Titel: | Ueber hölzerne Lagerfutter bei Schraubenpropellerwellen; von John Penn in London. |
Fundstelle: | Band 142, Jahrgang 1856, Nr. XL., S. 173 |
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XL.
Ueber hölzerne Lagerfutter bei
Schraubenpropellerwellen; von John
Penn in London.
Aus dem London Journal of arts, Septbr. 1856, durch das
polytechn. Centralblatt, 1856, S. 1303.
Penn, über hölzerne Lagerfutter bei
Schraubenpropellerwellen.
Bei den Lagern von Schraubenpropellerwellen ist es immer von nachtheiligem Einfluß,
wenn die Schraube nicht in regelmäßigem Betriebe ist, sondern Stunden, selbst Tage
lang stillsteht, wie dieß namentlich bei Kriegsdampfern der Fall ist. Unter diesen
Umständen hat es sich als nothwendig herausgestellt, bei hölzernen Schiffen mit
Kupferbeschläge die schmiedeiserne Schraubenwelle da, wo sie der Einwirkung des
Seewassers ausgesetzt ist, durch einen Messingmantel zu schützen, weil die durch das
Kupfer hervorgerufene galvanische Wirkung ein starkes und schnelles Verrosten der
eisernen Welle verursacht, und auch die Lagerfutter werden immer schnell
angegriffen. Bei eisernen Schiffen findet eine ähnliche Wirkung statt, aber nicht in
so großem Maaße. Bei dieser Construction ist die Reibung und die Abnutzung in den
Lagern sehr groß, weil der Messingmantel der Achsen sich in Messingfuttern drehen muß. Solche Lager
können daher niemals lange Dauer haben. Der Schraubenpropeller selbst ist überdieß
eine schwere Masse, manchmal im Gewichte von 10–12 Tonnen, und ist an das
Ende der Welle vermittelst eines Tförmigen Kreuzkopfes
angekuppelt, damit man ihn aus dem Wasser herausheben kann, wenn ohne Dampf
gearbeitet wird. Die Abnutzung des Messingfutters ist sehr verschieden; man hat
Fälle, daß sie nach wenigen Monaten schon über 1 Zoll betragen hat.
Der Verfasser, welcher aus diesem Grunde seine Aufmerksamkeit auf den beregten
Gegenstand lenkte, machte eine Anzahl Versuche mit verschiedenen Materialien als
Lagerfutter, und das Resultat derselben war die Anwendung von Holzfuttern für die
Schraubenpropellerwelle. Dieselben sind bereits in häufigem Gebrauche und arbeiten
mit sehr günstigem Erfolge.
Das Holz wird hierbei in folgender Weise angewendet: Das gewöhnliche Messingfutter
hat an seiner Oberfläche schwalbenschwanzförmige Längeneinschnitte, welche mit
Streifen aus hartem Holze ausgefüttert werden. Am besten eignet sich hierzu Lignum vitae. Die Holzstreifen sind ungefähr 2 1/2 Zoll
breit, mit einem Zwischenraume von ungefähr 3/4 Zoll zwischen je zweien, und ragen
1/4 Zoll über die Oberfläche des Messingfutters heraus. Zwischen den Streifen fließt
längs der Welle beständig Wasser durch, und dieß bildet die einzige Schmierung.
Dadurch wird jedem Erhitzen der Achsen und sonstigen schädlichen Einflüssen auf
dieselben vorgebeugt.
Neben einer großen Anzahl von Kauffahrteischiffen sind über 200 der letzten neuen
Kriegsschiffe mit hölzernen Lagerfuttern versehen worden; eben so hat man auch alle
früheren, so weit es zulässig war, in dieser Hinsicht umgeändert. So weit die
jetzigen Erfahrungen reichen, scheinen weder die Holzfutter, noch die Achsen eine
bemerkenswerthe Abnutzung oder sonst eine nachtheilige Wirkung erlitten zu haben,
trotzdem daß sie schon einige Monate der Wirkung des Wassers ausgesetzt sind.
Der „Himalaya,“ ein Schiff von 3500 Tonnen und 700
Pferdekräften, liefert den besten Beweis, welcher für die Dauerhaftigkeit der
Holzfutter gegeben werden kann. Dieses Schiff war ursprünglich mit Metallfuttern
versehen, aber die Abnutzung war so bedeutend, daß die Eigenthümer desselben sich
veranlaßt sahen, sie sofort, nachdem der Verfasser seine Erfindung gemacht hatte,
durch hölzerne Futter zu ersetzen. Kurz darauf wurde der Himalaya von der Regierung
angekauft und durchlief als Transportschiff während der ersten 10 Monate seines
Dienstes 20000 englische Meilen, ohne daß er die geringsten Spuren von Abnutzung an den Theilen zeigte,
welche früher so viele Störungen veranlaßt hatten. Die Schraube des Himalaya wiegt
über 11 Tonnen und kann nicht aus dem Wasser herausgehoben werden. Da sie also
hinten kein Lager hat, so muß ihr ganzes Gewicht, so wie das Gewicht des über den
Stern herausragenden Wellentheiles von dem Sternlager allein getragen werden.
