Titel: Verbesserungen im Reinigen und Enthülsen der Getreide- oder Samenkörner; von J. H. Johnson zu London und Glasgow (C. T. Laborey in Paris).
Fundstelle: Band 145, Jahrgang 1857, Nr. XCIX., S. 421
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XCIX. Verbesserungen im Reinigen und Enthülsen der Getreide- oder Samenkörner; von J. H. Johnson zu London und Glasgow (C. T. Laborey in Paris). Aus dem Practical Mechanic's Journal, Mai 1857, S. 41. Mit Abbildungen auf Tab. VI. Johnson's Verbesserungen im Reinigen und Enthülsen der Getreide- oder Samenkörner. Diese Verbesserungen (patentirt in England am 16. April 1856) bestehen in verschiedenen mechanischen Vorrichtungen, mittelst denen Getreide- oder Samenkörner, im trocknen oder feuchten Zustande, gereinigt oder geputzt und entschält oder von ihren Hülsen befreit werden können. Fig. 13 ist der Längendurchschnitt eines Apparats zur Behandlung trockner Körner. Fig. 14 ist ein senkrechter Durchschnitt einer Maschine zum Entschälen und Poliren der Getreide- und Samenkörner in einer Operation. In Fig. 13 sind in Lagern, welche in einem zweckmäßigen Gerüst angebracht sind, die Wellzapfen zweier Schläger oder Entschäler B und C drehbar. Diese Schläger bestehen aus einer Anzahl gekrümmter Blätter, die mit rauhen oder feilenartig behauenen eisernen oder stählernen Stäben besetzt sind, und ähnliche Stäbe oder Platten sind auch im Innern der hohlen Cylinder oder Trommeln D, welche die Schläger umgeben, angebracht. Diese fest liegenden Cylinder oder Trommeln, welche in Verbindung mit den sich drehenden Schlägern den eigentlichen Entschälungsmechanismus bilden, bestehen aus zwei oder mehreren Segmenten von Holz oder Gußeisen, die durch Querstücke so mit einander verbunden sind, daß man sie leicht auseinander nehmen und reinigen kann. Ueber den Enthülsungscylindern ist eine vibrirende gelockte Platte E angebracht, welche den Zweck einer Schmutzmaschine erfüllt, indem sie von den Körnern Steinchen oder andere harte Körper absondert, welche die Oberfläche der rauhen Stäbe an den Schlägern beschädigen würden. Diese Schüttelplatte E erhält ihre Bewegung von kleinen Hebedaumen N, die an einer Welle sitzen, an deren einem Ende eine Riemenrolle angebracht ist, welche durch eine Triebrolle über die der Riemen auch läuft, umgedreht wird. Diese Triebrolle wird mit der Hand umgedreht. Ueber der Schüttelplatte E ist ein Trichter F angebracht, in welchen das zu enthülsende Getreide geschüttet wird. Er ist mit einer Thür oder einem Schieber versehen, welcher mittelst einer Zahnstange und eines Getriebes mehr oder weniger geöffnet oder geschlossen und dadurch die Menge der auslaufenden Körner bestimmt werden kann. Die in den Trichter F aufgeschütteten Körner gehen mittelst der geneigten Flächen G zu dem ersten Entschälungscylinder D nieder, in welchem durch die sich drehenden Blätter an den Armen und am Cylinder die erste Enthülsung bewirkt wird. Von diesem Cylinder D gelangen die Körner mittelst der geneigten Fläche H zu dem zweiten Cylinder, in welchem die Entschälung noch weiter getrieben wird. Der Boden der geneigten Fläche H besteht aus einem Metallblech mit kleinen Löchern, so daß die feinsten Körnchen durchfallen können. Nachdem die Körner den zweiten Entschälcylinder verlassen haben, fallen sie auf das Sieb M, welches in dem Schüttelrahmen J angebracht ist, indem sie auf ihrem Wege zwischen der obern rauhen Platte L und den auf Laufbändern befestigten Bürsten I durchgehen. Während des Niederfallens der Körner treibt