Titel: | Anleitung zur Untersuchung des Mehles und des Brodes; von Professor Rivot. |
Fundstelle: | Band 143, Jahrgang 1857, Nr. CVI., S. 441 |
Download: | XML |
CVI.
Anleitung zur Untersuchung des Mehles und des
Brodes; von Professor Rivot.
(Schluß von S. 393 des vorhergehenden Heftes.)
Rivot's Anleitung zur Untersuchung des Mehles und des
Brodes.
Uebersicht der Untersuchung des Weizenmehls auf beigemengte
fremdartige Mehle.
Nach dem Vorhergehenden kann man die dem Weizenmehl beigemengten verschiedenartigen
Mehle in einem vorliegenden Muster bis auf einen gewissen Punkt unterscheiden, indem
man auf folgende Weise verfährt.
Man überzeugt sich zuerst durch die erwähnte rothe Färbung mittelst Salpetersäure und
Ammoniak, ob Wicken oder Weißbohnen vorhanden sind oder nicht; das Mengenverhältniß
derselben kann mittelst des Mikroskops abgeschätzt werden.
Bei einer zweiten Reihe von Versuchen mit dem Mehle selbst sucht man unter dem
Mikroskop die Flaumfederchen des Roggens oder Hafers zu erkennen, die sich auch sehr
leicht von einander unterscheiden lassen. Bei diesen Beobachtungen erkennt man durch
die Gestalt der Zellengewebe-Ueberbleibsel und durch die Bruchstückchen von
Perispermen das Vorhandenseyn von Reis, Türkischkorn und Buchweizen. Indem man das
Mehl auf der Glasplatte mit Kalilösung behandelt, kann man die charakteristischen
viereckigen und rothen Bruchstückchen des Leinsamens unterscheiden.
Eine dritte Reihe von Versuchen widmet man der Beobachtung des bei der Darstellung
des Klebers erhaltenen Stärkmehls, welches man durch öfteres Umrühren und Abgießen
in drei Theile absondert.
Im leichtesten Theil des Stärkmehls, welcher nur die feinsten Körner enthält, sucht
man die Hirse und den Hafer, indem man abwechselnd im gewöhnlichen und im
polarisirten Lichte beobachtet. Die runden Körner mit einem schwarzen Punkt in der
Mitte, welche im polarisirten Lichte schwarz werden mit glänzendem Mittelpunkt,
zeigen die Hirse an; undurchsichtige Körner, welche durch die Polarisation des
Lichtes beinahe ganz verschwinden, gehören dem Hafer an.
Im Stärkmehl von mittlerer Dichtigkeit hat man vorzüglich das Türkischkorn zu suchen,
welches sich unter dem Mikroskop sehr leicht erkennen läßt; runde Körner mit einem
schwarzen Punkt in der Mitte, welche im polarisirten Licht viereckig werden, mit
einem schwarzen, rechtwinkeligen Kreuze, dessen vier Ecken stark glänzen, zeigen das
Türkischkorn mit Gewißheit an.
Der schwerste Theil des Stärkmehls kann von den fremdartigen Substanzen am meisten
enthalten. In diesem Theile muß man das Kartoffelstärkmehl, Bohnen, Reis und
Buchweizen suchen. Man muß die Beobachtungen vervielfältigen und bei jeder einzelnen
vom gewöhnlichen Licht zum polarisirten übergehen.
Das Kartoffelstärkmehl erkennt man an der Größe der Körner, an ihrer eigenthümlichen
Gestalt und an den, durch Polarisation des Lichtes erzeugten, zwei hyperbolischen
schwarzen Aesten.
Die Bohnen erkennt man durch die etwas länglichen Körner, welche mit zwei, einander
sehr nahen schwarzen Pünktchen versehen sind, und durch das bei der Polarisation
entstehende schwarze, rechtwinkelige Kreuz mit einem schwarzen Flecken in der Mitte, kreisförmiger
schwarzer Einfassung und sehr glänzenden Zwischenräumen.
Der Reis wird angezeigt durch die eckigen Bruchstückchen des Perisperms, welche im
gewöhnlichen Licht fast durchsichtig sind, die man aber nur bei großer Uebung im
Beobachten erkennen kann.
Prismatische Zusammenhäufungen endlich, der stängeligen käuflichen Stärke ähnlich,
verrathen die Gegenwart von Buchweizen.
Durch diese Versuche sind also Wicken, Weißbohnen, Hirse, Hafer, Türkischkorn,
Bohnen, Kartoffeln, Leinsamen und selbst Buchweizen leicht und deutlich zu erkennen.
– Der Reis ist stets schwer zu erkennen, wenn er in geringer Menge vorhanden
ist; der Roggen kann nur durch die kleinen Federchen erkannt werden, welche man mit
Geduld im Mehle aufsuchen muß.
Stickstoff und mineralische Substanzen. – Die
Mehle enthalten stickstoffhaltige Substanzen, welche nicht, wie der Weizenkleber,
die Eigenschaft besitzen, sich beim Kneten zu vereinigen. Ihr Mengenverhältniß ließe
sich mit ausreichender Genauigkeit nach der quantitativen Bestimmung des Stickstoffs
berechnen, wenn es erwieselt wäre, daß alle diese Substanzen den Stickstoff nahezu
in gleichem Verhältniß enthalten.
Dieser Bestimmung des Stickstoffs darf man jedoch keinen zu großen Werth beilegen.
Die gute Beschaffenheit des Brodes hängt hauptsächlich von der Abwesenheit oder dem
sehr geringen Verhältniß anderer Mehle, und von der guten Conservation des
Weizenmehles ab. Diese beiden Punkte werden durch die Absonderung und
Gewichtsbestimmung des Klebers aufgeklärt. Wenn derselbe sich leicht vereinigt und
die charakteristischen Merkmale einer guten Weizensorte besitzt, wenn sein
Gewichtsverhältniß zwischen 9 bis 11 Proc. beträgt, so kann man sich darauf
verlassen, daß das aus dem Mehle gemachte Brod gut ausfällt und daß die beigemengten
fremden Mehle in zu geringer Menge vorhanden sind, um auf dessen Qualität von
erheblichem Einfluß zu seyn.
