Titel: | Ueber die chemischen Veränderungen, welche das Roheisen während seiner Umwandlung in Stabeisen erfährt; von Prof. F. Crace Calvert und Richard Johnson. |
Fundstelle: | Band 146, Jahrgang 1857, Nr. XXXI., S. 121 |
Download: | XML |
XXXI.
Ueber die chemischen Veränderungen, welche das
Roheisen während seiner Umwandlung in Stabeisen erfährt; von Prof. F. Crace Calvert und Richard Johnson.
Aus dem Philosophical Magazine, September 1857, S.
165.
Mit einer Abbildung.
Calvert, über die chemischen Veränderungen des Roheisens während
Umwandlung in Stabeisen.
Wir wünschten einige Verbesserungen in der Eisenfabrication zu machen und gingen
daher die bisherigen Analysen von Roheisen und Stabeisen genau durch; wir fanden
aber, daß sich zwischen deren Resultaten keine Vergleichung anstellen läßt, weil die
analysirten Proben von verschiedenen Quellen herstammten, auch keine Analyse
bezüglich der verschiedenen chemischen Veränderungen welche das Roheisen während des
Puddelprocesses erfährt, bisher veröffentlicht worden ist. Wir entschlossen uns
daher, diese Untersuchung vorzunehmen, in der Hoffnung einiges Licht über diese
wichtige Operation bei der Eisenfabrication zu verbreiten, und dadurch die
Eisenhüttenmänner in Stand zu setzen diejenigen Verbesserungen im Puddeln des Eisens
zu machen, welche in mehrfacher Hinsicht so wünschenswerth sind.
Um die allmählichen Veränderungen welche das Roheisen während seiner Umänderung in
Stabeisen erfährt, zu erforschen, nahmen wir, nachdem das Roheisen im Puddelofen
geschmolzen war, nach jedesmaligem Verlauf von fünf bis zehn Minuten Proben aus
demselben und ermittelten dann deren chemische Zusammensetzung. Die analytischen
Verfahrungsarten, welche wir befolgten, um die Bestandtheile des Roh- und
Stabeisens, sowie der während des Puddelns aus dem Ofen gezogenen Proben zu
bestimmen, wollen wir vor Allem ausführlich beschreiben; auf die Genauigkeit der von
uns angenommenen analytischen Methoden mußten wir uns ganz verlassen können, weil im
Roheisen die fremdartigen Bestandtheile größtentheils nur in geringer Menge
enthalten sind, und von ihrer allmählichen Entfernung oder Abnahme die Güte des
erzeugten Stabeisens abhängt.
Eisen. – Um das Eisen quantitativ zu bestimmen, lösten wir 1 Gramm der
Eisenprobe in reiner Salzsäure auf, reducirten die Lösung durch Zusatz von ein wenig
reinem Zink vollständig zu Oxydulsalz, und bestimmten dann den Eisenbetrag nach Margueritte's Verfahren.Im polytechn. Journal Bd. C S.
380.
Kohlenstoff. – Nach vielen Versuchen fanden wir,
daß das beste Verfahren zur Bestimmung desselben darin besteht, das Eisen in sehr
feines Pulver zu verwandeln, entweder durch Pulverisiren oder mittelst einer Feile,
und dann den Kohlenstoff mit Hülfe der Rothglühhitze durch einen langsamen Strom von
reinem und trocknem Sauerstoffgas zu verbrennen. Dazu wendeten wir folgenden Apparat
an:
Textabbildung Bd. 146, S. 122
a Kolben, enthaltend ein Gemenge von chlorsaurem Kali
und Kupferoxyd, welches durch gelindes Erhitzen einen regelmäßigen Strom von
Sauerstoff liefert.
b Flasche, enthaltend eine concentrirte Lösung von
Aetzkali, um alles Chlor und jedes Oxyd desselben, welche etwa erzeugt wurden,
zurückzuhalten.
c Röhre, gefüllt mit Bimsstein, welcher mit
Aetzkalilösung befeuchtet wurde; sie dient zu demselben Zweck wie die vorhergehende
Flasche.
d ist eine Uförmige Röhre,
welche mit Stücken von geschmolzenem Netzkali gefüllt ist und ebenfalls zu demselben
Zwecke dient.
e Flasche, welche concentrirte Schwefelsäure enthält, um
alle im Sauerstoffgas etwa enthaltene Feuchtigkeit zurückzuhalten.
