Titel: Kannen-Wickelapparat für Baumwolle-Vorspinnmaschinen; von J. H. Johnson in London.
Fundstelle: Band 142, Jahrgang 1856, Nr. LXXV., S. 323
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LXXV. Kannen-Wickelapparat für Baumwolle-Vorspinnmaschinen; von J. H. Johnson in London. Aus dem Practical Mechanic's Journal, Januar 1856, S. 226. Mit Abbildungen auf Tab. V. Johnson's Kannen-Wickelapparat für Baumwolle-Vorspinnmaschinen. Diese Erfindung wurde von Hrn. Johann Beugger zu Wülflingen in der Schweiz gemacht und für Hrn. Johnson in England am 10. April 1855 patentirt; mittelst dieses Apparates werden die Lunten oder Bänder der Vorspinnmaschinen concentrisch auf einer Spindel in Windungen von gleichem Durchmesser aufgewickelt und übereinander gelegt, so daß jede Windung einen Theil der vorhergehenden bedeckt. Fig. 14 ist ein durchschnittlicher Aufriß einer auf diese Weise eingerichteten Vorspinnmaschine; Fig. 15 ist ein senkrechter Durchschnitt des obern Theiles einer Kanne (Flasche, Laterne); Fig. 16 endlich ein durchschnittlicher Grundriß der excentrischen Wickelbewegung. A ist eine Kanne, in deren Innerem ein Kolben B, dessen obere Fläche mit Tuch b überzogen, angebracht ist; dieser Ueberzug dient um die nöthige Reibung zum Beginn einer Lunte zu veranlassen. Der Kolben B ist in der Mitte mit einer Oeffnung versehen, die mit einer kleinen Scheibe a verschlossen ist und durch welche, sowie durch den Kolben, die Spindel c geht, deren Zweck es ist, die vollendete Luntenspule heraus zu ziehen. Das untere Ende der Spindel ist mit einem kleinen Winkelrade D versehen, von welchem sie eine drehende Bewegung erhält. Am obern Theil der Kanne befindet sich eine kurze Röhre E. Der untere Theil der letztern sitzt auf einem Vorsprunge der Kanne auf und ist bei e mit Zähnen versehen, mittelst deren er von dem Sternrade f Bewegung erhält. Mit der Röhre E ist durch Friction mittelst eines ledernen Ringes g, ein Ring h verbunden, der eine excentrische Oeffnung i hat, die durch die Scheibe I, mit Zähnen an der Kante, verschlossen ist. Die Scheibe I wird durch eine vorspringende Flantsche an ihrem Platz erhalten, welche in eine excentrische Oeffnung i paßt, während eine ähnliche Flantsche darüber in eine excentrische Oeffnung in der Platte k greift. Rings um die obere Kante der Röhre E ist ein Ring l so angebracht, daß er sich lose dreht, und sowohl seine äußere als innere Peripherie ist mit Zähnen versehen. Mittelst der äußern Zähne erhält er Bewegung von dem Rade m, und die inneren Zähne dienen dazu, diese Bewegung der Scheibe I durch die segmentale Oeffnung n in dem Ringe h mitzutheilen. Die Bewegungen von diesem Theile des Apparates sind folgende: 1) die Kanne dreht sich um ihre eigene Achse durch die Wirkung des Winkelrades D; 2) die excentrische Scheibe I dreht sich durch Einwirkung des Ringes l um ihre Achse; 3) die Scheibe I hat auch eine andere drehende Bewegung um den obern Theil der Kanne, und zwar durch den Ring h, welcher seine Bewegung von der Röhre E erhält. Bei Benutzung des Apparates ist es nothwendig, daß das Wegnehmen der Spindeln mit der vollständigen Lunte und das Einbringen der leeren Spindel, ohne die Theile E und l wegzunehmen, und ohne das Räderwerk außer Betrieb zu setzen, mit Leichtigkeit geschehen könne. Man erreicht dieß dadurch, daß man den Ring h, welcher die excentrische Scheibe I bewegt, durch Reibung des Lederringes g mit der Röhre E vereinigt. Der Ring h kann daher leicht weggenommen werden und er nimmt das Stück n mit sich, welches den Führer q für die Lunte enthält. Es ist auch eine Anordnung getroffen, durch welche die Theile k und l, wenn es erforderlich ist, getrennt werden können. Der Theil k ist mit einer oder zwei Federn, o, versehen, welche die Stifte p in entsprechende Löcher in dem Theil h drücken und dadurch beide Theile verbunden erhalten. Sollen nun die Theile h und k von einander getrennt werden, so kann dieß leicht durch einen Druck auf die Stifte p mittelst der in Figur 17 dargestellten Zange bewirkt werden. Da die innere Oberfläche der obern Kante des Ringes h abgeschrägt ist, so ist es nicht nothwendig, die