Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 142, Jahrgang 1856, Nr. , S. 71
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Miscellen. Miscellen. P. Rittinger's Versuche über die Leistung des Wassertrommelgebläses. Da über die Leistung des Wassertrommelgebläses bisher noch keine verläßlichen Versuche bekannt sind, und es daran gelegen ist, den Wirkungsgrad dieser äußerst einfachen Maschine genau zu kennen, so wurden auf Anordnung des hohen k. k. Finanzministeriums an mehreren Orten Siebenbürgens Versuche mit bereits im Gange befindlichen Wassertrommeln abgeführt, unter welchen namentlich jene des Hrn. Hammerverwalters Rieger zu Sebeshely hervorzuheben sind, doch erlaubten es die Localverhältnisse an diesem Orte nicht, die Messung der verbrauchten Wassermenge mit genügender Sicherheit vorzunehmen. Das hohe k. k. Finanzministerium ordnete daher die Aufstellung eines derartigen Gebläses auf dem Eisensteinbergbau Gollrag bei Mariazell an, um die gewünschten Daten mit Hülfe desselben erheben zu können. Das Gebläse ist nach Angabe des Hrn. Sectionsrathes Rittinger erbaut. Die Construction desselben ist so ziemlich den in Oesterreich, namentlich in Siebenbürgen an mehreren Orten bestehenden Vorrichtungen dieser Art angepaßt. Das ganze disponible Gefälle an dem Aufstellungsorte beträgt 20' 1''; am obern Ende des Einfallrohres welches vom Boden des obern Wasserreservoirs bis zum Windkasten reicht, wurden rundherum 24 Luftsaugeröhren von 3/4 Durchmesser, nach außen erweitert, angebracht, und ebenso im Boden des Sperrkegels, der das obere Ende der Einfallröhre verschließt und den Wasserzufluß regulirt, 5 Luftröhren von 1'' unterem Durchmesser eingesetzt; der Durchmesser des Einfallrohres beträgt 10''. Der Windkasten ist ein gewöhnlicher umgestürzter Bottich, in dessen Boden das Einfallrohr mündet; seitwärts vom Einfallrohre wurden zwei aufwärts gerichtete Blechdüsen auf dem Boden des Windkastens befestigt, auf welche Aufsatzstücke von verschiedenem Durchmesser gesteckt werden konnten, um die Leistung des Gebläses auch bei verschiedenen Düsenquerschnitten zu ermitteln. Zur Bestimmung der Windpressung wurden in die Düsenmündungen Manometer, mit dem einen Schenkel dem Windstrome gerade entgegen, eingesetzt und außerdem am Boden des Windbottichs, dann in der Mitte und am obern Ende des Einfallrohres Manometer angebracht. Die Bestimmung der verbrauchten Wassermenge verdient um so größeres Vertrauen, als sie auf directe Weise durch Aichen des austretenden Quantums geschah. Zu dem Ende wurde der Windbottich nicht unmittelbar in das Unterwasser, sondern in einen viereckigen Wasserkasten auf ein Balkenkreuz gestellt, zwischen dessen Armen das Wasser unter dem Rande des Windbottichs in den Wasserkasten austrat. Aus Letzterem floß das Wasser über 6 in gleicher Höhe vom Boden befestigte Lutten ab und konnte durch das Aichgefäß bei jeder einzelnen Lutte aufgefangen werden. Diese Einrichtung ermöglichte eine vollkommen bequeme und sichere Aichung; denn war einmal der Sperrkegel einige Zeit in bestimmter Höhe festgestellt, daher der Wasserabfluß im Ganzen und über jede einzelne Lutte constant geworden, so brauchte man bloß die per Secunde über jede einzelne Lutte abfließende Menge zu messen und diese einzelnen Größen zu summiren, um die ganze Wassermenge per Secunde zu erhalten. Der Wasserzufluß in die Einfallröhre geschah, wie schon erwähnt, nicht aus einem Fluder, sondern aus einem besondern Reservoir, welchem das Wasser durch eine Röhre zugeführt wurde, daher blieb auch der Wasserstand im Reservoir, folglich das Gefälle nicht ganz gleich, da bei Hebung des Sperrkegels der Wasserstand im Reservoir sank; doch dürfte dieser Umstand keinen erheblichen Einfluß auf die Versuchsresultate äußern. Es wurden im Ganzen 9 Versuche bei Wassermengen von 1,108, 2,002 und 2,958 Kubikfuß pr. Secunde, welchen Gefälle von 18 1/3, 17 1/3 