Titel: | Die Dubochet'schen Kohksöfen mit geneigter Sohle auf der de Wendel'schen Kohksöfen-Anlage bei Saarbrücken. |
Fundstelle: | Band 142, Jahrgang 1856, Nr. XCV., S. 414 |
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XCV.
Die Dubochet'schen
Kohksöfen mit geneigter Sohle auf der de Wendel'schen Kohksöfen-Anlage bei
Saarbrücken.
Im Auszuge aus der Berliner Zeitschrift für Bauwesen, 1855,
durch die österreichische Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen, 1856, Nr.
33.
Mit Abbildungen auf Tab.
VI.
Ueber die Dubochet'schen Kohksöfen mit geneigter Sohle.
Unter den in neuerer Zeit so häufig auftauchenden Modificationen im Baue der
Kohksöfen verdient der Dubochet'sche Kohksofen mit
geneigter Sohle eine Erwähnung. Dieses System wurde im Jahre 1851 auf der Dubochet'schen Gasanstalt zu Paris von dem Ingenieur Pauwels erfunden, in Preußen, Frankreich und England
patentirt und ist bald nach der Erfindung auf der Kohksofen-Anlage der Madame
Veuve de Wendel an der Saarbrückener Eisenbahn zwischen
den Stationen Dutweiler und Sulzbach in großem Maaßstabe zur Ausführung gekommen. Es
bestehen daselbst 100 solcher Oefen, wovon die Hälfte bereits seit Anfang 1854 im
Betriebe ist.
Fig. 1 stellt
den Längendurchschnitt eines Dubochet'schen Kohksofens
dar. Derselbe besteht aus dem Destillirofen A und dem
Abkühlungsofen B. Die Sohlen beider Oefen liegen in
einer stetigen geneigten Kreiscurve von 142 Wiener Fuß Radius, welche am obern Ende
des Destillirofens 52 Grad, am untern Ende des Abkühlofens 30 Grad gegen den Horizont ansteigt. Die
lichte Breite beider Räume beträgt 6,3 Wiener Fuß und die lichte Höhe normal
gemessen bis zu den Kämpfern der Gewölbe 23,5 Wiener Zoll.
Der Destillirofen ist mit einem scheitrechten Gewölbe aus feuerfesten Steinen
geschlossen. Fig.
3 zeigt einen normalen Durchschnitt nach der Linie vw. Die untere Oeffnung ist mit einer kreisförmig
gebogenen gußeisernen Thüre a versehen, welche mit
feuerfesten Steinen verkleidet ist. Beim Aufheben dreht sie sich mittelst zweier
Arme um die Bolzen der Ständer b. Eine ähnliche, aber
horizontale Thüre schließt die obere Oeffnung des Destillirraumes ab und läßt sich
mittelst dem daran befindlichen verticalen Hebel leicht aufklappen.
Nahe der obern Oeffnung im Scheitel des Gewölbes befindet sich ein kurzer runder
Canal d, welcher mittelst eines halbkreisförmig
gebogenen gußeisernen Rohres mit dem Canale h in
Verbindung steht, welcher letztere in der Mitte des quer über dem Gewölbe liegenden
horizontalen Canales i einmündet. Der Canal i verlängert sich zu beiden Seiten über die innere
Flucht der Seitenwände des Ofens hinaus, so daß er innerhalb der Seitenmauern in
zwei Schornsteinen k abwärts geführt werden kann, wie
dieß die punktirte Linie in Fig. 1 angibt.
Unterhalb der Ofensohle münden diese beiden Schornsteine in einen durch die ganze
Breite des Ofens gehenden Quercanal l. In dessen Decke
befinden sich sieben Oeffnungen gleichmäßig in der ganzen Ofenbreite vertheilt.
