Titel: | Ueber Aluminium-Fabrication; von Professor Dumas. |
Fundstelle: | Band 142, Jahrgang 1856, Nr. XLIX., S. 211 |
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XLIX.
Ueber Aluminium-Fabrication; von Professor
Dumas.
Aus den Comptes rendus, October 1856, Nr.
15.
Dumas, über Aluminium-Fabrication.
Prof. Dumas übergab der französischen Akademie der
Wissenschaften. einige Kilogramme Aluminium, welches von den HHrn. Rousseau und Morin, in
Verbindung mit H. Sainte-Claire Deville mittelst
Verfahrungsarten dargestellt worden war, die sich zur Fabrication im Großen eignen; dabei bemerkte
er Folgendes:
Seit einem Jahre waren die Genannten ernstlich bestrebt, das Verfahren zur
Darstellung des Aluminiums so zu verbessernNämlich das von Deville beschriebene Verfahren;
man sehe polytechn. Journal Bd. CXLI S.
303, 378 und 441., daß es sich zur Fabrication dieses Metalls im Großen eignet, und diesen
Zweck haben sie auch vollständig erreicht, indem jetzt alle Operationen gewöhnlichen
Arbeitern überlassen werden können. Da ihr gegenwärtiges Verfahren schon seit drei
Monaten in Ausübung ist, ohne daß es irgend eine wesentliche Abänderung erheischte
und ohne daß eine Störung im Betrieb eintrat, so hat nach meiner Ansicht
hinsichtlich der Darstellung des Thonerdemetalles die Wissenschaft ihre Rolle
ausgespielt und es beginnt nun diejenige der Industrie.
Die jetzt angewendeten Verfahrungsweisen weichen anscheinend wenig von den früher
befolgten ab: man muß stets Chloraluminium bereiten und dasselbe durch Natrium
zersetzen, um das Aluminium frei zu machen.
Aber die Methoden mittelst deren man diese zwei Substanzen erhält, und die Apparate
worin man sie auf einander einwirken läßt, mußten für den Betrieb im Großen
nothwendig abgeändert werden.
Wenn die Thonerde aus Ammoniak-Alaun, durch Zersetzung desselben in einem
Flammofen, dargestellt wird, so erhält man sie in einem Zustande wo sie zur
Umwandlung in Chlorid vollkommen geeignet ist. Man hat sich jedoch überzeugt, daß
das Chloraluminium direct durch Anwendung von Kaolin und selbst von Thon gewonnen
werden kann.
Das Chloraluminium war aber auch im Großen schwierig zu behandeln; denn nachdem es in
Dampfform gebildet worden ist, verdichtet es sich schnell zu schneeigen Krystallen.
Man mußte es daher in Kammern sammeln und dann von deren Wänden mechanisch
lostrennen; dieses Verfahren war 1) mit Verlust an Chlorid verbunden, wegen
unvollständiger Verdichtung desselben; 2) mit Gefahr für die Arbeiter, welche die
Dämpfe des Chlorids einathmeten; 3) mit zu großen Kosten wegen der nothwendigen
Unterbrechung der Operationen.
Indem man das Chlorgas nicht mehr auf Thonerde und Kohlenpulver, sondern auf ein
Gemenge von Thonerde, Kochsalz und Kohlenpulver einwirken ließ, erhielt man ein
flüchtiges Chlor-Aluminium-Natrium, welches zu einer Flüssigkeit
verdichtbar ist, die wie Wasser fließt und in der Kälte erstarrt. Die Bereitung derselben ist
eine continuirliche, welche so einfach und regelmäßig wie eine Destillation von
statten geht; man braucht nur die Erzeugung des Chlorgases gehörig zu überwachen,
zeitweise das zu zersetzende Gemenge zu erneuern und am Ende des Kühlrohrs die
irdenen Töpfe zu wechseln, worin sich Kuchen des Doppelchlorids bilden, welches als
continuirlicher Strahl hineinfließt.
Auch die Darstellung des Natriums ist jetzt so abgeändert, daß sie sich zum Betrieb
im Großen eignet; die Gestehungskosten desselben überschreiten kaum mehr 7 Fr. per Kilogramm. Ein zweckmäßiges Gemenge von kohlensaurem
Natron, Kohlenpulver und Kreide wird so vollständig zersetzt, daß das erhaltene
Natrium mit der Quantität übereinstimmt welche die Berechnung ergibt; überdieß
erfolgt die Zersetzung jenes Gemenges so leicht, daß man die sonst gebräuchlichen
schmiedeisernen Flaschen durch beschlagene Ofenröhren ersetzen kann.
Endlich blieb man nach vielen kostspieligen Versuchen bei der Anwendung des
Flammofens stehen, um das Natrium und das erwähnte
Chlor-Aluminium-Natrium auf einander einwirken zu lassen. Ein zum
Glühen gebrachter Flammofen wird mittelst der Schaufel mit einem Gemenge von
Natriumstücken und Doppelchlorid beschickt; die Reaction zwischen diesen beiden
Körpern, welche erst nach einiger Zeit eintritt, erfolgt so ruhig, daß man diese
Operation ohne Gefahr in großem Maaßstab vornehmen kann. Sie hinterläßt Aluminium in
Platten, in Kügelchen oder pulverförmig; man trennt es vom Kochsalz, entweder
mechanisch, oder durch Behandlung mit Wasser.
Die Gestehungskosten des so fabricirten Aluminiums würden 100 Francs per Kilogramm nicht übersteigen, wenn sie nicht durch
zufällige Unkosten erhöht würden. Die mit Ammoniak-Alaun dargestellte
Thonerde ist nämlich zu theuer; ferner kostet die Salzsäure zu Paris viel mehr als
an den Erzeugungsorten, deßgleichen das kohlensaure Natron. – Bei der Arbeit
im Großen würde man, abgesehen von den unvermeidlichen Verlusten, in den aus dem
Flammofen gezogenen Producten wirklich so viel Kochsalz wieder finden, alsaks dem zur Darstellung des Doppelchlorids verwendeten und demjenigen wovon
das Natrium selbst herrührt, entspricht.
Da gegenwärtig in der besprochenen Versuchsanstalt alle Verbesserungen, welche die
Gestehungskosten vermindern würden, nicht ausführbar sind, so wird der Preis des
Aluminiums noch einige Zeit höher bleiben als nothwendig wäre; mit ihrer jetzigen
Einrichtung erzeugt die Anstalt täglich zwei Kilogr. Aluminium.
Hr. Deville betrachtet seine Aufgabe – sichere und
ökonomische Verfahrungsarten zur Darstellung des Natriums und des Aluminiums zu
ermitteln, so daß diese beiden Metalle eine industrielle Anwendung gestatten
– nunmehr als gelöst, und wünscht, daß die Akademie sich über den
gegenwärtigen Standpunkt seiner betreffenden Arbeiten einen Bericht erstatten lassen
möchte.Die französische Akademie der Wissenschaften hat ihren Ausschuß für Chemie
hiermit beauftragt.