Titel: Ueber die Anwendung von Maschinen bei der Anfertigung von Kriegsmaterial; von John Anderson, Maschineninspector im königl. Arsenal zu Woolwich.
Fundstelle: Band 145, Jahrgang 1857, Nr. XXI., S. 82
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XXI. Ueber die Anwendung von Maschinen bei der Anfertigung von Kriegsmaterial; von John Anderson, Maschineninspector im königl. Arsenal zu Woolwich. Aus dem Civil Engineer and Architect's Journal, März 1857, S. 61. Anderson, über die Anwendung von Maschinen bei der Anfertigung von Kriegsmaterial. Kleine Waffen. Die Fabrication der kleinen Waffen hat in England, sowohl in den Staatsanstalten als in den Privat-Manufacturen, in Beziehung auf Arbeit ersparende Maschinen mit anderen Industriezweigen nicht gleichen Schritt gehalten. Ein Hauptgrund war die eigenthümliche Organisation der Handarbeit, mittelst deren die verschiedenen Theile der Muskete bis jetzt angefertigt worden sind, mit welcher die bisherigen Maschinen nicht mit Vortheil concurriren konnten. Die Formen, welche bisher mittheilt Maschinen hergestellt wurden, beschränken sich mit wenigen Ausnahmen auf die gerade Linie, die Ebene, den Kreis, den Kegel und die Kugel, welche sämmtlich durch einfache Apparate leicht herstellbar sind. Nun sind aber die Theile einer Muskete so verschiedenartig und unbestimmt, daß sie ganz andere Werkzeuge erfordern, welche eine sehr vollkommene Construction besitzen müssen, wenn man durch dieselben den beabsichtigten Zweck mit gutem Erfolge erreichen soll. Die gewöhnlichen Wertzeugmaschinen arbeiten allerdings weit genauer als der Tischler und Drechsler, aber die bei der Gewehrfabrication erforderliche Genauigkeit, welche bei den Dimensionen bis auf 1/1000 Zoll getrieben werden muß, ist eine ganz andere. Man hat seit den letzten hundert Jahren Werkzeugmaschinen, z.B. verschiedene Arten von Drehbänken und die Theil- und Guillochirmaschine construirt, mit denen man die feinsten Instrumente mit einer Genauigkeit anzufertigen vermag, welche durch Handarbeit nicht zu erreichen ist; bei Anwendung dieser Apparate ist aber der Aufwand an Zeit so groß, daß sie für die Werkstätten eines Gewehrfabrikanten nicht benutzt werden können; letzterer verlangt einen Apparat, der mit der Genauigkeit der Werkzeugmaschinen des Verfertigers mathematischer, physikalischer und astronomischer Instrumente dieselbe Arbeitsförderung verbindet, welche die einfacheren Werkzeugmaschinen des Maschinenbauers gewähren. Wegen der Schwierigkeiten, diese beiden wesentlichen Bedingungen zu vereinigen, war es bisher fast nicht möglich, bei der Gewehrfabrication eine ausgedehnte Anwendung von den bekannten Werkzeugmaschinen zu machen. Bevor eine Fabrik für kleine Waffen zweckentsprechend organisirt werden konnte, mußten also die Gewerbe gewisse Fortschritte gemacht haben. Die Erfindungen von Watt und Arkwright führten zu der Maschinenfabrication im größten Maaßstabe, während die Erfindungen von Bentham und Brunel fast alle wesentlichen Elemente der neuern Werkzeugmaschinen und namentlich den Keim zum Copiren verwickelter Formen eines Musters mittelst Maschinen enthielten; letzteres Princip wurde mit bestem Erfolg in der neuen Fabrik kleiner Waffen des englischen Kriegs-Departements entwickelt. Trotz der bedeutenden Schwierigkeiten, die Gewehrfabrication, wie sie in allen Ländern eingerichtet ist und Jahrhunderte hindurch betrieben wurde, gründlich zu verändern und zu verbessern, da sowohl traditionelle als auch locale Hindernisse zu überwinden, sowie auch Privatinteressen zu bekämpfen sind; ist es nicht zu verwundern, daß in einem neuen Lande, wie die Vereinigten Staaten, wo die Arbeit theuer ist, intelligente Männer aber zahlreich vorhanden sind, bei Einrichtung von Gewehrfabriken ein ganz anderes Verfahren befolgt wurde, besonders als sie unter die Leitung eines so tüchtigen Mechanikers, wie der berühmte Whitney, kamen, welcher Erfindungsgeist mit Erfahrungen in anderen Industriezweigen und mit theoretischer Ausbildung in hohem Grade vereinigt. Als in den Jahren 1853 und 1854 die Minié-Gewehre bei der englischen Armee eingeführt werden sollten, kam das Kriegsministerium wegen rascher Anfertigung einer größern Anzahl dieser Feuerwaffen in Verlegenheit, und beschloß eine Fabrik herzustellen, in welcher alle neueren Erfindungen zur Ersparung der Handarbeit und zur Erreichung größtmöglicher Genauigkeit benutzt werden sollten. Es wurde daher eine derartige Fabrik eingerichtet, in welcher wöchentlich etwa 1000 Musketen vollendet werden konnten. Diese Anstalt verfügt über etwa 150 Pferdekräfte, 3000 laufende Fuß zur Bewegungsmittheilung, und 1000 Maschinen oder Apparate zu den verschiedenen Zwecken der Fabrication. Ueber 200 dieser Maschinen wurden aus den Vereinigten Staaten, einige auch aus Belgien eingeführt, wogegen etwa 800 in England selbst hergestellt wurden. Zur Sicherung vollkommenen Erfolges wurden die Details von einem Amerikaner, welchen die Regierung zu dem Ende engagirt und der viele Erfahrung in dem amerikanischen Betriebssystem dieses Fabricationszweiges erworben hatte, unter Beihülfe von mehreren seiner sachkundigen Landsleute, ausgeführt. Der leitende Grundsatz bei der Organisation dieser Fabrik besteht in der äußersten Theilung der Arbeit, so daß jeder von den verschiedenen Theilen welche eine Muskete bilden, besonders fabricirt wird, damit jede einzelne Arbeit oder jeder Proceß an und für sich so einfach wird, daß er von einem gewöhnlichen Arbeiter ausgeführt werden kann, zugleich aber eine Genauigkeit der Form und Dimensionen erzielt wird, welche ein vollkommenes Passen der verschiedenen Theile zu einander sichert, so daß die Theile der verschiedenen Musketen mit einander vertauscht werden können. Die von den verschiedenen