Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 143, Jahrgang 1857, Nr. , S. 313
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Miscellen. Miscellen. Neuere preußische Verfügungen, den Betrieb der Dampfkessel betreffend.Wir verweisen auf das frühere königl. preuß. Regulativ vom 6. Mai 1838, die Anlage und den Gebrauch von Dampfkesseln und Dampfentwicklern betreffend, im polytechn. Journal Bd. LXIX S. 323. A. d. Red.(Vom August 1856.) 1. An allen Manometern muß die in der polizeilichen Genehmigung zur Benutzung des Dampfkessels zugelassene höchste Dampfspannung durch eine in die Augen fallende Marke bezeichnet seyn. Außerdem muß an dem Kessel selbst der nach dieser Genehmigung zulässige Ueberschuß der Dampfspannung über den Druck der äußeren Atmosphäre in leicht erkennbarer Weise angegeben seyn. 2. An jedem Dampfkessel muß der Name des Fabrikanten, die laufende Fabriknummer und das Jahr der Anfertigung in einer leicht sichtbaren und dauerhaften Weise angegeben seyn. 3. Aus dem Regulativ zur Ausführung des Gesetzes vom 7. Mai 1856, den Betrieb der Dampfkessel betreffend: I. Ordentliche Untersuchungen. §. 1. Jeder im Betrieb befindliche Dampfkessel wird von Zeit zu Zeit einer technischen Untersuchung unterworfen. §. 2. Diese Untersuchung hat zum Zweck, den Zustand der zur Sicherheit des Betriebes erforderlichen Vorrichtungen und deren Uebereinstimmung mit den in der polizeilichen Genehmigung für die Kessel-Anlage deßhalb getroffenen Bestimmungen festzustellen. §. 3. Die Untersuchung ist daher zu richten: auf die Vorrichtungen zum regelmäßigen Speisen des Kessels; auf die Ausführung und den Zustand der Mittel, den Normal-Wasserstand in dem Kessel zu allen Zeiten mit Sicherheit beurtheilen zu können; auf die Vorrichtungen, welche gestatten, den etwaigen Niederschlag an den Kesselwandungen zu entdecken und den Kessel reinigen zu können; auf die Vorrichtungen zum Erkennen der Spannung der Dämpfe im Innern des Kessels; auf die Ausführung und den Zustand der Mittel, den Dämpfen einen freien Abzug zu gestatten, wenn die Normal-Spannung erreicht, resp. überschritten wird; auf die Ausführung und den Zustand der Feuerungsanlage selbst, die Mittel zur Regelung und Absperrung des Zutritts der atmosphärischen Luft und zur thunlichst schnellen Beseitigung des Feuers. Die Prüfung der Stärke und Widerstandsfähigkeit der Kesselwände ist nicht Gegenstand der Untersuchung. §. 4. Eine Unterbrechung des Betriebes darf zum Zweck der technischen Untersuchung nicht verlangt werden. §. 5. Der mit der Untersuchung beauftragte Sachverständige hat sich davon zu überzeugen, ob der Kesselwärter die zur Sicherheit des Betriebes erforderlichen Vorrichtungen kennt und anzuwenden versteht. §. 6. Der Sachverständige nimmt über die Ergebnisse der Untersuchung eine Verhandlung auf, welche von dem Kesselbesitzer oder dessen Stellvertreter – bei Dampfschiffskesseln dem Schiffsführer – und dem Kesselwärter zu unterzeichnen ist. Verweigern diese oder einer von ihnen die Unterschrift, so wird dieß unter Angabe der Weigerungsgründe in der Verhandlung bemerkt. Abschrift der letzteren wird dem Kesselbesitzer auf Verlangen kostenfrei ausgehändigt. Außerdem wird der Befund der Untersuchung in ein von dem Kesselbesitzer für jeden Kessel zu haltendes Revisionsbuch eingetragen. Diesem Buche ist das nach der Aufstellung des Kessels ertheilte amtliche Abnahme-Attest anzuhängen. §. 