und 15 1/2 Fuß entsprachen, und Düsendurchmessern von 2, 1 1/2 und 1 Zoll abgeführt. Die Resultate der Versuche sind in nachstehender Tabelle zusammengestellt, in welcher die Manometerhöhen in Zollen Wassersäule angegeben sind: Textabbildung Bd. 142, S. 72 Wasserkraft; Leistung; Manometerhöhe; Massermenge per Secunde; Gefälle; Arbeitsgröße; Düsen; Zahl; Durchmesser; Manometerhöhe; Windmenge per Minute; Arbeitsgröße; Nutzeffect; Am Boden des Bottichs; Oben am Einfallrohr; In der Mitte d. Einfallrohres; Kubikf.; Fuß; Fußpfd.; Zoll; Stark schwankend um den Nullpunkt Man ersieht aus den angegebenen Resultaten, daß die Manometerhöhen im Windkasten und an der Düsenmündung unter sich ziemlich gleich sind; oben am Einfallrohre negativ, da hier Luft gesaugt wird. In der Mitte des Rohres war der Manometerstand so starken Schwankungen um den Nullpunkt herum unterworfen, daß keine auch nur einigermaßen verläßliche Höhe abgenommen werden konnte. Bei größerem Düsenquerschnitt nimmt, wie natürlich, die Pressung ab. Der Nutzeffect erreicht seine größte Höhe mit 5,9 Proc., ist also weit geringer, als man denselben gewöhnlich anzunehmen pflegt; so setzt Morin den Nutzeffect einer gut construirten Wassertrommel zu 1/10, also 10 Procent der WasserkraftSchwind, Vademecum des prakt. Mechanikers, S. 378.; Flachat nimmt denselben im günstigsten Falle ebenfalls zu 10 Proc. anTraité de la fabrication du fer et de la fonte, I. pag. 357.. Obwohl nun gewiß ist, daß der Kraftaufwand bei Wassertrommeln im Verhältniß zur erhaltenen Nußleistung unverhältnißmäßig groß ist, so spricht dennoch dort, wo die Wasserkraft nicht geschont zu werden braucht, die schnelle, durch jeden Zimmermann ausführbare und äußerst wohlfeile Herstellung, die Seltenheit der erforderlichen Reparaturen, die ausreichende Brauchbarkeit bis zu 16''' Quecksilber Pressung, für deren Verwendung bei Frisch- und besonders bei Ausheizfeuern der Streckwerke, namentlich in Gegenden, welche nicht zu sehr dem Froste unterliegen, welcher allerdings der größte Feind dieser Art von Gebläsen ist. (Oesterreichische Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen, 1856, Nr. 35.) Ueber Chenot's Verfahren zur Darstellung von Metallen. Chenot zu Clichy brachte in der vorjährigen Pariser Industrie-Ausstellung sein neues Verfahren, Metalle aus ihren Erzen darzustellen, zur Anschauung, und zwar in Anwendung auf die Darstellung des Eisens oder vielmehr des Stahls.Man sehe die Beschreibung seines Patents im polytechn. Journal Bd. CXXXVIII S. 209. Diese Methode besteht darin, das Metall in Form von Metallschwamm zu reduciren, den Schwamm zu concentriren, zu comprimiren und zu schmelzen. Die gerösteten Erze werden in nach und nach steigender Hitze reducirt, ohne zu schmelzen, selbst ohne zusammenzusintern, und müssen beinahe kalt aus dem Ofen gezogen werden, weil sie sich sonst augenblicklich wieder oxydiren. Sie bilden eine poröse, einem Metallschwamm nicht unähnliche Masse. So werden sie mit einer harzigen oder fetten Substanz, etwa Theer, getränkt, dann ausgeglüht, um nur den nöthigen Antheil von Kohle darin zu lassen. Die Destillationsproducte, welche sich bilden, werden benutzt. So wird die Masse gestampft und in Formen stark zusammengedrückt, damit sie einen kleineren Raum einnimmt und weniger oxydirbar wird. Diese Stücke werden zerschlagen und im Schmelztiegel geschmolzen. Die Schlacke schwimmt über dem Metall, wird durch einige Kunstgriffe entfernt, und das Metall ist, wie die Versuche der Jury nachgewiesen, sehr guter Gußstahl. Wenn dieser Proceß nun auch noch nicht in einem großen Maaßstabe angewendet wird, so wird derselbe doch in fortlaufender industrieller Weise ausgeübt. Die Urtheile competenter Richter über dieses Verfahren sind ungemein verschieden gewesen. Die Jury der XV. Classe – für Stahl und Stahlwaaren – hat sich gar nicht damit beschäftigen wollen, weil nach den ihr