Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 145, Jahrgang 1857, Nr. , S. 312
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Miscellen. Miscellen. Ueber Gewinnung des Zinns aus seinen Legirungen mit Blei. Durch Versuche, die vor einiger Zeit Hr. Marti aus Glarus anstellte, ist als erwiesen zu betrachten, daß ein ganz bleifreies, zinnsaures Natron sich nach Häffely's Methode (Kochen von Natronlauge mit Bleiglätte und Feinzinn) auch mit bleihaltigem Zinn darstellen lasse, und daß feine Granalien oder Feile von z.B. Schnellloth bei fortgesetztem Kochen mit dem Bleiglättenatron das Zinn bis auf kleine Spuren abgeben. Umschmelzen des zinnhaltigen Bleies oder Umwandeln des schwammigen Bleiüberzugs in kohlensaures Blei durch Einwirkung von Essigsäure und Kohlensäure und Schlämmen, so daß das rückständige Zinn wieder zur Oberfläche der Reste der Legirung gelangt, macht gewiß eine vollständige Entzinnung auf diesem Weg möglich. Von Wichtigkeit wird die Sache vielleicht für die Zinngewinnung aus den vielen Abschnitzeln der Fabriken von zinnbelegter Bleifolie. Diese Versuche waren vorgenommen, lange ehe die Notiz Jacobson's (polytechn. Journal Bd. CXLIV S. 116) über Gewinnung des Zinns aus Weißblechschnitzeln bekannt war; wenn wir sie trotz jener veröffentlichen, so geschieht dieß, weil ein Versuch zum Entfernen eines Zinnüberzugs nicht soweit geht, als der des Zinnausziehens aus Legirungen. Prof. P. Bolley. (Schweizerische polytechnische Zeitschrift, 1857, Bd. II S. 92.) Bereitung von Kupferpulver. Wohlfeiles und nicht krystallinisches Kupfer in Pulverform bereitet Hr. Prof. Dr. Rud. Wagner auf folgende Weise: Eine concentrirte Lösung von Kupfervitriol wird durch Kochsalz in Kupferchlorid verwandelt, die Flüssigkeit von den ausgeschiedenen Krystallen von schwefelsaurem Natron abgegossen, mit Kupferfeile digerirt, bis alles Kupfer sich am Boden des Gefäßes in Gestalt von weißem Kupferchlorür ausgeschieden hat, und das Kupferchlorür wird mit einer siedenden Lösung von Kali- oder Natronlauge behandelt. Das ausgeschiedene gelbe Kupferoxydul wird sofort mit siedender verdünnter Schwefelsäure zersetzt und das Kupferpulver nach schnellem Auswaschen und Abpressen zwischen Fließpapier in einer Wasserstoffatmosphäre bei 50 bis 60° C. getrocknet. (Bayerisches Kunst- u. Gewerbeblatt, 1857, S. 31.) Ueber eine neue Bereitungsweise des antimonsauren Kali's, des besten Reagens auf Natronsalze. Da die Bereitung des obigen Salzes nach Frémy's Angabe (polytechn. Journal Bd. CXII S. 366) etwas schwierig ist, so dürfte folgender Weg zur Bereitung desselben leichter zu erzielen seyn, obwohl das fragliche Salz hiernach nur in flussiger Gestalt hervorgeht. Man zersetze sogenannten Goldschwefel (Antimon sulph. aurant.) durch Kochen mit reiner Kalilauge. Bei dieser Behandlung bilden sich zwei Salze, eine Sauerstoffverbindung des Antimons, antimonsaures Kali, und eine Schwefelverbindung, Antimonsulfid-Schwefelkalium. Beide Verbindungen finden sich in der überschüssigen, Kali enthaltenden Flüssigkeit, und ihre Trennung gelingt unmittelbar nicht. Kocht man aber die alkalische Flüssigkeit mit reinem, frisch gefälltem Kupferoxydhydrat, so wird das Sulfosalz in antimonsaures Kali übergeführt, wogegen das Kupferoxyd als Schwefelkupfer in der Flüssigkeit suspendirt ist. Es ist so lange Kupferoxyd zuzusetzen, als eine abfiltrirte Probe eine Auflösung von essigsaurem Bleioxyd nicht anders als schneeweiß fällt. Ist dieser Zeitpunkt erreicht, so wird abfiltrirt, und das Filtrat enthält dann nur antimonsaures Kali in überschüssigem Kali gelöst, in derjenigen Modification, welche die Eigenschaft hat, Natronsalze zu fällen. Bei Anwendung des antimonsauren Kali's als Reagens auf Natronsalze ist nöthig, daß die zu untersuchende Flüssigkeit entweder genau neutral oder alkalisch