7. Der Sachverständige übersendet die über die Untersuchung aufgenommene Verhandlung der Polizei-Obrigkeit des Ortes, an welchem sich der Dampfkessel befindet, oder, sofern der Kesselbesitzer selbst die Polizei-Obrigkeit ist oder die Ortspolizei zu verwalten hat, dem Landrath. §. 8. Bis auf weitere Bestimmung findet die Untersuchung von Kesseln, deren Dämpfe mechanisch wirken, alljährlich, von anderen Kesseln alle zwei Jahre statt. Die Untersuchung von Dampfschiffskesseln wird vor dem Beginne der Fahrten jedes neuen Jahres vorgenommen. Zu diesem Zwecke hat der Führer des Dampfschiffs dem Sachverständigen desjenigen Bezirks, in welchem sich das Schiff befindet, mindestens acht Tage vor dem Beginn der Fahrten die Anzeige zu machen, daß das Schiff zur Untersuchung bereit gestellt sey. Hat die Untersuchung einen Mangel nicht ergeben, so ertheilt der Sachverständige dem Schiffsführer hierüber ein Zeugniß, welches bis zur nächsten Untersuchung in der Haupt-Cajüte des Schiffs auszuhängen ist. §. 9. Der Sachverständige überreicht der Regierung am Jahresschluß eine Nachweisung der von ihm im Laufe des Jahres untersuchten Dampfkessel, welche den Namen des Orts, an welchem sich der Kessel befindet, und des Kesselbesitzers, die Bestimmung des Kessels, den Tag der Revision, und in kurzen Worten den Befund derselben ersehen läßt. II. Außerordentliche Untersuchungen. §. 10. Hat die ordentliche Untersuchung eines Dampfkessels ergeben, daß eine oder mehrere der im §. 3 bezeichneten Vorrichtungen sich in einem Zustande befinden, welcher eine Gefahr zur Folge haben kann, und hat diesem Zustande nicht etwa sofort abgeholfen werden können, so nimmt der Sachverständige, nach Ablauf der zur Herstellung des vorschriftsmäßigen Zustandes für erforderlich zu achtenden Frist, eine außerordentliche Untersuchung vor. §. 11. Der Sachverständige hat eine außerordentliche Untersuchung auch dann anzustellen, wenn er von der Polizei-Obrigkeit des Orts, an welchem sich der Dampfkessel befindet, beziehungsweise dem Landrath, dazu aufgefordert wird. §. 12. Die in den §§. 2 bis 7 für die ordentlichen Untersuchungen ertheilten Vorschriften finden auch bei den außerordentlichen Untersuchungen Anwendung. Französische Hofwagen und Krupp'sche Gußstahlachsen. In einer der letzten Versammlungen des Vereins der Civil-Ingenieure in Paris machte Hr. Polonceau Mittheilungen über die unter seiner Leitung in den Werkstätten der Orleansbahn ausgeführten Wagen für Reisen des kaiserlichen Hofs, deren sich der Kaiser auf seiner letzten Reise nach Bordeaux bedient hat. Es handelt sich um einen ganzen Bahnzug, bestehend aus nicht weniger als neun Wagen, wovon fünf speciell für den Kaiser, die Kaiserin und deren Gefolge bestimmt, durch Platformen nach Art der amerikanischen Wagen mit einander der Art verbunden sind, daß man während der Fahrt aus einem in den andern gelangen kann. Diese fünf Wagen sind nach der Reihe ihrer Stellung im Zuge: 1) ein Salonwagen für die Adjutanten, als Speisesaal dienend, mit einem Bureau und Toiletezimmer; 2) ein Platform wagen mit einem gußeisernen vergoldeten Geländer umgeben, die Decke von Säulen aus polirtem Eisen getragen, mit Tapetenvorhängen zum Zumachen und Oeffnen; 3) ein Salonwagen mit Vorzimmer, mit den Wappen des Kaiserreichs und mit einer von Adlern getragenen Krone geschmückt; 4) der Schlafzimmerwagen mit einem Salon für die Ehrendamen, worin die Sitze in Betten verwandelt werden können, einem Schlafzimmer für den Kaiser und die Kaiserin, einem Toiletzimmer für den Kaiser und einem für die Kaiserin, Waterclosets; 5) der Gepäckwagen mit einer Abtheilung für die Diener und einer andern für die Dienstrequisiten. Ersatzstücke