zugekommenen Notizen sich dasselbe auf Versuche beschränkt und ihr die Ausführung im Großen zweifelhaft erschien. Die Jury der I. Classe (für Bergbau- und Hütten-Erzeugnisse) hingegen hat diesem Verfahren eine so große Wichtigkeit beigemessen, daß sie dem Aussteller Chenot einstimmig die Ehrenmedaille zuerkannt hat. Die Erfahrung und die Zeit wird richten! Es möge hier nur bemerkt werden, daß alle oft wiederholten neueren Versuche, die Darstellung des Eisens auf ihren Urzustand, d.h. auf die Umgehung der Production von Roheisen (eines Eisencarburets) zurückzuführen, bisher gescheitert sind. (Amtlicher Bericht über die Allgemeine Pariser Ausstellung von Erzeugnissen der Landwirthschaft, des Gewerbfleißes und der schönen Kunst im Jahre 1855. Erstattet unter Mitwirkung der Preisrichter und Berichterstatter der deutschen Staatsregierungen durch Dr. G. von Viebahn und Dr. E. L. Schubarth. Berlin, 1856. Verlag der Deckerschen Geheimen Ober-Hofbuchdruckerei.) Ueber den Gußstahl von Uchatius. Mit Bezug auf den vorstehend Seite 34 über dieses Verfahren mitgetheilten Bericht geben wir nachträglich die Beschreibung des Patents, welches sich Hr. F. Uchatius am 1 October 1855 in England ertheilen ließ: „Um Gußstahl mit geringeren Kosten zu fabriciren, als es bisher möglich war, schmilzt der Erfinder Roheisen reinster Qualität in einem Ofen und gießt das flüssige Metall in kaltes Wasser, um es zu granuliren; das Roheisen ist nun in dem geeigneten Zustande für den Proceß wodurch es in Gußstahl umgewandelt wird. Dieser Proceß gründet sich auf die bekannte Thatsache, daß das Gußeisen, wenn es mit oxydirten Substanzen umhüllt oder umgeben, der Cementirhitze ausgesetzt wird, einen Theil seines Kohlenstoffs abgibt, welcher sich mit dem aus den umhüllenden Substanzen frei gewordenen Sauerstoff zu Kohlenoxydgas oder kohlensaurem Gas verbindet. Wird die Operation vor Beendigung des Processes unterbrochen, so bekommt man ein theilweise entkohltes Eisen, dessen Oberfläche in ein reines Eisen umgewandelt ist, während die inneren Theile unverändert blieben; oder mit anderen Worten, der Fortschritt der entkohlenden Wirkung hängt von dem Betrag metallischer Fläche ab. die mit dem sauerstoffliefernden Material in Berührung kommt, mit welchem das Eisen umgeben ist. Um daher diese Operation zu beschleunigen, wird das Roheisen durch Granuliren in gehörig zertheilten Zustand versetzt. Um ferner Brennmaterial und Handarbeit zu ersparen, wird die Hitze, welche erforderlich ist um die Entkohlung des Eisens zu bewirken, auch angewendet um das Metall, nachdem es hinreichend entkohlt ist, in geschmolzenen Zustand überzuführen; so wird das granulirte Roheisen in einer und derselben Hitze in Gußstahl umgewandelt, welcher nur geschmiedet zu werden braucht, um Handelswaare zu seyn. – Das granulirte Roheisen wird mit beiläufig 20 Procent geröstetem und pulverisirtem Spatheisenstein und 4 Proc. feuerfesten Thon gemengt, und dann in Tiegeln von feuerfestem Thon in einem Ofen, wie sie in den Gußstahlfabriken gebräuchlich sind, der Schmelzhitze ausgesetzt; dabei bewirken die das Roheisen umhüllenden Oxyde zuerst eine theilweise Entkohlung desselben, welche mit der Größe der angewandten Körnchen im Verhältniß steht; in Folge des fortgesetzten Erhitzens schmilzt das Eisen, trennt sich von den (verschlackten) Uneinigkeiten womit es gemengt war, und reißt dabei einen Theil des im Spatheisenstein enthaltenen Eisens mit sich, wodurch das Ausbringen an Gußstahl um beiläufig 6 Procent erhöht wird. – Die Qualität des Stahls läßt sich bei diesem Verfahren beträchtlich modificiren. Je feiner das Roheisen granulirt worden ist, desto weicher wird der mit demselben erhaltene Stahl seyn. Die weicheren Sorten schweißbaren Gußstahls kann man erhalten, indem man dem oben erwähnten Gemenge gutes Stabeisen in kleinen Stücken zusetzte und die härteren Sorten durch einen Zusatz von Holzkohlenpulver.