Titel: Challeton's Verfahren der Torfbereitung.
Autor: C. Siemens
Fundstelle: Band 146, Jahrgang 1857, Nr. LXVII., S. 265
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LXVII. Challeton's Verfahren der Torfbereitung. Challeton's Verfahren der Torfbereitung. In der Pariser Ausstellung hatte Challeton nach einem ihm eigenthümlichen Verfahren bereitete Torfziegel und Torfkohks ausgestellt, welche die größte Aufmerksamkeit erregten und Alles übertrafen, was vorher von ähnlichen Leistungen bekannt worden war.Man vergleiche den Bericht darüber von Hrn. Prof. Dr. Rühlmann, im polytechn. Journal Bd. CXLI S. 69. Der Challeton'sche condensirte Torf hatte bei gleichem Volumen fast das doppelte Gewicht des gewöhnlichen guten schwarzen Streichtorfes und äußerte zugleich einen so starken Widerstand gegen das Zerbrechen, Abkrümeln und Verstäuben, daß er selbst bei einem weiteren Transport, wie beim Umladen, wenig leidet. Versuche auf mehreren Eisenbahnen haben ferner bereits dargethan, daß er sich für die Locomotivfeuerung trefflich eignet. Ebenso war auch die Challeton' sche Torfkohle nicht bloß schwerer, sondern auch unzerbrechlicher, als gemeine Torfkohle, und ihre höhere Dichtigkeit verrieth sie schon durch den verstärkten halbmetallischen Graphitglanz, in dessen Höhe sie den besten Steinkohlenkohks nur wenig nachstand. Da nun der Werth einer nicht zu aschereichen Torfkohle gegen Holzkohle nur wegen mangelnder Consistenz geringer ist, so läßt sich mit vollem Recht erwarten, daß eine so verbesserte Torfkohle für den häuslichen Bedarf und für die Handwerker fast den Preis der Holzkohle wird bedingen können, und daß sie, sobald durch ihr Volumen keine Unbequemlichkeit mehr entsteht, bei Locomotiven zur Schonung der Kessel und Siederöhren den Steinkohlenkohks unbedingt vorgezogen werden wird. Die Vorzüglichkeit dieser Producte veranlaßte den landwirthschaftlichen Generalverein für das Herzogthum Holstein, die HH. C. Lütkens auf Bundhorst und Dr. C. Meyn in Uetersen damit zu beauftragen, das sogenannte „Torfconcentrationsverfahren,“ nach welchem Challeton die ersteren dargestellt, an Ort und Stelle zu prüfen und bezüglich seiner Anwendbarkeit auf Holstein zu begutachten. Von dem in Folge davon erstatteten gutachtlichen Bericht wird im „Chemischen Ackersmann“ ein Auszug mitgetheilt, den wir seinem wesentlichen Inhalte nach hier wiedergeben. Das Princip des Challeton'schen Verfahrens ist, die vorkommenden verschiedenen Torfarten nicht bloß zu vermischen, sondern sie auch bis zur möglichst großen Feinheit zu verkleinern, oder aber die feineren Theile herauszuschlämmen, dann durch Ueberschuß von Wasser in eine so dünne Masse zu verwandeln, daß der Torf wie eine Flüssigkeit an seinen Platz fließt und sich aus dem flüssigen Brei allmählich zu Boden senkt, daher ganz nach den Gesetzen der Schwere sich ablagert, und bei möglich größter Abwesenheit der leeren Räume, vermöge einer Contraction, durch Setzen und Schwinden den höchsten Grad von Dichtigkeit und Festigkeit erreicht, welcher bei diesem Stoffe überhaupt erzielt werden kann. Eigentlich ist die ganze Arbeit einer groben Papierfabrication zu vergleichen, und gänzlich nach dem Schema einer solchen eingerichtet. Das Verhältniß des Fabricats zu dem Rohproduct in Dichtigkeit und Festigkeit ist demnach auch ganz dasselbe, wie zwischen dem harten regelmäßig