Werkzeugmaschinen auszuführenden Operationen sind der Art geordnet und aneinander gereihet, daß der größte Theil der Bearbeitung von den Vorbereitungsmaschinen bewirkt wird, so daß die darauf folgenden Maschinen verhältnißmäßig wellig zu thun, eigentlich nur die größte Genauigkeit noch zu bewerkstelligen haben. In der Schmiedewerkstatt werden Gegenstände wie das Bajonett, die verschiedenen Theile des Schlosses, der Ladestock und selbst der Lauf durch ein Copirsystem mittelst der Schmiedemaschine, der Stempel oder Stanzen in dem amerikanischen Fallhammer, oder der Kaliber und Walzen, welche die erforderliche Form auf ihrer Oberfläche haben, also nach einer Methode dargestellt, wobei die Form des fertigen Artikels weit weniger von dem Arbeiter als von dem Apparate abhängt. Nachdem solche Artikel, wie das Bajonett und die Theile des Schlosses, fertig geschmiedet sind, kommen sie zum Ausglühen; sie werden nämlich in Glühöfen weich gemacht. Darauf gelangen sie zum Beizlocal, wo sie mittelst Säuren von allem Oxyd oder Hammerschlag befreit werden und die reine metallische Oberfläche bloßgelegt wird. Mittelst dieser Vorbereitungen der Artikel werden die zur Vollendung dienenden schneidenden Werkzeuge gegen Beschädigungen und gegen das zu baldige Stumpfwerden geschützt. In dem Maschinen- oder Vollendungsraume (von 40,000 Quadratfuß Grundfläche) werden hauptsächlich Fräsen und Kräuselwerke (milling tools) in sehr verschiedenen Formen und Größen angewendet, um den verschiedenen Artikeln die erforderliche Gestalt zu geben; jene Werkzeuge sind hierzu auf adjustirbaren Spindeln angebracht, während die zu bearbeitenden Artikel von eigenthümlichen Kluppen mit Schrauben gehalten werden. Letztere haben eine selbstthätige Bewegung, welche sie der Quere nach gegen das sich drehende Werkzeug führt, das aber von selbst zu wirken aufhört, sobald die Arbeit vollendet ist. Sollen Löcher in einen Artikel gebohrt werden, z.B. in eine Schloßplatte, so wird er in eine genau passende stählerne Büchse eingeschlossen, deren Deckel mit denselben Löchern versehen ist, welche die Schloßplatte erhalten soll; die Bohrmaschine hat eine Anzahl von Spindeln, von denen jede einen Bohrer von der gehörigen Größe mit der zweckmäßigen Geschwindigkeit umdreht; diese Bohrer gehen durch die entsprechenden Löcher in dem Deckel der Büchse und durchbohren die in derselben enthaltene weichgemachte Platte. Man erlangt dadurch eine absolute Genauigkeit der Löcher, und da jede Maschine nur zu einem Artikel benutzt wird, so ist von Seite des sie beaufsichtigenden Arbeiters nur geringe Sorgfalt erforderlich. Das Bajonett ist vom Anfang bis zu Ende sechsundsiebenzig Operationen unterworfen, von denen jede einfach ist, und nach der Vollendung sind alle verschiedenen Bajonette einander so gleich wie die Münzen von gleichem Werthe; sie zeichnen sich durch eine Genauigkeit aus, welche selbst bei dreifachem Zeit- und Kostenaufwande durch die bisher benutzten Werkzeuge und Apparate nicht erreicht werden kann. Um einen solchen Grad der Genauigkeit bei einem Artikel zu erzielen, welcher zu Tausenden hergestellt werden muß, ist ein ganz anderes Fabricationssystem erforderlich, als das von dem Maschinenbauer oder Ingenieur befolgte. Als Beispiel von den Hunderten die wir aufführen könnten, wählen wir die Bildung der Höhlung in der Bajonetthülse, mit welcher sie auf dem Ende des Gewehrlaufes befestigt wird. Die aus dem Beizraum kommende massive eiserne Hülse wird zuvörderst einer Fräsemaschine übergeben, welche sie an den Enden mittelst zweier Fräsen bis auf 1/15 Zoll ihrer geeigneten Größe bearbeitet; dann wird sie durch eine zweite Maschine fast bis auf die richtigen Dimensionen ausgebohrt. Das genauere Ausbohren besorgt eine dritte Maschine, bei welcher Arbeit die Hülse sich dreht, das Werkzeug aber stehen bleibt. Zur Vollendung der beiden Enden der Hülse dient für jedes eine besondere Maschine mit einem sich drehenden Werkzeuge, und es wird ein Ende nach dem andern bearbeitet. Mittelst einer sechsten Maschine wird das Innere der Hülse mit einem geringen Ablauf versehen, und nachdem alsdann mehrere andere Arbeiten an verschiedenen Theilen des Bajonettes ausgeführt worden sind, wird das Innere der Hülse einem etwas kegelförmigen Werkzeuge übergeben, um bis auf 1/1000 eines Zolles die richtigen Dimensionen zu erhalten, worauf endlich die vollendende Bearbeitung folgt. Durch dieses System werden die innern Dimensionen aller Bajonetthülsen vollkommen gleich, und da die Werkzeuge, welche die feinern Arbeiten verrichten, nur wenig zu thun haben, so arbeiten sie Monate lang ohne im Geringsten abgenutzt zu werden. Einer ähnlichen Bearbeitung werden alle andern Theile von dem Aeußern der Bajonetthülse, sein Nacken, seine Klinge, so wie der Schlußring unterworfen. Dasselbe ist der Fall mit jedem andern metallenen Theile der Muskete. Die Genauigkeit dieses Fabricationssystems ist der Art, daß die verschiedenen Theile einer Muskete, nachdem sie mit einem geringen Aufwande von Handarbeit vollendet und polirt worden sind, von einem ganzen Haufen beliebig weggenommen werden können, um damit die Gewehre zusammenzusetzen. Der Gewehrschaft ist ein Artikel, welcher wegen seiner unregelmäßigen Gestalt und wegen der erforderlichen sehr genauen Anfertigung derjenigen Theile, welche das Schloß, den Lauf und die anderen Bestandtheile der Waffe aufzunehmen haben, durch Maschinerien nur schwierig herzustellen ist; dennoch geschieht dieß mit vollendeter Genauigkeit. Ein Schaft muß über zwanzig Bearbeitungen durchmachen, die sämmtlich nach dem Princip des Copirens ausgeführt werden, so daß für die Handarbeit nur die Politur übrig bleibt; die Theile, welche das Schloß, den Lauf, die Bügel etc. aufnehmen, werden der Art ausgeführt, als