Der Kleber also muß am sorgfältigsten untersucht werden. Aus seinem Stickstoffgehalt
kann man durchaus nicht auf die Abwesenheit fremdartiger Mehle, oder auf den guten
Zustand des Weizenmehles schließen. Ueberdieß ist die Wirkung des Stickstoffs als
hauptsächlich nährendes Element keineswegs so erwiesen, daß man die Mehlsorten nach
ihrem Stickstoffgehalt classificiren könnte.
Die mineralischen Stoffe sind in allen Mehlarten in geringer Menge enthalten, müssen
jedoch bei der Ernährung sehr nützlich seyn. Dieselben können durch Einäscherung in
einem Porzellanschälchen unter einer nur bis zum Dunkelrothglühen erhitzten Muffel
bestimmt werden. Die große Menge schmelzbarer alkalischer Salze macht jedoch die
vollkommene Einäscherung sehr schwierig. So langsam man die Temperatur auch steigern
mag, so gelingt es doch nicht die Schmelzung zu vermeiden, welche die Verbrennung
der Kohle verhindert. Man muß dann die mehr oder minder schwarze Asche mit Wasser
behandeln, um die Alkalisalze aufzulösen, worauf man mit der Einäscherung des
unauflöslichen Theils fortfährt. Die Auflösung wird zur Trockne abgedampft und das
Gewicht des Rückstandes, dem der Asche hinzugerechnet, ergibt das Gesammtgewicht der
mineralischen Bestandtheile des Mehles. Diese langwierige Operation kann jedoch kein
genaues Resultat geben; durch die Einäscherung muß ein Theil der Mineralsalze zu
Verlust gehen, insbesondere aber die Natur der Verbindungen sich verändern. Man muß
daher diese Operation nur dann ausführen, wenn man eine bezügliche Vermengung des
Mehles mit Mineralsalzen vermuthet, ein sehr seltener Fall, weil dieser Betrug zu
leicht zu entdecken ist. Die Asche des Weizens besteht hauptsächlich aus Kieselerde,
Phosphorsäure, Alkalien und Kalk; sie enthält nur sehr wenig Talkerde, Schwefelsäure
und Kohlensäure.
Ich stelle in der Tabelle B am Schluß dieser Abhandlung
die Zusammensetzung der Asche als gut erkannter Brode
zusammen; sie weicht von der Zusammensetzung der Asche des Weizenmehls nur durch das
bei der Brodbereitung zugesetzte Salz und eine kleine Menge schwefelsauren Kalks ab,
der vom Brunnenwasser herrührt, dessen sich die Bäcker lieber bedienen als des
reinen Wassers.
Ich schließe die Anleitung zur Untersuchung der Mehle mit meinen Resultaten über den
Wasser- und Klebergehalt verschiedener Mehlsorten.
(1)
(2)
(3)
(4)
(5)
(6)
(7)
(8)
(9)
(10)
Es enthalten 100
Thle. hygroskopis.
Wasser
16,70
17
17
16
12
14
13
13
14
14
trockenen Kleber
9,39
10,60
9
10,65
–
10,12
10,06
11
9,80
9
(1) Mehl aus der Gegend von Bordeaux 23,39 Proc Kleie enthaltend.
(2) Mehl erster Qualität, bei einem Pariser Bäcker gekauft.
(3) Mehl erster
Qualität, deßgl.
(4) Mehl erster
Qualität, deßgl.
(5) Roßkanienmehl.
(6), (7), (8), (9), (10) amerikanische Mehle, von Cherbourg und Havre eingesandt.
Dieselben haben gegohren und enthalten ein wenig Roggen und Türkischkorn. Sie geben
ein sehr schlechtes Brod; man konnte sie zum Brodbacken nur durch Vermengen mit
einem bedeutenden Verhältnis von Weizenmehl anwenden.
II. Untersuchung des Brodes.
Das Brod von den Bäckern hat man gewöhnlich zu untersuchen, ohne die Natur des
Mehles, die Fabricationsweise, die Dauer des Backens und selbst die Zeit, welche
seit seinem Herausnehmen aus dem Ofen verflossen ist, genau zu kennen. Die Resultate
die man erhält, sind nicht immer vollständig und beziehen sich nothwendig nur auf
den Zustand des Brodes zu der Zeit wo es untersucht wird. Es wäre sehr nützlich die
Zeit zu kennen, welche seit dem Herausnehmen aus dem Ofen verstrichen ist, und den
Gewichtsverlust des Brodes durch Austrocknen; dadurch wäre man im Stande, das Gesetz
der Austrocknung seit dem Backen zu ermitteln, und mit größerer Gewißheit das
Verhältnis des zur Herstellung des vorliegenden Brodes verwendeten Mehles zu
bestimmen.
Um die Qualität eines Brodes zu bestimmen, hat man folgende Operationen
vorzunehmen:
1) Untersuchung der äußern Beschaffenheit des Brodes und wie stark es gebacken wurde,
seines Geruchs, Geschmacks und seines Erhärtens durch freiwilliges Austrocknen;
2) Bestimmung des hygroskopischen Wassers in der Krume und in der Rinde, folglich des
Mengenverhältnisses der trockenen Substanzen die das Brod enthält;
3) Einäscherung dieser beiden Theile, eines jeden besonders, und Berechnung der zur
Erzeugung von 100 Theilen Brodes verwendeten Menge trockenen Mehles. In dem Falle wo
man das angewandte Mehl und seinen Wassergehalt kennt, kann man das Ergebniß des
Mehles an Brod berechnen;
4) Analyse der Asche, quantitative Bestimmung des Salzes, Untersuchung auf
mineralische Substanzen, welche während der Brodbereitung etwa zugesetzt wurden;
5) Untersuchung auf die dem Weizenmehle etwa beigemengt gewesenen verschiedenen
Mehlsorten.