verpackten Papier und den weichen, unregelmäßig ausgebauschten Lumpen. Vielleicht am schnellsten durch diesen Vergleich kann man sich über die ganze Zusammenstellung der Apparate und ihre Wirksamkeit orientiren und die Zweifel beseitigen, welche auftauchen könnten, wenn man hört, daß sich der condensirte Torf lediglich durch Aufschlämmung und durch Bodensatz aus der breiigen Masse bilden soll. Das Wesentlichste über die Ausführung, so weit diese von den Berichterstattern zu Montanger bei Paris und in dem noch vorzüglicheren und instructiveren Etablissement von Roy in St. Jean bei Neufchatel besichtigt werden konnte, ist Folgendes. Der Moor- oder Wiesentorf, der allein sich zu der in Rede stehenden Behandlung eignet, bildet am ersteren Orte ein Lager von 10 bis 12' Tiefe, welches mit Canälen durchschnitten ist, die mit. Kähnen für die Zwecke der Ausbeutung befahren werden. An der Stelle wo man den Torf sticht, wird von der Oberfläche bis auf den tiefsten Untergrund das Ganze auf einmal weggenommen, und da die Wiesenfläche nur etwa 1 bis 2 Fuß über dem Wasserspiegel steht, so geschieht der Stich größtentheils unter Wasser, und zwar so daß man den Torf nicht ketschert, sondern durch ein eigenes Instrument in ziegelähnliche Streifen absticht. Derselbe gelangt dann in einen mit Wasser gefüllten Graben neben der Fabrik, und von hier aus werden mittelst einer Baggermaschine die rohen Torfklötze mit dem Wasser zugleich zu einem hölzernen Trichter emporgehoben und in ihn ausgeschüttet, durch welchen die Masse in die Zertheilungsmaschine gelangt. Diese in einer großen Trommel eingeschlossene Maschine wurde zwar nicht gezeigt, aber es ist kaum anzunehmen, daß der inwendige Bau derselben besondere Eigenthümlichkeit darbiete. Bei der Weichheit des Torfes und der Quantität des vorhandenen Wassers muß es ganz einerlei seyn, ob dabei ein Zerquetschen, Zermalmen, Zerreißen oder Zerkneten der faserigen oder zelligen Theile des Torfes stattfindet, oder endlich, ob nur ein möglichst vollständiges Aufspülen der Masse, etwa durch Bürstenwalzen, vollführt wird, was man nach dem Erhaltungszustande der eingemengten frischen Wurzeln um so eher voraussetzen darf,' da die breiige Beschaffenheit des Wiesentorfes kaum etwas anderes zu fordern scheint. Die Aufgabe für diesen Theil der Maschinerie bleibt immer nur die möglichst feine Aufschlämmung der Torfmasse, und für diesen Zweck wird dieselbe doch je nach der Qualität des zu verarbeitenden Torfes abgeändert werden den müssen. Jeder gewandte Mechaniker wird hiefür verschiedenartige Constructionen leicht erfinden können. Vorläufig muß man annehmen, daß bei der ungefähr gleichen Function, welche hier geübt wird, eine den Holländern der Papierfabriken angenähert ähnliche Einrichtung die vortheilhafteste sey. Aus dieser Trommel tritt die vorbereitete Masse in Kufen, welche je ein metallenes Sieb enthalten, von gleicher Gestalt und etwas kleineren Dimensionen, gleichsam eingeschachtelt. Dieses Sieb, mit etwas länglichen in Blech geschnittenen Maschen, läßt den weichgewordenen zertheilten Moorbrei durchpassiren, hält aber alle unerweichten Holz- und Rindenstücke, alle langfaserigen Reste und besonders die frischen Wurzeln zurück. Um dasselbe beständig offen zu halten, dreht sich in dessen Mitte eine Achse, besetzt mit Armen, welche den innern Wandungen des Siebs angepaßt sind und