Titel: Neue Verfahrungsarten zum Fixiren der Farben beim Zeugdruck und beim Malen und Anstreichen mit Wasserfarben; von Friedr. Kuhlmann.
Fundstelle: Band 145, Jahrgang 1857, Nr. XVII., S. 60
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XVII. Neue Verfahrungsarten zum Fixiren der Farben beim Zeugdruck und beim Malen und Anstreichen mit Wasserfarben; von Friedr. Kuhlmann. Nach den Comptes rendus t. XLIV p. 539, durch das polytech. Centralblatt, 1857 S. 725. Kuhlmann's neue Verfahrungsarten zum Fixiren der Farben beim Zeugdruck etc. In der vorstehend auszugsweise mitgetheilten Abhandlung von Kuhlmann wurde angeführt, daß derselbe versucht hat, die Faserstoffe, um sie zur reichlicheren Annahme der Farbstoffe und Beizen zu befähigen, mit Leim zu imprägniren, indem er denselben durch Verbindung mit Gerbsäure in den Faserstoffen unlöslich machte. Dieses Verfahren ist nach Kuhlmann in manchen Fällen mit Vortheil anzuwenden. Der nach demselben behandelte Faserstoff nimmt einerseits wegen der thierischen Substanz die Farbstoffe leichter an, und andererseits ist eine große Menge Gerbsäure darauf fixirt, was insofern nützlich seyn kann, als, wenn man den Faserstoff nachher mit Beizen oder Metallsalzen behandelt, die darin enthaltenen Basen sich in größerer Menge niederschlagen. So können die Krappfarben durch dieses Mittel gesättigter und lebhafter erhalten werden, und durch Ausfärben der mit gerbsaurem Leim imprägnirten Faser in einem Eisensalz kann man alle Nüancen vom Hellgrau bis zum tiefsten Schwarz darstellen. In der Druckerei kann man von dem in Rede stehenden Verfahren Anwendung machen, um Mineral- und Lackfarben auf Geweben zu fixiren, indem man die Farbe mit Leimauflösung anrührt, das Gewebe mit dieser Mischung bedruckt, trocknen läßt und dann durch eine lauwarme Gerbsäurelösung passirt. Wenn der Preis der reinen Gerbsäure nicht ein Hinderniß für die Benutzung derselben wäre, so könnte nach diesem Verfahren ohne Weiteres ein tadelloser Druck erzeugt werden; der Grund würde dann nicht die schwach röthlich-gelbe Farbe annehmen, welche bei Anwendung eines Auszuges von Galläpfeln oder andern gerbsäurehaltigen Stoffen entsteht, und kein Bleichen nöthig haben. Indem man das Drucken in der hier angegebenen Weise mit dem Färben durch ein Eisensalz verbindet, kann man mancherlei Farben auf grauem Grunde herstellen. Zum Fixiren von Mineral- und Lackfarben beim Zeugdruck kann man auch den Umstand benutzen, daß Baryt und Kalt mit Stärke in Kleisterform unlösliche Verbindungen bilden. Man rührt die Farben mit frisch gekochtem, noch lauwarmem Kleister an, druckt diese Mischung auf, läßt trocknen und passirt das Zeug durch eine dünne Kalkmilch oder besser durch Barytwasser. Bei diesem Verfahren tritt keine Färbung des Grundes ein, aber die Farben werden mittelst desselben weniger dauerhaft fixirt, als durch gerbsauren Leim. Kuhlmann hat bereits früher (polyt. Journal Bd. CXXXVII S. 362) kieselsaures Alkali oder Wasserglas zur Anwendung beim Zeugdruck empfohlen. Nachdem die mit einer concentrirten Lösung von kieselsaurem Alkali (von 35 bis 40°) vermischten Farben aufgedruckt sind, läßt man das Zeug einige Tage lang an der Luft hängen und vervollständigt dann die Zersetzung des kieselsauren Salzes und die Fixirung der Farben mittelst Passage durch schwache Salmiaklösung. Kuhlmann hat auch mit Erfolg ein gemischtes Verfahren angewendet, bei welchem die Farben mit Wasserglas, in welchem man in der Wärme Stärke und Seife gelöst hatte, angerührt und nach dem Aufdrucken mittelst Passage durch Kalk oder Baryt fixirt wurden. Verschiedene Verfahrungsarten beim Malen und Anstreichen mit Wasserfarben. Ueber die beim Malen und Anstreichen