Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 143, Jahrgang 1857, Nr. , S. 393
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Miscellen. Miscellen. Die telegraphische Verbindung zwischen Europa und Amerika. Wir haben im vorhergehenden Jahrgang dieser Zeitschrift das Mißlingen der Legung einer submarinen Linie zwischen den Inseln Neufundland und Cap-Breton gemeldet, welche einen Theil der projectirten telegraphischen Verbindung zwischen Europa und Amerika zu bilden bestimmt ist (polytechn. Journal Bd. CXXXIX S. 312). Im Laufe des vorigen Sommers ist dieses Unternehmen von Neuem in Angriff genommen und ohne Unfall vollendet worden. Das Tau war, wie das frühere, in England bei Kuper, Glaß und Comp. in London angefertigt worden; sein Gewicht betrug 170 Tonnen. Der Dampfer Propontis unter Capitain Goodwin hatte es von England nach seinem Bestimmungsorte gebracht, und von demselben aus geschah auch die Auslegung unter Leitung des Hrn. Samuel Canning. Nach der glücklichen Vollendung dieser Linie hat sich die Aufmerksamkeit in verstärktem Maaße der noch rückständigen Hauptleitung durch den Ocean. zwischen Neufundland und Irland, zugewendet. Es scheint, daß man schon in naher Zukunft muthig an das Unternehmen gehen wird, und die besten Hoffnungen für den Erfolg hegt. Die Schwierigkeit dieser Unternehmung ist wesentlich eine zwiefache: es fragt sich zunächst, ob es gelingen wird eine so lange submarine Leitung herzustellen, und es fragt sich ferner, ob dieselbe, wenn aufgeführt, der bekannten Ladungserscheinungen wegen, einen vortheilhaften Betrieb gestatten wird. In ersterer Beziehung gibt sich bei den Fürsprechern des Projectes eine große Zuversicht kund. Die Beschaffenheit des Meeresbodens zwischen Irland und Neufundland scheint dem Unternehmen günstig. Schon vor sechs Jahren hat der Lieutenant Walshe mit dem Schiffe Tanney auf dieser Route Sondirungen vorgenommen, welche drei Jahre später durch Lieutenant Berryman auf der Brigg Delphin bestätigt und vervollständigt wurden, und welche ergaben, daß der Meeresboden zwischen den gedachten Küsten in mäßiger Tiefe liege und ein sandiges Plateau ohne Felsen und ohne schroffe Hebungen und Senkungen bilde; während man sowohl nördlich von dieser Linie als mehr nach Süden weit beträchtlichere Tiefen antrifft. In diesem Sommer ist von der Regierung der Vereinigten Staaten eine neue Expedition zur Erforschung dieser Meerestheile ausgerüstet worden. Es ist dazu der Schraubendampfer Arctic von 250 Tonnen Gehalt auserwählt und wiederum unter Commando des Leutenant Berryman gestellt worden. Seine Aufgabe war. Lieutenant Maury's Ermittelungen über die Winde und Strömungen im nördlichen atlantischen Ocean zu verificiren, und er hatte den besonderen Auftrag, bei dieser Gelegenheit die Meerestiefe und die Beschaffenheit des Meeresbodens zwischen Neufundland und Irland besonders zu untersuchen und überhaupt alle Ermittelungen vorzunehmen, welche dazu beitragen könnten, über die Möglichkeit der Ausführung der projectirten Telegraphenleitung Aufschluß zu geben. Das Schiff war zu diesem Zweck mit mathematischen und physikalischen Instrumenten und Büchern so wie mit Leinen und Vorrichtungen zu Tieflothungen reichlich versehen. Letztere sind bekanntlich so eingerichtet, daß das eigentliche Loth – gewöhnlich eine 68pfündige