etc. Zwischen dem Speisesaal- und Platform wagen, so wie zwischen diesem und dem Salonwagen sind feste Treppen angebracht, welche bequemen Zutritt zu den Wagen gestatten und des Nachts durch an den Wagenecken angebrachte Laternen beleuchtet sind. Wir übergehen die Beschreibung der inneren Ausstattung als für unseren Zweck unwesentlich und führen nachstehend nur das in technischer Beziehung Bemerkenswerthe an: 1) Die Aufhängung der Salonwagen ist auf doppelten Federn, indem außer den in gewöhnlicher Art über der Achse angebrachten, eine weitere Anzahl Federn zwischen dem Untergestelle und dem Wagenkasten angewendet ist. Eine sanftere Bewegung und die Vermeidung der Längen- und Seitenschwingungen wurde damit erreicht. – 2) Die Schmierbüchsen können die Achsenhalse gleichzeitig mit Oel und fester Schmiere versehen. Im normalen Stande geschieht das Schmieren in der gewöhnlichen Weise mit aus dem Behälter zugeführtem Oel; daneben ist aber ein mit sehr harter Schmiere gefüllter Behälter vorhanden, welche erst bei Erhitzung der Achsschenkel flüssig wird. Das Flüssigwerden ist bei der ersten Reise einigemal eingetreten, ohne daß indessen die Schmierbüchsen aufgehört hatten kalt zu bleiben, obschon die Geschwindigkeit fast fortwährend 70 Kilometer die Stunde betragen hatte. – 3) Die Räder, drei Paar für jeden Wagen, haben 1,20 Meter Durchmesser. Die Achsen sind von Krupp'schem Gußstahl. Die Achsschenkel haben einen Durchmesser von 0,08 Meter und eine Länge von 0,155 Meter; der Achskörper ist in der Mitte 0,096 und an den Naben 0,110 Meter dick. Bevor die Achsen für den kaiserlichen Bahnzug verwendet wurden, hat man sie vergleichenden Proben mit eisernen Achsen der besten Sorte unterworfen. Der Schenkel der eisernen Achsen mit einem Handhammer von 17 Kilogrammen Gewicht geschlagen, erhält nach 60 Schlägen eine Biegung von 11–14 Millimeter am Ende; umgedreht ertrug derselbe nur 1–8 Schläge bis zum Bruche. Der Schenkel der Gußstahlachse dagegen hatte nach 100 Schlägen nur um 1/2 Millimeter nachgegeben; umgedreht brachten 100 Schläge nur eine Biegung von 3/4 Millimeter hervor. Auf 1/4 des Umfanges 4 Millimeter tief eingeschnitten, hatten 15 Schläge keine Wirkung, auf 6 Millimeter eingeschnitten, brachten 10 Schläge nur eine Biegung von 2 Millimeter hervor; rundherum 6 Millimeter teef eingeschnitten, vermehrten 20 Schläge die Einbiegung um ein Weniges; auf 10 Millimeter eingeschnitten, brach der Schenkel beim zehnten Schlag ab. Auf 1,20 Meter Abstand zwischen zwei Stützpunkten befestigt, und in der Mitte dem Druck der hydraulischen Presse unterworfen, verlor die Achse nach sechsmal wiederholtem Druck, wobei sie stets ihre primitive Gestalt wieder annahm, erst bei 13,700 Kilogrammen Pressung ihre Elasticität; die Biegung betrug hiebei 15 Millimeter und ging nur auf 8 Millimeter zurück. Bei 11,800 Kilogrammen hatte sie sich auf 7 Millimeter gebogen und war nach der Entlastung wieder ganz gerade geworden. Unter den gleichen Bedingungen haben eiserne Achsen angefangen, ihre Elasticität unter einem Druck von 4000 Kilogrammen zu verlieren, und bei 9800 Kilogrammen hatten sie vollständig nachgegeben. Unter dem Druck eines 4,65 Meter hoch herabfallenden Rammklotzes von 620 Kilogrammen erhalten die gewöhnlichen eisernen Achsen, auf 1,5 Meter Entfernung unterstützt, eine Einbiegung von 0,35 Meter und brechen dann umgedreht bei dem ersten oder zweiten Schlag Eine eiserne Achse von sehr guter Qualität von den HHrn. Petin und Gaudet, speciell für den kaiserlichen Convoi fabricirt, gab beiläufig bei jedem Schlag