Titel: | Ueber Reinigung der Gutta-percha durch Chloroform; von O. Maschke in Breslau. |
Fundstelle: | Band 144, Jahrgang 1857, Nr. CXVII., S. 456 |
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CXVII.
Ueber Reinigung der Gutta-percha durch
Chloroform; von O. Maschke
in Breslau.
Aus dem Archiv der Pharmacie, Bd. CXXXIX S.
31.
Maschke, über Reinigung der Gutta-percha durch
Chloroform.
Wenn man gewöhnliche rohe Gutta-percha von braunrother Farbe in einer
bedeutenden Menge Chloroform, etwa 1 Theil in 40 Theilen löst, so erhält man eine
trübe, braune Flüssigkeit, die sich leicht filtriren läßt und dann in kleinen Mengen
fast farblos erscheint; auf dem Filter bleiben Holzstücke, Sand und eine braune
Substanz, der die rohe Gutta-percha zum größten Theil ihre Farbe
verdankt.
Statt durch Filtration kann man die Reinigung der Lösung auch durch Sedimentiren
vornehmen, denn nach 1 bis 2 Wochen haben sich alle Unreinigkeiten, natürlich mit
Ausnahme der Holzstücke, auf dem Boden des Gefäßes abgelagert und darüber zeigt sich
die Gutta-percha-Lösung durchaus klar. Löst man dagegen 1 Theil rohe
Gutta-percha in 20 Theilen Chloroform, so wird die Lösung schon so
dickflüssig, daß das Filtriren schwer von statten geht.Man vergleiche Geiseler's Aufsatz im polytechn.
Journal Bd. CXXXIX S. 133. A. d.
Red. Durch Absetzenlassen kann man auch jetzt noch eine vollkommen klare
Flüssigkeit erhalten, doch verstreicht darüber eine sehr lange Zeit.
Diese Uebelstände bei Darstellung einer concentrirten klaren
Gutta-percha-Lösung lassen sich aber sehr gut durch eine einfache
Methode beseitigen, deren ich mich nun schon seit etwa 2 Jahren zur Darstellung der
gereinigten Gutta-percha bediene, eines Fabricates, das die Zahnärzte zur
Ausfüllung hohler Zähne, zu Gaumenunterlagen bei künstlichen Gebissen, so wie im
rothgefärbten Zustande zur Nachahmung des Zahnfleisches verwenden.
Mein Verfahren ist folgendes: 1/2 Pfd. rohe, in kleine Stücke zerschnittene
Gutta-percha übergieße ich mit 10 Pfd. Chloroform und lasse das Ganze in
einer geeigneten, durch Kork verschließbaren Flasche bei gewöhnlicher Temperatur,
unter öfterem Umschütteln, 2 bis 3 Tage hindurch stehen; die Lösung ist dann
vollständig erfolgt. Zu dieser Lösung nun setze ich etwa 2
Unzen Wasser, schüttle von neuem tüchtig durcheinander und überlasse die
Flüssigkeit der Ruhe. Nach zwei Wochen ist eine vollständige gleichsam umgekehrte Sedimentation
vor sich gegangen; die Verunreinigungen der Gutta-percha schwimmen jetzt in
einer scharf abgegränzten, schleimigen Schicht oben,
während sich darunter die klare Lösung der Gutta-percha befindet; sehr
geringe Quantitäten Sand haben sich auf dem Boden der Flasche abgelagert.
Die klare Lösung pflege ich vermittelst eines Hebers, den ich, der Beweglichkeit
halber, aus mehreren kleinen Glasröhren durch vulcanisirte Kautschukröhren
zusammensetze, aus der Flasche zu ziehen. Da jedoch kleine Quantitäten der
abgeschiedenen braunen Substanz ganz bedeutende Massen reiner Gutta-percha
bräunlich zu färben vermögen, so unterwerfe ich die abgezogene Flüssigkeit, der
Sicherheit halber, noch der Filtration, die nun sehr rasch und leicht von statten
geht. Die filtrirte Lösung ist jetzt vollkommen klar und von weingelber Farbe.
Die Abscheidung der Gutta-percha aus ihrer Lösung geschieht durch
Destillation; ich bediene mich dazu einer gewöhnlichen kupfernen Destillirblase, die
eine so große Oeffnung hat, daß ich die 10 Pfd. schwere
Gutta-percha-Lösung in einem irdenen, innen gut glasirten Napf, ohne
Schwierigkeit in die Blase, und dort auf einige Ziegelsteine stellen kann. In den
Napf wird außerdem noch etwas Wasser gegossen, so daß die
Gutta-percha-Lösung einige Linien hoch davon bedeckt ist, und in der
Blase selbst muß so viel Wasser zugegen seyn, daß der Boden des Napfes davon berührt
wird.
