Titel: Bereitung der Alizarin-Tinte; von August Leonhardi in Dresden.
Fundstelle: Band 142, Jahrgang 1856, Nr. XXXVII., S. 141
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XXXVII. Bereitung der Alizarin-Tinte; von August Leonhardi in Dresden. Patentirt für das Königreich Hannover auf fünf Jahre am 4. Januar 1856. – Aus den Mittheilungen des hannoverschen Gewerbevereins, 1856, S. 193. Leonhardi, über die Bereitung der Alizarin-Tinte. Aleppische Galläpfel 42 Theile und holländischer Krapp 3 Theile werden mit so viel Wasser warm ausgezogen, daß die Flüssigkeit 120 Theile beträgt. Nach dem Filtriren setzt man hinzu: 1 1/5 Theile Indiglösung, 5 1/5     „ Eisenvitriol,       2     „ holzessigsaure Eisenlösung. Fast sämmtliche Vorschriften zu Tinten, welche bis jetzt existiren, gehen darauf hinaus, eine gerbstoffhaltige Substanz mit Wasser auszuziehen und diesem Auszuge ein Eisensalz zuzusetzen, wodurch sich gerbsaures Eisen bildet. Dieses ist bekanntlich eine unlösliche Verbindung, die sich sehr bald in der Tinte absetzen würde, wenn nicht arabisches Gummi hinzukäme, welches den Niederschlag in der Tinte schwebend erhält. Diese Tinten haben das Unangenehme, daß durch Abdunsten von Wasser im offenen Tintengefäß der Gummischleim die Tinte zu sehr verdickt, das Absetzen der unlöslichen Eisenverbindung doch nicht ganz verhindert wird, und sich auch durch Umwandlung des Gerbstoffs in Gallussäure (welche letztere nur in der hundertfachen Menge Wasser löslich ist) noch mehr Absatz bildet. Diese Uebelstände sind durch die obige Vorschrift bei der Alizarin-Tinte vermieden, indem 1) diese kein Gummi enthält, 2) der Niederschlag von gerbsaurem Eisen durch den Zusatz von schwefelsaurem Indig verhütet, und 3) das Schimmeln durch diesen Zusatz und durch das holzessigsaure Eisen unmöglich gemacht wird. Die Zerstörung der Stahlfedern durch die gewöhnlichen Tinten ist mehr eine mechanische als eine chemische, da die Krusten beim Losbröckeln von der Feder stets etwas Metall mit fortnehmen. Durch die Weglassung des Gummi in der Alizarin-Tinte ist aber der Krustenbildung vorgebeugt. Der Zusatz von schwefelsaurem Indig schadet den Stahlfedern nicht, da – wie Thomas und Delisse fanden (polytechn. Journal Bd. CVII S. 446) – die Metalle durchaus nicht von Beizflüssigkeit angegriffen werden, wenn letzterer irgend eine organische Substanz zugesetzt wird, wie z.B. Glycerin, Gerbstoff u.s.w. Nebstdem besitzt die Alizarin-Tinte die vortreffliche Eigenschaft, stets leicht aus der Feder zu fließen und auf dem Papiere sehr bald in tiefes Schwarz überzugehen. Sie ist zugleich als eine vorzügliche Copirtinte brauchbar.