reagirt; reagirt sie sauer, so wird Antimonsäure gefällt. – Mit Hülfe dieser Flüssigkeit lassen sich nun selbst kleine Quantitäten von Natron finden; andererseits dürfen aber mit Ausnahme der Alkalien keine anderen Basen oder Metalloxyde gegenwärtig seyn, weil diese sämmtlich durch antimonsaures Kali gefällt werden. (Neues Jahrbuch für Pharmacie Bd. VII S. 401.) Ueber ein vortreffliches Reagens auf chlorsaure Verbindungen; nach Dr. E. Frambert. Als ganz charakteristisch bezeichnet der Verfasser folgende Reaction. Die Lösung eines chlorsauren Salzes wird mit etwas schwefelsaurer Indigolösung hellblau gefärbt und dann vorsichtig einige Tropfen verdünnte, in Wasser gelöste schweflige Säure so lange zugefügt, bis die blaue Färbung verschwunden ist. Die schweflige Säure entzieht der Chlorsäure ihren ganzen Sauerstoffgehalt und macht das Chlor frei, welches augenblicklich die blaue Farbe des Indigo zerstört. Salpetersaure Salze haben diese Eigenschaft nicht, schweflige Säure allein ruft nur sehr langsam eine Entfärbung hervor; freies Chlor, ferner unterchlorige Säure und chlorige Säure so wie die unterchlorigsauren Salze entfärben den Indigo augenblicklich, während die chlorsauren Salze dieses erst nach Zusatz von schwefliger Säure thun. Obiges Reagens ist so empfindlich, daß sich weniger als 1/10000 eines chlorsauren Salzes nachweisen läßt; die Reaction erfolgt schon in der Kälte. (Buchner's neues Repertorium für Pharmacie, Bd. VI S. 215.) Prüfung des schwefelsauren Chinins auf seine Reinheit. Die gewöhnlichsten Zusätze, auf welche das im Handel vorkommende Chininsalz zu untersuchen ist, sind: Gyps, Salicin, Zucker, schwefelsaures Cinchonin (die bekanntlich am häufigsten vorkommende Verunreinigung) und Chinidin. Gyps bleibt zurück beim Verbrennen von 1 Grm. schwefelsauren Chinins in einer Platinschale; Salicin gibt sich durch Röthung zu erkennen, wenn das Chininsalz mit concentrirter Schwefelsäure zusammengerührt wird; noch 1 Procent Salicin wird auf diese Weise nachgewiesen. Zuckerzusatz gibt sich durch den Caramel ähnlichen Geruch beim Verbrennen des Salzes zu erkennen. Um die Beimischung des Cinchoninsalzes zu finden, wird 1 Grm. des verdächtigen Chininsalzes in einem Reagensglase mit 10 Kubikcentim. reinem Schwefeläther und 2 Kubikcentimet. Aetzammoniakflüssigkeit übergossen und damit geschüttelt; ist das Salz frei von Cinchonin, so löst es sich völlig auf, bleibt dagegen ein weißer, käseartiger Rückstand, so enthält das untersuchte Chininsalz entweder Cinchonin oder Chinidin; gewöhnlich findet sich diese Beimischung zwischen der ammoniakalischen und ätherischen Flüssigkeit abgelagert. (Böttger's polyt. Notizblatt, 1857, Nr. 13.) Ueber die Einwirkung von Holzkohle auf Chlorkalk; von Thümmel. Ein Gemisch aus gleichen Theilen Holzkohle und Chlorkalk wurde in ein Glas geschüttet und dieses mittelst eines Korks verschlossen. Nach einigen Minuten erwärmte sich das Glas so stark, daß es nicht mit der bloßen Hand anzufassen war, und bald darauf wurde auch der Kork mit einem Knalle emporgeworfen, wobei etwa 3/4 des Gemisches im Zimmer umhergeschleudert wurde. Eine Entzündung fand nicht statt. Aehnlich ist diese Erscheinung der bekannten Composition aus salpetersaurem Strontian, Schwefel und Kohle, wenn diese trocken (nach Prof. Böttgers Beobachtungen, in nicht vollkommen trockenem Zustande) in ein Glas geschüttet und verkorkt wird, nur daß sich dieß entzündet und die Erwärmung des Gemisches längere Zeit als das aus Chlorkalk und Kohle dauert. Beide in einem Mörser oder nicht fest verschlossenen Gefäße hingestellt, zeigen nur eine Erwärmung, welche bei dem Gemisch aus Kohle und Chlorkalk stärker als bei dem Strontiangemisch ist. Jedenfalls läßt sich aus der Analogie beider auf eine Contactwirkung der Kohle schließen. (Archiv der Pharmacie, Bd. CXL S. 