Kanonenkugel – an der Leine durch eine zangenartige Vorrichtung befestigt ist, welche sich beim Aufstoßen auf den Boden öffnet und die Kugel fahren läßt, so daß diese nicht wieder mit heraufgezogen wird, weil sie das Heraufziehen sehr erschwert und häufig, ja bei tiefen Lothringen fast unfehlbar, ein Reißen der Leine herbeiführt. Dagegen sind an jener Vorrichtung mehrere Röhrchen angebracht, welche sich beim Aufstoßen auf den Boden mit den Bestandtheilen desselben füllen und diese mit herauf bringen. Es sollte nun zunächst ein passender Punkt zur Landung des Telegraphentaues an der Küste von Neufundland ermittelt werden, wo das Wasser so tief ist. daß die Anker der Fischerboote nicht mit dem Tau in Berührung kommen können, dann sollte der Arctic in gerader Linie nach der irischen Küste hinüberfahren und während der Fahrt alle 30 Meilen eine Lothung vornehmen. Ende August war der Arctic auf dieser Expedition bereits in Cork an der Küste Irlands angelangt, und am 14. October ist er auf der Rückreise wieder in New-York eingetroffen. Ein genauer Bericht über die stattgehabte Untersuchung ist noch nicht bekannt geworden, doch sollen nach den Angaben der dortigen Zeitungen sich die Verhältnisse dem Unternehmen überaus günstig erwiesen haben. Auf eine Entfernung von 50 bis 60 Meilen von St. Johns auf Neufundland, und auf gleiche Erstreckung von der irischen Küste aus findet sich eine Bank in einer Tiefe von 25 bis 120 Faden. Zwischen den Endpunkten dieser beiden Bänke ist der Meeresgrund ein welliges Plateau ohne alle schroffen Niveau-Aenderungen; der Boden ist auf der ganzen Linie nirgends steinig oder felsig, sondern überall mit einem feinen aus mikroskopischen Muschelschalen bestehenden und von keinen Strömungen durchfurchten Sande bedeckt; an den tieferen Stellen erscheint derselbe als feiner grauer Schlamm, in welchen die Sonde oft mehrere Fuß tief einsank; gegen die Küste zu geht er in einen dünnen grünen Brei über. Ueber die mittlere Tiefe des Meeres über dieser Bank sind noch keine näheren Angaben bekannt geworden, doch wird mitgetheilt, daß die größte gemessene Tiefe 2070 Faden betragen habe; der die Expedition begleitende Zeichner Hr. van den Berg hat nach den angestellten Messungen ein Profil des Meeresbodens entworfen. Nach diesen verschiedenen Ermittelungen hat man als Endpunkte der submarinen Linie, welche auf dieser Route eine Länge von etwa 1640 engl. Meilen haben würde, vorläufig St. Johns auf Neufundland und die Insel Valencia am Ausgange der Dingle-Bay an der Südwestküste Irlands erwählt; vom letztern Orte würde die Leitung wahrscheinlich unterirdisch bis Tralec und von da längs der Eisenbahn nach Killarney geführt werden. Es ist klar, daß das Tau, wenn es einmal gelegt ist. bei der angedeuteten Beschaffenheit des Meeresbodens Beschädigungen kaum ausgesetzt seyn würde; aber die Auslegung selbst dürfte bei der Tiefe der See und der Länge der Ueberfahrt, so wie wegen des großen Gewichtes des Taues erhebliche Schwierigkeiten bieten. Man gedenkt, theils zur Abkürzung der Dauer der Einsenkung, theils um die gewaltige Masse des Taues auf zwei Schiffe vertheilen zu können, mit der Einsenkung von der Mitte aus zu beginnen; zwei große Dampfer, deren jeder 800 bis 900 Meilen des Taues an Bord hat, sollen zusammen bis halbwegs zwischen Irland und