§. 1. Aeußere
Beschaffenheit.
Bei Beurtheilung der Qualität eines Brodes berücksichtigt man hauptsächlich die
Consistenz, den Geruch und den Geschmack der Krume und der Rinde, und ob es
angenehm zu essen ist. Man kann verschiedene Brode in dieser Hinsicht nur dann
vergleichen, wenn man sie unter gleichen Umständen, ziemlich gleiche Zeit nach
dem Backen, untersucht und zwar 12 bis 18 Stunden, nachdem sie aus dem Ofen
genommen wurden; nach Verlauf dieser Zeit werden sie gewöhnlich von den Bäckern
verkauft.
Man wägt das ganze Brod und zerschneidet es in zwei gleiche Theile; der eine
dient zur Bestimmung des hygroskopischen Wassers und muß sogleich gewogen
werden; der andere Theil dient zur Untersuchung der äußern Charaktere.
Nach dem Ansehen, Geruch, Geschmack und der Consistenz der Krume und der Kruste
kann man oft entdecken, welche Mehlgemenge gemacht wurden und in welchem Grade
das Weizenmehl sich conservirt hatte.
Roggen, Bohnen, Buchweizen, Kartoffeln etc. sind, wenn auch nur in geringer Menge
vorhanden, am Geschmack und Geruch der Krume leicht zu erkennen. Die Beimengung
einer beträchtlichen Menge Türkischkorns macht die Krume etwas kleberig und
ertheilt ihr eine auffallende gelbliche Farbe. Gegohrenes Weizenmehl gibt ein
Brod, dessen Krume schwer, schlecht aufgegangen und sehr fieberig ist; außerdem
hat solches Brod einen eigenthümlichen unangenehmen Geruch; sein Geschmack ist
säuerlich und es verdaut sich schwer.
Selbst wenn eine beträchtliche Menge Türkischkorn und Roggen zugegen ist, kann
man den Geruch und den Geschmack des gegohrenen Mehles noch deutlich
erkennen.
Nebst diesen ersten Anzeichen hat man das Resultat bei der freiwilligen Erhärtung
eines gewissen Gewichtes des fraglichen Brodes zu berücksichtigen.
Aus gutem Weizenmehl bereitetes Brod erhärtet langsam und verliert sein
hygroskopisches Wasser, ohne einen Übeln Geschmack anzunehmen.
Aus gemischtem Mehle bereitetes Brod erhärtet fast stets viel schneller. Die
Roßkastanie, die Kartoffel, die Bohnen und der Reis beschleunigen die Erhärtung
am meisten; dieses Brod wird aber nicht schlecht, nimmt keinen andern Geschmack
an und bleibt, auch in Fleischbrühe eingetaucht, immer eben so gut.
Mit gährendem Mehle bereitetes Brod erhärtet hingegen sehr rasch und wird, je
mehr es austrocknet, immer schlechter. Sein säuerlicher Geschmack wird
auffallender, und sehr oft ist es, obgleich an einem trockenen Orte aufbewahrt,
in weniger als vier Tagen mit Schimmel überzogen; diese Eigenschaft steht in
directem Zusammenhang mit der oben hinsichtlich der gegohrenen Mehle erwähnten,
nämlich dem raschen Verderben ihres Stärkmehls unter Wasser.
Aus meinen zahlreichen Versuchen über die freiwillige Austrocknung des Brodes
guter Qualität geht hervor, daß die Brodkrume, in einer Schale und in einer
Stube aufbewahrt, welche beständig auf einer Temperatur von 14–16°
R. erhalten wird, immer mehr an Gewicht verliert, zuerst rasch, dann sehr
langsam, und erst nach acht bis neun Tagen zu einem stationären
hygroskopischen Zustand gelangt. Die Krume enthält dann ungefähr 10 Proc.
Wasser; fast eben soviel bleibt in gutem Weizenmehl unter gleichen Umständen
zurück. Einer feuchtern Atmosphäre ausgesetzt, absorbiren die Krume und das Mehl
nahezu dieselbe Menge Wasser wieder. Diese Resultate scheinen mir zu beweisen,
daß die Krume eines guten Brodes sehr wenig vom Mehle abweicht, und folglich daß
bei der Brodbereitung derjenige Theil des Mehles welcher die Krume erzeugt,
keine bedeutende Veränderung erleidet.
Auch scheint mir daraus hervorzugehen, daß das Erhärten des Brodes lediglich eine
Folge des Austrocknens und sonst von keinen chemischen Vorgängen begleitet
ist.
Schwerlich verhält es sich ebenso mit dem Brod aus gemischten Mehlen und
namentlich aus gegohrenem Mehle. Das sehr rasche Erhärten und das verschiedene
hygroskopische Verhalten zwischen der freiwillig ausgetrockneten Krume und dem
entsprechenden Mehle weisen auf eine chemische Veränderung beim Backen hin, die
ich noch nicht näher untersuchen konnte.
§. 2. Bestimmung des
hygroskopischen Wassers.
Um das Mengenverhältniß des in einem Brode enthaltenen Wassers genau zu
ermitteln, muß man den Versuch mit dem ganzen Brode, oder wenigstens mit einem
ziemlich beträchtlichen Gewichte desselben und zwar mit einem Stücke vornehmen,
welches das durchschnittliche Verhältniß von Krume und von Rinde, von den gut
ausgebackenen und den weniger stark erhitzten Theilen repräsentirt. Theilt man
das Brod in zwei symmetrische Hälften, so kann man diesen Zweck mit der einen
Hälfte meistens annähernd erreichen. Seltener wird hiezu, selbst bei recht
gleichmäßig gebackenem Brod, ein Viertheil ausreichen.