f Porzellanrohr, in welches ein Porzellanschälchen
gestellt wurde, worin sich das pulverisirte Eisen befand.
g Rohr, gefüllt mit kleinen Stücken von Bimsstein,
welche mit concentrirter Schwefelsäure befeuchtet sind, damit sie jede Feuchtigkeit
zurückhalten.
h Kugelapparat, gefüllt mit concentrirter Kalilauge, um
die Kohlensäure zu bestimmen, welche durch die Vereinigung des Sauerstoffs mit dem
Kohlenstoff des Eisens erzeugt wurde.
i kleine Röhre mit Stücken von Aetzkali, um jede Spur
von Kohlensäure zurückzuhalten, welche im Kugelapparat etwa nicht absorbirt
wurde.
Damit die Absorption der Kohlensäure vollständig erfolgt, ist es nothwendig die
Operation sehr regelmäßig und langsam zu leiten; es sind daher beiläufig zwei Stunden
erforderlich, um allen Kohlenstoff zu verbrennen welcher in beiläufig 3 Grammen
Eisen enthalten ist.
Nach dieser. Methode ergab sich bei zwei Analysen derselben Probe selten eine größere
Differenz als 0,05. Wir gebrauchten auch die Vorsicht, das nach der Verbrennung
erhaltene Eisenoxyd aufzulösen, um uns zu überzeugen daß es kein Wasserstoffgas
entwickelte und folglich kein metallisches Eisen zurückblieb.
Silicium. – Das im Roheisen enthaltene Silicium
ist sehr schwierig mit Genauigkeit zu bestimmen, und erst nachdem wir verschiedene
Verfahrungsarten vergeblich versucht hatten, nahmen wir die folgende an, welche uns
sehr genügende und übereinstimmende Resultate gab. 5 Gramme des Eisens wurden in
Königswasser aufgelöst, welches überschüssige Salpetersäure enthielt, worauf man das
Ganze zur Trockne verdampfte und in einem Platintiegel mit seinem dreifachen Gewicht
eines Gemenges von reinem kohlensaurem Kali und kohlensaurem Natron schmolz. Die
erhaltene Masse wurde in Wasser aufgelöst und mit Königswasser gekocht, bis
sämmttliches Eisenoxyd in Lösung übergegangen war, worauf man wieder zur Trockne
verdampfte und den Rückstand sorgfältig auf beiläufig 200° C. erhitzte. Die
Masse wurde dann mit Salzsäure und Wasser behandelt, die Kieselerde auf einem Filter
gesammelt und mit verdünnter Salzsäure ausgewaschen, bis sie vollkommen weiß war,
dann getrocknet und geglüht, worauf ihr Gewicht den Siliciumgehalt des analysirten
Eisens ergab.
Schwefel. – Da der Schwefel nur in sehr geringer
Menge im Roheisen und Stabeisen vorkommt, so ist es Ziemlich schwierig, sein
Verhältniß genau zu bestimmen; dazu kommt noch, daß uns keine der bisher empfohlenen
Methoden genügende Resultate gab. So schlug uns z.B. die Methode den Schwefel in
Form von Schwefelwasserstoff zu bestimmen, deßhalb fehl, weil es schwierig ist, die
letzten Spuren von Schwefelwasserstoff zu entfernen, welche die Flüssigkeit
zurückhält, worin das Eisen aufgelöst ist und in welcher das Gas erzeugt wurde. Das
Verfahren hingegen, welches darin besteht, das Eisen in Königswasser aufzulösen, den
größern Theil der Säure kochend zu verjagen, und dann der Lösung salpetersauren
Baryt zuzusetzen, kann nicht mit Sicherheit befolgt werden; denn einer von unsCalvert, im Journal für praktische Chemie Bd.
