Titel: | Die Reformen der Butterbereitung nach Trommer und Gussander; von G. E. Habich, Techniker in Kassel. |
Autor: | G. E. Habich |
Fundstelle: | Band 142, Jahrgang 1856, Nr. XIV., S. 53 |
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XIV.
Die Reformen der Butterbereitung nach Trommer und Gussander; von
G. E. Habich, Techniker in
Kassel.
Mit Abbildungen auf Tab.
I.
Habich, über die Reformen der Butterbereitung.
Außer etlichen Abänderungen in den Butterfässern ists in Sachen der Butterbereitung
bisher beim Alten geblieben. Und was die beiden Reformatoren dieser so tief ins
Leben eingreifenden Praxis, Professor Trommer in Eldena und Major Gussander in
Schweden, geleistet und gelehrt haben, das ist für die, welche es angeht, noch so
gut wie unbekannt. Ist auch das Verfahren des einen
dieser beiden Herren hier und da bekannt, so fehlt wieder die eben so nothwendige
Kenntniß des andern. Ein Versuch, diese Erfahrungen in
möglichst weite Kreise zu tragen, wird also an der Zeit seyn.
Um sich die Vortheile, welche die eine oder andere dieser Methoden gewähren kann,
völlig klar zu machen, wollen wir uns zunächst die chemischen Vorgänge, welche bei
der Herstellung der Butter aus der Milch in Betracht kommen, vergegenwärtigen.
Milch ist bekanntlich ein Gemenge von Butterfett, Käsestoff, Milchucker und Wasser
(nebst einigen Salzen). Für die Verarbeitung derselben auf Butter muß es vor allem
darauf ankommen, die Ausscheidung des Butterfettes aufs
Vollständigste herbeizuführen. Im zweiten Gliede
kommt dann die Frage: wie ist die fettfreie Auflösung von
Käsestoff und Milchzucker zu verwenden? – Um in Letzterer Beziehung
unbeschränkt verfügen zu können, ist eben die Kenntniß der chemischen und
physikalischen Eigenschaften dieser Milchbestandtheile unerläßlich.
Das Butterfett hat die für unsere Zwecke wichtige
Eigenschaft, daß es leichter ist als Wasser – in
Folge dessen schwimmt es auf dem Wasser und müßte sich aus einer Auflösung von
verschiedenen Stoffen, die das Wasser schwerer machen
(wie hier der Milchzucker, Käsestoff und die Salze), nur um so
rascher an der Oberfläche ausscheiden, wenn diese Flüssigkeit nicht durch
ihren Käsestoffgehalt eine gewisse Zähigkeit, Klebrigkeit
besäße, was denn das Aufsteigen der Butterfetttröpfchen wieder sehr verlangsamt.
Der Milchzucker ertheilt der Milch den schwach süßen
Geschmack. Für unsere Aufgabe ist es wichtig zu wissen, daß dieser Zucker –
ohne etwas aufzunehmen oder abzugeben – ganz allein durch eine andere
Anordnung seiner drei Bestandtheile durchaus andere physikalische und chemische
Eigenschaften bekommt, indem er zu Milchsäure wird. Diese
Säure hat also ganz dieselbe Zusammensetzung wie der
Milchzucker. Reiner Milchzucker läßt sich aufbewahren,
ohne die geringste Zersetzung zu erleiden – sobald aber einer
Milchzucker-Auflösung etwas Käsestoff zugefügt wird, so beginnt
augenblicklich die Umwandelung einer entsprechenden Menge
des Zuckers in Säure. Wir werden diesen Proceß besser verstehen, nachdem wir uns
auch mit dem Käsestoff specieller bekannt gemacht haben.