Um bloß das hygroskopische Wasser zu bestimmen, wäre es nicht unbedingt
nothwendig, ein sehr großes Stück des Brodes zum Versuch zu verwenden; so
erhielte man bei langen Broden eine hinlängliche Annäherung, wenn man eine aus
der Mitte des Brodes herausgenommene Schnitte benutzt. Ich habe mich durch
Versuche überzeugt, daß eine solche Schnitte und das ganze Brod nur eine sehr
geringe Abweichung im Wassergehalte ergeben.
Nach dem Austrocknen muß man die Krume und die Rinde stets einäschern, um, wie
ich später auseinandersetzen werde, die Menge des bei der Brodbereitung
angewandten Mehles berechnen zu können. Das Resultat dieser Berechnung kann nur
dann ziemlich genau ausfallen, wenn man mit einer sehr beträchtlichen Portion operirt, die
das Mittel des ganzen Brodes genau repräsentirt. Bei Anstellung der Versuche mit
ganzen, und selbst mit halben Broden habe ich stets übereinstimmende Resultate
erhalten, während sie mit Viertelsbroden selten befriedigend ausfielen.
Bei meinen Versuchen betrachte ich als Rinde alle
Theile des Brodes, welche beim Backen eine mehr oder weniger starke Zersetzung
erlitten zu haben scheinen; als Krume betrachte ich
nur jene Theile, die an ihrer organischen Substanz nichts verloren haben. Die
Trennung beider Theile muß sogleich nach dem Abwägen mittelst eines gut
schneidenden Messers vorgenommen werden. Krume und Rinde werden dann besonders
gewogen, mit der Hand in sehr kleine Stücke zerbröckelt und in Porzellanschalen
gebracht.
Bei allen Broden die ich untersuchte, berechnete ich den Gehalt an Krume und
Rinde in 100 Theilen Brod, und bestimmte das Verhältniß zwischen Rinde und
Krume. Durch diese Zahlen stellt sich für Brode von gleicher Gestalt der Grad
des Backens heraus, welcher ebensowohl von der Dauer als von der Stärke des
Feuers abhängt; und für verschiedenartige Brode der Einfluß der Gestalt auf das
Mengenverhältniß von Krume und Rinde, und folglich auf das Ausgeben des Mehles
an Brod.
Bei den 2 Kilogr. wiegenden, sogen. Maurer-Broden (pains de maçon), welche gut gebacken und von guter Qualität
sind, wechselt der Gehalt an Krume in der Regel zwischen 70 und 75 Procent, und
das Verhältniß der Rinde zur Krume ist 0,43 zu 0,33.
Bei den 2 Kilogr. wiegenden sogen. Phantasie-Broden, welche länger sind
als die vorigen, ist der Gehalt an Krume geringer und beträgt selten über 70
Proc.; bei zu stark gebackenen Broden sinkt er auf 60 Procent herab; das
Verhältniß der Rinde zur Krume hält sich in der Regel zwischen 0,60 und
0,43.
Bei den gespaltenen Broden (s. g. Brod der Weinwirthe) welche noch länger sind,
variirt das Verhältniß der Rinde zur Krume zwischen 0,78 und 0,90. Sie sind
gewöhnlich schwach gebacken und die Rinde ist wenig gefärbt, aber sehr fest. Der
Gehalt an Krume beträgt über 55 Procent; für diese Brodform ist auch das Mehl
sehr wenig ausgiebig.
Bei den länglichrunden Broden (pains rondins) ist das
Verhältniß der Rinde zur Krume gewöhnlich zwischen 0,50 und 0,60 begriffen,
ausgenommen jedoch die 1 1/2 Kilogr. schweren, deren stärkere Rinde 45 Proc. des
Brodgewichts erreicht.
Bei den 2 Kilogr. schweren Laiben (miches) endlich
entfernt sich das Verhältniß der Rinde zur Krume sehr wenig von 0,50; der Gehalt
an Krume beträgt gewöhnlich zwischen 63 und 68 Procent, je nach dem Grade des
Backens.
Bei Broden von bestimmter Gestalt kann man durch Vergleichung des Ansehens mit
dem Mengenverhältniß der Rinde auf die Backweise schließen. Ein rasches Backen
in einem sehr heißen Ofen gibt fast immer eine verbrannte Rinde und eine
schlecht gebackene Krume, welche noch viel Wasser enthält. Die in mäßig
geheiztem Ofen langsamer gebackenen Brode haben eine dicke Rinde von schöner
Farbe und eine gut gebackene, wenig Wasser enthaltende Krume.
Aus gegohrenem Mehle, welches in starkem Verhältniß mit gutem Mehle vermengt
wurde, kann man nur durch langsames, eine Stunde lang fortgesetztes Backen
verkäufliche Brode darstellen. Werden solche Brode wie gewöhnlich gebacken, so
haben sie stets eine klebrige, unangenehm schmeckende Krume.
Das Austrocknen der Krume und der Rinde sollte in einem Trockenkasten mit
erwärmter Luft stattfinden, worin die Luft constant auf einer Temperatur von 88
bis 92° R. erhalten wird. Ich war in Ermangelung eines solchen genöthigt,
die Austrocknung in großen Sandbädern vorzunehmen; dabei durfte ich keinen
Augenblick die Ueberwachung des Feuers unterbrechen, um eine zu starke Erhitzung
des Bodens der Schalen zu verhindern; auch mußte der Inhalt der Schalen
natürlich sehr häufig umgewendet werden, um eine gleichförmige Austrocknung zu
erzielen, welche auf diese Weise nur sehr langsam erfolgt und volle zwei Tage
erfordert. Beim Sandbad muß man die Temperatur langsam bis zum Ende des
Austrocknens steigern; während der letzten zwölf Stunden muß der Sand an der
heißesten Stelle 96 bis 100° R. zeigen; ein in das Brod gänzlich
gestecktes Quecksilberthermometer muß alsdann 92 bis 96° R. zeigen.