126) Versuche über die Anwendung des Wasserglases zum Reinigen der Wäsche. In der Versammlung des Vereins für Gewerbfleiß in Preußen, im Monat Mai l. J., theilte Hr. Regierungsrath Wichgraf einen Bericht mit über die in der königl. Strafanstalt zu Spandau angestellten Versuche, Wasserglas zum Reinigen der Wäsche anzuwenden und die dadurch erzielten Resultate. In der Anstalt werden wöchentlich 5936 Stück Wäsche gereinigt. Die Kosten für das Einweichen oder Bäuchen betrugen nach der früheren Methode für Seife und Lauge wöchentlich 9 Thlr. 1 Sgr. 3 Pf., mit Wasserglaslauge aber nur 2 Thlr. 18 Sgr. 5 Pf., mithin weniger 6 Thlr. 12 Sgr. 10 Pf., was für das Jahr in runder Summe ein Ersparniß von 300 Thlr. ergibt. Die Wäsche wird 24 Stunden lang in einer Mischung von 1 Pfd. Wasserglas und 100 Pfd. Wasser eingeweicht, dann mit Seife nachgewaschen, gespült und getrocknet. Eine nachtheilige Einwirkung des Wasserglases auf die Wäsche ist bis jetzt nicht bemerkt worden, wohl aber die vortheilhafte, daß diejenige Wäsche, welche aus gebleichten Leinen besteht, viel weißer wird, als bei dem Einweichen in Aschenlauge. Die Regierung hat die Fortsetzung der Versuche angeordnet. – Von Seiten des Vereins war übrigens schon früher, auf Antrag des Hrn. Dr. Kunheim, eine Commission ernannt worden, die über die Verwendung des Wasserglases im Großen Versuche anstellen sollte und deren Bericht noch zu erwarten steht; dieser Commission sind nämlich noch mehrere Gutachten aus großen Fabriken rückständig. Hr. Stephan theilte vorläufig mit, daß er seinerseits bei der Kattunfabrication keine günstigen Resultate erwarte, wogegen Hr. Friedländer bemerkte, daß von ihm eine Mischung von Wasserglas und Seife zum Entfetten der wollenen Streichgarne mit Vortheil verwendet werde. Es wurden aber auch andererseits Kattunfabriken genannt, in denen das Wasserglas seit längerer Zeit Verwendung finde. Hieran knüpfte sich die Vorlesung eines eingegangenen Berichts über die Versuche, welche im Waschhause des königl. Charité-Krankenhauses mit Wasserglas angestellt worden sind. Die Resultate fielen nicht günstig aus, was darin seinen Grund haben mag, daß die Wäsche dieser Anstalt wegen der eigenthümlichen Unreinigkeiten nur mit Soda und nicht mit Seife gewaschen wird, mit welcher ersteren das Wasserglas nicht concurriren soll und kann. (Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen, 1857, S. 130 und 132.) Dem Krapp ähnliche Färbewurzel aus Brasilien. In der Versammlung des Vereins für Gewerbfleiß in Preußen im Monat Mai l. J. berichtete Hr. Professor H. Rose über eine aus Brasilien stammende, dem Krapp ähnliche Färbewurzel. Frühere in der Fabrik des Hrn. A. Löwe angestellte Versuche mit einer kleinen Quantität gaben Veranlassung zur Beschaffung einer größeren Menge der Wurzel und der Pflanze selbst in getrocknetem Zustande. Der untersuchenden Commission konnte aber nur etwa ein Pfund zur Disposition gestellt werden. Es ergab sich bei fortgesetzten Versuchen, wovon auch die Musterkarten vorgelegt wurden, daß der Farbstoff der brasilianischen Wurzel sich ähnlich wie der aus Krapp verhalte, und daß auch die Stengel der Pflanze Farbstoff liefern; in Hinsicht auf Ergiebigkeit fand man, daß der in der Wurzel enthaltene Farbstoff dem Krappfarbstoffe nachstehe. Zur Anstellung von Versuchen im Großen erschien es wünschenswerth, größere Quantitäten des neuen Färbematerials zu erhalten. (Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen, 1857 S. 128.) Ueber die Darstellung des Flavins. In unserer Abhandlung über das Flavin (S. 134 in diesem Bande des polytechn. Journals) haben wir Versuche in Aussicht gestellt über die Darstellung desselben aus Quercitronrinde. Zwei Practikanten des pharmaceutisch-technischen Laboratoriums des schweizerischen Polytechnicums haben sich mit der Sache