hätte sie der sorgsamste Büchsenschäfter hergestellt, und es ist zu ihrer Vollendung gar keine Handarbeit erforderlich, während zur Ausführung dieser verschiedenen Arbeiten, einschließlich des Ein- und Ausspannens des Schaftes in den verschiedenen Maschinen, eine halbe Stunde genügt. Dasselbe Fabricationssystem wird für die Läufe, sowie alle anderen Theile der Muskete befolgt. Die vollendeten Theile der kleinen Feuerwaffen werden endlich auf einen Tisch gelegt und untersucht. In ökonomischer Hinsicht sind die Vortheile einer solchen Fabrikanlage der Art, daß sie die Anlagekosten sehr bald ersetzen und das Betriebscapital vermindern; der Hauptvortheil dieses Gewehrfabricationssystems besteht darin, daß durch dasselbe eine weit größere Genauigkeit und Vollendung als bisher erzielt wird, so daß die verschiedenen Theile verschiedener Gewehre sich gegenseitig ersetzen können. Es ist daher dieses System der militärischen Gewehrfabrication auch unsern Privatfabriken sehr zu empfehlen, weil sie dadurch mit dem ganzen Auslande zu concurriren in Stand gesetzt werden. Auch sind die eigenthümlichen Vortheile dieses Systems nicht auf diesen Gewerbszweig beschränkt, sondern dieses System ist in zahlreichen Industriezweigen anwendbar. Die von dem brittischen Kriegsdepartement in England eingeführten amerikanischen Maschinen sind so eigenthümlich construirt, daß sie von den Maschinenbauern genau studirt zu werden verdienen. Dieß gilt besonders von den zur Verfertigung der Schäfte dienenden Apparaten. Wie man sieht, sind unsere transatlantischen Concurrenten in der Maschinenfabrication durchaus nicht hinter Europa zurückgeblieben, im Gegentheil haben wir von denselben viel zu lernen und nachzuahmen. Munitionsmagazine. Die brittischen Kriegslaboratorien hatten bis vor wenigen Jahren noch ganz dieselbe Einrichtung wie zur Zeit des letzten französischen Krieges; die zahlreichen Erfindungen von Sir Sam. Bentham und anderen wurden nur wenig benutzt. Von 1840 bis 1853 wurden einige Maschinen zur Fabrication von Zündhütchen, Kugeln, metallenen Zündern etc. eingeführt, im Allgemeinen geschah aber wenig zur Verbesserung des Systems der Munitionsverfertigung. Im Jahre 1853 befahl die Regierung die Errichtung von großen Werkstätten, in denen die Grundsätze der am besten geleiteten Fabriken befolgt werden sollten. Das rohe Material sollte auf der einen Seite eingebracht und auf der entgegengesetzten Seite die vollendeten Artikel in das Magazin geschafft werden können; die Maschinen sollten so viel als thunlich selbstthätig seyn. Die damals gegebenen Instructionen wurden vollständig, ja noch weiter ausgeführt, als anfänglich beabsichtigt war. Von den Maschinen zur Fabrication dieser zahlreichen Classe von Artikeln sind diejenigen die wichtigsten, durch welche die Munition für die kleinen Feuerwaffen, die Geschützkugeln, Zünder und Brandraketen angefertigt werden. Da durch Einführung der Miniégewehre ein großer Bedarf von Spitzkugeln entstand, die in bedeutender Anzahl und von großer Genauigkeit in Beziehung auf Gewicht und Dimensionen angefertigt werden mußten, so wurde ein System von Apparaten vorgerichtet, durch welche in der Minute 500 Kugeln oder täglich über 250,000 dargestellt werden konnten. Bei diesem Fabricationszweig wird das Blei zuerst in einen Cylinder gebracht, aus welchem es mittelst des Drucks einer Wasserpresse als eine lange Stange hervorgeht. Die Bleistange wird alsdann auf eiserne Haspel gewunden, welche zu den Kugelpreßmaschinen gelangen. Diese sind ganz selbstthätig, sie wickeln das Blei nach ihrem Bedarf vom Haspel ab, schneiden zuerst die erforderliche Menge ab, pressen sie dann in die Form und liefern die Kugel für die Patrone fertig ab. Zu jeder Patrone ist ein conischer hölzerner Spiegel von eigenthümlicher Gestalt und genauen Dimensionen erforderlich. Diese Spiegel werden von einer selbstthätigen Maschinerie angefertigt, für welche das Holz vorher in lange quadratische Stäbe mittelst Kreissägen geschnitten wird. Das eine Ende der Stange wird der eisernen Hand der Maschine übergeben, vor welcher der Spiegel mittelst einer sich drehenden Schneide geformt und dann von einem andern Werkzeuge abgeschnitten wird u.s.f., bis die ganze Stange verarbeitet ist. Zur Beaufsichtigung mehrerer Maschinen reicht ein Knabe hin und eine solche liefert täglich eine halbe Million Spiegel. Bisher wurden die Patronenhülsen für kleine Waffen aus mehreren Papierstücken angefertigt, die, in geeigneter Gestalt aufgerollt, die Kugel, den Spiegel und das Pulver aufnehmen. Nun hat man vor wenigen Jahren die Erfindung gemacht, Zuckerbrodbeutel ohne Naht direct aus dem Papierzeuge anzufertigen (ohne das Papier vorher zu Bogen zu formen); diese Erfindung hat man auf die Fabrication der Patronen angewendet und gefunden, daß man dadurch mehrere Vortheile, besonders Festigkeit, Ersparung am Papier und Genauigkeit der Dimensionen erzielt. Bei der Anfertigung von Artikeln, wie die Patronenhülsen für kleine Feuerwaffen, welche zu Hunderttausenden erfordert werden, muß eine selbst unbedeutende weiter erforderliche Arbeit einen bedeutenden Einfluß auf die Kosten haben. Bei der Fabrication dieser kleinen Säcke ohne Naht ist es daher von Wichtigkeit, daß sie keiner unnöthigen Handarbeit unterzogen werden, auch nicht einem Verpacken vor ihrem Füllen mit Kugel und Pulver, weil sie dabei zerdrückt und zerknickt werden könnten, worauf ihr Füllen mehr Zeit und Arbeit beanspruchen und dieses die Kosten unverhältnißmäßig erhöhen würde. Die zu diesem Zwecke errichtete Fabrik enthält die gewöhnlichen Vorrichtungen der Papierfabriken zur Verwandlung der Hadern in Masse oder Papierzeug, ferner die Apparate um daraus die Patronen zu verfertigen (wogegen die Maschine zur Bildung der