Titel: | Ueber die Trennung von Jod, Brom und Chlor, und über den relativen Verwandtschaftsgrad dieser Elemente zum Silber; von Fr. Field. |
Fundstelle: | Band 146, Jahrgang 1857, Nr. XXXIII., S. 136 |
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XXXIII.
Ueber die Trennung von Jod, Brom und Chlor, und
über den relativen Verwandtschaftsgrad dieser Elemente zum Silber; von Fr. Field.
Aus der Chemical Gazette, August 1857, Nr.
357.
Field, über die Trennung von Jod, Brom und Chlor.
Obgleich sowohl das Bromsilber als das Jodsilber durch die Einwirkung von Chlor bei
erhöhter Temperatur zersetzt werden, so wird doch das Chlorsilber durch Bromkalium
vollständig zersetzt, und sowohl das Bromsilber als das Chlorsilber durch Jodkalium.
Selbst heiße starke Salzsäure hat nur wenig Einfluß auf das Jodsilber; es ist ein
viele Tage fortgesetztes ununterbrochenes Sieden zu seiner gänzlichen Zersetzung
erforderlich. Die Chemiker waren meines Wissens bisher der Meinung, daß das Chlor
eine größere Verwandtschaft zum Silber besitzt als alle anderen einfachen Körper,
und in Gmelin's Handbuch der Chemie heißt es, daß alle
Silbersalze, selbst die unauflöslichen, durch Auflösungen von Chlormetallen in
Chlorsilber umgewandelt werden. Aus folgenden Versuchen geht aber hervor, daß Brom
eine größere Verwandtschaft zum Silber hat als Chlor, und Jod eine noch größere
Verwandtschaft als Brom.
Wenn man eine gemischte Auflösung von Bromkalium und Chlornatrium allmählich einer
Lösung von salpetersaurem Silber zusetzt, aber nicht in Ueberschuß, so wird keine
Spur von Chlorsilber gefällt, so lange noch etwas Bromkalium in Lösung
verbleibt.
Versetzt man eine Lösung von salpetersaurem Silber mit einer Mischung von Jodkalium,
Bromkalium und Chlornatrium, so bilden sich Jodsilber und salpetersaures Kali, indem
das Bromkalium und Chlornatrium unzersetzt bleiben.
Gießt man Bromkalium auf Chlorsilber, so erfolgt eine gänzliche Zersetzung, indem
Bromsilber und Chlorkalium entstehen.
Wenn man Jodkalium dem Chlorsilber zusetzt, so bilden sich Jodsilber und Chlorkalium;
eine ähnliche Zersetzung erfolgt, wenn Jodkalium dem Bromsilber zugesetzt wird,
indem das Jod das Brom ersetzt.
Wird überschüssiges Chlorsilber mit einer Lösung von Jodkalium geschüttelt und einige
Stunden lang erwärmt, so kann man in der Lösung keine Spur von Jod entdecken; wenn
jedoch Chlornatrium auf Jodsilber gegossen wird, so erfolgt keine Zersetzung, und
das Chlornatrium wirkt auch gar nicht auf Bromsilber ein; und wenn Bromkalium dem
Jodsilber zugesetzt wird, so erfolgt keine Aenderung in der Verbindung der
Elemente.
Auf Grund dieser Versuche habe ich folgende einfache Methode zur Trennung von Chlor,
Brom und Jod ermittelt: Nachdem man drei gleiche Portionen der zu analysirenden
Salze abgewogen hat, bringt man sie in drei Flaschen mit eingeriebenen Glaspfropfen,
und setzt jeder beiläufig eine Unze Wasser zu; dann wird jeder salpetersaures Silber
in schwachem Ueberschuß zugesetzt, worauf man sie wieder verpfropft und jede Flasche
heftig schüttelt. Die Niederschläge setzen sich in wenigen Minuten ab, werden
einzeln abfiltrirt und mit heißem Wasser ausgewaschen. Nr. 1 wird getrocknet und
gewogen. Nr. 2 wird mit Bromkalium digerirt, getrocknet und gewogen. Nr. 3 wird mit
Jodkalium digerirt, getrocknet und gewogen.
Um die Methode zu prüfen, habe ich eine Mischung von 5 Gran Jodkalium, 5 Gran
Bromkalium und 5 Gran Chlornatrium gemacht. Ich erhielt folgende Resultate:
Versuch.
Theorie.
Jod
3,69
3,81
Brom
3,51
3,34
Chlor
2,92
3,02
Ich habe diese Methode zur Analyse mehrerer in Chili aufgefundener Silbererze
benutzt, welche Chlor-, Brom- und Jodsilber enthalten und deren
Formeln ich beifüge:
Chlorsilber
Ag Cl.
Chlorbrom-Silber
2 Ag Cl, Ag Br.
Chlorbrom-Silber
3 Ag Cl, 2 Ag Br.
Chlorbrom-Silber
Ag Cl, 3 Ag Br.
Bromsilber
Ag Br.
Jodsilber
Ag I.