Communicirend mit ihnen und nach derselben Eintheilung laufen unter der Sohle des
Ofens sieben Canäle hin und dehnen sich auf die ganze Länge des Destillirraumes nach
oben und nach unten aus. Oben sind sie geschlossen, unten jedoch am Ende der Sohle
ist das ganze Canalsystem rückwärts gekröpft und schließlich in einen Quercanal
vereinigt, dessen Sohle in der Mitte eine Oeffnung hat, wodurch die Verbindung mit
dem längs der ganzen Ofenreihe hinlaufenden Feuercanal n
entsteht. Die Anordnung des Canalsystems unter der Ofensohle ist in Fig. 2 ersichtlich, welche
einen Durchschnitt durch dasselbe parallel mit der gekrümmten Flache der Ofensohle
darstellt. Für je 50 Oefen ist ein eigener Feuercanal n
vorhanden, dessen Querschnitt in dem Maaße continuirlich wächst, als er von dem Ende
der Ofenreihe gegen den Schornstein hin mehr und mehr Oefen aufnimmt. Dieses Wachsen
ist durch Vertiefung der Sohle bewirkt, und es mißt die Höhe des Canals n unmittelbar vor dem Schornstein 7,5 Wiener Fuß. Für
sämmtliche in einer fortlaufenden Reihe gelegene 100 Oefen sind also zwei
Feuercanäle vorhanden, die sich in Mitte der Ofenreihe unter einem rechten Winkel
umbiegen und in einem gemeinschaftlichen Schornsteine vereinigen.
Der Schornstein hat eine Höhe von 159 Wiener Fuß und an der obern Mündung eine lichte
Oeffnung von 6,3 Fuß. Unterhalb des Quercanals l im
Mittel des Ofens liegt eine Rostfeuerung C mit
Aschenfall, welche ihre Flamme in das Canalsystem unter der Ofensohle ergießt. Um
die Flamme gleichmäßiger zu vertheilen, ist hier der mittlere der sieben Canäle
durch einen als Abweiser dienenden Stein geschlossen. In dem über dem Feuerraume
befindlichen übergekragten Mauerwerk sind die Canälchen m, welche die Verbindung der sieben Längscanäle mit der atmosphärischen
Luft herstellen.
Zwischen dem Destillir- und Abkühlungsofen liegt ein an den Enden der
Ofenreihe zugänglicher Gang o. Den normalen Querschnitt
des Kühlofens nach der Linie xz zeigt Fig. 3. Die
obere Oeffnung schließt eine vertical zu bewegende Schieberthüre, die untere eine
zweiflüglige Thüre, die Uebermauerung des Gewölbes ist abgetreppt und trägt das
schräge Schienengeleise für einen beweglichen Krahn.
Ueber dem Gange o verbindet ein System aus Gußstücken
beide Oefen auf folgende Weise: Ein Rahmen faßt die Oeffnung des Kühlofens ein, ein
zweiter Rahmen liegt in der Fläche der Ofensohle über dem Gange. Bündig mit der
innern Flucht der Seitenmauern schließen sich 2 Seitenwangen an, welche in der Höhe
des Destillirofengewölbes durch eine Querplatte verbunden sind, gegen die sich das
Gewölbe stützt. Diese Gußstücke sind durch Schraubenbolzen fest verbunden und durch
die Verstärkungsrippen im Mauerwerk befestigt.
Hinter den Wangen sind die Mauern des Kühl- und Destillirraumes in der ganzen
Stärke durchgeführt, und ruhen auf einem flachen Bogen, der über den Gang o in der Höhe und in der Neigung des schrägen Rahmens
gespannt ist. Durch diese Anordnung wird einerseits die ununterbrochene Fläche der
Seitenwände und der Sohle der beiden Oefen hergestellt, andererseits der Schub des
Destillirofens auf die Seitenwände des Kühlofens zurückgeführt. Den schrägen Rahmen
in der Fläche der Sohle schließt eine nach unten sich öffnende Thüre bündig ab. Sie
wird in ihrem Verschluß durch eine in eingemauerten Lagern haftende, mit einem
Sperr-Rädchen versehene Winde gestützt.