Neufundland fahren, hier sollen sie die Enden ihrer Taue verknüpfen und einsenken, und dann soll, beide das Tau hinter sich auslegend, der eine seinen Weg nach St. Johns fortsetzen, der andere aber nach Irland zurückkehren. Man glaubt, daß es in dieser Weise möglich seyn wird die Operation der Einsenkung in der Zeit von 6 bis 10 Tagen zu vollführen. Das Tau wird nur einen einfachen Leitungsstrang erhalten; dieser wird aber nicht aus einem einzelnen Kupferdraht von der gewöhnlichen Stärke bestehen, sondern, der größeren Biegsamkeit wegen, aus sieben ganz dünnen Drähten zusammengeflochten seyn. Aus demselben Grunde sollen zur äußeren Umhüllung statt starker Eisendrähte aus dünneren Drähten zusammengewundene Litzen, nach der von Felten und Guillaume in Köln zuerst angegebenen Construction, angewendet werden. Die Frage, ob nach glücklich vollbrachter Legung eines solchen Taues mittelst desselben ein vortheilhafter Betrieb der telegraphischen Correspondenz möglich sey, ist in England vielfach erörtert worden; es sind verschiedene Vorschläge zur Beseitigung der aus den bekannten Ladungserscheinungen entspringenden Verzögerung gemacht und mehrfache ausgedehnte Versuche in diesem Sinne angestellt worden; und man hat von verschiedenen Seiten die vollständige Lösung dieser Aufgabe angekündigt. Meist scheinen diese Vorschläge darauf hinaus zu laufen, daß die Entladung durch steten Wechsel der Richtung des Stromes beschleunigt wird; etwas Näheres über diese Methoden und die dazu dienenden Apparate ist indeß noch nicht bekannt geworden. Professor Morse, welcher diesen Sommer Europa besuchte, hat bei Gelegenheit eines Gastmahls, welches die englischen Telegraphen-Gesellschaften ihm zu Ehren veranstaltet hatten, und dem die Koryphäen der englischen Telegraphie beiwohnten, seine feste Zuversicht aus das Gelingen und auf die Rentabilität der projectirten Oceanlinie ausgesprochen. Derselbe theilte das Ergebniß von Versuchen mit, welche die HHrn. Whitehouse und Bright in der Station der Magnetic-telegraph-Company an langen unterirdischen Leitungen mit den von ihnen construirten Apparaten in seiner Gegenwart angestellt haben, und welche durchaus günstig ausgefallen seyen. Man hatte daselbst aus mehreren passend verbundenen unterirdischen Leitungen eine Leitung von über 2000 engl. Meilen hergestellt und konnte auf derselben mit dem Relais der gedachten Herren und einem gewöhnlichen Morse'schen Schreibapparat ohne Schwierigkeit 210, 240 und selbst 270 Zeichen der Morse-Schrift in der Minute befördern. Hr. Morse erachtet die aus den Ladungs-Erscheinungen entspringende Schwierigkeit hierdurch vollständig gehoben. Indessen können diese Versuche noch keineswegs als ganz entscheidend angesehen werden (Zeitschrift des deutsch-österreichischen Telegraphen Vereins, 1856, Heft 8.) Nachttelegraph für Schiffe, von Hrn. Trève. Die jetzige Art des Telegraphirens an Bord von Schiffen besteht bekanntlich in linsenförmigen Laternen, von denen jede mit einer Kerze erleuchtet wird. Diese Laternen sind senkrecht unter einander angebracht und sie werden im Augenblick des Signalisirens an einem hohen Punkte des Tauwerks befestigt; auf die Combination dieser Laternen, je einer mit einer, zweien mit zweien etc. gründet sich die Signalisirung. Dieses Verfahren ist langsam und schwierig, für die