Titel: | Ueber Nachweisung der Verfälschung ätherischer Oele, namentlich mit Terpenthinöl; von G. S. Heppe. |
Fundstelle: | Band 144, Jahrgang 1857, Nr. LXXIII., S. 309 |
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LXXIII.
Ueber Nachweisung der Verfälschung ätherischer
Oele, namentlich mit Terpenthinöl; von G. S. Heppe.
Aus der Zeitschrift für Pharmacie, durch das chemische Centralblatt, 1857, Nr. 9.
Heppe, über Nachweisung der Verfälschung ätherischer
Oele.
Der Verfasser wurde durch eine vom Chef des Hauses Gehe
und Comp. in Dresden gestellte Preisfrage veranlaßt, Mittel zur Prüfung der
ätherischen Oele auf ihre Reinheit aufzusuchen. Merkwürdiger Weise verhält sich das
gut getrocknete Nitroprussidkupfer gegen Terpenthinöl und einige andere Oele sehr
ausgezeichnet, so daß dieses Reagens zur Auffindung von sauerstofffreien Oelen,
namentlich von Terpenthinöl in sauerstoffhaltigen dienen kann. In an und für sich
sauerstofffreien Oelen, wie Citronenöl, Pomeranzenöl und Wachholderöl, läßt sich
dadurch das Terpenthinöl nicht nachweisen.
Bei der Prüfung bringt man ein Stück Nitroprussidkupfer von der Größe eines
Nadelkopfes mit einer kleinen Menge des zu prüfenden Oeles in einem Reagensröhrchen
zusammen und erhitzt bis zum Sieden des Oeles, erhält letzteres nur einige Secunden
und läßt absetzen; ist das Oel ein von Terpenthinöl reines, sauerstoffhaltiges Oel,
so ist das Nitroprussidkupfer schwarz, braun oder grau geworden, das überstehende
Oel hat seine Farbe geändert und erscheint gewöhnlich dunkler. Enthielt das
fragliche Oel Terpenthinöl, so ist der Absatz schön grün oder blaugrün, das
überstehende Oel farblos oder schwach gelb.
Die angegebenen Bedingungen müssen genau eingehalten werden. Man muß nöthigenfalls
die Loupe anwenden, um die Farbenveränderung erkennen zu können, denn auch die Farbe
des mit Terpenthinöl behandelten Nitroprussidkupfers ist eine andere, eine
intensivere, als die ursprüngliche desselben. Zuweilen sind auch Gegenversuche mit
ganz reinem Oele zu empfehlen. Zahlenverhältnisse über das anzuwendende Oel und
Reagens vermag der Verfasser noch nicht zu geben.
Von den sauerstofffreien Oelen versuchte der Verfasser mit dem NitroprussidkupferNitropussidkupfer folgende Oele und fand, selbst bei längerem Kochen, die Wirkung wie oben
angegeben, nur bei Nr. 7 a. und e. wurde das Oel etwas bräunlich gefärbt, der Absatz aber war intensiver
grün. Es prüfte derselbe:
1) Petroleum, rohes und rectificirtes; 2.) Ol. aurantior.
amar.; 3) Ol. aurantior. dulce; 4) Ol. flor. aurantior.; 5) Ol.
bacc. juniperi; 6) Ol. sabinae und 7) Ol. terebinthinae a) rohes deutsches, b) rohes französisches, c)
rectificirtes französisches, d) über Kalk rectificirtes
deutsches und e) sehr altes, dick gewordenes,
rectificirtes französisches.
Die sauerstoffhaltigen Oele verhalten sich im Allgemeinen gleich, doch finden auch
hier kleine Unterschiede statt. Der Verfasser prüfte aus der Classe der
Umbelliferen:
1) Das Ol. carvi, aus Samen und aus Spreu dargestellt,
für sich und mit Zusatz von Terpenthinöl. Das reine Oel wurde mit dem Reagens beim
Kochen schnell trübe, der Niederschlag setzte sich schwer ab, die Farbenänderung war
um so schärfer, je länger man kochte und bei altem Oele. Ein Zusatz von Terpenthinöl
hinderte die Zersetzung ganz, doch darf man nicht zu lange kochen, weil das
Terpenthinöl flüchtiger ist als die anderen ätherischen Oele, und dann allerdings
die Wirkung des sauerstoffhaltigen Oeles frei hervortritt.
Das Oel aus der Spreu, welches nicht von so angenehmen Geruche ist, verhielt sich
rein, wie es dem Verfasser das Geschäft von Sachse u.