LXVIII S. 305. hat gezeigt, daß schwefelsaurer Baryt in sauren Flüssigkeiten löslich ist,
besonders in den salpetersäurehaltigen, und zwar oft in solcher Menge, daß
dadurch eine größere Differenz zwischen den Analysen zweier Proben desselben Eisens
entsteht, als die wirkliche Schwefel-Differenz bei zwei Eisenproben von
verschiedenen Erzen beträgt. Diese Betrachtungen veranlaßten uns das letzterwähnte
Verfahren in folgender Weise abzuändern: – 5 Gramme der zu analysirenden
Eisenprobe wurden in feines Pulver verwandelt, welches wir allmählich und langsam in
ein stark oxydirendes, aus 4 Th. rauchender Salpetersäure und 1 Th. Salzsäure
bestehendes Königswasser eintrugen. Nachdem sich das Eisen aufgelöst hatte, wurde
die Lösung zur Consistenz eines dünnen Syrups abgedampft, dann allmählich mit ihrem
vierfachen Gewicht eines Gemenges von reinem kohlensaurem Kali und Natron gemischt,
und eine Stunde lang in einem Platintiegel zum Rothglühen erhitzt. Die geschmolzene
Masse wurde hierauf mit reinem kochendem Wasser erhitzt, bis der ganze lösliche
Antheil aufgelöst war. Diese Flüssigkeit machten wir mit Salzsäure schwach sauer,
verdampften sie dann zur Trockne, und erhitzten den Rückstand auf 200° C., um
die Kieselerde unlöslich zu machen. Das Ganze wurde hierauf mit Wasser behandelt,
welches mit Essigsäure schwach angesäuert war, und nach dem Absondern der Kieselerde
durch Filtriren, wurde der Gehalt an Schwefelsäure, und folglich an Schwefel, aus
dem Gewicht des erhaltenen schwefelsauren Baryts bestimmt.
Phosphor. – Wir haben auch die genaue Bestimmung
dieses Körpers als sehr wichtig betrachtet, weil derselbe, wie der Schwefel, nur in
kleiner Menge vorhanden zu seyn braucht, um höchst schädlich zu seyn; schon einige
Tausendtheile Phosphor mehr, oder weniger, ändern den Werth des Eisens für viele
Zwecke gänzlich. Zur Bestimmung des Phosphors haben wir ein ähnliches Verfahren wie
für den Schwefel, befolgt, mit dem Unterschied, daß wir die auf 200° C.
erhitzte Masse mit Wasser behandelten, welches mit Salzsäure (anstatt mit
Essigsäure) versetzt war und dann der Flüssigkeit, woraus wir die Kieselerde
abgesondert hatten, Ammoniak in Ueberschuß zusetzten. Diese Flüssigkeit ließen wir
stehen, um zu sehen ob sich Thonerde aus ihr abschied; war dieses nicht der Fall, so
setzten wir Salzsäure in Ueberschuß zu, dann reines Chlorcalcium, und hierauf wieder
Ammoniak, welches phosphorsauren Kalk, entsprechend der Forme PO⁵ 3 CaO,
fällte, aus dem die Menge des Phosphors berechnet wurde. Dabei waren wir stets
besorgt, vor dem Zusatz von Chlorcalcium die Flüssigkeit so zu verdünnen, daß kein
schwefelsaurer Kalk gefällt werden konnte, auch wuschen wir den Niederschlag rasch
aus, damit sich kein kohlensaurer Kalk bilden konnte. Von der Verläßlichkeit dieser
Methode haben wir uns während unserer Analysen mehrmals auf die Art überzeugt, daß
wir den Gehalt unserer Niederschläge an Kalk und Phosphorsäure nach Reynoso's VerfahrenIm Journal für praktische Chemie Bd. LIV S. 261. bestimmten.
Aluminium. – Wenn solches vorhanden war, schied es
sich bei der vorhergehenden Analyse auf angegebene Weise ab und sein Betrag konnte
also bestimmt werden. Wir haben auch mehrmals Eisen in Königswasser aufgelöst, die
Lösung zur Trockne abgedampft und den Rückstand mit einem Gemenge von kohlensauren
Alkalien geschmolzen, welchem wir ein wenig caustisches Alkali zugesetzt hatten.
Uebrigens fanden wir in dem von uns analysirten Eisen entweder kein Aluminium oder
bloß Spuren desselben.
