxydulhydrat beimengt. Hiernach läßt sich das Siccatif leicht zusammensetzen aus gewöhnlichem Zinkweiß (das im Großen dargestellt, wohl nie frei von den oben angeführten Verunreinigungen seyn wird) und borsaurem Manganoxydul, welches durch Fällen einer Lösung eines Manganoxydulsalzes mit Boraxlösung und Auswaschen erhalten wird. Vom Zinkweiß möchten 94–95 Proc., vom Manganfalz 5–6 Proc. die Mengen seyn, welche ein entsprechendes Gemisch liefern. Ueber die Wirksamkeit des ziemlich verbreiteten Präparates kann kein Zweifel seyn; auffallend aber ist, daß davon 2 1/2 Proc., wovon nur der 20igste Theil aus dem eigentlich wirksamen Manganoxydulsalz besteht, hinreichen, um das Trocknen von Oelanstrichen zu bewirken. Abgesehen von dem Preisunterschied zwischen diesem, größtentheils aus Zinkweiß bestehenden Pulver und dem eigentlichen Zinkweiß, möchte für uns beachtenswerth seyn, daß es unnöthig ist, die Fracht für das Zinkweiß von Paris zu tragen, da man mit entsprechend viel kleinern Mengen borsauren Manganoxyduls den gleichen Zweck erreichen kann. Dr. P. Bolley. (Schweizerische polytechnische Zeitschrift, 1856, Heft 4.) Vorsichtsmaßregeln zur Verhütung der Selbstentzündung von mit Oel getränkten Gegenständen. Wenn Wolle und Wollgarn, Baumwolle und Baumwollgarn, Leinwand, Lumpen, Werg, Bastmatten, Moos, Hobelspäne, Stroh, Sägmehl und ähnliche Stoffe mit fetten Oelen, namentlich solchen, die an der Luft von selbst eintrocknen, wie Mohnöl, Leinöl, Hanföl u.s.w., getränkt, nachher auf irgend eine Weise, z.B. durch die Sonnenstrahlen erwärmt, sodann fest zusammengepackt wurden und vor Abkühlung geschützt waren, so haben sie sich nach mehrfachen Erfahrungen selbst entzündet, indem eine rasche Oxydation mit lebhafter Wärme-Entwickelung stattfand. Bei Stroh, Moos, Bastmatten, worauf Oelfässer gelegen hatten und die nachher von der Sonne beschienen worden waren, bei Woll- und Baumwollabgängen aus Spinnereien, auch Wachsleinwand, hat man Selbstentzündung beobachtet; ein frisch geöltes Planwagentuch, das der Sonne ausgesetzt war und nachher zusammengepackt in einem Wagenschuppen über Nacht lag, ist in Brand gerathen; zusammengedrehtes und frisch gefirnißtes Baumwollgarn – sogenannte Hälften – zum Ausbessern von Webgeschirren bestimmt, wurden in einen Bund zusammengepackt und nachher brennend heiß gefunden. Zu Verhütung solcher Selbst-Entzündung sind folgende Vorsichtsmaßregeln zu beobachten. Man bringe niemals geölte (gefirnißte) lockere Gegenstände in Masse zusammen, sondern breite dieselben dünn aus, damit nicht die durch den Oxydationsproceß entwickelte Wärme sich steigern könne, da die Masse des Materials die Intensität des chemischen Processes fördert. Man vermeide jede starke Erwärmung sowohl durch Aussetzen der Gegenstände an die Sonne, oder vermittelst Ofenwärme, vermeide das Zusammenpacken, Aufeinanderhäusen, Zusammenschnüren) man breite dagegen die Gegenstände möglichst aus, wodurch die Ausstrahlung entwickelter Wärme befördert und dadurch einer Temperatur-Erhöhung kräftig vorgebeugt wird. Wenn in gewerblichen Anstalten, wie z.B. in Wollspinnereien, Tuchfabriken, größere Mengen von geölten Wollabfällen sich aufsammeln, ist es durchaus nöthig, dieselben in einen feuerfesten Raum zu bringen und daselbst ausgebreitet aufzubewahren, was auch die Feuerversicherungs-Gesellschaften gewöhnlich den Wollspinnereien zur Bedingung machen. (Preuß. Staatsanzeiger, Nr. 184.) Ueber Darstellung des Collodiums, von L. Hofmann. Der Verf. beschäftigte sich mit der Bereitung des Collodiums für photographische Zwecke, und empfiehlt das folgende Präparat, das man durch Zusätze auch für chirurgische Anwendung brauchbar machen kann. Am besten ist der Zusatz von Ricinusöl, um dem Collodium die Eigenschaft, sich so stark zusammenzuziehen und rissig zu werden, zu benehmen. 