Man erkennt die vollkommene Austrocknung an folgenden Merkmalen: die Krume ist an
der Oberfläche der Stückchen lichtgelb geworden und bei zwei, in einem
Zwischenraum von sechs Stunden vorgenommenen Wägungen bleibt ihr Gewicht das
gleiche. Wenn Theile der Krume oder der Rinde etwas angebrannt sind und dem
Boden der Schale ankleben, so ist der Versuch als mißlungen zu betrachten.
Hat man es mit schlechtem Brode zu thun, so ist noch mehr Vorsicht nothwendig und
die Temperatur darf nicht über 88° R. gesteigert werden; die auf
96° R. erhitzte Krume würde nämlich einen beträchtlichen Theil ihres
Sauerstoffs und Wasserstoffs in Form von Wasser verlieren und die Wägungen würden
weniger trockene Substanz ausweisen, als das Brod wirklich enthält. Daß diese
theilweise Zersetzung stattfindet, geht daraus hervor, daß das Mengenverhältniß
der trockenen Substanzen mit demjenigen des trockenen Mehles, wie es sich aus
der Asche berechnet, nicht übereinstimmt.
Die ausgetrocknete Krume und Rinde müssen sehr rasch gewogen werden, weil sie in
kurzer Zeit eine beträchtliche Menge Wasser aus der Atmosphäre anziehen.
Aus den erhaltenen Gewichten kann man in Procenten das hygroskopische Wasser, und
die trockenen Substanzen welche in der Krume, der Rinde und im ganzen Brode
enthalten sind, berechnen.
Gutes und gutgebackenes Brod enthält, 18 Stunden nach dem Herausnehmen aus dem
Ofen, 33 bis 34 Proc. Wasser; die Krume 42 bis 43 Proc., und die Rinde 17 bis 18
Procent. Bei den ganzen Broden ist der Wassergehalt je nach ihrer Gestalt und
der Backweise sehr veränderlich. Bei den verschiedenartigsten Mustern, welche
ich zu prüfen hatte, fand ich als äußerste Gränzen des Wassergehalts
für die Krume
40
bis
48
Proc.
für die Rinde
17
„
27
„
für das ganze Brod
30
„
41
„
Die langsam gebackenen Brode, deren wohlgefärbte Rinde sehr fest ist, enthalten
die geringste Menge Wasser. Diejenigen, deren Rinde verbrannt ist, enthalten
fast immer viel Wasser in der Krume. Dasselbe ist der Fall bei den Broden
welche, ohne besondere Vorsicht beim Backen, aus verdorbenem Mehle bereitet
wurden.
In der unten folgenden Tabelle A habe ich die mit
Broden von verschiedener Gestalt und Qualität erhaltenen Resultate
zusammengestellt.
§. 3. Einäscherung.
Die Einäscherung der ausgetrockneten Krume und Rinde erheischt sehr große
Vorsicht, weil man mit beträchtlichen Massen operirt und dabei vermeiden muß: 1)
den Verlust von Salzen, welche der Wasserdampf und die flüchtigen Producte
mitreißen könnten, welche sich während der Verkohlung, wenn man die Temperatur
zu rasch steigert, entwickeln; 2) das Zusammenballen der in der Asche in großer
Menge enthaltenen alkalischen Salze.
Die Einäscherung kann nur in Porzellanschalen unter einer großen Muffel gelingen,
welche stufenweise bis zum Dunkelrothglühen erhitzt wird. Man rückt die Schalen
nach und nach gegen die Hinterwand der Muffel, damit die Zersetzung und
Entzündung der organischen Materie langsam herbeigeführt wird. Wenn die Flamme
aufgehört hat, kann man zum Dunkelrothglühen erhitzen und die Schalen an die
Hinterwand der Muffel rücken, indem man ihnen eine schwache Neigung gegen die
Oeffnung gibt, damit die Luft leicht über die noch zu verbrennende Kohle
streichen kann. Man unterhält das Feuer so lange, als noch Kohle vorhanden ist,
indem man besorgt ist daß die Muffel niemals Hellroth glühe. Die Verbrennung der
Kohle von 2 Kilogr. Brod erfordert drei bis vier Stunden; sie dauert um so
länger, die Asche wird um so weniger weiß und das Resultat um so unsicherer, je
stärker die Feuerung war.
Wenn man bemerkt, daß die noch schwarze Asche zusammenzubacken anfängt, nimmt man
die Schalen aus der Muffel, läßt erkalten, zerreibt die Masse fein, und beginnt
die Einäscherung bei niedriger Temperatur wieder.
Die ganz weiß gewordene Asche wird sogleich nach ihrem Erkalten gewogen und für
die Analyse aufbewahrt. Aus dem erhaltenen Gewicht berechnet man das
Mengenverhältniß der Asche für 100 Theile Krume, Rinde und Brod. Dasselbe ist
bei der Krume etwas geringer als bei der Rinde; beim Brod selbst ist es je nach
dessen Beschaffenheit und nach dem Ausgeben des Mehles verschieden; für 100
Theile Brod beträgt es gewöhnlich zwischen 0,60 und 0,80.
Die quantitative Bestimmung der Asche gestattet die Menge des zur Broderzeugung
angewandten trockenen Mehls zu berechnen, und zwar bei gutem Brode mit großer
Genauigkeit, hingegen bei Brod von verdorbenem Mehle mit wenig Sicherheit. Ich
betrachte zunächst den ersten Fall, nämlich die mit gutem Mehle bereiteten
Brode.
