Titel: | Einfaches Verfahren, auf einer gestochenen Kupferplatte Correctionen anzubringen; von Hrn. George. |
Fundstelle: | Band 142, Jahrgang 1856, Nr. XXXIV., S. 132 |
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XXXIV.
Einfaches Verfahren, auf einer gestochenen
Kupferplatte Correctionen anzubringen; von Hrn. George.
Der französischen Akademie der Wissenschaften vom
Marschalls Vaillant
mitgetheilt. – Aus den Comptes rendus, Juli 1856, Nr. 1.
George's Verfahren, auf einer gestochenen Kupferplatte Correctionen
anzubringen.
Bekanntlich erfordert die Arbeit des Kupferstechens viel Zeit, und Correctionen sind
an der gestochenen Platte nicht nur schwierig zu machen, sondern können auch den
fertigen Stich leicht verderben. Diese Uebelstände machten sich bei der Ausführung
der topographischen Karte von Frankreich besonders fühlbar. Bevor man ein Blatt,
welches nach dem Maaßstabe von 1/40000 aufgenommen ist, dem Kupferstecher übergeben
kann, welcher es nach dem Maaßstabe von 4/80000 zu graviren hat, sind wenigstens
zweijährige vorbereitende Arbeiten (Reductionen und Zeichnungen) erforderlich; die
Arbeit des Kupferstechens allein erfordert fünf bis acht Jahre und kostet 12000 bis
20000 Francs. Wenn also die Platte mit großen Kosten fertig ist, sind, seit den
letzten Arbeiten auf dem darzustellenden Terrain, sieben bis zehn Jahre und oft noch
längere Zeit verflossen.
Das durch die Karte darzustellende Object ist jedoch beständigen Veränderungen
unterworfen, durch industrielle Anlagen, den Bau von neuen Straßen, Eisenbahnen und
Canälen etc., welche die Karte angeben muß, wenn sie nicht bei ihrem Erscheinen
schon veraltet und mehr oder weniger unbrauchbar seyn soll. Die Platten zum Druck
dieser Karte bedürfen daher öfterer Correctionen, welche man, als eine sehr
schwierige Sache, bisher nur nothgedrungen und möglichst selten ausgeführt hat.
Noch vor einigen Monaten hatte man nämlich, um Correctionen auf einer gestochenen
Kupferplatte auszuführen, kein anderes Verfahren, als die Anwendung des Schabers,
mit welchem die zu corrigirenden Stellen abgeschabt wurden, um sie nach dem Glätten
mittelst des Polirstahls durch abermaliges Graviren mit der richtigen Zeichnung zu
versehen, und wobei an der auszubessernden Stelle durch wiederholte Hammerschläge
das Kupfer von der Rückseite der Platte nach der Vorderseite herausgetrieben wurde,
um die Entstehung einer Vertiefung an dieser Stelle möglichst zu verhüten. Dieses Verfahren bietet
wesentliche Uebelstände dar, indem die Oberfläche der Platte an der ausgebesserten
Stelle nicht eben bleibt, sondern mehr oder weniger wellenförmig wird, die Platte
auch an anderen Stellen sich biegt, die vorhandene Gravirung selbst in ziemlicher
Entfernung von der auszubessernden Stelle mehr oder weniger verdorben wird, ferner
die Platte eine ungleiche Dicke erhält und deßhalb das Abdrucken schwierig wird,
endlich die Anwendung des Schabers oder Hammers einen viel größeren Theil der
Gravirung zum Verschwinden bringt, als eigentlich nöthig wäre, so daß schon die
Wiederherstellung dessen, was unverändert hätte bleiben können, viel Zeit und Mühe
erfordert.
Sobald daher in dem französischen Kriegsdepartement ein Atelier für galvanoplastische
Vervielfältigung der Platten angelegt wurde, kam man auf die Idee, dieses Verfahren
für solche Correctionen anzuwenden. Dieß geschah dadurch, daß man auf der
vorhandenen Platte galvanoplastisch eine andere Platte entstehen ließ, auf welcher
die Zeichnung nun als Relief vorhanden war, und daß man auf dieser Platte diejenigen
Theile, welche nicht mehr richtig waren, mittelst des Schabers entfernte. Man ließ
hernach über dieser Platte wieder eine neue Platte galvanoplastisch entstehen,
welche also die Zeichnung vertieft enthielt, jedoch an den Stellen, welche den auf
der zweiten Platte mit dem Schaber behandelten Stellen entsprachen, glatt und ohne
Gravirung war. Nachdem nun diese glatten Stellen durch Graviren mit der richtigen
Zeichnung versehen waren, konnte diese dritte Platte zum Druck angewendet werden.
Dieses Verfahren bildete schon einen wesentlichen Fortschritt, aber es hatte auch
seine Uebelstände. Erstens war für jede neue Correction die Anfertigung einer ganzen
neuen Platte nöthig, so daß man für denselben Theil der Karte allmählich viele
Platten bekam, von denen immer nur die zuletzt gemachte verwendbar war. Zweitens
erforderte die Reproduction einer Platte wenigstens einen Monat Arbeit und kostete
noch 300 Francs. Endlich war man auch der Gefahr ausgesetzt, daß bei der
galvanischen Ablagerung die Platten fest adhäriren und deßhalb nicht ohne
Beschädigung möchten von einander getrennt werden können, was den Verlust einer
Platte, die eine Ausgabe von 20000 Fr. und zwölfjährige Arbeit repräsentirt, zur
Folge haben würde.Das feste Zusammenhängen der galvanischen Kupferablagerung mit der
ursprünglichen Platte läßt sich durch das Verfahren von Mathiot, welches zu Washington angewendet wird,
mit Sicherheit verhindern; man sehe polytechn. Journal Bd. CXXXVIII S. 350.A. d. Red.