Bürsten von Piassavafasern führen, durch welche eine ununterbrochene Reinigung der Maschine bewirkt wird. Der dünnflüssige Moorbrei gelangt nun, unten eintretend, in eine größere, ziemlich hohe Schlämmkufe, in der er durch aufwärts schraubende Rührarme in steter, langsam nach oben gehender Bewegung erhalten wird, doch aber Ruhe genug findet, um alle schwereren Theile, als Steine, Sand, Muscheln etc. am Boden zu lassen, wo sie auf einer schiefen Ebene allmählich der seitlichen, mit einem Schieber verschlossenen Oeffnung zurutschen, aus der sie gelegentlich ausgezogen werden können. Der gereinigte dünne Moorbrei fließt oben ab und wird schließlich durch hölzerne Gerinne und hanfene Schläuche in etwa eine Quadratruthe große und 1 Fuß tiefe, am Rande mit Bretern verkleidete und am Boden mit Matten oder Schilfrohr und Binsen ausgelegte Becken oder Gruben geleitet. Hat sich das Wasser so weit in den Untergrund eingezogen, daß die gebildete welche Torfplatte, die beiläufig 3 Zoll dick ist, consistent genug geworden, so wird sie durch Aufdrücken eines gegitterten Rahmens in (500) Soden zerschnitten, die nach einigen Tagen so zusammengetrocknet sind, daß man sie herausnehmen und an der Luft völlig zur Trockne bringen kann. Mit Hülfe einer Dampfmaschine von 8 Pferdekräften wurden täglich 70 Becken gefüllt, also Brei für 35,000 Soden zubereitet. Bei einer Anzahl von 800 Becken, welche in Montanger vorhanden sind, muß daher in 10 bis 12 Tagen die Trocknung so weit seyn, daß die Becken geleert und von Neuem gebraucht werden können. In St. Jean bei Neufchatel waren nur 9, aber weit größere und tiefere Becken vorhanden, mit denen jedoch dieselbe, ja eine größere Menge Torfziegel hergestellt werden sollte, als mit jenen 800 kleinen zu Monger. Diese waren über dem Erdboden erbaut, theils mit Backsteinen ausgebaut, theils mit Kalkfliesen ausgepflastert, woraus auch die Seitenwände bestanden. Dazu waren sie unterhalb drainirt und oberhalb mit einem Zapfloche versehen. Hier läßt man den Torf sich setzen und zapft die größere Menge Wasser oberhalb ab, während die geringere Menge unterhalb durchzieht und durch die Drainirung sehr leicht entfernt wird. Die Erfolge dieses ersten schweizerischen Etablissements sind so günstig ausgefallen, daß noch 9 andere solche Anlagen in der Schweiz in der nächsten Zeit begründet werden sollen. Das Endurtheil der Berichterstatter geht dahin, daß dieses neue Verfahren zur gleichzeitigen Reinigung und Concentration des Torfes bei allen Torfarten von geeigneter Qualität große Vortheile erwarten lasse, und jetzt schon überall gut rentiren werde, wo die gewöhnliche Torfarbeit rentirt, in der Folge aber, wenn die noch einer großen Ausbildung fähigen mechanischen Constructionen, die Maschinerie und die. Arrangements der Theile vervollkommnet seyn werden, ohne Zweifel auch an vielen andern, der gemeinen Torfarbeit jetzt unzugänglichen Orten, zumal wenn es, was sehr wahrscheinlich, gelingen sollte, es auch für kleine Handmaschinen anwendbar zu machen. Dann erst wird auch die weitere chemische Verarbeitung des Torfes zu Torfkohks, Photogen, Paraffin, Ammoniak etc. sicher rentabel werden, während die jetzt vielfach in Umlauf gesetzten handschriftlichen Calculationen, die einen großen Vortheil aus der Torfdestillation allein herausrechnen, nur mit Mißtrauen aufzunehmen sind. In wie weit