um 45 Centimeter nach; umgedreht nach dem ersten Schlag nahm sie ihre frühere Gestalt wieder an und zeigte nach weiteren Schlägen eine Biegung von 16 Millimeter in umgekehrter Richtung; abermals umgedreht wurde sie unter vier Schlägen wieder gerade und nahm in entgegengesetzter Richtung die gleiche Einbiegung an. Zum drittenmal gedreht, brach sie auf den vierten Schlag, nachdem sie im Ganzen deren 13 erhalten. Dieser Widerstand kann für eiserne Achsen als sehr bemerkenswerth betrachtet werden. Die Stahlachse gab bei jedem Schlag ungefähr um die Hälfte weniger nach als die eiserne Achse und ertrug die doppelte Anzahl Schläge bis sie die entgegengesetzte Biegung annahm. Nach einer ersten Einbiegung von 15 Millimeter wurde sie fünfmal gedreht und in entgegengesetzter Richtung gebogen und brach erst beim 36. Schlag des Rammklotzes, ohne an der Oberfläche den geringsten Riß zu zeigen. Auf der Orleansbahn werden auch wirklich alle geraden Achsen von Gußstahl angewendet und Hr. Polonceau hält es außer Frage gestellt, daß für Achsen und die meisten Maschinentheile, ungeachtet der vermehrten Kosten, der Gußstahl an die Stelle des Eisens zu treten habe. Bei den Achsen sollten übrigens die Dimensionen gegen die eisernen nur wenig, bei den anderen Maschinentheilen nicht dem Verhältnisse des Unterschieds in der Widerstandskraft der Materialien entsprechend verringert werden. (Eisenbahn-Zeitung, 1856, Nr. 51.) Ueber ein neues einfaches Stereoskop. Faye legte jüngst der franz. Akademie einen kleinen, zur Erleichterung des stereoskopischen Sehens bestimmten Apparat vor. Derselbe besteht einfach aus einem Blatt Papier, worin zwei Löcher von 5 Millimeter Durchmesser befindlich sind, etwa so weit von einander als die Augen des Beobachters. Um sich dieses Stereoskops zu bedienen, braucht man dasselbe nur vor einer Doppelzeichnung zu halten, die man in der anderen Hand hält, und nach und nach die Augen zu nähern, ohne aufzuhören, die Zeichnung durch die beiden Löcher zu betrachten. Bald verschwimmen die beiden Löcher zu einem einzigen, und alsdann erscheint das Reliefbild zwischen den beiden ebenen Bildern in vollkommener Deutlichkeit. Es ist dem Verfasser nicht unbekannt, daß man die Relief-Empfindung auch ohne allen Apparat bekommt, allein er glaubt, daß der eben beschriebene, den man sich in wenigen Augenblicken machen kann, das stereoskopische Sehen erleichtert und in allen Fällen anwendbar ist, besonders bei in Büchern befindlichen Zeichnungen (Gegenständen der Krystallographie, Naturgeschichte u.s.w.), die man nicht unter das gewöhnliche Stereoskop bringen kann. Wenigstens hat er sich desselben in seinen Vorlesungen bedient, um Kenntnisse zu vulgarisiren, die jetzt für die Anwendung der Wissenschaften unumgänglich sind (Aus Comptes rendus, durch Poggendorff's Annalen der Physik. Bd. XCIX S. 641.) Chenot's Eisenkitt. Diesen Kitt erhält man, wenn man Thon oder Gyps mit Eisenschwamm (fein zertheiltem metallischem Eisen, durch Reduction der Eisenerze mit Wasserstoffgas dargestellt) zusammen knetet. Unter dem oxydirenden Einfluß der Luft verwandelt sich das Eisen in Oxyd; letzteres nimmt einen unverhältnißmäßig größern Raum ein, als früher das Metall, was die Erhärtung der Masse zur Folge hat. Ein Zusatz von Wasser, Urin, Ammoniak oder Essig beschleunigt das Erhärten dieses Kittes sehr. Der sehr zu empfehlende Chenot'sche Eisenkitt gestattet zahlreiche Anwendungen. (Journal de Pharmacie et de Chimie, Januar 1857, S. 65.) Neues Verfahren, Kupferplatten auf photographischem Wege darzustellen und