Schiffsmannschaft nicht ungefährlich, die Laternen werden leicht beschädigt und sehr häufig sind die Signale unsicher oder werden verzögert; endlich haben sie nur eine geringe Tragweite. Das von Hrn. Trève vorgeschlagene Verfahren ist weit einfacher und vermeidet die oben erwähnten Nachtheile; es beruht auf der Verbindung des Leuchtgases mit der Inductions-Elektricität, welche der Ruhmkorff'sche Apparat entwickelt. Man befestigt eine unbestimmte Anzahl von Laternen am obern Theil des Mastes; das Gas gelangt in dieselben durch Röhren von vulcanisirtem Kautschuk, welche innerlich mit Spiralen von Kupferdraht bekleidet, äußerlich mit einem dichten Stoff überzogen sind) diese Röhren gehen nämlich von einem Gasbehälter aus, der auf dem Deck steht, so daß man mittelst Hähnen das Gas in jede beliebige Laterne ausströmen lassen kann. Die Entzündung des Gases wird mittelst zweier mit Gutta-percha überzogenen Metalldrahte bewirkt, die man mit den Polen des inducirten Drahtes in Verbindung setzt. Diese beiden Drahte gehen von der obern Laterne aus, sind über die kleinen Stangen aller übrigen Laternen gezogen und veranlassen daß sich darin zwischen den Spitzen der Platindrähte, welche sich über dem Brenner vereinigen, die Elektricität in lebhaften Funken entwickelt. Indem man die Communication der Laternen mit dem Gasbehälter abstellt oder herstellt, kann man jede beliebige Anzahl derselben anzünden oder auslöschen. Das Gas liefern kleine metallene Cylinder, in denen es, im comprimirten Zustande, aufbewahrt wird. Mit Hülfe dieses Verfahrens kann man im Kriege und im Frieden von den Rheden ab telegraphiren, man braucht nur die Zeichen der gewöhnlichen Lufttelegraphen zu wiederholen. (Comptes rendus, December 1856, Nr. 22.) Die neuen Wasserwerke in Berlin. In der Wochenversammlung des österreichischen Ingenieurvereins am 3. Januar theilte Hr. Professor L. Förster seine Beobachtungen über die neuen großartigen Wasserwerke in Berlin mit. Dieselben liefern aus dem Spreeflusse, bevor er in die Stadt eintritt, filtrirtes Wasser bereits durch 115 englische Meilen lange Röhrenstrange nach allen Stadttheilen zur Besprengung der Straßen und Reinigung der Straßengerinne, so wie zur Benützung bei Feuersbrünsten, wozu auf je 480 Fuß ein Wasserstock angebracht ist, und haben außerdem die Bestimmung, den Einwohnern der Stadt Berlin und eines Theils des weiteren Polizeibezirks gegen Entgeld fließendes Wasser zuzuführen. Das Wasserwerk selbst liegt auf einem eingeschlossenen Flächenraume von etwa acht österreichischen Jochen und enthält ein Kesselhaus, welches zwölf Dampfkessel und noch freien Raum einschließt und mit einem Kohlenmagazin seiner ganzen Länge nach in Verbindung steht. Das Maschinenhaus liegt unmittelbar an dem Kesselhause und enthält bereits acht Dampfmaschinen, zusammen von 1600 Pferdekraft. Jede Dampfmaschine hat zwei Pumpen mit Windkessel, womit das ungeklärte Wasser in die Filtrirbecken gehoben, und das filtrirte durch das Hauptrohr und in den auf dem höchsten Punkte bei Berlin, eine Stunde von der Anstalt entfernt liegenden Wasserthurm gehoben wird, in dessen einem Rohre das Wasser 200 Fuß über das Niveau der Dampfmaschinen-Plattform steigen kann. Das Ueberfallwasser wird hier in einem kreisförmigen, 100 Fuß im Durchmesser haltenden und 18 Fuß tiefen Bassin, welches