Reiner Käsestoff kann sich im Wasser zu einer zähen
Flüssigkeit lösen. Erhitzt man diese Auflösung, so scheidet sich an der Oberfläche
eine Decke aus, welche im Wasser nun nicht mehr
auflöslich ist – es ist geronnener Käsestoff, wie wir solchen auch beim
Sieden der Milch sich ausscheiden sehen. Wichtiger für unsere Praxis ist die
Eigenschaft des Käsestoffs, sich mit Säuren zu
unauflöslichen Körpern zu verbinden. Eine Auflösung von Käsestoff wird
deßhalb durch Zusatz einer Säure sogleich zum Gerinnen
gebracht, die Verbindung der Säure mit dem Käsestoff scheidet sich aus und ist nur,
wenn man Essigsäure verwendet hatte, in einem Ueberschuß derselben löslich. setzt
man soviel Alkali zu, daß es der Säuremenge entspricht, so wird der ausgeschiedene
Käsestoff wieder aufgelöst.
Auch mit der Milchsäure geht der Käsestoff eine solche unlösliche Verbindung ein,
welche sich ausscheidet, wenn die Milch vollständig sauer geworden ist. Da nach
chemischen Gesetzen eine jede solche Verbindung unter allen Umständen ihre Bestandtheile stets in demselben Verhältniß zu einander enthält, so sieht man ein, daß die
Ausscheidung des Käsestoffs aus der Milch stets in dem Maaße vorschreiten muß, in
welchem auch die Umwandlung des Milchzuckers über Hand genommen hat. Ist der
Zuckergehalt in einer Milch noch nicht völlig zersetzt und man trennt den ausgeschiedenen Käsestoff, so behält
die restirende süße Flüssigkeit noch immer etwas Käsestoff gelöst.
Diese chemischen Thatsachen genügen uns mm, um für unsere Butterbereitung zu jeder Zeit Rede stehen zu können.
Es liegt auf der Hand, daß nach Maßgabe der fortschreitenden Säuerung der Milch auch
deren Consistenz vermehrt, und dadurch das Aufsteigen der
Butterkügelchen an die Oberfläche immer mehr und mehr erschwert wird. Ist die Ausscheidung des Butterfetts (des Rahms – auch Schmand, Schwatten, Oberes genannt)
noch nicht vollendet, wenn die Milch zum Gerinnen gekommen ist, so ist der in der
sauren Milch steckende Fettgehalt für die Butterbereitung verloren! Darauf gründet
sich nun die Abhülfe zweier wesentlich verschiedenen Methoden, welche die
vollständige Gewinnung des Butterfettes möglich machen sollen.
Man kann nämlich entweder darauf ausgehen wollen, alle die Umstände zu ermitteln,
welche das Aufsteigen der Butterkügelchen beschleunigen,
so daß also die Ausscheidung des Rahms in kürzester Frist
und jedenfalls vor beginnender Säuerung der Milch
beendigt ist. Und dieß ist der Weg, welchen der Schwede Gussander eingeschlagen hat.
Oder man kann durch den Zusatz eines kleinen Quantums Alkali (reine Soda) die
entstehende Milchsäure in Beschlag nehmen lassen, so daß der Ausscheidung eines milchsauren Käsestoffs vorgebeugt wird und die Buttfetttropfen nach wie vor
ungehindert emporsteigen können. Das ist das Verfahren des Professor Trommer.
Der Umstand, daß bei der alten Wirthschaft die Verdickung
der Milch und dadurch die Erschwerung der
Rahm-Ausscheidung allmählich eintrat, also trotz
der unvollständigen Erreichung des Zweckes eine längere
Zeit erforderlich war, läßt mm die Vortheile der
einen oder andern Methode, wenn sie sich bewähren, hauptsächlich in Folgendem
finden.
Man reicht mit einer geringern Anzahl von Milchgefäßen
aus, zu deren Aufstellung ein kleinerer Raum und zu deren
höchst sorgfältiger Reinigung weniger Arbeitskräfte
erforderlich sind.