Die Grundlagen der Berechnung sind folgende:
Man kann annehmen, daß bei der Brodbereitung der in den Ofen eingeschossene Teig
ziemlich homogen ist und in allen seinen Theilen nahezu dieselbe Menge
mineralischer Substanzen enthält; diese Gleichartigkeit wird durch das Backen,
wenigstens unter gewöhnlichen Umständen, nicht merklich geändert. Das Verhältniß
zwischen den zwei Zahlen, welche den Aschegehalt der Rinde und der Krume
ausdrücken, repräsentirt demnach das Mengenverhältniß von Krume, welche der in
Rinde verwandelte Theil des Teiges erzeugt haben würde. Multiplicirt man dieses
Verhältniß mit dem Mengenverhältniß der in 100 Theilen Brod enthaltenen Rinde
und addirt das Product zur Krume, so repräsentirt die Summe A die Krume, welche die für 100 Theile Brod
verwendete Mehlmenge geliefert haben würde.
Da, wie wir wissen, die Krume durch das Backen keinen merklichen Verlust an
organischer Materie erleidet, so kann man annehmen, daß die ausgetrocknete Krume
fast genau das zu ihrer Erzeugung verwendete Mehl repräsentirt. Wenn man
folglich die Summe A, welche man auf Krume
berechnetes Brod nennen könnte, mit dem in der Krume enthaltenen
Mengenverhältniß trockener Substanz oder trocknen Mehls multiplicirt, so erhält
man das Quantum trockenen Mehls, welches 100 Theile Brod gegeben hat.
Dieses Resultat gilt für den hygroskopischen Zustand des Brods zur Zeit des
Versuchs. Um es auf das unmittelbar aus dem Ofen genommene Brod zu berechnen,
müßte man das Gewicht des Brods zu dieser Zeit kennen. Da man das Gewicht des
trocknen Mehles kennt, so läßt sich leicht das Mengenverhältniß des gewöhnlichen
Mehls und dessen Ausgeben an Brod berechnen, wenn man den hygroskopischen
Zustand des Mehles bestimmen konnte.
Beispiel. Wenn das Mehl 17 Procent Wasser enthält, so
muß man die für das trockene Mehl erhaltene Zahl mit 83 dividiren, um das
Quantum Mehl mit 17 Proc. Wasser zu erhalten, welches 100 Theile Brod gibt, und
dann 1000 dividiren mit diesem Mengenverhältniß gewöhnlichen Mehls, um für 100
Theile Mehl das Ausgeben an Brod zu erhalten.
Die Vergleichung der zwei Zahlen, welche das Quantum des verwendeten trockenen
Mehles und dasjenige der in 100 Theilen Brod enthaltenen trockenen Substanzen
repräsentiren, muß einen Ueberschuß der erstem ergeben; die Differenz
repräsentirt, wenn bei den Versuchen richtig verfahren wurde, den Verlust an
organischer Substanz während des Backens, welcher ganz der Rindenbildung
zuzuschreiben ist.
Dieser Verlust variirt mit dem Backgrade, mit dem Mengenverhältniß der Rinde,
folglich auch mit der Gestalt des Brodes; er ist um so größer, je stärker das
Verhältniß der Rinde und je mehr diese Rinde verbrannt ist. Bei den 2 Kilogr.
schweren, sogen. Phantasie-Broden beträgt der Verlust an organischer
Substanz zwischen 1 1/2 und 3 Procent des verwendeten trockenen Mehls;Heeren hat durch einen Backversuch im
Laboratorium ermittelt, daß 100 Gewichtstheile Mehl (im trocknen
Zustande gerechnet) zu Brod verarbeitet, einen Substanzverlust von 1,53
Procent erleiden; man sehe seine „Versuche über das Quantum
von Brod, welches eine gegebene Menge Mehl liefert“ im
polytechn. Journal Bd. CXXXI S.
276. A. d. Red. bei den Maurerbroden ist er etwas geringer und beträgt gewöhnlich
zwischen 1 1/2 und 2 Procent. Bei sehr langen Broden (wie jenen für die
Weinwirthe und den länglich runden Broden von kleinem Durchmesser) beträgt der
Verlust nahezu 2 Procent; deßgleichen bei den Laiben (miches), wenn sie gehörig gebacken sind.
Die Berechnung des Ausgebens des Mehles führt zu interessanten Resultaten und
zeigt, daß bei guten Broden, wenn sie ziemlich gleich gebacken sind, das
Ausgeben von der Gestalt des Brodes abhängt. Ich habe aus einer großen Anzahl
von Versuchen folgende Durchschnittszahlen abgeleitet. Sie beziehen sich auf
Brode aus gutem Weizenmehl, welche etwa 18 Stunden nach dem Herausnehmen aus dem
Ofen zu den Versuchen verwendet wurden. Wenn das Mehl 17 Procent hygroskopisches
Wasser enthält, so liefern 100 Theile Mehl:
125 bis 130
Maurerbrode von 2 Kilogr.;
120 bis 125
Phantasiebrode von 2 Kilogr.;
112 bis 122
sehr lange Brode;
120 bis 128
länglich runde Brode (rondins), je nach deren Durchmesser;
125 bis 135
Laibe von 2 Kilogr. je nach dem Backgrade und der
Dicke derKrume.
Ich hatte keine Gelegenheit, den Verlust zu bestimmen, welchen die verschiedenen
Brode während der ersten 18 Stunden nach dem Herausnehmen aus dem Ofen erleiden;
aus wenigen einzelnen Versuchen scheint hervorzugehen, daß die Brode 3 bis 5
Procent ihres Gewichts verlieren können. Wenn diese Zahl durch weitere
Beobachtungen bestätigt wird, so führen obige Zahlen zu dem Resultate, daß
hinsichtlich der Laibe, der länglich runden Brode und der Maurerbrode, wenn sie
gehörig gebacken sind, das mittlere Ausgeben des gewöhnlichen Mehles 133 sehr
nahe kommt; daß für Phantasiebrod, welches fast immer in die Wohnungen der
Käufer getragen wird, das mittlere Ausgeben 125 bis 130 beträgt; daß es endlich
für sehr lange Brod oft unter 120 sinken kann.