Mangan. – 5 Gramme Eisen wurden in Königswasser
aufgelöst, das Ganze zur Trockne verdampft und den Rückstand mit kohlensauren
Alkalien geglüht. Die geschmolzene Masse wurde mit kochendem Wasser behandelt, und
in die Lösung wurden kleine Stücke schwedisches Papier gegeben, um das mangansaure
Alkali zu reduciren. Das Eisen und Mangan wurden dann auf einem Filter gesammelt,
gut ausgewaschen und hierauf in Salzsäure aufgelöst. Diese Lösung wurde wieder
abgedampft, und der Rückstand hinlänglich erhitzt um die Kieselsäure unauflöslich zu
machen. Derselbe wurde dann mit ein wenig schwacher Salzsäure behandelt, und die
Lösung filtrirt um die Kieselerde abzusondern. Dann wurde frisch bereiteter
kohlensaurer Baryt zugesetzt um das Eisenoxyd zu fällen; dieses wurde abfiltrirt,
und der Flüssigkeit schwefelsaures Natron nebst ein wenig Salzsäure zugesetzt, um
den aufgelösten Baryt abzuscheiden; endlich wurde das Mangan durch ein wenig
Aetzkali gefällt, ausgewaschen, getrocknet, geglüht, und sein Betrag bestimmt.
Wir müssen in Kürze die physischen Veränderungen
beschreiben, welche das Roheisen während seiner Umwandlung in Stabeisen erfährt.
Nach dem ersten Erhitzen im Puddelofen bildet es eine dicke, teigige Masse, welche
allmählich dünn, und so flüssig wie Quecksilber wird. Wenn es diesen Punkt erreicht
hat, kommt es in heftiges Aufkochen, ohne Zweifel in Folge der Oxydation des
Kohlenstoffs und des Entweichens des dabei entstandenen Kohlenoxydgases. Während
dieser Periode der Operation schwillt die Masse bedeutend auf, und der Puddler rührt
die geschmolzene Masse rasch um, in der Absicht die Oxydation des Kohlenstoffs zu
erleichtern. Nach einer kurzen Zeit setzt sich die Masse allmählich; der Puddler
wechselt dann sein hakenförmiges Werkzeug, womit er das Eisen durchgearbeitet und
gewendet hat, und schreitet zum eigentlichen Puddeln; er sucht nämlich die in der
geschmolzenen Schlackenmasse schwimmenden Klümpchen oder Kügelchen hämmerbaren
Eisens in größere Klumpen, sogenannte Ballen, zu vereinigen; zu dem Ende wird ein
Klümpchen, das hierbei gleichsam als Kern dient, auf der weichen Masse hin und her
gerollt, wobei die Klümpchen zusammenschweißen, sich von der Schlacke trennen und
nach und nach durch Anhäufung große Klumpen, sogenannte Ballen, von beiläufig je 80
Pfd. Gewicht bilden, von welchen die Schlacke ausfließt. Dieser Theil der Operation
erfordert von Seite des Puddlers große Geschicklichkeit; denn es ist nahezu
sämmtlicher Kohlenstoff oxydirt worden, daher, wenn der Luftstrom nicht mit großer
Sorgfalt regulirt wird, das Eisen selbst oxydirt (verbrannt) wird, wodurch nicht nur
der Verlust an hämmerbarem Eisen größer wird, sondern auch das Eisen, weil es eine
gewisse Menge Eisenoxyd enthält, sich spröde und von schlechter Qualität zeigt.
Wir wollen nun die verschiedenen chemischen Veränderungen
untersuchen, welche das Roheisen während seiner Umwandlung in Stabeisen erfährt.
Das Roheisen, welches wir für unsere Versuche wählten, war ein gutes Staffordshirer,
mit kaltem Winde erblasenes, und zwar graues Nr. 3, welches man zur Anfertigung von
Eisendraht benutzt. Seine Zusammensetzung war folgende:
Erste Analyse.
Zweite Analyse.
Mittel.
Kohlenstoff
2,320
2,230
2,275
Silicium
2,770
2,670
2,720
Phosphor
0,580
0,710
0,645
Schwefel
0,318
0,288
0,301
Mangan und
Aluminium
Spuren
Spuren
Eisen
94,059
94,059
94,059
–––––––––––––––––––––––––––––––––
100,047
99,957
100,000
224 Pfd. solchen Roheisens wurden am 4. April 1856 um 12 Uhr in einen Puddelofen
gebracht, welcher mit kleinen Brocken hämmerbaren Eisens ausgereinigt worden war.