der Ventilator oder das Flügelradgebläse K durch die Oeffnung seines Gehäuses so viel Hülsen oder Spreu weg, als durch die Wirkung der Cylinder und ihrer Schläger abgelöst worden ist. Dieser Windflügelapparat ist von dem gewöhnlich zur Kornreinigung angewendeten nur wenig verschieben; der einzige Unterschied besteht darin, daß die Flügel von dem Mittelpunkt weg oder gegen denselben auf ihren Armen verschiebbar sind, so daß sie nach Erforderniß mehr oder weniger Wind liefern, also eine größere oder geringere Wirkung hervorbringen können. Der Zweck der Bürsten I und der rauhen Platten L ist, die noch an den Körnern hängenden, aber noch nicht abgelösten Hülsen gänzlich zu entfernen; zu dem Ende laufen die Bänder, an denen die Bürsten befestigt sind, über zwei Rollen, so daß die Bürsten das Korn stets gegen die Platten L reiben. Diese Platten sind auf ihrer Oberfläche nach Art einer Raspel aufgehauen; sie sind halbkreisförmig an einander gereiht und dann unten in einer geraden Linie bis zum Anfange des Siebes M verlängert. Dieses Sieb besteht aus Drahtgaze oder aus gelochtem Blech, welches in einen Rahmen gespannt ist und leicht ausgewechselt werden kann. Durch Anwendung mehrerer Siebe von verschiedenen Weiten kann man die Körner nach verschiedenen Größen von einander trennen. Der Nahmen J ruht auf vier Frictionsrollen und erhält eine schüttelnde Bewegung, wodurch die Körner nach dem untern Ende gehen müssen, von wo sie weggenommen werden. Die verschiedenen Theile dieses Apparates können durch Räderwerk oder durch Riemen in Betrieb gesetzt werden. Der zweite Apparat, zum Entschälen von trocknem oder feuchtem Getreide, ist in Fig. 14 dargestellt. Es ist durchaus nothwendig daß die Körner vor dem Entschälen gereinigt werden, und daß der Schmutz oder Staub der an den Hülsen hängt, durch einen Ventilator entfernt wird, damit die Körner ganz rein sind, ehe sie befeuchtet werden und in die Schälmaschine gelangen. Die Maschine besteht aus einem länglich viereckigen Gestell A, welches eine Trommel oder einen Cylinder B trägt, der aus hölzernen Dauben besteht, die mit der Welle C durch Arme oder Speichen verbunden sind. Der äußere Umfang dieser Trommel ist mit feilen- oder raspelartig gehauenen Platten E versehen. Die festliegende Trommel F besteht ebenfalls aus Holzdauben, und ist, wenn trockne Körner behandelt werden sollen, im Innern mit rauhen Platten versehen, die mit glatten von derselben Dicke abwechseln, welche mit kleinen aber sehr dicht an einander befindlichen Löchern versehen sind, durch welche jedoch nur kleine Körner und Staub fallen können. Die beschriebene festliegende Trommel dient zum Entschälen getrockneten Getreides; will man aber feuchtes verarbeiten, so besteht diese Trommel nur aus hölzernen Dauben, ohne daß raspelförmige und durchbohrte Platten angebracht sind. Die Dauben der festliegenden Trommel werden durch Bänder oder Reifen zusammengehalten, welche aus zwei Hälften bestehen und durch longitudinale Stäbe verbunden werden. Diese Stäbe sind beweglich, damit die feste Trommel nach Belieben geöffnet und geschlossen werden kann; auf diese Weise kann die Entfernung zwischen der festen und der beweglichen Trommel adjustirt werden. Das feuchte Getreide gelangt mittelst des Ausschütters G in den obern Theil der Maschine; die drehende Bewegung der Trommel nimmt die Körner mit sich und nöthigt sie auch, die Maschine mittelst der Oeffnung H zu verlassen und auf die geneigte Fläche I zu fallen. Ein Schieber K bildet, wenn er verschlossen ist, einen