Papierbogen, wie sie die gewöhnlichen Papierfabriken besitzen, fehlt). Der Apparat zur Anfertigung der Patronen ohne Naht für kleine Feuerwaffen besteht aus einer Anzahl Formen von der Gestalt der Patronenhülse, die mit kleinen Oeffnungen versehen und sämmtlich mit dem Ende einer biegsamen Röhre in Verbindung gebracht sind, in welcher mittelst einer Luftpumpe eine Luftleere unterhalten wird. Jede einzelne Form ist mit einer Kappe oder einem Muff von feinem wollenen Zeuge versehen, und die sämmtlichen Formen werden in ein Gefäß mit flüssigem Papierzeuge getaucht, welcher in Folge des Vacuums im Innern und des äußeren atmosphärischen Drucks auf die Formen gezogen und daselbst abgelagert wird. Die wollenen Muffe, mit ihren Papierdecken, werden dann auf Trockenmodelle von den genauen Dimensionen gestellt, welche durch Dampf erhitzt werden; die ganze Operation des Formens und Trocknens dauert etwa eine Viertelstunde. Dasselbe Fabricationsprincip ist auch zu verschiedenen andern Zwecken anwendbar, es ist bereits für mehrere benutzt worden. Wenn der jetzt im Bau begriffene zweite Apparat vollendet ist, so werden täglich 500 Munitionsfässer erforderlich seyn, um das Erzeugniß aufzunehmen. Man schafft deßhalb jetzt auch Maschinen zur Faßfabrication an. Es müssen nun noch Maschinen zum Einfüllen des Pulvers in die Hülse, zum Einbringen der Kugel und zum Verschließen der Oeffnung der Hülsen construirt werden, was auch ohne Zweifel gelingen wird. Hohlgeschosse. Wir wollen nun zu einer andern Classe von Apparaten, nämlich zu denen übergehen, womit Hohlgeschosse und Zünder angefertigt werden. Als im Jahre 1854 der Bedarf an gewöhnlichen gußeisernen Hohlkugeln sehr groß wurde, waren mehrere von den bedeutendsten brittischen Gießereien mit deren Fabrication beschäftigt. Um Hohlkugeln wohlfeil und gut anfertigen zu können, muß man viele kleine Details und Handgriffe kennen, ohne welche man den wesentlichen Anforderungen, d.h. Genauigkeit der Form, Dimensionen, Sphäricität, Concentricität des Kerns und vollkommener Fehlerlosigkeit des Gusses nicht entsprechen kann. Man beschloß daher eine Mustergießerei anzulegen, um den neuen Contrahenten die erforderliche Belehrung ertheilen zu können, und auch in der Absicht eine genauere und wo möglich wohlfeilere Fabricationsweise aufzufinden, da die gewöhnlich angewendete Methode sehr mangelhaft ist. Die erbaute neue Gießerei mit ihren Apparaten lieferte bezüglich der Genauigkeit und Wohlfeilheit des Fabricats ein so günstiges Resultat, daß man sich veranlaßt sah, noch eine größere Gießerei herzustellen, um die ungeheuren Vorräthe von altem Eisen, unbrauchbaren Geschützen und andern Güssen (zu Woolwich) durch Umschmelzen und Vergießen für Munition zu verwerthen. Die errichtete Gießerei kann täglich 200 Tonnen oder 4000 Ctr. Voll- und Hohlkugeln liefern, wenn eine solche Quantität erforderlich seyn würde. Zum Betriebe von 8 großen Kupolöfen und der erforderlichen Maschinen sind 50 Pferdekräfte verfügbar. Auch sind die zweckmäßigsten Vorkehrungen zu einem wohlfeilen Transport der Materialien und Fabricate getroffen; Brennmaterial und Roheisen gelangen auf der einen Seite in die Gießerei; die Formen werden auf Eisenbahnen aus den Formräumen in die Nähe der Kupolöfen geschafft, um dort abgegossen zu werden; darauf werden sie, ohne die Wagen zu verlassen, nach dem Putzraum gebracht, wo die Formkasten auseinander und die Geschosse herausgenommen werden. Letztere gelangen zu der Reinigungsmaschine, während die Formkasten und die Kernspindeln genau untersucht werden, ehe man sie zu den Formbänken zurückführt. Auch der Sand wird von Neuem gemengt und von einer Maschinerie durchgesiebt, ehe er den Förmern zu weiterm Gebrauch zurückgegeben wird. Die Hohlgeschosse laufen den Maschinen zu, welche die Zündöffnung ausbohren, und dann gelangen sie durch ihr eigenes Gewicht auf einer Eisenbahn quer durch das Arsenal, und durch eine lange Röhre in den Fluß, wo sie ein Schiff zum Transport aufnimmt. Die bemerkenswertheste Eigenthümlichkeit dieser Gießerei ist der Formapparat, womit sehr genaue Hohlkugeln von gewöhnlichen Formern in wenigen Stunden hergestellt werden können. Derselbe besteht im Wesentlichen in einer Vorrichtung welche das Modell durch die eiserne Platte zieht, auf welcher die Form eingedämmt wird, daher die spröde Kante der Form beim Herausheben des Modelles unbeschädigt bleibt. Jede Maschine hat zwei Reihen von Apparaten, die den beiden Hälften der Form entsprechen, aber die beiden Hälften stehen in keiner Verbindung miteinander, bis sie, nachdem der Kern eingehängt worden, auf dem Wagen zusammengesetzt worden sind, um zum Abguß zu gelangen. Der ganze Formapparat, zur Bildung sowohl des Kerns als des Mantels, nebst den Kasten, wurde mit aller Genauigkeit verfertigt, welche durch Abdrehen, Hobeln und Feilen erreichbar ist, denn man hat gefunden, daß bei einem richtigen Apparat das Mißlingen der Güsse sich auf ein Minimum reducirt. Um das Brandloch des Geschosses zur Aufnahme des Zünders auszubohren und mit einem Schraubengewinde zu versehen, dient eine große Reihe von Bohr- und Schraubenschneidmaschinen. Während des Krieges in der Krim sind mit diesen Maschinen in 24 Stunden öfters 10,400 Hohlgeschosse bearbeitet worden, was wohl in keiner andern Werkstatt der Welt möglich gewesen wäre. Die Einrichtungen sind ferner so getroffen, daß diese Geschosse nur einmal gehoben zu werden brauchen, worauf sie sich bis zu ihrer Vollendung rollend abwärts bewegen; man hat auf diese Weise bedeutend an Arbeitslöhnen erspart. Gegen Ende des Jahres 1854 verlangte das englische Armeecommando in der Krim dringend schmiedeiserne Hohlgeschosse. Dieselben haben eine eigenthümliche Form, ähnlich derjenigen einer sehr großen Champagnerflasche. Es war