höher gelegen ist. als das Dach des königlichen Schlosses, gesammelt und steht mit dem ganzen Röhrensystem in Verbindung. Das Filtriren des Wassers wird von oben nach unten durch Sand, Schotter und Granitsteinschichten in vier 90 Fuß breiten, 284 Fuß langen, und 9 Fuß tiefen Becken bewirkt. Oberhalb dieser vier Bassins liegt ein großes Vorrathsbecken, dessen Sohle mit dem Wasserspiegel der Filtrirbecken im Niveau liegt, und unterhalb befindet sich das Sammelbecken für filtrirtes Wasser, von der doppelten Größe eines Filtrirbeckens, aus welchem ein Canal das Wasser unter die Pumpen führt Alle Theile der Anlage sind auf das solideste und in elegantem Baustyle ausgeführt. Die ganze Anlage soll bei 3,500,000 Thlr. kosten, wovon die Contrahenten für die Bauwerke, HH. Th. Russel Crampton und Sir Charles Fox, die Summe von 470,000 Pf. St. erhalten haben. Die Pläne dazu hat der Ingenieur Hr. Moore geliefert, welchem auch die Leitung des Baues übertragen war. Hr. Professor Förster bemerkte, daß diese Anlage den einstigen Bedürfnissen von Berlin vollkommen genügen werde, daß sie aber für den Anfang viel zu groß und nach einem sehr kostspieligen Systeme gebaut sey, wodurch die Actionäre gegenwärtig sehr im Nachtheile sind. Mit der Zeit jedoch dürften dieselben doch noch ihre Rechnung finden, da den Haus- und Fabriksbesitzern nach und nach die Vortheile einleuchten, welche die Zuleitung reinen Wassers in alle Räume eines Hauses mit sich bringt. Selbstverständlich ist das Trinkwasser aus Hausbrunnen, selbst wenn es ganz klar ist, in stark bevölkerten Städten immer schlecht hart und der Gesundheit nachtheilig, während filtrirtes Flußwasser zum Trinken, Baden, Kochen, Waschen und für gewerbliche Zwecke große Vorzüge hat. Wenn dasselbe überdieß in allen Stockwerken der Häuser auslaufen kann, wodurch das Wassertragen erspart wird und die Kuchenausgüsse und Abtritte stets gereinigt und geruchlos gemacht werden können, auch bei Feuersgefahr überall im Hause große Mengen Wassers auf der Stelle zur Hand sind, so ist es einleuchtend, daß solche Wasserwerke in Städten auf Sanität, Moral. Sicherheit und Oekonomie segensreichen Einfluß nehmen. Daher ist es auch in neuerer Zeit eine der wichtigsten Angelegenheiten für Menschenfreunde und Staatsökonomen geworden, Sorge zu tragen daß größere Städte mit angemessenen Wasserwerken versehen werden. (Austria.) Bestätigte Gegenwart von Silber im Meerwasser. In der letzten Sitzung der Royal Society wurde, vom Prof. Faraday mitgetheilt, ein Aufsatz des Hrn. F. Field „über das Vorkommen des Silbers im Meerwasser“ gelesen. Das Daseyn des Silbers im Meerwasser wurde zuerst von den HHrn. Malaguti, Durocher und Sarzeau bekannt gemacht. Da eine Lösung von Chlorsilber in Chlornatrium augenblicklich durch metallisches Kupfer zersetzt wird, so hielt es der Verf. für sehr wahrscheinlich, daß das Kupfer und Messing (yellow metal) der Schiffsbeschläge nach langem Verweilen im Seewasser mehr Silber enthalten müsse als zuvor, indem das aus der Zersetzung des Chlorsilbers entstehende Metall sich auf dieselben niederschlage. Da ein großes Schiff, welches sieben Jahre im stillen Ocean gekreuzt hatte, in Ausbesserung genommen war, so verschaffte sich der Verf einige Unzen von dessen Kupferbeschlag, welcher so zerfressen und spröde war, daß man ihn leicht zwischen den Fingern zerbrechen konnte. 