Die königl. Schaluppe „Malacca“ von 200 Pferdekräften legt
ebenfalls die Vorzüge der Holzfutter vor den Messing- und anderen
Metallfuttern deutlich dar. Dieses Schiff verursachte eben so viele Störungen wie
der Himalaya, so lange es mit Messingfuttern arbeitete, und bei der letzten Prüfung,
nachdem es seit Anwendung der Holzfutter einen viel längeren Weg, als vorher mit den
Messingfuttern zurückgelegt hatte, zeigte sich auch nicht die mindeste Abnutzung an
den Lagern. Hier hatte man zuerst den Versuch mit Lignum
vitae gemacht.
Die gewöhnlichen Messingfutter der Schraubenwellen sind sehr lang im Verhältniß zu
ihren Durchmessern, und zwar beträgt der Druck auf dieselben nur ungefähr 60 Pfd.
pro Quadratzoll, wenn die Zapfen mit dem Futter
vollständig in Berührung sind; aber in der Wirklichkeit ist dieser Druck viel
größer, weil die Futter durch die Bewegung des Schiffes häufig aus ihrer Lage
gebracht werden. – Bei den Holzlagern wird die Oberfläche durch die leeren
Räume zwischen den Holzstreifen um mehr als 1/4 vermindert; aber die
Betriebsresultate haben ergeben, daß bei Holzfuttern 1/10 der Lagerfläche von
Messingfuttern ausreicht. Die Holzfutter können einen Druck von 2000 Pfund auf den
Quadratzoll aushalten. Mehrere Versuche, durch welche ermittelt werden sollte, bei
welchem Punkte die Abnutzung beginnt, ergaben, daß sie bei 8000 Pfd. Belastung auf
den Quadratzoll noch nicht eintritt, während Messing in eisernen Futtern, mit Oel
oder mit Wasser geschmiert, schon bei einem Drucke von 200 Pfd. auf den Quadratzoll
direct einschnitt und sehr bald ganz unbrauchbar wurde.
Die Versuche, welche den Verf. auf die Anwendung der Holzfutter leiteten, wurden mit
einem Apparate angestellt, welcher aus einer 1 1/2 Zoll starken schmiedeisernen
Achse bestand, die auf einem 2 Fuß langen Wassertroge in hölzernen Lagern lief. Die
Achse wurde vollständig in Wasser eingetaucht und durch eine am äußeren Ende
derselben aufgetriebene Riemenscheibe mit einer Geschwindigkeit von 700 Umdrehungen
pro Minute oder einer Umfangsgeschwindigkeit von 260
Fuß pro Minute umgetrieben, was ungefähr der
Umfangsgeschwindigkeit der Schraubenwellzapfen in ihren Lagern entspricht oder sie
noch etwas übersteigt. Die eine Hälfte der Achsenlänge war mit Messing überzogen, um
abwechselnd die Wirkung
auf Eisen und Messing unter genau gleichen Umständen zu prüfen. In die Mitte jeder
Achsenhälfte wurde ein cylindrischer Zapfen von 1 1/2 Zoll Durchmesser und 2 Zoll
Länge eingedreht, und auf dieselben wurden die Versuchsfutter, deren Reibung zu
ermitteln war, aufgelegt. Damit die Reibung in den festen Lagern an den Enden der
Achse nicht Veranlassung zu Fehlern gab, wurden zwei unmittelbar neben einander
liegende Versuchsfutter gleichzeitig angewendet. Von diesen lag das eine über und
das andere unter der Achse, und beide wurden durch belastete Hebel, deren
Belastungen zur Regulirung des Druckes leicht verändert werden konnten, nach
entgegengesetzten Richtungen gegen den Zapfen angedrückt. Vermöge dieser Anordnung
war die Achse wie frei aufgehängt in dem Wassertroge und unterlag keiner
bemerkenswerthen Reibung in den festen Lagern an den Enden.