Gelingt es die Ausscheidung des Butterfetts vollständig zu machen, ehe denn die
Säuerung der Milch begonnen und ohne daß ein Zusatz von
Soda stattgefunden hat – so erhält man, nach der Trennung des Rahms, eine
butterfreie süße Milch, welche zu den sämmtlichen
Verwendungen in der Küche (Mehlspeisen etc.) vollkommen
tauglich ist, indem man den fehlenden Fettgehalt
durch ein anderes billigeres Fett ersetzt.
Dieses Ziel hat denn auch besonders Gussander im Auge
gehabt und wir wollen uns sein, seit 25 Jahren in Schweden vielfach zur Anwendung
gekommenes, Verfahren zuerst betrachten.
Gussander glaubt zu der Annahme berechtigt zu seyn, daß
die bisherige Praxis, durch Aufbewahrung der Milch bei
niederer Temperatur dem raschen Eintritt der Säuerung
einen Riegel vorzuschieben, eine falsche sey. Er will
vielmehr gefunden haben, daß die Ausscheidung des Rahms bei einer Temperatur von 16
bis 24° Cels. (etwa 13 bis 19° Reaumur) am schnellsten und
vollständigsten, nämlich in 22 bis 24 Stunden, erfolgt.
Zur Prüfung dieser Voraussetzung hat nun Professor Stöckhardt in Tharand einige Versuche anstellen
lassen (vergl. dessen „Chemischer Ackersmann,“ 1856 S. 59), aus
denen hervorgeht, daß durch eine Erhöhung der Temperatur
über 10° C. (bis 22°) etc. das Aufsteigen der Butterkügelchen nicht beschleunigt und befördert wird, daß vielmehr die Ausrahmung bei niederer Temperatur in
allen Versuchen vollkommener stattgefunden hat, als bei höherer. Dagegen bewirkt die
höhere Temperatur die Bildung eines weit compacteren Rahmes, der reicher an Butter
und ärmer an Käsestoff ist. Die höhere Temperatur hat nämlich das Aneinanderheften
der Buttertheilchen und deren Trennung von dem Käsestoff begünstigt. Es versteht
sich von selbst, daß eine solche Veredlung der Qualität des Rahms für das Buttern
sehr zu Gute kommt.
Andere Versuche Stöckhardt's bestätigen die Angabe Gussander's, daß die Ausscheidung
des Rahms in weit kürzerer Zeit vor sich geht, als man anzunehmen gewohnt
ist. Es fand binnen 24 Stunden bei 10° Cels. eine so vollständige
Abrahmung der Milch statt, daß in flachen Gefäßen nur
noch 6 Proc. von dem ursprünglichen Fettgehalt in der abgelassenen Milch enthalten
waren. Damit erhält denn das Verfahren Gussander's seinen
besondern Werth durch die
Möglichkeit der wirthschaftlichen Benutzung der noch
süßen, aber fettlosen Milch.
Endlich auch wollen wir hier gleich noch erwähnen, daß durch die Tharander Versuche die bekannte Thatsache der
vollständigen und leichtern Abrahmung in flachen Gefäßen
ebenfalls bestätigt wurde. Vom Boden des Milchgefäßes bis zur Oberfläche der Milch
haben die Butterkügelchen einen Weg zurückzulegen, wozu
es einer gewissen Zeit bedarf. Da es nun für diesen Zweck
– der Säuerung der Milch zugleich vorzubeugen – sich ganz besonders um
Abkürzung der Zeit handelt, so wird man den Weg vom
Boden bis zur Oberfläche kürzer, d.h. die Milchgefäße flacher machen müssen.
Treten wir nun näher an die Gussander'schen Geräthschaften
heran. Sämmtliche Gefäße sind von Weißblech. Und das ist
ein wesentlicher Vorzug. Bedenkt man, daß die geringste Menge Milchsäure, welche,
nach stattgefundener Reinigung der Gefäße in denselben zurückblieb, die Zersetzung
der in dieselben gebrachten frischen Milch sofort einleitet – daß aber bei
mehr oder weniger porösen Gefäßen von gebranntem Thon
oder Holz eine so gründliche Reinigung kaum möglich ist
und daß nur die gläsernen, aber sehr zerbrechlichen Milchsatten hierbei den nöthigen Schutz
gewähren: so wird man die Idee, ein dichtes, zähes und unschädliches Material wie
das Weißblech zu den Milchgefäßen zu verwenden, immerhin eine glückliche nennen müssen.