unmöglich, diese Geschosse in kürzester Zeit und hinreichender Menge von Privatwerken zu beziehen, und die Regierung mußte sich daher entschließen eine Fabrik einzurichten, in welcher täglich 100 Stück solcher Geschosse dargestellt werden konnten; dieselbe hat eine Grundfläche von 30,000 Quadratfuß, enthält 4 Dampfmaschinen, 7 Dampfhämmer und über 40 Maschinen verschiedener Art, von denen mehrere speciell zu dieser Fabrication eingerichtet sind; man hat dieses Etablissement in dem kalten Winter von 1854/55 innerhalb zweier Monate fertig hergestellt und sofort in Betrieb gesetzt. Die erwähnten Geschosse werden aus einer einzigen Eisenplatte angefertigt, welcher mittelst sechs oder sieben Hitzen eine flaschenartige Form gegeben werden muß. Damit die Geschosse ein gleiches Gewicht erhalten, werden sie auf einer Drehbank sowohl äußerlich als innerlich abgedreht. Die Drehbankspindel ist aber hohl, sie hält ein Geschoß an beiden Enden und auf jedes wirken ein Duzend oder mehr schneidende Werkzeuge, gleichzeitig auf beiden Seiten und in entgegengesetzten Richtungen ein; dadurch wird der ganze Apparat im Zustande des Gleichgewichts erhalten und von der unregelmäßigen Reibung befreit, welche sonst stattfinden würde, daher die zur Bearbeitung des Gegenstandes erforderliche Zeit verhältnißmäßig vermindert. Eine andere Maschine dient dazu, der rothglühenden cylindrischen Masse die Form einer Flasche zu ertheilen, wozu kaum fünf Minuten erforderlich sind. Um diese Arbeit in gewöhnlicher Weise mittelst des Schmiedens auszuführen, wären viele Hitzen erforderlich, Beschädigungen des Materials würden nicht vermieden werden können und überdieß müßte dieses Verfahren weit mehr Kosten veranlassen. Bei der hier angewendeten Methode gelangt die rothglühende Masse in den riesigen Griff eines sehr kräftigen Apparates, und es erfolgen nun von allen Seiten her Stöße, so daß der Gegenstand nothwendig die verlangte Form annehmen muß, ohne daß, wie man vermuthen könnte, die Kanten Falten bekommen. Ein anderer Zweig dieser Fabricationsabtheilung ist die Darstellung der hölzernen Hohlkegel oder Kugelspiegel. Bei den hierzu dienenden Maschinen sind sämmtliche Drehmeißel auf mechanischen Vorlagen angebracht, welche eine einzige Bewegung in ihren verschiedenen Richtungen zu arbeiten veranlaßt, bis sie mit einem festen Aufhalter in Berührung kommen. Die Adjustirung dieses Aufhalters bestimmt die verschiedenen Dimensionen der Spiegel, während deren Gestalt von der Stellung der Vorlagen abhängt. Früher wurden die Spiegel auf einer gewöhnlichen Holzdrehbank gemacht; bei dem neuen Verfahren reichen aber gewöhnliche Arbeiter und Knaben zur Bedienung der Maschinen aus, und die Geschwindigkeit der Production stieg im Verhältniß von 7 zu 50. Das halbkugelförmige Innere des Spiegels, in welches die Geschosse passen müssen, wird auf eine eben so leichte Weise ausgedreht. Der Hohlmeißel oder das schneidende Werkzeug wird an ein bewegliches Centrum befestigt und die schneidende Kante nach dem betreffenden Radius gestellt; indem man nun mit der linken Hand das Werkzeug vorschiebt und mit der rechten Hand der Vorlage einen Schwung ertheilt, wird in wenigen Secunden die richtige Oberfläche gebildet, während die richtige Tiefe der adjustirte Aufhalter bestimmt. Eine große Reihe sehr vollkommener Maschinen dient zur Verfertigung der verschiedenen Arten von hölzernen und metallenen Zündern für Hohlgeschosse; das tägliche Productionsquantum kann bis auf 8000 Stück gesteigert werden. Raketen. Zur Verfertigung der Raketen hat man eine große Reihe von Maschinen herzustellen begonnen, welche täglich 500 Stück zu produciren im Stande seyn werden. Die schmiedeisernen Röhren werden aus langen dünnen Stäben, deren Kanten man übereinander legt, zusammengeschweißt, dann in den erforderlichen Längen zerschnitten, ausgebohrt, abgedreht und vollendet, alles durch besonders dazu construirte selbstthätige Maschinen. Bisher geschah das Füllen der Raketen mit der Hand und die Composition wurde dann durch ein fallendes Gewicht, welches mehrere Menschen aufzogen, festgestampft; man hat jetzt dieses Verfahren aufgegeben und durch hydraulische Pressen ersetzt. Da dieses Pressen aber eine gefährliche Arbeit ist, so wurde das Laboratorium, wo es vorgenommen wird, von der übrigen Fabrik entfernt, auf einem Raume errichtet, der ohngefähr 114 Acres umfaßt, von Sümpfen umgeben ist und jetzt zu dem königl. Arsenal gehört. Eine Dampfmaschine treibt die Wasserpresse und von dieser gehen zur Fortpflanzung des Wasserdruckes Röhren bis zu den Füllräumen. Letztere sind durch Stärke Scheidewände von einander getrennt, so daß bei vorkommenden Explosionen die benachbarten Räume nicht beschädigt werden; somit ist ohne Rücksicht auf Kosten alles geschehen, um vollständige Sicherheit zu erlangen. Zur Anfertigung der Zündhütchen, Frictionsröhren und anderer Gegenstände, wozu Kupfer- und Weißblech verwendet werden, dienen Maschinen, welche ebenfalls aus den Vereinigten Staaten eingeführt worden sind und sehr vortheilhaft zur Fabrication von Blechwaaren benutzt werden könnten. Geschütze und deren Laffeten. Ums Jahr 1780 kamen Bohrmaschinen, mittelst Pferden zu betreiben, aus dem Haag nach England; solche wurden im k. Arsenal bis zum Jahre 1842 benutzt, und obgleich plump, waren sie mit mechanischen Vorlagen versehen und für ihre Zeit gute Maschinen. Zwischen den Jahren 1842 und 1851 wurde für die Herstellung der Bronzegeschütze eine Reihe von Maschinen angeschafft, welche in Bezug auf Vollkommenheit bis auf die neueste Zeit allen Anforderungen entsprachen. Im Jahre 1855 waren aber so viel bronzene Geschütze erforderlich, daß die Anzahl dieser Maschinen vermehrt werden mußte, um wöchentlich zwölf Geschütze vollenden zu können. Zu