Comp. geliefert, ganz wie das Samenöl. Das aus verschiedenen Handlungen bezogene
enthielt allemal Terpenthinöl.
2) Das Ol. foeniculi. Das Nitroprussidkupfer wurde erst
dunkelgrün, dann schwarz, das Oel färbte sich bei sehr geringer Menge des Reagens
bräunlich-gelb, bei einer größeren rothbraun. Hierbei glaubt der Verfasser
beobachtet zu haben, daß 20–22 Th. Oel 1 Th. Reagens zu zersetzen vermögen.
Zusatz von Ol. terebinthinae verhinderte die
Zersetzung.
3) Ol. anethi und 4) Ol. anisi
sem. zeigen sehr rasch die Reaction, schwächer, wenn auf 1 Theil des
Nitroprussidkupfers 1000 Theile, als wenn nur 100 Theile des Oeles einwirken. Der
Absatz ist schwarz.
5) Ol. cumini sem. wurde bräunlich-gelb beim
ersten, dunkelbraungelb beim zweiten Verhältnisse, der Absatz nur aschgrau.
Aus der Familie der Labiaten wurde untersucht:
6) Ol. lavendulae, es lieferte einen schiefergrauen
Absatz. Die Farbe des Oeles je nach dem Verhältnisse des ReagensReageus dunkler.
Ferner 7) Ol. menth. pip.; 8) Ol.
menth. crisp.; 9) Ol. melissae; 10) Ol. majoranae; 11) Ol.
salviae; 12) Ol. serpylli; sie verhielten sich
im allgemeinen wie Ol. lavendulae. Der Absatz war bei
einigen ganz schwarz, bei anderen braun oder grauschwarz. Ein Zusatz von
Terpenthinöl verhinderte auch hier die Farbenänderung.
Von den Oelen der Compositen wurden geprüft:
13) Ol. absynthii; 14) Ol.
cynae; 15) Ol. millefolii flor. und 16) Ol. tanaceti. Der Absatz war hier mehr braunschwarz und
nur bei Ol. cynae rein schwarz. Die schön blaue Farbe
des Ol. millefolii wurde erst blaßblau, dann
dunkelgrün.
Noch untersuchte der Verfasser aus der Classe der Myrtaceen:
17) das Ol. cajeputi, dessen grüne Farbe eine
bräunlich-gelbe wurde. Der Absatz war schwarz.
18) Ol. caryophyllorum. Es wurde hier das rohe und
rectificirte Oel mit dem Reagens gekocht, die Farbe des Oeles wurde violett bis
kirschroth, der Absatz war schiefergrau. Noch 1/2000 des Reagens bewirkte eine
rosenrothe Färbung. Terpenthinöl verhindert auch hier die Einwirkung, wenn nicht
durch zu starkes Erhitzen dasselbe ganz vertrieben wird.
Von den Laurineen wurde 19) Ol. cassiae und 20) Ol. sassafras auf gleiche Weise mit Nitroprussidkupfer
zusammengebracht; es wurde in beiden schwarz, die Farbe des Oeles dunkler, letzteres
undurchsichtig, ersteres in zwei Schichten getrennt.
21) Das Ol. anisi stellati aus der Familie der
Magnoliaceen gab auch einen schwarzen Niederschlag; ebenso verhielt sich 22) das Ol. valerianae aus der Reihe der Valerianeen.
Von den Rutaceen wurde nur 23) das Ol. rutae grav.
geprüft, der Absatz war aschgrau, das Oel war schwach und gelb und wurde
braungelb.
24) Das Ol. bergamottae aus der Familie der Hesperideen
gab rein einen aschgrauen Absatz und färbte sich dunkler. Citronenöl zugesetzt
verhinderte die Einwirkung ganz.
Von den Monokotyledonen wurde nur 25) das Ol. calami
radic. geprüft; es lieferte einen schiefergrauen bis schwarzen Absatz und
wurde dunkelrothbraun.
Das Ol. sinapis und amygdalar.
amarar., von denen es nach des Verfassers Ansicht fraglich ist, ob wir sie
den ätherischen Oelen zurechnen können, verhalten sich wie sauerstofffreie
ätherische Oele gegen das Nitroprussidkupfer, die Farbe desselben wird eine schöne
dunkelgrüne.
Die chemische Natur der Veränderungen, welche die Oele durch Nitroprussidkupfer
erleiden, ließ sich bei diesen Studien nicht mit Sicherheit erforschen.