Nach dreißig Minuten begannen die Flossen zu erweichen und ließen sich leicht
zerbröckeln; nach weitern zehn Minuten singen sie an zu schmelzen. Die erste Probe
wurde um 12 Uhr 40 Minuten aus dem Ofen genommen; man schöpfte sie aus der Mitte der
geschmolzenen Masse mit einer großen eisernen Schaufel und goß sie zum Abkühlen auf
eine Steinplatte. Bis zu dieser Zeit war die Klappe auf der Esse offen gehalten
worden, nun aber schloß man sie nahezu, so daß die Verbrennungsproducte durch die
Thür des Ofens und andere Oeffnungen austraten, während wenig oder nichts von
denselben aus der obern Essenmündung entwich.
Aeußeres Ansehen der ersten Probe.
Die aus dem Ofen genommene Probe hatte auf dem Bruch nicht mehr das Ansehen von
grauem Roheisen Nr. 3, sondern derselbe war silberweiß und metallisch, ähnlich
demjenigen des Feineisens. Das rasche Abkühlen der Probe war ohne Zweifel die
Ursache dieser Veränderung, denn sie enthielt noch eben so viel Kohlenstoff wie das
angewendete Roheisen, und überdieß in einem sehr ähnlichen Zustande, da in beiden
Fällen eine große Menge schwarzer Flocken von Kohlenstoff in der sauren Flüssigkeit
schwamm, worin das Eisen aufgelöst worden war. Diese Probe enthielt an Kohlenstoff
und Silicium in 100 Theilen:
Erste Analyse.
Zweite Analyse.
Mittel.
Kohlenstoff
2,673
2,780
2,726
Silicium
0,893
0,938
0,915
Diese Resultate sind sehr interessant, weil sie zeigen, daß das Eisen während der
vierzig Minuten die es im Ofen war, zwei entgegengesetzte chemische Veränderungen
erfuhr; denn während das Verhältniß von Kohlenstoff zunahm, hat der Siliciumgehalt
rasch abgenommen. Diese merkwürdige Thatsache zeigt sich noch auffallender bei der
Probe welche wir um 1 Uhr Nachmittags aus dem Ofen nahmen, also zwanzig Minuten
später als die vorhergehende Probe, wie man aus folgender Tabelle ersieht:
Kohlenstoff.
Silicium.
Angewendetes Roheisen
2,275
2,720
1ste Probe, herausgenommen um 12 Uhr 40
Min.
2,726
0,915
2te Probe, herausgenommen um 1 Uhr 0
Min.
2,905
0,197
Der Kohlenstoff hatte also um 0,625 oder 21,5 Proc. seines respectiven Gewichts
zugenommen, und das Silicium hatte in dem großen Verhältniß von über 90 Proc.
abgenommen. Es ist wahrscheinlich, daß diese entgegengesetzten chemischen Wirkungen
bezüglich des Kohlenstoffs dem Umstand zuzuschreiben sind, daß dieser Körper im Ofen
im Ueberschuß und in sehr zertheiltem Zustande oder im Entbindungsmoment vorhanden
ist, und daß er sich deßhalb unter dem Einfluß der hohen Temperatur mit dem Eisen
verbindet, für welches er eine große Verwandtschaft hat, während das Silicium und
ein kleiner Antheil von Eisen oxydirt werden und sich mit einander zu kieselsaurem
Eisenoxydul verbinden, aus welchem die während dieser ersten Periode des Puddelns
erzeugte Schlacke besteht und das eine so wichtige Rolle bei den späteren
Erscheinungen des Puddelprocesses spielt.
Zweite Probe, aus dem Ofen genommen um 1 Uhr.
Diese Probe enthielt folgende Quantitäten von Kohlenstoff und Silicium:
Erste Analyse.
Zweite Analyse.
Mittel.
Kohlenstoff
2,910
2,900
2,905
Silicium
0,226
0,168
0,197
Sie hatte dasselbe weiße, silberähnliche Ansehen wie Nr. 1, dagegen war sie schwach
hämmerbar, während Nr. 1 spröde war. Die Schlacke war nach dem Erkalten der Masse
auf deren Oberfläche, und nicht mit dem metallischen Eisen gemengt, wie bei den
nachfolgenden Proben.
Dritte Probe, herausgenommen um 1 Uhr 5 Minuten.