derselben Zeit wurden mehrere Verbesserungen eingeführt, besonders bei dem Guß der Geschütze; dieselben wurden früher zu Woolwich, wie auch in vielen Gießereien auf dem Festlande, in Lehm geformt und es war daher für jedes Geschütz eine neue Form nöthig; dieses Verfahren wurde aufgegeben und dafür metallene Modelle und Formen von fettem Sand in eisernen Kasten angewandt, wodurch man genauere und wohlfeilere Güsse erzielte. Wegen der großen Mangelhaftigkeit der gußeisernen Mörser, die sich besonders bei der Belagerung von Sweaborg zeigte, und weil es sehr schwierig war aus Privatwerken fehlerfreie und aus dem besten Eisen gegossene Geschütze zu erlangen, entschloß sich die Regierung zur Anlage einer besondern Hütte für den Guß eiserner Geschütze, mit den erforderlichen Bohr- und Drehmaschinen, welche täglich fünf schwere eiserne Geschütze zu liefern im Stande seyn sollte. Das Hauptbedürfniß dazu war ein recht festes Roheisen, und man stellt daher jetzt Proben mit Roheisen aus Indien, Schweden und Neuschottland, so wie mit den besten brittischen Sorten und deren Gemischen an, welche sämmtlich hinsichtlich ihrer physikalischen und chemischen Eigenschaften untersucht werden. Auch bei Einrichtung dieser Fabrik wurde der ökonomische Betrieb besonders berücksichtigt. In dieser Gießerei befinden sich 10 schmiedeiserne Dammgruben von 15 bis 20 Fuß Tiefe, 20 Bohrmaschinen, von denen einige selbst die schwersten Geschütze bearbeiten können, nebst andern Maschinerien und den erforderlichen Krahnen; überhaupt ist diese Gießerei eines der besten Etablissements zu Woolwich, und den jetzigen Anforderungen ganz entsprechend. Die Laffeten-Fabrik war in Beziehung auf arbeitersparende Maschinen den anderen Werkstätten des Arsenals voraus, indem man zur Zeit des französischen Krieges bereits die Erfindungen von Brunel, Maudslay und Bramah in beschränktem Sinne zum Sägen, Hobeln etc. mittelst Maschinen benutzt hatte, zum größeren Theil geschah die Bearbeitung des Holzes aber immer noch durch Menschenhände. Innerhalb der letztern Jahre wurden jedoch alle Verbesserungen des neuern Maschinenwesens zur Bearbeitung des Holzes benutzt; fast 300 arbeitsparende Maschinen kamen in Betrieb, zu deren Bewegung über zwanzig Dampfmaschinen verwendet werden. Eine Anzahl dieser Maschinen, die aus Amerika und Frankreich eingeführt wurde, zeichnet sich durch neue Einrichtungen aus, welche die Beachtung der Privatfabrikanten verdienen. Zu den wichtigsten Werken gehört eine Schneidemühle von 80 Pferdekräften, nach den neuesten Verbesserungen derartiger Maschinen construirt. Die Gatter sind so breit, daß 5 Fuß im Quadrat Stärke Klötze eingespannt werden können. Diese Mühle enthält eine Kreissäge von 66 Zoll Durchmesser, welche den Zweck hat die Enden der Klötze in den verschiedenen Gattern zu quadriren und sie in einer Querlinie von einer Seite der Mühle bis zur andern abzuschneiden, wobei die Säge beweglich ist, während das Holz fest liegen bleibt. Auch ist diese Mühle mit von dem Motor bewegten Apparaten versehen, welche die schweren Klötze oder Blöcke aufziehen und sie auf die Wagen zwischen den Gattern legen. Neben der Mühle befindet sich ein großer Holzplatz mit einem System von Eisenbahnen, auf denen eine Reihe von beweglichen Krahnen angeordnet ist, welche über den ganzen Platz weggehen und die Blöcke so übereinander legen, wie sie am besten auswittern können. Bis auf die neueste Zeit wurden die Räder der Laffeten und anderer Wagen gänzlich durch Handarbeit hergestellt, jetzt werden sie aber mit bestem Erfolge ganz und gar durch ein System von copirenden oder nachahmenden Maschinen fabricirt, welches auch von den Stellmachern für Wagenräder aller Art angewendet werden könnte. Die Räderwerkstatt hat eine Grundfläche von 100 Quadratfuß, und ist mit einem eigenthümlichen Dachstuhl versehen, durch welchen nur nördliches Licht einfällt; in 20 Fuß Entfernung von einander sind in dieser Werkstatt parallel laufende Wellen angebracht. Zu den interessanteren Maschinen gehört auch die endlose Bandsäge (ribbon saw), welche im Arsenal zu vielen Zwecken benutzt wird; hier gebraucht man sie zum Ausschneiden von Segmenten und zu sonstigen schwierigen Sägeschnitten. Die Radfelgen werden auf einer Drehbank abgedreht, deren Drehmeißel die Form der Kante hat und in einer Schiebervorlage gehalten wird; der Meißel wird gegen die sich drehende Felge getrieben, welche in wenigen Minuten vollendet ist. Die Nabe wird dagegen auf einer Drehbank abgedreht, in welcher der Drehstahl nach der irregulären Linie (ohne Beihülfe des Arbeiters) geleitet wird, indem eine Copie oder ein Profil von der Nabe an der Vorlage befestigt ist. Auch die Zapfenlöcher in den Felgen und Naben zur Aufnahme der Speichen werden mit Maschinen hergestellt. Die Speichen werden auf selbstthätigen Copirdrehbänken, auf welchen eiserne Patronen von der erforderlichen Form angebracht sind, bearbeitet; drei solche Drehbänke können von einem Arbeiter überwacht werden. Sind nun die verschiedenen Theile der Räder vollendet, so werden sie innerhalb eines Kreises von sechs Wasserpressen in die gehörige Lage gebracht, welche sämmtlich gegen einen gemeinschaftlichen Mittelpunkt drücken, wodurch sie schnell, sicher und fest vereinigt werden. Diese Fabrik enthält auch eine amerikanische Schwalbenschwanz-Schneidmaschine, die erste dieser Art in England, welche in den Tischlerwerkstätten in der Folge ohne Zweifel angewendet werden wird. Eine andere Maschine, die amerikanische Adler-Formmaschine (American Eagle moulding machine) ist auch für das Arsenal bestellt, aber noch nicht angelangt; auch diese wird eine sehr nützliche Werkzeugmaschine für den Tischler, besonders zur Anfertigung von Stühlen werden; man benutzt sie in den Vereinigten Staaten