Titel: | Ueber das Schlämmen der Farbstoffe; von Professor Dr. A. Vogel jun. |
Fundstelle: | Band 144, Jahrgang 1857, Nr. LV., S. 209 |
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LV.
Ueber das Schlämmen der Farbstoffe; von Professor
Dr. A. Vogel
jun.
Aus Buchner's neuem Repertorium für Pharmacie. Bd. VI Heft 3.
Vogel, über das Schlämmen der Farbstoffe.
Um eine Farbe mittelst Lack oder Firnisses auf eine Fläche aufzutragen, ist es zur
Erzielung eines gleichmäßigen Anstriches die erste und wesentliche Bedingung, sich
den Farbstoff, namentlich wenn er eine Mineralfarbe ist, in dem Zustande der
möglichst feinsten Vertheilung zu verschaffen. Diese nothwendige Vertheilung kann
nie durch trocknes Reiben allein, sondern nur durch länger fortgesetztes Schlämmen
des Pulvers erreicht werden. Das durch Reiben erhaltene zarte Pulver wird zu dem
Ende mit reinem Wasser verdünnt, aufgerührt und die trübe Flüssigkeit mit den darin
suspendirten feinsten Theilen in ein zweites Gefäß gegossen. Soll nun der Farbstoff
mittelst eines Weingeist- oder Terpenthinölfirnisses aufgetragen werden, so
ist es natürlich vor allem nothwendig, das feine Pulver vor der Vermischung mit dem
Firniß vollkommen auszutrocknen, indem die geringste Spur von zurückgebliebener
Feuchtigkeit zersetzend auf den Firniß einwirken müßte. Dieses Austrocknen ist aber
nicht nur sehr zeitraubend, sondern auch mit großen Mißständen verbunden. Läßt man das Product
auf dem Filtrum, so tritt oft der Fall ein, daß man den erhärteten Pulverkuchen
nicht von dem Filtrum loßlösen kann, ohne Papierstücke von dem Filtrum mit in das
Pulver zu bekommen. Um diesem Nachtheil zu begegnen, hat Mohr
Mohr's pharmaceutische Technik, S. 300. den sehr passenden Vorschlag gemacht, den noch nassen Brei zu trochisciren,
wobei der Gebrauch des Filtrums ganz vermieden wird.
Zum Schlämmen von Pigmenten, die mittelst Firniß aufgetragen werden sollen, bediene
ich mich mit großem Vortheile des Alkohols statt des Wassers. Hierdurch wird ein
doppelter Zweck erreicht. Einmal erzielt man in kürzerer Zeit wegen des geringeren
specifischen Gewichtes des Alkohols ein fein geschlämmtes Pulver, und dann hat man
nicht nöthig zu trocknen, da die noch feuchte Masse sich direct mit
Weingeist- und Terpenthinölfirnissen vermischen läßt. Auch für rein chemische
Zwecke, wenn es sich darum handelt leicht oxydirbare Stoffe, Mineralien etc. zu
schlämmen, ist die Anwendung des Alkohols besonders zu empfehlen. Ich habe mit
Alkohol geschlämmtes Eisenroth aus ganz gewöhnlichen Sorten in der kürzesten Zeit
dargestellt, welches sich zu den feinsten Polituren brauchbar erwies.