Der Kupferstecher George hat nun ein Verfahren erfunden,
wodurch Correctionen an einer gestochenen Kupferplatte sehr leicht, schnell und
wohlfeil ausgeführt werden können; es besteht im Wesentlichen darin, auf die Platte
an der zu corrigirenden Stelle Kupfer niederzuschlagen, so daß es sich in die
vertieften Striche legt und dieselben ausfüllt, die Platte also an der zu
corrigirenden Stelle wieder eine glatte ebene Oberfläche erhält, worauf an dieser
Stelle die richtigen Linien etc. eingravirt werden, so daß nunmehr die ursprüngliche
Druckplatte die richtige Gravirung besitzt und unmittelbar benutzt werden kann.
Die Operationen dieses Verfahrens sind folgende:
1) Die zu corrigirenden Stellen der Platte werden mit einer dünnen Schicht von
gewöhnlichem Firniß bedeckt, welcher sich einige Centimeter über ihren Umfang hinaus
ausbreitet.
2) Nachdem der Firniß getrocknet ist, werden die zu verändernden Stellen, z.B. eine
gewisse Fläche, wenn es sich um einen Wald, ein Dorf, einen Namen etc. handelt, oder
eine mehr oder weniger breite Furche, wenn es sich um eine Straße, einen Canal etc.
handelt, mittelst eines geeigneten Grabstichels ausgetieft. Während dieser Arbeit
muß das Instrument nothwendig immer ganz sauber seyn und darf keine Firnißtheilchen
dem Grund mittheilen, weil fremdartige, insbesondere fettige Stoffe die Adhärenz des
niederzuschlagenden Kupfers beeinträchtigen.
3) Auf der so vorgerichteten Platte macht man, um die mit Firniß überzogene Stelle
herum, einen Wachsrand, so daß über dieser Stelle eine Art Schale oder Behälter
gebildet wird, welcher groß genug ist, eine gewisse Menge Kupfervitriollösung und
ein kleines galvanisches Element aufzunehmen. Man legt die Platte horizontal auf
vier bis sechs isolirende Stützen.
4) Das galvanische Element ist in einem Cylinder aus poröser Thonmasse von 6 Centim.
Durchmesser und 10 bis 12 Centim. Höhe enthalten. In diesen Cylinder, welcher von
einem hölzernen Dreifuß von 1 Centim. Höhe, den man innerhalb des Wachsrandes auf
die Platte gestellt hat, getragen wird und mit seinem unteren Theile in die
Kupfervitriollösung taucht, gießt man mit Schwefelsäure angesäuertes Wasser und
taucht in dasselbe einen Zinkstreifen, der den Cylinder etwas überragt. An dem
oberen Theile des Zinkstreifens ist ein Leiter angelöthet, welcher aus zwei
Kupferdrähten von etwa zwei Millim. Durchmesser besteht. Diese Drähte sind oben
zusammengewunden, laufen aber nachher aus einander und verbreiten sich, nachdem sie
über den porösen Cylinder und den Wachsrand der Kupferlösung geführt worden sind, auf der gravirten
Platte, wozu sie lang genug seyn müssen. Die Stellen, an welchen die Drähte die
Platte berühren, müssen eben so wie die Berührungsstellen der Drähte selbst,
vollkommen rein seyn.
Anfangs soll man die Operation sehr langsam gehen lassen; 20 bis 24 Stunden sind aber
vollkommen genügend, um einen hinreichenden Kupferniederschlag zu erhalten. Wenn man
glaubt, daß die Operation lange genug gedauert hat, nimmt man das galvanische
Element weg und entfernt die Kupferlösung und den Wachsrand.
Nun zeigt sich Folgendes: die vorher durch den Stichel bloßgelegten Theile der
Kupferplatte sind ganz mit niedergeschlagenem Kupfer bedeckt; die Ränder dieser
Kupferfläche sind zwar warzig, jedoch durch die Firnißschicht von der Platte
getrennt, wogegen in den Strichen selbst das niedergeschlagene Kupfer sich mit dem
Kupfer der Platte vollständig verbunden hat. Man bearbeitet jetzt die Platte an den
betreffenden Stellen mit dem gewöhnlichen Schaber, so daß das niedergeschlagene
Kupfer, insoweit es über der Ebene der Platte vorsteht, entfernt wird und nur die
Vertiefungen der Platte mit dem niedergeschlagenen Kupfer gefüllt bleiben. Die
Platte wird also an den betreffenden Stellen wieder glatt und eben, und man versteht
sie nun an diesen Stellen durch Graviren mit der richtigen Zeichnung.
Der Erfinder dieses Verfahrens wendet ein kleines Instrument an, um zu erfahren ob
genug Kupfer niedergeschlagen worden ist. Dieses Instrument besteht aus einem
kleinen Stahlstreifen, welcher am unteren Ende durch drei gleich lange Spitzen
begränzt ist, von denen die eine die Achse des Streifens, die beiden anderen die
Ränder desselben verlängern. Indem man die mittlere Spitze auf den
Kupferniederschlag stellt und den Streifen vertical hält, sieht man an dem Abstande,
in welchem die beiden anderen Spitzen von der Ebene der Platte bleiben, leicht,
welche Dicke der Kupferniederschlag erreicht hat.