überhaupt zum Copiren unregelmäßiger Formen. Eigenthümlich ist bei Anwendung von Maschinerien im Arsenal das Verfahren, eine Anzahl von Werkzeugen in solcher Art und Weise mit einander zu vereinigen, daß sie gleichzeitig auf einen Gegenstand oder eine Reihe von Gegenständen einwirken. So ist eine Maschine mit zwanzig oder mehr Kreissägen montirt, welche auf verschiedenen Spindeln, horizontalen, verticalen und unter verschiedenen Winkeln geneigten, so angeordnet sind, daß ein Durchgang des Gegenstandes durch die sich drehende Gruppe die verlangte Gestalt desselben herstellt; eine Anzahl von Hölzern wird auf eine bewegliche Platte befestigt, so daß eines nach dem andern durch die Sägen gehen kann, wodurch ihnen augenblicklich die gewünschte Form ertheilt wird. Auch gibt es Maschinen, worin zwanzig oder mehr Bohrer auf dieselbe Weise angebracht sind und zwar so, daß sie auswärts bohren, damit die Späne wegfallen. Dieses Arbeitsprincip wird besonders für hartes Holz, nicht nur beim Bohren, sondern auch beim Stoßen von Ruthen angewendet. Das Schleifen und Poliren der hölzernen Artikel wird, selbst in großen Fabriken, mit der Hand ausgeführt; zu Woolwich wird das zu schleifende oder zu polirende Stück an einer Scheibe von etwa 4 Fuß Durchmesser befestigt, die sich mit großer Geschwindigkeit auf einer andern festliegenden bewegt, welche das Schleif- oder Polirmittel enthält. Man erlangt dadurch hinreichende Vollendung für die vorkommenden Artikel. Es ist auch eine ausgedehnte Fabrik für hölzerne Büchsen und Kisten zum Verpacken vorhanden, in welcher durch besondere Maschinen alle vorbereitenden Arbeiten, z.B. das Sägen, Hobeln, Verzapfen, Bohren und das Verdübeln bewirkt werden, während nur das Zusammenfügen für die Handarbeit bleibt. Während des Krieges wurden täglich fast tausend solcher Büchsen und Kisten angefertigt, daher schon der Transport des Materials zu und von den Maschinen, und nach der Niederlage wo die verschiedenen Theile vereinigt wurden, einen bedeutenden Aufwand an Handarbeit veranlaßte. Durch Anordnung von endlosen, horizontalen Bändern hat man jetzt an Handarbeit erspart. Das Hauptband erstreckt sich längs der Seite des Gebäudes, welches die Maschinerie umschließt, und ist in steter Bewegung nach dem Magazin zu; innerhalb des Maschinengebäudes und von jeder Maschine aus ist eine Reihe ähnlicher, aber kürzerer Bänder angebracht, welche sich sämmtlich rechtwinkelig zu den vorigen bewegen. Sobald ein Stück Holz von einer Maschine vollendet worden ist, wird es von dem Arbeiter auf das Querband gelegt und dieses führt das Stück auf das Längenband, welches es in das Magazin abliefert, wo die gleichartigen Stücke in besondere Kasten gelegt werden, woraus die dieselben zu Kisten zusammensetzenden Arbeiter sie nehmen. Die Anzahl der erforderlichen Artikel dieser Classe ist ungeheuer; im J. 1855 betrug sie 287,171 Stück. Von schweren Mörserschlappen und den verschiedenen Laffeten nebst Protzen u.s.w. wurden 3715 angefertigt, und die Gesammtzahl der fertigen, durch die Werkstätten dieser Atheilung des Arsenals gegangenen Artikel belief sich auf 445,231. Ihre Bestandtheile würden mehrere Millionen Stücke ausmachen. Zum Bau der Laffeten etc. sind sehr viele Artikel von Schmiedeisen erforderlich, und da viele derselben eine ganz gleiche Gestalt haben müssen, so konnte man sie vortheilhaft mittelst Dampfhämmern und andern Maschinen darstellen, statt wie bisher, durch Handhämmer. Mannichfaltige Gegenstände dieser Art werden in Gesenken unter dem Dampfhammer fabricirt; man biegt das Eisenstück zuerst beiläufig in die verlangte Gestalt, macht es dann schweißwarm und legt es zwischen die Gesenke, worauf es durch einen Hammerschlag die gehörige Form erhält. Die Naht, welche da blieb, wo die Gesenktheile zusammentreten, wird alsdann durch andere Gesenke, mittelst eines Durchschnittes, entfernt. Ein Walzwerk mit Schweißöfen für Brucheisen, welches mit den Schmiedereien in Verbindung steht, erwies sich sehr vortheilhaft, um die eigenthümlichen Formen von Eisenstäben zu erhalten, welche im Handel nicht zu haben sind, ferner um das viele Brucheisen, welches in einem Arsenal vorkommt, zu Gute zu machen. – Von besonderm Interesse bei diesem Walzwerke ist das Verfahren zur Darstellung breiter, flacher Ringe oder Segmente von Stabeisen, welche 4 bis 5 Zoll breit sind und 4 bis 8 Fuß im Durchmesser haben. Das Auswalzen von Stäben in Form von Reifen oder Kränzen ist nichts Neues, aber die Anfertigung von Ringen ist nicht so allgemein; sie wird dadurch bewirkt, daß man einen starren Führer hinter dem letzten Walzenkaliber anbringt, so daß, wenn der noch rothglühende Stab aus demselben hervortritt, er mit diesem Führer in Berührung kommt, und daher genöthigt wird die verlangte Curve anzunehmen, was in ganz kurzer Zeit geschieht. Schießpulver. Während des französischen Krieges waren drei Regierungs-Pulverfabriken im Betriebe, wovon jetzt nur noch eine, die zu Waltham Abbey, besteht. Wegen des großen Pulvervorraths, welcher im J. 1815 verblieb, war aber auch dieses Etablissement im J. 1840 sehr herabgekommen. Zu dieser Zeit belief sich die jährliche Production auf nur 3500 Fässer (barrels), und der größere Theil von den Apparaten und Maschinen war ganz abgenutzt. In demselben Jahre begann man jedoch Verbesserungen einzuführen, womit bis jetzt fortgefahren wurde. Die gegenwärtige Production beläuft sich auf 17,000 Fässer jährlich und wird bald auf 20,000 Fässer gesteigert seyn. Einer der wesentlichsten Punkte bei den mancherlei Verbesserungen ist die Anwendung von Metall für Holz bei den Maschinerien der Pulverfabrik. Die von Smeaton gebauten hölzernen Wasserräder wurden durch leichte eiserne ersetzt, deren Construction die Wasserkraft so gut als möglich zu benutzen