Deßhalb hat denn Gussander auch die hölzernen Melkkübel beseitigt und durch Milcheimer von Weißblech, die
9 1/2 preuß. Zoll hoch, oben 9 Zoll und unten 8 Zoll weit sind, ersetzt. Größer
sollen sie nicht seyn, damit die Reinigung derselben um so leichter vorgenommen
werden kann. In diese Eimer wird die Milch eingemolken und in die Milchstube
getragen. Dort wird sie in die Seiheflasche (Fig. 33)
gegossen. Sie ist 14 Zoll hoch und 10 Zoll weit und hat einen gebrochenen Ausguß g, f, c, d. Der untere Ansaß des Halses g ist 5 1/2 Zoll lang und nach innen ausgehöhlt –
der Theil f ist 5 1/2 Zoll lang – und an ihn
schließt sich das kurze Stück c, welches oben (bei c) 2 3/4 Zoll und unten bei d 1 3/4 Zoll lang ist. Das Ausgußstück c, d
mündet nun in den siebartig durchlöcherten Kopf b
– der Zwischenraum zwischen der Oeffnung a und
dem Siebe wird durch ein Stück mittelfeine Leinwand ausgefüllt. Inwendig bei b ist eine kleine Abtheilung, 1 1/4 Zoll hoch, wodurch
die Milch in den Hals geleitet wird. Fig. 34 ist der bei a, b mit einer Oeffnung versehene Deckel der
Seiheflasche – die Oeffnung a, b ist 3 1/4 Zoll
weit, die Höhe beträgt 3 1/2 Zoll und er muß vermittelst des innen eingreifenden und gut
schließenden Randes c (von 1 Zoll Höhe) sehr dicht
schließen.
Die wichtigsten der Geräthschaften scheinen aber die Milchsatten zu seyn, welche aus der Seiheflasche gefüllt werden. Die Figuren 35,
36 und
37 sollen
ihre Einrichtung erläutern. Es sind flache Schalen von höchstens 2 Zoll Tiefe und
einer entsprechenden Länge und Weite, so daß sie 8 sächsische KannenEtwa 6 1/2 preuß Quart. Milch fassen können. Der Rand ist in einem Winkel von 40° aufgebogen
und alle Ecken und Kanten sind zur Erleichterung der Reinigung sorgfältig
abgerundet. Außer diesen größern Milchsatten hat man aber immer noch einige
kleinere, welche zur Aufnahme etwaiger kleinen Milchreste dienen. Letztere haben,
bei gleicher Tiefe, unten im Lichten 12 1/2 Zoll Länge und 8 Zoll Breite. Diese
kleinern Milchsatten sind mit Füßen versehen, die größern nicht.
Eine ausgezeichnete Vorrichtung an diesen Satten gestattet nun das Abnehmen des Rahms (wobei man entweder Rahm verliert oder
unnöthiger Weise wieder von der käsereichen Milch zuschöpft) zu beseitigen. Es befindet sich nämlich auf einer der
schmalen Seiten der Cylinder a (Fig. 35 und 36); er ist
eben so hoch wie die Satte und 3/4 Zoll im Lichten weit. Der obere Theil ist von
Weißblech mit vier Längsspalten b, b von 1/8 Zoll Weite
versehen, welche beim Ablassen der Milch wohl die dünnflüssige Milch durchlassen, den dickern Rahm aber vollständig in der Satte
zurückhalten. Das untere Ende des Cylinders ist mit einer messingenen Dille
versehen. An einer kleinen Kette ist der ebenfalls messingene Stöpsel c (Fig. 36) zum Verschließen
der Oeffnung befestigt. – Fig. 37 zeigt den
horizontalen Durchschnitt des Cylinders.
