Titel: | Ueber die Anwendung des zweifach-schwefelsauren Kalis zur Bereitung der titrirten Flüssigkeiten; von E. Humbert. |
Fundstelle: | Band 142, Jahrgang 1856, Nr. XI., S. 48 |
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XI.
Ueber die Anwendung des
zweifach-schwefelsauren Kalis zur Bereitung der titrirten Flüssigkeiten; von
E. Humbert.
Aus dem Journal de Pharmacie, August 1856, S.
90.
Anwendung des zweifach-schwefelsauren Kalis zur Bereitung
der titrirten Flüssigkeiten.
Bei den Maaßanalysen kommt es wesentlich darauf an, eine Normalflüssigkeit von genau
bestimmter Zusammensetzung zu haben, und bei den alkalimetrischen Proben ist
insbesondere eine Normal-Probesäure erforderlich, welche ein bestimmtes
Verhältniß von Schwefelsäure enthält. Die Bereitung einer solchen Probesäure
erheischt besondere Vorsichtsmaßregeln. Die im Handel vorkommende concentrirte
Schwefelsäure ist fast immer unrein und erreicht niemals das Maximum der
Concentration. Diejenige welche man als rein und destillirt verkauft, enthält mehr
Wasser als die einfach-gewässerte Schwefelsäure SO₃, HO. Man ist daher
genöthigt, die im Handel vorkommende Schwefelsäure selbst zu destilliren, was eine
langwierige Operation ist. Dazu kommt noch, daß diese Säure oft Stickstoffoxyde
enthält, wovon man sie befreien muß.
Diese Schwierigkeiten, welche der Chemiker in seinem Laboratorium leicht überwindet,
suchen die Industriellen nicht immer vollständig zu vermeiden, daher man bei ihnen
keineswegs übereinstimmende Normalprobesäuren antrifft, weßhalb nicht selten
Streitigkeiten über den Gehalt der Soda etc. entstehen.
Um diesen Uebelständen abzuhelfen, kam ich auf den Gedanken, bei der Bereitung der
titrirten sauren Flüssigkeiten die Schwefelsäure durch das
zweifach-schwefelsaure Kali zu ersetzen. Dieses Salz hat die Formel
KO, 2 SO³ + HO =
KO, SO³,HO, SO³
und verliert das Aequivalent Wasser, welches es enthält, erst
bei 200° C. Man kann es daher leicht auf eine ganz bestimmte Zusammensetzung
bringen, indem man es unter dieser Temperatur austrocknet.
Einerseits wegen seiner ganz bestimmten Zusammensetzung, andererseits wegen seiner
charakteristischen sauren Reaction, ist dieses Salz zur Bereitung der titrirten
Flüssigkeiten mit Vortheil anwendbar.
Man findet, daß 277,958 Theile zweifach-schwefelsaures Kali 100 Theile
einfach-gewässerte Schwefelsäure enthalten. Nun enthält die Flüssigkeit
welche man bei den alkalimetrischen Proben anwendet, im Liter Wasser 100 Gramme
einfach-gewässerte Schwefelsäure. Um mit dem zweifach-schwefelsauren
Kali eine analoge Flüssigkeit zu bereiten, wiegt man 277,958 Gramme von diesem Salz
ab, bringt sie in einen Kolben, an dessen Halse der Raum eines Liters mit einem
Strich bezeichnet ist, und füllt denselben dann bis zum Strich mit destillirtem
Wasser.
50 Kubikcentimeter dieser Flüssigkeit sättigen 4,816 Gramme reines wasserfreies
Kali.