“ (Chemical Gazette, September 1856, Nr. 334.) Verfahren zur Darstellung chemisch reiner Schwefelsäure, von F. Vorwerk. Um die Schwefelsäure ohne Aufstoßen beim Sieden destilliren und die Rectification der rohen Säure ohne Anwendung von Platindraht vornehmen zu können, schlug der Verf. das folgende Verfahren ein: In eine langhalsige untubulirte Retorte, die schon einigemal zur Darstellung von Salpetersäure gedient hatte, wurden 5 Pfd. schwach braun gefärbte, arsenfreie englische Schwefelsäure von 1,832 spec. Gewicht gegeben. Die Retorte wurde auf eine fingerhohe Schicht Sand in die Capelle gestellt und ringsum so mit Sand umgeben, daß sie bis an den Hals förmlich vergraben war. Als Vorlage diente ein langhalsiger Kolben, der einfach ohne alles Lutum über den Retortenhals geschoben wurde. Mit mäßiger Feuerung begonnen, wurde dieselbe allmählich bis zum Rothglühen der Capelle fortgesetzt, während dessen die Destillation ohne alles Aufstoßen einen ganz regelmäßigen Verlauf hatte. Eine Abkühlung der Vorlage war trotz der bedeutenden Hitze, welcher die Retorte ausgesetzt war, erst nach sechsstündigem Feuern nöthig, und auch da nur insoweit, daß ein um den Kolbenhals herumgeschlagenes nasses Tuch vollkommen ausreichte. Das Destillat wurde von Zeit zu Zeit weggenommen und in Bezug auf Reinheit und spec. Gewicht geprüft. Die zuerst übergegangenen 5 Unzen zeigten bei einem spec. Gewicht von 1,20 außer einem nicht unbedeutenden Gehalte an schwefliger Säure, keine weitere Verunreinigung. Die zweite Portion des Destillates zu 3 1/2 Unzen mit 1,75 spec. Gewicht enthielt immer noch eine Spur schwefliger Säure. Eine dritte Portion von 2 1/2 Unzen war rein und hatte ein spec. Gewicht von 1,850. 4te Portion von   1 1/2 Pfund mit 1,855 spec Gewicht. 5te    „         „ 13 Unzen       „ 1,860   „        „ 6te    „         „   9 Unzen       „ 1,885   „        „ Hiermit wurde die Destillation beendigt, um die Verhältnisse der Retorte und ihres Inhaltes prüfen zu können. Die unversehrte Retorte enthielt den Rest der Schwefelsäure als wasserhelle Flüssigkeit mit weißem Sedimente (schwefelsaures Eisenoxyd). von der ohne Zweifel noch 1/2 Pfd. reines Destillat hätte erhalten werden können. Der Beschaffenheit der Retorte ist jedenfalls bei solchen Destillationen hauptsächlich Aufmerksamkeit zu widmen. Es ist immerhin zweckmäßig, wenn man die Retorte vor dem Gebrauche in der Weise abkühlt, daß man sie im Sandbade so stark als möglich Erhitzt und auch darin langsam und vollkommen wieder erkalten läßt. (Neues Jahrbuch für Pharmacie, Bd. V S. 257.) Die Fabrication einer Bierwürze in fester Form, Getreidestein genannt, war Th. Aulhorn in Dresden für das Königreich Württemberg patentirt. Nachdem das Patent erloschen ist, veröffentlichen wir die Beschreibung. Der GetreidesteinMan s. darüber polytechn. Journal, 1853, Bd. CXXVII S. 236., eine harte gelblichbraune Masse mit muschligem Bruch, wird aus gemalztem und ungemalztem Getreide, je etwa zur Hälfte, bereitet. Man schrotet das Malz und Getreide fein und bringt es auf nassem Wege durch die bekannten verschiedenen Mittel zur Zuckerbildung. Ist dieser Proceß vorüber, so läßt man die Flüssigkeit vom Malz- und Getreideschrot ablaufen, dickt sie mittelst freien Feuers, Dampf oder Luft ein und knetet die halbdicke Masse so lange durch, bis sie steif wird und davon abgezogene Fäden glasartig springen. Sofort wird das Product in Kisten oder Fässer verpackt und kann als fertiger Handelsartikel versendet, auch bei guter Verpackung Jahre lang unverändert aufbewahrt werden. Will man den Getreidestein zur Viererzeugung verwenden, so wird Hopfen in extrahirtem oder rohem Zustande entweder während der Fabrication oder erst bei der Verwendung zugesetzt. Der Getreidestein soll hauptsächlich Exportartikel nach heißen Gegenden werden, um dort leicht ein bierartiges Getränke daraus herstellen