Bei Anwendung der oben angegebenen Methode auf Brode aus verdorbenem oder
gemischtem Mehle erhielt ich nicht immer eine genügende Uebereinstimmung
zwischen dem Mengenverhältnisse des trockenen Mehls und der trockenen
Brodsubstanz. Fast immer ergab die Berechnung des angewandten Mehls eine Zahl
welche niedriger als die der trocknen Brodsubstanz war, letztere direct durch
das Austrocknen bestimmt. Ich schrieb diese Abweichung anfangs dem Umstande zu,
daß das Austrocknen bei zu hoher Temperatur stattfand und ein Theil der Krume
dabei zersetzt wurde. Als ich aber die Versuche mit denselben Broden
wiederholte, erhielt ich wieder dasselbe Resultat. Indem ich dann das verwendete
Mehl mittelst des Aschegehalts des Brodes berechnete, überzeugte ich mich bald,
daß jene Abweichung daher rührt, daß die Krume schlechten Brodes bei 92 bis 96° R.
eine beträchtliche Menge ihres Sauerstoffs und Wasserstoffs in Form von Wasser
verliert. Dieser Umstand tritt nicht ein, wenn man die Austrocknung bei
niedrigerer Temperatur bewerkstelligt. Deßhalb habe ich im vorhergehenden
Paragraph 88° R. als die höchste Temperatur angegeben, welcher ein wegen
seines Geschmackes oder der Beschaffenheit des dazu verwendeten Mehles, als
schlecht erkanntes Brod ausgesetzt werden darf. Die Austrocknung bei dieser
Temperatur ist jedoch schwierig, und man kann nie behaupten, daß sie vollständig
sey.
Ich muß noch bemerken, daß alle Brode, welche mir dieses sonderbare Resultat
gaben, eine große Menge hygroskopisches Wasser enthielten, nämlich 5 bis 6
Procent mehr als die Brode von gleicher Gestalt und gleichem äußern Ansehen,
welche durch ihren Geschmack als sehr gut befunden wurden.
In der Tabelle A, theile ich die Zahlen mit, welche
ich bei der Untersuchung einer Anzahl Brode hinsichtlich des Aschegehalts des
verwendeten Mehles und des Ausgebens des Mehles erhielt. Die Nummern 15, 16, 17,
20 und 21 sind Beispiele der eben besprochenen Nichtübereinstimmung, welche zur
Constatirung der schlechten Qualität eines Brodes dienen könnte, wenn nicht
schon andere Kennzeichen dieselbe nachweisen würden. Für solches Brod sind die
für die trockene Brodsubstanz, für das verwendete Mehl und für das Ausgeben des
Mehles an Brod erhaltenen Zahlen nicht als genau zu betrachten; die beiden
ersteren Zahlen sind offenbar zu klein und die letztere ist zu groß; man muß,
wenn man von dem Brode noch eine hinreichende Quantität besitzt, die
Austrocknung bei niedriger Temperatur wiederholen.
§. 4. Analyse der
Asche.
Die Brodasche besteht hauptsächlich aus phosphorsauren Salzen; die Basen sind
Alkalien, Kalk und Eisenoxyd; ferner enthält sie eine geringe Menge alkalischer
Silicate und hinterläßt einen in Säuren unauflöslichen, 2–5 Procent
betragenden Rückstand, welcher aus Thon und Sand besteht. Schwefelsäure,
Salzsäure und Kohlensäure sind nur in sehr geringer Menge in dieser Asche
enthalten.
Tabelle B enthält die Zusammensetzung der Asche von
10 Brodmustern, welche aus gutem Weizenmehle gebacken waren. Durch Bestimmung
der Salzsäure habe ich die Menge des dazu verwendeten Salzes berechnet, welches
sehr variirt, indem es zwischen 0,17 bis 0,78 Grm. per Kilogr. Brod beträgt.
Die Analyse der Asche kann man füglich unterlassen, sofern ihr Mengenverhältniß
sich in den gewöhnlichen Gränzen hält. d.h. wischen 0,60 und 0,80 Proc. des
Brodes; es sey denn, daß man die Salze (oder deren Zersetzungsproducte) darin
aufsuchen wollte, welche manche Bäcker bisweilen in äußerst geringer Menge
anwenden, wie Kupfervitriol, Bittersalz, Alaun etc. Methoden um dieselben zu
erkennen, hat Kuhlmann schon längst beschrieben;Im Jahr 1631, polytechn. Journal Bd.
XXXIX S. 439. seine Verfahrungsarten sind in Dumas'
Handbuch der angewandten Chemie mitgetheilt.
§. 5. Ueber
Beimengungen.
Nach allen diesen Versuchen bleibt noch zu ermitteln, ob das vorliegende Brod aus
gemischtem Mehle oder bloß aus Weizenmehl erzeugt wurde.
Das Vorhandenseyn von Roggen-, Bohnen-, Türkischkornmehl etc. gibt
sich durch den Geschmack des Brodes zu erkennen, wenn diese Mehle in
ansehnlicher Menge darin enthalten sind. Der Geruch und Geschmack, das mehr oder
minder schnelle Erhärten durch freiwilliges Austrocknen, sind die sichersten
Anzeichen der Beimengungen. Fehlen diese Merkmale, sind nämlich die fremdartigen
Mehle nur in sehr kleiner Menge vorhanden, so muß man das Mikroskop zu Hülfe
nehmen und die Stärkmehlkörner derselben zu erkennen suchen.
Diese Untersuchung kann aber selten zu einem befriedigenden Resultate führen,
weil die Stärkmehlkörner während des Backens ihre Gestalt theilweise verändern.
