Titel: Müller's Verbesserungen im Verzinken und Verzinnen des Eisendrahtes.
Fundstelle: Band 143, Jahrgang 1857, Nr. CII., S. 434
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CII. Müller's Verbesserungen im Verzinken und Verzinnen des Eisendrahtes. Aus Armengaud's Génie industriel, Decbr. 1856, S. 320. Müller's Verbesserungen im Verzinken und Verzinnen des Eisendrahtes. Der verzinkte Eisendraht für die Telegraphenleitungen wurde bisher in Frankreich auf folgende Weise hergestellt: man verwendet den besten, aus Herdfrischeisen fabricirten Draht, beizt ihn ab, bringt ihn in ein Salzsäurebad, trocknet ihn in der Wärme und legt ihn bundweise in einen Kessel von Eisenblech, welcher 700 bis 800 Kilogr. geschmolzenes Zink enthält. Nun erleidet man aber bei diesem Verfahren einen sehr bedeutenden, fast 9/10 des benutzten Zinks betragenden Verlust, indem eine Legirung von Zink und Eisen entsteht, welche zur Verzinkung nicht mehr geeignet ist, wozu schon 4 Proc. Eisen im Zink hinreichen. Der blecherne Kessel wird sehr bald durchlöchert und unbrauchbar. Bleibt der Draht zu lange in dem Zinkbade, so wird er spröde, indem das Zink das Eisen durchdringt. Der Zinküberzug des Drahtes wird häufig zu dick und löst sich dann beim Biegen oder Drehen des Drahtes leicht ab, wo dann der Draht an solchen Stellen rostet. Endlich kann man nach diesem Verfahren ganz dünnen Draht nicht verzinken. Es wurde nun aus Belgien ein verbessertes Verfahren nach Frankreich eingeführt und von Hrn. Müller vervollständigt. Dasselbe besteht darin, den Draht von jeder Dicke, von 6 Millim. bis zu 1/10 Millimeter, sehr rasch durch einen gußeisernen Tiegel gehen zu lassen, welcher je nach der Stärke des Drahtes 20 bis 500 Kilogr. geschmolzenes Zink enthält, und dann mittelst Durchziehens des Drahtes durch ein Zieheisen ihm das überschüssige Zink zu benehmen. Der Draht wird zuerst mit Schwefelsäure abgebeizt, dann durch ein Salzsäurebad gezogen und naß in das Zink geführt, welches unbedeckt bleibt. Das Hindurchziehen desselben durch das Salzsäurebad geschieht mittelst Haspeln, die durch eine Dampfmaschine bewegt werden. Das Durchführen des Drahtes durch das geschmolzene Zink geschieht mittelst einer Gabel, und eine Zange leitet ihn dann auf eine Scheibe, auf die er aufgewickelt wird und nachher zum Ziehen gelangt. Die Geschwindigkeit des Hindurchziehens des Drahtes durch das flüssige Zink steht im umgekehrten Verhältnis zu seinem Durchmesser; man kann mehrere Drähte auf einmal durchziehen und überhaupt der ganzen Behandlung unterwerfen. Im Vergleich mit der ältern Methode wird durch dieses Verfahren bedeutend an Zeit und Arbeitslöhnen erspart, und die gute Beschaffenheit des Drahtes leidet dabei durchaus nicht, weil er in dem Zink gerade nur so lange bleibt, um von demselben überzogen, nicht aber durchdrungen zu werden. Man kann auf diese Weise selbst Drähte von bloß 1/10 Millimeter Durchmesser sehr gleichmäßig verzinken, ohne daß sie ihre Biegsamkeit verlieren. Auch operirt man an freier Luft und hat nicht mehr die Explosionen zu befürchten, welche beim Eintauchen der Drahtringe in das flüssige Metall zuweilen vorkamen. Die Dehnbarkeit des auf diese Weise verzinkten Drahtes ist der Art, daß man ihn zu mancherlei Zwecken verwenden kann, wozu der frühere nicht tauglich war; man kann ihn, ohne daß sich Zink ablöst, drehen wie man will. Die Losten der Verzinkung nach dem Müller'schen Verfahren werden um die Hälfte geringer als bei der bisherigen Methode. Hr. Müller ist der Meinung, daß die gebräuchliche Verbindung der Telegraphendrahte durch Zusammendrehen der einzige Grund ist, weßhalb man Draht aus Holzkohlen-Eisen dazu verwenden muß, und er hat daher eine andere Verbindungsmethode aufzufinden gesucht, um auch den wohlfeileren Draht aus Puddeleisen verwenden zu können. Er benutzt dazu eine Hülse von verzinktem Eisen, die mit zwei Löchern versehen ist, durch welche er die Enden der mit einander zu verbindenden Drähte steckt, so daß sie etwas daraus hervorstehen, biegt sie dann über die Hülse zurück und hämmert sie platt; die Spannung bewirkt dann einen vollkommenen Contact, so daß der metallische Leiter ein ununterbrochener ist. Daß der Draht durch das Verzinken nach dem Müller'schen Verfahren durchaus nicht an seiner Festigkeit verliert, zeigen die Resultate angestellter Versuche: Textabbildung Bd. 143, S. 436 Festigkeit vor nach dem Verzinken; Geglühter Draht aus Holzkohleneisen, von der gewöhnlich zu Telegraphen-Leitungen angewendeten Sorte; Draht aus körnigem Eisen (fil clair); Puddeleisendraht Zum Verzinnen des Eisendrahtes wendet Hr. Müller dasselbe Verfahren wie beim Verzinken an. Der Draht wird nämlich zuerst abgebeizt und dann in geschmolzenes Zinn gebracht. Nachdem er herausgenommen wurde, glättet man ihn und befreit ihn vom überflüssigen Zinn, indem man ihn durch ein Zieheisen gehen läßt. Da nun das Zinn immer noch nicht erstarrt ist, so führt man den Draht durch ein Rohr, durch welches kaltes Wasser fließt. Darauf wird er in einem andern Rohr, durch welches Wasserdampf strömt, getrocknet. Man kann auf diese Weise Drähte von allen Nummern bis zum feinsten verzinnen. Aus diesen Drähten kann man Gewebe von jeder Größe wohlfeil herstellen und man wird sie auch sehr vortheilhaft bei der Anfertigung künstlicher Blumen benutzen können.