beschäftigt. Hr. Hochstättler aus Freiburg im Uechtland machte ein Extract der Rinde mit verdünnter Lösung von kohlensaurem Ammoniak; Hr. Oehler aus Frankfurt a. M. ein solches mit kohlensaurem Natron. Beide Auszüge waren tief gefärbt, und ein wiederholtes Kochen mit der alkalischen Flüssigkeit gab eine immer noch stark dunkelgelbe Flüssigkeit. Die Flüssigkeiten wurden mit einem kleinen Ueberschuß von Schwefelsäure versetzt und gekocht, wobei sich ein bräunliches flockiges Pulver ausschied, das auf Filtern gesammelt, ausgewaschen und getrocknet wurde. Die vollständige Ausscheidung erfolgte erst nach längerm Kochen. Das Filtrat von den ersten Ausscheidungen nach kürzere Zeit dauerndem Erwärmen wurde bei fortgesetztem Kochen immer wieder trüb. Der getrocknete Niederschlag hatte ganz das Aussehen des käuflichen Flavins; er stellte ein trübbraunes, zartes, unkrystallisirtes Pulver dar, dessen Lösungsverhältnisse und chemische Reactionen mit den in meiner Abhandlung für Flavin angegebenen ganz übereinstimmten. Färbeversuche mit alaungebeizter Baumwolle ließen zwischen den beiden Präparaten, dem käuflichen Flavin und dem mit kohlensaurem Ammoniak erhaltenen Product keinen Unterschied erkennen. Die Ausbeute betrug in beiden Versuchen nahezu 5 Procent vom Gewicht der Rinde. Beim Verarbeiten der Rinde im Großen ist ein günstigeres Ergebniß zu erwarten, da das große Volum der Rinde und die nöthigen Massen Flüssigkeit zum Extrahiren neben den kleinern Kesseln und Filtrirvorrichtungen etc. eines Schullaboratoriums die Arbeit nothwendig erschweren müssen. Wir haben nach diesen Versuchen keinen Zweifel, daß das Flavin auf solche Weise gewonnen werde, und sind überzeugt, daß sich die Ausbeute durch mehrmalige Extraction und Auspressen der Rückstände auf ziemlich mehr als 5 Proc. steigern lasse. Prof. P. Bolley. (Schweizerische polytechnische Zeitschrift, 1857, Bd. II S. 92.) Ueber das neue Backverfahren von Mège-Mouriès. In der Versammlung des Vereins für Gewerbefleiß in Preußen, im Monat Juni l. J., berichtete Hr. Landes-Oekonomie-Rath Dr. Lüdersdorff über das von Mège in Paris erfundene neue Backverfahren (beschrieben im polytechn. Journal Bd. CXLIV S. 209 und 373). Dasselbe hat den Zweck, mehr Brod aus einer bestimmten Quantität Weizen zu gewinnen, was dadurch erreicht wird, daß nach dem ersten Mahlen des Weizens das feinere Mehl von dem gröberen mit der Kleie gesondert wird, welches letztere, mit Wasser durch ein Sieb getrieben, nur die äußerst dünnen Häutchen der Körner zurückläßt und einen Mehlbrei liefert, der zu dem ersteren Mehle gemischt, dasselbe um fast 10 Proc. vermehrt. Versuche die unter Leitung des Erfinders in der hiesigen Bäckerei des Hrn. Karchow angestellt wurden, ergaben das Vortheilhafte des neuen Verfahrens; es wurden nach demselben 10 Proc. mehr an Gebäck gewonnen, welches auch eine größere Lockerheit zeigte. (Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen, 1857 S. 132.) Zur Prüfung der Branntweine auf ihre Abstammung; von Lad. Molnar. Mit Versuchen über Entfuselung der Branntweine beschäftigt, bin ich zu der Ueberzeugung gelangt, daß das Aetzkali, besonders bei hinzugefügtem frisch ausgeglühtem Kohlenpulver, das beste Entfuselungsmittel ist; zugleich habe ich die beachtenswerthe Beobachtung gemacht, daß dasselbe auch geeignet sey, die Abstammung der fuselhaltigen Branntweine nachzuweisen, selbst in jenen Fällen, wo das Geruchs- und Geschmacksorgan keinen Fusel mehr zu erkennen vermag, während doch immer noch Spuren des fremdartigen Oels darin enthalten seyn können. Die Fuselöle besitzen nämlich verschiedene, auch häufig ausgezeichnete Gerüche, und es genügt, nur einmal Kartoffelfuselöl gerochen zu haben, um den dadurch verursachten Eindruck auf immer zu behalten. Um also einen Weingeist, der für sich nicht den mindesten Fuselgeruch