5000 Gran wurden in reiner Salpetersäure gelöst und die Lösung verdünnt; dann setzte man einige Tropfen Salzsäure hinzu und ließ den Niederschlag drei Tage sich setzen. Nach dieser Zeit hatte sich eine große Menge einer weißen unlöslichen Substanz am Boden des Gefäßes gesammelt. Sie wurde abfiltrirt, getrocknet und mit 100 Gran reiner Bleiglätte nebst angemessener Menge von Weinstein oder kohlensaurem Natron geschmolzen, auch die Asche des Filtrums hinzugefügt. Das Resultat war 2,01 Gran Silber oder 1 Unz. 2 Drachm. 15 Gran Troy pro Tonne. Schwerlich konnte eine so große Menge als ursprünglich in dem Kupfer vorhanden angenommen werden, da der Werth des Silbers unter diesen Umständen die Ausziehung desselben gelohnt haben würde. In einem andern Falle untersuchte der Verf. zwei Portionen derselben Metallsorte, deren eine gar nicht im Meerwasser gewesen, die andere aber zu dem Beschläge eines Schiffes gehört hatte, das drei Jahre im stillen Ocean befindlich war; die Resultate waren sehr schlagend. Das dem Meerwasser nicht ausgesetzte Metall gab 0,51 Gran oder 19 Drachm. 14 Gran pro Tonne, das vom Schiffsbeschlag genommene dagegen 400 Gran gleich 7 Unzen 13 Drachm. 1 Gran pro Tonne; das dem Meerwasser ausgesetzt gewesene Metall gab also beinahe achtmal so viel Silber als das ursprüngliche. Es wurden noch viele andere Proben untersucht, von dem Boden des Schiffs und von Stücken, die am Bord immer in Gebrauch gewesen waren, und stets wurde gefunden, daß die ersteren mehr Silber als die letzteren enthalten. (Aus dem Globe vom 14. Jan. 1857, durch Poggendorff's Annalen der Physik und Chemie, 1857 Nr. 2.) Ueber den Preis des Goldes entnehmen wir der Beilage zur Kölner Zeitung Nr. 340 v. J. folgende Zusammenstellungen. In Frankfurt wurde nach den amtlichen Notizen der Frankfurter Börse für die Mark feinen Goldes in Silber bezahlt:          im Jahr          niedrigster Preis höchster Preis           1844     373       fl.     (im Januar)   378       fl.           1845     378       „   378       „           1846     378       „   378       „           1847     378       „   381       „           1848     380       „   382       „           1849     380       „   386       „           1850     382       „   386       „           1851     372       „   380       „           1852     370       „   384 1/2 „           1853     379       „   381       „           1854     374       „   376       „           1855     373       „   376       „           1856     375       „     (im Novbr.)   380       „ ––––––––––––––––––––––––––––––––––– oder im Durchschnitt     375 1/2 fl.   380 1/2 fl. Das Gold hatte demnach im Minimum den 15 1/3 fachen, im Maximum den 15 1/2 fachen Werth des Silbers. Seit dem Jahre 1793, wo nach den Materialien für Münzgesetzgebung der Werth zwischen Gold und Silber wie 15 2/100 zu 1 normirt war, also in einem Zeitraume von 63 Jahren, ist daher das Verhältniß beider Metalle wenig geändert. An der Börse zu Paris, wo dem Goldverkauf der tarifmäßige Werth von 3437 Fr. 77 Cent. für 1 Kilogramm feinen Goldes zu Grund liegt, wurde für je 1000 Fr. ein Aufgeld bezahlt im Januar 1846       10 1/2 1847 16 1/2 1848 15 1/2 1849   9 1850 12 1/2 1851   0 1852   0 1853   1 1854   2 1855   0 1856   5 Das Gold hatte 1846 den 