Es mag noch erwähnt werden, daß diese Satten wegen ihrer viereckigen Form bei gleichem Inhalt weniger Raum bedürfen als die runden Töpfe, natürlich bei gleichem Höhestand der Milch,
die in diesen Satten nie höher als 1 1/2 Zoll steht.
Der zinnerne Ueberzug erheischt einige Vorsicht beim Reinigen; – ein Scheuern
desselben soll nicht stattfinden, und es genügt auch ein
sorgfältiges Abwaschen vermittelst eines Schwammes und heißen Wassers, wobei dann
dem Zinnüberzug seine ursprüngliche Glätte erhalten wird. Der dazu dienende Schwamm
muß durch Einlegen in verdünnte Salzsäure von allen steinigen Beimengungen
sorgfältig befreit und durch Auswaschen mit Wasser und später etwas Sodalauge von
aller Säure gereinigt worden seyn.
Auch mit den vorhandenen Butterfässern war Gussander nicht zufrieden, und er hat sich deßhalb ein
neues ebenfalls aus Weißblech construirt, dessen Einrichtung die Figuren 38, 39 und 40
verständlich machen sollen. Je nach dem mehr oder minder großen Betriebsumfange der
Butterfabrication hat man auch Butterfässer von verschiedener Größe zu 8, 16 und 24
Kannen Rahm. Nachstehend die Maaße eines Fasses zu 16 Kannen Rahm.
Das Butterfaß (Fig.
38) ist 28 Zoll hoch und 6 1/4 Zoll weit. An jeder Seite, 6 Zoll vom obern
Rande, befindet sich ein Handgriff a. Unten bei b sind ein paar Haken angebracht, um das Butterfaß am
Boden zu befestigen, was bei dem kleinern aber nicht nöthig ist.
Fig. 39 zeigt
den trichterförmigen Deckel, der in das Faß geschoben
wird. Er hat unten eine Oeffnung a, b von 1 1/2 Zoll
Weite, oben einen 1/2 Zoll breiten Rand c, an welchem
zwei Hacken d, d angelöthet sind, um den Deckel, fest
schließend, am Cylinder zu befestigen; sie entsprechen also genau dem Rande c, c des Fasses. Im Ganzen ist der Deckel 2 3/4 Zoll
hoch.
Fig. 40, der
Stab, ist ebenfalls von Weißblech, und, um ihn
leichter zu machen, hohl, 36 Zoll lang, und 1 Zoll im Durchmesser.
Die obern Handgriffe a, a sind 10 Zoll lang und stehen 3
1/2 Zoll auseinander. Das Stück von b nach c kann bei c abgenommen
werden, um den Stab durch den Deckel des Butterfasses führen zu können. Bei dem kleinern Butterfaß hat der Stab nur einen Handgriff, weil ein solches von einem
Mädchen, welches dasselbe ohne Anstrengung mit den Beinen festhalten kann, in
Bewegung gesetzt wird – für die größern Fässer
aber sind zwei Menschen erforderlich, deßhalb zwei
Handgriffe und Befestigung am Boden. Statt der durchlöcherten Scheibe am untern Ende
des Stabes führen die Gussander'schen Fässer eine
durchlöcherte Glocke
d, – diese muß ganz genau in das Butterfaß
passen, sie ist 4 Zoll hoch und hat 42 Löcher von 3/8 Zoll Weite. Folge dieser
Vorrichtung ist, daß der Rahm stets kräftiger zusammengestoßen und dadurch zur
Vereinigung der Butterkügelchen mehr Veranlassung gegeben wird, weßhalb es dann auch
möglich ist, das Buttern stets in 5 bis 7 Minuten zu
vollenden.