mehr wahrnehmen läßt, auf seine Abstammung zu prüfen, braucht man nur 1 bis 2 Unzen davon mit 3 bis 6 Gran in Wasser gelöstem Aetzkali zu schütteln, das Ganze hierauf bis auf 1 bis 1 1/2 Drachmen Rückstand über einer Weingeistlampe in einem Porzellanschälchen langsam bis zur Verjagung des Alkohols verdampfen zu lassen und den Rückstand in einem Fläschchen mit Glasstöpsel mit 1 bis 1 1/2 Drachmen verdünnter Schwefelsäure zu übergießen, um sogleich den eigenthümlichen Geruch des Korn- oder Kartoffelfuselöls hervortreten zu sehen. Zur Prüfung der gewöhnlichen Branntweinarten braucht man nicht so sorgfältig zu verfahren. Aber um doch gewisse Anhaltspunkte zur Vergleichung zu haben und jeder Art von Täuschung im Vornhinein zu begegnen, kann man rücksichtlich ihrer Abstammung genau gekannter Branntweine kleine mit Aetzkali und Schwefelsäure versetzte Proben in gut verwahrten Fläschchen aufbewahren. Beim jedesmaligen Oeffnen derselben ist dann der charakterisirende Geruch leicht wahrnehmbar. Solche Probeflüssigkeiten dürfen jedoch nicht lange voraus bereitet seyn, weil das darin enthaltene Fuselöl durch den Einfluß der Luft bald verändert wird und seinen unangenehmen betäubenden Geruch gegen einen neuen, fast münzenartigen austauscht. (Würzburger gemeinnützige Wochenschrift, 1857, S. 158). Ueber Reinigung alter verharzter ätherischer Oele; von Jac. Curieux. Ein recht probates Mittel, alte verharzte, schlecht riechende ätherische Oele wieder jung und frisch zu machen, besteht darin, daß man dieselben mit einem aus Boraxpulver, Beinschwarz und Wasser bereiteten dünnen Brei, etwa eine Viertelstunde lang anhaltend schüttelt und dann filtrirt. Der Brei bleibt in der Flasche kleben und das Oel filtrirt schnell, schön und dünnflüssig ab. Das Harz verbindet sich mit dem Borax zu einer Art Seife, die mit dem Beinschwarz eine schmierige Masse bildet. Ich habe auf diese Weise Lavendelöl, sogenannte Quintessenz, und amerikanisches Oleum Menthae wieder brauchbar und sogar angenehm gemacht. Ganz balsamartig und dunkelgelb gewordenes Neroliöl wurde, auf diese Weise behandelt, wieder ganz fein und tadellos. Rectificirtes Terpenthinöl habe ich ebenfalls nach dieser Manier schnell und in bester Qualität dargestellt. Mein Verfahren hat besonders dann den Vorzug vor der gewöhnlichen üblichen erneuerten Destillation, wenn es sich um die Rectification von sehr geringen Mengen ätherischer Oele handelt, da dasselbe den Verlust bei der Arbeit weit geringer macht. (Schweizerische Zeitschrift für Pharmacie, 1857, S. 115.) Die amerikanische Eishütte. Die Amerikaner bauen die Eishütte ganz oberhalb der Erde und der Bequemlichkeit wegen in der Nähe der Küche. Eine solche Hütte ist etwa 16 bis 20 Fuß im Quadrat und circa 12 Fuß hoch von 3 Fuß dicken Torfwänden aufgebaut, und wird der Torf im Verbande aufgesetzt, aber anstatt des Kalks nimmt man Sägespäne, um die Zwischenräume auszufüllen, und damit der Torf Haltung hat, wird ein gewöhnliches Ständerwerk ausgeführt und von Außen der Torf mit horizontal liegenden Bretern verkleidet, die etwas über einander fassen. Der Torf muß zu diesem Zweck recht lose und lang seyn. Ganz besonders wichtig ist es aber, daß auch unten im Fußboden 2 Fuß hoch Torf liegt oder Holz, und unmittelbar auf dem Eise wieder Stroh und Häcksel, um dadurch das Eis von allen Seiten mit schlechten Wärmeleitern zu umgeben. Die Wände müssen natürlich durch ein Stroh- oder Rohrdach verbunden seyn. Auch müssen doppelte Thüren davor seyn, die nach Norden liegen; und der Zwischenraum dieser Thüren wird mit Stroh ausgefüllt, welches vermittelst alten Leinens an die Thür genagelt wird. In einem sehr bedeutenden Hôtel fand ich vorigen Sommer das Eis auf diese amerikanische Art verwahrt, und versicherte mich der Wirth, daß ihn diese Hütte 70 Thlr. gekostet, dagegen ein