Deßhalb muß man wo möglich auch das zur Erzeugung des Brodes verwendete Mehl
untersuchen.
In diesem Falle bestimmt man im Mehle: das
hygroskopische Wasser, das Mengenverhältniß und die Qualität des Klebers,
folglich den mehr oder weniger guten Conservations-Zustand des
Weizenmehles und dessen wahrscheinliche Vermengung mit anderen Mehlen. Unter dem
Mikroskop erkennt man, ob das Mehl Türkischkorn, Hirse, Hafer, Bohnen,
Kartoffelstärke, Reis, Buchweizen, Leinsamen enthält. Durch die oben angegebene
chemische Reaction überzeugt man sich, ob Wicken oder Weißbohnen vorhanden sind.
Der Roggen kann manchmal mit Sicherheit erkannt werden; manchmal bleibt er aber
zweifelhaft.
Im Brode bestimmt man das hygroskopische Wasser, das
Mengenverhältniß der Krume, der Rinde und der Asche; man berechnet mittelst
dieser Daten das Mengenverhältniß des verwendeten trockenen Mehls, welches zur
Controle der Austrocknung der Brodsubstanz dient; man berechnet das Ausgeben des
Mehles an Brod, und durch Bestimmung des Chlorgehalts der Asche läßt sich in
kurzer Zeit auch die Menge des vom Bäcker zum Brod verwendeten Salzes ermitteln.
Die Untersuchung der äußeren Charaktere des Brodes, seines Geschmacks, Geruchs,
der Schnelligkeit seines Erhärtens, gibt Aufschlüsse über seine Bereitungsweise
und dient zur Controle der mit dem Mehle erhaltenen Resultate hinsichtlich der
Beimengungen und der Qualität des Weizens. Durch den Geruch und Geschmack des
Brodes kann man sehr kleine Mengen Roggens erkennen, welcher bei der
Untersuchung des Mehles unter dem Mikroskop oft entgeht.
A. Tabelle über die mit 21
verschiedenen Brodmustern erhaltenen Resultate.
Textabbildung Bd. 143, S. 456
Gewicht der Brode (in Grammen);
Verhältniß der Rinde zur Krume; In 100 Thln. Brodes; Rinde; Hygroskopisches
Wasser; Brod; (α) Trockene Substanzen in 100 Thln. Brod; Asche in 100
Thln.; Verhältniß der Asche der Rinde zur Krume (β) Trockenes Mehl
für 100 Brod; Differenz (β) – (α); Gewöhnliches Mehl
für 100 Brod; Ausgeben von 100 Mehl.
Bemerkungen. – Die Nummern 1, 2, 3, 4, 5, 6
sind gut gebackene Maurerbrode, von verschiedenen Pariser Bäckern genomen. Die
zu den Versuchen verwendeten Brode waren seit 18 bis 20 Stunden aus dem Ofen
genommen. Das zu ihrer Bereitung angewandte gute Weizenmehl enthielt 17 Proc.
Wasser. Nr. 7 ist ein schwach gebackenes länglich rundes Brod (rondin). – Nr. 8 ist ein etwas zu stark
gehaltenes länglich rundes Brod, die Rinde stellenweise verbrannt. – Nr.
9 ist ein gut gebackenes gespaltenes Brod; die Rinde ist fest, ohne verbrannt zu
seyn – Nr. 10 ist ein Weinwirthsbrod; die Rinde ist wenig gefärbt, der
Geschmack ist sehr gut. – Nr. 11 ist ein gut gebackenes, langes
Rundbrod.
Die Nummern 7, 8, 9, 10 und 11 scheinen aus Weizenmehl ohne Beimengung gebacken
worden zu seyn. Es wurden, wie für die vorigen Brode, 17 Proc. Wasser im Mehle
angenommen.
Textabbildung Bd. 143, S. 457
Gewicht der Brode (in Grammen);
Verhältniß der Rinde zur Krume; In 100 Thln. Brodes; Rinde; Hygroskopisches
Wasser; Brod; (αβ) Trockene Substanzen in 100 Thln. Brod;
Asche in 100 Thln.; Verhältniß der Asche der Rinde zur Krume (β)
Trockenes Mehl für 100 Brod; Differenz (β) – (β);
Gewöhnliches Mehl für 100 Brod; Ausgeben von 100 Mehl.
Bemerkungen. – Die Nummern 12, 13, 14, 15, 16,
17, 18 und 19 sind Laibe (miches) aus Gemengen von
Weizenmehl und amerikanischem Mehl, welches ein wenig Türkischkorn enthält;
dasselbe war bei den Nummern 12, 13, 14 von ziemlich guter Beschaffenheit, bei
den anderen aber gegohren; die Nummern 18 und 19 wurden langsam gebacken und
blieben eine ganze Stunde im Ofen, sie haben eine sehr dicke Rinde und eine
etwas trockene Krume. Da die amerikanischen Mehle 13 bis 14 Proc. Wasser
enthalten, so wurden für das gemischte Mehl 15 Proc. Wasser den Berechnungen zu
Grunde gelegt.
Die Nummern 20 und 21 sind Maurerbrode, aus mit Roggenmehl vermengtem Weizenmehl
gebacken, welches 16 Procent hygroskopisches Wasser enthielt.
B. Tabelle über die Zusammensetzung der
Aschen von zehn Brodmustern (sogenannten Maurerbroden) von verschiedenen Pariser Bäckern.
Textabbildung Bd. 143, S. 458
Mengenverhältniß der Asche in
100 Brod; Zusammensetzung der Asche in Procenten: Salzsäure; Schwefelsäure;
Phosphorsäure; Kohlensäure; Kieselerde; Sand und Thon; Alkalien; Kalk;
Eisenoxyd; Für 1 Kilogr. Brod verwendetes Salz