Titel: Germain's Reibmaschine.
Fundstelle: Band 145, Jahrgang 1857, Nr. LXXX., S. 335
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LXXX. Germain's Reibmaschine. Aus Armengaud's Génie Industriel, Juli 1857, S. 1. Mit Abbildungen auf Tab. V. Germain's Reibmaschine. Zum Zerreiben von Farben, Chocolade u.s.w. wendet man bekanntlich Reibmaschinen mit horizontalen Walzen an. Bei diesen Maschinen sind die Cylinder in einem gewissen unveränderlichen Abstande von einander angeordnet und werden durch Rädereingriff nach entgegengesetzter Richtung in Bewegung gesetzt. Die zu reibenden Substanzen kommen in einen Rumpf, welcher sie an die Cylinder abgibt, wo sie einer Art Walzproceß unterliegen, der sie in einen, je nach dem Abstande der Walzen, mehr oder weniger feinen Brei verwandelt. Aber unter den dieser Operation zu unterziehenden Stoffen kommen auch solche vor, deren Härte sehr bedeutend ist, und welche dem Reibproceß nothwendig einen großen Widerstand darbieten müssen, welcher auf die Zapfen zurückwirkend eine rasche Abnutzung derselben veranlaßt. Außer diesem Uebelstande gibt es insbesondere beim Zerreiben der Chocolade einen noch gewichtigeren. Bei den seither gebräuchlichen Reibmaschinen hat man den Mißstand der unveränderlichen Stellung der Cylinder verbessert, indem man sie so anordnete, daß sie mittelst einer Schraube einander genähert oder von einander entfernt werden konnten. Aber ungeachtet dieser Verbesserung findet, wenn die Walzen mit ziemlich großer Geschwindigkeit umlaufen, in Folge der unveränderlichen Stellung derselben, eine starke Wärmeentwickelung statt. Diese Wärmeentwickelung hat nicht nur das Bestreben den Brei in Pulver zu verwandeln, sondern die noch größere Unannehmlichkeit in ihrem Gefolge, daß das Aroma der in Behandlung befindlichen Stoffe frei gemacht und verflüchtigt wird. Um diese verschiedenen Uebelstände zu beseitigen, hat der Erfinder die starre Anordnung der Walzen durch eine elastische Pressung ersetzt. Fig. 5 stellt eine Reibmaschine mit drei Cylindern und elastischer Pressung in der Seitenansicht, Fig. 6 im Grundrisse dar. Die Figuren 7 und 8 sind nach größerem Maaßstabe ausgeführte Details des Mechanismus, womit der elastische Druck erzielt wird. Das gußeiserne Hauptgestell A ist mittelst der durchbrochenen Querstücke B verbunden. Auf letzteren ruht der Reibcylinder C in unbeweglichen Lagern. Die Achsen der beiden benachbarten Cylinder D, D' liegen mit dem Cylinder C in einer Horizontalebene; aber diese Achsen sind beweglich und gehören zu metallenen Sectoren, welche um die Punkte d, d' drehbar sind. Die Figuren 7 und 8 stellen den Mechanismus dar, welcher eine stufenweise und elastische Annäherung oder Entfernung der Cylinder gestattet. Der um d drehbare Sector E, auf welchem die Walze D befestigt ist, enthält seitwärts zwei Ohren e, die mit ihm in einem Stück gegossen sind. In das eine Ohr ist mit Hülfe eines Bolzens das Ende einer stählernen Feder F befestigt, deren anderes Ende eine Hülse f enthält, durch welche eine Metallstange G geht; diese ist auf eine gewisse Strecke bei ihrem Durchgang durch die Hülse mit Schraubengängen versehen, zu denen eine doppelte Mutter gehört. Das rechte Ende dieser Stange, in welches gleichfalls Schraubengänge geschnitten sind, trägt eine Mutter mit gerändertem Ansatz, um sie aus freier Hand nach der einen oder der andern Richtung drehen zu können. Auf der andern Seite endigt sich die Stange G in ein Band g, welches ein an die Achse h' festgekeiltes Excentricum umfaßt. Die Achse h' trägt ein Zahnrad I, welches seine Bewegung durch eine endlose Schraube i erhält, die selbst mittelst einer Kurbel i' in Thätigkeit gesetzt wird. Die Annäherung der Reibwalze D gegen den festen Cylinder C oder ihre Entfernung von demselben geht nun auf folgende Weise vor sich. Angenommen, das ganze System sey in Bewegung und es handle sich darum, den Cylinder D dem festen Cylinder C zu nähern; angenommen ferner, die Feder sey vollständig abgespannt, so setzt man die Kurbel i und dadurch die endlose Schraube so wie das Rad I in Bewegung, wodurch die Stange G' in Folge der Drehung des Excentricums g veranlaßt wird sich gegen die Achse des Cylinders D zu bewegen. Die unmittelbare Folge dieser Bewegung ist die Anspannung der Feder F und die Annäherung des Cylinders D gegen den Cylinder C; der entgegengesetzte Erfolg findet statt, wenn man die Kurbel i' nach der andern Richtung dreht. Es ist demnach leicht, die beiden Walzen D und C nach Bedürfniß näher zu rücken oder zu entfernen. Eben so sieht man, daß in Folge dieser einfachen Combination und der natürlichen Elasticität der Metallstange F, wenn sich beim Reiben ein Körper zeigt, der einen bedeutenden Widerstand darbietet, daß dieser Widerstand auf den Cylinder, dann auf die Feder wirken wird; die Feder aber wird nachgeben und einen Bruch des Zapfenlagers verhüten. Es gibt jedoch Umstände, unter denen es wichtig ist, einen Apparat mit vollkommen festen Reibwalzen zu besitzen, z.B. beim Reiben von Schmirgel. Der in Rede stehende Apparat kann vermöge seiner eigenthümlichen Construction auch diesen speciellen Zweck erfüllen und Substanzen verarbeiten, welche zur Pulverisirung eine bedeutende Kraftentwickelung erheischen. Um erforderlichen Falles die feste Lage der Walzen D und D' zu erzielen, ist bei dem beschriebenen Apparat, wie wir noch bemerken müssen, die Stange G an ihrem einen Ende mit einer Schraubenmutter g' versehen, deren verlängerter Kopf dem Ohr e so nahe liegt, daß bei hinreichender Drehung der Schraube, die auf solche Weise künstlich verlängerte Stange G gegen das Ohr e stößt, und somit eine starre Verbindung zwischen der Achse h' und dem Lager E des Reibcylinders D herstellt. Das Resultat ist, wie man sieht, eine wirkliche Stabilität der Achsen der Reibcylinder D und D' gegen den festen Cylinder. Eben so sieht man, daß man ungeachtet dieser Annäherung, welche Stabilität der Walzenachsen zum speciellen Zweck hat, immer noch den Abstand der Reibwalzen nach der durch den Rumpf gelieferten Speisung gehörig zu reguliren im Stande ist; hieraus folgt natürlich, daß wenn z.B. die Walze D' sich unter dem Rumpf befindet, es zweckmäßig ist, diese Walze der Walze C etwas näher zu stellen, als die Walze D, weil die den beiden ersteren Walzen entweichenden Substanzen schon in einem gewissen Grade zerrieben und in diesem Zustande geeigneter sind, der Wirkung einander näher gestellter Walzen ausgesetzt zu werden. Die Maschine ist außerdem, wie alle Reibmaschinen, mit einem an der letzten Walze D angebrachten Messer b versehen, welches die an derselben hängen bleibenden Substanzen abstreift.

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