zu können. (Württemb. Gewerbeblatt, 1856, Nr. 39.) Die verschiedene Zusammensetzung der Kuhmilch bei öfterem Melken; vom Administrator Rohde in Eldena. Ueber diesen Gegenstand wurden bereits in dem Journal für Landwirthschaft, 1855 S. 415, einige Versuche mitgetheilt, die im Februar 1855 auf einem Gute in der Nähe von Göttingen angestellt worden sind. Dieselben haben das Resultat gegeben, daß die Milch reicher an festen Bestandtheilen und namentlich auch an Fett wird, wenn sie nicht zu lange im Euter des Thieres bleibt, also öfter abgemolken wird. In demselben Winter sind auch hier in Eldena Untersuchungen der zweimal und dreimal gemolkenen Milch gemacht worden. Der dazu angestellte Versuch erstreckte sich aber auch auf die Quantität der Milchabsonderung. Die dazu benützten beiden Kühe wurden ganz gleichmäßig gefüttert und das Futter ihnen genau zugewogen, damit während der Dauer des Versuches kein Unterschied in der Futteraufnahme stattfände. Die gewöhnliche Melkzeit ist hier dreimal am Tage, während des Winters am Morgen um 5 Uhr, am Mittag um 12 Uhr und des Abends um 7 Uhr; während des Sommers wird am Morgen und am Mittage eine Stunde früher und am Abend etwas später gemolken. Während des Versuches, der 24 Tage dauerte, wurden die Thiere in den ersten 12 Tagen in der gewohnten Weise dreimal und in den letzten 12 Tagen nur zweimal, nämlich Morgens und Abends um 6 Uhr, gemolken. Die Milch wurde genau gemessen und am sechsten Tage eines jeden Melkabschnittes auf ihre einzelnen Bestandtheile vom Professor Trommer untersucht. Zu diesem Zwecke wurde die beim jedesmaligen Melken gewonnene Milch von beiden Kühen gut mit einander vermengt und darnach eine Probe zur Untersuchung genommen. Der Versuch gab folgendes Resultat. I. Beim dreimaligen Melken. Dieser Versuch dauerte vom 11. bis incl. 22. März, also 12 Tage, und in dieser Zeit wurden von beiden Kühen 161 Quart1 Quart preußisch = 1,145 Liter. Milch oder an jedem Tage 13 5/12 Quart gewonnen. Die zu den verschiedenen Tageszeiten gemolkene Milch zeigte dann nachfolgenden Gehalt. a. Die Morgenmilch: Feste Bestandtheile   12,5 Proc. In 100 Theilen Wasser   87,5 Theile Butter     4,2    „ Käsestoff     4,6    „ Milchzucker und Salze     3,7     ––––––––––––                      Summa 100,00 Theile. b. Die Mittagsmilch: Feste Bestandtheile   13,2 Proc. In 100 Theilen Wasser   86,8 Theile Butter     4,2    „ Käsestoff     5,0    „ Milchzucker und Salze     4,0    „ ––––––––––––                      Summa 100,00 Theile. c. Die Abendmilch: Feste Bestandtheile   11,7 Proc. In 100 Theilen Wasser   88,3 Theile Butter     3,9    „ Käsestoff     4,0    „ Milchzucker und Salze     3,8     ––––––––––––                      Summa 100,00 Theile Nach diesen Untersuchungen zeigt die dreimal gemolkene Milch folgende Bestandtheile: Feste Bestandtheile   12,4 Proc. In 100 Theilen Wasser   87,6 Theile Butter     4,1    „ Käsestoff     4,5    „ Milchzucker und Salze     3,8    „ ––––––––––––                      Summa 100,00 Theile. II. Beim zweimaligen Melken. Dieser Versuch dauerte vom 23. März bis incl. 3. April, also ebenfalls 12 Tage, und es wurden im Ganzen 139 Quart Milch oder an jedem Tage durchschnittlich 11 7/12 Quart gewonnen. Die Milch enthielt folgende Bestandtheile a. Die Morgenmilch: Feste Bestandtheile   12,0 Proc. In 100 Theilen Wasser   88,0 Theile Butter     3,5    „ Käsestoff     4,3    „ Milchzucker und Salze     4,2    „ ––––––––––––                     Summa 100,00 Theile. b. Die Abendmilch: Feste Bestandtheile   12,2 Proc. In 100 Theilen Wasser   87,8 Theile Butter     3,5    „ Käsestoff     4,5    „ Milchzucker und Salze     4,2    „ ––––––––––––                    Summa 100,00 Theile. Die zweimal gemolkene Milch zeigte hiernach im Durchschnitt folgende Bestandtheile: Feste Bestandtheile   21,1 Proc. In 100 Theilen Wasser   87,9 Theile Butter     3,5    „ Käsestoff     