zu vervielfältigen. In der Versammlung der Mitglieder des Vereins für Gewerbfleiß in Preußen, im Monat November v. J. theilte Hr. Kronheim, ehemaliger Kunstdruckereibesitzer in London, in einem Vortrage ein neues Verfahren mit, Kupferplatten auf photographischem Wege darzustellen und zu vervielfältigen. Eine Glasplatte wird mit einem Ueberzuge von Gelatine versehen, die aus 4 Unzen gereinigtem Leim, 14 Unzen destillirtem Wasser, 256 Gran doppelt-chromsaurem Kali, 84 Gran salpetersaurem Silberoxyd und 24 Gran Jodkalium bereitet wird. Nach dem Aussetzen der Platte in der camera obscura bilden die vom Lichte nicht getroffenen Stellen durch Befeuchten mit Wasser ein erhabenes Korn. Die so gebildete Platte wird mittelst Gutta-percha, welche mit Oel verbunden ist, durch Aufwalzen abgeformt; die Form wird dann metallisirt und galvanisch copirt. Der Vortragende zeigte nach diesem Verfahren hergestellte gelungene Abdrücke vor. (Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen, 1856, S. 141.) Vorbereitung des Zinkblechs für das Bemalen mit Oelfarben; von Hrn. Heilbronn zu Paris. Bekanntlich haben die Oelfarben, welche dem Eisenblech so stark anhaften, nur wenig Haltbarkeit auf dem Zink; die dichte und polirte Oberfläche des Zinkblechs hält nämlich die fetten oder harzigen Bindemittel der Farben nicht zurück. Hr. Heilbronn hat nun die Aufgabe, die Oelmalerei auf dem Zinkblech dauerhaft zu machen, auf eine sehr genügende Weise gelöst; er überzieht das Metall mit einem sehr dünnen Häutchen von Zinkoxyd-Chlorid (basisch salzsaurem Zinkoxyd). welches sich beim Besprengen des Zinks mit verdünnter Salzsäure bildet; die Salzsäure greift nämlich das Metall an und erzeugt Chlorzink, welches in Berührung mit dem Sauerstoff der Luft bald zu Oxydchlorid wird. Diese Reaction erfolgt zwar langsam, aber wegen der Zerfließlichkeit des Chlorzinks nach und nach vollständig, weil die feuchte Oberfläche erst nach gänzlicher Umwandlung trocken wird. Dazu kommt noch, daß nach dem Besprengen mit Säure die Oberfläche des Metalls etwas rauh bleibt. Das Häutchen von Oxydchlorid haftet vollkommen auf dem Metall und der auf diese Schicht aufgetragene Firniß hält eben so gut wie auf Eisenblech. – Der Erfinder hatte auch den glücklichen Gedanken, in der Salzsäure Farben zu vertheilen, wo dann beim Besprengen des Zinks mit derselben granitartige Dessins entstehen; die Farben werden in diesem Falle vom Zinkoxyd-Chlorid eingehüllt; durch Ueberfirnissen erhält diese Ausrüstung des Zinkblechs das schönste Ansehen. In Paris sieht man jetzt überall die interessanten Producte des Erfinders. (Journal de Pharmacie et de Chimie, Januar 1857, S. 64.) Leibl's bleifreie Töpferglasur. Man bereitet diese Glasur auf folgende Weise: 100 Theile concentrirte Wasserglaslösung von der Consistenz eines dünnen Syrups werden mit einem Quantum Kalkmilch gemengt, welches 5 bis 6 Theile Kalk enthält, und dann unter beständigem Umrühren zur Trockne abgedampft. Man erhält so ein grobes, zerreibliches Pulver, das gemahlen und gesiebt, die Hauptmasse der Glasur bildet. Die zu glasirenden Geschirre werden nun in Wasserglaslösung getaucht und dann jene Glasurmasse, bestehend aus Kali (oder Natron), Kalk und Kieselerde, darauf gesiebt. Ist die Glasurmasse eingetrocknet, so wird aufs neue Wasserglaslösung darüber gegossen, wodurch der Ueberzug nach dem Trocknen so fest wird, daß er nicht mit der Hand abgerieben werden kann. Die so zubereiteten Geschirre werden nun gebrannt und bedürfen keines stärkeren Feuers als die mit gewöhnlicher Bleiglasur