gewölbter Eiskeller, der ihn über 1000 Thlr. gekostet, sich ganz unpraktisch bewiesen hatte, weil er von Steinen erbaut war. Um nun das täglich wiederholte Oeffnen der Eishütte zu vermeiden, hatte derselbe Wirth eine Kiste für Eis im Vorrathskeller, um in derselben das Fleisch, Geflügel etc. aufzubewahren. Es wurden daselbst alle 8 Tage nur etwa 3 Eimer voll Eis geholt und in diese Eiskiste eingelegt. Diese Kiste war 3 1/2 Fuß lang und 2 1/2 Fuß breit. In dieser stand eine zweite Kiste, und war der Zwischenraum dieser beiden mit Sägespänen ausgefüllt und mit doppeltem Deckel versehen, der mit Häckerling angefüllt war. Das Fleisch wurde in dieser Kiste ganz mit Eis bedeckt und hielt sich im Sommer acht Tage ganz gut darin. (Landwirthschaftliches Wochenblatt für Pommern.) Künstliche Fabrication des Eises in Nordamerika. An den Ufern des Cuyhoga, in den Vereinigten Staaten, wendet man mit Erfolg ein sehr einfaches Mittel an, um das Eis künstlich zu fabriciren. Der Apparat, womit man eine Tonne (20 engl. Cntr.) Eis in einer Operation erzeugt, besteht in einem länglich-viereckigen Kasten, welcher mit einer dicken Hülle von Kohlenpulver umgeben ist. In dieser Kammer befindet sich ein ganzes System von gußeisernen Gefrierbüchsen, welche Wasser enthalten und so auf Gitterstangen liegen, daß auf allen ihren Seiten leere Räume vorhanden sind. Eine Dampfmaschine treibt eine Luftpumpe, welche in dem Kasten das Vacuum erzeugt, wornach man längs der leeren Räume auf jeder Seite der Gefrierbüchsen einen Strom Aether hinziehen läßt, wodurch die in jeder Büchse enthaltenen 14 Kilogr. Wasser in festes Eis verwandelt werden. Beiläufig eine Stunde nach dem Beginn der Operation sinkt das Quecksilber des im Kasten angebrachten Thermometers von + 12° Celsius auf – 9° C. Dieser Apparat gestattet das Eis zum Preise von 15 Francs per Tonne zu erzeugen. (Armengaud's Génie industriel, Juni 1857, S. 289.) Die medicinisch und technisch wichtigen Pflanzen im botanischen Garten zu Breslau. Die Demonstration im botanischen Garten, welche, wie vor zwei Jahren, Hr. Geh.-Rath Prof. Dr. Göppert den Mitgliedern des Breslauer Gewerbe-Vereins und deren Gehülfen zu Theil werden ließ, fand am 10. Juli in den Abendstunden von 5 Uhr ab statt und bot auf dem Rundgange durch die umfangreichen Glashäuser sowohl als die weiten freien Räume des technisch Interessanten und darunter wiederum des Neuen eine reiche Ernte dar. Der botanische Garten gehört seinen neuen Einrichtungen, wohin u.a. an 120 Bezeichnungen sämmtlicher bekannten Vegetationsformen, hervorragenden Familien und Floren einzelner Länder zu zählen sind, unter diejenigen Bildungsmittel, welche durch eine die unmittelbare Anschauung genußreich ergreifende Form dem Nützlichen das Angenehme beigesellen. Die Bezeichnungen von 600 medicinisch oder technisch wichtigen Pflanzen in lateinischer und deutscher Sprache nebst Angabe ihres Gebrauchs, so daß gewissermaßen der Garten das Bild und die Belehrung einer immerwährenden Ausstellung darbietet, wie sie bisher noch in keiner öffentlichen oder Privatanlage eingerichtet worden ist, macht ihn selbst dem Laien benutzbar. Die Wanderung begann bei einer Gruppe der so beliebten Dracäneen (Drachenbäume), großen Prachtexemplaren, die, wie alle Blattpflanzen, ihrer dauernden, nicht an die vorübergehende Blüthe gebundenen Schönheit wegen, jetzt zu den Lieblingsgewächsen gehören. Das riesige Lilium giganteum, die Hottentottenpfeilgiftpflanze Haemanthus toxicarius, eine Steinpartie mit mexicanischen und capischen Pflanzen, unter ihnen die Aloe liefernden Gewächse. Bast und Hanf liefernde mexicanische Agaven, Bromelien, Prachtexemplare der Dasylirien, sind, gleich dem seltenen Blüthenstengel der Agave, die im gräfl. Magnis'schen Garten zu Eckersdorf 1855 geblüht (Geschenk des Hrn. Grafen), mit Recht