mit Wasserfarben anzuwendenden Bindemittel theilt Kuhlmann Folgendes mit: Anwendung von gerbsaurem Leim. Die Farbstoffe werden wie gewöhnlich, nämlich mit Leimauflösung vermischt, aufgestrichen; sie können nachher mit Bimsstein abgerieben werden und werden zuletzt mittelst einer Abkochung von Galläpfeln oder einem andern gerbstoffhaltigen Material fixirt. Der Leim wird dadurch unlöslich gemacht, so daß die Farben nun beim Waschen mit Wasser nicht mehr weggehen. Eine wesentliche Bedingung zum Gelingen dieser Fixirungsmethode besteht darin, nicht gleich anfangs concentrirte Gerbsäurelösung anzuwenden. Man überstreicht die Farbe mehrere Male mit immer concentrirterer Lösung, und zwar kann man mit Galläpfelauszug, welcher auf 100 Theile Wasser die löslichen Bestandtheile von 6–8 Th. Galläpfeln enthält, den Anfang machen. Nach der Fixirung mit schwachen Lösungen kann man ohne Uebelstand concentrirtere Lösungen anwenden, und indem man die Arbeit mit Galläpfelabkochung, die aus 1 Th. Galläpfeln und 5 Th. Wasser bereitet wurde, beendet, kann man dem Leimanstrich einen Firniß geben, welcher einem Lackfirniß vergleichbar ist. Anwendung von Stärke mit Kalk oder Baryt. Einen wohlfeileren Anstrich als mit Leim kann man mit Stärke herstellen, denn die Kartoffelstärke ist nicht nur viel wohlfeiler als der Leim, sondern letzterer absorbirt auch kaum halb so viel Wasser, als die Stärke bei der Ueberführung in Kleister von gleicher Consistenz wie die LeimauflösungUm zum Anstreichen oder Malen geeignete Leimlösung zu erhalten, kann man gewöhnlich auf 1 Th. Leim nicht mehr als 10 Th. Wasser nehmen, während Kartoffelstärke 20–24 Th. Wasser erfordert.. Durch Anwendung von Stärkekleister zum Anrühren der Farben und Behandlung der aufgetragenen Farben mit Kalk oder Baryt erhielt der Verfasser die befriedigendsten Resultate. Der warme Stärkekleister läßt sich sehr gut mit allen Farben vermischen und die so erhaltene Farbemischung sich sehr gut auftragen; denn wenn auch sehr feine Striche weniger gut damit zu machen sind, als mit Leimfarbe, so entsprichtenspricht sie doch allen beim Anstreichen der Zimmerwände gewöhnlich zu machenden Anforderungen. Nachdem 2 oder höchstens 3 Farbestriche gegeben sind, fixirt man dieselben durch Bestreichen mit ganz dünner Kalkmilch oder mit Barytwasser. Nach dem Trocknen wird, wie es auch beim Druck auf Papier geschieht, der nicht verbundene Ueberschuß von Kalk oder Baryt mit einer Bürste beseitigt; der zurückbleibende gebundene Kalk oder Baryt übt auf die Farben keine ungünstige Wirkung aus. Kieselmalerei. Als der Verf. früher vorschlug (polyt. Journal Bd. CXXXVII S. 360), statt Oelfirniß oder Leim kieselsaures Alkali anzuwenden, erwähnte er auch gewisse Uebelstände, welche mit diesem Verfahren verbunden sind. Dahin gehört namentlich die Nothwendigkeit, daß man die Kieselfarbe allmählich erhärten lasse, um das Abschiefern zu verhüten; ferner gehört dahin beim Holz die Zusammenziehung desselben beim Anstrocknen und bei gewissen Hölzern das Vorkommen von Harz, wegen dessen die Farben nicht gut angenommen werden. Der erstere dieser Uebelstände ist, wenn die Farbe auf Stein angebracht werden soll, um so weniger bedeutend, je poröser der Stein ist. Man muß übrigens, mag man die Kieselfarben auf Stein oder auf Gypsarbeit anbringen, das kieselsaure Alkali nicht in zu reichlicher Menge verwenden, um späteres Abschuppen der Farben zu verhüten; der Grund muß immer absorbirend bleiben, also nicht vollständig mit dem Kieselteig gesättigt werden; Lösungen, welche die Stärke von 18 bis 20° B. haben, geben, wenn sie in mehreren Schichten aufgetragen werden, im allgemeinen gute Resultate. Die Concentration muß größer