versehenen. Einfacher und weniger umständlich verfährt man, wenn man statt der eben genannten Glasurmasse ein leichtflüssiges Glas aus 100 Theilen Quarzpulver, 80 Thln. gereinigter Potasche, 10 Thln. Salpeter und 20 Thln. gelöschtem Kalk schmelzt, pulverisirt und mit Wasserglaslösung aufträgt und einbrennt. Diese Glasur ist sehr haltbar und widersteht nicht nur den vegetabilischen, sondern auch den mineralischen Säuren fast eben so wie gewöhnliches Glas. (Böttger's polytechn. Notizblatt, 1857, Nr. 2.) Ueber die anästhesische Wirkung des Kohlenoxydgases; von Dr. G. Tourden. Ich habe schon im J. 1853 in meinen Vorträgen an der medicinischen Facultät zu Straßburg das Kohlenoxydgas mit dem leichten und schweren Kohlenwasserstoff und der Kohlensäure unter die anästhesischen Gase classificirt. Meine Versuche stellte ich mit Kaninchen und Tauben entweder in einer Glocke auf der pneumatischen Wanne an, oder mittelst eines Apparats von Kautschuk, welcher die Wirkung des Gases nach Belieben fortzusetzen und zu unterbrechen gestattete. Die beiden Haupthatsachen, welche sich dabei ergaben, sind die Unschädlichkeit des Gases und seine anästhesische Wirkung, analog derjenigen des Chloroforms und des Aethers. Ein Thier kann mehrmals nach einander anästhesirt werden, und es erholt sich nach jedem Versuch schnell und vollständig. Die Wirkung des Gases kann bis zum Scheintod gehen; man muß sie aber unterbrechen, sobald die Anästhesie vollständig eingetreten ist, weil sonst ein unmerklicher Uebergang vom Schlaf zum Tod die Folge seyn kann; letzterer ist meistens ein sanfter, die Respiration hört auf, das Kohlenoxyd scheint zu tödten indem es die Respirationsmuskeln paralysirt. – Die Erfahrung hat schon bewiesen, daß der Mensch die Wirkung des Kohlenoxydgases ohne Gefahr ertragen kann. Bei den Hohöfen wo das Kohlenoxydgas nach Ebelmen's Verfahren für gewisse metallurgische Operationen angewandt wird, hat man nämlich beobachtet, daß Arbeiter welche von Asphyxie, d.h. plötzlicher Anästhesie befallen wurden, schnell wieder zu sich kamen. (Comptes rendus, Januar 1857, Nr. 3.) Zur Auffindung und Nachweisung des Strychnins; von Dr. H. Schröder. Es ist der Fall vorgekommen, daß sich Jemand Krähenaugenpulver als Rattengift verschreiben ließ, und dasselbe, um sich zu vergiften, selbst verschluckte. Es war 1/2 Unze Krähenaugenpulver mit einer Drachme Indigo versetzt. Die betreffende Person erhielt bald darauf 15 Gran Zinkvitriol als Brechmittel. Das Erbrochene und 2 1/2 Schoppen Urin wurden mir amtlich zur Untersuchung auf Strychnin übergeben. Ich wendete das von Stas für flüchtige Alkaloide, und von Otto auch auf nicht flüchtige Alkaloide ausgedehnte VerfahrenPolytechn. Journal Bd. CXLII S. 287. nachfolgender abgekürzter Weise an: Die Substanz wird unmittelbar mit kohlensaurem Natron bis zur alkalischen Reaction versetzt, um das Alkaloid frei und in Aether löslich zu machen; dann widerholt mit Aether geschüttelt, und der Aether nach der Klärung abgegossen und gesammelt. Dieser, das unreine Alkaloid bereits enthaltende Aether wird mit etwas Wasser und Schwefelsäure versetzt, und anhaltend geschüttelt. Das schwefelsaure Alkaloid in Aether unlöslich, muß sich nun in dem sauren Wasser befinden. Der Aether wird abgegossen, und das saure Wasser noch ein paar Mal mit Aether geschüttelt und gewaschen. Der Aether nimmt dabei die übrigen Stoffe, die er ursprünglich aufgelöst hatte, auf, und läßt fast nur das schwefelsaure Alkaloid in dem sauren Wasser zurück. Das saure Wasser wird sodann mit kohlensaurem Natron bis