Das Verfahren beim Betriebe des Ofens ist folgendes:
Beim allerersten Beginn wird der Ofen angewärmt, indem auf dem Roste C ein hinlänglich starkes Steinkohlenfeuer so lange
unterhalten wird, bis im Destillationsraume Rothglühhitze vorhanden ist. Alsdann
füllt man den Destillirofen A durch die Thüre bis
obenhin mit Kohlen an, läßt jedoch die Oeffnung d frei,
indem man davor mit einem Spaten eine Vertiefung bildet. Das Füllen geschieht aus
Kohlenwägen, welche auf
einer Eisenbahn e über dem Ofenmauerwerke zugeführt
werden. Die eingestürzten Kohlen fangen in Berührung mit den glühenden Ofenwänden
sogleich Gase zu entwickeln an, welche innerhalb der Zwischenräume der Kohlen in die
Höhe steigen, sich im obersten Theile ansammeln und durch die Oeffnung d entweichen. Von hier aus gelangen sie durch das kurze
Gasrohr in den Canal h, treten aus diesem aber in die
Mitte des Quercanals i und theilen sich hier nach rechts
und links in zwei Ströme, welche durch die abwärts führenden Schornsteine k zu jeder Seite des Ofens in den Ouercanal l gelangen und diesen in der ganzen Breite des Ofens
anfüllen. Bis hieher gelangen die Gase, ohne mit atmosphärischer Luft in Berührung
gekommen zu seyn. Indem sie nun durch die 7 Oeffnungen über dem Canale l in das Canalsystem unter der Ofensohle treten,
empfangen sie durch die 7 Canälchen m Strahlen
atmosphärischer Luft und beginnen sogleich mit großer Lebhaftigkeit zu brennen. Zur
Regulirung des Luftzutrittes sind die Canälchen m vorn
durch gußeiserne Ventile geschlossen. Die Flamme zieht längs der Ofensohle hin und
entweicht in den Hauptcanal n, und längs diesem zur
gemeinschaftlichen Esse. Der Verkohkungsproceß geht durch die Heizkraft der
Verkohkungsgase von selbst fort; ein ferneres Heizen durch den Herd ist nicht mehr
nöthig; die Herdthüre wird daher sorgfältig verschlossen. Zur Regulirung des Zuges
dient der Schuber über dem Canale o.
Ist die Verkohkung fast beendet und die Gasentwickelung zu gering, um eine wirksame
Heizung zu erzeugen, so isolirt man den Ofen von dem Zuge des Schornsteins durch
Schließung des Schubers über dem Canale o, öffnet
dagegen den Schuber über dem Canale p, durch welchen die
Gase in einen benachbarten Ofen entweichen und dadurch dessen Verkohkung
begünstigen.
Ein Ofen faßt 6 Wägen à 18 Centner, oder im Ganzen
108 Centner Steinkohlen, welche in nicht ganz 3 Tagen verkohlt sind. Man öffnet
alsdann mit Hülfe des längs der Ofenreihe verschiebbaren Krahns, nachdem die untere
Thüre des Kühlofens gehörig geschlossen und abgestützt worden, dessen obere
Schieberthüre und zieht zuletzt die untere Thüre des Destillirofens auf. Die Kohks
verlieren dabei ihren Stützpunkt und rutschen mit einem Male in den Kühlraum hinab.
Sind die Thüren wieder herabgelassen, so werden die Fugen zwischen ihnen und dem
Rahmen mit Lehmmörtel verstrichen, damit der Luftzutritt und die Verbrennung der
Kohks verhindert werde. Da dieß von oben der Hitze wegen nur zum Theil möglich ist,
so wird die in der Fläche der Ofensohle befindliche schräge Thüre mittelst der Winde geöffnet und
das Verstreichen der Fugen von dem Gange o aus
bewirkt.
Hienach wird der Destillirraum sogleich wieder mit Kohlen geladen und die Verkohkung
geht dann in gleicher Weise ununterbrochen fort.
Ein Dubochet'scher Kohksofen auf der de Wendel'schen
Anlage kostet circa 2000 Thlr. und liefert per Tag 30 Ctr. Kohks bei einer Ausbeute von 60 Proc.
Kohks aus den dortigen Kohlen.
Es mag noch schließlich erwähnt werden, daß die Verkohlungsproducte von 50 Oefen vor
ihrem Eintritte in die gemeinschaftliche Esse, d.h. den Feuercanal n, aus diesem nach Bedarf unter eine seitlich
angebrachte Dampfkesselanlage geführt werden können, die den Dampf für eine
25pferdige Dampfmaschine liefert. Diese Dampfmaschine betreibt in einem eigenen
Gebäude zwei Kohlenwäschen, deren jede besteht: aus einer Mühle zum Zerkleinern der
Kohlen, einem Siebe, 4 Waschkasten und 5 Becherketten zum Emporheben des
gewaschenen, von Schiefer, Kies und andern fremden Beimengungen befreiten
Steinkohlengruses.