15 64/100 fachen, 1856 den 15 54/100 fachen Werth des Silbers in Barren. In London, wo Gold den Werthmaaßstab bildet, war der Durchschnittspreis des         Silbers: (der Sterl. pr. Unze Standard-Silber)    das durchschnittliche Verhältniß von Silber zu Gold: (Unze Silber           gegen Unze Gold) 1831–1840                59 7/8                   15,75 : 1 1841–1850              59 9/16                   15,83      1851              61                   15,46      1852              60 1/2                   15,59      1853              61 1/2                   15,38      1854              61 1/2                   15,33      1855              61 3/8                   15,36. Ueber die Goldgewinnung im 19ten Jahrhundert, speciell in Kalifornien. Der Dr. Whitney, in Nordamerika, hat über den Metallreichthum der Vereinigten Staaten, im Vergleich mit dem anderer Länder sehr interessante und lehrreiche Zusammenstellungen veröffentlicht, aus welchen über Gold folgende Mittheilungen gemacht werden: Textabbildung Bd. 143, S. 399 Oder etwa 570 Kubikfuß, ein Würfel von nahe 8,3 Fuß Seite. Rußland; Oesterreich; Europa außer jenen; Südasien; Afrika; Australien; Südamerika nebst Mexico; Californien; Ver. Staaten. Die Goldproduction hat sich seit 1/2 Jahrhundert mindestens verzehnfacht) die russische Goldausbeute ist in den Jahren von 1845–53 nur unbedeutend gewachsen; Californiens Ausbeute ist seit 1851, wo dieselbe den Gipfelpunkt rasch erreicht hat. im Abnehmen. Anfangs wurde das Gold daselbst aus dem Schuttlande gewaschen, jetzt aus dem goldführenden Quarzfels gewonnen, der mürbe ist und durch Maschinen leicht zermahlen werden kann. Die Goldgewinnung betrug 1848 20150 Pfd., 49 80,600; 50 181,400; Werth 1853 62,500,000 Dollars = 83,340,000 Thlr. Ich erlaube mir diesen Nachweisungen hinzuzufügen, was Alex. v. Humboldt über die frühere Goldproduction der spanischen Colonien in Amerika und Brasiliens veröffentlicht hat. Die spanischen Colonien haben seit ihrer Entdeckung bis zum Jahre 1809, also in 318 Jahren, an Gold geliefert 3,625,000 kastilianische Pfd. = 3,563,333 preuß. Mark; während dieser Zeit war die Goldproduction Brasiliens fast                                                                       doppelt so groß = 6,192,827     „         „ –––––––––––––––––––––    9,756,160 preuß. Mark d. i. = einem Würfel von 15,75 Fuß Seite. Im Jahre 1814 hat man im Ural Gold und Platin führende Ablagerungen in einer Länge von fast 17 Breitengraden entdeckt. Aus denselben sind seit 1814–36 4504 Pud = 315280 Pfund preuß. Gold gewaschen worden; vor 1814 lieferte der Ural nur 20 Pud = 1398 Pfd. Gold. 1834 wurde am kleinen Altai ein großer Goldsand führender District aufgefunden, während man früher daselbst nur aus güldischen Silbererzen Gold ausschied. Die Ausbeute betrug 1837 schon 130 Pud. = 1830 wurden in Sibirien unermeßliche Goldsand führende Strecken Landes ermittelt, die einen größeren Flächenraum haben sollen als Frankreich. Murchison schätzt den Werth des daselbst 1843 aufgefundenen Goldes auf 2 1/4 Mill. Pfd. Sterl. = 15 1/4 Mill. Thlr. preuß. – Gesammtproduction Rußlands 1848 = 127740 preuß. Pfd. = 25,5 Mill. Thlr. Es sind in den Goldwäschen Stücke von nahe 77 preuß. Pfd. an Gewicht gefunden worden. Um nachzuweisen wie wenig Gold oft in dem goldführenden Sande