Als die Masse im Ofen sehr flüssig geworden war und anfing aufzuschwellen oder in den
Zustand des sogenannten „Aufkochens“ zu kommen, wurde eine
kleine Quantität ausgeschöpft. Nach dem Erkalten war dieselbe von den beiden
vorhergehenden ganz verschieden, denn sie bestand aus Kügelchen welche einander
anhafteten und mit der Schlacke gemengt waren; die Masse war daher nicht compact,
wie die vorhergehenden, sondern leicht und schwammig; ihr äußeres Ansehen war
schwarz, und die kleinen Kügelchen zeigten auf dem Bruch einen starken Metallglanz,
während sie sich unter dem Hammer sehr spröde erwiesen. Die Trennung der Schlacke
von den Eisenkügelchen verursachte uns anfangs Schwierigkeiten; dann fanden wir
aber, daß wenn das Ganze während langer Zeit pulverisirt wird, die Schlacke sich in
ein unfühlbares Pulver verwandelt, worauf sie durch Sieben von dem Eisen abgesondert
werden kann, welches viel weniger zerreiblich ist. Das so von seiner Schlacke
gereinigte Eisen gab uns folgende Resultate:
Erste Analyse.
Zweite Analyse.
Mittel.
Kohlenstoff
2,466
2,421
2,444
Silicium
0,188
0,200
0,194
Vierte Probe, herausgenommen um 1 Uhr 20 Minuten.
Sobald die letzte Probe herausgenommen war, wurde die Klappe auf der Esse ein wenig
gehoben, um einen schwachen Luftstrom zuzulassen, der den Rauch beseitigte welcher
aus der Ofenthür austrat, wodurch der Puddler eine klare und lebhafte Flamme
herstellte. Dieß geschah ohne Zweifel, um die Oxydation des im Eisen enthaltenen
Kohlenstoffs zu erleichtern, und um diese Wirkung noch zu verstärken, rührte der
Puddler die Masse rasch um. Unter diesen Umständen schwoll die Masse rasch auf, wobei ihr
anfängliches Volum wenigstens vier- bis fünfmal größer wurde; um 1 Uhr 20
Minuten, wo die Masse in vollem Aufkochen war, wurde diese vierte Probe
herausgenommen. Während des Abkühlens derselben brachen aus verschiedenen Theilen
kleine blaue Flammen von Kohlenoxyd hervor, ohne Zweifel in Folge der Verbrennung
von Kohlenstoff durch den Sauerstoff der Atmosphäre. Diese Erscheinung, welche bei
den vorhergehenden Proben nicht beobachtet wurde, ist wahrscheinlich folgenden
Ursachen zuzuschreiben: 1) daß das Gußeisen, nachdem es durch das Aufkochen in einen
fein zertheilten Zustand versetzt worden ist, der Einwirkung des Sauerstoffs der
Luft eine große Oberfläche darbietet, wodurch die Vereinigung des Sauerstoffs mit
dem Kohlenstoff des Eisens erleichtert wird; und 2) daß in dieser Periode der
Kohlenstoff wenig oder keine Verwandtschaft für das Eisen zu besitzen scheint, denn
einer von uns hatte oft beobachtet, daß beim Puddeln von graphitreichem Roheisen der
Kohlenstoff von dem Eisen frei gemacht wird; taucht man nämlich eine kalte
Eisenstange in die Masse geschmolzenen Eisens im Puddelofen, so überzieht sie sich
mit Eisen und einer Menge glänzender Schuppen von Graphit-Kohlenstoff.
Das äußere Ansehen dieser Probe Nr. 4 war höchst interessant; sie ist so leicht und
besteht aus so kleinen Körnchen, daß sie einem Ameisennest gleicht. Die Theilchen
haben keine Adhärenz zu einander, denn die Masse zerfällt durch bloßes Angreifen in
Stücke. Dieß rührt daher, weil jedes Eisentheilchen innig mit Schlacke gemengt ist.
Die Eisenkörnchen sehen äußerlich schwarz aus und sind unter dem Hammer sehr spröde;
ihr Bruch ist glänzend, silberweiß, metallisch. Die Schlacke wurde nach der oben für
Nr. 3 beschriebenen Methode abgesondert; die Quantitäten von Kohlenstoff und
Silicium, welche das Eisen enthielt, waren folgende:
Erste Analyse.
Zweite Analyse.
Mittel.
Kohlenstoff
2,335
2,276
2,305
Silicium
0,187
0,178
0,182
Fünfte Probe, herausgenommen um 1 Uhr 35 Minuten.