Challeton's Berechnungen hierüber mehr Zutrauen verdienen, mußte dahingestellt bleiben, da seine neu projectirte Destillationseinrichtung noch Project war. Ueber das Princip derselben erfuhren die Berichterstatter, daß die Oefen eine solche Einrichtung erhalten sollen, um eine allmähliche und zugleich fractionirte Destillation zuzulassen, wodurch allerdings die nachherige Scheidung der Producte wesentlich erleichtert werden würde. Dieß glaubt man in der Weise zu erreichen, daß man eine Kette von Wagen, mit dem Rohmaterial beladen, durch die horizontale oder schwach geneigte Esse einer Feuerung in bestimmten Pausen ruckweise vorschreiten läßt, erst dem heißen Luftstrom entgegen zu immer stärkerer Erhitzung, dann vorbei und von ihm weg zu allmählicher Abkühlung. Bewährt sich diese Einrichtung, so bezeichnet sie unfehlbar einen wirklichen Fortschritt und dürfte wesentlich dazu beitragen, auch diese Art der Torfverwerthung, die zwar ein beträchtliches Anlagecapital, aber (da Abfälle und Gase zur Feuerung dienen) nur relativ geringe Betriebskosten erfordert, zu einer lucrativen machen. (Agron. Zeitg.) Nachtrag. Das württembergische Wochenblatt für Land- und Forstwissenschaft, 1857 Nr. 46, enthält bezüglich vorstehender Abhandlung folgenden Bericht über Die Torfbereitung in Böblingen. Die in der Nähe von Hohenheim bei Böblingen errichtete Zuckerfabrik besitzt zum Bezug ihres nöthigen Brennmaterials ansehnliche Torfflächen in ihrer Umgebung. Es befinden sich diese Torfgründe, wie der nicht weit davon entfernte Sindelfinger Torfstich, in den Senkungen der dortigen Muschelkalkformation, und die Qualität des Torfs ist, je nach der Beimischung einer größeren oder geringeren Menge Letten und Muscheltrümmern, eine wechselnde. Die reine Torfsubstanz besteht meist aus dichten stark verkohlten vegetabilischen Resten; es fehlen aber auch die jüngern und leichtern Arten Torf nicht. Die bessere Qualität findet sich in der Regel in westlicher Richtung der Vertiefungen und ist hier nur mit mehr oder weniger kohligen Letten vermischt, während der leichtere Torf, mit vielen Trümmern von Schneckenhäusern vermengt, mehr die östlichen Lager ausmacht.Sicher wurden diese Schneckenhäuser durch vorherrschenden Westwind dem östlichen Theile der früheren Sümpfe zugetrieben. Eine dieser Torfflächen, welche des Wassers wegen bisher nur auf wenige Fuß ausgebeutet werden konnte, wurde im Laufe des verflossenen Winters durch die Anlage einer größeren Dohle bis zu einer Tiefe von 12 Fuß entwässerter gemacht und mit den dazu nöthigen Abzugsgräben durchzogen. Obgleich es gegenwärtig nicht mehr an brauchbaren Vorrichtungen fehlt, aus einer nicht zu entwässernden Vertiefung den Torf zu gewinnen, so durften hier doch die größeren Kosten einer Entwässerung nicht gescheut werden, weil die vorhandenen Torflager fast durchgängig mit einer 2–3 Fuß mächtigen Lage der besten Dammerde von den umliegenden Höhen überdeckt sind, was es möglich macht, nach der Entwässerung und dem Ausstechen des Torfs hier die fruchtbarsten Wiesen zu gewinnen. Während die Förderung des Torfs aus dem entwässerten Grunde durch einfaches Stechen als das vortheilhafteste erschien, machte die Verwerthung der aus den Entwässerungsgräben schon im Laufe des Winters gewonnenen Torfmasse eine geeignete Zubereitung derselben nöthig. Angestellte Versuche mit dem Schlämmen des