enthalten ist, mögen folgende Zahlen dienen. Aus einem Kubikmeter Rheinsand (zwischen Basel und Mannheim, wo Gold gewaschen wird) gewinnt man 0,014 bis 1,011 Gramm, d. i. aus 32,345 preuß. Kubikfuß nur 23/100 Gran bis 16,6 Gran, also aus dem Kubikfuß 1/150 bis 1/2 Gran Gold. – Der Goldsand in Sibirien ist nicht ganz so arm. – Der Gold führende Rückstand des Reichensteiner Arsenikalkieses enthält 10 Gran Gold im Centner, welche seit einigen Jahren (7 Jahren) mittelst Chlor ausgezogen werden. (Gewinnung 14 bis 19 Mark jährlich.) – (Aus den Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen, 1856, S. 139.) Erfahrungen über das Volumenverhältniß von Steinkohle und dem daraus gewonnenen Leuchtgase. 1. Nach der Angabe des Hrn. Administrators Körting der Gascompagnie in der Residenzstadt Hannover gibt ein Gemenge von Deister- und Schaumburger-Kohlen per Balgen oder 2 Kubikfuß durchschnittlich 310 Kubikfuß Leuchtgas, oder das Gasvolumen ist das 155fache des Kohlenvolumens. 2. Bei der Leuchtgasbereitungsanstalt des Central-Eisenbahnhofes in der Residenzstadt Hannover hatte man bis zum 5 Juli 1856 folgende Resultate gewonnen: Kniggenbrinker-Gaskohle von 41 Pfd. per Kubikfuß liefert per Kubikfuß Kohle 120 Kubikfuß Gas. 3. Nach einer Mittheilung des Inspektors der Bremer Leuchtgasbereitungs-Anstalt liefert dort 1 Pfd. der Mengung, woraus das Gas entwickelt wird, nämlich Harz (amerikanisches), Steinkohlen und Theer (in dem Werke selbst gewonnen) 3 bis 4 Kubikfuß Leuchtgas. Rechnet man den Kubikfuß des Gemenges zu 50 Pfd., oder nimmt das Volumen eines Pfundes zu 1/50 Kubikf. an, so liefert in der Bremer Anstalt: 1 Kubikf. Kohle und Harz 150 bis 200 Kubikf. Leuchtgas. 4. Nach Stöckhardt (in Tharandt) liefern in der Dresdener Gasanstalt 1 3/4 Dresdener Scheffel = 5,95 Himten = 7,4 Kubikf. Burgker Steinkohlen (= 300 Pfd.) 1200 Kubikf. Leuchtgas, was das 162fache des Kohlenvolumens ist. Nach demselben Herrn werden in Zwickau aus 1 Dresdener Scheffel = 3,4 Himten hannov. sogenannter Lehkohle (160 bis 164 Pfd.) an Leuchtgas 525 Kubikf. gewonnen, was das 123 1/2 fache des Kohlenvolumens ist. (Mittheilungen des hannoverschen Gewerbevereins, 1856, S. 320.) Opium aus französischem Mohn. Die HHrn. Decharmes und Bénard haben den Morphingehalt des an mehreren Orten des Somme-Departements in verschiedenem Erdreich geernteten Opiums bestimmt und 20,62 bis 22 Proc. darin gefunden. Sie machten dabei die Beobachtung, daß das Opium während des langsamen Trocknens eine Veränderung auf Kosten des Morphins erleidet, welches dann eine Art Gährung, eine Oxydation erleidet, durch die es allmählich in ein beständigeres Product verwandelt wird. Daher ist es vortheilhaft, den noch frischen Saft in Behandlung zu nehmen. Ein Opium, welches auf der Mohnkapsel selbst beinahe ganz ausgetrocknet war, zeigte in seinem Teige kleine abgerundete, zusammenklebende Massen, wie sie in gutem Levante-Opium, dem Opium in Thränen, wahrzunehmen sind. Opium aus Mohn, der in sehr kalkreichem Boden gewachsen war, enthielt eine beträchtliche Menge Kalksalze. Umstände, welche eine ergiebigere Ernte veranlassen können, sind: die Hitze des Nachmittags, feuchter Südwest- und Westwind, sowie ein schwacher Luftdruck-Erscheinungen welche übrigens unter sich innig zusammenhängen. (Comptes rendus, October 1856, Nr. 17.)