Diese Probe ist eine sehr wichtige in der Reihe, denn sie ist die erste, worin das
Eisen hämmerbar ist und sich mit dem Hammer platt schlagen läßt. Man schöpfte sie
aus dem Ofen unmittelbar nach beendigtem Aufkochen, als die geschwollene Masse sich
zu setzen begann. Die Klappe an der obern Essenmündung war aufgezogen, so daß ein
sehr rascher Zug durch den Ofen hergestellt war. Der Puddler schritt auch zum
Formiren der Ballen.
Nach dem Erkalten hat diese Probe das Ansehen von Nr. 3 und 4; die Masse ist nämlich
schwammig und spröde, wie bei Nr. 4, aber weniger gekörnt, und besteht wie Nr. 3 aus
getrennten Kügelchen, welche mit der Schlacke gemengt sind. Die Körnchen sind
äußerlich schwarz, aber platt geschlagen glänzend und metallisch. Die Analyse dieser
Kügelchen beweist, daß die Eisenmasse im Ofen während der Viertelstunde, welche seit
dem Herausnehmen der Probe Nr. 4 verlief, einen großen Theil ihres Kohlenstoffs,
entsprechend 20 Procent seines Gewichts, verloren hat, wogegen der Siliciumgehalt
nahezu unverändert blieb.
Erste Analyse.
Zweite Analyse.
Mittel.
Kohlenstoff
1,614
1,681
1,647
Silicium
0,188
0,178
0,185
Sechste Probe, herausgenommen um 1 Uhr 40 Minuten.
Der Grund, weßhalb diese Probe nur fünf Minuten nach der letzten Probe herausgenommen
wurde, war, daß die Masse im Ofen sich rasch in zwei verschiedene Producte
umwandelte, nämlich einerseits die Schlacke, und andererseits kleine Kügelchen von
hämmerbarem Eisen. Wir legten einige Wichtigkeit auf diese Probe, weil der Puddler
auf dem Punkt war das Formiren der Ballen zu beginnen, welche unter dem Stirnhammer
gezängt und dann zu Stäben gewalzt werden.
Während die für die Analyse herausgenommene Masse abkühlte, brachen kleine blaue
Flammen von Kohlenoxyd aus ihr hervor; sie waren ähnlich den bei Nr. 4 und 5
beobachteten, aber nicht so reichlich. Das äußere Ansehen dieser Probe war der
letzten sehr ähnlich, mit der Ausnahme, daß die Schlacke mit den Eisenkügelchen
nicht so innig gemengt war, und daß diese größer waren und beim Hämmern schwach
zusammenschweißten. Der Gehalt an Kohlenstoff und Silicium war folgender:
Erste Analyse.
Zweite Analyse.
Mittel.
Kohlenstoff
1,253
1,160
1,206
Silicium
0,167
0,160
0,163
Vergleicht man diese Zahlen mit denen der vorhergehenden Analyse, so sieht man, daß,
während der Siliciumgehalt nahezu unverändert bleibt, der Kohlenstoffgehalt rasch
abnimmt; denn in den fünf Minuten, welche zwischen dem Herausnehmen der zwei Proben
verflossen, hatte der Kohlenstoffgehalt um 28 Proc. seines Gewichts abgenommen.
Diese rasche Abnahme des Kohlenstoffs im Eisen dauert während der übrigen zehn
Minuten des Puddelns fort; das Eisen verlor nämlich in einer Viertelstunde, von 1
Uhr 35 Minuten bis 1 Uhr 50 Minuten, 50 Proc. des Kohlenstoffs, welchen es um 1 Uhr
35 Minuten enthielt.
Siebente Probe, herausgenommen um 1 Uhr 45
Minuten.
Diese Probe wurde genommen, nachdem der Puddler das Formiren der Ballen begonnen
hatte. Das äußere Ansehen dieser Probe ist zwar der letzten ähnlich, sie
unterscheidet sich aber von ihr dadurch, daß die Körnchen größer sind, und nahezu
von der Schlacke getrennt, welche über und unter der Masse eine Schicht bildet.
Diese Körnchen sind auch viel hämmerbarer, denn sie lassen sich unter dem Hammer
leicht platt schlagen. Letztere Thatsache erklärt sich durch ihren geringen
Kohlenstoffgehalt; wir fanden nämlich in denselben:
Erste Analyse.
Zweite Analyse.
Mittel.
