Titel: Ueber das Auskochen des Quecksilbers in den Barometerröhren mit Hülfe des luftverdünnten Raumes; von Professor Taupenot.
Fundstelle: Band 143, Jahrgang 1857, Nr. XLIII., S. 183
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XLIII. Ueber das Auskochen des Quecksilbers in den Barometerröhren mit Hülfe des luftverdünnten Raumes; von Professor Taupenot. Aus den Annales de Chimie et de Physique, Jan. 1857, S. 91. Mit Abbildungen auf Tab. III. Taupenot, über das Auskochen des Quecksilbers in den Barometerröhren. Um eine Barometerröhre gut von Luft zu reinigen, muß man an einer Stelle nach der andern, und wo möglich ihrer ganzen Länge nach, das Quecksilber einige Minuten lang im Sieden erhalten. Das gewöhnliche Verfahren besteht darin, die Operation in drei Theilen vorzunehmen; man läßt ein erstes Drittel der Röhre kochen, dann ein zweites, und füllt sie hernach mit gekochtem Quecksilber. Diese Methode ist langwierig, und es ist offenbar ein Fehler, daß man das letzte Drittel nicht wie die beiden anderen kochen läßt; die dem Glase anhaftende Luftschicht kann dabei Blasen bilden, welche nach einiger Zeit, in Folge der dem Instrument ertheilten Stöße, bis in die Kammer des Barometers gelangen. Ueberdieß erheischt das Kochenlassen des ersten und des zweiten Drittels der Quecksilbersäule große Vorsicht, wenn auch das Glas nur wenig dick und sein innerer Durchmesser klein ist. Die hohe Temperatur auf welche man das Glas bringen muß, die starken Schwankungen der Quecksilbersäule, wobei sie über heißere oder kältere Theile geht, veranlassen oft das Brechen der Röhre. Die Barometerproben der Luftpumpen bieten in dieser Hinsicht hauptsächlich große Schwierigkeiten dar.Hr. L. Georg Treviranus construirte im J. 1854 einen sehr zweckmäßigen Apparat zum Auskochen des Quecksilbers im Barometerrohre; bei demselben benutzt er eine Weingeistlampe mit doppeltem Luftzuge, und zwar so, daß das Glasrohr nach und nach in dem Innern des Rohrs der Lampe sich in senkrechter Richtung herabsenkt, während die Hitze des brennenden Weingeistes durch einen über dem Gefäße der Lampe befindlichen Schirm concentrirt, gleichförmig und ohne daß das Rohr mit den Händen berührt wird, immer nur auf einen kleinen Theil (3/4 Zoll) von dessen Höhe wirkt. Das Auskochen erfordert dabei nur eine Zeit von etwa 10 Minuten. Man s. die bezügliche Abhandlung im polytechn. Journal Bd. CXXXII S. 187. A. d. Red. Diese Uebelstände verschwinden aber oder werden wenigstens sehr vermindert, wenn man über dem Quecksilber während des Siedens die Luftleere herstellt. Bei Anwendung dieser Vorsichtsmaßregel braucht man die Operation nicht auf dreimal vorzunehmen. Man kann die Röhre sogleich ganz füllen, und, wenn man will, das Quecksilber sogar bis zu ihrer Oeffnung kochen lassen, was immerhin zu empfehlen ist. Man nimmt eine Röhre, deren Länge die gewöhnliche um 10 bis 15 Centimeter überschreitet, und bringt an letzterm Theil C, D (Fig. 20), welcher später abgeschnitten werden muß, mittelst der Lampe eine oder zwei Verengungen A, B an. Diese haben den Zweck, sich den Schwankungen des Quecksilbers zu widersetzen, wenn man zum Kochenlassen der oberen Portionen vorgerückt ist. Nachdem man die Röhre bis zur ersten Verengung B mit Quecksilber gefüllt hat, nämlich etwas über die Stelle D hinauf, wo sie abgeschnitten werden muß, befestigt man bei C, am offenen Ende, eine mit der Luftpumpe in Verbindung stehende Kautschukröhre. Die mit Quecksilber gefüllte Röhre wird, wie gewöhnlich, über einem geneigten Rost angebracht, dann das Vacuum hergestellt und der untere Teil der Röhre erhitzt. Das Sieden beginnt sehr bald, beinahe ohne alle Schwankungen oder Stöße, und läßt sich so leicht von Stelle zu Stelle fortsetzen, daß die Operation in 25 Minuten beendigt ist. Bei dieser Verfahrungsweise hat man noch den Vortheil, daß sich das Quecksilber nicht leicht oxydiren kann. Im Falle des Brechens der Röhre würde natürlich alles über dem Bruch befindliche Quecksilber bis in den Cylinder der Luftpumpe getrieben werden, wogegen man Vorkehrung treffen muß, obgleich dieses Brechen nicht so leicht eintreten kann wie bei der gewöhnlichen Methode, weil man keiner so hohen Temperatur bedarf und die Stöße kaum fühlbar sind. Man bringt deßhalb in der Mitte des Kautschukrohrs eine cylindrische Glasröhre E, F an, z.B. eine senkrecht gehaltene Pipette; der von der Barometerröhre ausgehende Kautschuk wird an deren unterem Theil F befestigt. Wenn daher Quecksilber von der Luftpumpe angesogen wird, so gelangt es in das Rohr E, F, und die Luft würde hier durch dasselbe ziehen wie es bei den gewöhnlichen Sicherheitsröhren stattfindet. Temperatur des in verdünnter Luft siedenden Quecksilbers. Diese Temperatur wurde mittelst folgenden Apparats bestimmt: Man stellte in eine Glasröhre A, B, Fig. 21, zwei Thermometer in entgegengesetztem Sinne, zog dieselbe an ihrem offenen Ende A so aus, daß man daselbst eine Kautschukröhre anbringen konnte, um die Luft zu verdünnen, goß ein wenig Quecksilber hinein, und brachte dasselbe zum Sieden, welches man so lange unterhielt, bis die Thermomter Thermometer stationär geworden waren, nach vorgenommener Correction der Anzeige des ersten Thermometers; es ergab sich, daß das Quecksilber unter dem Druck von 8 oder 10 Millimetern bei einer um beiläufig 90 Centesimalgrade niedrigeren Temperatur kochte, als an freier Luft. Dieses Resultat war nach dem Dalton'schen Gesetze vorauszusetzen, obgleich dieses Gesetz nicht genau ist, wenn man sich von den Siedetemperaturen an der freien Luft viel entfernt.

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