1 Theil lockerer gereinigter Baumwolle wird in ein Gemisch von 20 Theilen Nitr. dep. sicc. und 30 Thln. Acid. sulphuric. angl. in einem passenden Glasgefäße, welches mit einer Glastafel gut schließend bedeckt werden kann, eine Viertelstunde lang eingetaucht und während dieser Zeit einmal tüchtig umgerührt. Das Gemisch wird nach Ablauf der erwähnten Einwirkungszeit in einen Eimer, welcher reines Wasser enthält, geschüttet und tüchtig ausgewaschen, welche Operation so oft wiederholt wird, bis die letzten Spuren von Säuren und Salz entfernt sind. Man schlägt nun das erhaltene Xyloidin in ein leinenes Tuch, preßt scharf aus und zerzupft dasselbe vor dem Trocknen, so daß alle Knötchen entfernt werden. Das Trocknen geschieht auf dem Stubenofen in einem passenden Siebe. Schacht hat schon dieselben Gewichtsverhältnisse empfohlen, aber die Anwendung von ausgetrocknetem Salze nicht vorgeschrieben, auch die Zeit der Einwirkung bloß auf 4–5 Minuten festgesetzt. Ein nach derselben dargestelltes Xyloidin löste sich nicht so leicht und vollständig in dem Aetherweingeistgemische und das Präparat verlor nach einiger Zeit die Eigenschaft, sich leicht zu lösen, immer mehr. 6 Thle. des nach obiger Vorschrift erhaltenen Xyloidins werden in dem Gemische von 120 Thln. Aether und 8 Thln. höchst rectificirten Weingeistes durch Umschütteln gelöst und der Lösung 3 Thle. Ol. Ricini zugesetzt. (Archiv der Pharmacie Bd. CXXXVII S. 146.) Ueber die Anwendung des Gaskalks in Lohgerbereien. Der in den Gasfabriken zum Reinigen des Leuchtgases angewendete Kalk, sogenannter Gaskalk, entwickelt bedeutende Mengen Schwefelwasserstoffgas, sobald er mit Säure in Verbindung tritt. Dieß geschieht, wenn alte abgenutzte Lohbrühe, welche bekanntlich mehrere organische Säuren enthält, sich mit Gaskalk mischt. Es ist daher, wenn zum Enthaaren der Häute Gaskalk angewendet werden soll – was an und für sich ohne Beeinträchtigung der Gesundheit der Arbeiter geschehen kann, insofern nur die Gruben im Freien, d.h. nicht in abgeschlossenen Räumen angelegt sind, so daß ein genügender Luftwechsel stattfinden kann – darauf zu halten, daß jede Vermischung dieser Flüssigkeit mit saurer Lohbrühe vermieden und so der Gefährdung von Menschenleben vorgebeugt werde. Demgemäß ist bei der Einrichtung von Gerbereien dahin zu sehen, daß die Kalkgruben in gehöriger Entfernung von den Lohkasten angelegt, und daß Vorrichtungen getroffen werden, welche jene Vermischung zu verhindern geeignet sind. Bei dem Betriebe des Gewerbes darf Gaskalk nach dessen Gebrauch mit abgenutzter (saurer) Lohbrühe nicht zusammengeschüttet werden. (Preuß. Staatsanz. Nr. 184.) Wir verweisen auf Lindner's Bemerkungen über das Enthaaren der Häute mittelst Gaskalk, im polytechn. Journal Bd. CXXXVII S. 221. Die Redact. Anwendung des elektrischen Lichtes für den Fischfang; von Sc. Dumoulin. In mehreren Ländern wird bekanntlich der Fischfang (namentlich der Fang von Thunfischen, Lachsen etc.) während der Nacht ausgeführt, mittelst Feuern die man am Vordertheil des Kahns anzündet; ich glaube, daß man ohne Vergleich sicherere und vortheilhaftere Resultate erzielen würde, wenn man das Innere des Meeres mit dem elektrischen Licht beleuchtet. Das Verfahren, welches ich vorschlage, besteht in der Anwendung einer Glaskugel, in deren Inneres zwei Leitungsdrähte einer galvanischen Batterie hineinreichen, worin sie mit Kegeln von harter Kohle versehen sind. Diese Drähte sind mit Gutta-percha überzogen. Die Glaskugel ist als Ballast mit einem Schwimmer versehen, um sie nach Belieben in einer gewissen Tiefe des Meerwassers erhalten zu können. Die elektrischen Batterien werden in dem Fischerkahn angebracht; nachdem die Batterie in Thätigkeit ist, schleudert man die Glaskugel auf die gewünschte Entfernung; das Meer wird so in seiner Tiefe und in einem großen Kreise beleuchtet, und durch dieses lebhafte Licht der Fisch in der Nacht angezogen. Andere mit Netzen ausgerüstete Nachen umgeben diesen Kreis, und indem sie auf die Kugel zusteuern, sammeln sie die leicht zu erkennenden Fische. (Comptes rendus, Juli 1856, Nr. 2.)