Scheider zwischen dem den Cylinder verlassenden und dem hineingelangenden Korn und verhindert daher daß es mehr als einen Umlauf mit der Trommel macht. Zieht man aber den Schieber in die Höhe, so kann das Getreide mehrere Umgänge mit der Trommel machen. Die Oeffnungen J am Boden der festliegenden Trommel gestatten das Entleeren derselben von dem etwa zurückgebliebenen Korn, wenn die Maschine nicht betrieben wird; diese Oeffnungen werden durch Klappen mittelst Hebeln verschlossen. Wenn die Körner aus dieser Schälmaschine hervortreten, so ist der Kern von der Schale gänzlich getrennt und sie können sofort in eine Bürste-, Putz- oder Polirmaschine, die mit dem Schälapparat in Verbindung steht, gelangen, was durch die geneigte Fläche I bewirkt wird. Das Gerüst dieser Maschine besteht aus drei horizontalen Platten L, welche durch vier Säulen M mit einander verbunden sind. In der obersten oder Deckplatte befindet sich eine Oeffnung, durch welche der Canal J geht, welcher die entschälten Körner dem Putzcylinder zuführt. Die mittlere horizontale Platte L hat einen vorspringenden Theil auf der einen Seite, um das Korn aufzunehmen, welches durch den Schwapper N herausgeschafft wird, und durch die Mitte dieser Verstärkung geht die stehende Welle P, an deren unterm Ende der Ventilator O angebracht ist. Dieser Ventilator trennt die Hülsen oder Schalen, welche durch die Bürsten abgelöst wurden, von den Körnern; beide gehen durch die Oeffnung Q, aber die leichteren Hülsen werden von dem Ventilator durch den Canal R, aufwärts getrieben, während die Körner durch die untere Oeffnung desselben herausfallen. Die untere oder Grundplatte L hat in der Mitte eine kreisförmige Oeffnung, durch welche die atmosphärische Luft zum Ventilator treten kann. Das äußere Gehäuse der Bürstenwalze besteht aus vier zusammengeschraubten conischen Segmenten. Das Innere von diesen Rahmen, welche das Gehäuse bilden, ist mit Drahtgaze von so feinen Maschen versehen, daß die kleinen Körner nicht hindurch gehen können. Zwei von den Abtheilungen des Gehäuses sind mit Kork-statt mit Gazewänden versehen, damit durch die Reibung der Körner gegen den Kork die etwa noch auf deren Oberfläche zurückgebliebene Feuchtigkeit (vorausgesetzt daß man feuchtes Getreide bearbeitet) sowie denselben anhängende Hülsenstückchen und Staub genügend entfernt werden. Diese Vorrichtung kann auch eben so zweckmäßig zum Entschälen und Poliren des Reises, so daß dessen Körner eine glänzende Oberfläche erhalten, angewendet werden. S ist die Bürstentrommel, welche eine conische Form hat, deren Seiten jedoch parallel mit dem sie umgebenden Mantel sind. Diese Trommel ist auf einer stehenden Welle P festgekeilt, die sich unten in einer Pfanne und oben in einem Halse dreht. Die Dauben der Bürsttrommel sind auf ihren äußern Oberflächen mit Schweinsborsten versehen, und an dem einen Ende schmäler als an dem andern, so daß sie einen Kegel bilden. Die von der Bürstentrommel veranlaßte Reibung wird mittelst einer Schraube regulirt, mittelst deren die Pfanne worin sich die stehende Welle unten dreht, höher oder niedriger gestellt werden kann. Die Triebrollen des Schälcylinders theilen auch der Bürstentrommel S eine drehende Bewegung mit. Getreide, welches auf die beschriebene Art entschält und geputzt worden ist, gibt nicht nur Mehl erster Qualität und von größerer Weiße, sondern man erhält auch von demselben um 2–5 Proc. mehr, als aus dem in gewöhnlicher Weise behandelten Getreide.

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