Die Destillation hält man anfangs mäßig, nachher aber, sobald die größte Menge
Chloroform übergegangen, verstärkt man das Feuer bis zum Kochen des Wassers. Nach
beendeter Destillation bildet die gereinigte Gutta-percha eine weiche,
blasige Masse die durch abwechselndes Malaxiren und Erwärmen in kochendem Wasser zu
einem recht gleichmäßigen Aussehen gebracht und dann auf einem sehr reinen Bret, am
besten in dünnen Stängelchen, aufgerollt wird. Nach vollständigem Erstarren
erscheinen diese weiß mit einem kleinen Stich ins Bräunliche.
Vollkommen farblos kann man die Gutta-percha, nach meinen Erfahrungen, nur
dadurch erhalten, daß man die weingelbe ursprüngliche Lösung mit gepulverter
Knochenkohle behandelt;Mehrmals habe ich jedoch rohe Gutta-percha unter meinen Händen gehabt,
die den in Chloroform löslichen braunen Farbstoff nicht, oder wenigstens in
sehr geringer Menge enthielt. doch hat diese Operation bei so concentrirten Lösungen ihre Schwierigkeiten,
weil die nöthig werdende Filtration wiederum sehr langsam vor sich geht, und weil
auch nicht die geringste Spur der Kohle durch das Filter gehen darf, wenn nicht die
feste Gutta-percha grau gefärbt erscheinen soll.
Macerirt man die bräunlichen Gutta-percha-Stangen mit starkem Alkohol
oder Aether, so werden sie schon nach kurzer Zeit so weiß, wie das schönste
Elfenbein, indem zugleich ihre Härte bedeutend zunimmt; die Flüssigkeit färbt sich
dabei gelblich, das Fluavil Payen's
Man vergl. Payen's Abhandlung über die
Gutta-percha im polytechn. Journal Bd. CXXVI S. 115., auch setzt sich nach und nach ein weißer pulverförmiger, zuweilen
krystallinisch körniger Niederschlag (das Alban Payen's)
ab.
Diese Entfärbung ist jedoch nur scheinbar, man mag die Gutta-percha auch noch
so lange mit dem Alkohol in Berührung lassen, denn erwärmt man die Stangen, so
zeigen sie beim Zusammenkneten fast denselben Stich in das Bräunliche, wie vorher.
Das Weißwerden durch Alkohol beruht hauptsächlich darauf, daß sich jenes weiße Alban
zum Theil auch in der Gutta-percha selbst niederschlägt, denn keineswegs
bestehen die Gutta-percha-Stangen aus einer vollkommen
zusammengeflossenen Masse, sondern, wie schon der bloße Augenschein beim Zerreißen
einer Stange der Länge nach lehrt, aus sehr zarten Fasern und mehr oder weniger
bedeutenden Poren. Man kann aber auch die Gutta-percha als nicht poröse,
faserlose Substanz erhalten, wenn man sie für sich längere Zeit hindurch erhitzt;
sie erscheint dann, in dünnen Lagen wenigstens, klar und durchsichtig.
Bemerkenswerth ist noch, daß kleine Quantitäten Chloroform sowohl, wie Alkohol, mit
großer Hartnäckigkeit von der Gutta-percha zurückgehalten werden, und daß
diese, wenn nicht auf ein Minimum zurückgeführt, ein Brüchigwerden der
Gutta-percha zu veranlassen scheinen.
Das Färben der Gutta-percha ergibt sich aus dem zu Anfange Gesagten von
selbst; wie in der dunkelbraunen Lösung der rohen Gutta-percha der färbende
Stoff hauptsächlich nur suspendirt enthalten ist, so hat man beim künstlichen Färben
die Farbstoffe nur in einen solchen Zustand zu bringen, daß sie ebenfalls lange
suspendirt zu bleiben vermögen.
Zur Darstellung der rothen Sorte verreibe ich demnach Carmin – 1/2 Gran auf
jede Unze der in Arbeit genommenen rohen Gutta-percha – recht tüchtig mit etwas
Gummipulver, füge eine geringe Menge Wasser hinzu, so daß eine schleimige rothe
Flüssigkeit entsteht, gieße diese zur Gutta-percha-Lösung und bringe
das Ganze nach anhaltendem Schütteln in den oben erwähnten Napf, ohne den Inhalt mit
einer Wasserschicht, wie bei der Darstellung der weißen Gutta-percha, zu
überdecken. Die Destillation muß sofort beginnen, damit der Carmin nicht Zeit hat
sich wieder abzusetzen; durch Malaxiren des Rückstandes endlich erhält man die
Gutta-percha von durchaus gleichmäßiger fleischrother Farbe.