seyn bei der Malerei auf Glas, die übrigens die meisten Schwierigkeiten macht und bei welcher es ganz besonders wichtig ist, daß man, indem man die Einwirkung trockner und warmer Luft vermeidet, die Farben nur sehr langsam erhärten läßt, so daß die Contraction der Kieseltheile ganz allmählich unter dem Einfluß der Kohlensäure der Luft erfolgt. Gebraucht man diese Vorsicht, so gelingt diese Art der Malerei sehr gut. Dieselbe dürfte namentlich für Kirchenfenster und für gewisse Fenster in den Wohnungen vorzüglich geeignet seyn. Anwendung des kieselsauren Alkalis zum Fixiren. Der Verfasser versuchte Leim- und Stärkefarben dadurch zu fixiren, daß er sie mit einer Lösung von kieselsaurem Alkali überstrich, erhielt aber dabei anfangs keine günstigen Resultate, indem jeder Pinselstrich einen Fleck gab. Bei Fortsetzung der Versuche überzeugte er sich indeß, daß, wenn man die Lösung des kieselsauren Alkalis nicht in größerer Concentration als von etwa 6 bis 8° B. anwendet, die Gleichförmigkeit der Farbe nicht beeinträchtigt wird, und daß durch zwei auf einander folgende Anstriche mit dieser Lösung die Farben dauerhaft fixirt werden, so daß sie nachher das Waschen mit Wasser vertragen. Gemischtes Verfahren und Firnissen. Ein Verfahren, bei welchem das kieselsaure Alkali sehr wirksam ist, besteht darin, daß man zu Stärkekleister ungefähr das gleiche Volumen Wasserglaslösung von 35 bis 40° B. hinzufügt und die so erhaltene Mischung zum Anrühren der Farben benutzt; das kieselsaure Alkali macht hierbei den Stärkekleister flüssiger und ermöglicht dadurch ein gleichförmigeres Auftragen der Farben. Die Mischung von Stärkelösung und Wasserglas kann auch sehr nützlich zum Ueberstreichen von Wasserfarben aller Art, so wie in anderen Fällen verwendet werden, indem daraus ein sehr dauerhafter und glänzender Firniß entsteht. Der Verf. führt ferner Folgendes über die beim Anstreichen und Malen nach den von ihm vorgeschlagenen Verfahrungsarten anzuwendenden Farbstoffe an: Bei den Kieselfarben sind natürlich alle Farbstoffe, welche durch die alkalische Beschaffenheit des Wasserglases verändert würden, zu vermeiden, so wie man auch gewisse durch Wasserglas leicht zersetzbare Metallfarben vermeiden muß. Man kann daher Bleiweiß, chromsaures Bleioxyd, Scheele'sches Grün, Schweinfurtergrün, Berlinerblau und manche andere Farben, namentlich die Lackfarben, hier nicht verwenden; die Reihe der verwendbaren Farbstoffe bleibt aber immer noch vollständig genug, um die mannichfachsten Malereien zu gestatten. Die weiße Grundlage, welche bei dieser Art der Malerei am besten deckt, ist das Zinkweiß. Die durch Alkali veränderlichen Farbstoffe vermeidet man am besten überhaupt bei jeder Farbe, bei welcher kieselsaures Alkali oder Kalk oder Baryt angewendet wird, wogegen bei der Anwendung des gerbsauren Leims alle Farbstoffe benutzt werden können. Der Verf. sucht namentlich auf die Wirkung des Kalks und des Baryts auf Stärkekleister die Aufmerksamkeit der Architekten und Maler zu lenken. Vermittelst dieser Wirkung kann man äußerst wohlfeile Anstriche, nämlich solche, die aus Kreide, Kaolin, Alabaster, Ocker etc. und aus dünnem warmen Stärkekleister (der etwa 1/20 seines Gewichts Stärke enthält) bereitet sind, in einen solchen Zustand versetzen, daß sie selbst mit warmem Wasser abgewaschen werden können. Man erhält übrigens auch schöne Farben von merkwürdiger Dauerhaftigkeit, wenn man zum Anrühren der Farbstoffe eine Mischung von Kleister und Wasserglas benutzt, ohne nachher Kalt oder Baryt anzuwenden. Gyps. Der Verf. hat mit vielem Erfolg gebrannten Gyps zu Anstrichen verwendet. Dieser Gyps, namentlich wenn er aus krystallisirtem Gyps herrührt, gibt sehr