Die übrigen Geräthschaften, welche Gussander in die
Molkenwirthschaft eingeführt hat, besitzen keine besondere Construction, aber alle
zwecken auf die größte Reinlichkeit ab. So wird denn auch
der Rahm aus den Milchsatten nicht mit hölzernen Löffeln
(die, allmählich erweicht, Fasern entlassen und der
Butter beimengen) ins Butterfaß gebracht – man bedient sich dazu sehr sauberer Hornspatel, welche nach dem Reinigen in Futteralen
aufbewahrt werden.
Soviel über die Geräthschaften selbst. Die Qualität der Producte ist eine von unsern
gewöhnlichen sehr abweichende.
Was zunächst die Butter anbetrifft, so hat darüber Prof.
Stöckhardt a. a. D. die Resultate der von ihm
veranlaßten Versuche veröffentlicht. Es ergab sich dabei, daß die nach dem neuen
Verfahren dargestellte Butter meist weicher und weniger kernig war, als die nach dem
alten Verfahren (Abrahmen nach eingetretener Säuerung) bereitete – ferner daß
sie nach kurzem Auswaschen käsereicher blieb, nach längerm Auswaschen aber
wasserreicher wurde, als die gewöhnliche Butter. Es
enthielt nämlich
eine Butter nach
kurzem Auswaschen
2,43 Proc. Käsestoff
und 23,37
Proc. Wasser,
„
„ „
längerm „
1,54 Proc. Käsestoff
und 32,86
Proc. Wasser,
„
„ „
älterm Verfahren
1,70 Proc. Käsestoff
und 20,35
Proc. Wasser.
Geht nun auch hieraus hervor, daß die Butter nach Gussander's Verfahren, nach völliger Befreiung von der
Buttermilch, käseärmer ist als eine gewöhnliche, so ließ
doch der größere Wassergehalt der Befürchtung Raum, es
werde dieselbe eine geringere Haltbarkeit bewähren.
Indessen streitet dagegen ein von Stöckhardt
mitgetheiltes Zeugniß einer sehr achtbaren schwedischen Landwirthin, welches
darthut, daß dieser größere Wassergehalt bei der Durchführung
im Großen zu vermeiden ist. Durch das stattfindende Salzen der Butter wird
der Wassergehalt offenbar auf ein
Minimum reducirt. „Die Butter, gut ausgewaschen und gesalzen
(sagt jene Dame) läßt sich, ich wage es zu behaupten, aufheben, so lange man
will und transportiren, wohin man will. In meiner Wirtschaft habe ich den ganzen
vorigen Winter hindurch mich derartiger eingesalzener Butter bedient und sie
immer vortrefflich gefunden. Dasselbe sagen alle meine Nachbarn, welche Gussander'sche Milchgefäße anwenden. Mit der
Einrichtung selbst, die ich nun seit Anfang Sept. 1854 für einige fünfzig
Milchkühe benutze, bin ich, wie alle übrigen Hausfrauen, fortwährend sehr
zufrieden.“
Bemerkenswerth ist ferner die Qualität der Buttermilch.
Sie ist fast ganz süß und liefert einen vortrefflichen Käse, auf holländische oder
holsteinische Weise bereitet.
Auf die Verwendbarkeit der fettfreien sogen, blauen Milch
(die unter der Rahmschicht abgelassen wird) ist schon oben hingewiesen worden.
Nach diesen Erörterungen wollen wir uns nun auch noch mit den Erfahrungen bekannt
machen, welche
Trommer
bereits vor zehn Jahren in seinem Schriftchen „Das
Molkenwesen“ veröffentlichte. Wie schon erwähnt, suchte derselbe
durch Auflösung von reiner krystallisirter Soda in der Milch der Säuerung derselben
vorzubeugen oder vielmehr alle entstehende Milchsäure sofort zu neutralisiren und so
die Milch dünnflüssig zu erhalten, wodurch dann eine
vollständigere Rahmausscheidung ermöglicht wurde.
Es ist dieses Verfahren wiederholt geprüft worden, und noch kürzlich ist vom
Rittergutsbesitzer Sannert auf Dambitsch (vergleiche
Eldenaer Archiv, Jahrg. 1856, S. 51 etc.) eine lange Reihe von Versuchen
veröffentlicht, deren Resultate wir hier kurz zusammenfassen wollen.