zur alkalischen Reaction versetzt, und das Alkaloid dadurch wieder frei und in Aether wieder löslich gemacht; hierauf wird wiederholt mit reinem Aether geschüttelt, decantirt, und der Aether in einer Glasschale gesammelt und der freiwilligen Verdunstung überlassen. Zuletzt wird die Verdunstung auf dem Wasserbade, oder im Falle flüchtige Alkaloide zu suchen sind, an einem mäßig warmen Orte vollendet. Auf diese Weise wurde im vorliegenden Falle das Brucin enthaltende Strychnin in nahe reinem Zustande als fester farbloser fast weißer Rückstand auf der Glasschale erhalten: aus dem Erbrochenen in erheblicher Menge, aus dem Urin nur als ein leiser Anflug auf der Schale. Gleichwohl genügte derselbe, um die Reaction des Strychnins an jeder Stelle der Schale, welche von dem verdunstenden Aether bedeckt gewesen war, sehr deutlich zu erhalten, indem mittelst eines Glasstabes ein Tropfen concentrirter Schwefelsäure an einer Stelle der Schale verrieben, und dann ein Krystall von zweifach-chromsaurem Kali hin und her geschoben wurde. Die charakteristische prächtig blaue Färbung trat an jeder Stelle ein. Das Strychnin wurde auch in der Weise erkannt, daß eine Stelle der Schale mit ein Paar Tropfen Wasser mittelst eines Glasstabes eingerieben, diese auf ein kleines Stück Porzellan abgetropft, und auf demselben mit einem Körnchen fester Jodsäure angerührt wurden; beim Trocknen und Erwärmen über der Weingeistflamme trat die bekannte violette Färbung in derselben Weise ein, als wenn reines Strychnin zu dem Versuche angewendet wurde. Die dem Brucin der Krähenaugen eigenthümliche rothe Färbung mit mäßig concentrirter Salpetersäure zeigte sich ebenfalls sehr deutlich. Ich glaube, diese Erfahrung mittheilen zu sollen, weil einerseits der Uebergang des Strychnins in den Urin meines Wissens noch nicht nachgewiesen ist; andererseits, weil der eingeschlagene Weg der möglichst directe ist. Es wird sich dieser kurze und directe Weg zur Isolirung der Alkaloide aus Contentis, Speisen u.s.w. wohl in allen den Fällen als der zweckmäßigste erweisen, in welchen nicht etwa die Anwesenheit einer reichlichen Menge von Fett, oder anderer im Aether sehr auflöslicher Stoffe, die vorausgehende Behandlung der Substanz mit Alkohol u.s.w., wie sie von Stas und von Otto vorgeschrieben wird, rathsam machen sollte. Mannheim, den 15. Februar 1857. Einfache Vorrichtung zum Trocknen des Hopfens. Nach dem Hohenheimer Wochenblatte bedient man sich in Hohenheim mit vielem Erfolg zum Trocknen des Hopfens folgender Vorrichtung. Auf einem der Fruchtböden befindet sich eine geneigt liegende Fläche von grober Leinwand (am besten aus mehreren, etwa 2 Fuß breiten und 6 Fuß langen Horden, die auf einem passenden, von allen Seiten geschlossenen Gestelle ruhen) von 36 bis 40 Fuß Länge und 12 Fuß Breite. Unter dieser Fläche wird mittelst eines einfachen Ventilators schwach erwärmte Luft, die man aus einem unterhalb befindlichen geheizten Locale erhält, getrieben. Der Ventilator treibt die Luft so gegen die geneigt liegende Fläche, daß die höher liegenden Theile zunächst davon berührt werden und die hier abgleitende Luft dann die niedriger liegenden Horden erreicht. Man kann den Hopfen 5 bis 6 Zoll hoch auf die Fläche bringen, und auf die Weise leicht wenden, daß man die Horden einzeln abnimmt, mit einer leeren Horde bedeckt und dann zu Zwei schnell umdreht, so daß der Hopfen nun auf der neuen Horde liegt, die an der Stelle der abgeleerten auf das Gestell gebracht wird. Der Hopfen trocknet auf dieser Fläche binnen 24 Stunden vollständig, da