4,4    „ Milchzucker und Salze     4,2    „ ––––––––––––                     Summa 100,00 Theile. Der Unterschied in dem Gehalte zwischen der dreimal und zweimal gemolkenen Milch ist hiernach kein unbedeutender. Gerade von den wichtigsten Bestandtheilen enthält die öfter abgemolkene Milch mehr, nämlich im Durchschnitte an Butter     0,6 Procent Käsestoff     0,1    „ dagegen zeigt die zweimal abgemolkene Milch mehr an Wasser     0,3 Procent Milchzucker und Salze     0,4    „ So gering auch der Vortheil des größeren Gehaltes von 6/10 Proc. an Butter im ersten Augenblick erscheint, so darf man denselben doch nicht unterschätzen. Derselbe beträgt auf jedes Quart Milch 1/2 Loth Butter, wodurch dasselbe bei einem Preise von 8 Sgr. für das Pfund Butter 1 1/2 Pfennige höher verwerthet wird. Wenn nach dem durchschnittlichen Fettgehalte zu 1 Pfund Butter von der zweimal gemolkenen Milch 16 Quart erforderlich sind, so genügen von der dreimal gemolkenen dazu schon 12 2/3 Quart. Wird der größere Gewinn an Milch bei dem dreimaligen Melken noch dazu gerechnet, so erscheint dasselbe so vortheilhaft, daß es in allen Wirthschaften, wo es noch nicht stattfindet, eingeführt werden sollte. Die Ansicht mancher Landwirthe, daß bei dem dreimaligen Melken die Milch zwar etwas reichlicher abgesondert, aber von schlechterer, wässeriger Beschaffenheit, als bei dem zweimaligen Melken werde, scheint durch die übereinstimmenden Resultate von zwei an verschiedenen Orten angestellten Versuchen hinreichend widerlegt zu seyn, (Eldenaer Archiv, 1856, I. II.) Ueber die Zusammensetzung des Schweißes der Schafwolle; von Prof. Chevreul. Der Verf. fand im Schweiß der Schafwolle und in demjenigen der Alpacowolle eine beträchtliche Menge von oxalsaurem Kalk; dieß ist um so merkwürdiger, da im Gegensatz mit der allgemeinen Meinung der Schweiß des Alpaco sauer ist, während derjenige der Schafwolle bekanntlich entschieden alkalisch ist. Der Schweiß der Schafwolle liefert auch kieselsaures Kali. Der Verfasser bemerkt noch: 1) daß die Phocänsäure, welche bei den Delphinen vorkommt und die von der Baldriansäure nicht verschieden zu seyn scheint, im Schweiß der Schafwolle enthalten ist, in Begleitung einer analogen Säure, welche neu seyn dürfte; 2) daß in dem Schweiß der Schafe eine beträchtliche Menge Chlorkalium enthalten ist, welches in Oktaëdern krystallisirt, während das Chlorid des menschlichen Schweißes, welches Natrium zur Basis haben soll, in Würfeln krystallisirt; 3) daß unter anderen Kalisalzen zwei von sehr eigenthümlicher Constitution dem größern Theil des Salzgehalts des Schweißes der Wolle bilden; 4) daß wenigstens fünf Fettstoffe im Schweiß der Schafwolle enthalten sind, von welchen keiner mit denjenigen des Hammeltalgs Aehnlichkeit hat. Einen dieser Fettstoffe erhielt er in krystallinischer Form. (Comptes rendus, Juli 1856, S. 130.) Kaukasisches Insectenpulver. Als eines der wirksamsten Mittel gegen schädliche Insecten ist bekanntlich seit einigen Jahren das kaukasische Insectenpulver auch in Deutschland eingeführt, und es hat um so mehr Eingang gefunden, als es durch seinen eigenthümlichen Geruch Insecten herbeilockt, sogleich betäubt und tödtet und dabei doch für Menschen und größere Thiere ganz unschädlich ist. Obgleich nun dieses so wirksame Pulver schon eine lange Reihe von Jahren bei den Russen in Gebrauch war, und Rußland allein mehr als 40,000 Kilogr. bezog, so blieb die Bereitung desselben doch lange Zeit in den vom Kaukasus weit entfernten Gegenden ein Geheimniß, bis endlich der armenische Kaufmann Jumtikoff auf einer Reise durch Südasien dieselbe kennen lernte. Er theilte seine Entdeckung seinem Sohne mit, dieser bereitete bald das Insectenpulver selbst, und im Jahre 1828 verkaufte er schon das Pud (etwa 20 Kilogr. oder 40 Pfund) von diesem Pulver zu 25 Rubel (nahe an 100 Francs); jetzt beschäftigen sich mehr als 20 Dörfer