Kohlenstoff
1,000
0,927
0,963
Silicium
0,160
0,167
0,163
Achte Probe, herausgenommen um 1 Uhr 50 Minuten.
Man nahm diese Probe wenige Minuten bevor die Ballen aus dem Ofen gezogen werden
konnten, um sie unter dem Hammer zu zängen; sie war ein Theil von einem solchen
Ballen. Man beobachtete, daß aus der Masse während ihres Abkühlens keine blaue
Flamme ausbrach. Das äußere Ansehen der Probe zeigte, daß die Masse des Ballens noch
schwammig war, und gekörnt ähnlich den vorhergehenden. Der einzige Unterschied
bestand darin, daß die Körnchen einander so anhafteten, daß eine gewisse Kraft zu
ihrer Trennung erforderlich war, ferner daß sie viel hämmerbarer waren. In 100
Theilen derselben fand man:
Erste Analyse.
Zweite Analyse.
Mittel.
Kohlenstoff
0,771
0,773
0,772
Silicium
0,170
0,167
0,168
Wir müssen hier bemerken, daß der schwarze Ueberzug der Eisenkörnchen, selbst der
Probe Nr. 8, das Eisen vollkommen gegen Oxydation schützt; denn keine der Proben
oxydirte sich während der neun Monate, wo sie im Laboratorium der mit verschiedenen
sauren Dämpfen geschwängerten Atmosphäre ausgesetzt blieben. Der schwarze Ueberzug
besteht wahrscheinlich aus einer salzartigen Eisenoxydverbindung.
Neunte Probe. – Gepuddelte Stange.
Die aus dem Ofen gezogenen Ballen wurden mittelst des Hammers gezängt (um die
eingeschlossene flüssige Schlacke auszupressen und die Theile des Eisens durch
Schweißung zu vereinigen), und dann zu Stangen ausgewalzt. In letztern fanden
wir:
Erste Analyse.
Zweite Analyse.
Mittel.
Kohlenstoff
0,291
0,301
0,296
Silicium
0,130
0,110
0,120
Schwefel
0,132
0,126
0,134
Phosphor
0,139
....
0,139
Zehnte Probe. – Drahteisen.
Die gepuddelten Stangen wurden in Stücke von beiläufig 4 Fuß Länge zerschnitten, in
einem Ofen zum Weißglühen erhitzt, und dann zu Drahteisen gewalzt. Der Gehalt
desselben an Kohlenstoff, Silicium, Schwefel und Phosphor war folgender:
Erste Analyse.
Zweite Analyse.
Mittel.
Kohlenstoff
0,100
0,122
0,111
Silicium
0,095
0,082
0,088
Schwefel
0,093
0,096
0,094
Phosphor
0,117
....
0,117
Endlich analysirten wir auch noch die Schlacke, welche im Puddelofen zurückblieb,
nachdem die Ballen aus demselben gezogen waren; sie hatte folgende
Zusammensetzung:
Kieselerde
16,53
Eisenoxydul
66,23
Schwefeleisen
6,80
Phosphorsäure
3,80
Manganoxydul
4,90
Thonerde
1,04
Kalk
0,70
––––––
100,00
In der Schlacke finden sich also das Silicium, der Phosphor, Schwefel und das Mangan,
welche im Roheisen vorhanden waren; der Phosphor und das Silicium werden vom Eisen
wahrscheinlich dadurch abgeschieden, daß sie mit seinem Oxyd schmelzbare
Verbindungen bilden.
Schließlich stellen wir unsere Resultate in einer Tabelle zusammen, woraus die
allmähliche Abnahme des Kohlenstoffs und Siliciums ersichtlich ist.
Zeit.
Kohlenstoff.
Silicium.
Angewendetes Roheisen
–
2,275
2,720
Probe Nr. 1
12 Uhr 40 Min.
2,726
0,915
„
„ 2
1
„
0 „
2,905
0,197
„
„ 3
1
„
5 „
2,444
0,194
„
„ 4
1
„ 20 „
2305
0,182
„
„ 5
1
„ 35 „
1,647
0,183
„
„ 6
1
„ 40 „
1,206
0,163
„
„ 7
1
„ 45 „
0,963
0,163
„
„ 8.
1
„ 50 „
0,772
0,168
Gepuddelte Stange, Nr.
9
0,296
0,120
Drahteisen, Nr. 10
0,111
0,088