Titel: Verbesserungen in der Stahlfabrication, von Georg Cumming Thomas zu Washington in den Vereinigten Staaten.
Fundstelle: Band 145, Jahrgang 1857, Nr. LXVIII., S. 302
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LXVIII. Verbesserungen in der Stahlfabrication, von Georg Cumming Thomas zu Washington in den Vereinigten Staaten. Aus dem Repertory of Patent-Inventions, Mai 1857, S. 394. Thomas' Verbesserungen in der Stahlfabrication. Diese Verbesserung, welche am 3. September 1856 für England patentirt wurde, besteht in dem Zuschlag eines Gemenges von Kochsalz, (gelbem) Blutlaugensalz und doppelt-chromsaurem Kali zu dem geschmolzenen Roheisen oder dem glühenden Frischeisen, so daß das Metall von dem Gemenge durchdrungen wird; die Benutzung dieses Gemenges beschränkt sich nämlich auf das unverarbeitete Eisen. Durch die Einwirkung desselben wird das Eisen in manchen Fällen nur theilweis, in anderen gänzlich in Stahl verwandelt. Dieses Gemenge ist auf das Eisen in den verschiedenen Stadien seiner Gewinnung anwendbar, von der Röstung seiner Erze an bis zu der Verwandlung des Stabeisens in Stahl oder bis zum Eingießen desselben in die Formen. Der Zuschlag kann in dem Herde eines Hohofens gemacht oder es kann das flüssige Roheisen in einen Herd auf das Gemenge abgelassen werden, wobei man eine gehörige Hitze gibt; oder man bringt die Luppen aus dem Puddelofen in einen solchen Herd mit dem Gemenge etc. In diesen Fällen muß man auf je 40 Pfd. Metall 1 Pfd. des Flusses anwenden, welcher aus 16 Gewichtstheilen Kochsalz, 3 Thln. Blutlaugensalz und 1 Theil doppelt-chromsaurem Kali besteht, denen man noch 4 Theile Holzkohlenpulver zusetzt. Man kann das Blutlaugensalz theilweise durch Knochen, Leder, also durch thierische Kohle ersetzen, muß aber dann das Verhältniß des Kochsalzes erhöhen, damit die Masse flüssig bleibt. Diese Materialien werden so lange auf der geeigneten Temperatur erhalten, bis das Gemenge ganz mit dem Eisen vereinigt ist und man auf die in der Praxis gebräuchliche Weise sich überzeugt hat, daß die Verwandlung des Eisens in Stahl, so weit als erforderlich, stattgefunden hat. Man kann dieses Gemenge vielleicht nicht bei allen Eisensorten ökonomisch verwenden, jedoch mit guten Resultaten bei solchen Sorten, welche nicht alle erforderlichen Eigenschaften besitzen, um auf gewöhnliche Weise in einen guten Stahl verwandelt werden zu können. Wenn Staffordshirer und andere gute englische Eisensorten in Stahl verwandelt werden sollen, so ist auf je 45 Pfd. des Metalls, welches auf dieselbe Weise wie schwedisches Eisen zu demselben Zweck vorbereitet wurde, 1 Pfd. des Gemenges, bestehend aus 33 Gewichtstheilen Kochsalz, 9 Thln. Blutlaugensalz und 3 Thln. doppelt-chromsaurem Kali, erforderlich, welche mit in den Schmelztiegel gethan werden. Das Ganze, nebst 5 Unzen (10 Loth) Holzkohlenpulver, wird derselben Hitze und derselben Behandlung unterworfen, wie schwedisches Eisen, und das Product wird in Eingüsse ausgegossen und zu Kaltmeißeln, Hobeleisen, Lochmeißeln und ähnlichen Werkzeugen verarbeitet, kann auch geschweißt werden. Wenn dieses Eisen in Cementstahl verwandelt worden ist und man will denselben zu Gußstahl verarbeiten, so wendet man 14 Unzen des Gemenges mit 2 Unzen Braunstein, ohne Kohlenpulver an und erhält alsdann eine Stahlsorte, welche zu Tischlerhobeleisen, Dreheisen, Rasirmessern und andern Werkzeugen verarbeitet wird, die ganz aus Stahl ohne Schweißung bestehen. Wenn sogenannter Federstahl mit dem obigen Gemenge und 1 Unze Braunstein geschmolzen wird, so erhält man harten Stahl, der zu Feilen, Drehstählen etc. verarbeitet werden kann. Als allgemeine Regel gilt, daß Braunstein den Stahl härter und Kohlenpulver ihn zäher macht. Beim Härten und Anlassen dieses Stahls muß ein geringer Hitzgrad, d.h. mäßige Kirschrothhitze angewendet werden; hierin besteht der große Unterschied bei der Verarbeitung dieses und des aus schwedischem Eisen bereiteten Stahls.