im Distrikte Alexandropol mit dem Anbaue der Pflanzen, aus denen das Insectenpulver gewonnen wird. Diese Pflanzen sind zwei einander sehr ähnliche Bertramarten, nämlich der fleischrothe und rosenrothe (Pyrethrum carneum und roseum), die auch wohl persische Kamille, Flohtödter oder Flohgras genannt werden, und am ähnlichsten der weißstrahligen Wucherblume (große römische Kamille, Chrysanthemum leucanthemum) sind, die man übrigens in Dalmatien und Bosnien auf gleiche Weise benutzt. Der fleischrothe Bertram hat gefiederte kahle Blätter, die Fiedern herablaufend, lanzettlich eingeschnitten, die Lappen spitzig zusammenneigend, fast gezähnt, der Stengel aufrecht, mehrblüthig, der allgemeine Kelch kahl, die Schuppen am Rande brandig trockenhäutig, die Randblüthen dunkel rosen-, fast carminroth. Der rosenrothe Bertram hat dagegen doppeltgefiederte Blätter, mit kurzen, abstehenden Lappen, einen ziemlich kahlen allgemeinen Kelch, dessen Schuppen am Rande und an der Spitze trockenhäutig, schwarz, fast gewimpert sind; die Randblüthen sind schön hell rosenroth, der Stengel ist nackt, gefurcht, unter dem Scheibenkopfe etwas verdickt und wenig zottig. Diese Pflanzen bilden einen kleinen Strauch mit ausdauernden Wurzeln und etwa 12 bis 15 Zoll hohen Zweigen und mit 1 1/2 Zoll im Durchmesser besitzenden Scheibenköpfchen. Sie gedeihen noch bei 20° Cels. Kälte, einer Temperatur, welcher sie oft auf kaukasischen Bergen und Plateaux in einer Höhe von 4500 bis 6800 Fuß über der Meeresfläche ausgesetzt sind. Obgleich sie nur selten auf Feldern gefunden werden, sind sie doch leicht der Gartencultur zu unterwerfen, und seitdem man erfahren, wie viel sie aushalten können, hat man sie namentlich im südlichen Rußland, z.B. bei Iflis, gegenwärtig aber auch, wiewohl mehr als Zierpflanzen, in Holland, Frankreich und Deutschland angebaut. Die Blüthezeit fällt in den Monat Juni. Zur Ernte benutzt man trockene Tage, und in einem Tag kann ein guter Schnitter 30 bis 80 Pfd. der wildwachsenden Pflanze einsammeln. Die Blüthenköpfe werden gewöhnlich an der Sonne getrocknet, doch hat man gefunden, daß sie viel kräftiger wirken, wenn sie im Schatten getrocknet werden. Zur Beförderung des Austrocknens werden sie von Zeit zu Zeit umgewendet; sie verlieren etwa 90 Proc., und die vollkommen getrockneten Blumen werden mit der Hand zu grobem Pulver zerdrückt und dieses dann auf einer kleinen Mühle fein gemahlen. Die schwierigste Aufgabe bei dieser sehr einfachen Zubereitung bleibt die Herbeischaffung einer großen Menge blühender Pflanzen. Nach einer annähernden Berechnung hat man gefunden, daß ein Raum von 18 Quadratruthen einen Centner Pulver liefert. Diese Pflanzen kommen übrigens in jedem Boden, in fruchtbarem wie unfruchtbarem, trockenem wie feuchtem, fort, und können ebenso durch Samen, wie durch Wurzeltheilung fortgepflanzt werden. (Neues Jahrbuch für Pharmacie Bd. V S. 39.) Wahler'sche Frostsalbe. Die Vorschrift zu dieser schon lange bekannten Frostsalbe hat die württembergische Regierung dem Erfinder, Pfarrer Wahler in Kupferzell, abgekauft und öffentlich bekannt gemacht. Sie lautet, wie folgt: 24 Loth Hammeltalg, 24 Loth Schweineschmalz und 4 Loth Eisenoxyd koche man in einem eisernen Gefäße unter beständigem Umrühren mit einem eisernen Stäbchen so lange, bis das ganze schwarz geworden ist, und setze dann hinzu: 4 Loth venetianischen Terpenthin, 2 Loth Bergamottöl und 2 Loth armenischen Bolus, welcher zuvor mit etwas Baumöl fein abgerieben ist. Man streicht die Salbe auf Leinwand oder Charpie und belegt damit die kranken Stellen täglich einige Mal, sie ist namentlich bei höchst schmerzhaften offenen Frostgeschwüren von ausgezeichneter Wirkung. (Archiv der Pharmacie Bd. LXXXV S. 233.) Preisaufgaben des Vereins sächsischer Ingenieure. Der Verein sächsischer Ingenieure hat in der am 24. August 1856 gehaltenen Versammlung beschlossen, folgende Preisaufgaben