Titel: | E. Gaine's Behandlung des Papiers, wodurch es dem Pergament ähnliche Eigenschaften erhält. |
Fundstelle: | Band 144, Jahrgang 1857, Nr. XL., S. 155 |
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XL.
E. Gaine's Behandlung des Papiers, wodurch es dem
Pergament ähnliche Eigenschaften erhält.
Gaine's Behandlung des Papiers, wodurch es dem Pergament ähnlich
wird.
Das neue Verfahren, wodurch es Hrn. E. Gaine gelungen ist,
gewöhnlichem Papier dem Pergament ähnliche Eigenschaften zu ertheilen, wurde durch
einen Vortrag bekannt, welchen Hr. J. Barlow am 3. April
in der Royal Society zu London hielt.
Man nimmt nicht geleimtes Papier, taucht es in eine Mischung, welche aus zwei Theilen
concentrirter Schwefelsäure und einem Theil Wasser besteht; man zieht es sofort
wieder heraus und wascht es in gewöhnlichem Wasser. Wenn man das angegebene
Verhältniß von Säure und Wasser nicht genau einhält, so bekommt das sogenannte
Pergament-Papier nicht die gehörigen Eigenschaften. Bei Anwendung erwähnter
Mischung äußert hingegen die Schwefelsäure ihre leimende Wirkung vollständig, und
man erhält ein Schreibpapier, welches die Tinte nicht mehr ausfließen läßt.
Sorgfältig dargestellt, hat dieses Papier eine solche Zähigkeit oder Festigkeit, daß
ein ringförmiger Streifen von 2 Centimetern Breite, ohne zu zerreißen, 30 bis 50
Kilogramme trägt, während ein ringförmiger Pergamentstreifen von gleicher Dimension
und gleichem Gewicht kaum 25 Kilogr. trägt.
Das Pergament-Papier absorbirt eine gewisse Menge Wasser, aber das Wasser
durchdringt dasselbe nicht und filtrirt nicht hindurch; das Wasser benimmt auch
diesem Papier seinen Zusammenhang nicht; Wärme und Feuchtigkeit verändern dieses
Papier nicht. Das Gewicht des Papiers nimmt durch seine Umwandlung in Pergament-Papier
nicht zu, was beweist, daß es keine Schwefelsäure zurückhält. Wegen seiner
Festigkeit und seiner Aehnlichkeit mit dem wirklichen Pergament, ist das
Pergament-Papier dem gewöhnlichen Papier in allen denjenigen Fällen weit
vorzuziehen, wo Stärke in Verbindung mit Dauerhaftigkeit wünschenswerth sind, z.B.
für Acten, amtliche Zeugnisse, Bücher welche oft nachgeschlagen werden müssen etc.
Es hat das Ansehen des Velinpapiers. Karten, Kupferstiche, Lithographien etc.,
welche man nach diesem Verfahren behandelt, erhalten eine sehr glatte Oberfläche,
welche nicht leicht schmutzig wird, oder die man ohne Mühe und ohne Gefahr reinigen
kann, wenn sie Flecken bekam.
Die verdünnte Schwefelsäure besitzt also die merkwürdige Eigenschaft, das
ursprünglich schwache und poröse Papier fast augenblicklich in eine sehr feste
Substanz umzuwandeln, durch die das Wasser nicht mehr filtrirt, welcher das Wasser
ihren Zusammenhang nicht mehr benimmt etc. (Cosmos, Revue
encyclopédique, t. X p. 395.)