Zange zur Vereinigung derselben zu benutzen, weil die abgeschrägte Kante die Stifte hereindrückt, und die Feder o sie herausdrückt, wenn sie den Löchern in dem Ringe k gegenüber kommen. Indem die Lunte die Streckwalzen verläßt, geht sie durch den Führer q und durch eines der Löcher in der Scheibe I, und ihr Ende wird auf die mit Zeug überzogene Oberfläche des Kolbens B gelegt. Die obenerwähnten drei vereinigten Bewegungen legen die Lunte in excentrische Ringe oder Windungen, deren Regelmäßigkeit durch die Reibung gesichert ist, welche von dem Kolben herrührt, der sich am obern Ende der Kanne befindet und dicht an der Scheibe I anliegt. Indem nun die Luntenwindung größer wird, geht der Kolben nach und nach nieder, bis er den Boden der Kanne erreicht, wo dann die Spule vollendet ist. Es werden hierauf die Theile h, I und k zusammen weggenommen, und da die Elasticität der Spule ihr das Bestreben ertheilt, eine größere Länge anzunehmen als die Spindel, so drückt man sie durch eine kleine Holzscheibe etwas zusammen, die mit einer Oeffnung versehen ist, welche dicht auf die Spindel paßt. Die Spindel C wird dann gehoben. Der kleine Hals, mit welchem das untere Ende der Spindel versehen ist, geht durch den Kolben und erreicht mit ihm die kleine Scheibe a und mit ihr die Spule, welche dadurch gänzlich aus der Kanne herausgezogen wird. Um eine neue Spindel einzubringen, wird der Kolben bis zu dem Rande der Kanne durch eine Art Haken gehoben und die neue Spindel nebst Scheibe a eingesteckt. Die Theile h und k werden dann wieder an ihre Stelle gebracht und der Betrieb wird auf die gewöhnliche Weise fortgesetzt. N ist die Haupttriebwelle, welche mit einer Trieb- und Leerrolle, einem Schwung- und einem Zahnrade O versehen ist. Dieses treibt mittelst des Mittlern Rades O¹ das Rad O² am Ende der vordern Streckwalze. Die zweiten Streckwalzen, werden mittelst der Zahnräder P, P¹, P², und P³ die hinteren Streckwalzen mittelst der Räder Q, Q¹ und des Getriebes Q², an der Welle der zweiten Streckwalzen, getrieben. Das Rad O auf der Haupttriebwelle treibt auch das Getriebe O⁴ mittelst des Zwischenrades O³. An der Welle R des Getriebes O⁴ sind die Winkelräder R¹ befestigt, welche im Eingriff mit den Winkelgetrieben D der Kanne stehen. Das Rad O³ treibt auch ein Getriebe auf einer zweiten Welle S, und dieses die Winkelräder S¹, welche im Eingriff mit den Winkelgetrieben S², an der stehenden Welle S³ sind, wodurch das Rad m gedreht wird. Die Welle S ist an ihrem Ende mit einem Getriebe T versehen, das mit einem zweiten Getriebe T¹, an der untern Welle T², im Eingriff steht. Diese Welle treibt die Räder T³, welche mittelst der Räder T⁴ die Winkelräder T⁵ Betrieb setzen. Letztere sitzen aber lose auf der Welle S und drehen sich in derselben Richtung, jedoch mit einer verschiedenen Geschwindigkeit. Diese Räder T⁵ sind mit den Winkelgetrieben U auf den stehenden Wellen U¹ im Eingriff, welche die Räder f umtreiben. Die Räder R¹, S¹ und T⁵ sind in bedeutender Entfernung von einander angebracht; die dazwischen vorhandenen Kannen treiben einander mittelst der Räder V, mit denen jede Kanne versehen ist und die sämmtlich in einander greifen. Wegen dieser Anordnung drehen sich einige Kannen rechts und andere links, und veranlassen daher eine Verschiedenheit in der Richtung des Auswindens der Lunten, was übrigens gleichgültig ist. Diese Anordnung gestattet auch allen Rädern e und l einander zu treiben; das Rad e einer Kanne wird durch das Rad f getrieben und beide haben gleiche Richtung, während das nächste Rad m sich in einer andern Richtung dreht, den Ring l der benachbarten Kanne aber derart betreibt, daß sich der Ring l der ersten Kanne in derselben Richtung wie das Rad e dreht, und somit diese Kanne selbst. Diese Combination hat lediglich den Zweck, daß die Wellen S³ und U³ neben einander gelegt werden können. Die Leistungen dieser Maschinen sollen weit bedeutender als die der älteren seyn, während eine geringere Drehung der Lunten oder Bänder erforderlich ist.

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Tafel Tab.
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