Frühere Versuche hatten ergeben, daß die Trommer'sche Methode allerdings einen vermehrten Butterertrag bewirkte, die erhaltene Butter
aber nicht frei von einem unangenehmen Natrongeschmack war. Sannert
setzte der Milch per Berliner Quart 0,8 Loth Soda zu,
was dem von Trommer vorgeschriebenen Quantum von 1
Procent nahebei entspricht. Diese alkalisirte Milch blieb nun 3 Tage (!) bis zum
Abrahmen stehen, wobei meistens schon Säuerung eintrat. Nach dem Mittel von neun
Versuchen war bei der Trommer'schen Methode zu einem Pfunde Butter ein halbes Quart Milch weniger
erforderlich als bei der gewöhnlichen Manier. Rücksichtlich der Qualität erschien es
zweifellos, daß dieselbe an Feinheit und Zartheit der besten süßen Sahnenbutter
gleich kam, aber – – ein mehr oder weniger hervortretender
Natronbeigeschmack beeinträchtigte ihren Werth. Selbst 24stündiges Auswaschen mit
kaltem Wasser half dabei nicht ab.
Ließ man aber den Rahm so lange stehen (etwa vier Tage)
bis sein Milchzuckergehalt in Milchsäure umgewandelt
war und das Natron neutralisirt hatte, so lieferte er beim Verbuttern ein
vollkommen rein schmeckendes Product.
––––––––––
Nach den Erfahrungen Gussander's, daß auch ohne Natron-Zusatz eine vollkommene Ausrahmung in
kürzerer Zeit ohne Säuerung stattfindet, können wir
nun freilich der Trommer'schen Methode keinen großen
praktischen Werth mehr zuerkennen. Insbesondere würde der vortheilhaften Benutzung
der abgelassenen Milch ein unvermeidlicher
Natrongeschmack hemmend in den Weg treten.
Was wir aber bei der Gelegenheit den Freunden des Gussander'schen Verfahrens empfehlen möchten, das ist die Anwendung einer
Soda-Auflösung als Waschwasser zum Reinigen
der Gefäße, zum Auswaschen des Schwammes und der Seihetücher.
Zur Zeit steht der allgemeinem Einführung der Gussander'schen Methode die Kostspieligkeit der erforderlichen Apparate
entgegen. Hr. Oberforstrath von Berg in Tharand berichtet uns, daß in Schweden
folgende Preise (auf unser Geld reducirt) für die Gerätschaften bezahlt wurden:Das Handlungshaus Chr. Schubart und Hesse in
Dresden liefert solche Geräthschaften – deren Preise mir zur
Zeit nicht bekannt sind.H
ein Milcheimer
Thlr.
22 Sgr.
ein Saß (vier Stück) Milchsatten
für vierundzwanzig Kannen
Milch
6 „
7 „
eine Seiheflasche
3 „
22 „
ein Butterfaß zu acht Kannen
4 „
– „
Das erheischt allerdings schon einen Kapitalaufwand, vor welchem der kleinere
Hauswirth zurückschreckt. Der große Vortheil aber, welchen die größte Verbreitung
dieses Fortschrittes auch dem kleinen Grundbesitz zuführen würde, treibt einmal
wieder die viel verkannte Wahrheit ans Tageslicht, daß es eine Menge Gewerbe gibt,
zu denen zweckmäßigere, aber auch kostspieligere Apparate gehören, als sie jeder
einzelne Gewerbsmann (im vorliegenden Falle: der Milchviehbesitzer) sich beschaffen
kann, und daß unter diesen Umständen nur auf dem Wege der
Association die größte Veredlung und höchste Verwerthung des Rohstoffes zu
ermöglichen ist. Die Milchwirthschaften im südlichen Frankreich und einigen Gegenden
der Schweiz sind treffliche Muster, wie so etwas einzurichten ist.