Die Reibung der verschiedenen den Versuchen unterworfenen Materialien wurde durch den
Betrag gemessen, um welchen die Temperatur des Wassers im Troge in Folge der
Umdrehung der Achse in einer gewissen Zeit stieg. Die Menge des Wassers betrug immer
2 Kubikfuß und die Anfangstemperatur desselben war immer gleich. Die Lagerfläche
betrug immer 1 Quadratzoll, so daß die Gesammtbelastung jedes Futters immer direct
die Belastung pro Quadratzoll angab. – In der
folgenden Tabelle sind die wichtigsten Resultate dieser Versuche
zusammengestellt:
Textabbildung Bd. 142, S. 175
Beschaffenheit der Lagerflächen;
Druck auf d. Qdtzoll. in Pfd.; Dauer des Versuchs; Resultat; Messing auf Eisen;
Minuten; Wenig oder nicht eingeschnitten; Stunde; Eingeschnitten und abgerieben;
Fast augenblicklich gefaßt und mitgenommen; Lignum
vitae auf Eisen; Keine Zeichen von Abnutzung; ein schon vorhandener
kleiner Riß wurde nicht angegriffen; Buchsbaum auf Messing; Nicht
eingeschnitten; Lignum vitae auf Messing; Nicht
angegriffen; Schlangenholz auf Messing; Cam-Holz
Andere Versuche vom September 1854 ergaben folgende Resultate:
Textabbildung Bd. 142, S. 176
Beschaffenheit der Lagerflächen;
Lagerfläche in Quadratzollen; Gesammtdruck in Pfunden; Druck auf den Quadratzoll
in Pfunden; Dauer des Versuchs in Minuten; Resultat; Messing auf Messing;
Buchsbaum auf Messing; Nichts zu bemerken; deßgl.; Nicht eingeschnitten;
Eingeschnitten und abgerieben; Längenholz; Hirnholz, nicht eingeschnitten;
Lignum vitae auf Messing; Mit der Messerspitze gemachte Schnitte nicht
angegriffen; Ein wenig eingeschnitten; Messing auf Messing (Salzwasser); Wenig
oder nicht eingeschnitten; Messing auf Eisen; Eingeschnitten; Neues Messing auf
Eisen; Eingeschnitten und abgerieben; Babbitt's Metall auf Eisen; Fast
augenblicklich gefaßt und mitgenommen; Kingston's Metall auf Eisen; Seitwärts
ausgewalzt; Buchsbaum auf Eisen; Keine merkliche Abnutzung; Nur wenig abgenutzt;
Nichts zu bemerken; Lignum vitae auf Eisen; Keine Zeichen von Abnutzung, selbst
nicht an einem schon vorhandenen kleinen Risse; Nicht angegriffen; Schlangenholz
auf Messing; Cam-Holz
Die Resultate der Versuche weisen auf die Anwendung reichlicher Wasserzuführung hin,
damit die durch die Reibung in den Lagern entstehende Wärme entfernt werde; und wo
das Wasser in so reichlichem Maaße zugeführt werden kann, daß es die Wärme sofort
bei ihrem Entstehen aufnehmen kann, lassen die Holzfutter nichts zu wünschen übrig,
da sie selbst bei Drücken, welche in der jetzigen Praxis gar nicht vorkommen, noch
keine merkliche Abnutzung erleiden. Die beiden Reibungsflächen laufen ohne irgend
ein Schmiermaterial auf einander, und das Wasser dient lediglich zur schnellen
Aufhebung der entstehenden Wärme.
Es mag hier noch einer anderen Anwendung der Holzfutter gedacht werden, welche sich
sehr vortheilhaft bewährt hat. Das Lager, welches die drückende oder treibende
Wirkung der Schraube in der Richtung des Schiffes aufnimmt, besteht aus einer Anzahl
Bundringen an der Welle, welche in entsprechenden Vertiefungen der Futter laufen.
Man hat bei diesen Lagern eine eben so große Abnutzung gefunden, wie bei den
Sternlagern. Bei den Drucklagern des Himalaya waren die Futter in der Längenrichtung
gegen 3/4 Zoll an jedem Bundringe abgelaufen, und dieß wurde von dem Ingenieur
während der Reise durch Einsetzen eines Satzes Ringe von Lignum vitae und Ausfüllen des durch die Abnutzung entstandenen leeren
Raumes reparirt. Das Holz wurde in halbe Ringstücke zersägt, und die unteren Theile
wurden von oben eingeschoben, ohne daß die Welle gehoben wurde. Diese Einrichtung
entsprach ihrem Zwecke vollständig. Auf der Heimreise war an den Holzringen durchaus
keine Abnutzung wahrzunehmen, und das Schiff lief sogar von Neuem aus, ohne daß eine
Aenderung an ihnen vorgenommen worden wäre. Als Schmiermaterial diente hier meistens
reines Oel.