Torfs auf ähnliche Weise, wie es in dem vorstehenden Aufsatze angegeben, ließen zwar aus der reineren Torfmasse ein Product gewinnen, welches an Festigkeit dem Holze gleichstand und an Brennkraft es übertraf, allein die Kosten der Präparation standen hier doch nicht im Verhältniß mit den dadurch erlangten Vortheilen, was zu einer Vereinfachung in der Behandlung des Torfs führte, die den beabsichtigten Zweck, vortheilhafte Nutzbarmachung aller Abfälle, auf ganz befriedigende Weise erreichen ließ. Bevor wir auf diese einfachere Zubereitung näher eingehen, dürfte es von Interesse seyn, das Beachtenswerthere von den angestellten Versuchen anzuführen, da unter anderen Verhältnissen, z.B. bei der Gewinnung des Torfs zum Verkauf und für weiteren Transport, sicher einiger Nutzen daraus zu ziehen ist. Die zum Verdichten des Torfs so wichtige und zunächst erforderliche vollständige Zerkleinerung des Torfs wurde hier durch die Anwendung einer Rübenreibmaschine in der Zuckerfabrik der technischen Werkstatt zu Hohenheim, wo diese Versuche angestellt wurden, aufs Vollständigste erreicht. Die Leistungsfähigkeit der Maschine zeigte sich dabei so bedeutend im Verhältniß zur erforderlichen Betriebskraft, daß zu dem vorliegenden Zwecke kaum eine geeignetere Vorrichtung zu wünschen bleibt. Die innige Vermischung des auf diese Weise gewonnenen Torfstaubs mit Wasser konnte hier durch die Benutzung einer Bokardusmühle, durch welche man den Brei laufen ließ, noch erleichtert werden. Diese vollständige Zerkleinerung und innige Vermischung mit dem Wasser trug wesentlich dazu bei, später eine recht feste Masse zu erhalten, und zeigte, daß zur dichten Lagerung der Theile eine vollständige Zerstörung alles natürlichen Zusamenhangs nothwendig sey. Der Mangel an Sand und andern schwereren Theilen in der zu verarbeitenden Torfmasse (die beigemischten Schneckentrümmer zeigten kaum ein größeres specifisches Gewicht als die Torffaser selbst), ferner der Umstand, daß der beigemischte feine Letten diese Theile, selbst in einer größeren Menge Wasser, in fortdauernder Suspension erhielt, machte ein eigentliches Schlämmen zur Befreiung von diesen Verunreinigungen unausführbar. Ebenso verzögerte die lettige Beimischung das Abziehen des Wassers durch die siebartige Unterlage, sowie die Verdunstung der Feuchtigkeit. Dabei zeigte sich die Nothwendigkeit einer sehr allmählichen Austrocknung, die weder durch starken Luftzug noch durch directe Einwirkung der Sonne oder durch eine künstliche Erwärmung zu beschleunigen war, wenn die Entstehung von Rissen und Sprüngen vermieden werden wollte. Endlich zeigte sich auch bei der feineren Masse ein sorgfältiger Schutz gegen Regen als dringend nöthig, indem gerade die dichteste Masse am meisten durch Nässe dem Zerfallen ausgesetzt war, wie das schon bei dem besseren Stechtorfe der Fall ist. Um diesem Uebelstande zu begegnen, mußte entweder eine Entfernung des Lettens, der hier sicher die Schuld trägt, erreicht werden, oder man mußte auf die feine Vertheilung und der dadurch zu erlangenden Festigkeit bis auf einen gewissen Grad verzichten. Für den vorliegenden Zweck blieb nur das letztere zu thun übrig, indem ein Trocknen unter Dach und Fach bei dem hier zu verarbeitenden Quantum unausführbar oder vielmehr viel zu kostbar und umständlich, allein des Transports wegen, erschien. Den Torf nach Art der