Gegenstände der Bewunderung für das ihrer Formen ungewohnte Auge; nicht minder die giftigen baumartigen Wolfsmilcharten, die Cacteenformen, der neuseeländische Flachs, das an den Enden seiner langen, schilfartigen Blätter von selbst auseinanderfasernde Dasylirion, und die Tarawurzel, Caladium esculentum. Anschließend an unsere bekannten Formen, begrüßen uns die zuckerliefernden Ahornarten, die in Amerika noch jetzt zu diesem Zwecke vielfach benutzt werden, und die eßbare Kentucky-Kastanie, ganz fremdartig aber ist uns die im tropischen Warmhause in ununterbrochen dichtgedrängter Gruppirung angehäufte Pflanzenwelt: die amerikanische Schlingpflanze Fridericia Guilelmi, javanische Fächerpalmen, Drachenblutbäume, Sagobäume und die Familien der Farn, Cykadeen und Palmen, die Worrari-Giftpflanze, die nährenden Pisangarten mit der prachtvollen Strelitzia Augusta und Ravenala, Chinabäume, verschiedene Arten von Zimmetbäumen, 140 verschiedene Schlingsträucher und Lianen, baumartige Aroideen, ananasartige Gewächse, Zuckerrohr, Kaffeebäume, Pandaneen, der seltene Pandamus furcatus mit 30 12 Fuß langen Blättern etc. In dem andern Gewächshause sind es die Vanillenpflanzen. Ingwer, Curcumen, Cyclanthus palmatus (deren Blätter zu den Panamahüten verarbeitet werden), die Elfenbeinnußpalme, der Palmenkohl, die Steincocospalme, die Cocospalme, die Wachspalme, Sagopalmen, Chinagraspflanze, der indische Reis, der Kuh- oder Milchbaum, der Upasgiftbaum von Java, der Brodfruchtbaum aus Oceanien, der Affenbrodbaum vom Senegal, der Königschinarindenbaum, die Kannenträger: welche in ihren mit gelenkigem Deckel verschlossenen Schläuchen Wasser aus der Atmosphäre ansammeln, es dann auszugießen auf den Boden der Pflanze, oder für den Durst eines dem zuvorkommenden Reisenden; Ipecacuanha, der Englisch-Gewürzbaum, Eisenholzbäume, die Makassargiftpflanze, der Tonkabohnenbaum, der Gewürznelkenbaum, die Sinnpflanzen (Mimosen) der Gutta-perchabaum, wie die erst neuerlichst entdeckte Mutterpflanze des chinesischen Papiers Aralia papyrifera Hooker (beide zu den größten Seltenheiten des Gartens gehörend), der Ebenholzbaum, mit schwarzgeaderten Blättern, die Sternanispflanze, der Orleansbaum, der Guajakholz- und Mahagonibaum, die Baumwollenbäume und Baumwollenpflanzen, die Gummi-Gutti-Bäume, der Paranuß-Baum, die Kaper, Arabisch-Gummibäume, welche dem Beschauer entgegentreten, und vielfach Stoff zu technischen Mittheilungen boten. Von hier aus bei einer großen Gruppe chinesischer und erst in diesem Frühjahr durch die Berücksichtigung des Herrn Oberpräsidenten dem Institut zu Theil gewordener japanischer Medicinal- und Nutzpflanzen vorbei, unter welchen die Stammpflanze der chinesischen Galläpfel Rhus Osbeckii v. japonica, des chinesischen Wachses Rhus succedanea, Indigosträucher etc. hervorragen, ging es zur Aufstellung tropischer Pflanzen aller Familien, Pisangarten, baumartiger Gräser, Malven, Solaneen, Begonien etc., der Fettgewächse aller Familien und Zonen, dann zu den Nadelhölzern auf einem von großen amerikanischen Nußbäumen beschatteten Platze, die nach den Familien und diese wieder nach ihrem Vorkommen in der nördlichen oder südlichen Halbkugel, wonach sie sich auffallend von einander unterscheiden, geordnet sind. Unter ihnen erwähnen wir die Araucarien, die japanischen, chilenischen, afrikanischen, indischen und libanotischen Cedern, die sonderbaren braunblättrigen Dammaraharzbäume Neu-Seelands, die orientalische Tanne, den Sandarakbaum des Atlas, die langnadligen Kiefern des Himalaya, Mexico's und Jamaica's u. v. a. Von da bewegte sich die Demonstration zu einer großen Anpflanzung der verschiedenen Arten der tropischen (javanischen, westindischen, afrikanischen, brasilianischen), chinesischen und japanischen Yamswurzeln (Dioscoreen und Bataten), dem chinesischen Indigoknöterich