unter den nachstehend angegebenen Bedingungen auszuschreiben: 1) Einen Preis von 200 Thlrn. für eine ausführliche Darstellung der verschiedenen Verfahrungsarten und Apparate, welche zum Imprägniren der Hölzer für Brückenbauten, Eisenbahnen und zu gewerblichen Arbeiten Anwendung gefunden haben, unter Angabe der Anschaffungs- und Betriebskosten, sowie der Resultate, die theils bei dem Verfahren, theils bezüglich der Dauer der Hölzer erzielt worden sind, soweit über Letztere zur Zeit Nachweisungen sich aufstellen lassen. Es wird gewünscht, daß die Apparate durch Zeichnungen verdeutlicht werden, welche alle wichtigeren Theile derselben genau erkennen lassen. 2) Einen Preis von 200 Thlrn. für eine ausführliche Darstellung der verschiedenen Rauchverbrennungseinrichtungen in geschichtlicher Aufeinanderfolge und mit Angabe der Quellen bei denjenigen Einrichtungen, welche aus gedruckten Werken entnommen werden. Jede dieser Einrichtungen ist durch bildliche Darstellung der charakteristischen Theile zu verdeutlichen, und dabei zugleich anzugeben, unter welchen Bedingungen dieselbe als zweckmäßig erscheint oder nicht. Auch sind die Erfolge anzuführen, zu welchen die an verschiedenen Orten erlassenen obrigkeitlichen Anordnungen wegen Einführung rauchverbrennender Feuerungsanlagen geführt haben. 3) Einen Preis von 200 Thlrn. für die technisch-geschichtliche Darstellung der Entwickelung des Maschinenwesens im Königreiche Sachsen und zwar hinsichtlich der Motoren und ausübenden Maschinen. Die Concurrenzarbeiten sind in deutscher Sprache abzufassen, deutlich geschrieben bis zum 31. März 1857 an den Verwaltungsrath des sächsischen Ingenieur-Vereines in Dresden portofrei einzusenden und mit einem versiegelten Couvert zu begleiten, welches Namen und Wohnort des Preisbewerbers enthält und äußerlich mit einer auch auf die Concurrenzarbeit aufgeschriebenen Devise versehen ist. Das Preisgericht besteht aus den 5 Mitgliedern des Verwaltungsrathes, welche sich durch Zuwahl von 3 sachverständigen Vereinsmitgliedern für jede Preisaufgabe zu 8 Preisrichtern verstärken. Die Concurrenzarbeiten circuliren unter sämmtlichen 8 Preisrichtern. Der ausführlich zu motivirende Beschluß des Preisgerichtes wird in einer Versammlung des Vereines mitgetheilt und dabei die Eröffnung derjenigen versiegelten Couverts vorgenommen, welche zu den für preiswürdig befundenen Concurrenzarbeiten gehören. Arbeiten, welche für preiswürdig befunden wurden, werden auf Kosten des Vereins gedruckt. Entspricht eine Arbeit nicht allen gestellten Anforderungen, erscheint sie aber doch in mehrfacher Beziehung als werthvoll, so kann ihr ein Theil des Preises zuerkannt werden. Der Beschluß des Preisgerichtes wird in denjenigen Blättern öffentlich bekannt gemacht, in welchen diese Aufforderung veröffentlicht wurde. Die nicht für preiswürdig befundenen Arbeiten werden diejenigen Einsender, welche sich deßhalb im Verlaufe des nächsten Halbjahres nach Veröffentlichung des Preisgerichtsbeschlusses an den Vorsitzenden des Verwaltungsrathes wenden, mit den uneröffneten Couverts zurückgegeben. Die anderen versiegelten Couverts welche zu nicht preiswürdigen Arbeiten gehören, werden nach Ablauf der oben angegebenen Frist uneröffnet verbrannt. Dresden, am 13 September 1856. Der Verwaltungsrath des sächsischen Ingenieur-Vereins. Professor Dr. Julius Hülße, Director der k. polytechn. Schule, als Vorsitzender. Otto Volkmar Tauberth,                        Maschinen-Ingenieur und k. Betriebs-Oberinspector der     sächs.-böhm. Staatsbahn, als Stellvertreter des Vorsitzenden. Dr. Ernst Engel,                                Referendar im k. Ministerium des Innern, als Secretär     des Vereins.                                    Otto Biedermann Günther,                     Baumeister, als Stellvertreter des Vereins-Secretärs.     Ernst Julius Möring,                          als Cassier.