Lohkäse, durch einfaches Treten mit den Füßen zu verarbeiten und dann in Formen zu streichen, wie dieß in Holland mit der durchs Baggern gewonnenen Torfmasse geschieht, zeigte sich bei der hier zum Theil schon ausgetrockneten und immerhin ungleichen Masse gleichfalls als unausführbar. Es war daher sehr erfreulich, durch Anwendung einer hier in neuerer Zeit zum Mahlen und Quetschen von Kartoffeln und Rüben für den Brennereibetrieb construirten Stabwalzenmühle, ohne größeren Kostenaufwand, eine so feine Masse aus dem Torfe zu gewinnen, wie sie sich als ganz geeignet für den vorliegenden Zweck zeigte. Es wurden auf diese Weise aus jenen Abfällen Torfziegel gewonnen, welche eine größere Festigkeit als die gestochenen besaßen, mehr Heizkraft entwickeln ließen und eben so gut, wie der Stechtorf, im Freien getrocknet werden konnten, ohne durch Sonne und Regen mehr wie dieser an seiner Festigkeit zu verlieren. Der zum Formen bestimmte Torf wird zunächst in einer ausgegrabenen, nur mit einem Breterboden ausgelegten Vertiefung mit einer hinreichenden Menge Wasser eingeweicht oder eingesumpft, so daß er als dünner Brei mittelst einer Schapf auf die Mühle zu bringen ist, die durch 2 Mann getrieben werden kann. Die Masse drückt sich bei diesem Mahlen durch die Stäbe ins Innere der Walzen, aus welchen sie seitwärts herausfällt und dann zum Formen kommt. Die Form besteht aus einem 4 Fuß breiten, 7 Fuß langen und 2 Zoll hohen Rahmen mit 56 Abtheilungen oder Fächern, so daß damit eine gleiche Anzahl Torfstücke oder Steine herzustellen ist. Die Masse soll zu diesem Formen die Consistenz eines dünnen Lehmbreies, wie er zum Mauern verwendet wird, besitzen; er läßt sich dann sehr leicht in die Vertiefungen streichen. Die Form kann gleich darauf abgehoben und aufs Neue gefüllt werden. Die Arbeit geht so rasch, daß durch 8 Mann täglich etwa 10,000 Stück Torfziegel herzustellen sind, wobei das Zuführen in die Grube, das Durcharbeiten in derselben, das Einschöpfen, Mahlen und Formen von denselben zu verrichten sind. Die Kosten des Aufsetzens zum Trocknen bleiben dieselben, wie beim Stechtorf, dessen Gewinnungskosten etwa 2/3 des Formtorfs betragen. Die Mehrkosten von 1/3 werden durch die bessere Qualität reichlich aufgewogen, die festere Masse liefert weniger Abfall und gewährt dadurch eine bessere Heizung, bei der sich die Rostöffnungen weniger zusehen, was ohne heftigen Zug eine bessere Verbrennung erreichen läßt. Versuche, den Torf durch wiederholtes Mahlen feiner herzustellen, gaben zwar eine um so festere Masse, die aber, aus den schon angeführten Gründen, das Trocknen im Freien weniger zuließ. Das langsamere Trocknen im Schatten und gegen Regen geschützt, wird da die größeren Kosten decken, wo die Nothwendigkeit einer größeren Festigkeit für weiteren Transport und dergleichen die vermehrten Herstellungskosten aufwiegt. In Böblingen wurde im Laufe des Sommers etwa 1 Million Ziegel solchen Formtorfs theils aus dem erwähnten Grabenausschlage, theils aus den beim Stechen vorkommenden Abfällen gewonnen. Den Brennwerth desselben wird der in nächster Zeit beginnende Betrieb der Fabrik genauer ermitteln lassen. Jedenfalls ist dieser Brennwerth ein größerer, als der des Stechtorfs, und da das verwendete Material nur auf diese Weise nutzbar zu machen war, so ist damit ein bedeutender Vortheil erlangt worden. C. Siemens.