die höher als 30 Grad R. erwärmte Luft die ganze Schicht durchdringt. Es geht dabei von dem besten Theile des Hopfens, dem Lupulin, nichts verloren, da das Wenden selten nöthig ist und ohne starke Berührung der Dolden geschehen kann. Die deutsche und die englische Sohlledergerberei. Zu Sohlleder werden in Deutschland in der Regel nur die schwersten Häute bestimmt. Um die rohen Häute von den Haaren zu befreien, werden sie entweder in Kufen eingesalzen oder auf Haufen gelegt, wo, indem sie sich erwärmen, durch das Eintreten einer leichten faulen Gährung die Befestigung der Haare gelockert wird; nachdem sie enthaart und vom anhangenden Fleisch befreit wurden, kommen sie in eine saure Lohbrühe, die dadurch gewonnen wird, daß man die schon zum Gerben in den Gruben benützte Lohe wiederholt mit Wasser auslaugt. In dieser Lohbrühe, der man entweder Fichtenrinde in Stücke gebrochen oder grob gemahlene Eichenrinde zusetzt, werden die Häute geschwellt und zum Einlegen in die Gruben vorbereitet. In den Gruben wird jede einzelne Haut mit dem erforderlichen Quantum Lohe bestreut und für die Dauer von zwei bis drei Monaten der Einwirkung des Gerbestoffes überlassen, hierauf werden die Häute aus den Gruben genommen und indem man sie mit frischer Lohe bestreut, wieder in dieselben zurückgebracht. Dieses Verfahren wird je nach der Dicke der Häute drei- bis viermal wiederholt, und nachdem die Gerbung vollendet ist, so bringt man die Häute auf die Trocknung, wo ihnen zugleich durch Einbiegung der Füße und des Kopfes die übliche Form gegeben wird. Dieses Verfahren bei der Sohlleder-FabricationSohlleder-Fabricaton ist so ziemlich in allen deutschen Staaten, sowie in Frankreich und Belgien eingeführt, weicht aber von der in England angenommenen Gerbeweise sehr ab. In England bedient man sich zu Sohlleder fast ausschließlich nur der aus Amerika kommenden, entweder gesalzenen oder getrockneten rohen Ochsenhäute, von denen Kopf und Seitentheile abgeschnitten und nur das eigentliche Kernstück zu Sohlleder verwendet wird. Um die Häute zu enthaaren, werden sie auf einige Tage in eine schwache Kalkmilch gebracht; von den Haaren frei und gut im Wasser ausgewaschen, kommen sie in eine kräftige Lohbrühe, die man durch Extrahiren von Eichen- und Mimosarinde mittelst frischen Wassers bereitet hat. Anstatt die Häute in Gruben festzusetzen, legt man sie, nachdem sie gehörig angegerbt sind, in möglichst starke Gerbebrühen und fügt überdieß bei jeder einzelnen Haut noch etwas frische Lohe bei. Die Gerbung geht auf diese Weise rascher und zwar in circa 6 Monaten vor sich, während unsere Methode fast dreimal so viel Zeit erfordert; sie ist aber auch mit einem ungleich größeren Lohaufwand verknüpft. Aus der Gerbung kommend, wird dann dem Leder, an welchem der Narben durch Anwendung so starker Gerbebrühen sehr zusammengezogen erscheint, durch Ausrecken, Klopfen und Walzen eine glatte Oberfläche gegeben. Dadurch, daß der englische Gerber sich nur süßer, durch Auslaugen von – nicht schon vorher zum Gerben benützter – Lohe mit frischem Wasser bereiteter Gerbebrühen bedient, erhält er ein festes und doch elastisches Sohlleder. Mit dieser Gerbeweise ziemlich übereinstimmend, verfahren wir bei unserm für leichtere, und besonders für Frauenschuh-Sohlen bestimmten Bache-Leder. Hiezu werden, wie es schon der Name bezeichnet, in der Regel nur Kuhhäute verwendet, die mittelst Kalkwasser enthaart, in Lohbrühen angegerbt, sodann aber fest in Gruben gelegt und darin gar gemacht werden. (Bayer. Kunst- und Gewerbeblatt, 1856, S. 246.)