gestattet. Das Getriebe der Stampfmühle wurde unter der Sohle angebracht, damit es bei Explosionen gegen Zerstörungen gesichert ist; über dieser Mühle sind Wassertröge angebracht, um dieselbe zu jeder Zeit mittelst selbstthätiger Verbindungsvorrichtungen unter Wasser setzen zu können, wenn in dem benachbarten Raum eine Explosion vorkommt. Man hat ein neues System von Körnmaschinerie eingeführt, welche das so gefährliche Körnen mit der Hand ersetzt. Diese Maschine ist ganz selbstthätig, sie bedarf gar keiner Beaufsichtigung. Eine Quantität gepreßter Pulvermasse wird, ehe die Maschine in Betrieb kommt, in einen Aufschütter gebracht; aus demselben fällt sie in der erforderlichen Menge mittelst eines endlosen Bandes zwischen geriffelte Walzen, welche die harte Masse in Korn verwandeln, das dann durchgesiebt wird und nach seiner verschiedenen Größe in besondere Kasten fällt; die gefüllten Kasten werden von der Maschine selbst weggenommen und sofort entleert; sobald die aufgeschüttete Pulvermasse ausgearbeitet worden, steht die Maschine still und bringt eine Glocke in Schwung, welche anzeigt, daß alle Gefahr vorüber ist und der Aufseher aus seinem gesicherten Aufenthalte herbeikommen kann. Diese Fabrik enthält 21 Wasserräder, jedes mit einer Mittlern Leistung von vier Pferdekräften, ferner eine Dampfmaschine von 30 Pferdekräften; sie liefert ein Fabricat, welches keinem andern nachsteht. Schwimmende Fabrik. Der große Bedarf der Krimarmee und ihre Abhängigkeit von mechanischen Hülfsmitteln war die Veranlassung, daß man ein Schraubendampfschiff von 600 Tonnen Gehalt dahin sendete, welches als Fabrik eingerichtet war, mit Triebwerken und allen erforderlichen Werkzeugmaschinen. Dasselbe enthielt einen Kupolofen, vier Schmiedeessen, 28 Stärke und schwere Maschinen, und viele tausend kleine Werkzeuge, auch ein Sortiment aller Materialien, welche für die Armee und das Lager erforderlich seyn konnten. Es enthielt ferner eine vollständige Sägemühle, alle Erfordernisse einer Roth- und Eisengießerei, und eine kleine transportirbare Dampfmaschine, nebst der Bewegungsübertragung, um dieselbe an einer passenden Stelle an der Küste aufstellen und benutzen zu können. Die Schiffsmaschinen hatten eine solche Einrichtung, daß sie entweder die Schraube oder die Werkzeugmaschinen auf dem Schiff betreiben konnten. Zehn Wochen nachdem der Kriegsminister die Ausrüstung dieses Schiffes befohlen hatte, ging es in See, bemannt mit sehr tüchtigen Maschinenarbeitern aus der Gegend von Newcastle am Tyne und unter der Leitung ausgezeichneter Werkmeister und Ingenieure. Nach der Ankunft dieser schwimmenden Fabrik in Balaklava wurde an der Küste eine Gießerei eingerichtet, welche nebst den Werkstätten auf dem Schiffe, in beständiger Thätigkeit blieb und eine unzählige Menge von sehr verschiedenartigen Arbeiten lieferte. Ueberdieß wurden mehrere andere Arbeitsmaschinen nach der Krim gesendet, z.B. eine vollständige Sägemühle mit Dampfmaschine zu ihrem Betrieb nach Sinope, eine andere nach Balaklava, beide sowohl mit Kreis- als auch mit Gattersägen und andern Werkzeugen. Krahne u.s.w. Zu den verschiedenen Vorrichtungen, deren Herstellung der Krimkrieg veranlaßte, gehört auch ein Damm, der sich auf dem Werst des königl. Arsenals bis in das tiefe Wasser hinein erstreckt, und an welchem vier Schiffe größter Classe der Länge nach bei jedem Wasserstande liegen können. In Verbindung damit steht die Anwendung von Wasserkraft zur Bewegung der Krahne. Früher wurde das Beladen oder Entladen der auf dem Flusse liegenden Schiffe mittelst Barken oder Kähnen bewirkt, welche die Communication mit dem Hafendamm unterhielten. In Folge der neuen Einrichtung können vier Schiffe auf einmal zu dem Damm gelangen und mittelst der hydraulischen Krahne wird die bisherige Arbeit einer Woche auf zehn Stunden reducirt. Innerhalb sechs Monaten wurden 113 Transporte von 69,975 Tonnen Gewicht abgeladen. Die mit den neuen Vorrichtungen erlangte Zeitersparung war so bedeutend, daß sie die Kosten für die Dampfmaschine, den hydraulischen Apparat mit Accumulator, sowie für die Krahne, welche fast 33,500 Pfd. Sterl. betrugen, in den ersten sechs Monaten ihrer Anwendung hereinbrachte. Der Armstrong'sche Wassersäulenapparat zum Krahnbetriebe wird auch als eine große Feuerlösch-Maschine benutzt, zu welchem Zweck an demselben ein Windkessel angebracht ist, um ein ununterbrochenes Ausströmen des Wassers zu veranlassen. Dieses Windgefäß hat die Form eines cylindrischen Dampfkessels mit halbkugelförmigen Enden und eine senkrechte Stellung. Mit demselben steht ein eiserner Behälter von 100 Fuß Durchmesser auf einem benachbarten Hügel, 220 Fuß über dem Arsenal, in Verbindung, welcher durch Röhren von dem Wassersäulenapparat aus gefüllt wird. Entsteht nun eine Feuersbrunst, so kann sogleich eine bedeutende Wassermasse nach den benöthigten Punkten getrieben werden. Das aus dem Behälter ausströmende Wasser wird durch Druckpumpen ersetzt, die von Dampfmaschinen mit zusammen 30 Pferdekräften in Betrieb gesetzt werden. In den verschiedenen Werkstätten des Arsenals befinden sich im Ganzen 69 Dampfkessel, weßhalb bei denselben einerseits Sicherheit und anderseits möglichste Brennmaterialersparung sehr wichtige Punkte sind. Zur Erreichung dieser beiden Zwecke ist ein strenges Registrirungs- und Berichtsystem organisirt, so daß von jedem Kessel die Zeit seiner jedesmaligen Prüfung und Untersuchung, Reinigung und Reparatur, sein Brennmaterialverbrauch, die Menge des durch 1 Pfd. Kohle in demselben verdampften Wassers etc. genau bekannt ist. Die meisten Kessel sind mit Kennedy's Wassermesser versehen, welcher die Leistungen der verschiedenen Kessel und das Verdampfungsvermögen verschiedener Kohlenarten leicht zu ermitteln ermöglicht.