Polygonum tinctorium, und zur Aufstellung der allgemeinen neuholländischen Flora in 15–30 Fuß hohen Exemplaren und einzelnen Familien derselben, wie den Proteaceen, Casuaricen, Myrtaceen, Eucalypteen, Leguminosen. An diese schloß sich die allgemeine Flora des Vorgebirges der guten Hoffnung und der kanarischen Inseln mit den Mutterpflanzen des Rosenholzes etc. Bei den nach natürlichen Familien gepflanzten Bäumen und Sträuchern, unter ihnen Schlingpflanzen, der Clematis, Rosen, Wein-Arten (u.a. den Korinthen), den Crataegus- und Pyrus-Arten, dem Fisetholzbaum, dem Gelbholz von Cumberland (Virgilia latea), dem so scharfen Giftsumach Rhus Toxicodendron vorbei ging es zur physiologischen Partie. Diese hat in neuerer Zeit wieder an Ausdehnung sehr gewonnen, insbesondere durch einen Querschnitt von 4–500jähriger Rothtanne aus dem Böhmerwald, Stücke der 4–500 Jahre alt gewordenen, den 13. Juli d. J. durch Windstoß gestürzten Eiche von Pleischwitz bei Breslau, 70–120jährige Myrthen und Orangen etc. Alle hier ausgestellten zur Erläuterung der Wachsthumsverhältnisse der Bäume bestimmten (nahe an 100) Exemplare finden auf besonderen Tafeln ihre Erklärung. Auch die Braunkohlenflora sehen wir durch eine Anzahl von Blöcken und bituminösen Hölzern, unter denen das wiederzusammengefügte, 36 Fuß im Umfange messende untere Stammende eines Baumes aus den Lasaner Braunkohlenlagern als einzig in seiner Art dasteht, und durch eine Beschreibung der Braunkohlenlager-Bildung erläutert. – Die Wanderung wurde sodann zu der Aufstellung der medicinisch und technisch wichtigen Topfpflanzen aller Zonen, wie dem Oelkampher-, Pistacienbaum, Sago-, Lorber-, Sassafrasbäumen, immergrünen neuspanischen und europäischen Eichen mit eßbaren Früchten, der Korkeiche, türkischen, ungarischen Galläpfeleiche etc. fortgesetzt, und weiter zu der Anpflanzung von 500 perennirenden medicinischen und technisch wichtigen Pflanzen (allen, die sich irgend nur in Gärten auffinden ließen), zu der Baumpflanzung, deren Ganzes an die Vegetationsverhältnisse der Wälder der mittlern Vereinigten Staaten erinnert (namentlich Eichen, Buchen, Magnolien, Roßkastanien, Eschen), endlich wieder an den Teich (ehemaligen Wallgraben) mit Aussicht auf den ältesten Baum des Gartens und den einzigen, der älter ist als der Garten selbst, eine Schwarzpappel am Südrande des Teiches; vorüber an Anpflanzungen von Nadelhölzern der nördlichen Halbkugel zu der jetzt durch zahlreiche Alpenpflanzen belebten, profilirt aufgemauerten Darstellung der Steinkohlenformation,Man vergl. darüber polytechn. Journal Bd. CXLI S. 461. die einen Zuwachs von erheblichen schönen Exemplaren erfahren und auch den Winter wieder gut überstanden hat. Bei den mexicanischen Cedern vorbei über eine Brücke mit Aussicht auf alle Baumpartien des Gartens, ging es durch den Nadelholzwald mit allen im Freien ausdauernden Arten, unter deren Schutze zahlreiche Gruppen immergrüner Sträucher Europa's, Amerika's und Australiens, Farn verschiedener Regionen und eine Partie in üppigstem Wachsthum stehender Riesengebirgs-Pflanzen stehen, die, wie alle übrigen im ganzen Bereiche des botanischen Gartens vorhandenen sehr zahlreichen Bürger einheimischer Flora, vom Director selbst und von zahlreichen Freunden und Schülern nach und nach zusammengebracht wurden. Nach also beschlossenem, fast dreistündigem Rundgange, auf welchem größere und kleinere Zeichnungen die Bilder derjenigen Pflanzen gewährt hatten, welche in natura nicht, oder nicht in ihrem vollen Umfange vertreten sind, ward Hrn. G. R. Göppert der wohlverdiente Dank des Vereins durch die mitanwesenden Directionsmitglieder ausgesprochen, und es schied die Versammlung um einen gleichsam aus allen Zonen concentrirten Naturgenuß und einen Schatz von Belehrungen bereichert. (Breslauer Gewerbeblatt, 1857 Nr. 88.)