schöne Farben, mag man ihn mittelst Leimauflösung anbringen, was einen wirklichen Stuck gibt, oder dazu Stärkekleister und nachherige Fixirung durch Kalk oder Baryt anwenden. In jedem dieser Fälle kann man den Gypsanstrich mit Wasserglasfirniß überstreichen, ohne daß das Abschuppen eintritt, welches man beim Ueberstreichen der gewöhnlichen Gypsfiguren mit Wasserglaslösung immer zu befürchten hatDer Verf. hat sehr harte Gypsabgüsse gemacht, indem er den Gyps mit Leimauflösung anrührte und die Abgüsse nachher mit Galläpfelauszug imprägnirte, oder indem er den Gyps mit Stärkelösung anrührte und die Abgüsse nachher in Kalkmilch oder Barytwasser tauchte. Man kann auch auf gewöhnliche Manier gefertigte Gypsabgüsse, um sie zu härten, in Barytwasser tauchen oder wiederholt damit überstreichen. In diesem Fall tritt an der Oberfläche der Gegenstände eine Zersetzung ein, bei welcher schwefelsaurer Baryt und freier Kalk entsteht. Letzterer nimmt dann Kohlensäure aus der Luft auf, wodurch die Gegenstände ohne Veränderung der Form eine festere und das Waschen gestattende Rinde erhalten.. Künstlicher schwefelsaurer Baryt. Besonders wichtig ist die Möglichkeit, das Bleiweiß, das Zinkweiß und andere weiße Grundfarben durch künstlichen schwefelsauren Baryt zu ersetzen. Der Verf. hält die baldige Verallgemeinerung der Anwendung dieses Körpers für so sicher, daß er die Erzeugung desselben im Großen in seinen Fabriken eingeführt hat, in denen zugleich Wasserglas, welches (in Frankreich) bereits erhebliche Anwendung findet, dargestellt wird. Der künstliche schwefelsaure Baryt wird zum Theil trocken in Form von Broden, dem größeren Theile nach aber in Form eines consistenten Teiges, welcher das Zerreiben überflüssig macht, in den Handel gebracht. (Der teigförmige schwefelsaure Baryt wird zum Preise von 22 Francs pro 100 Kilogrm. verkauft.) Er wird wie andere weiße Stoffe in mehreren Lagen aufgestrichen, indem man dabei als Bindemittel Leim oder Kleister oder auch ein Gemenge von Kleister und kieselsaurem Alkali anwendet. Während er fast durchsichtig ist, wenn man einen Oelanstrich damit macht, deckt er bei Vermischung mit Leim oder Kleister vollkommen und eben so gut als Bleiweiß und Zinkweiß, und hat vor diesen den großen Vorzug eines um ungefähr 2/3 geringeren Preises. Er wird durch Schwefelwasserstoff nicht verändert und gibt einen Anstrich von einer Weiße und einer Zartheit im Anfühlen, welche durch das beste Bleiweiß nicht zu erreichen ist. Bekanntlich wird er unter dem Namen Blanc fixe bereits angewendet. Man gebraucht ihn bei der Fabrication der Tapeten, um weiße und satinirte Gründe herzustellen, und zur Anfertigung des Papiers zu Visitenkarten etc. Einem Anstrich aus Barytweiß, mittelst Leim oder besser mittelst Stärke oder eines Gemenges von Stärke und Wasserglas aus geführt, kommt nach dem Verf. kein anderer weißer Anstrich an Schönheit gleich. Außerdem ist es auch aus Gesundheitsrücksichten sehr wichtig, daß das Bleiweiß und Zinkweiß durch Barytweiß ersetzt werde, wie andererseits auch die thunlichste Ersetzung der Oelfarben, die im Anfang durch ihren Geruch belästigen, durch Wasserfarben wünschenswerth ist. Der Verf. hat besondere Versuche angestellt, um sich zu überzeugen, daß schwefelsaurer Baryt der Gesundheit nicht nachtheilig ist. Er hat zehn Tage lang Hühner mit Teig aus Roggenmehl gefüttert, welchem man 1/4 seines Gewichts künstlichen schwefelsauren Baryt zugesetzt hatte, ohne daß dieselben dadurch sich belästigt zeigten. Ein kleiner Hund von 2 1/2 Kilogrm. Gewicht erhielt zwei Tage hinter einander in seiner Nahrung auf einmal 22 Grm. trockenen künstlichen schwefelsauren Baryt, ohne das mindeste Uebelbefinden zu zeigen.